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Alles nur Kitsch?


 
 
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag04.08.2017 16:14
Alles nur Kitsch?
von d.frank
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aufrechnung

Es ist diese Woche das dritte Mal. Er kommt, hängt seine Jacke an den Garderobenhaken und steht dann in der Tür. Nicht drinnen und auch nicht draußen, so als wäre er in allem erstarrt. Seine Gesichtszüge verraten nicht viel. Sie sind wie immer, eine undurchlässige Maske aus Abwehr. Die Kappe hängt schief auf seinem Kopf. Er setzt sie ab und legt sie vom Rahmen aus auf den Schrank, neben die Stechpalme, deren holzige Wedel in die Breite gehen.
Ich sitze in der Mitte des Raumes auf der Couch. Vielleicht bin ich ein Pickel in der geklärten Haut eines vertrauten Gesichts. Ich fühle mich kleiner werden. Jeder Schritt seiner Präsenz ist ein Schritt in mich hinein. Ich, die ich vorhin noch stark geklungen habe, in schriftlichen Vorhaltungen, munteren Telefongesprächen.  In gespielter Erwartung.
Unter der Kappe ist er nackt. Sein runder, schwarzer Kopf ist der eines Kindes. Ich sehe ihn wehrlos. Warm und beschützenswert wie in all den Jahren, in denen ich mit den Augen einer Gläubigen geschaut habe.
Aber das ist er nicht. Er ist stachelbewehrt wie die Palme und streckt seine Arme in meinen Raum. Er tut wie er gewachsen ist, als müsste ich ihn nun ausgraben.  Nein, er verzehrt sich nicht. Für ihn bin ich immer schon dagewesen, ein Makel, und auch ein Rückzug? Wann bin ich das letzte Mal schön für ihn gewesen? Schön ohne Zutun? Es wird her sein. Ich bin lange nicht mehr schön, nur noch erträglich.
Wenn ich jetzt nur den Mund halte. Wenn ich jetzt nur nichts aufwühle, das des Aufwühlens gar nicht lohnt, weil der Staub sich schon lange gelegt hat. So tief, wie er sitzt, in den winzigen Falten unserer Lüge.
Du setzt dich mir gegenüber. Dein schwarzer Kopf dreht sich weg. Du möchtest, dass Ruhe einkehrt, hattest genügend Aufregung.  Du weißt nichts vom Warten, weil du immerzu in Bewegung bist.
Jetzt und hier bist du erstarrt. Ich kneble dich. Nur deine Augen zeigen noch eine Regung. Sie blicken leer und bewusst an mir vorbei.

---------------------------

Ich drehe den Schlüssel. Das vertraute Knarren der Tür und ich weiß, dass sie dort sitzen wird, auf der Couch, auf dem Platz, den ich nicht mehr einnehme.
Sie wird die Decke um ihre Schultern geschlungen haben, eine Schicht aus Abwehr, aus der nur ihr Kopf noch herausschaut, weil ihr sonst die Luft ausginge.
Ich lege meinen Schlüssel auf den Schrank neben die Palme.  Einer der vertrockneten Wedel streift meinen Arm. Es fühlt sich an, als wäre ich nicht mehr willkommen. Schon lange nicht mehr. Wann hat sie mich das letzte Mal empfangen?  Mit ehrlicher Lust und einem zweifelsfreien Ja? Es muss länger her sein.
Jetzt bin ich ein Fremder, mir selbst nicht viel näher. Irgendwo auf dem Weg habe ich uns verloren und was mich trieb, war der Stillstand.
Unter der Decke ist sie nackt. Kindlich, machtlos und vertraut, so wie sie sich mir zeigen würde, hätte ich nicht den Schritt gewagt. Sie hat mich gehen lassen, lange bevor ich gegangen bin. Aber das sieht sie nicht. Sie sieht nur mich und die Wirkung meines Verschwindens.
Wenn sie jetzt nur etwas sagen würde, das nicht schneidend wirkt. Etwas Unmissverständliches, an dem selbst ein zeitweilig Blinder sich noch orientieren kann, so taub wie ich bin, taub für das versteckte Sehnen.
Das in deinen Augen liegt, selbst, wenn du sie jetzt abwendest. Du müsstest nur ein Mal die Hand ausstrecken, mir zu zeigen, dass ich dich noch halten kann. Denn deine Tränen erreichen mich nicht.
Sie sind formlos und fad.

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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag09.08.2017 21:43
Re: Alles nur Kitsch?
von Heidi
Antworten mit Zitat

Hallo Inkognito,

die Idee, eine Szene aus zwei Perspektiven zu erzählen, finde ich interessant. Insgesamt sind viele schöne Bilder im Text, die mich berühren, mich zum Innehalten bewegen, die sich auch nicht gedanklich erklären lassen, was ich gut finde, denn nicht alles muss sich erklären lassen, vieles darf auch auf anderer Ebene wirken, aber vor allem der erste Text aus „ihrer“ Perspektive: sie, die auf er/du blickt, wirkt etwas haltlos. Es fehlt mir etwas Konkretes, vieles bleibt zu abstrakt, reißt mich weg vom Geschehen, vielleicht auch, weil ein Bild auf das nächste folgt und es dazwischen kaum Raum zum Verdauen gibt.
Klar, dieser haltlose Zustand, in dem ich mich beim Lesen wiederfinde, kann natürlich von dir beabsichtigt sein. Vielleicht wolltest du genau das damit ausdrücken? Aber dennoch denke ich, dass an gewissen Stellen weniger mehr gewesen wäre.
Was aber nach dem Lesen des ersten Abschnitts auf alle Fälle zurückbleibt, ist das Bild von Zerbrechlichkeit. Die kommt gut heraus, einzig dieser Abschnitt:

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Für ihn bin ich immer schon dagewesen, ein Makel, und auch ein Rückzug? Wann bin ich das letzte Mal schön für ihn gewesen? Schön ohne Zutun? Es wird her sein. Ich bin lange nicht mehr schön, nur noch erträglich.


fügt sich meiner Meinung nach nicht in diese Zerbrechlichkeit ein. Hier gleitet der Text in einen direkten Ton, der ihn dann leicht weinerlich wirken lässt.
 
Den Abschnitt danach, also den Schluss, finde ich gelungen. Da kommt etwas Nervöses mit rein. Sie will etwas retten, hofft vielleicht noch immer. Ich sehe sie allein durch die Wahl der Worte in der Wohnung herumtigern – nicht real (denn sie lebt ja eine gewisse (Schock)starre) sondern innerlich.

Den zweiten Teil finde ich konkreter, runder, aber gerade hier fehlt mir ein wenig der Zunder. Der angedeutete Trotz, oder die Tatsache, dass der Typ völlig desillusioniert ist, könnte wesentlich intensiver sein. Ein wenig scheint es, als würden Teile ihrer Perspektive in diesem Text mit hineingleiten, als gäbe es keine klare Trennung zwischen den beiden, was ich schade finde, weil ein guter Kontrast eine angenehme Reibung hervorrufen könnte. Hier aber verschwimmen verschiedene Elemente, es entstehen Mischtöne. Gut, das ist Geschmackssache. Der eine mags gedämpft, der andere glasklar.
Das Gefühl, das nach dem Teil zurückbleibt: Richtig einschätzen kann ich ihn nicht. Er sucht nach Klarheit, so scheint es. Vielleicht geht es ihm ja wie mir?

Diesen Teil finde ich stark:

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Wenn sie jetzt nur etwas sagen würde, das nicht schneidend wirkt. Etwas Unmissverständliches, an dem selbst ein zeitweilig Blinder sich noch orientieren kann, so taub wie ich bin, taub für das versteckte Sehnen.
Das in deinen Augen liegt
, selbst, wenn du sie jetzt abwendest. Du müsstest nur ein Mal die Hand ausstrecken, mir zu zeigen, dass ich dich noch halten kann. Denn deine Tränen erreichen mich nicht.
Sie sind formlos und fad.


Vor allem die unterstrichene Satz-Unterbrechung und die verstörende Grammatik bei mir zu zeigen.

Liebe Grüße
Heidi
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1125
Wohnort: berlin


D
Beitrag10.08.2017 14:00

von d.frank
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Heidi,

vielen Dank, dass du dich hier geäußert hast!
Ich befürchtete schon, der Text würde in den unendlichen Weiten des DSFO Universums verschwinden...wink

Zitat:
Klar, dieser haltlose Zustand, in dem ich mich beim Lesen wiederfinde, kann natürlich von dir beabsichtigt sein. Vielleicht wolltest du genau das damit ausdrücken?


Ich habe mit diesem Text weniger beabsichtigt, denn ihn einfach rausgelassen. wink
Es geht um eine Auseinandersetzung zwischen Mann und Frau oder ganz heruntergebrochen setzen sich hier zwei Menschen miteinander auseinander.
Auf den ersten Blick scheint es, als hätten jeder von ihnen einen klaren Standpunkt: der Verlasser, die Verlassene. Aber letztendlich vermischen sich die Befindlichkeiten, weil die Verbindung auf einer tieferen Ebene stattfindet, als der, sich einmal das Wort gegeben zu haben.
Es ging mir auch darum, die evolutionsbedingte Verschiedenheit der Geschlechter, die sich auch mit allem Fortschritt nicht von der Hand weisen lässt, und im weiteren Nachdenken die Verschiedenheit der Charaktere an sich zu beleuchten.
Der Mann geht hier anders mit der Trauer um. Das heißt nicht, dass er weniger trauert.
Es ist ein situationsgebundener Blick in eine Beziehung, die am Wendepunkt steht. Wenn es auf den ersten Blick auch so scheint, als wären die Rollen klar verteilt, ist jeder dieser Beiden seinen eigenen Weg bis hierher gegangen.
Ich wollte die Entfremdung aus beiden Blickwinkeln zeigen. Denn in den meisten Fällen, in denen Gefühle eine Rolle spielen, gibt es kein Gut oder Böse, nur ein <sich Verlieren>, zu dem jeder seinen Beitrag trägt.



Zitat:
Für ihn bin ich immer schon dagewesen, ein Makel, und auch ein Rückzug? Wann bin ich das letzte Mal schön für ihn gewesen? Schön ohne Zutun? Es wird her sein. Ich bin lange nicht mehr schön, nur noch erträglich.

fügt sich meiner Meinung nach nicht in diese Zerbrechlichkeit ein. Hier gleitet der Text in einen direkten Ton, der ihn dann leicht weinerlich wirken lässt.


Ich verstehe, was du meinst! Ich wollte hier den Trotz und die Frau zeigen.
Diese Frau ist trotzig und weiß selbst nicht, wo sie steht. Also klammert sie sich an die Rolle, die vielen Frauen mit der Erziehung eingeimpft wird:
Du musst schön sein. Sie sucht Gründe für ihr eigenes Versagen beim Gegenüber und verfällt in eine unreflektierte Abwehrhaltung, anstatt an dem Punkt anzusetzen, an dem sie aufgehört hat, sich selbst zu mögen, so dass auch ihr Partner sie mögen kann.
Sie projeziert ihre Befindlichkeiten nur noch auf ihn. Er soll sie schön finden, ihr das Gefühl geben, nicht selbstverständlich zu sein. Alle Schuld wird ihm zugeschoben, weil sie die Verlassene ist. Ihren eigenen Anteil daran sieht sie nicht mehr.

Ich fand es an dieser Stelle auch interessant, mit den verschiedenen Blickwinkeln der Leser konfrontiert zu werden, den Männern und den Frauen, den Verlassern und den Verlassenen, zu welchem der beiden Blickwinkel sie tendieren, wem sie ihr Verständnis entgegen zu bringen bereit sind. Ob sich die Prämisse des Textes und damit meine Gedanken dazu bestätigen.

Zitat:
Den zweiten Teil finde ich konkreter, runder,


Dem geschuldet, dass hier aus der Perspektive des Mannes geschildert wird. Ich will hier jetzt keine Genderdiskussion in die Wege leiten, aber wie oben schon geschrieben, werden die Rollen durch Erziehung, Gesellschaft und letzlich auch durch biochemische Prozesse in uns verankert. Dieses Paar verkörpert die klassische Rollenverteilung. Die Frau, das emotionale und intuitive Wesen, der Mann als Pragmatiker, der die Einflüße zwar klar benennen, seinen Standpunkt aber nicht deutlich machen kann.
An diesem Punkt nähern sich die Beiden wieder an. Denn ob Mann oder Frau, hier sind sie nur noch zwei Menschen, denen nicht über die Lippen kommt, was beide doch eigentlich verbindet und gleichzeitg auseinandertreibt.
Eigentlich verrückt: Das, was das große Wort Liebe ausmacht, ist hier gleichzeitig auch das größte Hindernis.

Zitat:
Ein wenig scheint es, als würden Teile ihrer Perspektive in diesem Text mit hineingleiten, als gäbe es keine klare Trennung zwischen den beiden, was ich schade finde, weil ein guter Kontrast eine angenehme Reibung hervorrufen könnte.


Die Absicht dahinter habe ich weiter oben ja schon versucht in Worte zu fassen. Ich wollte es mir eben nicht so klar und einfach machen, weil es sehr oft weder klar noch einfach ist.

Zitat:
Das Gefühl, das nach dem Teil zurückbleibt: Richtig einschätzen kann ich ihn nicht. Er sucht nach Klarheit, so scheint es. Vielleicht geht es ihm ja wie mir?


Und Sie? Kannst du ihren Standpunkt klarer einschätzen? Zerrissenheit ist ja auch kein Zustand, der auf einen klaren Punkt zentriert werden kann.


Vielen Dank für deine Auseinandersetzung mit dem Text. Sie hat auch mir neue Blickweisen eröffnet. smile
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manon
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 57
Beiträge: 111



Beitrag26.08.2017 15:27
Re: Alles nur Kitsch?
von manon
Antworten mit Zitat

Hallo d.frank smile

dein Text wirkt auf mich ein bisschen wie ein Gedicht. (Kommt das Wort "Ge-dicht" eigentlich davon, weil der Text sehr dicht geschrieben ist?)

Ich weiß gar nicht, ob man so einen Text überhaupt kommentieren kann, da ich nicht weiß, ob ich das verstehe, was du gemeint hast. Welche Art von Rückmeldung erwartest/erhoffst du denn? Ich habe dir mal meine Gedanken zu deinem Text aufgeschrieben, in der Hoffnung, dir nicht auf die Füße zu treten.

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Aufrechnung

Es ist diese Woche das dritte Mal. (Wie später deutlich wird, handelt es sich ja um einen steten Zustand, zumindest habe ich es so verstanden, da widerspricht es sich mMn, wenn du hier lediglich vom "dritten Mal" in der Woche sprichst. Denn es entsteht der Eindruck, dass es auch andere Tage gibt, an denen es anders ist.) Er kommt, hängt seine Jacke an den Garderobenhaken und steht dann in der Tür. (Hier weiß ich nicht, von welcher Tür zu sprichst. Zimmertür? Wohnungstür? Hat er also die Jacke in der Diele aufgehängt und steht jetzt in der Tür zwischen Diele und Wohnzimmer?) Nicht drinnen und auch nicht draußen, (denn dieses hier verstehe ich mehr, als stünde der Mann nicht nur "draußen" vom Zimmer, sondern von der Wohnung.) so als wäre er in allem erstarrt. Seine Gesichtszüge verraten nicht viel. Sie (Hier störte mich, dass sie nicht viel verraten, aber dann schreibst du, was sie verraten. Das schien mir ein Widerspruch zu sein.) sind wie immer, eine undurchlässige Maske aus Abwehr. Die Kappe hängt schief auf seinem Kopf. Er setzt sie ab und legt sie vom Rahmen aus auf den Schrank, neben die Stechpalme, deren holzige Wedel in die Breite gehen. (Dieses hier würde ich weiter oben einfügen, nachdem er seine Jacke aufgehängt hat, weil diese Bewegungen ja die Starre lösen würden. Dabei ist er ja noch erstarrt oder?)
Ich sitze in der Mitte des Raumes auf der Couch. Vielleicht bin ich ein Pickel in der geklärten Haut (Was genau meinst du mit diesem Wort bzw. was möchtest du über das Gesicht sagen?) eines vertrauten Gesichts. Ich fühle mich kleiner werden. Jeder Schritt seiner Präsenz ist ein Schritt in mich hinein. Ich, die ich vorhin noch stark geklungen habe, in schriftlichen Vorhaltungen, munteren Telefongesprächen.  In gespielter Erwartung. (Worauf bezieht sich das? Bist du da noch bei ihrer Arbeit?)
Unter der Kappe ist er nackt. Sein runder, schwarzer Kopf ist der eines Kindes. Ich sehe ihn (hier bezieht sich "ihn" auf den Kopf. War das so gemeint oder meinst du "ihn" als Mensch?) wehrlos. Warm und beschützenswert wie in all den Jahren, in denen ich mit den Augen einer Gläubigen geschaut habe. (Hier verstehe ich nicht ganz, was du mit Gläubiger aussagen möchtest. Wenn ich religiös gläubig bin, dann schaue ich auf, vertraue "ihm" und unterwerfe mich seinen Regeln. Aber das widerspricht sich mMn mit dem Beschützenswert, wehrlos und nackt.)
Aber das ist er nicht. Er ist stachelbewehrt wie die Palme und streckt seine Arme in meinen Raum. (Du möchtest hier ja einen Widerspruch zu dem zeigen, was im vorherigen Absatz steht. Aber jemand kann in den Raum eines anderen eintreten und trotzdem wehrlos und beschützenswert sein oder nicht?) Er tut wie er gewachsen ist, (Das verstehe ich leider nicht.) als müsste ich ihn nun ausgraben.  Nein, er verzehrt sich nicht. (Bezieht sich das noch auf das "wie er gewachsen ist und ausgraben? oder wäre ein Absatz besser, weil neues Thema?) Für ihn bin ich immer schon dagewesen, ein Makel, und auch ein Rückzug? (Passt Makel oder wäre etwas wie Gewohnheit besser?) Wann bin ich das letzte Mal schön für ihn gewesen? Schön ohne Zutun? (Das klingt, als könnte sie für ihn jetzt auch noch schön sein, wenn sie etwas dafür tun würde, aber das Vorherige klang so, als wäre selbst das nicht mehr möglich.) Es wird her sein. Ich bin lange nicht mehr schön, nur noch erträglich. (Das klingt, als glaubte sie das selbst über sich, dabei ist es doch die Sicht von ihm oder?)
Wenn ich jetzt nur den Mund halte. (Ich finde diesen Absatz ausdruckstärker, wenn du den ersten Satz streichen würdest.) Wenn ich jetzt nur nichts aufwühle, das des Aufwühlens gar nicht lohnt, weil der Staub sich schon lange gelegt hat. So tief, wie er sitzt, in den winzigen Falten unserer Lüge.
Du setzt dich mir gegenüber. (Für mein Empfinden hat er sich erst jetzt aus seiner Starre gelöst, weshalb ich oben die zwischenzeitliche Bewegung zum Ausziehen der Jacke verschieben würde.) Dein schwarzer Kopf dreht sich weg. (Seine Haare können es nicht sein, meinst du also seine Hautfarbe?) Du möchtest, dass Ruhe einkehrt, hattest genügend Aufregung.  Du weißt nichts vom Warten, (Warten und Ruhe scheinen sich bei dir aufeinander zu beziehen, dabei haben die ja grundsätzlich nichts gemein, da man auch nervös und unruhig warten könnte. Besser Stillstand? Auch klingt es, als hätte sie da Erfahrung, dabei geht sie doch auch zur Arbeit oder?) weil du immerzu in Bewegung bist.
Jetzt und hier bist du erstarrt. (Also erstarrt er vor ihr sitzend mit dem Kopf beiseite gedreht?) Ich kneble dich. (Ist das denn notwendig, wenn er eh weder was sagt, noch sich bewegt?) Nur deine Augen zeigen noch eine Regung. Sie blicken leer und bewusst an mir vorbei. (Wenn die Augen leer blicken und an ihr vorbeischauen, ist ja doch eine Regung vorhanden oder?)

---------------------------

Ich drehe den Schlüssel. Das vertraute Knarren der Tür und ich weiß, dass sie dort sitzen wird, auf der Couch, auf dem Platz, den ich nicht mehr einnehme. (Erst dachte ich, er hätte eine andere Frau gefunden, die ihren Platz eingenommen hat. lol2 Ich verstehe nicht, wie er einen Platz einnehmen kann, auf dem sie sitzt. Deshalb dachte ich daran, dass eine andere Frau auf ihrem Platz sitzt. Hat er denn vorher auf dem Platz gesessen? Sonst würde es für mich keinen Sinn ergeben, aber du meinst vermutlich was ganz anderes oder?)
Sie wird die Decke um ihre Schultern geschlungen haben, eine Schicht aus Abwehr, aus der nur ihr Kopf noch herausschaut, weil ihr sonst die Luft ausginge. (Wäre es direkter, wenn du schriebest "Sie wird die Schicht aus Abwehr um ihre Schultern gelegt haben"? Decke klingt so normal für den Zustand. Wenn der Kopf aus dieser Schicht aus Abwehr herausschaut, dann ist der Kopf ausserhalb dieser Abwehrschicht? Verstehe ich es richtig, dass sie also mit ihm schimpft, damit sie nicht eingeht?)
Ich lege meinen Schlüssel auf den Schrank neben die Palme.  Einer der vertrockneten Wedel streift meinen Arm. Es fühlt sich an, als wäre ich nicht mehr willkommen. (Das Nicht-Willkommen-Sein kommt direkt nach der vertrockneten Wedel, soll sich das aufeinander beziehen? Wenn nicht würde ich die Reihenfolge ändern, weil es das Nachhausekommen mMn unterbricht.) Schon lange nicht mehr. Wann hat sie mich das letzte Mal empfangen? (Empfangen tut sie ihn ja, wenn sie im Wohnzimmer sitzt und auf ihn wartet. Du meinst eine Regung zeigen, Willkommen heißen, hier könntest du das mit der vertrockneten Wedel einfügen, dass sie ihn Willkommen heißt, wie die vertrocknete Wedel oder so, dann hätte es für mich einen Bezug.) Mit ehrlicher Lust und einem zweifelsfreien Ja? (Mit anderen Worten heißt sie ihn mit einem zweifelnden Ja Willkommen?) Es muss länger her sein.
Jetzt bin ich ein Fremder, mir selbst nicht viel näher. Irgendwo auf dem Weg habe ich uns verloren und was mich trieb, war der Stillstand. (Würde es stärker wirken, wenn du diese beiden Sätze tauschen würdest? Erst verliert er sich und dann ist er fremd?)
Unter der Decke ist sie nackt. Kindlich, machtlos und vertraut, so wie sie sich mir zeigen würde, hätte ich nicht den Schritt gewagt. (Dieser Schritt kommt aus dem Nichts und ich verstehe nicht, welchen Schritt du hier meinst.) Sie hat mich gehen lassen, lange bevor ich gegangen bin. Aber das sieht sie nicht. (Das könntest du streichen und es würde mMn stärker wirken) Sie sieht nur mich und die Wirkung meines Verschwindens.
Wenn sie jetzt nur etwas sagen würde, das nicht schneidend wirkt. (Das klingt, als bestünde noch Hoffnung, dabei hast du oben geschrieben, dass sie sich fremd geworden sind und sie schon längst gegangen sind, was für mich endgültig klang.) Etwas Unmissverständliches, an dem selbst ein zeitweilig Blinder sich noch orientieren kann, so taub wie ich bin, taub für das versteckte Sehnen. (Ist der Absatz richtig? Bezieht sich der folgende Satz nicht auf das Sehnen?)
Das in deinen Augen liegt, selbst, wenn du sie jetzt abwendest. (Mit anderen Worten die Frau sehnt sich noch nach ihm, obwohl du oben schreibst, dass sie ihn hat gehen lassen?) Du müsstest nur ein Mal die Hand ausstrecken, mir zu zeigen, dass ich dich noch halten kann. Denn deine Tränen erreichen mich nicht.
Sie sind formlos und fad. (Den letzten Satz würde ich streichen, weil ich den Satz mit den Tränen sehr stark finde und du ihn verweichlichst mit dem letzten Satz.)


Da hast du eine ganz schön aussichtslose und traurige Situation zweier Menschen gezeigt, die sich mal sehr nah waren. Was ich nicht verstehe ist dein Titel. Du rechnest in der Gegenüberstellung doch nicht auf. Du schreibst ja nicht, weil das, deshalb dies. Sondern du zeigst für mich zwei verschiedene Perspektiven, die so für sich nebeneinander stehen.

Danke für deinen Text, habe Spaß gehabt beim Lesen und damit Beschäftigen. smile
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