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Autor |
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Ralfchen Eselsohr
Alter: 76 Beiträge: 371
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24.08.2017 23:56 Papagenos Reise von Ralfchen
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Papagenos Reise
Am fremden Morgen wacht ich auf zutiefst betrübt
und blickte scheu rechtslinks mit schaler Miene:
Des Sterbens Prophylaxe, kalt dereinst an mir verübt;
vor meiner langen dunklen Reise nach der Guillotine.
Aus Käfigen nächst Liegestatt, ertönen Träller:
Die Blaumeise mal Zwölf - mit Flaum-Gefiedern,
sie sind‘s - und sogleich wird mein Denken heller,
die nächtens Schlaf mir rauben mit den Liedern.
Ich fluch: sind’s nicht genug der Wachmaleure?
die Milchstraße reist ich für euch hinauf, hinunter,
nun seid ihr frei: Hinweg von hier, Schlafsaboteure,
und nichts hält für den Rest der Ewigkeit mich munter.
Echolog
Ein bunter Mond im Blumenkleid mit Baumeskronen,
zieht seine Kreise zeitgerecht nicht nah, noch ferne,
um eine Sonne – hier, wo die Äonen mich belohnen,
nach halber Ewigkeit durch Raum und Milliarden Sterne.
Ralfchen 2017 PAPAGENOS REISE 80x80 PICART auf Leinwand entwickelt aus BROKEN and FLOATING PIECES
Weitere Werke von Ralfchen:
_________________ Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein) |
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James Blond Eselsohr
Alter: 70 Beiträge: 448 Wohnort: HAMBURG
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28.08.2017 10:07
von James Blond
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Hallo Ralfchen,
hübsches Selfie hast du da, nebenbei bemerkt. Aber vielleicht solltest du etwas weniger rauchen ...
Bei dem vorliegenden Text habe ich mich vermutlich etwas zu sehr in den Titel verbissen. Was in aller Welt spricht hier für eine Art Papageno? Eigentlich kann's nur der aus der Zauberflöte sein, ein anderer ist mir zumindest nicht bekannt. Und schließlich wird auch ein Käfig mit Fiederlingen erwähnt - passt also. Aber andererseits auch wieder nicht. Von dem etwas spitzbübischen Schlitzohr Papageno aus der Zauberflöte ist hier nicht viel übrig geblieben. Hier spricht ein mürrisch-müder Weitgereister, der, seine baldige endgültige Ruhe erhoffend, sich der zwitschernden Plagegeister entledigt.
Suizidgedanken waren ja auch dem Zauberflötenpapageno nicht unbekannt, doch dort eher als Verzweiflungstat aus unglücklicher Liebe und zur Demonstration hilfreichen Zuwirkens von Außen in Szene gesetzt. Hier nun aber als die Endlösung eines rastlos Weltenreisenden proklamiert.
Das ist zwar hübsch gereimt und nett gestropht, wenn auch die ungleichen Verslängen mir das Lesevergnügen etwas schmälerten, so sehe ich doch die Sprachgewandtheit und denke, es würde sich lohnen, hier noch ein wenig an der Form zu feilen.
Aber auch inhaltlich erwarte ich etwas mehr Führung, was es mit diesem Papageno auf sich hat, auch wenn dein Avatar-Bild uns vermutlich auf die richtige Spur bringen soll ...
Grüße
JB
_________________
Was soll ich mit guten Freunden?
Ich bräuchte bessere Feinde! |
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Ralfchen Eselsohr
Alter: 76 Beiträge: 371
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28.08.2017 15:17
von Ralfchen
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ja JB...freue mich über deine vorschläge... papageno ist tief im konzept gewurzelt...nur setze ich ihn in die franz.revol. in deren phase er in den letzten zügen hineinpasst...weil er u.a. im bunt schillernden Gewand einer Zauberposse auftretend sich der Verkündigung freimaurerischer Ideale zuwendet, denn wie wir wissen war frankreich erste Land, wo die Freimaurerei nach 1717 auf breiter basis festen fuß fasseen konnte.
in meiner lyrik klärt Papageno Tamino symbolisch darüber auf, dass noch kein Mensch die Königin der Nacht gesehen hat. sie ist die weite des kosmos und das ist in meine analgoie. p. wird in der folge dann bestraft - mit dem goldenen schloß wasser und stein. das ist für mich seine hinrichtung mit der guillotine. ich belasse ihn in einer vogelwelt des lauschens und in einem zwischenzustand zwischen leben und tod, den ich der einfachheit halber LERBEN nenne.
Viele liebe Grüße!der winzigste
ps.:
Zitat: | hübsches Selfie hast du da, nebenbei bemerkt. Aber vielleicht solltest du etwas weniger rauchen ... wink |
hhhhhhhhhhhhhh...ich rauche überhaupt nicht. hatte nur während des 9M militätdienstes so etwa 5/tag gesmoked. bin auch sonst nicht auf sowas. "I get high on life"...und ich habe noch immer meinen verstorbenen freund SIGMAR POLKE vor augen, der an krebs starb.
_________________ Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. (L. Wittgenstein) |
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Gast
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25.09.2017 06:59
von Gast
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Hallo Ralfchen!
Habe mir Dein Gedicht nun mehrfach durchgelesen (ebenfalls die Erläuterungen) und kann sagen, dass sich mir noch nicht jede Zeile erschlossen hat (z.B. „Des Sterbens Prophylaxe, kalt dereinst an mir verübt“).
Der Bezug zur Französischen Revolution wird - durch die Guillotine angedeutet - nach Deiner Erläuterung klarer erkennbar.
Bei der Symbolik der Freimaurer muss ich leider passen.
Nichtsdestotrotz gefällt mir außerordentlich Deine Wortwahl, da entstehen Assoziationen zu Goethes „Zauberlehrling“ (Ach, ich merk es! Wehe! wehe! Hab ich doch das Wort vergessen!).
Deine Begrifflichkeit mutet ebenfalls modern an und nimmt den Leser mit auf eine frühmorgendliche Erwachungsreise. Die Rüge an die „Schlafsaboteure“ mutet auch ein wenig heiter an.
Alles in Allem: Ein Gedicht, das sich nicht sofort, aber in zunehmenden Maße erschließt und dann auch fasziniert.
Viele Grüße von Georg
PS: Großes Lob auch für Dein Bild!
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