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Schneeweißschwarz.


 
 
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hobbes
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Beitrag25.03.2018 16:40
Schneeweißschwarz.
von hobbes
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Am Horizont verschwimmt das Weiß der Wiesen mit dem des Himmels, rein und hell das eine, schmutziggrau das andere. Dennoch lässt sich kaum sagen, wo das eine aufhört, das andere anfängt.
Die Wiesen eine endlose Schneefläche, in der niemand, nicht Mensch, nicht Tier, Spuren hinterlassen hat. Nur unberührtes Weiß, kein Baum, kein Zaunpfosten, nichts, woran sich das Auge festhalten könnte, kein Halm, der aus dem Schnee herausragt, und auch die Ohren finden nur Stille. Winterstille, Schneestille, Windstille.

Dann ein Brummen. Aus der Ferne kommt es näher, wird lauter, ein schwarzer Jeep erreicht die Anhöhe und fährt hinunter ins weiße Tal, findet mühelos den zugeschneiten Weg, der die Wiesen teilt. Das Auto gräbt eine Spur in den Schnee, der Schnee liegt hoch und dicht, dennoch wühlen sich die Reifen in die Erde hinein, hinterlassen ein schwarzes Band, das unaufhörlich auf den Wald zuhält.

Der Wald.

Dicht gedrängt steht er im Wiesental, eine Armee Fichten und kein Einlass, nirgends, dennoch findet der Jeep hindurch, findet den Weg in den Wald hinein, es ist, als würden die Fichten widerwillig zur Seite weichen, schnell hindurch mit dem Auto, schon nimmt eine jede Fichte ihr Schild wieder auf.
Bliebe nicht die schwarze Fahrspur im Weiß der Wiesen, man könnte glauben, es hätte überhaupt keinen Jeep gegeben.

Doch es gibt ihn, er findet einen Weg durch den schwarzen Wald, keine Spur ist hier vom Schnee, die Fichten haben ihn nicht hereingelassen. Auch kaum eine Spur von einem Weg, der Jeep drängt Äste, Gestrüpp zur Seite, schafft es ohne einen einzigen Kratzer zum Ziel.

Die Hütte.

Auch sie kaum zu finden, man muss fast schon vor ihr stehen, um sie zu bemerken, das dunkle Holz der Außenwände fügt sich nahtlos in die Dunkelheit der Fichten. Die Fensterläden zugeklappt, aus dem Schornstein steigt kein Rauch. Auch hier stehen die Fichten dicht an dicht, sie haben die Hütte im Schwitzkasten, einzig vor der Tür ein freier Platz, gerade groß genug für das Auto.
An der Hausecke hängt zwischen Fichtenzweigen verborgen ein Thermometer, minus sieben Grad zeigt es an.
 
Minus sieben Grad und irgendwo läuft Wasser. Zwischen Hütte und Bäumen erahnt man einen Pfad, folgt man ihm, so findet man den Ursprung des Geräuschs: Inmitten einer Eisfläche ein Brunnen. Ein hölzerner Trog, ummantelt mit schwarzen Eiszapfen. Das Wasser, es läuft über den Brunnenrand hinaus, die Eiszapfen entlang, schlägt auf dem Boden auf, dann weiter, immer weiter, unaufhörlich breitet es sich aus, greift nach Boden, Bäumen, der Hütte.
Das Geräusch des Wassers dröhnt in die Stille hinein, übertönt alles andere, denn es muss doch Geräusche geben, es muss doch jemand da sein, das Auto.

Das Auto ist verlassen. Kein Mensch zu sehen, nur eine Flinte liegt quer über dem Fahrersitz.

12Wie es weitergeht »


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V.K.B.
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Beitrag25.03.2018 21:47

von V.K.B.
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Ein Anfang, der sich auf jeden Fall interessant liest. Komplett neutral, wir erfahren nichts über irgendwelche Personen, nur eine Landschaftsbeschreibung und dann das Auto (wie ein Selbstläufer und damit Teil der Szene, ohne das Personen dafür gebraucht werden).
Eine schöne Kamerafahrt dann zu Hütte (oder sprunghaft durch die Kurzkapitelüberschriften?) und wir bleiben beim Auto, wo natürlich sofort die Flinte ins Auge springt. Hier wird eine interessante Stimmung und sogar eine Spannung aufgebaut, ohne dass wir irgendeinen Charakterkontakt dafür brachen. Das ist ungewöhnlich und gefällt mir.

Wo du aber am Ende hin willst, ist mir nicht ganz klar. Der Wagen ist verlassen, niemand da. Gerade eben ist er aber noch gefahren. Oder war da ein Zeitsprung drin, den man nicht bemerkt.

Die Sprache gefällt mir auch gut, ich finde allerdings, wenn du solche langen Sätze schreibst, wie du es hier gelegentlich tust, könntest du gelegentlich ruhig mal den Mut zu einem Semikolon aufbringen, wenn ein neuer Gedanke beginnt und es eigentlich auch mehrere Sätze sein könnten; auf diese Weise würde sich das Ganze etwas besser lesen lassen.

Grüße,
Veith


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Aneurysm
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Beitrag25.03.2018 22:42

von Aneurysm
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Hallo hobbes,

das ist ein Romanbeginn, wie man ihn selten liest. Es taucht keine einzige Person auf, stattdessen handeln Gegenstände. Das Auto gräbt eine Spur, die Reifen wühlen sich in die Erde, das Wasser greift nach seiner Umgebung. Den Konflikt deiner Geschichte deutest du mit kleinen Hinweisen an: ein Auto auf dem Weg in einen einsamen Wald, eine Flinte auf dem Fahrersitz.

Diese Szene bezieht ihre Spannung nicht aus einer actionreichen Handlung, sondern aus ihrer bildhaften Sprache. Besonders diesen Teil finde ich gelungen:
hobbes hat Folgendes geschrieben:
Die Hütte.

Auch sie kaum zu finden, man muss fast schon vor ihr stehen, um sie zu bemerken, das dunkle Holz der Außenwände fügt sich nahtlos in die Dunkelheit der Fichten. Die Fensterläden zugeklappt, aus dem Schornstein steigt kein Rauch. Auch hier stehen die Fichten dicht an dicht, sie haben die Hütte im Schwitzkasten, einzig vor der Tür ein freier Platz, gerade groß genug für das Auto.

Obwohl ich nicht weiß, worum es auf den kommenden Seiten gehen wird, würde ich direkt weiterlesen. Bei der Landschaftsbeschreibung war ich kein einziges Mal gelangweilt, weil sie einem roten Faden folgt. Du verschaffst dem Leser erst einen Überblick und zoomst dann näher ans Geschehen. Gleichzeitig wirft die Szene wichtige Fragen auf. Wer fährt im tiefsten Winter mit seinem Jeep zur Waldhütte? Was hat die Schrotflinte zu bedeuten? Ich erwarte, dass die folgenden Szenen auf diesen Fragen aufbauen werden. Trotzdem hätte ich mir mehr Hinweise gewünscht, die den Konflikt des Romans andeuten.

Ich bin jedenfalls gespannt auf die Fortsetzung, falls du eine weitere Szene einstellst.

Liebe Grüße
Aneurysm
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firstoffertio
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Beitrag25.03.2018 22:48

von firstoffertio
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Mir gefällt das auch, da ist Spannung, und wunderbare Beschreibung.

Vielleicht liegt es an den "man" Sätzen, dass ich mich in der Geschichte wiederfinde.
Ich sehe die Landschaft, höre das Brummen des Autos, gehe hinterher, finde es bei der Hütte, höre das Geräusch (des Wassers), finde es, sehe, dass das Auto nicht zerkratzt ist, wundere mich, keinen Fahrer zu finden, nur eine Flinte.

Will weiterlesen.
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Mardii
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Beitrag26.03.2018 11:29

von Mardii
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Hallo hobbes,

so ganz ohne Personal kommt bei diesem Text eine eigentümliche Stimmung auf. Man wird in ein mysteriöses Scenario gezogen, dem man auf den Grund kommen möchte. Was hat es mit diesem überlaufenden Brunnen auf sich, warum weist der Autor so deutlich auf die Temperatur "minus 7 Grad" hin?
Das liegengebliebene Gewehr löste bei mir zuerst einen Schreck aus. Ich dachte jemand habe sich damit erschossen.
Ja, es ist ein ungewöhnlicher Einstieg in einen Roman. Ein bisschen symbolisch überhöht erscheint mir auch die Überschrift. Schneeweißschwarz klingt so ein wenig nach Schneeweißchen und Rosenrot. Sorry, wenn das jetzt ganz unpassend ist.smile
Gefällt.

Bis dahin Mardii


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hobbes
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Beitrag26.03.2018 22:42

von hobbes
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Und da behaupte ich immer, Beschreibungen könne ich nicht. Vermutlich habe ich "Beschreibung" bisher immer mit "unwichtige Details" verknüpft. Ob der Jeep Alufelgen hat oder Ledersitze in cremeweiß und was für ein Jeep das überhaupt ist, also welches Fabrikat. So Zeug.

Eine Frage, die ich an den Text bzw. seine Leser hatte, habt ihr mir jedenfalls schon beantwort, nämlich so etwas wie: "funktioniert" das, will das in der Form überhaupt einer lesen.

An der Stelle noch mal ein Danke an diejenige, die im Zehntausender Smalltalk Steering the craft erwähnte (d.frank, glaube ich?). Darin gibt es nämlich ein ganzes Kapitel zu dem Thema, also Szenen ohne (agierende) Personen.
Und ein Dank an alle, die meinen letzten Text kommentiert hatten und damit einen dieser Aaaaah-Momente bei mir ausgelöst haben.
Das eine kombiniert mit dem anderen führte nun zu diesem Text und tatsächlich hoffte ich ein wenig darauf, dass eure Kommentare hier eventuell zu einem weiteren Aaaaah-Moment meinerseits führen werden.
Nun ja, bisher noch nicht, aber wer weiß, kann ja noch kommen.

Ich weiß nämlich leider selbst noch nicht, wie es nach dieser Szene weitergehen wird. Also ich weiß es schon, aber mehr so generell-diffus und noch nicht konkret, wie und was und wer genau danach anschließt.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Der Wagen ist verlassen, niemand da. Gerade eben ist er aber noch gefahren. Oder war da ein Zeitsprung drin, den man nicht bemerkt.

Ja, das war auch so eine Frage, ob das möglich ist, also ob der Leser an der Stelle mitmacht. Da ist jetzt quasi ein schwarzes Loch zwischen direkter  "Verfolgung" des Autos und ins Auto hineinschauen. Denn das musste beim Hineinschauen leer sein. Obwohl, ganz so schwarz ist das Loch dann vielleicht doch nicht, wenn man das um die Hütte zum Brunnen gehen mitzählt.

Der Text war noch nicht ganz so "abgehangen" wie ich das sonst gern mache - gut möglich, dass du ansonsten mehr Semikolons gefunden hättest, ich mag die ja eigentlich ganz gern.

Aneurysm hat Folgendes geschrieben:
Trotzdem hätte ich mir mehr Hinweise gewünscht, die den Konflikt des Romans andeuten.

Nun, das fände ich an der Stelle eher schwierig bis unmöglich. Aber das ist ja auch ein sehr kurzer Ausschnitt - und da du auf die Fortsetzung gespannt bist, vertröste ich dich einfach mal auf die smile

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht liegt es an den "man" Sätzen, dass ich mich in der Geschichte wiederfinde.

Das freut mich jetzt besonders, dass du dich wiederfindest, habe ich doch eher den Eindruck, das ist ansonsten nicht unbedingt die Regel bei dir (bezieht sich jetzt nicht (nur) auf meine Texte).

Mardii hat Folgendes geschrieben:
Ein bisschen symbolisch überhöht erscheint mir auch die Überschrift. Schneeweißschwarz klingt so ein wenig nach Schneeweißchen und Rosenrot. Sorry, wenn das jetzt ganz unpassend ist.smile

Ganz und gar nicht unpassend, an die beiden hatte ich tatsächlich auch schon gedacht. Obwohl sie nichts mit der Geschichte zu tun haben, zumindest nicht dass ich wüsste.
Von daher dann doch wieder unpassend. Aber da kannst du nichts dazu, das liegt eher daran, dass der Titel eine spontane Verlegenheitslösung ist.

Danke Euch allen!
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Tjana
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Beitrag27.03.2018 00:40

von Tjana
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hobbes hat Folgendes geschrieben:

Eine Frage, die ich an den Text bzw. seine Leser hatte, habt ihr mir jedenfalls schon beantwort, nämlich so etwas wie: "funktioniert" das, will das in der Form überhaupt einer lesen.

Absolut. Sicher nicht die Masse von Lesern, weil es so personenlos beginnt und das keinem Trend entspricht. Aber mir gefällt diese Arte Einstieg besonders gut. Jedenfalls – und das ist bei diesem Text der Fall – wenn die Beschreibungen mich sprachlich mitnehmen und sofort dorthin befördern; ich vor der Hütte stehe und in das Auto schaue. An der Stelle öffnen sich mehrere Möglichkeiten, die mich beschäftigen, und das ist gut. Sind es zwei Wagen, von denen der eine dem anderen folgt, oder gehören die Spuren im zuvor unberührten Schnee dem Fahrzeug, das jetzt vor der Hütte parkt? Warum steht es jetzt dort?  Was macht der Fahrer gerade in der Hütte und warum lässt er die Flinte zurück, hat er sie also schon vorher benutzt?
Solche Fragen führen zu :Will unbedingt weiterlesen.

Mir ist nicht klar, wohin mich diese Geschichte führen will, aber das ist (noch) nicht wichtig, weil sie bereits packt. Ich würde genauso gerne einen Thriller weiterlesen, wie ein Drama. Alles ist offen und Spannung ist geschickt gesetzt.
Bin gespannt, ob und wie du uns weiter führst Smile
LGT


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firstoffertio
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Beitrag27.03.2018 00:55

von firstoffertio
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Mir fällt immer wieder auf, dass ich "dann ein Brummen" irgendwie unpassend finde im sachlichen Stil des Textes.

Da wäre vielleicht "das Brummen eines Motors". oder "ein Motorgeräusch" oder sowas passender?
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Tjana
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Beitrag27.03.2018 01:07

von Tjana
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Mir fällt immer wieder auf, dass ich "dann ein Brummen" irgendwie unpassend finde im sachlichen Stil des Textes.

Da wäre vielleicht "das Brummen eines Motors". oder "ein Motorgeräusch" oder sowas passender?

Lustig. Genau das ist ein Punkt, der bei mir gerade wegen des nicht Erklärten interessant ankommt.
Für mich wäre ein Hinweis an dieser Stelle schon wieder massentauglich und damit schade.


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d.frank
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Beitrag28.03.2018 23:12

von d.frank
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Hat denn hier noch niemand die Geschichten von Sam gelesen?

Der Wald, die Hütte, das Gewehr und der Brunnen..alles Symbolik daraus..
Oder traut sich niemand, darauf herumzureiten, weil die Autorin verschreckt zurückweichen könnte?
Ich habe keinen neutralen Erzähler gelesen. Die Wiederholungen und die eigentümliche Färbung der Sprache haben mich eine Instanz dahinter lesen lassen. Wer da spricht, bleibt aber völlig unklar. Ich kann das nicht auf Sam beziehen. Es könnte eine Erinnerung sein, die jemand versucht zu fassen und gleichzeitig verdrängen will, deshalb klammert sich dieser jemand an tote Gegenstände, lässt sie heraufziehen und das Eigentliche verdecken, um dann mit der Erkenntnis gestraft zu werden, dass dort etwas fehlt, dass doch jemand da sein muss? Was ist denn ein Raum (und sei er auch noch so persönlich gestaltet) ohne die in ihm Handelnden? Über sowas habe ich schön öfter mal nachgedacht. Wenn Eltern die Zimmer ihrer verlorenen Kinder unberührt lassen, ist das nicht ein bitterer Trost? Ist das nicht noch viel schmerzlicher, weil es nur ein fader Schatten ist? So als verzehre man sich hinter einer Scheibe nach jemandem, dem man mit allen Sinnen verfallen ist.
Weil dein Text so offen ist, bleibt da eine Ambivalenz. Alles bricht dort irgendwie ein oder aus: das Auto in den Schnee, der Schnee in die Fichten (oder auch nicht), die Fichten in das Haus, das Wasser in die Umgebung, sein Geräusch in die Stille, alles lebt und atmet, nur der, den man eigentlich sucht, bleibt verschwunden. Was ist der Raum ohne seinen Inhalt? Steril? Das meine ich mit Ambivalenz. Du gibst diesem Raum ja trotzdem einen Inhalt, er quillt geradezu über davon.
Wie auch immer, mir gefällt das!

Ich bin leider noch nicht so weit wie du mit dem Lesen. Crying or Very sad
Warum zum Teufel gibt es dieses Buch nicht auf Deutsch Evil or Very Mad


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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hobbes
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Beitrag29.03.2018 23:10

von hobbes
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Tjana hat Folgendes geschrieben:
Ich würde genauso gerne einen Thriller weiterlesen, wie ein Drama.

Liebesgeschichte?


Hihi. Scherz.

Danke auch an dich, freut mich, dass der Text bei dir ankommt. Ob und wie es weitergeht - nun ja, ich glaube nun zu wissen, was als nächstes kommen müsste, aber ich kann es noch nicht schreiben Rolling Eyes Und das, was ich schreiben kann, kommt mir als Anschluss unpassend vor, aber wer weiß, vielleicht stelle ich es trotzdem hier ein, mit einem "68 Seiten später"-Vermerk oder so.

*

Was das Brummen betrifft, kann ich nachvollziehen, dass du es unpassend findest, firstoffertio. Ich mag mich nur gerade nicht damit beschäftigen, vermutlich, weil ich insgeheim befürchte, dass dieser Text auch nur einer von den Anfängen ist, die irgendwann dann doch wieder ins Leere laufen.

*

Liebe d. frank, wieso sollte ich verschreckt zurückweichen, wenn jemand Sams Namen ins Spiel bringt?
Ich wollte hier gar keinen neutralen Erzähler erzählen lassen, also zumindest habe ich den Text in diesem Fall nicht danach abgeklopft und alles mögliche herausgeworfen, was mit einem neutralen Erzähler nicht drin sein dürfte. Aber ich merke, dass mir momentan diese Art eines, ich nenne es mal distanzierten Erzählens richtig gut gefällt ( Rolling Eyes Ich glaube wirklich, so langsam habe ich alle Perspektiven durch) oder nein, leicht fällt. Mal sehen, was daraus jetzt wieder wird.
Und spannend, was du über den (vermeintlich leeren) Raum schreibst. Le Guin verweist in ihrem Buch auf Virginia Woolfs Jacobs Zimmer als Beispiel dazu, das will ich jetzt auch unbedingt lesen (irgendwer hier, der das kennt?). Also als Beispiel für "beschreibe eine Person, ein Ereignis allein und nur dadurch, dass du einen Ort beschreibst".
Im Grunde genau das, was du auch geschrieben hast.

Ich bin übrigens noch gar nicht so weit im Buch, ich habe bisher eher spontan irgendwo hineingelesen (und gleich einen Volltreffer gelandet, hihi).
d.frank hat Folgendes geschrieben:
Warum zum Teufel gibt es dieses Buch nicht auf Deutsch Evil or Very Mad

Ich weiß von jemandem, die diese Frage in Bezug auf ein anderes Buch gestellt hat. Irgendwann dann hat die Fragestellerin das fragliche Buch übersetzt und verdient nun damit ihr Geld. Also na ja, unter anderem, es ist schon ein bisschen komplizierter, aber was ich sagen will: Falls du mal nichts mit dir anzufangen weißt ... smile
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d.frank
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Beitrag01.04.2018 19:52

von d.frank
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Hallo hobbes smile

Zitat:
wieso sollte ich verschreckt zurückweichen, wenn jemand Sams Namen ins Spiel bringt?


Ich weiß nicht, ich habe den Eindruck gewonnen, dass Sams Geschichte schon eine Weile in dir gärt und du noch keinen rechten Umgang mit ihr gefunden hast.
Da wird man vielleicht sensibel, könnte ich mir vorstellen / würde ich werden / bin ich schon geworden..wink und möchte nicht damit genervt werden, dass jemand ein Fragment darin sieht, das dieser jemand oder auch man selbst zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in Abfolge bringen kann.
Nebenbei bemerkt bewundere ich aber deine Beharrlichkeit, dich immer wieder in diesem Kosmos zu bewegen! Ist das Disziplin oder Drang?

Zitat:
Aber ich merke, dass mir momentan diese Art eines, ich nenne es mal distanzierten Erzählens richtig gut gefällt ( Rolling Eyes Ich glaube wirklich, so langsam habe ich alle Perspektiven durch) oder nein, leicht fällt. Mal sehen, was daraus jetzt wieder wird.


Kann ich verstehen. Ich lese und schreibe das auch gerne, weil es dem Leser mehr Raum lässt für eigene Gedanken. Mit diesem DeepPov Kram, oder wie sich das schimpft, kann ich überhaupt nichts anfangen.

Zitat:
Und spannend, was du über den (vermeintlich leeren) Raum schreibst. Le Guin verweist in ihrem Buch auf Virginia Woolfs Jacobs Zimmer als Beispiel dazu, das will ich jetzt auch unbedingt lesen (irgendwer hier, der das kennt?). Also als Beispiel für "beschreibe eine Person, ein Ereignis allein und nur dadurch, dass du einen Ort beschreibst".
Im Grunde genau das, was du auch geschrieben hast.


Dann habe ich das also richtig verstanden. smile
Was ich mich jetzt frage, ist, ob ich diese fast bedrohliche Atmosphäre auch ohne das Wissen um Sam gelesen hätte. Ich denke aber schon, weil, wie oben schon beschrieben, alles verdrängt wird, in den Raum eines anderen drängt und irgendwie einbricht oder überquillt, das wirkt aus sich allein heraus schon beklemmend.

Zitat:
Ich weiß von jemandem, die diese Frage in Bezug auf ein anderes Buch gestellt hat. Irgendwann dann hat die Fragestellerin das fragliche Buch übersetzt und verdient nun damit ihr Geld. Also na ja, unter anderem, es ist schon ein bisschen komplizierter, aber was ich sagen will: Falls du mal nichts mit dir anzufangen weißt ...


Wahrscheinlich und wenn ich meine Fortschritte mit dem Buch irgendwie dokumentieren würde, könnte ich abschließend sogar mit einer Übersetzung dienen.. Wink Laughing


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hobbes
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Beitrag02.04.2018 23:29

von hobbes
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Nebenbei bemerkt bewundere ich aber deine Beharrlichkeit, dich immer wieder in diesem Kosmos zu bewegen! Ist das Disziplin oder Drang?

Beharrlich, so habe ich das auch noch nicht gesehen. Vielleicht, weil sich Beharrlichkeit mehr nach Disziplin anfühlt und Disziplin ist bei mir mit Sicherheit nicht im Spiel.
Ich vermute, du gehörst eher zu denen, die an siebzehn Sachen gleichzeitig schreiben könnten? Weil ihnen viel mehr einfällt, als sie jemals aufschreiben könnten?
Zu denen gehöre ich nicht, von daher ist es vielleicht auch ein bisschen so, dass Sam keine kaum "Konkurrenz" hat.

d.frank hat Folgendes geschrieben:

Wahrscheinlich und wenn ich meine Fortschritte mit dem Buch irgendwie dokumentieren würde, könnte ich abschließend sogar mit einer Übersetzung dienen.. Wink Laughing

Das wäre ja gleich die nächste Buchidee. Vorher/Nachher-Fotos mit Texten smile
Erinnert mich an ein anderes Buch, in dem ich heute gelesen oder vielmehr geschaut habe, nämlich Sunday Sketching von Christoph Niemann. Er beschreibt darin unter anderem diesen Prozess des "Erschaffens", also wie er zu seinen Illustrationen kommt, oder nein, eigentlich eher wie, oder wovon er sich inspirieren lässt. Dieses: es bleibt etwas hängen, man kann es noch nicht so richtig greifen, es ist noch nicht ausgereift, man probiert es noch einmal, es passt immer noch nicht, aber irgendwann, viel später, tada, es ist vollbracht und "richtig."
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d.frank
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Beitrag03.04.2018 12:41

von d.frank
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Hallo Hobbes,

sag mal, machst du auch AG Arbeit?
Ich erinnere mich noch sehr genau an das, was du unter die Missbrauchs-Geschichte geschrieben hast: Dass die Auflösung wenigstens nicht auf dem Silbertablett geliefert worden wäre. Und das hast du geschrieben, obwohl die einzige und weitere Kommentatorin sich bezüglich der Auflösung nicht sehr sicher war..
Ich habe ein echtes Problem mit der Balance! Beim Versuch, dem Silbertablett zu entgehen, verwickle ich mich nicht selten in einen Reigen aus Unbestimmtheiten, der den Leser komplett in die Irre führt.
Mir fehlt der Blick dafür, ich weiß nicht, wie viel ich sagen darf und dann wird ein Verstecken daraus, das nicht mehr schlüssig der Handlung dient. Crying or Very sad

Lange Rede, kurzer Sinn:
Hättest du Zeit und Lust, mal bei mir reinzuschauen?

Zitat:
Beharrlich, so habe ich das auch noch nicht gesehen. Vielleicht, weil sich Beharrlichkeit mehr nach Disziplin anfühlt und Disziplin ist bei mir mit Sicherheit nicht im Spiel.


Irgendwas jedenfalls hält dich an der Geschichte fest!
Disziplin ist wohl wirklich das falsche Wort, eher Triebhaftigkeit?
Bei mir ist der reine Entstehungsprozess immer sehr triebhaft und es hört sich so an, als gäbe es bei dir da eine Triebfeder, die dich immer wieder an dieses Ufer führt.

Zitat:
Ich vermute, du gehörst eher zu denen, die an siebzehn Sachen gleichzeitig schreiben könnten? Weil ihnen viel mehr einfällt, als sie jemals aufschreiben könnten?
Zu denen gehöre ich nicht, von daher ist es vielleicht auch ein bisschen so, dass Sam keine kaum "Konkurrenz" hat.


Ne! Laughing
Also nicht an was Großem. Da muss ich das immer erst mal zu Ende bringen. Kurzes kommt mir schon mal dazwischen, meistens ist es dann eine Art Vorbereitung für das Eigentliche. Auch Motive wiederholen sich. Ich habe aber mal gelesen, dass das ziemlich normal wäre, dass viele Autoren im Endeffekt immer dieselbe Geschichte in neuen Gewändern schreiben, von daher beunruhigt mich das noch nicht.. Wink
Ich glaube eher, dass du seine Geschichte einfach zu Ende erzählen willst?
Bei mir ist das jedenfalls so, dass ich beim freien Schreiben in eine Geschichte reingehe und erst dann wieder auftauchen kann, wenn sie auserzählt ist. Da ist gar kein Platz für Inspiration in andere Richtung. Ich bewundere das, wenn Autoren querarbeiten können, das sind dann aber auch meistens die mit einem lückenlosen Gerüst. Als Bauchschreiber funktioniert das nicht, weil man dann den Faden verliert.

Zitat:
Das wäre ja gleich die nächste Buchidee. Vorher/Nachher-Fotos mit Texten smile
Erinnert mich an ein anderes Buch, in dem ich heute gelesen oder vielmehr geschaut habe, nämlich Sunday Sketching von Christoph Niemann. Er beschreibt darin unter anderem diesen Prozess des "Erschaffens", also wie er zu seinen Illustrationen kommt, oder nein, eigentlich eher wie, oder wovon er sich inspirieren lässt. Dieses: es bleibt etwas hängen, man kann es noch nicht so richtig greifen, es ist noch nicht ausgereift, man probiert es noch einmal, es passt immer noch nicht, aber irgendwann, viel später, tada, es ist vollbracht und "richtig."


Ach hör auf! Die nächste Buchidee Evil or Very Mad
Ich hätte jetzt gern auch mal langsam geerntet. Wink
Ja, das kann man ganz sicher auch auf die Autorenwerkstatt übertragen.
Im Grunde unterscheiden sich Planschreiber von den Intuitiven nur dadurch, dass sie das Pferd gleich richtig aufsatteln und dann nur noch drauf reiten müssen. Der Bauchschreiber probiert einen Sattel, stellt fest, dass er beim Reiten verrutscht, sattelt ihn wieder ab und probiert einen anderen, der erst mal passt, beim Galopp aber nachgibt..etc.
Das klingt anstrengend, für mich ist es aber der Kern des Schaffensprozesses. Wenn ich nach Plan schreiben müsste, würde ich das Schreiben aufgeben!


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Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag03.04.2018 20:59

von hobbes
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Du hast Post smile
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Jenni
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Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag03.04.2018 23:13

von Jenni
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Vielleicht ja auch gar kein Anfang sondern ein Ende, das hier. Jedenfalls könnte ich mir das gut als letztes der Fragmente vorstellen. Gerade wegen der Distanziert, glaube ich. Ich finde auch übrigens, dass dir dieses distanzierte Erzählen sehr liegt. Der Schmerz darin ist dadurch in gewisser Weise oder warum auch immer sogar noch intensiver. Gern gelesen. Und gewünscht, ich könnte konkreteres oder hilfreicheres dazu beitragen. :-/
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Beitrag03.04.2018 23:34

von hobbes
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Das schreibst du jetzt, wo ich dachte, ich wüsste zumindest mal den Anfang und das Ende, da müsste das Dazwischen doch auch zu finden sein.
Andererseits, wo ich so darüber nachdenke, könnte das Ende auch der Anfang und/oder der Anfang gleichzeitig das Ende ...

Kein Wunder, dass ich mich im Kreis drehe Rolling Eyes
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Beitrag03.04.2018 23:40

von firstoffertio
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Ich fand Jennis Gedanken auch interessant.

Vielleicht macht das im Kreis drehen ja gerade deine Idee aus?
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag03.04.2018 23:54

von Jenni
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Jedenfalls, das denke ich seit längerem, macht die Unfähigkeit sich dem Geschehen gedanklich (und erzählerisch) zur Gänze zu nähern deine Idee aus. Insofern fände ich ein Ende wie diese Szene, auch in einem Zurückkehren zum Anfang  resignativ und (auf eine nicht gänzlich hoffnungslose aber authentische Art) abschließend zugleich. Ich kann es (konsequenterweise) nicht richtig erklären, aber auf seine diffuse Weise macht das für mich ganz viel Sinn.
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hobbes
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Beitrag04.04.2018 23:25

von hobbes
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Das macht natürlich tatsächlich Sinn, denn egal, was passiert, egal, wo er ist und wie es endet, er wird diesen Ort nicht los, von daher beginnt und endet dort auch alles. Irgendwie.

Jedenfalls erfüllt sich mein Anliegen mit dem Aaaaah-Moment nun doch ein klein wenig, zumindest führt das an der Geschichte herumdenken dazu, dass ich tatsächlich an ihr herumpuzzle und/oder weitere Puzzlestücke schreibe.
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hobbes
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Beitrag09.04.2018 14:57

von hobbes
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Der Hof schmiegt sich in die sonnenwarme Flanke der Wiese. Hier taut der Schnee zuerst, hier findet man Schutz vor dem Wind, der die Anhöhe hinunterbraust, über das Dach hinwegrumpelt, dann abhebt und erst weit hinter dem Wäldchen wieder auf dem Boden aufkommt.
Der Hof hat seine besten Jahre längst hinter sich. Ziegel hat er verloren und auch der hölzerne Balkon kommt ihm abhanden. Neben dem gesprungenem Glas der Scheiben hängen die Fensterläden krumm und schief; krumm und schief wie der ganze Hof.
Doch aus dem Schornstein steigt Rauch; Rauch, den der Wind an sich reißt, mit sich fortträgt.

Auf der Bank neben der Haustür sitzt ein Mann, auch seine besten Jahre sind längst vergangen, krumm und schief auch er, die Hand, mit der er die Pfeife zum Mund führt, ist altersfleckig, faltig.
Der Mann sieht die Wiesen hinunter, den Weg entlang; der Mann sieht aus, als warte er.

Zwischen Wiesen und Nussbäumen hindurch windet sich das grasdurchwachsene Schotterband des Weges den Hang hinunter, verliert sich schließlich im Horizont.
Aus dem Horizont heraus hüpft ein Mädchen, vielleicht vier oder fünf Jahre alt, alles an ihr ist in Bewegung, sie hüpft und springt den Weg entlang bis zu den Nussbäumen, dort bleibt sie stehen, legt den Kopf in den Nacken und sieht zu den Krähen hinauf, die aus dem Grün der Bäume ihr schwarzes Kra in die Welt hinaus rufen.
Hallo, ihr Krähen, sagt sie. Habt ihr genug Nüsse?
Kra, rufen die Krähen. Das Mädchen lächelt und hüpft weiter zur Bank.
Hallo alter Mann, sagt sie und setzt sich. Hefezopf, sie legt ihm eine Tüte hin, Omi hat gebacken.
Er nickt.

Schweigend sitzen sie nebeneinander, der Mann, das Mädchen, sie sehen zu den Nussbäumen hinüber, über denen die Krähen emporsteigen, sich hinaufschwingen, bis sie schließlich den Wind zu fassen bekommen; sie stemmen sich ihm entgegen, um dann auf seinem Rücken über das Wäldchen hinauszusegeln, pfeilschnell.
Du wirst sterben, bevor er kommt, sagt das Mädchen.
Ja, sagt er und lächelt. So wird es wohl sein.
Wenn du tot bist, sagt das Mädchen, werde ich auf ihn warten.
Er sieht sie an. Seine Augen sind das einzige an ihm, das nicht krumm und schief ist.
Er wird kommen, sagt er.
Das Mädchen nickt. Ja, sagt sie, das wird er.
Kra, rufen die Krähen.

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Aneurysm
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Beiträge: 462



Beitrag09.04.2018 22:10

von Aneurysm
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Hallo hobbes,

mit den Beschreibungen hältst du dich auch im zweiten Teil nicht zurück. Mich stört das nicht, weil sie anschaulich und lebendig sind. Besonders die Krähen gefallen mir. Auch die Charaktere finde ich interessant. Das verspielte, lebensfrohe Mädchen führt ein düsteres Gespräch mit dem alten Mann; er könnte ihr Großvater sein. Über die Handlung kann ich zu diesem Zeitpunkt nur wenig sagen, dazu sind die Andeutungen zu mager – was kein Vorwurf sein soll, denn die Spannung bleibt wegen der Frage, was er vom alten Mann will, nicht auf der Strecke.

Aber ein Problem habe ich mit der Fortsetzung: Ich kann sie nicht ganz mit dem ersten Teil verknüpfen. Wer fährt den Jeep? Der Großvater? Das ergibt aus meiner Sicht keinen Sinn. Der Mann, der kommen wird? Dann müsste die zweite Szene doch vor der ersten spielen. Oder wechselt mit der zweiten Szene der Ort der Handlung? Dann solltest du das ausdrücklich schreiben.

Es kann natürlich sein, dass der zweite Teil ein Puzzlestück ist, das nicht unmittelbar ans erste anschließt, oder dass der Anfang der Geschichte wie von Jenni angeregt doch das Ende ist. Betrachte meine Einwände in dem Fall als gegenstandslos.

Liebe Grüße
Aneurysm
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