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ALLTAG IN KANDAHAR


 
 
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Zak
Schneckenpost
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Beiträge: 8



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Beitrag03.11.2017 15:29
ALLTAG IN KANDAHAR
von Zak
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Es ist 17:00 Uhr. Alles ist ruhig. Gerade wird die Wache abgelöst, die Wachtürme neu besetz. Die Soldaten fahren mit ihren gepanzerten Jeeps und LKW über das fast zwei Quadratkilometer große Lager. Auf den Dächern jener sind Maschinengewehre montiert. Alles ist ruhig. Doch man merkt die Anspannung und die Konzentration. Ein LKW fährt vor. Von der Ladefläche springen fünf Soldaten. Alle in Kampfmontur, Splitzerschutzweste und die Maschinengewehre im Anschlag. Durch ihre gestöhnten Brillen kann man nicht sehen, wo hin sie schauen. Ich verlasse ein Gebäude. Draußen empfängt mich die Hitze. Mir bleibt der Atem weg. Wäre ich doch blos in dem auf 30° C gekühlten Raum geblieben. Doch ich kann nicht. Ich muss los. Ein kurzer und knapper Begrüßungsappel wird gehalten. Nur auf das nötigste reduziert. Dann werde ich in die Mitte genommen. Gemeinsam gehen wir am Rand der staubigen Piste zu einem weiteren Gebäude. Alles ist ruhig. Verdächtig ruhig.
Plötzlich ertönt eine Sirene. Es ist 17:03 Uhr. Von überall heult sie. Zusätzlich ertönt eine Weibliche Stimme: „ROCKET ATTACK! ROCKET ATTACK!“ Sie schreit aus den Lautsprechern die überall im Lager stationiert sind. Einer der Soldaten packt mich am Kopf und drückt ihn nach unten. Die anderen sichern uns. Geduckt rennen wir über das offene Feld zu einem garagenähnlichen Gebäude. Die Wände sind einen halben Meter breit, die Decke beträgt einen Meter. Die Gebäude sind zehn Meter lang, zwei hoch und drei breit. Der schmale Eingang wird von einer massiven Platte geschützt. Alles Stahlbetong. Von den Dingern stehen mehrere – um nicht zu sagen viele – auf dem Areal herum. Man braucht im Schnitt nur eine Minute um dahin zu gelangen. Egal von wo. Zuerst werde ich durch den schmalen Eingang gedrückt dann folgen die anderen. Zu zwanzig sind wir in dem Bunker. Dort warten wir eine Stunde, zwei, vier, acht, sechzehn. Zwischendurch fragt mich einer der vermeintlichen Soldaten, ob ich was zu trinken brauche oder ob ich Hunger hätte. Das habe ich, der Magen knurrt, doch ich kann nichts essen. Bei näherem hinsehen, sehe ich die deutsche Flagge auf seinem linken Ärmel und darunter GSG9. Es war ein deutscher Polizist, der mich beschützt hat. Das Warten zieht sich in die Länge. In dem Bunker ist nichts. Nur in einer Ecke stehen ein kleiner Verbandskasten und eine Kiste Wasser, so wie eine Notation an Essen. Still verharren wir. Niemand sagt ein Wort. Keiner weiß was los ist, was mit den Kameraden ist. Keiner weiß ob der Flughafen bombardiert wurde, ob die anderen noch wohl auf sind. Die Ungewissheit ist groß. Doch zu meiner Verwunderung sehe ich keine Angst oder Panik in den Gesichtern der Soldaten und der GSG9ern. Sie scheinen das hier öfter zu haben.  Es ist 2:00 in der Nacht. Inzwischen hat es angefangen zu regnen. Ungewöhnlich für diese Region. Die Soldaten schieben nun Schicht. Jeweils zwei passen an den zwei Eingängen jeweils rechts und links auf, während sich die anderen ausruhen. Schlafen kann  keiner. Auch meine GSG9er teilen sich auf. Ich werde in eine Ecke gebracht. Dort kann ich schlafen, wenn ich könnte. Ich höre mehrere Explosionen und ein Kampfjet donnert durch die Tintenschwarze Nacht. Der nächste Morgen bringt eisige Kälte und einen Stahlblauen Himmel. Ich bin völlig übermüdet. Was man mir nur zu deutlich ansieht. Auch meine Beschützer und die anderen Soldaten haben kein Auge zu gemacht, doch denen scheint das wenig aus zu machen.
Gegen 13:16 wird Entwarnung gegeben. Wir verlassen alle den Bunker. Ich werde von meinen GSG9ern zur Mensa begleitet.
Sie ist meine Schutztruppe. Sie werden sich opfern, um mich zu schützen. Ich habe unendlichen Respekt vor der Truppe, vor den Kameraden, vor jedem einzelnen.
 In der Mensa, die ungefähr 100 Leute fassen soll, sind heute nur drei. An den Wänden ragen immer wieder stützende Wände von rechts und links in den Raum. Diese sind mit Blumen verziert. Doch das soll nicht zur Erheiterung herhalten, es verbirgt Spezialbeton. Das ist schlecht für alle die bei einem Bombenanschlag in der Mensa sind, aber gut, für alle außenstehende, denn das Gebäude wird dadurch nicht zerstört. Ich esse eine Suppe. Jägersuppe. Sie schmeckt lecker. (Jetzt erst merke ich die Ironie.)  Drei Personen kommen herein. Sie holen Proviant für ihre Kammeraden die draußen Kämpfen. Als wir über das Areal gehen fallen mir deutlicher als Gestern die Schutzmauern aus Beton hunderte Meter lang, Hochgestapelte Sandsäcke und Kilometer langer Nato-Draht. Überall gepanzerte LKWs mit aufmontierten Geschützen. Rundherum sind Wachtürme und meterdicke Mauern. Eine riesige Festung.
Nach nicht nur 40 Minuten kommt wieder eine neue Lage. Die Sirenen heulen erneut auf. Im amerikanischen Englisch verkündet eine Männerstimme:  „GROUND ATTACK! GROUND ATTACK!“  Wieder rennen alle durch die Gegend zu dem nächstgelegten Gebäuden. Auch ich. Wieder werde ich in die Mitte des Kreises genommen und wieder muss ich mich bücken. Gedeckt und gesichert rennen wir von Deckung zu Deckung in ein sicheres Gebäude. Dort warten auch wieder andere Soldaten. Wieder heißt es warten. Wieder weiß keiner, was passiert ist. Ich fühle die angespannte Stimmung im Camp, aber keine Angst. Man kenne die Gefahr.  In den Nachrichten erfahre ich durch deutsche Medien, dass der Flughafen angegriffen wurde, was zum Glück eine Fehlmeldung war. Doch was genau passiert ist, das kann ich nicht erfahren. Ich könnte die Soldaten fragen, doch die würde eh nichts sagen. Nach und nach wird mir jedoch klar, was passiert sein muss. Taliban- Kämpfer müssen einen Kontrollpunkt, der von Afganistanischen Soldaten gehalten wird angegriffen haben und sind so in das Lager eingedrungen. In der Nähe der Wohnräume der ca. 8000 Soldaten. Ich erfahre nach drei Stunden warten in der Stille dass ein als Soldat getarnter Taliban in den Wohnkomplex eingedrungen ist. Die Spezialeinheit kämpft sich nun zu ihm vor. Er habe Geiseln genommen. Laut dafp sind bis dato 37 Menschen getötet worden und 35 verletz. Darunter Männer, Frauen, Kinder.



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BerndHH
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Beitrag03.11.2017 15:51

von BerndHH
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Super! Endlich mal ein interessantes Thema!!!

Anmerkung von mir: GSG9, ehemals Bundesgrenzschutz, hatten die jemals einen Einsatz in Kandahar? Auch dachte ich, dass Kandahar in den US-amerikanischen Sektor fällt, das ISAF-Truppenkontigent respektive in Kunduz oder Masar-i-Sharif? Ich kann mich aber auch täuschen.

Ich würde mir im Intro eher einen Einstieg in das geheimnisvolle Land Afghanistan, erst aus der Vogelperspektive und dann über das Geschehen am Boden wünschen.
Also Wetter, klimatische Verhältnisse  - kontinentales Klima mit extremen Temperaturschwankungen. Im Tal brütet die Sonne und oben auf den Hängen  des Hindukusch liegt Schnee - so etwas in der Art.

Ist aber Geschmackssache!


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BerndHH
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Beitrag03.11.2017 15:56

von BerndHH
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Ach so: da der Afghanistankonflikt noch anhält, hast Du natürlich auch die Möglichkeit, aktive Bundeswehrsoldaten direkt zu befragen, was bei ihnen während des Einsatzes vorgegangen ist.

Bei You Tube findest Du auch natürlich auch Eindrücke zum Karfreitagsgefecht der Fallschirmjäger. Viele Stunden in unmittelbarer Todesangst.


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Zak
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Beitrag03.11.2017 23:07

von Zak
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Lieber BerndHH,
vielen Dank für deine Worte. Und ja du hast recht. Die GSG9 war -meinen Informationen zufolge - nicht in diesem Nato Camp. Die ganze Beschützungsszene ist nicht echt. - Was aber nicht die dortige Situation verfälschen soll.
Vielleicht habe ich das nicht klar genug dargestellt.
Und ich wollte eigentlich auf das eine Ereignis hin arbeiten, weil alles andere den Ramen sprengen würde.
Aber ich freue mich, das mein Text dich interessiert.


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BerndHH
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Beitrag04.11.2017 06:33

von BerndHH
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Also man kann mit Sicherheit jede Menge daraus machen. Dazu solltest Du aber tiefer recherchieren.

Als kleine Anregung vielleicht hier:
http://www.zeit.de/wissen/2016-03/bundeswehr-traumatisierte-soldaten-ptbs-depression-trauma
Traumatisierte Soldaten: Aus dem Kampfeinsatz ins Nichts

http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan/ehemaliger-bundeswehrsoldat-packt-aus-ein-leben-mit-dem-posttraumatischen-belastungssyndrom_id_4585284.html
Ehemaliger Bundeswehrsoldat packt aus. Ein Leben mit dem posttraumatischen Belastungssyndrom

Oder das bereits erwähnte Karfreitagsgefecht:
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/news/karfreitagsgefecht-als-der-afghanistan-einsatz-zum-krieg-wurde/
Karfreitagsgefecht: Als der Afghanistan-Einsatz zum Krieg wurde

http://augengeradeaus.net/2015/04/karfreitagsgefecht-vor-fuenf-jahren-der-wendepunkt-fuer-die-truppe/
Karfreitagsgefecht vor fünf Jahren: Der Wendepunkt für die Truppe?

Aber dazu würde ich tatsächlich Kontakt mit den Kameraden vom Fallschirmjäger-Bataillon 373 in Seedorf aufnehmen, weil nur Augenzeugen das berichten können, was sie tatsächlich erlebt haben.
Bin mir allerdings nicht so sicher, ob sie über diese Erfahrung reden möchten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Karfreitagsgefecht
Karfreitagsgefecht am 2. April 2010 um das Dorf Isa Khel im Distrikt Char Darah
Verluste: Hauptfeldwebel Nils Bruns (35 Jahre), Stabsgefreiter Robert Hartert (25) und Hauptgefreiter Martin Augustyniak (28) fielen im Karfreitagsgefecht.

Oder du widmest dich einer US-amerikanischen Einheit.
Dezember 2001 Schlacht um Tora Bora
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Tora_Bora

Operation Anaconda März 2002
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Anaconda

Also Stoff gibt es jede Menge. Okay, einfach für dich als Anregung.


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Zak
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Beitrag04.11.2017 13:47

von Zak
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Vielen Dank, ich werde mich mal einlesen und dann weiter schauen...
Wobei ich mich zur zeit hauptsächlich auf den Rheinische Post Artikel "Rockt attac! Rocket attac!" stütze.


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Geronimo
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Beitrag04.11.2017 15:05

von Geronimo
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Hallo,

auch ich finde Dein Thema sehr interessant gewählt und ja, man kann so einiges daraus machen. Wobei ich allerdings zugeben muß, daß ich momentan noch nicht ganz überblicke wohin Du gehen willst bzw. was für Dich wichtig ist. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, daß der zu Beschützende Dein Protagonist ist und es seine Geschichte sein soll? Oder soll es eher allgemein gehalten werden, die Geschichte der Soldaten/Polizisten dort unten erzählen o.ä.? Ich durchblicke es noch nicht ganz wo Du hinwillst, sorry.

Zum Text selber: Ich habe den von Dir erwähnten Artikel in der Rheinischen Post gegoogelt, definitiv eine gute Fundgrube und vieles findet sich ja in Deinem Text wieder. Allerdings muß ich dazu sagen, Dein Text ist mir zu starr, zu leblos, es fehlen mir die Eindrücke, die Emotionen.
Wie auch Bernd schon geschrieben hat, geh mehr auf Deine Umgebumg ein, beschreibe die Eindrücke (flirrende Hitze, Gerüche, Geräusche etc.). Ich persönlich kann mir die von Dir beschriebene Situation zwar vorstellen, u.a. weil ich mich auch schon mit ähnlichen Themen befasst habe, mich in die Geschichte einfühlen, sie greifen kann ich derzeit aber noch nicht wirklich.

Es scheint Dir auch nicht wichtig zu sein, daß die GSG9 dort nicht war, soweit ok. Kandahar ist fest in amerikanischer Hand, es sollen in der Provinz Kandahar aber auch unbestätigten Berichten zufolge deutsche Soldaten des KSK tätig gewesen sein (oder immer noch?), Quelle kann ich Dir dazu leider keine nennen, läuft eher unter hörensagengelesen Wink.

Bernd hat hier auch viele Links gepostet in Bezug auf PTBS, Kampfgefechte und was es mit den Soldatinnen und Soldaten macht etc. Wenn es für Deine Geschichte wichtig ist, sind solche Quellen bzw. Recherchen Gold wert, denn nur so kann man die Geschichten dahinter begreifbar machen. Auch wenn es nicht immer einfach ist, an Quellen zu kommen. Das Internet gibt viel her, aber Augenzeugenberichte aus erster Hand sind schwer zu finden. Ich habe für eine Geschichte ähnlich recherchiert bzw. hatte auch das "Glück" jemanden im Bekanntenkreis zu haben, der so etwas mitgemacht hat. Dieses Ereignis hat sein Leben komplett verändert, sowohl in Bezug auf die körperlichen Einschränkungen auf Grund erlittener Verwundung als auch psychische Folgen. Nicht zu vernachlässigen die Folgen für die komplette Familie, den Freundeskreis etc. Im Endeffekt leiden alle darunter (der Satz der Frau eines Soldaten, der ebenfalls in dem selben Einsatz war, aber heil davonkam hat sich mir bis heute ins Gedächtnis gebrannt: "Der Mann, der da vor meiner Haustür stand war nicht mehr mein Mann, es war ein völlig Fremder.").
Ich habe über einen längeren Zeitraum in vielen kleinen behutsamen Gesprächen etliches über die Sicht- und Denkweise in den Einsätzen(Sorgen um Familie daheim, Kameraden etc.) über die Folgen, das Leben mit PTBS herausgefunden und ja, es hat mich zutiefst erschüttert was diese Menschen durchmachen, wie quälend es sein muß und wie oft sie auch von offizieller Seite im Stich gelassen wurden. Daß auch von Seiten der BW noch viel mehr für diese Soldatinnen und Soldaten getan werden muß usw.
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BerndHH
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Beitrag04.11.2017 17:13

von BerndHH
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Hi Geronimo,
Du sagst es! Besten Dank für Deine Ausführugen!!

PTBS ist das korrekte Stichwort.
Die Menschen, die so ein Gefecht mitmachen, miterleben, durchmachen müssen, sind häufig für ihr Leben lang gezeichnet. Wenn nicht am Körper, so doch an der Seele.
Was ein realer Feuerkampf bedeutet, wissen wir alle nicht.
Natürlich ist es komfortabel vom Schreibtisch aus beurteilt, ach Karfreitagsgefecht, 3 Mann Verluste, was ist das schon verglichen mit tage-, wochen- oder monatelangen Massenschlachten wie Somme, Verdun, Stalingrad, etc.?
Aber für die Betroffenen, die genau in diesem Moment mit ihrer Todesangst fertig werden mussten und als Gruppe funktionieren mussten, das einschneidenste Erlebnis überhaupt.

Das Leben im Felde ist mir nicht ganz unbekannt. In der europäischen Waldlandschaft, - Mali, Afghanistan, natürlich nicht. Ich war auch häufig auf der Schießbahn (damals G3, MG oder in neuerer Zeit auch G36), weiß natürlich wie man in die Alarmpostenstellung hineingleitet (niedrigste Gangart), habe auch diverse scharfe Gefechtsschießen mitgemacht aber immer nur auf Klappscheiben.
Was es bedeutet, wenn tatsächlich auf dich zurückgeschossen wird, feindliche Mörser oder Artillerie deine Stellung aufgeklärt haben und dann anfangen mit Sprengbrand und Splitter … das weiß ich natürlich nicht. Und es liegt auch ehrlich gesagt außerhalb meiner Vorstellungskraft.

Ich habe eine Reihe von Manuskripten über den WK II geschrieben und mich mit größter Mühe meinem WK III-Epos (»fictional« war novel, da es sich um ein Ereignis handelt, welches nicht stattgefunden hat) gewidmet aber halt längst nicht gut genug. Ich glaube, der Leser findet sehr schnell heraus, dass der Erzähler eben nicht dabei war und auf Biegen und Brechen ein schauriges Schlachtgemälde entwirft, was er aber selbst nie hautnah miterlebt hat.

Was Geronimo, glaube ich, sagen möchte ist, dass der Krieg zuhause weiter geht. Er lebt bzw. wütet noch immer in den Akteuren – stößt bei Familie und Freunden auf völliges Unverständnis (wie auch, sie waren ja schließlich nicht dabei) und führt häufig zu Spannugen, Bruch und letztendlich zur Isolation des “Veteranen”.
Damals (WK I und WK II) gab es für die Betroffenen keinerlei Hilfe. Sie kamen zurück, krank und verwundet an Körper und Seele und waren mit ihren Qualen letztendlich damit völlig allein gelassen.

Heute bietet die Bundeswehr den Heimkehrern vom Einsatz psychologische Hilfestellungen an und PTBS ist mittlerweile eine anerkannte Erkrankung, so weit ich weiß. Aber anscheinend reicht dies nicht aus, denn die Liste derer, die damit eben nicht fertig werden ist sehr lang. Abwärtsspirale: unfähig einen zivilen Job an- und aufzunehmen, Alkoholismus, Drogenkonsum, familiäre Gewalt (das ist anscheinend die einzige Sprache, die sie kennengelernt haben und der einzige Weg sich auszudrücken, wenn Worte nicht mehr ausreichen, um ihren Gemütszustand zu beschreiben) und ganz am Ende sehr häufig auch der Selbstmord.

Du findest überall Paralellen. Sei es 1945 die Rückkehrer von der Ostfront, verdreckte, verwarzte, unrasierte, stinkende Landser, viele von ihnen Krüppel, Kriegsversehrte, die wie Penner über die von Flüchtlingen überfüllten Bahnhöfe streichen. Wie die Tiere. Fremdkörper im eigenen Land. Unverstanden und ausgegrenzt. “Und dafür haben wir uns den Arsch aufgerissen?”, werden sich viele gesagt haben. Aber das ging natürlich im allgemeinen Nachkriegschaos unter. Es ging hauptsächlich um Lebensmittelbeschaffung, Kohle zum Heizen, ne Pulle Schnaps, um die Sorgen zu ertränken und in erster Linie ums Überleben. Diejenigen, die es überlebt haben und nicht die dunken Schatten und Geister, die an die sechs dunklen Jahre erinnern, die alle so schnell wie möglich vergessen wollten. Kein Aufarbeiten, das Leben findet schon einen Weg, also konsequent nach vorne schauen, Schutt beiseite kehren, “Normalität” schaffen und sich irgendwie mit den neuen Regeln der Besatzungsmächte arrangieren.

- Sorry, noch ein kurzer Einschub zu Konsaliks “Das geschenkte Gesicht” (sorry aber der Titel lässt mich einfach nicht los). “Das geschenkte Gesicht” und die Geschichte des kriegsversehrten und “gesichtslosen” Ernst Schwabe hat genau dies zum Thema aber für mich hat sich Konsalik allein dadurch unglaubwürdig gemacht, dass er die Qualen der Männer mit den entstellten Gesichtern im Fokus hat aber nicht die der Frauen und Mütter – ja im gewissen Sinne schon aber nicht glaubhaft genug – die auf ihre Weise ja ebenso sehr gelitten haben. Es geht nur um den Egoismus der ehemaligen Soldaten mit den scheusslichen Fratzen und die Frauen sind dabei nur Figuren, die das zu ertragen haben, alles aufgeben müssen und wie in einem besonders erschütternden Fall [siehe http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?p=1170260#1170260] von ihrem Mann misshandelt, vergewaltigt und am Ende getötet werden, da er sich dadurch einfach “abreagieren” musste. So kommt es mir jedenfalls vor.

Ähnlich die GIs, die aus Vietnam zurückkehrten. Schnell als Kriegsverbrecher vorverurteilt, als Baby-Mörder und Vergewaltiger abgestempelt und stigmatisiert.

Wie Geronimo schon sagte, Du findest es nur heraus, wenn Du Dich mit den Zeitzeugen unterhälst. Mit allem gebotenen Einfühlungsvermögen, versteht sich. Die Jungs werden dir natürlich nur etwas erzählen, wenn da ein gewisses Vertrauensverhältnis besteht. Anders geht es nicht.

Hier bei Wikipedia gefunden: https://de.wikipedia.org/wiki/Two_Thousand_Yard_Stare


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BerndHH
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Beitrag04.11.2017 17:21

von BerndHH
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Und hier noch etwas Lektüre:

http://www.spiegel.de/karriere/bundeswehr-posttraumatische-belastungsstoerung-bei-soldaten-a-925015.html
Traumatisierte Soldaten Der Weichei-Verdacht


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Geronimo
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Beitrag04.11.2017 18:20

von Geronimo
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Danke auch Dir Bernd nochmal für Deine Ausführungen.
Ja, genau das wollte ich sagen, der Krieg geht für viele Betroffene zuhause weiter. Man steigt nicht einfach ins Flugzeug, fliegt zurück in die Heimat, legt den Schalter um und alles ist gut. Viele fühlen sich zuhause erstmal als völliger Fremdkörper, fühlen sich schnell überfordert von den Angehörigen, die sich ja einfach nur freuen ihren Angehörigen wieder zuhause zu haben. Überfordert von ihrem Umfeld, vom normalen Leben. Die andere Seite hingegen reagiert eher hilflos, versucht dann Verständnis aufzubringen. Kann aber in den seltensten Fällen nachvollziehen was der Heimkehrer eigentlich durchgemacht hat bzw. noch durchmacht. Wie auch?
Die Betroffenen reden auch in den wenigsten Fällen über Ihre Erlebnisse. Weil sie es nicht können und auch weil sie insgeheim fürchten auf Unverständnis zu stoßen (mich kann keiner verstehen). Und natürlich ist immer noch die Angst als Weichei zu gelten. Als Versager, der nicht Manns genug ist "ein bisschen Krieg" auszuhalten. Sie fürchten berufliche Nachteile, reden sich ein, das schon alleine hinzugriegen.
Auch wenn von Seiten der Bundeswehr hier mittlerweile einiges getan wurde, auch wenn mittlerweile viele Hilfen angeboten werden, die Angst wiegt groß. Und ein weiteres, wenn nicht sogar eines der Hauptprobleme:
Sich selbst einzugestehen, daß man Hilfe braucht, daß man es eben nicht mehr alleine hinbekommt.

Wenn Du Dich wirklich näher mit dem Thema befassen willst, ja, rede mit Betroffenen. Allerdings ist das nicht so einfach. Man kann da nicht eben mal einen Aufruf starten, hingehen, hallo sagen und "Erzähl doch mal!".

Bei meinen Recherchen war das wie gesagt ein sehr langer Prozess, verbunden auch mit viel Glück. Der erste Kontakt ergab sich über einen nahen Angehörigen des Betroffenen, den wiederum ich gut kannte und der mir bei einem zufälligen Aufeinandertreffen beim Spazierengehen sein Herz ausschüttete, da er sich große Sorgen um "den Jungen" machte. Er hatte einfach das Bedürfnis mal mit jemanden darüber zu reden, der ihm auch zuhörte, denn viele wollen das Thema tatsächlich gar nicht hören.
So hat sich nach und nach der Kontakt ergeben, verbunden auch mit vielen Zufällen etc. Die damalige Freundin des Betroffenen hat mir dann netterweise den Kontakt zu Angehörigen anderer Betroffener aus einer von ihr regelmäßig besuchten Selbsthilfegruppe für Angehörige vermittelt, daraus wiederum haben sich weitere Kontakte ergeben usw. und so fort.
Ich muß aber an dieser Stelle dazusagen, daß es mich selber auch sehr viel Kraft gekostet hat und ich oft auch aufpassen mußte, daß mich die ganzen Recherchen und Geschichten nicht selber zu sehr runterzogen. Grade auch bei Leuten, mit denen man dann öfter zu tun hatte und zu denen man dann auch ein mehr oder weniger freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hat.
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Zak
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Beitrag05.11.2017 14:18

von Zak
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Vielen Dank für die so gute Hilfestellung. Eigentlich war dieses Projekt als ein kurzer Text gedacht, welcher gar nicht weiter ausgeführt werden kann, da ich - minderjährig - noch gar keine Kampf oder Waffenerfahrung gesammelt habe und auch nicht an ein persönliches Gespräch komme, was ich mir eigentlich als erfolgsversprechend erhoffe, wenn es wirklich eine Fortsetzung geben sollte.  Problem ist halt, dass ich kaum mich in das Thema eingearbeitet habe, bis auf den einen oder anderen Zeitungsartikel. Und um dann eine Fortsetzung zu schreiben erfordert eine weitere recht umfassende Recherche, welcher ich mich zum jetzigen Standpunkt nicht gewachsen fühle.
Evt. kann man auch mal um eine Kooperation bzw Ergänzung von dritter Seite nachdenken...


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Murmel
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Beitrag05.11.2017 14:51

von Murmel
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Mich interessiert das Thema auch, daher habe ich deinen Text gelesen. Von einigen Leichtsinnsfehlern abgesehen, wäre das Thema interessant, aber du hast es noch nicht packend genug umgesetzt. Wenn du nicht selbst dabei warst, musst du versuchen, sich in die Figur hineinzuversetzen. Was fühlt sie, sieht sie (das ist einfach), was hört, riecht, schmeckt sie? Zeige mir die Angst, lass sie mich erfühlen.
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BerndHH
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Beitrag21.11.2017 05:55

von BerndHH
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Moin,
ein Nachbrenner habe ich noch: Jonathan Schnitt Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan, C. Bertelsmann Verlag, 2012. ISBN 978-3570101308.

Auf Google Books gibt es ein paar Ausschnitte zu lesen. Gibt sehr gut die Gefühlswelt der Truppe wieder.


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gold
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Beitrag21.11.2017 06:39

von gold
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Moin Zak,

ich sehe es ähnlich wie Murmel: Knie dich in den Prota hinein, schluepfe in seine Rolle und drücke deine Sichtweise und Gefühle aus. Oder aber verfasse deinen Text als Dokumentation. Da müssen allerdings die Details stimmen.Und:Unterziehe deinen Text bitte dem "Gerold". Das tut sonst beim Lesen weh.

LG gold
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Dreadnoughts
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D
Beitrag30.12.2017 02:35

von Dreadnoughts
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Hallo Zak.

Mein erster Kommentar in diesem Forum gebührt Dir. Zuerst die Information, dass nichts von dem, was ich schreibe, persönlich gemeint ist, sondern nur meine - soweit es geht - objektive Sichtweise darstellt.

Technische Anmerkungen:
Vorab muss ich sagen, dass Deine Entscheidung, die Geschichte hintereinander wegzuschreiben leider ungünstig ist. Es wirkt durch die spärlichen Absätze und Zeilenumbrüche eher wie ein massiver Block, den die Augen eher schwer durchdringen, beziehungsweise erfassen können. Dahingehend würde ich zu einer Auflockerung tendieren. Beispielsweise am Anfang:

Zitat:
Es ist 17:00 Uhr. Alles ist ruhig. Gerade wird die Wache abgelöst, die Wachtürme neu besetz. Die Soldaten fahren mit ihren gepanzerten Jeeps und LKW über das fast zwei Quadratkilometer große Lager. Auf den Dächern jener sind Maschinengewehre montiert. Alles ist ruhig. Doch man merkt die Anspannung und die Konzentration. Ein LKW fährt vor. Von der Ladefläche springen fünf Soldaten.


Es ist 17:00 Uhr. Alles ist ruhig.
Gerade wird die Wache abgelöst, die Wachtürme neu besetz. Die Soldaten fahren mit ihren gepanzerten Jeeps und LKW über das fast zwei Quadratkilometer große Lager. Auf den Dächern jener sind Maschinengewehre montiert.
Alles ist ruhig.
Doch man merkt die Anspannung und die Konzentration. Ein LKW fährt vor. Von der Ladefläche springen fünf Soldaten.


Mir ist klar, dass es gehetzt wirken soll, aber mMn kollidiert es damit, genügend Spannung aufzubauen. Vor allem, da Du direkt mit einer Action-Szene anfängst.

 die Wachtürme neu besetz.
Da ist ein t verlorengegangen.
... besetzt.

Zitat:
Alle in Kampfmontur, Splitzerschutzweste und die Maschinengewehre im Anschlag.

Es ist zu unterscheiden zwischen den Gewehren (G3 oder G36, das leichter ist) und einem Maschinengewehr. Besonders beim MG3, welches über 10 Kilogramm schwer ist, ist es beinahe unmöglich, dieses "im Anschlag" zu haben. Und schießen kann man damit in dieser Haltung auch nicht. (Man würde alles treffen, vielleicht sogar die Sterne, aber niemals das Ziel selbst.)

Abgesehen davon liest sich der Satz so, als würde auch die Splitterschutzweste im Anschlag sein. Daher empfehle ich ein Komma nach dieser.

Zitat:
Durch ihre gestöhnten Brillen kann man nicht sehen, wo hin sie schauen

Da hat sich ein 's' bei den getönten Brillen eingeschlichen. wink
... getönten ...

Zitat:
Wäre ich doch blos in dem auf 30° C gekühlten Raum geblieben.

... bloß ...

Zitat:
Ein kurzer und knapper Begrüßungsappel wird gehalten.

Du meinst den militärischen Gruß mit der Hand an die Mütze, bzw. an den Gefechtshelm. Das ist kein Appell.

Zitat:
Alles ist ruhig. Verdächtig ruhig.

Du hast den Passus bereits einige Male vorher eingebaut. Hier würde ich eher dazu raten, den zweiten Satz alleine zu verwenden. (Oder andere Varianten finden.)

Zitat:
Zusätzlich ertönt eine Weibliche Stimme:

... weibliche ...

Bei der Stelle würde ich auch empfehlen, wörtliche Reden/Dialoge etc. nicht mitten im Text zu platzieren, sondern separat. Das sähe dann eventuell so aus:
Zusätzlich ertönt eine Weibliche Stimme:
„ROCKET ATTACK! ROCKET ATTACK!“
Sie schreit aus den Lautsprechern die überall im Lager stationiert sind.


Zitat:
Die Wände sind einen halben Meter breit, die Decke beträgt einen Meter. Die Gebäude sind zehn Meter lang, zwei hoch und drei breit. Der schmale Eingang wird von einer massiven Platte geschützt.

Hier hast Du ein technisches Problem. Mir ist klar, dass Du die örtlichen Begebenheiten beschreiben willst/musst. Aber in der Situation, in der Szene, wirkt es leider unglaubwürdig, denn der Protagonist kann die genaue Meterzahl nicht wissen.
Ich denke, etwas weiter vorher, am Anfang, könnte man eher die allgemeinen Beschreibungen einbauen, vor dem Raketenangriff.

Zitat:
Alles Stahlbetong.

... Stahlbeton.

Zitat:
Bei näherem hinsehen, sehe ich die deutsche Flagge auf seinem linken Ärmel und darunter GSG9.

Bist Du Dir sicher? Laut Wikipedia gibt es eine eigene Einheit für den Schutz von Personen. (Personenschutz Ausland.)

Zitat:
so wie eine Notation an Essen.

Du meinst sicherlich 'Notration', kurz das 'EPA'. (Einmannpackungen. Meistens aus den 70er oder 80er Jahren. Steht sogar drauf.)

Zitat:
Jeweils zwei passen an den zwei Eingängen jeweils rechts und links auf, während sich die anderen ausruhen.

Dopplung. Vielleicht so?
Immer zwei passen an den zwei Eingängen jeweils rechts und links auf, während sich die anderen ausruhen.

Zitat:
Schlafen kann  keiner.

Ein Leerzeichen zuviel.
Abgesehen davon können Soldaten auch in solchen Situationen schlafen, zwar kurz, aber sehr tief und schnell wieder aufwachbar. Wahrscheinlich hat es der Protagonist nicht so sehr bemerkt. wink

Zitat:
donnert durch die Tintenschwarze Nacht.

... tintenschwarze ...

Zitat:
einen Stahlblauen Himmel

... stahlblauen ...

Zitat:
Ich werde von meinen GSG9ern zur Mensa begleitet.

Mensa? Bist Du sicher? Jedes Camp hat eine Betreuungseinrichtung mit einem speziellen Namen. Aber Mensa ist es nicht.

Zitat:
Hochgestapelte Sandsäcke und Kilometer langer Nato-Draht.

Entweder Bandstacheldraht oder einfach Stacheldraht. (S-Draht-Rollen.)

Zitat:
Überall gepanzerte LKWs mit aufmontierten Geschützen.

Am Anfang hattest Du die Mehrzahl von LKW als LKW tituliert, hier jedoch mit s am Ende. Desweiteren sind es keine Geschütze auf den LKW, sondern die eingangs erwähnten Maschinengewehre auf den Drehringlafetten. wink

Zitat:
und 35 verletz.

Da ist wieder ein t abhanden gekommen.
... verletzt.

Inhaltliche Anmerkungen:
Ich gehe davon aus, dass Du persönlich nicht in diesem Thema eingebunden bist. Das muss keine Voraussetzung dafür sein, so etwas zu schreiben, nur braucht es hier nicht nur Glaubwürdigkeit - gerade bei den Kleinigkeiten, wie den Notrationen/den Einmannpackungen - sondern auch bei der Umsetzung.

Beim Anfang kommst Du ohne Prolog aus, ohne irgendwelche Hintergrundinformationen. Es reicht, wenn der Leser weiß, dass der Protagonist beschützt werden soll. Okay, aber das Wie, ..., die Umsetzung, ist hier meiner Meinung nach ausbaufähig. Zwar sind die Sätze schon kurz, an einigen Stellen der Ruhe nur marginal länger, was ich gut finde, aber eine Spannung wird hier leider nicht aufgebaut.
Es klingt eher wie ein Bericht, der mich nicht zum Schwitzen bringen kann. Hey, da sind wieviel °C da draußen? Wie schwer ist es da, sich zu bewegen? Wie kalt/warm ist es in dem Bunker? Wie sehr klebt die Kleidung am Körper, vor allem bei den Soldaten mit der Splitterschutzweste? Was ist mit dem Schlagen des Herzens? Rauscht es in den Ohren? Angst? Gedanken an die Liebsten Zuhause? Oder gar an den Grund, weswegen er hier ist?
(Hier wären auch - vielleicht kursiv gesetzte - Gedanken des prosaischen Ichs hilfreich.)

Natürlich kann man sich durch eine 'Ich-Perspektive' davon befreien, jedenfalls zum Teil, denn auch der Protagonist sieht/riecht/hört ja etwas oder empfindet gleich oder vergleicht sogar.

@BerndHH:
Zitat:
Heute bietet die Bundeswehr den Heimkehrern vom Einsatz psychologische Hilfestellungen an und PTBS ist mittlerweile eine anerkannte Erkrankung, so weit ich weiß. Aber anscheinend reicht dies nicht aus, denn die Liste derer, die damit eben nicht fertig werden ist sehr lang.


PTBS hat, ich sage es direkt am Anfang, nichts mit 'Weichei' zu tun. Und die Erkrankung bekommt auch nicht jeder Soldat, egal in welcher Armee er dienen mag.
Es gibt Hilfen, und sie werden angenommen, von Lotsen bis hin zu Psychotherapeuten und zu Wehrdienstbeschädigungsverfahren. Es ist nur leider so, dass etliche Stellen daran beteiligt sind, wodurch eine mitunter lange Bearbeitungszeit zustande kommt.

Zitat:
(das ist anscheinend die einzige Sprache, die sie kennengelernt haben und der einzige Weg sich auszudrücken, wenn Worte nicht mehr ausreichen, um ihren Gemütszustand zu beschreiben)

Es ist nicht die einzige Sprache, die sie kennengelernt haben. Aber alles nach dem 'und' ist richtiger.

Bis hierhin.

LGD.
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BerndHH
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Wohnort: HH


Beitrag30.12.2017 06:01

von BerndHH
Antworten mit Zitat

Ich denke auch, dass man aus dem Thema so einiges mehr machen könnte.

Ich würde die Jungs aber eher auf Spähtrupp (Recce Patrol) irgendwo da oben ins Hochgebirge des Hindukusch schicken. Auftrag: Einsickern bewaffneter irregulärer Gruppen aus Pakistan ...
Na ja, Du wirst Dir schon etwas einfallen lassen.


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