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Sechs für heute

 
 
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Rheinsberg
Geschlecht:weiblichécrivaine émigrée

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Wohnort: Amman
Bronzenes Messer


Beitrag01.10.2017 19:00
Sechs für heute
von Rheinsberg
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es duftete nach Kardamom. Lucille hatte die große Teekanne mit dem Muster aus Pfingstrosen auf weißem Email mit heißem Wasser aus der Leitung gefüllt und sechs Kapseln Kardamom hineingeworfen. Warum acht? Warum nicht fünf, warum nicht sieben?
Klick-klick-klick – sie presste den Knopf am Herd, der Funken schlug, um die Gasflamme zu entzünden. Der Kessel fing gleich zu summen an.
Vor dem Fenster bogen sich die Pappeln, zeigten im letzten Licht eines grauen Herbsttages die weißen Unterseiten ihrer Blätter. An der Straßenecke entstand ein Wirbel aus Papierfetzen und Plastiktüten, blau, grün, pink. Der Wind drehte sie um und um, hob sie an, verteilte sie, sammelte sie dann wieder. Wie im Meer.
Auch das Radio summte – sie drehte am Senderknopf, um wenigstens die Nachrichten hören zu können. Dieses altmodische Teil schien immer mehr Brummtöne als Musik auf Sendung zu haben.
„Hier spricht Richard Pörsch vom Sender Neues Land. Sie hören die Nachrichten.“ Na also, ging doch.
Der Kühlschrank surrte leise vor sich hin, wurde lauter, als sie ihn öffnete, um den Rest Butter und Käse herauszuholen und neben das Brot auf den Tisch zu stellen. Eigentlich könnte sie ihn ausschalten, es war ohnehin nichts mehr drin. Strom sparen. Die letzte Rechnung lag noch unbezahlt drüben auf dem Tisch bei den anderen.
„Vor der libyschen Küste sollen über zwanzig Menschen ertrunken sein, als heute am frühen Morgen ein überfülltes Schlauchboot sank.“
Das Teewasser kochte. Langsam, behutsam füllte sie die letzten Teeblätter in das leicht angelaufene Tee-Ei. Die Kette war verbogen, aber es schloss noch und funktionierte genauso gut wie früher bei ihrer Großmutter. Sie waren sich immer einig gewesen, Teebeutel gingen gar nicht, der Tee schmeckte doch nach Papier. Und all diese Systeme für losen Tee waren entweder teuer oder lästig oder umweltfeindlich – da hatte sie sich bei der Haushaltsauflösung vor fünf Jahren das Tee-Ei mitgenommen. Niemand sonst hatte Wert darauf gelegt. Der Schmuck war schon nicht mehr da gewesen – kein Wunder.
„Der Innenminister sagt, er werde sich weiter dafür einsetzen, Flüchtlinge bereits in Nordafrika in Lagern vernehmen zu lassen.“
Bräunliche Schlieren ziehend sank das Tee-Ei ins Wasser, soweit die kurze Kette es ihm erlaubte. Dampf stieg auf, an dem sie sich schnell die Hände wärmte. Es zog am Küchenfenster, dessen Flügel klapperten, dem scharfen Wind nicht mehr gewachsen.
„Eine Erhöhung des Regelbedarfssatzes bei ALG II wurde im Bundestag abgelehnt.“
Lucille stellte einen Teller auf den Tisch. Sie öffnete die Brotdose. Eine Scheibe. Langsam, methodisch, verteilte sie Butter darauf, fuhr mit dem Messer wieder und wieder über das Unterteil der Butterdose, bis nur noch schmale, fettglänzende Streifen zu sehen waren, geriffelt wie die Schneide des Messers, kreuz und quer. Das gleiche Riffelmuster übertrug sich dann auf die Brotscheibe.
„Der amerikanische Präsident lehnt weitere Hilfen für das vom Wirbelsturm Maria zerstörte Puerto Rico ab.“
Sie ging wieder zum Herd, fasste die Kette des Tee-Eis mit dem Topflappen und zog es heraus, ließ es abtropfen und dann in das Spülbecken fallen. Neben dem Herd stand ein weißer, dickwandiger Becher, den sie jetzt mit Tee füllte. Sie griff nach der Zuckerdose, schaute hinein, schloss sie und stellte sie wieder auf ihren Platz, bevor sie den vollen Becher mit zum Tisch nahm und neben dem Teller abstellte.
„Nun zum Wetter. Die angekündigte Sturmfront hat inzwischen Norddeutschland erreicht, für die Ostfriesischen Inseln und an der Küste wird vor Sturm gewarnt.“
Sie bedeckte das Buttermuster auf dem Brot mit einer Scheibe Schnittkäse. An den Rändern färbte sich der Käse schon dunkelgelb – wann hatte sie ihn gekauft? Als sie noch fünf Euro im Portemonnaie gehabt hatte. Am Zwanzigsten. Heute war der Fünfundzwanzigste. Ultimo, hatte man das früher genannt.
Ein Schluck Tee, ein Bissen Käsebrot. Stulle, würde Axel sagen. Aber der aß jetzt vermutlich Steak. Sturm oder nicht. Oder gerade? Wer Windräder baute, musste doch am Sturm verdienen?
Geld. Schlimmer, kein Geld. Ihres würde erst in einer Woche auf dem Konto sein, wieder nur gerade genug für die Miete und ein bisschen Essen. Gekürzt, weil sie nicht zu diesem Vorstellungsgespräch gefahren war. Diesmal würde sie wieder nicht fahren, weil sie wieder kein Geld mehr hatte. Aber einen leeren Kühlschrank.
Axel hatte das nicht verstanden. Man müsse sich das Geld doch nur einteilen. Es sei doch nicht so unzuverlässig wie der Wind, hatte er gescherzt. Sie hatte geschwiegen. Als sie im nächsten Monat wieder keine Arbeit fand, das Geld wieder schon am Fünfundzwanzigsten zu Ende war, hatte er den Kopf geschüttelt, ihr zehn Euro hingelegt und war gegangen. Kein Anruf, keine Antwort – wie vom Winde verweht.
Die Küchentür klapperte, der zunehmende Luftzug durch die schlecht schließenden Fenster pfiff bis zu dem Ritz unter der Haustür. Wenn der Sturm bis hierher kam, ob die Fenster halten würden?
Ein Bissen Käsebrot, ein Schluck Tee. Noch sechs Tage bis zum nächsten Geld. Sechs Tage, eine Scheibe Brot und zwei Päckchen Spaghetti.
Bomm! Ein Ast klatschte ans Fenster.
Sie goss sich noch einen Becher Tee ein. Er duftete nach Kardamom. Sechs Kapseln schwammen in der Kanne. Warum nicht fünf, warum nicht sieben? Ganz einfach – in der Packung, die sie morgens beim Putzen ganz hinten im Schrank gefunden hatte, waren nur noch sechs. Eine für jeden Tag? Sinnlos. Sechs für alle Tage. Sechs für heute.
Es blitzte. Ein Knall. Das Licht ging aus.

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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6153
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag02.10.2017 02:16

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,
Zitat:
und sechs Kapseln Kardamom hineingeworfen. Warum acht?
Hä? Was denn nun, 6 oder 8?

Zitat:
Die Kette war verbogen
Wie kann denn eine Kette verbiegen?

Von diesen kleinen Patzern abgesehen zeichnest du die Situation deiner Protagonistin sehr nachvollziehbar. Eine Anklage gegen das Hartz 4 System, das Singles bestraft und auf unbezahlten Stromkosten sitzen lässt? Ich verstehe aber nicht, welche Bedeutung der Sturm draußen jetzt für die Geschichte hat. Der scheint mir irgendwie hier nur Ambiente zu sein.

Ich hatte dein Ende zuerst übrigens falsch verstanden und die sechs Kapseln aus der gefundenen Packung für Medikamente gehalten, die sie sich als Überdosis verabreicht, um sich zu vergiften. Also dass der Leser erst denkt, es ginge um Kardamom (wusste gar nicht, dass man das als Tee trinken kann, aber Gewürztee ist eh nicht mein Ding), während tatsächlich von anderen Kapseln die Rede ist. Das Ende hätte ich stärker gefunden. Doch dein Satz am Anfang, das es sich um Kardamom handelt, schließt diese Interpretation dann aus.

Punkte verteile ich erst, wenn ich alles gelesen habe.

2 Punkte


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
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Beitrag02.10.2017 12:13

von MoL
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Lieber Inco!
Das mit der Teezubereitung habe ich nicht verstanden: Erst wird heißes Leitungswasser mit Kardamonkapseln angereichert, dann wird das Wasser zum Kochen gebracht und noch ein Teeei hineingetan? Ich fürchte, ich habe da etwas entweder garnicht oder absolut falsch verstanden. Abgesehen von dieser Kleinigkeit gefällt mir die Geschichte. Die Sprache schleppt sich manchmal ein bisschen und ich hätte mir etwas deutlichere Bezüge zwischen der Geschichte der Frau und den Nachrichtenmeldungen gewünscht. Aber der INHALT dieser Erzählung ist mir hochsympathisch. Denn leider ist diese Art des "Lebens" auch für viele Menschen in Deutschland Realität. Ebenso wie es viele Menschen gibt, die kein Verständnis dafür haben und dann Sprüche klopfen a la "Dann muss man sich eben mal etwas einschränken".
Von mir gibt es 6 Punkte! Smile


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"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
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Michel
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Beitrag02.10.2017 14:26

von Michel
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Ein sich steigernder Sturm der Brotlosigkeit.
Der Anfang (acht oder sechs??) war mir einen Tick zu betulich, die Auflösung der Frage am Ende der Geschichte mir nicht ganz so mysteriös wie vielleicht geplant. Was mich mehr gepackt hat, waren die scheinbar so banalen Details wie die letzte Scheibe Brot, die ich so oder so ähnlich auch schon gehört habe. Da komme ich mir manchmal vor wie eine Marie Antoinette, die nur Kuchen kennt. Leise, anrührend. Nur der Wind bläst schon ganz schön heftig, wenn sich die Weiden biegen und der Müll in Wirbeln tanzt.
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Schlomo
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Beitrag03.10.2017 00:33

von Schlomo
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WOW! Das hat echt Klasse. Gefällt mir wirklich.

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#no13
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Uwe Helmut Grave
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Beitrag03.10.2017 08:40

von Uwe Helmut Grave
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Eine drohende Sturmfront vor Norddeutschland, ein gesunkenes Flüchtlingsboot, eine vom Wirbelsturm zerstörte Region, deren Bewohnern nicht mehr geholfen wird ... und zwischen alldem eine Tee kochende Frau, der es beruflich und finanziell beschissen geht.
Die geeignete Geschichte, wenn man seine Stimmung mal so richtig schön tief in den Keller abwandern lassen möchte, am besten an einem diesigen Tag kurz vor einem Gewitter. Muss einem nicht gefallen, ist aber erzähltechnisch gelungen.


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"Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich!" - "Aber er hat ja gar nichts an!" (Hans Christian Andersen) - Die Welt ist anders(en) als sie es dir erzählen.
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femme-fatale233
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Beitrag03.10.2017 09:54

von femme-fatale233
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Ich mag die Idee sehr gern. Generell könnte der Text etwas schneller zum Kern vordringen, aber das ist sicher Geschmacksache. Die Tristesse gefällt mir, besonders aber der Gedanke, dass, wer Windräder baut, doch am Sturm verdienen müsse.

 Was mich wundert/ was ich mich gefragt habe: Wie kommt es, dass sie Kardamom besitzt? Das ist ein sehr teures Produkt, wenn ich sparen muss, kaufe ich meine Gewürze nicht nach, wenn sie alle sind, selbst wenn ich sie bräuchte.
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Tjana
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Beitrag03.10.2017 16:16

von Tjana
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Ein stiller Abend mit vielen Gedanken. Ohne Pathos lässt mich die Frau daran teilhaben. Angenehm.
Punktechance


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Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein)
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag04.10.2017 21:38

von Constantine
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Bonjour

Gelungene Geschichte, schöner Stil.
Die Nachrichtenteile sind gut verwoben mit dem Text, Lucille, ihrem Tee, ihrem Butterbrot und ihrem Leben.
huit points

Merci beaucoup
Constantine
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4292

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Podcast-Sonderpreis


Beitrag05.10.2017 13:35

von hobbes
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Warum acht, das frage ich mich auch. Vermutlich waren es mal acht und im Eifer des Gefechts ist es untergegangen. Und nun ärgerst du dich über dich selbst. Dabei ist das halb so schlimm, für mich jedenfalls.

Pappeln love Fünf Pluspunkte dafür. Obwohl, vielleicht nur drei, es scheinen Silberpappeln zu sein.

Hm, hm. Beim ersten Lesen mochte ich das, diese Land-unter-Stimmung aus unkommetiereten, nebenbei gehörten Schreckensmeldungen und ihrer eigenen, nicht weniger trostlosen Lage.
Beim wiederholten Lesen ist es mir dann doch ein wenig zu dick aufgetragen, zu sehr Erklärbär, zu sehr, na, hast du es immer noch nicht verstanden.
Was ich auch beim wiederholten Lesen noch mag, ist die Tee-Ei-Großmutter-Geschichte, vermutlich, weil die mir noch Raum lässt, nicht gänzlich auserzählt ist.

Das Ende, also die letzten drei Sätze, die sind natürlich unter aller Kanone. Knallbums, Licht aus, Geschichte zu Ende. Das passt so nicht zum Rest. Aber gut, knallbums, Licht aus, FFF-Zeit zu Ende, kann man nichts machen.


Punkte-Edit:
Hallo sechster Gewinner-Text smile
Dass du verhältnismäßig weit unten landest, hätte ich zuerst auch nicht gedacht. Das liegt hauptsächlich daran, dass mir das Elend am Ende dann doch zu bemüht, zu gewollt war. Und somit bei mir das Gegenteil erreicht.
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Heidi
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Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag06.10.2017 20:59

von Heidi
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Du erzeugst eine angenehme Atmosphäre, gerade der Beginn der Geschichte gefällt mir außerordentlich gut.
Das Gemisch aus Politik und stinknormalem Alltag eines Menschen, der in Armut lebt, halte ich für eine gute Idee.
Der Schluss kommt dann aber doch etwas melodramatisch. Zu dick für meinen Geschmack.
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Eliane
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 824



Beitrag06.10.2017 21:46

von Eliane
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Tadellos geschrieben. Was mir nicht ganz klar wird, ist die Teezeremonie: Heißes Wasser aus der Leitung in der Teekanne - und dann noch aufgekochtes aus dem Kessel dazu? Hier hakt die Logik.

Sonst, wie gesagt: Flüssig, handwerklich sehr gut. Allerdings: So richtig tief tauche ich nicht ein.
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TZH85
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Pokapro 2017


Beitrag07.10.2017 13:17

von TZH85
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Wirklich bedrückend, besonders der Kontrast zwischen dem traurigen Thema und der poetischen Sprache. Das unterstreicht die großen Katastrophen (Radio) und die kleinen Katastrophen (Armut) über die niemand berichtet.
Mir gefällt auch, dass der Sturm mal eher der Untermalung des Themas dient und nicht gleich apokalyptische Ausmaße annimmt.
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shatgloom
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Beitrag07.10.2017 18:30

von shatgloom
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Eigentlich wäre das mein Lieblingstext.
Die Geschichte landet bei mir nur deshalb nicht ganz vorne, weil der Sturm eigentlich hier keine Rolle spielt, die Geschichte würde auch ohne die Sturmwarnung funktionieren.
Deshalb zwar Punkte, aber nicht die volle Punktzahl. (Nicht etwa wegen der acht oder sechs Kardamom-kapseln).
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Lapidar
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Wohnort: in der Diaspora


Beitrag08.10.2017 20:27

von Lapidar
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Ich finde, du hast das Thema gut umgesetzt und auch interessante Parallelen gezogen.

_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
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holg
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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag11.10.2017 20:34

von holg
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Hallo Inko.
Entschuldige, wenn ich mich kurz fasse und eventuell nicht mehr zum Bewerten komme. Bin gerade eher mit existentiellen Dingen beschäftigt und einer immer wieder Streikenden iPad-Tastatur.

Ich hab mal in einem Ratgeber gelesen, man soll den ersten und letzten Abschnitt eines Textes generell Streichen. So ähnlich sehe ich das an diesem Text auch.
"Warum acht? Warum nicht fünf, warum nicht sieben? Klick-klick-klick –" Das kann weg.
"Es blitzte. Ein Knall. Das Licht ging aus." Das auch.
Der Rest ist eine kleine Armutsgeschichte. Dank der Radiomeldungen klar im Heute verortet. Eine Frau, die nichts mehr hat. Das Abendessen ist karg, der Kühlschrank leer, die Lage (soweit das Radio sagt) schlimm, der Sturm ist Nebensache.
Das ist ein wenig zuviel für den kurzen Text, ich finde aber, er kriegt das hin. Denn der Ton ist fein und leise.


_________________
Why so testerical?
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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag12.10.2017 20:38

von Terhoven
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Finstere Stimmung. Ein gutes Zeitdokument. Würde mir im Präsens vielleicht noch besser gefallen.
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fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 606



Beitrag13.10.2017 17:43

von fabian
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Gefällt mir.
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Rheinsberg
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Beiträge: 2251
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Wohnort: Amman
Bronzenes Messer


Beitrag15.10.2017 16:11

von Rheinsberg
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Ich möchte mich bei allen hier ganz herzlich bedanken, der 3. Platz hat mir schier die Sprache verschlagen, und einige der Punktgaben hier erst recht. Vor allem von gewissen Schreibern, die ich hoch schätze ...

Im Ernst, ich kann mich jeder Kritik anschließen, Hobbes hat es gleich gesehen, ja, ich habe mich geärgert, kaum, dass ich den Text abgeschickt hatte, weil mir da so ein dummer Fehler unterlaufen war.
Das Ende taugt echt nichts, das ist wirklich etwas FFF-geplagt.

Trotzdem freut es mich, dass der Versuch dieses Ein-Personen-Stücks so relativ gut ankam, mir lag daran, tatsächlich einmal ohne Dialog auszukommen und mich nicht in hektisches Handeln zu verlieren.

Terhoven, du legst den Finger in die nächste Wunde: Präsens wäre mit Sicherheit besser gewesen.

Eliane - über diese Art der Teezubereitung können wir uns gerne noch unterhalten Wink

V.K.B. - danke für deine Beschäftigung mit dem Text und die fundierte Kritik.

Ebenso an alle anderen!


_________________
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"Die größte Gefahr ist die Selbstzensur. Dass ich Texte zu bestimmten Themen gar nicht schreibe, weil ich ahnen kann, welche Reaktionen sie hervorrufen." - Ingrid Brodnig
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag17.10.2017 11:13

von Constantine
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Liebe Rheinsberg,

ich freue mich über dein Comeback und deinen tollen Erfolg.
So schlecht lag ich nicht, deinen Text auf Platz 3 zu sehen und so ist es auch gekommen. Smile Prima.
Gratulation! Daumen hoch

LG
Constantine
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