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Namenskreationen mittels Lautverschiebung?

 
 
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Epiker
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 29
Beiträge: 301
Wohnort: Österreich


Beitrag16.04.2018 14:29
Namenskreationen mittels Lautverschiebung?
von Epiker
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich befasse mich aktuell wieder verstärkt mit mittelalterlicher Epik und Heldenliedern usw.
Dabei interessiert mich besonders der Umstand, wie König Etzel aus dem Nibelungenlied zu seinem Namen gekommen ist, wobei es sich ja eigentlich um den sagenhaften Hunnenkönig Attila handelt.
Es heißt das sei eine Lautverschiebungsgeschichte (2. Lautverschiebung denke ich), wo tt zu tz bzw. zz. wurde und genau darum geht es mir in diesem Thread; das Erschaffen neuer "natürlicher" Namen mittels der historischen Lautverschiebung.

Dabei versuche ich nachzuvollziehen wie genau das mit der Lautverschiebung funktioniert, denn wenn man das beherrscht würde das bedeuten, dass man (z.B. für eigene im Mittelalter spielende Geschichten) ja auch andere bekannte antike, bzw. spätantike Namen (ohne deutsche Gegenstücke wie z.B. Marcus Antonius -> Mark Anton) hernehmen und mittels der Lautverschiebung korrekt zu einem völlig neuen Namen transformieren und dabei zusehen könnte was rauskommt.
Z.B. der bloße Namensvergleich des bekannten transformierten Namens Attila -> Etzel ist schon krass, was würde da wohl erst rauskommen, wenn man Namen wie Cicero usw. der Lautverschiebung unterziehen würde?

Beispiel:
Ich kann zum besseren Verständnis jetzt nur den Namen "Attila" als Beispiel sezieren und würde mich über weitere Gedanken eurerseits sehr freuen, weil ich finde, dass das wirklich ein interessantes Thema ist.

Also der Name "Attila" setzt sich meines Wissens aus "atta" (Vater) und einer Verkleinerungsform zusammen, würde auf Deutsch also "Väterchen" bedeuten. Die 2. Lautverschiebung machte "tt" zu "tz" bzw. "zz".
Hätten wir schon mal Atzila. Wenn man dann noch annimmt, dass die Verkleinerungsform "-ila" zu "-el" verdeutscht wurde (bei uns z.B. bekannt durch Hans -> Hänsel), hätten wir Atzel, dass ist von "Etzel" schon gar nicht mehr so weit weg, nicht? Very Happy
============================

Ich würde jetzt gerne eure Meinung dazu hören zum Thema "antike Namen (ohne deutsche Entsprechung) hernehmen und durch Lautverschiebung verändern und schauen was dabei rauskommt".

Man kann es als kleinen, erheiternden Zeitvertreib ansehen, groß Nutzen hat man davon nicht. Aber ich hoffe hierüber Leute zu erreichen, die sich mit den Gesetzen der Lautverschiebung besser auskennen und dann vllt. ein paar Namen gleich "lautverschieben" könnten, bloß damit man sich mal ansehen kann wie lateinische Namen im Mittelalter ausgesehen haben könnten.

Namen wie Theoderich, Justinian, Cäsar, oder Octavianus hätten meiner Meinung nach wenig Sinn sie spaßeshalber der Lautverschiebung zu unterziehen, weil für sie ja sowieso die deutschen Varianten Dietrich, Justin, Kaiser und Oktavian existieren.

Aber wie gesagt Namen wie Cicero, Septimus Serverus, Agrippa, Diokletian, usw. wären interessant.
Vielleicht fallen euch noch spätantike Personen ein, deren Namen kein deutsches Pedant kennen und deren Namen man dann lautverschieben könnte?

Mir geht es nämlich im Grunde darum zu verstehen, wie man das mit dem lautverschieben auch bei anderen Namen außer Attila machen könnte, weil ich gerne in einem mittelalterlichen Heldenlied von mir reale historische Figuren aus der Spätantike mit lautverschobenen Namen hätte wie eben Etzel im Nibelungenlied. Zur Erklärung: das Nibelungenlied ist ein mittelalterliches Epos mit mittelalterlichen Stilformen und Elementen, das inhaltlich jedoch in der Spätantike spielt. Sowas meine ich beim wilden herumschleudern der beiden Begriffe "spätantike Figuren" und "mittelalterliche Heldenlieder".


_________________
Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!

-Homer-

(Dieses Zitat dürfte so manchem Schriftsteller mehr als einmal passiert sein Wink )
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag16.04.2018 16:36

von Eliane
Antworten mit Zitat

Lautverschiebung hat viel damit zu tun, wie Wörter klingen, wenn man sie laut ausspricht. Da wird z.B. aus einem B ganz schnell ein V oder aus einer fenestra ein Fenster. Möglicherweise ist das auch eine Erklärung für Deine Endung an EtzEL statt Attila -> Atzila. Sprich es mal laut aus, vielleicht schreist Du es sogar (das tut man ja mit Namen gelegentlich wink). Denk Dir außerdem noch dazu, dass die Menschen im Mittelalter nicht das Hochdeutsch sprachen, das wir heute haben. Das heißt, da kommt noch der Einfluss des Mittelhochdeutschen dazu, der sich auch auf die Aussprache übernommener Namen ausgewirkt haben dürfte. Das könnte einige für uns schwer nachvollziehbare Verschiebungen erklären.
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BirgitJ
Klammeraffe


Beiträge: 651
NaNoWriMo: 51762
Wohnort: DD


Beitrag16.04.2018 19:04

von BirgitJ
Antworten mit Zitat

Zu allem, was Eliane schon gesagt hat, kommt hinzu, dass wir die antiken/mittelalterlichen Namen nur geschrieben und nicht gesprochen kennen. Die Rechtschreibung kannte damals nicht solche Regeln, wie sie heute für uns selbstverständlich sind. Man konnte schreiben, wie man wollte, wie man es hörte ...

Darin können weitere Ursachen für Lautverschiebungen zu suchen sein.

Dir geht es ja darum historische Namen zu entwickeln, insofern ist es richtig, sich mit den Gesetzmäßigkeiten der Lautverschiebung zu beschäftigen. Neben dem Interesse. Bei Fantasynamen habe ich einfach nach Gutdünken Buchstaben verschoben und vertauscht Very Happy

Besten Gruß von BirgitJ


_________________
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PhilipS
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 109



Beitrag17.04.2018 09:44

von PhilipS
Antworten mit Zitat

Zitat:
Namen wie Theoderich ...
Theoderich ist kein griechischer Name, sondern ein germanischer. Es handelt sich um den Vorläufer von "Dietrich". (Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_(Name). Da findest Du auch Anhaltspunkte, wie Namen früher lauteten und kannst die Metamorphosen nachvollziehen. Einfach mal "klassische" deutsche Namen eingeben. Ansonsten kannst Du auch überlegen, wie fremde Namen nach der gängigen Aussprache integriert werden. (Aus Jeremias wurde Hieronymus, wurde Jerôme, aus Dionysios wurde Dennis.) Dialekte bieten auch Anhaltspunkte: Josef ist im Rheinland Jupp, in Bayern Sepp. Heinrich war im Mittelalter Hinz, Konrad Kunz. Generell scheint es eine Tendenz zur Verkürzung und geringerer Komplexität zu geben. Übertrage das auf antike Namen, spiele ein bisschen herum - et voilá.

_________________
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Arcularius
Geschlecht:männlichEselsohr
A


Beiträge: 202



A
Beitrag17.04.2018 15:20

von Arcularius
Antworten mit Zitat

Da es um antike Namen geht: Vielleicht hilft es dir auch, wenn du dir zusätzlich zur deutschen Lautverschiebung die Unterschiede in der Aussprache des antiken, des mittelalterlichen Latein (Kirchenlatein) und heutzutage anguckst. Die Aussprache des antiken Latein haben Forscher sehr gut rekonstruieren können. Deswegen bekommen Althistoriker und Klassische Philologen in der Kirche beim "In Dulzi Jubilo" oder "In Dultschi Jubilo" schon mal Bauchgrummeln. Mr. Green

Das Beispiel Caesar hast du ja schon genannt: In der späten Republik Kaisar ausgesprochen, wurde daraus der Kaiser und das russische Gegenstück, der Zar. Interessant, dass sich die Aussprache des Eigennamens geändert hat, aber der Titel weitgehend die ursprüngliche Aussprache beibehielt. Cicero wurde zu seiner Zeit als Kikero angesprochen, erst später sprachen es die Leute Zizero aus oder im Englischen sogar Sisero.

Weil du mehrfach von spätantiken Personen/Namen sprichst, muss ich ganz kurz den Klugsch…-Modus einschalten: Viele der ganannten Personen stammen nicht aus der Spätantike, sondern der Spätrepublik bzw. dem Prinzipat (sic!). Und schon halte ich wieder die Klappe, sorry. smile

Ich finde die Themen Etymologie und Sprachgeschichte wahnsinnig spannend, weil es sich bis in die heutigen Dialekte reinzieht, z.B. der lateische Knabe / Junge "puer" ist heute der bayerische "Bua".
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag17.04.2018 15:58

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Auch Lautverschiebungen verlaufen nicht eindimensional und immer in dieselbe Richtung, sondern können regional ganz verschieden sein - auch im Rahmen von Kulturkreisen/Glaubensgemeinschaften.

Das macht die Sache so interessant. Wenn man die Spur eines Wortes und seiner Veränderungen durch die Weltgeschichte verfolgt, kann man u. U. ganze Feldzüge, Forschungsreisen oder Völkerwanderungen nachstellen.

Also je nachdem, wie intensiv du dabei einsteigen willst, kannst du dir irgendeine fiktive Lautverschiebung zurechtbasteln oder eine echte, historische nehmen (da gibt es Tabellen) oder auch die räumliche Veränderung mit berücksichtigen.

Auch wenn Lehnwörter in eine andere Sprache integriert werden, entwickeln sie sich natürlich nicht immer gleich, sondern passen sich der gängigen Sprechweise an.

Oder in einer Gegend mit viel Wind und Unruhe: Da würde es zu einer stärkeren Betonung der Vokale kommen.

Das erinnert mich an die launige Bemerkung eines früheren Kollegen, dem es immer rätselhaft war, wie man überhaupt jemals eine Oper in Tschechisch aufführen könne.   Laughing
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