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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Ãœbersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 12/2017
mind the gap

 
 
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag27.12.2017 20:00
mind the gap
von Jenni
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

_




The silence like an ocean rolled,
And broke against my ear.



     vergessen Sie nicht, den Sturz in den Abgrund zu vermeiden, vergessen Sie nicht, welche Lücke Sie hinterlassen ______________ vergessen Sie nicht, wo Sie sind oder welche Richtung   anyway, Entschuldigen Sie bitte, [ich] meine sorry, sorry for standing in your way riecht es nach Fisch, Menschenfische umschwimmen einander über unter einander, Fische, die den Weg nach Hause kennen, Heimatfische alle nur [ich] stehe im Weg und gelingt es nicht mitzuschwimmen, stromlinienförmig, Bakterien, Bakterien oder Pilze riechen wie sie gegessen haben, schleimige Pilze in runden Fischmündern, die auf- und zuklappen ohne etwas zu sagen zu haben, Geräusche, Rauschen, Meeresrauschen, [ich] verstehe nicht, nicht, nicht wegen der Sprache, so geht es mir inzwischen mit fast allen Menschen, verstehe was sie sagen, nicht was sie meinen denken empfinden oder warum überhaupt [ich] empfinde nichts seit ________________ nur den Lärm, vergessen Sie nicht das Denken zu vermeiden, gedankenlos Treppe rauf Treppe runter, niemanden berühren, Ansteckungsgefahr wo sie mich berühren wachsen mir Fischschuppen aus der Haut, bleibe [ich], nimmt der Pegel ihres wortlosen umeinander Vorbeieilens zu und mich mit, niemals zurückbleiben, Luft, Ersticken Luft, Regen, schon wieder Regen, dabei konnte [ich] einmal gut schwimmen, weit ins Meer hinaus, schneller auch mutiger als ______________ jetzt versuch mal, nicht an weiße Elefanten zu denken, die gibt es nämlich nicht Primrose, die kleine Schwester, gerettet um am Ende zu sterben, auch so ein Grund zum Weinen, links aber rechts, oder geradeaus, traurigste Lesemomente erstens: das Ende von Hunger Games, heimatlos in der Heimat und wo bin ich, Häuser und Menschen aus Glas, vier sieben drei acht, OpenStreetMap, Primrose ist richtig, nicht ganz falsch, links aber oder rechts, Regentropfen glotzen wie kleine Facettenaugen aus dem leuchtenden Display, geht ein iPhone von Facettenaugen kaputt oder nur wenn es ins Klo fällt, zweitens: das Ende von Das Glück wie es hätte sein können, wie pathetisch, einen weißen Elefanten gibt es ja, in dem Gedicht, dann und wann kommt er vorbei, drittens: Rilkes Karussel, denn der ist jetzt auch grau, straßengrau, nachtgrau, elefantengrau, Karusselbetreiber wissen literarische Elefanten nicht zu würdigen, nicht einmal in Paris, wo ______________ unter Wasser ist es ganz still, gerade die Stille verleiht der Bewegung Anmut, der stillen Bewegung der Menschenfische und Algen Anemonen Schildkröten, und Seeelefanten, Seelefant singt traurige Lieder, gar nicht so einfach, nicht an Elefanten zu denken, und unmöglich nicht an ________________ un elefante se balanceaba sobre la tela de una arana Elefantendenken, dann schon lieber Elefanten, eine sichere Zone was das Denken betrifft, in einem Tierpark waren ___________ (in Indien am Ende auch nicht) ___________ am Ende ist nichts und niemals sicher, dann ist man falsch abgebogen, in die falsche Richtung gelaufen oder zu weit in die richtige, der Himmel zerschnitten zwischen Häusern zurechtgeschnitten, als müsse man auch dort unsichtbare Hindernisse umgehen, willkürliche Begrenzungen oben wie unten, links rechts rechts links rüber, zurück oder da rein, noch mal den ganzen Weg nein ganz schnell aber keine Angst nur nicht anmerken lassen, folgt der mir, hier muss doch niemand zufällig lang nicht schneller gehen, lächerlich, passiert doch nichts, nicht mir nicht heute nicht mir nicht heute bitte nicht heute das Ende, unbekannte Frau in dunkler Gasse erstochen, nicht umdrehen, was ist schlimmer tot oder vergewaltigt oder beides der wohnt da, sieht aus wie ein Banker oder Anwalt, bild dir nicht vorschnell ein Urteil über die Menschen, hättest ______________ töröö, Benjamin Blümchen, Blossom Street, alles unter Kontrolle, ganz kleiner Umweg, weil die Nacht so schön hässlich die Nacht, alles voller Graffiti sogar die Mülltonnen, Dinge mit schönem Namen aber hässlicher Bedeutung, erstens: Atomic Mushroom, zweitens: Nostalgia, drittens: Blossom Street, auf englisch klingt ja auch lieben ganz ähnlich wie lachen, lachen müsste man kö- hinter der Mülltonne Husten, kältestiller Lärm, drah di net um nur nicht um braucht der Hilfe, wem könnte [ich] helfen Orientierung sein, Schatten unter all den Schatten, viertens: transzendentale Obdachlosigkeit, da ist er der Wasserpoet und der so schön wie er klingt laut nach Lachen oder Liebe, und völlig ausgeschlossen ___________ un elefante se balanceaba Menschen fremde Menschenfische, Entschuldigen Sie bitte, da Gertrud ist da, bei ihr ist es umgekehrt, so hässlich ihr Name wie schön sie selbst und sie liebt so oft, eigentlich liebt sie die ganze Zeit jetzt liebt sie mir aus der Menge entgegen und winkt, winkt Fledermäuse weg, alle lachen so laut und Bier und kennst du schon Adam, kennt er mich, auch beim Guardian, is that true, for an internship, könnte man so sagen, Bescheidenheit ist eine Zier, eh alles nur Zufall, oder B-stimmung, Vitamin B so ein blöder Ausdruck, Fremdbestimmung schon eher, wer trifft seine Entscheidungen denn noch selbst, Gedanken sind chemische Reaktionen dieser Tage, Kettenreaktionen zu spät sie aufzuhalten, so you’re really close to it, to what, to everything, ganz weit weit weg von allem, ganz weit weg von _________ zweites Bier, bitter wie das Leben, never met Johnson, my responsibility is more like the tearoom desk, Adam findet das lustig, Adam findet mich lustig, Adam liebt, und immer dieser Lärm Brexit Zigarette vor der Tür, Atemwolken und Tabakrauch our very personal smog zone, comfort zone Gertrud warm und nah like chickens on the roost, Ally too, not Adam, #metoo no reason to love, drinnen wieder heiß und Lärm und vielzuviele Fische, everybody knows where they were on nine eleven, but do you remember where you spent the fourth London attack twenty seventeen, drittes Bier hard drinking german girl, isn’t it important anymore, [ich] liebe auch aber weiß gar nicht worüber, nobody died, move on einfach mitziehen lassen, Liebe in den Straßen, über alles, über das Leben, viertes Bier in einem Club down or up town, nicht hören was die Fischmünder sagen, nicht hören was die Gedanken denken, lauter, lauter, enger, ein schuppiger Fisch unter vielen, Deep sea baby, follow, [I] follow you

out. Stille wie in eine unsichtbare Wand. Ich halte mir eine gekrümmte Handfläche hinter das Ohr, forme eine Muschelschale, die
kein Meeresrauschen sondern Umgebungsgeräusche einfangen soll. Doch da ist: nichts. Nur das leise Piepen eines akuten
Schalltraumas. In diesen Straßen sind wir nie gemeinsam gewesen, nie in dieser Stadt. In diese Stille sagst du nicht, ist das
Schnee, siehst nicht die winzigen gelben Wassertropfen, die im Laternenlicht vor deinem Gesicht zu schweben scheinen, bevor sie
fallen. Doch wieder nur der Scheißregen, hörst du mich nicht sagen. Nimmst nicht meine Hand, gehst nicht mit mir durch die
dunklen Straßen zurück in ein Zuhause, das noch keines ist. Hörst nicht als einziges Geräusch unser beider Schritte auf dem
nassen Asphalt.


_

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lebefroh
Geschlecht:weiblichEselsohr
L

Alter: 43
Beiträge: 364
Wohnort: Berlin
Der bronzene Durchblick


L
Beitrag08.01.2018 22:41

von lebefroh
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Der Anfang hat mich interessiert, entwickelte einen gewissen Sog. Bei den Hunger Games hast Du mich dann verloren. So richtig aufgetaucht bin ich erst beim letzten Absatz wieder, der ist sehr schön. Wo die Leere ist, ist klar, aber wo ist die Erinnerung?
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Municat
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 56
Beiträge: 353
Wohnort: Zwischen München und Ingolstadt


Beitrag09.01.2018 13:05

von Municat
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Lieber Autor smile

Deine Protagonistin ist also frisch nach London gezogen, wo ihr alles noch zu große, zu fremd und zu laut ist. Sie ist neurotisch und hasst Menschenmengen, käpft nachts auf der Straße gegen Panik-Attacken an und wirft sich trotzdem ins Getümmel, um ihre Ängste in Bier zu ertränken. Du zeigst uns die Schilder, die sie auf ihrem Weg durch den Abend und die Nacht sieht und schilderst und die Gedanken, die dabei durch ihren Kopf rattern. Diese visuellen Inseln lockern den Blocksatz natürlich auf ... genau wie die Lücken. Und ja, es funktioniert! Natürlich bin ich neugierig, will herausbekommen, welches Wort, welcher Name in die Lücken gehört. Ist es ein Wort, das in alle Lücken passt, gehört in jede Lücke ein ganz bestimmtes Puzzleteil oder weiß auch die Protagonistin selbst nicht, was in deise Lücken gehört?

Mein erster Gedanke zu dem Blocksatz war: Das passt überhaupt nicht zu Gedanken und Empfindungen! Die lassen sich nicht in ein starres Muster pressen! Aber dann ist mir eben wieder die Gemütslage Deiner Protagonistin eingefallen. Ihre Ängste und Neurosen empfindet sie vermutlich als Zwänge, die sie einengen. Insofern passt das Stilmittel dann wieder zu ihr.

Bei den Gedankenfetzen ist es schwer zu erkennen, wo Du bewusst auf übliche Formulierungen verzichtest und wo etwas nicht stimmt. Hier zum Beispiel:
Zitat:
Bakterien oder Pilze riechen wie sie gegessen haben,


Punkte vergebe ich erst, wenn ich alle Texte kommentiert habe.


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Gräme dich nicht, weil der Rosenbusch Dornen hat, sondern freue dich, weil der Dornbusch Rosen trägt smile
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RememberDecember59
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Beitrag09.01.2018 18:43

von RememberDecember59
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Liebe/r Verfasser/in,
ach, diese Bewusstseinsströme, die machen es mir echt schwer! Laughing Der hier gefällt mir eigentlich ganz gut, ich glaube aber, dass ich ihn nicht ganz verstanden habe (wie auch so viele andere). Wo sind denn die Gedächtnisbilder, die durch eine Leere ausgelöst werden? Oder ist das Ganze eine Erinnerung?
Gut geschrieben ist das schon, der Text liest sich auch flüssig und ist gut formuliert. Deshalb ist es so schwierig für mich, das zu bewerten, ich will dem Text nicht Unrecht tun. Weil ich das Thema aber einfach nicht finden kann und auch, weil der Text nicht viel bei mir auslöst (manche haben das, obwohl ich sie nicht komplett verstanden habe), wird es wahrscheinlich trotzdem nicht für Punkte reichen. Soweit meine vorläufige Meinung.

***

Nach dem Lesen und Kommentieren der anderen Texte habe ich mich dazu entschieden, keine Punkte zu geben.


_________________
Bartimäus: "...-was ist das?"
Kobold: "Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ..."

Bartimäus I (Jonathan Stroud)
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firstoffertio
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Beitrag09.01.2018 21:38

von firstoffertio
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An diesem Text werden mir einige Probleme klar, die ich mit dem Bewusstseinsstrom als Erzählweise habe.
Ich hoffe, du nimmst mir nicht übel, dass ich sie gerade hier erwähne.

1. Dein Text ist super geschrieben, aber voll anstrengend zu lesen.
Ich frage mich also, was bringt diese extreme Erzählweise dem Leser?
Ich fühle mich außen vor. Das ist nicht für mich gedacht, fühle ich.

2. Dieser Bewusstseinsstrom, so verstehe ich es, findet beim Besuch einer Stadt und beim Herumgehen dort statt. Kann das sein? Er könnte dann da nicht wirklich aufgeschrieben sein.
Erst hinterher. Und ist er dann noch einer, ein echter?
Also diese Diskrepanz zwischen(scheinbarem) stattfinden und aufschreiben, die ich öfters sehe.

3. Das hat mit 2. zu tun. Die Formatierung, hier ja besonders auffallend die eingesetzten Schilder, scheinbar gerade gesehen, aber ja nicht eben, sondern quasi als Illustration hinterher eingefügt.

Ich hoffe, es wird klar, was ich meine.
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Literättin
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Beitrag10.01.2018 14:28

von Literättin
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Schalltrauma ist ein gutes Stichwort für diesen Text, denn am Ende habe ich vor dem letzten - überaus angenehmen - Absatz schrecklich wortreichen City-Blues im Kopf. Das ist mir viel zu viel hippes Geschildere auch bildlich. Originell, ja, gewagt auch, experimentell und sogar das ein oder andere bleibt hängen: die traurigen Gesänge der Seeelefanten und die gelben schwebenden Regentropfen. Aber Benjamin Blümchen nervt zum Beispiel und wie gesagt, das mir zu düster-hippe London. Und zu viele altbekannte, abgenutzte Schlagworte, zu viel Kult - schon beim Titel fängt das an. Eingestreut ein kleiner Jack the Ripper-Abschnitt, ein bisschen Verfolgungswahn und Einsamkeit. Zu viel einfaches, abgewetztes Underground-Ab-Bild.

Der letzte Absatz dagegen gefällt mir. Der ist dann endlich auf den Punkt. Und versöhnt mich fast schon mit dem Text. Aber nicht genügend. Der könnte wirklich mehr Gestaltung vertragen, statt so wirklich manisch unverarbeitet aneinander gereiht daher zu kommen, vielleicht käme dann mehr Inhalt zum tragen. Und mehr, was hängen bleibt außer dieser Massierung von Bildern, Banalem und Schlagzeilenartigem.

Ansonsten sind die Wettbewerbskriterien, die Gedächtnisbilder, die Leere (etwas bemüht) und die Anforderungen an die Erzähltechnik erfüllt. Warum nur, bleibt mir speziell bei diesem Text das Gefühl im dennoch irgendwie nicht gerecht geworden zu sein?


_________________
when I cannot sing my heart
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- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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V.K.B.
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Alter: 51
Beiträge: 6152
Wohnort: Nullraum
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Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag13.01.2018 00:27

von V.K.B.
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Holla, ist das anstrengend
Muss auch bestimmt viel Arbeit gewesen sein, die ganzen Schilder zu verlinken.

Es entsteht beim Lesen ein Gedankenbild, die Momentaufnahme eines Gedankenstroms, wirr und ungeschönt, das ist gut gelungen. Ist aber auch sehr anstrengend zu lesen. Teilweise schön literarisch, aber das sehe ich hier eher als Schwäche – denn wer denkt wirklich so? Der Gedankenstrom bleibt für mich künstlich, seine Gesellschaftskritik von der Einsamkeit in der Menge und der Stille im Zivilisationslärm erscheinen mir zu gewollt. So, als denke jemand, ich schalte meine Gedanken jetzt mal Aufnahme, denke möglichst bedeutsam, es ist ja für einen Leser, der darin Einblick nehmen soll. Denkanstöße gibt er, aber beim Überdenken bleibt einiges flach, ein Beispiel:

Zitat:
everybody knows where they were on nine eleven, but do you remember where you spent the fourth London attack twenty seventeen
Die Antwort ist ja schnell gefunden, 911 war was neues, der Beginn eines neuen Zeitalters, einer neuen Rolle Amerikas, der Anfang vom Ende einer "guten" Weltmacht, etc. Kein weiterer Anschlag zog einen solchen Paradigmenwechsel nach sich, weshalb es niemandem mehr wichtig erscheint, was er selbst zu dem Zeitpunkt getan hat. Okay, ich gebe zu, der Text regt tatsächlich zum Nachdenken an. Möglicherweise verkenne ich ihn.
Andererseits erscheinen mir die Eingebungen, zu denen er mich führt, oft recht trivial.

Zur Sprache: Gut, es geht um London, da darf die englische Sprache nicht fehlen. Für einen deutschen Literaturwettbewerb ist mir das aber zu viel. Ich selbst lese und höre Englisch wie Deutsch, aber das kann man nicht von jedem erwarten. Was machen die Ostdeutschen, die Russisch gelernt haben? (Ich stelle mir gerade vor, wie ich einen Text empfinden würde, in dem jemand ebenso selbstverständlich ebenso lange und für den Text wichtige russische Passagen eingebaut hätte).

Zu den Vorgaben: Gedankenstrom check, wesentlich deutlicher als viele andere. Das Motto der Stille ebenfalls schön umgesetzt. Das Gedächtnisbild Leere mit den Lücken empfinde ich aufgesetzt und kriege es in keinen wirklichen Kontext zum Gedankenstrom, es scheint mir eher für den Leser zu sein.

Fazit: Trotz all dem Meckern mochte ich den Text irgendwie, der hat definitiv was. Und das optische Bild macht ihn durchaus interessant.

Punkte vergebe ich erst, wenn ich alles gelesen habe.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Angst
Geschlecht:männlichScheinheiliger
A

Alter: 33
Beiträge: 1571



A
Beitrag14.01.2018 18:47

von Angst
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Eine coole Schild-Text-Collage über die Tücken der Grossstadt; die Menschenmengen, die Orientierungslosigkeit, die Einsamkeit.
Das „Moshi Moshi Sushi“ hat mich sofort nach Tokyo versetzt und ich bin gedanklich immer dort geblieben.
Obwohl der Schauplatz eher London sein dürfte, haha.
Als ich den Beitrag zum ersten Mal sah, verdrehte ich die Augen, da ich ein verkünsteltes Irgendwas erwartete.
Schön, dass ich mich getäuscht habe. Ein sehr lebendiger Text.
Highlights:
– „Regentropfen glotzen wie kleine Facettenaugen aus dem leuchtenden Display“
– „transzendentale Obdachlosigkeit“
Hin und wieder musste ich auflachen. Gut, dass sich hier nicht jeder Text bierernst nimmt.
Der letzte Absatz ist exquisit. Gänsehaut!
Das könnten meine Douze Points sein.

EDIT: In letzter Sekunde hat sich noch ein Beitrag vorgedrängt.

10 Punkte.


_________________
»Das Paradox ist die Leidenschaft des Gedankens.«
— Søren Kierkegaard, Philosophische Brosamen,
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 48.
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 42
Beiträge: 1424
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag15.01.2018 11:41

von Heidi
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Dein Text ist verdammt laut (erst mal). Und das ist verdammt gut. Ich bin begeistert.
Die wirrflexible Gedankenkonsistenz formt sich aus der sinnlichen Wahrnehmung heraus, was ich als Stilmittel beeindruckend finde. Mir gefallen die bildhaften Einschübe, die mehr nicht aussagen können, als was sie aussagen; dazwischen befindet sich der/die Denker/in und ich schlüpfe in ihn/sie hinein, befinde mich dann ebenfalls auf einem Bahnhof, laufe durch eine Stadt, erlebe jede Menge Reize. Ãœberall Gewusel und ich muss echt sagen: wie du das hinkriegt hast, den Strom so chaotisch ineinander fließen zu lassen, die Sprunghaftigkeit von Gedanken zu beschreiben, sobald ein neuer Sinneseindruck kommt, das finde ich absolut faszinierend. Die Aussparungen              mag ich sehr. Auch das eingeklammerte [ich] spricht als anonyme Identität, in die man wohl zwangsläufig schlüpft, wenn man sich durch Menschenmassen bewegt. Es gibt so viel und man ist so wenig und dann doch wieder so viel.

Dein Text zeigt mir sehr deutlich, wie mysteriös so ein Bahnhof, eine Stadt, diese Welt, wirken kann, wenn man sich bewusst macht, was dort geschieht, welche Dramen sich abspielen, welche Begegnungen und nicht-Begegnungen, welche Eindrücke und Abdrücke. Alles. Und am Ende ist es doch wieder der Mensch, der im Mittelpunkt steht, jeder einzelne für sich und dann wieder eine Einheit (Schwarm der Fische), man hastet von da nach dort, trägt seine Empfindungen mit sich herum, sammelt Bilder, die man am Ende wieder vergisst, ausspart, keine Ahnung. Ich könnte dir jetzt noch viele Seiten schreiben, all die Bilder, die du hier kreiert hast, sind so vielschichtig und bunt, ja dein Text ist bunt, flexibel in seiner Beschaffenheit, die klaren Farbflächen liegen nebeneinander, bewegen sich, klingen, hier matscht nichts, es leuchtet. Neonlicht. Daneben dann das fehlende             und ich bin noch immer ergriffen von diesem Wahnsinnskontrast zwischen dem ersten Teil und dem kurzen zweiten Teil zum Schluss deines Textes. Ich spüre die plötzliche Stille. Sie ist als Realität vorhanden, zwischen den Zeilen, unsichtbar. Ein Lebewesen. Nach der bunten Lautheit vorweg, bricht sie sich traurig in mir.

Ein Wahnsinnstext, der niemals langweilig wird. Gratuliere.
Zu den Bildern, was sie in mir auslösen, was ich in ihnen erkenne, was sie mir geben, äußere ich mich erst mal nicht. Das wäre im Rahmen des Wettbewerbs zu viel. Ich hoffe, der kurze Einblick in mein Innenleben reicht dir. Wenn nicht, dann erzähle ich natürlich gerne noch mehr, denn zu sagen gibt es viel.
Du wirst ganz vorne landen - was heißt, ganz vorne ... dein Text streitet momentan noch ein wenig mit einem anderen um den ersten Platz. Ich sag dir dann Bescheid, ob es deiner ist, der in meiner persönlichen Top Ten ganz oben steht.

Bitte zerfetz mich jetzt nicht, weil ich dir nur zehn Punkte gegeben habe. Das liegt daran, weil ich eine gefühlt nähere Verwandtschaft zwischen mir und dem anderen Text empfinde.
Was die Qualität des Bildes betrifft, das du erschaffen hast: Dazu muss ich wohl nichts mehr sagen. Im Grunde hast auch du meine zwölf Punkte verdient. Leider kann ich die nur einmal vergeben.

Trotzdem: Ich will dich auf dem Treppchen sehen.
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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag15.01.2018 22:11

von Nihil
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...
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4290

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag15.01.2018 22:28

von hobbes
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Und noch einmal schwierig. Den Text hier mochte ich anfangs mehr als zuletzt. Komisch. Ich kann jedenfalls nicht sagen, warum das so ist. Vielleicht wegen der Atemlosigkeit. Nirgends kann man durchatmen. Außer am Schluss, aber dahin muss man erst mal kommen.

Das taugt jetzt nicht viel als Kommentar.

Was ich mag, ist die Leere darin, also die tatsächlichen Leerstellen, die Art der Umsetzung.
Macht ja auch Sinn, dass ich das mag, wo ich gerade noch Ruhepunkte vermisst habe, das sind ja im Grunde welche, aber nur ein bisschen, es geht ja gleich weiter, man darf da nicht verharren, bei der Leere.

Vielleicht liegt das mit dem weniger mögen je öfter ich lese, auch daran, dass vieles mehr so eine Art Aufzählung ist. Eine Aufzählung von Dingen, Sachverhalten, Eindrücken. Und das ist im ersten Moment ganz schön zu lesen oder was heißt schön, schön passt nicht, gut vielleicht, gut zu lesen, dann aber, beim wiederholten Lesen ist es dann leider nicht so, dass ich mich freue, es wiederzulesen, sondern mehr so, nun ja, das hab ich schon gelesen, beim ersten Mal bei den ersten Malen war's gut, aber dann ist nichts mehr für mich darin zu finden, nichts neues oder zumindest nichts, was mich zum innehalten bringt.

Punkte-Edit: 2
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Schlomo
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Beitrag17.01.2018 00:17

von Schlomo
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Also das ist wirklich genial! Hat ein wenig von einem dadaistischen Text, vermutlich wegen der Bilder. Find ich echt cool!

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#no13
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holg
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Beitrag17.01.2018 01:02

von holg
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Wenns noch Federn gäbe, wären da ganz sicher einige allein wegen der Originalität fällig. Die Schilderchen im Text sind allerliebst. Und funktioniert nicht die Erinnerung oft bildlich?
London also, allein. Nächtliches Gewirr von Gassen, Schildern, Liedern, Menschen(-fische, bäh).
Ich finde schöne Gedankengänge und Assoziationen. Einzig bemängeln könnte ich, dass mich der Text emotional nicht so packt, wie ein paar andere hier.

Zitat:
In diesen Straßen sind wir nie gemeinsam gewesen, nie in dieser Stadt. In diese Stille sagst du nicht, ist das
Schnee, siehst nicht die winzigen gelben Wassertropfen, die im Laternenlicht vor deinem Gesicht zu schweben scheinen, bevor sie
fallen.


Doch das gehört mit zum Schönsten, was ich in diesem 10k lesen durfte.

7 Punkte.


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finis
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Beitrag18.01.2018 01:12

von finis
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Hallo,

Auf diesen Text freue ich mich schon seit einer Weile.
Erlaube (schönes Wort eigentlich, fällt mir gerade auf, er-lauben, muss ich mir für nächsten Herbst merken) mir bitte die formale Gestaltung positiv hervorzuheben: Das [ich], zum Beispiel, ist eine sehr schöne Art das über-sich-denken darzustellen, das ich als Gegenstand des eigentlichen Gedanken, aber nicht als jedes Mal bewusstes Ich-sagen, eine Art selbst-zurückhaltung vielleicht (womit ich nicht unterstellen möchte, dass alle anderen Bewusstseinsstromichs völlig egozentrisch wären, sondern nur diese formale Kennzeichnung besonders schön und erwähnenswert finde). Genauso schön finde ich die Arbeit mit Leerstellen und visuellen Hilfsmitteln, das macht den Denkprozess - oder eben das vor sich hin Strömen des Bewusstseins - sehr schön sichtbar.
Dadurch funktioniert der Bruch am Ende eben auch so gut: Da wird man komplett aus dem Strom herausgerissen und kann so diesen ruhigen, vielleicht sogar kontemplativen Moment wirklich als solchen wahrnehmen. Das ist wirklich gut gemacht, finde ich.

Den Text finde ich sehr gelungen, die intertextuellen Bezüge sind große Klasse und die Gedanken, die da vorbeiströmen, sind sehr vielseitig und reichhaltig.

Kurz: sehr gerne gelesen.

LG
finis


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Lorraine
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Beitrag18.01.2018 09:51

von Lorraine
Antworten mit Zitat

Jetzt muss es halt sein: der Sprung in den Text - ich erhoffe mir von diesem Kommentar, er möge mir aus der Zögerzone helfen, das geht so nicht weiter.

Hab einige Lesedurchgänge gebraucht, und einen Ausflug in den Jardin du Luxembourg, aber jetzt fühle ich mich recht trainiert im Stromschwimmen, ist halt ziemlich laut hier, aber das braucht es, sonst fände ich die Schalltrauma-Stille übertrieben - wenn ich auch sagen muss (muss ich das?) - das Ende fand ich über Tage hinweg anhängselig, unglücklich, inzwischen fügt es sich ein unter »traurigste Lesemomente, viertens« und mir zwinkert ein Fischauge zu. Es ist ja auch ein Aufatmen, es ist so ein ruhigeres Fahrwasser, in das man endlich gerät, wenn das Drumrumdenken aufhört und das Ich sich im Abgrund genauer umsieht. Ich mag vieles an und im Text, es stecken Experimentierfreude, viel Arbeit und Organisationstalent drin.
Das Ich hat in der Not eine Strategie des Selbstschutzes entwickelt, die funktioniert auch ganz gut, solange Lärmpegel und Gedränge im nächtlichen London stimmen und ja, ich finde meine Erwartungen an einen Bewusstseinsstrom und seine Verschriftlichung erfüllt. Ist ein guter Trick, das mit den Schildern, man (ich) hangelt sich entlang und findet sich ganz gut zurecht – wenn es auch, wie angedeutet, ein Weilchen gedauert hat, bis ich mich in der Reizflut und in der Heimatlosigkeit des Bedauerns ein wenig auskennen konnte.  Das Ganze ist außerdem ein wahrhaft zeitgenössischer Text, Pluspunkt.
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Michel
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag19.01.2018 22:45

von Michel
Antworten mit Zitat

SoC der extremeren Form, grafisch gestaltet mit eingestreuten Schildern. U-Bahn, dunkle Gasse, Treffen mit Kollegen, schließlich plötzliche Stille eines Schalltraumas, ab hier geordnete Sprache. Sehr anstrengend, aber beim Lesen die Bilder gesehen, der eigene SoC wird angestoßen.
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag20.01.2018 00:49

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Dummerweise ist da die erste Frage, die sich aufdrängt: Was war zuerst da? Die Sammlung der britischen Schilderbilder? Oder der Zündfunke, der aus der [           ]-Leere die Motivation erbor, nach eben jenen Piktogrammen das Internet zu durchkämmen. Zweite Frage: wie formatiert man denn sowas, wie bindet man die Bilder ein? Dritte Frage: Steht diese Illustration des Textes in der Absicht, den Leser sich über die optische Stille des letzten, ungestörten, und dann  tatsächlich ja auch im der Menge entwühlten Sein sich friedvoll aufgehoben zu fühlen?
Und da habe ich den Text noch nicht gelesen. Ich weiß nicht, was passiert, was sich dieser Text selbst erzählt, denn er hat ohne mich stattgefunden, ich entdecke tatsächlich erst im Appendix eine Möglichkeit, mich anzuhängen, reinzulesen und verstehe doch nur Bahnhof.
Wieder von vorne also: Mind the gap brüllt mir der Text ins Ohr, und dann werde ich schon wieder mitgerissen, die Augen springen von Nicht-Gap zu Nicht-Gap, finden keine Leerstelle zum Einstieg ins Lesen. Wieder von vorne, ruhig, ruhiger, nicht in den Abgrund stürzen. Ah! Ist das Absicht also, dass der Leser über alles stürzt, nur nicht über die Worte?
Noch einmal, diesmal langsam bis zum dritten, vierten Zeichen, dann zu Primrose, dann Hunger Games, die (hätte ich das vorher lesen sollen?) sicher eine Bewandtnis haben, doch so dystopisch ist selbst England nach dem Brexit nicht, dass da Kinder in tödlichen Olympischen Spielen gegeneinander … und was ist das überhaupt für eine Prämisse gewesen, dass da, nicht dran denken, wer das Buch nicht gelesen hat, sollte die Geschichte nicht werten. Warte, da war doch was, Worte, die tatsächlich gelesen werden sollten, wollten, müssten, zurück zur Primrose Street. Praktisch, diese Schilder, man findet sich schnell wieder zurecht, zurück dahin, wo man falsch abgebogen ist. Noch ein Buch, das man nicht gelesen hat, aber das ist ja auch schon wieder die falsche Richtung, plötzlich #metoo, hier? Einen Artikel gab es im Spiegel: "Warum ich nachts auf der anderen Straßenseite laufe", sicherlich nicht der ganzen Schilder wegen. Oder Benjamin Blümchen wegen, der auch, hier? Falco, hier? Ist der das in der Gasse? Nochmal #metoo? Ist das dieses Foreshadowing, von dem man neuerdings überall liest? Und dann auch noch 9/11, ist das dieses Sideshadowing, von dem man nur liest, wenn man das Gegenteil der epischen Vorausdeutung sucht? Herrjeh, dieser Text lenkt so sehr von sich selbst ab, dass ich immer noch nicht weiß, worum es geht. Irgendwas fehlt da, vielleicht, irgendwer, Gertrud und Adam sind es nicht, vielleicht schauen wir noch mal (mind the gap!) in die Lücken. Ach, vielleicht war da tatsächlich mal wer, vielleicht ist der jetzt weg, der Mensch, die Liebe, und damit das Lachen und damit ist nur noch dieses Leben über, das sich an Schildern festhält, weil es von selbst keine Richtung mehr findet. Und dann endlich ein Schalltrauma, Hörsturz, Ruhe, endlich Stille.
Ich glaube, ich habe die Erinnerung verpasst. War das Benjamin Blümchen oder Katniss oder Falco oder die ganze Popkultur der letzten 30 Jahre, die man sich in den Rucksack packt, bevor man, um einer kaputten Liebe entfliehend nach London und in ein Praktikum entflieht? Hard drinking german girl, I can't follow you anymore.
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d.frank
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Beiträge: 1122
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D
Beitrag20.01.2018 13:53

von d.frank
Antworten mit Zitat

Ich finde diesen Text überladen. Es gibt gar keine Lücke, in die ich reinfallen könnte, ich habe gar keine Zeit, mal innezuhalten. Alles Mögliche reingequetscht : Bilder, Symbole, Film und Verszeilen, Sprachen, Dialekt, it´s to much for me, to mutch information und am Ende? In the end irgendwie gar nichts, außer einer misanthropischen Denkmaschine, die sich danach sehnt, irgendwo anzukommen, in der Momentaufnahme gelebter Zweisamkeit.
Vielleicht stützt sich der Text damit in seiner Aussage ja selbst, aber ich möchte Texte trotzdem gern lesen, nicht nur verfolgen müssen.


_________________
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*Arthur Schopenhauer
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Tjana
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 63
Beiträge: 1786
Wohnort: Inne Peerle


Beitrag20.01.2018 19:03

von Tjana
Antworten mit Zitat

Bewusste Lücken im Text. Ich frage mich, wofür sie stehen.
Ein Gedankenmoment, höchst unruhig, unglücklich.
Sehr nachvollziehbar aneinander gereihte Fetzen eines offenbar nicht mehr so jungen Denkenden, kennt die Figur doch immerhin die Augsburger Puppenkiste und Benjamin Blümchen.

Was treibt sie so hektisch um? Der Boden unter den Füßen scheint verloren. Ängste greifen um sich. Dann im letzten Absatz ein „Du“. Das Sehnen danach.
Ein Text, der lange festhält, zum Nachdenken und neu Durchdenken zwingt.
Kommt sicher auf die Liste


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Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein)
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag21.01.2018 00:44

von Jenni
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Was soll ich sagen, ich trete auf der Stelle. Meine Erzählerin/Protagonistin wahrscheinlich auch.
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag21.01.2018 12:20

von poetnick
Antworten mit Zitat

Ja, ein neutraler ‚Kommentar‘ um werten zu können; die Tiefenfülle des Materials ließ mir
keine andere Wahl.

Beste Grüße - Poetnick


_________________
Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5987
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag21.01.2018 12:54

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Ich habe gerade Angst vor der Macht meiner Kritik und sorge mich um meine Urteilsfähigkeit. Deshalb an dieser Stelle kein inhaltlicher Kommentar.

Danke für deine Teilnahme am Wettbewerb.


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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