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nescio Schneckenpost
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Beiträge: 13
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N 24.12.2010 08:25 Lyrik zum Ertrinken ... von nescio
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Sehnsüchtig hoffen,
suchen, glauben
doch die Sehnsucht
bleibt noch ungestillt.
Nach Verklingen der Worte, ... Mondstille
hinter bläulich weißen Nebelschleiern.
Schau hinab, das Wasser
will lächelnd seine Verse dir erzählen
Mitgerissen von dem Strom,
gleich Geröll,
tief im Strudel
ohne Halt und Ausweg
Es ist längst zu spät.
Unsere Konstruktionen lösen sich auf
und mit ihnen alles
was sie je hervorbrachten, selbst Zeit
Nichts zu sehen,
zu hören oder
zu fühlen.
Eine unendliche Neutralität
Auf diese Weise
täglich neu geboren,
in ewiger Verliebtheit
und Augenblicken tiefer Demut
Wenn die Sonne nun erscheint und diese Welt wiederum
in eine Symphonie von Licht und Schatten taucht
haben wir erfahren was es bedeutet,
namenlose Gleichheit ...
"Der Weg der schweigenden Sufis",
ein wieder entdecktes Meditationsgedicht ?
Weitere Werke von nescio:
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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24.12.2010 11:26
von jim-knopf
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guten Abend Nescio
herzlich willkommen hier im Forum
richtig vom Hocker hauen kann mich dein Gedicht leider noch nicht.
Zum einen wirfst du zum Teil arg mit pathetischen Formulierungen um dich und rutschst so hier und da leicht in den Kitsch ab. So zum Beispiel an diesen Stellen...
Zitat: | Mondstille
hinter bläulich weißen Nebelschleiern. |
Zitat: | Wenn die Sonne nun erscheint und diese Welt wiederum
in eine Symphonie von Licht und Schatten taucht |
Zum anderen wirkt mir der Text so vollgestopft, dass es mir vorkommt, als wolltest du alle Worte, die zu diesem Thema, zu diesem Gefühl passen, im Gedicht unterbringen.
Lyrik sollte sich aber möglichst aus das wesentliche beschränken. So wenige Wörter wie möglich, so viel wie nötig. Du musst nicht alles im nächsten Satz noch einmal erklären, wiederholen oder unterstreichen. Ich würde den Text an deiner Stelle kürzen, kürzen, kürzen. Es sind gute Ansätze dabei, hieraus könnte noch was werden.
Da an diesem Text noch Arbeit nötig sein wird, werde ich ihn in unsere Werkstatt verschieben. Dort kannst du mit Hilfe anderer User daran feilen und den Text besser machen. Das Board, in dem sich dein Text jetzt befindet, sollte den verlagsreifen Texten vorbehalten bleiben. Am besten ließt du dir dazu auch mal unsere goldenen Regeln durch.
Gruß
Roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Angst Scheinheiliger
A Alter: 33 Beiträge: 1571
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A 24.12.2010 12:21
von Angst
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nescio hat Folgendes geschrieben: | Sehnsüchtig hoffen,
suchen, glauben
doch die Sehnsucht
bleibt noch ungestillt. |
Gleich zwei Mal Sehnsucht in einer Strophe.
Das ist übertrieben, zumal Sehnsucht eigentlich ein "totes" Wort ist.
Es hat keine Anschauung. Wenn mir jemand sagt, dass er sehnsüchtig ist, weiss ich noch sehr wenig.
Und wenn er dann sagt, dass er hofft, glaubt und sucht, dann frage ich: Worauf, woran und was?
Den Einstieg finde ich deshalb unglücklich gewählt. Gerade die erste Strophe muss faszinieren.
In dieser Form tut sie das leider nicht.
nescio hat Folgendes geschrieben: | Nach Verklingen der Worte, ... Mondstille
hinter bläulich weißen Nebelschleiern.
Schau hinab, das Wasser
will lächelnd seine Verse dir erzählen
Mitgerissen von dem Strom,
gleich Geröll,
tief im Strudel
ohne Halt und Ausweg |
Diese Stelle finde ich schon besser, weil wesentlich konkreter.
Der stark romantische Touch mag mir aber nicht so recht gefallen.
Mondstille ist ein schönes Wort, aber beim Nebelschleier wird's kritisch.
Naturmetaphern sollten mit Bedacht eingesetzt werden, da sie die Tendenz zum Kitsch haben.
Ich bin immer etwas im Zwiespalt, wenn ich sowas kritisiere, da Kitsch sich nicht leicht definieren lässt.
Trotzdem möchte ich mal darauf hinweisen.
nescio hat Folgendes geschrieben: | Es ist längst zu spät.
Unsere Konstruktionen lösen sich auf
und mit ihnen alles
was sie je hervorbrachten, selbst Zeit |
Konstruktionen? Was für Konstruktionen? Das ist ein sehr abstraktes Wort.
Damit kann ich emotional nichts anfangen. Auch die Zeit ist als Begriff so allgemein, dass er genau genommen gar nichts bedeutet.
Interessant ist die Frage: Was bedeutet es, dass sich die Konstruktionen für das Lyrische Ich auflösen?
Werd da ruhig direkter.
nescio hat Folgendes geschrieben: | Nichts zu sehen,
zu hören oder
zu fühlen.
Eine unendliche Neutralität |
Auch hier: "Neutralität", was bedeutet das? Wie fühlt das LI? Klar, es sieht, hört und fühlt nichts, doch was bedeutet das?
Lyrische Darstellungen von Leere gibt es wie Sand am Meer und nur die wenigsten sind gelungen.
nescio hat Folgendes geschrieben: | Auf diese Weise
täglich neu geboren,
in ewiger Verliebtheit
und Augenblicken tiefer Demut |
"Ewige Verliebtheit"! Was ist das? Wie fühlt man sich dabei? Was tut man?
Bei solchen Wendungen fühle ich mich überhaupt nicht involviert. Wo ist da der Alltag?
Wo ist das Mädchen, das du liebst? Ich frage das, weil ich denke, dass das Gedicht zu sehr um sich selbst kreist.
Ich meine, diesem Text geht die Persönlichkeit ab. Er wirkt metaphysisch, abgehoben. Verkünstelt und deswegen tatsächlich pathetisch.
Tut mir Leid, wenn das jetzt sehr hart klingt. Aber das ist nur mein Eindruck. Es gibt hier im Forum auch solche, die das mögen.
Deshalb nichts für Ungut :)
_________________ »Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48. |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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25.12.2010 11:10 Re: Lyrik zum Ertrinken ... von Jocelyn
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nescio hat Folgendes geschrieben: | Sehnsüchtig hoffen,
suchen, glauben
doch die Sehnsucht
bleibt noch ungestillt.
Nach Verklingen der Worte, ... Mondstille
hinter bläulich weißen Nebelschleiern.
Schau hinab, das Wasser
will lächelnd seine Verse dir erzählen
Mitgerissen von dem Strom,
gleich Geröll,
tief im Strudel
ohne Halt und Ausweg
Es ist längst zu spät.
Unsere Konstruktionen lösen sich auf
und mit ihnen alles
was sie je hervorbrachten, selbst Zeit
Nichts zu sehen,
zu hören oder
zu fühlen.
Eine unendliche Neutralität
Auf diese Weise
täglich neu geboren,
in ewiger Verliebtheit
und Augenblicken tiefer Demut
Wenn die Sonne nun erscheint und diese Welt wiederum
in eine Symphonie von Licht und Schatten taucht
haben wir erfahren was es bedeutet,
namenlose Gleichheit ...
"Der Weg der schweigenden Sufis",
ein wieder entdecktes Meditationsgedicht ? |
Hallo nescio,
mir hat das Gedicht gefallen, auch wenn es nicht besonders lyrisch wirkt. Es könnte auch ein kleiner Text sein.
Du hast es der Religion und Esoterik zugeordnet. Entsprechend wählst du die Worte: Sehnsucht, Hoffnung, Unendlichkeit, Ewigkeit, Liebe, Demut, Erfahrung, Namenlosigkeit. Das sind alles sehr große Begriffe und vielleicht ist es dieses Gewaltige, was ein bisschen verschreckt. Trotzdem empfinde ich das Gedicht als ein leises Gedicht. Laut und langsam gelesen klingt es für mich sehr andächtig.
Allerdings würde ich das dir am Ende der zweiten Strophe weglassen.
Dass die Sonne erscheint, gefällt mir auch nicht. Klingt etwas merkwürdig.
Ansonsten finde ich das alles sehr nachvollziehbar. Auch die Konstruktionen. Ich verstehe sie als die Welt, die sich jeder zurechtzimmert, um sich nicht allein und sterblich zu fühlen. Bricht sie zusammen - hier in Strophe 3 beschrieben - geht auch die Zeit ein Stück zu Bruch. Die Zeit, die investiert wurde in das Unbeständige. Und dann sind Werte neu zu finden, hier in der unendlichen Neutralität ausgedrückt. Aus dieser Neutralität kann die Welt mit neuen Augen gesehen werden, hier ausgedrückt im täglich Neugeborensein. Lebe im Augenblick, denn alles ist vergänglich. Und sei verliebt in alles, was dir begegnet. Dann werden Dankbarkeit und Demut möglich. Und das Ego tritt zurück, ausgedrückt in der Namenlosigkeit.
Du drückst eine große Thematik in Schlichtheit aus. Ob das Lyrik ist, ist für mich die einzig offene Frage. Aber wenn nicht, kann man genauso sagen: Warum nicht?
Auf alle Fälle ein guter Text, lieben Gruß, Jocelyn
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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nescio Schneckenpost
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Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5133 Wohnort: Schlüchtern
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26.12.2010 10:59
von Harald
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Hmm,
ich habe da mal reingeschaut, also ich kann auf all dies gerne verzichten und möchte diese Art der Esoterik ungern hier sehen.
Wenn du das als Werbemaßnahme hier eingesetzt hast, OK, einige werden es überlegenswert finden, ich denke, der Großteil unserer User steht der Thematik, sagen wir mal kritisch, gegenüber.
LG
Harald
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
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nescio Schneckenpost
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