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Die Faberge-Holzschatulle


 
 
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MarcPSahli
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 51
Beiträge: 6
Wohnort: Bern


Beitrag03.08.2017 14:39
Die Faberge-Holzschatulle
von MarcPSahli
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Shpetim zeigt mir sein Zuhause in Pristina, eine Zweizimmerwohnung im grauen Block mit zerschlagenen Fensterscheiben im Treppenhaus. Das Grau des Gebäudes setzt sich in die Wohnung fort, ja, ins Herz des jungen Mannes. Er lebt seit seiner Geburt in dieser Wohnung, wo ihm 1999 der Krieg die Eltern nahm, als eine Granate in die Küche einschlug. Das Liebste ist ihm die von seiner Grossmutter handbemalte Holzschatulle, in der er Fotos von ihr und seinen Eltern aufbewahrt. Er zeigt mir die Kassette so sorgfältig in seiner Hand präsentiert, wie wenn es ein golddiamantenes Faberge-Ei wäre. Er habe die Malerei etwas geputzt und aufgefrischt, sagt er stolz. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Auch seine Grossmutter ist vor zehn Jahren gestorben, wohl vor Gram. Wenige Sachen noch zeugen von der Existenz seiner Familie. Die Militärpolizei ist seinerzeit oft gekommen, haben nach seinen älteren Brüdern suchend in Serbisch herumgebrüllt, die Eltern und Grossmutter bedroht, Schränke aufgerissen, Sachen herumgeschmissen und Geschirr zerschlagen. Erinnerungen fallen ihm schwer, der dazumal doch sehr jung war. Manche Leute verschwanden einfach damals. Man lebte mit dem Pfeifen in der Luft, dem Sirenengeheul, Explosionsknall. Shpetims Eltern verhängten die Fenster mit Decken vor den Heckenschützen, was nichts nützte. Shpetim sagt, die Schachtel farblich aufzufrischen und zu putzen, sei wie Erinnerungen aufzufrischen gewesen, Erinnerungen an seine Eltern, die Grossmama, an bessere Zeiten. Seit Oma tot ist, lebt er nun allein in der Wohnung. Eine Bekannte von mir schrieb die schönen Worte:
Zu Wort kommt / was es heisst / ein Mensch zu sein // und man möchte weinen / und lachen in einem / mit einem Augenzwinkern / im Lichte der Vergangenheit / Begegnungen / unzer-trennlich / dieses Spiel der Zeit / der Welt verstehen // was uns bleibt ist jetzt / die Geschichte / der Gegenwart / so stark wie der Tod. (m.w.)

Er habe kürzlich Liridona kennen gelernt. Vielleicht kehrt Farbe und Leben in sein Dasein zurück.

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Marc P Sahli, Bern
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Jenny
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 39
Beiträge: 314
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Beitrag03.08.2017 14:50

von Jenny
Antworten mit Zitat

Sehr eindringlich und schön geschrieben!

Dein Stil gefällt mir gut, liest sich leicht, obwohl der Text selbst nachdenklich macht.

Nur das "Faberge-Ei" hat mich etwas verwirrt, weil ich dachte, dass die Fabergé geschrieben (und vor allem ausgesprochen) werden und das stimmt auch. Da hast du also im Titel und im Text einen Tippfehler.


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Grenzen machen mich erst richtig kreativ.
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Britta Redweik
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 34
Beiträge: 149
NaNoWriMo: 63326
Wohnort: Region Braunschweig/Wolfsburg


Beitrag03.08.2017 15:11

von Britta Redweik
Antworten mit Zitat

Ich hab auch nur bei einem Schreibfehler zu meckern. Großmutter wird immer noch mit ß geschrieben, aber bei den ständigen Rechtschreibänderungen verliert man zugegebenermaßen leicht den Überblick. smile

Oh, ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich bei so Kleinigkeiten mecker?
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MarcPSahli
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 51
Beiträge: 6
Wohnort: Bern


Beitrag03.08.2017 15:25

von MarcPSahli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Sehr eindringlich und schön geschrieben!

Dein Stil gefällt mir gut, liest sich leicht, obwohl der Text selbst nachdenklich macht.

Nur das "Faberge-Ei" hat mich etwas verwirrt, weil ich dachte, dass die Fabergé geschrieben (und vor allem ausgesprochen) werden und das stimmt auch. Da hast du also im Titel und im Text einen Tippfehler.


Hallo, Danke! Ich habe keine französische Tastatur und war zu faul, um das Sonderzeichen zu suchen Smile

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MarcPSahli
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 51
Beiträge: 6
Wohnort: Bern


Beitrag03.08.2017 15:26

von MarcPSahli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Britta Redweik hat Folgendes geschrieben:
Ich hab auch nur bei einem Schreibfehler zu meckern. Großmutter wird immer noch mit ß geschrieben, aber bei den ständigen Rechtschreibänderungen verliert man zugegebenermaßen leicht den Überblick. smile

Oh, ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich bei so Kleinigkeiten mecker?


Hallo, nein wird nicht, wenigstens bei mir nicht. Die Schweiz kennt kein ß sz.

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Marc P Sahli, Bern
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Britta Redweik
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 34
Beiträge: 149
NaNoWriMo: 63326
Wohnort: Region Braunschweig/Wolfsburg


Beitrag03.08.2017 15:29

von Britta Redweik
Antworten mit Zitat

Achsooo, na dann lol2
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Yorinde
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 36
Beiträge: 165
Wohnort: Stendal


Beitrag03.08.2017 16:22

von Yorinde
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Zitat:
Ich habe keine französische Tastatur und war zu faul, um das Sonderzeichen zu suchen


Ich nehme mal an, deine Tastatur sieht so aus wie meine (es sei denn, es gibt spezielle schweizerische?), da ist links neben der Lösch-Taste die Taste mit zwei Strichen, einer nach rechts, einer nach links geneigt. Wenn du die Taste VOR dem entsprechenden E drückst, landet dann beim E automatisch das Akut drauf.

Also erst ` oder ´, dann e und voilà: é
 Daumen hoch²

Ansonsten kann ich nur sagen hast du einen angenehm zu lesenden Stil.


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Es heißt, das Leben schreibe die besten Geschichten. Hin und wieder sollten wir dem Leben aber auch einen Stift leihen.
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Longo
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Alter: 34
Beiträge: 890



L
Beitrag03.08.2017 16:50

von Longo
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Warum lässt du nicht Liridona zum Prosa-Ich werden? So eröffnest du den Text emotional noch viel mehr. In dieser Version lässt mich der Text etwas teilnahmslos zurück: Sphetim zeigt irgendwem seine Wohnung und irgendeine Bekannte schreibt ein paar Zeilen Gedicht. Die Umrandung des Textes ist verbesserungswürdig. Inhaltlich und sprachlich ist der Text ganz solide, der zweite Satz gefällt mir.

MFG Longo
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MarcPSahli
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 51
Beiträge: 6
Wohnort: Bern


Beitrag03.08.2017 18:17

von MarcPSahli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Longo hat Folgendes geschrieben:
Warum lässt du nicht Liridona zum Prosa-Ich werden? So eröffnest du den Text emotional noch viel mehr. In dieser Version lässt mich der Text etwas teilnahmslos zurück: Sphetim zeigt irgendwem seine Wohnung und irgendeine Bekannte schreibt ein paar Zeilen Gedicht. Die Umrandung des Textes ist verbesserungswürdig. Inhaltlich und sprachlich ist der Text ganz solide, der zweite Satz gefällt mir.

MFG Longo


Danke! Ja, ich könnte Liridona alles erzählen lassen. Dann ist der Text noch hoffnungsvoller, persönlicher. (denn eigentlich erzähle ich die Geschichte, auch weil ich selbst 4 Jahre in Pristina gelebt habe). Und wenn ich grad dran bin, könnte ich die Lyrikbekannte besser formen, vielleicht als Bekannte von Liridona.

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Marc P Sahli, Bern
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Fürchtemich vor Mirselber
Gänsefüßchen

Alter: 57
Beiträge: 16
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Beitrag11.08.2017 16:59
Re: Die Faberge-Holzschatulle
von Fürchtemich vor Mirselber
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Zitat:
....Er lebt seit seiner Geburt in dieser Wohnung, wo ihm 1999 der Krieg die Eltern nahm, als eine Granate in die Küche einschlug.....


Vielleicht kannst du den einen oder anderen Satz noch etwas kürzen.
Vorschlag: Er lebt seit seiner Geburt  in dieser Wohnung, wo ihm in der Küche  eine explodierende Granate die Eltern nahm.

Man kann davon ausgehen, dass ein Leser von diesem Krieg 1999 weiß.

Liebe Grüße, Fürchtemich


_________________
Liebe Grüße
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Anabel
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A


Beiträge: 6
Wohnort: Hessen


A
Beitrag02.09.2017 23:15
Re: Die Faberge-Holzschatulle
von Anabel
Antworten mit Zitat

Hallo MarcPSahli,

das ist eine anrührende Geschichte. Ich habe ein paar sprachliche Anmerkungen für dich, wenn du gestattest ...

MarcPSahli hat Folgendes geschrieben:
Die Militärpolizei ist seinerzeit oft gekommen, haben nach seinen älteren Brüdern suchend in Serbisch herumgebrüllt

Militärpolizei ist Singular. Darauf lässt du das Verb "haben" im Plural folgen. In die eine oder andere Richtung würd ich das angleichen, z. B. "sie haben ..."

MarcPSahli hat Folgendes geschrieben:
Erinnerungen fallen ihm schwer, der dazumal doch sehr jung war.

Hier würd ich überlegen, das Relativpronomen näher an das Bezugswort ranzuholen. Etwa: "Erinnerungen fallen ihm, der damals doch sehr jung war, schwer."

MarcPSahli hat Folgendes geschrieben:
Shpetim sagt, die Schachtel farblich aufzufrischen und zu putzen, sei wie Erinnerungen aufzufrischen gewesen,

Ich würd das "zu" weglassen, also: "... sei wie Erinnerungen auffrischen gewesen"

MarcPSahli hat Folgendes geschrieben:
Erinnerungen an seine Eltern, die Grossmama, an bessere Zeiten. Seit Oma tot ist, lebt er nun allein in der Wohnung.

Ich würd sagen: "... Seit sie tot ist ..." Ist eindeutig, da brauchst du die Oma gar nicht!

MarcPSahli hat Folgendes geschrieben:
Eine Bekannte von mir schrieb die schönen Worte:
Zu Wort kommt / was es heisst / ein Mensch zu sein // und man möchte weinen / und lachen in einem / mit einem Augenzwinkern / im Lichte der Vergangenheit / Begegnungen / unzer-trennlich / dieses Spiel der Zeit / der Welt verstehen // was uns bleibt ist jetzt / die Geschichte / der Gegenwart / so stark wie der Tod. (m.w.)

Ich fänd Zeilenumbrüche schöner als die Schrägstriche! Neugierige Frage: Was heißt denn m.w.?

Liebe Grüße, Anabel
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geomorph
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Alter: 45
Beiträge: 104
Wohnort: Dublin


Beitrag11.09.2017 22:15

von geomorph
Antworten mit Zitat

MarcPSahli hat Folgendes geschrieben:
Hallo, Danke! Ich habe keine französische Tastatur und war zu faul, um das Sonderzeichen zu suchen Smile


MarcPSahli hat Folgendes geschrieben:
Hallo, nein wird nicht, wenigstens bei mir nicht. Die Schweiz kennt kein ß sz.


Ich bin verwirrt. Hast du eine deutsche oder eine schweizer Tastatur? Bei einer deutschen Tastatur wäre das ß kein Problem.
Die schweizer Tastatur widerum hat alle Zeichen, die eine fränzösische auch hat...


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