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hermann8332 Gänsefüßchen
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Beiträge: 43
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H 24.08.2017 14:58 DER MYTHOS DES SISYPHOS von hermann8332
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DER MYTHOS DES SISYPHOS
eine Hommage an Albert Camus
und sein gleichnamiges Essay
Prolog:
Definition
Sisyphusarbeit = anstrengende, vergebliche, nicht enden wollende Arbeit
Zwei Arbeitsgedichte
Mußte arbeiten,
bis mir der Buckel kracht
lag tot im Eck
und wurde obendrein
dafür noch ausgelacht
Du weist nicht,
wie die Blumen duften
kennst nicht das holde Abendrot
von früh bis spät mußt du nur schuften
kaputtgerackert
VOLLIDIOT !
Sentenzen:
Arbeit schändet nicht ! ...... oder doch ?
Arbeit adelt ! ......nicht den Arbeiter, sondern den Adeligen
Arbeit ist des Lebens Würze ! ....und sie sorgt für seine Kürze
Der Mensch ist zur Arbeit geboren,
wie der Vogel zum Fliegen ! ...........doch der Vogel fliegt, aber arbeitet nicht
Gesundheit ist die Tochter der Arbeit ! ..... und die Mutter der Krankheit
Ora et labora ! ......also bete nicht und arbeite nicht
Stöhnen ist die halbe Arbeit ! ...... und Jammern die ganze
Not lehrt beten, Arbeit lehrt wie man gegen Not sich ( ...vergeblich...) wehrt
Guter Anfang ist die halbe Arbeit ! ..... und schlechter die ganze ?
Wer nicht arbeitet soll nicht essen ! - dann wären alle Reichen verhungert
DER MYTHOS DES SISYPHOS
Den Stein, den schweren
wälz ich nach oben
Doch was passiert am Hang
dort droben ?
Er rollt stets wieder hinab !
So geht es in alle Ewigkeit
Äonenhaft verrinnt die Zeit
Könnt ich doch ruhn in meinem Grab !
Ich hatte den Zugang zum Hades blockiert
und so Thanatos ausgeschmiert
Ich hatte bei meinem zweiten Tod
den Todesgott in Ketten gelegt,
damit mich das Boot des Fährmanns Charon
nicht über den Styx zum Hades trägt
Ich hatte bei meinem dritten Tod
Thanatos so genasführt,
daß er sich unsterblich blamiert:
weil ich mich per Testament
einfach nicht bestatten ließ
Und er fand es besonders mies,
daß es kein Totenopfer gab:
deshalb blieb es leer mein Grab
Er konnte sich nicht mehr mit mir befassen,
mußte mich wieder ins Leben entlassen
Seitdem begann er mich zu hassen
Zurück in meinem alten Dasein
benahm ich mich wie ein Schwein
wurde zum üblen Denunziant
ich hatte nämlich trotz seiner Tarnung
bei einer seiner vielen Entführungen
eindeutig Gottvater Zeus erkannt
Der Vorfall war sehr skandalös
und obendrein äußerst pikant
An Hera verriet ich ihn
und sie hat es ihm nie verziehn
Zeus und Thanatos kamen überein:
Das sollte mein letztes Delikt sein
Als Strafe für Renitenz und Verrat
man deshalb beschlossen hat:
ewige Untsterblichkeit
und ewige pausenlose monotone
und sinnlose schwere Zwangsarbeit
So wälze ich den Stein nach oben
auf diesem langen steilen Hang
und wälzte, wälze ihn schon
zigtausende von Leben lang ........
......... und immer, immer wieder
rollt er mir zurück ins tiefe Tal .......
......ich wälzte, wälze ihn
schon zigmillonen mal .............
Und träume beim Wälzen öfters
denselben abstrusen Traum:
Die Gravitation und auch der Raum
verkehren sich ins Gegenteil
in einer paradoxen Welt,
in der alles nach oben fällt
Aufwärts fließt der Styx
Der Hades liegt im Himmelszelt
Mein Stein er rollt den Berg empor
von Zauberhand und ganz allein
Doch, wenn ich es länger durchdenke
wird es für mich nicht besser sein:
Ich muß den Stein zu Tale schieben,
um ihn zur tiefsten Stelle dort
mit letzter Kraft noch hinzukriegen
doch wird er mir nach oben rollen
ein paar Meter vor dem Ziel
immer und immer wieder,
ein um das andere mal.
Nicht enden wird die Qual
Es ist ein falscher Traum,
den ich da täumen will,
denn immer rollt der Stein zurück
und hält einfach nicht still
Mitunter träume ich
von Schwerelosigkeit
Doch was mach ich wohl dann
mit der endlosen Zeit,
wenn es zu tun gibt
überhaupt nichts mehr .........
Ein solcher Traum, er macht mir Angst
er macht mich krank, ich fühl mich leer
Es ist ein Albtraum ohnegleichen,
als böses Menetekel,
als schlimmes dunkles Zeichen
Mein Mythos wär dahin
Mein Dasein hätte keinen Sinn
Mein neuer Traum,
er stimmt mich heiter
Doch bleibt er wohl ein schöner Traum
und leider Gottes sonst nichts weiter,
obwohl er realistisch wäre ..............
denn sein Inhalt ist nicht weltfremd
und die Idee reicht mir zur Ehre
wie man sicher gleich erkennt :
Es müßten nur etwas Regen fallen,
die Temperatur unterschiedlich sein
und dieser Berg mit seinem Hang
aus Erde, Geröll, Fels und Stein
er würde sich einebnen
durch den Prozess der Erosion
und in Millionen Jahren schon
würde ich den Stein rollen können,
soweit, so lang, wohin ich will,
egal zu welchem Zweck und Ziel
Doch leider keine Spur
von irgendwelcher Feuchtigkeit
kein bischen Wasser weit und breit
Auch ist es weder warm noch kalt
Deshalb starb mein Traum sehr bald,
obwohl er vielversprechen war,
naturgesetzlich einwandfrei
und wissenschaftlich äußerst klar ........
Und weil die Hoffnung stirbt zuletzt
hab ich im allerletzten Traum
auf die Kosmologie gesetzt:
Auf das Ende aller Materie
auf das Ende von Zeit und Raum
Die Entropie, sie ist kein Traum:
Alles zerstrahlt, diffundiert
alles wird nihilisiert
wird zur absoluten Leere
ohne die geringste Schwere
ohne Berghang oder Stein
Alles wird zu Ende sein !
auch meine Unsterblichkeit
Zeus, Thanatos, der Raum, die Zeit,
das ganze Universum
und die gesamte Ewigkeit
endlich befreit
nicht Ananke (Zwang, Schicksal)
sondern Freiheit !
Allmählich, sollte man meinen,
wird es langsam dafür Zeit !
Wenn sich Helios rot aufbläht
zu einem monströsen Sonnenwagen
und Gaia zugrunde geht ........
würde es mir viel Zeit ersparen
vielleicht 20 Milliarden Zeiteinheiten
gemessen in Terra- Jahren
..... falls mich nicht Zeus zuvor verfrachtet
aus dem sterbenden Sol-System
zu einer fernen Galaxie .........
Sonst bleibt mir nur die Entropie
als einziger Trost, als Zuversicht
Sie enttäuscht mich sicher nicht !
Wälzt denn im Grund nicht jeder
vergeblich seinen eigenen Stein
als Opfer oder Täter ....... ?
Auch das kann ein Trost sein
Also bin ich nicht allein
Mich gibt es acht Milliarden mal
in diesem irdischen Jammertal
in dem wir hier malochen sollen,
auch wenn wir es gar nicht wollen
Wir alle wälzen das Problem
der Sinnfrage des Lebens
mühsam, sinnlos und zeitlebens
und wir wälzen es vergebens
Eine Sisyphus -Arbeit
von der uns kein Gott befreit !
Epilog:
So wälze ich den Stein
gottergeben,robothaft,
fatalistisch weiter .............
und dabei fällt mir ein:
es könnte doch wohl sein
daß nicht ich ihn, sondern er mich
nur hin und her bewegt ......
.......und daß das gilt für alles,
was sich im Universum regt......
Für unsere Welt, ihre Geschichte, die Galaxien,
den ganzen Kosmos, für das gesamte Leben
könnte sich daraus ergeben:
Das All ist ein gigantisches
und sinnloses Perpetuum Mobile
getrieben vom Fluch der Wiederkehr
als Werden und Vergehen
Muß man das Universum vielleicht so verstehen ?
Vom Urknall bis zu Entropie,
ein Reset und ein Neustart dann
und alles fängt von vorne an
auf die gleiche,
stupide, sture Weise
wie eine ewige Rundreise
ohne Ziel und ohne Ankunft,
ohne jegliche Vernunft
Jeder sein eigener Sisyphus
in einem Sisyphus- Kosmos
wo sich die Galaxien wälzen
auf ihren sturen Bahnen
Im dunklen Mythos des Sisyphus
verbirgt sich die menschliche Tragik
Sie läßt sich nicht erschließen,
aber leider erahnen ...........................
Arminius Cervus, anno Domini 2017, Juli 20
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