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Perspektive einer Figur, die am Fortgang der Handlung nicht beteiligt ist

 
 
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Selma12
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
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Beiträge: 10



S
Beitrag06.12.2017 15:17
Perspektive einer Figur, die am Fortgang der Handlung nicht beteiligt ist
von Selma12
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

ich trage mich mit dem Gedanken, meinen Roman aus der Sicht einer Figur (3. Person) zu beginnen, die bloß eine Statistenrolle im Verlauf der Handlung einnehmen soll. Das Kapitel aus Sicht dieser Figur ist dazu gedacht, den Protagonisten einzuführen und den Hintergrund, vor dem der Roman spielt, darzustellen. Die Figur würde im Verlauf der Handlung allerdings - wie erwähnt - keine Rolle mehr spielen. Der Roman soll aus den Perspektiven der beiden Protagonisten erzählt werden (3. Person).
Meine Frage an euch: Würdet ihr diese Erzählweise als irritierend empfinden - vor dem Hintergrund, dass ihr euch mit der Figur identifiziert und die Erwartung hegt, dass sie der Protagonist ist? Oder aber könntet ihr dieser Art des Einstiegs in den Roman etwas Positives abgewinnen?

Liebe Grüße
Selma
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DancingMoonlight
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 67



Beitrag06.12.2017 15:37

von DancingMoonlight
Antworten mit Zitat

Musst du ihn denn unbedingt über eine andere Person einführen?
Ich würde mich als Leser, fürchte ich, eine ganze Weile fragen, wo dieser Charakter geblieben ist. Und wenn er zu unsympathisch/uninteressant erscheint, würde ich, wenn ich die Leseprobe lesen würde, vielleicht denken, dass das Buch doch nichts für mich ist und es demnach auch nicht kaufen.
Du sagst ja auch, dass er nicht im Geringsten wichtig für die Handlung ist. Ich kenne es nur so, dass eine fremde Perspektive genutzt wird, wenn es sich um den Feind/das Mordopfer/etc. handelt. An deiner Stelle würde ich es lassen oder ihm eine wichtige Rolle zuteilen. Ist der Charakter wichtig, wäre ein Einstieg über ihn auch interessant.
Wenn es aber aus irgendwelchen nicht möglich ist, direkt aus der Sicht des HC zu schreiben, dann denk über einen Prolog nach. - Aber da solltest du dir bewusst sein, dass den viele Leser nicht mehr lesen. Habe ich zumindest schon sehr oft gelesen/gehört.


_________________
❝Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.❞
-Mark Twain (1835-1910)
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag06.12.2017 15:46

von Selanna
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Hallo Selma12,

ich hab mal einen frühmittelalterlichen Liebesroman gelesen, da war die ganze Geschichte eine Erzählung Lokis an die anderen Götter. Er tauchte am Anfang auf, als die Götter Loki zu sich holten, weil sie sich langweilten, mitten im Roman einmal, als er eine Erzählpause brauchte und - ich glaube - am Schluss auch, bin mir aber nicht sicher.
Mein Fazit war: 1. Gestört hat es mich nicht. - 2. Es hatte auch irgendwie etwas Charmantes, Verspieltes. - 3. Ich habe aber auch keinen Sinn darin erkannt, man hätte das genau so gut weglassen können und es hätte quasi nichts gefehlt.
Also meine Meinung: Wenn Du es machst, dann lass den Erzähler noch einmal auftauchen, um den Rahmen, den Du mit ihm eröffnest, auch zu schließen, sonst ist es irgendwie völlig sinnentleert. Und überleg Dir, ob Du damit auch irgendeinen Zweck erfüllst.

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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Selma12
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
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Beiträge: 10



S
Beitrag06.12.2017 15:46

von Selma12
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich muss den Protagonisten nicht unbedingt auf diese Art einführen. In meinem Kopf ist bloß diese Szene entstanden, die sich in mir festbeißt Wink Ich kenne diese Art der Einführung bisher auch nur aus Sicht eines Opfers und fürchte wie du, dass der Leser die Figur im Handlungsverlauf "suchen" wird. Hm, ich denke, ich werde mir wohl eine andere Lösung einfallen lassen.
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Selma12
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
S


Beiträge: 10



S
Beitrag06.12.2017 15:50

von Selma12
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Selanna hat Folgendes geschrieben:
Hallo Selma12,

ich hab mal einen frühmittelalterlichen Liebesroman gelesen, da war die ganze Geschichte eine Erzählung Lokis an die anderen Götter. Er tauchte am Anfang auf, als die Götter Loki zu sich holten, weil sie sich langweilten, mitten im Roman einmal, als er eine Erzählpause brauchte und - ich glaube - am Schluss auch, bin mir aber nicht sicher.
Mein Fazit war: 1. Gestört hat es mich nicht. - 2. Es hatte auch irgendwie etwas Charmantes, Verspieltes. - 3. Ich habe aber auch keinen Sinn darin erkannt, man hätte das genau so gut weglassen können und es hätte quasi nichts gefehlt.
Also meine Meinung: Wenn Du es machst, dann lass den Erzähler noch einmal auftauchen, um den Rahmen, den Du mit ihm eröffnest, auch zu schließen, sonst ist es irgendwie völlig sinnentleert. Und überleg Dir, ob Du damit auch irgendeinen Zweck erfüllst.

Liebe Grüße
Selanna


Danke. Ich glaube, da hast du einen guten Punkt getroffen. Der Leser sollte auf jeden Fall einen Zweck erkennen, warum der Roman auf diese Art in die Handlung einsteigt.
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag06.12.2017 16:20

von Selanna
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Da fällt mir noch ein Beispiel ein:
Somerset Maugham tritt oft als ein "Ich" in seinen Kurzgeschichten, aber auch im Roman "Auf Messers Schneide" auf. Er ist ein Außenstehender, der berichtet, wie verschiedene Menschen, die er kennt, durch ihr Leben gehen. Er taucht alle paar Jahre selbst in der Geschichte auf, weil er die weibl. Protagonistin mal auf einen Drink trifft oder den männl. Protagonisten in einem Lokal. Er hat keinerlei Bedeutung für den Plot, außer, dass er den Leser ein wenig manipulieren kann, indem er die Handlungen der Protagonisten leicht subjektiv wertet. Ich mag den Autor sehr gerne, aber laut wikipedia wirft man ihm vor, dass er zu viel erklärt, den Leser zu sehr leitet - und er ist ein Schriftsteller, der vor über 50 Jahren Prosa veröffentlicht hat. Ob das heute noch modern ist und gern gelesen wird?
Vllt kannst Du Deinen Erzähler immer wieder in die Geschichte einflechten, vielleicht kannst Du ihn den Leser ein wenig führen lassen (ein schwieriges Unterfangen, das muss gekonnt und sympathisch gelingen) oder ihm sonst einen Mehrwert geben?

Wag es doch einmal und stell das Ergebnis hier als Einstand ein, dann siehst Du, ob es ankommt Wink

So, das war es jetzt aber von mir
Liebe Grüße
Selanna


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Murmel
Geschlecht:weiblichSchlichter und Stänker

Alter: 68
Beiträge: 6380
Wohnort: USA
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Beitrag06.12.2017 23:21

von Murmel
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Das große Beispiel ist The Great Gatsby, von F. Scott Fitzgerald, bei dem die Hauptfigur durch die Augen einer Nebenfigur betrachtet wird, wobei die doch schon etwas mehr als eine Statistenrolle hat.

Du kannst durchaus eine Perspektive nur ein, zwei Kapitel lang haben, das habe ich auch schon gemacht, kein Problem.
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Selma12
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
S


Beiträge: 10



S
Beitrag07.12.2017 12:03

von Selma12
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Ich werde noch einmal darüber nachdenken und der Figur eventuell eine größere Rolle einräumen. Danke für eure Einschätzungen!
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag07.12.2017 17:01

von Babella
Antworten mit Zitat

Murmel hat Folgendes geschrieben:
Das große Beispiel ist The Great Gatsby, von F. Scott Fitzgerald, bei dem die Hauptfigur durch die Augen einer Nebenfigur betrachtet wird, wobei die doch schon etwas mehr als eine Statistenrolle hat.


Oder Moby Dick. Ismael ist nur ein ganz kleines Licht verglichen mit Ahab und dem Wal. Dass Ismael erzählt, vergisst man zwischendurch sogar.
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag08.12.2017 01:30

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Babella hat Folgendes geschrieben:

Oder Moby Dick. Ismael ist nur ein ganz kleines Licht verglichen mit Ahab und dem Wal. Dass Ismael erzählt, vergisst man zwischendurch sogar.


Aber er ist der einzige Überlebende. Vielleicht weil auch das Schicksal ihn kurz vergessen hat.
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Willi Wamser
Gänsefüßchen


Beiträge: 47



Beitrag11.03.2018 16:41
peripherer Erzähler
von Willi Wamser
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Serenus Zeitblom ist Ich-Erzähler in der Präsentation des "Doktor Faustus" und als erlebendes Ich Nebenfigur in der Ereigniskette der erzählten Welt. Allerdings  eben schon mit einer gewissen Rolle darin. Ähnlich Dr. Watson. Oder der Anfangserzähler in Madame Bovary.
Wie auch immer: Eine gewisse Beziehung zu der Ereigniskette wirkt verlässlich besser als eine minimale Beziehung. Immerhin kann ja, weil der Nebenfigur der Einblick in die Psyche der Hauptfigur fehlt und er damit vor Erkenntnissperren steht, eben dieses Defizit den Leser dazu bringen, Vermutungen anzustellen, Vermutungen des Erzählers überprüfen  und Leerstellen zu füllen.

Der schon erwähnte Erzähler in "Gatsby" ist dafür ein Beleg: Nick Carraway erzählt davon, wie Jay Gatsby  die einstige Liebesbeziehung zu Carraways Cousine Daisy wiederbeleben will.  Carraway ist Vertrauter von Gatsby, kennt auch andere Figuren aus der Vorgeschichte und hat so durchaus intime Kenntnisse über Fremdpsychisches, Fremdzeitliches und Fremdörtliches.

Allerdings eben deswegen und nur so weit, weil und dass die Figuren ihm davon erzählen oder er entsprechende Zeugnisse findet. Allerdings kann er davon eben nicht mit der meistens vorhandenen Verbindlichkeit erzählen, die dem Er-Erzähler traditionell zur Verfügung steht. Der schon erwähnte Loki hat als Gott immense Erkenntnismöglichkeiten ist also fast so etwas wie ein traditioneller Er-Erzähler mit auktorialer Perspektive.

Vielleicht stellst Du "einfach" - Selanna sagte es schon -  die Eröffnung deiner Erzählung hier ein und dann guckt man drüber .  Theorie trotz Beispielen bleibt blass. Nick Carraway at left ...





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