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Einstand: Der verspeiste Kieselstein


 
 
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Jenny
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 39
Beiträge: 314
Wohnort: Ein Dorf nahe Mariazell, Niederösterreich


Beitrag23.07.2017 19:34
Einstand: Der verspeiste Kieselstein
von Jenny
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Neue Version »

Meine allererste Geschichte, mit der ich mich an die Öffentlichkeit traue. Nicht die erste, die ich geschrieben habe, aber die erste, die ich zeige wink Ich weiß nicht so recht, welche Klassifizierungen zutreffen. Kurzgeschichte, ja. Aber ansonsten? Zeitgeist? Erzählung? Vielleicht habt ihr da einen Tipp?
Viel Spaß beim Lesen! (Hoffe ich.)

Der verspeiste Kieselstein

„Otta hat ein Kieselstein geesst!“, schrie Benny aufgeregt und hüpfte umher.
   „Das heißt: Dorothea hat einen Kieselstein gegessen“, stellte Lena richtig und versuchte, ihn zu bändigen.
   Der Kleine riss sich los und rannte voraus. Lena stand auf und folgte ihrem Sohn aus den Stallungen zum Wohnhaus. Hatte Dorothea wirklich einen Kieselstein gegessen?
   Überfordert rieb Lena sich die Stirn. Die Demenz ihrer Mutter schritt immer weiter voran. Sie zu pflegen, gleichzeitig den Hof zu bestellen und den dreijährigen Benny zu erziehen; das alles ging oft über Lenas Kräfte.
   An der Haustür kam ihre Mutter ihr bereits entgegen. Die Augen hatte sie vor Angst weit aufgerissen und ihre Hände bebten.
   „Lena, Liebes, ich weiß auch nicht, warum ich das gemacht habe“, jammerte sie los.
   Lena seufzte tief auf.
   „Du hast also wirklich einen Kieselstein gegessen?“, fragte sie zur Sicherheit noch einmal nach.
   Ihre Mutter fing an zu weinen. Das war Antwort genug.
   „Zieh dir deine Schuhe an, Mama“, bat Lena und ging ihren Sohn einfangen.
   Eilig schnürte sie ihm seine Sandalen, packte ein paar Bananen, etwas Wasser und ihrer aller Jacken ein und forderte ihre Mutter auf, ins Auto zu steigen.
   Sie selbst holte noch den Kindersitz und schnallte ihren Sohn darin auf die Rückbank.
   Auf dem Fahrersitz blieb Lena einen Moment erschöpft sitzen und ließ ihre Stirn aufs Lenkrad sinken.
   „Das ist einfach zu viel“, flüsterte sie. „Ich pack' das nicht.“
   Dann startete sie den Wagen. Der Kies knirschte unter den Reifen und spritzte seitlich hoch, als Lena ein wenig zu rasch um die Kurve fuhr. Zum Glück war die Hofeinfahrt nicht lang und die kleine Landstraße kaum befahren; dort konnte Lena Gas geben.

In der Notaufnahme dauerte es Stunden, ohne dass jemand Notiz von ihnen nahm. Lena versuchte, Benny so gut es ging zu beschäftigen und abzulenken, aber langsam wurde er quengelig. Dass Dorothea ebenfalls immer schlechter gelaunt wurde und ein ums andere Mal fragte, wo sie überhaupt wären, machte es Lena nicht leichter.
   Als endlich, endlich eine Schwester kam und sie aufforderte, ihr zu folgen, fühlte Lena eine tiefe Erleichterung. Jetzt würde ihr die Verantwortung abgenommen.
   Im Sprechzimmer angekommen, bedeutete die Schwester Lena und ihrer Mutter, dass sie Platz nehmen sollten.
   „Was ist passiert?“, fragte sie.
   „Meine Mutter hat einen Kieselstein verschluckt“, antwortete Lena müde, setzte sich und zog Benny auf ihren Schoß.
   „Sie haben einen Kieselstein verschluckt?“, wandte sich die Schwester an Dorothea.
   „Ja, ich glaube schon“, antwortete Lenas Mutter und begann wieder zu weinen.
   „Wie ist das geschehen?“, bohrte die Schwester nach.
   „Sie ist dement“, mischte Lena sich ein. „Benny hat es gesehen, dass sie den Stein verschluckt hat und hat mich geholt.“
   „Okay, dann machen wir die entsprechenden Untersuchungen, um herauszubekommen, ob sie tatsächlich einen Stein verschluckt hat oder nicht. Sie sind der Vormund?“ Das war wieder an Lena gerichtet.
   „Ja, zusammen mit meiner jüngeren Schwester Pia.“
   „Gut, dann werden wir Sie schnellst möglichst informieren, was eventuell getan werden muss. Warten Sie bitte solange im Wartebereich.“
   Lena stellte Benny ab, stand auf und ging dann mit ihm hinaus. Sie wollte ihre Schwester anrufen, aber im Wartebereich waren Handys verboten. Daher trat Lena mit Benny auf den kleinen Hof, der direkt an den Wartebereich angrenzte und der einen überdachten Raucherbereich hatte.
   Es begann gerade zu regnen und in der Ferne grollte ein Gewitter. Lena sank das Herz. Eigentlich sollte sie nicht hier sein, sinnlos wartend, sondern das Heu einfahren. Wenn es jetzt nass werden würde, bräuchte es ewig, um wieder ganz durchzutrocknen.
   Aber sie konnte nichts machen. Resigniert suchte sie das Handy in ihrer Handtasche, fand es schließlich und wählte die Nummer ihrer Schwester.

„Hallo? Lena?“, meldete sich Pia gut gelaunt.
   „Ja, hallo Pia.“
   „Ich wollte dich eh heute noch anrufen“, plapperte Pia drauf los. „Ich muss dich unbedingt etwas fragen und …“
   Lena unterbrach sie: „Hör zu, Pia. Mutter hat einen Kieselstein verschluckt und wir sind gerade im Krankenhaus.“
   „Mutter hat was?“
   „Sie hat einen Kieselstein verschluckt!“
   Lena hörte Pia am anderen Ende der Leitung unterdrückt lachen.
   „Das ist nicht witzig! Gott, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich mit den Beiden noch machen soll. Ständig verletzt sich einer von ihnen und ich bin mehr in der Notaufnahme als im Stall. Erst Bennys Armbruch, jetzt das …“
   Lena begann zu schluchzen und Pia wurde still.
   „Mama, was ist denn?“, fragte Benny und fing ebenfalls an zu weinen.
   Lena drückte ihren Sohn an sich und versuchte, sich wieder zusammen zu reißen. Sie musste stark bleiben für ihre Familie.
   „Lena, tut mir leid“, murmelte Pia und fuhr dann lauter fort: „Was wird jetzt mit Mama gemacht?“
   „Das weiß ich noch nicht, die Untersuchungen laufen noch.“
   „Wenn du was weißt, ruf mich bitte sofort wieder an, okay?“
   „Ja, alles klar.“
   „Lena, das ist nicht alles, oder? Du würdest wegen so etwas doch sonst nicht ausflippen.“
   Lena begann wieder zu weinen. Kraftlos ließ sie sich auf der Bank nieder, die dort unter dem Vordach für die Raucher aufgestellt war.
   „Nein. Pia, ich schaff das nicht mehr. Ich bin nicht stark genug, ich pack' das einfach nicht.“
   „Na na, du machst das doch prima!“, versuchte Pia, sie zu beruhigen.
   „Das Heu verdirbt mir, wenn es heute nass regnet, und wegen dieser dämlichen Seuche besteht zur Zeit Stallpflicht für die Rinder. Ich habe die zehnfache Arbeit und das im Sommer, wo ohnehin so viel zu tun ist!“ Lena schrie den letzten Satz vor schierer Frustration laut hinaus. „Und dann passiert die ganze Zeit was mit Benny oder Mutter. Und ich kann ja auch nicht von einer Dementen erwarten, dass sie auf einen Dreijährigen aufpassen kann, oder? Und von einem Dreijährigen auch nicht, dass er auf eine Demenzkranke aufpasst!“
   Lena schwieg verzweifelt. Sie wusste aus diesem Dilemma schon lange keinen Ausweg mehr.
   „Warum nimmst du dir keine Hilfe?“, fragte Pia nach einer kurzen Pause.
   „Weil ich sie mir nicht leisten kann, verflucht noch mal! Ich kann ja nicht einmal mehr die Stromrechnung von letztem Monat zahlen.“
   „Entschuldige, das wusste ich nicht.“
Die Schwestern schwiegen betreten.
   „Also, ruf mich an, wenn sich was Neues ergibt“, beendete Pia das Gespräch.
   Sie verabschiedeten sich voneinander und legten auf.

Nach über fünf Stunden Wartezeit, abgekämpft, erschöpft und hungrig, durfte Lena ihre Mutter mit nach Hause nehmen. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass sie tatsächlich einen Stein verschluckt hatte, aber nur einen sehr kleinen. Er würde auf, wie der Arzt sich ausdrückte, 'natürlichem Wege' wieder herauskommen und Lena sollte sich keine weiteren Sorgen machen.
   Das war leichter gesagt, als umgesetzt.

Die Vorstellung, nach der Heimfahrt auch noch etwas kochen zu müssen, kam Lena wie ein unüberwindbares Hindernis vor. Die Rinder mussten auch noch versorgt werden, da führte kein Weg dran vorbei, aber das Kochen konnte sie sich abnehmen lassen.
   Entschlossen fuhr sie den nächsten McDonalds an, sehr zu Bennys Entzücken. Sie entschied sich gegen den Drive In und alle drei setzen sich an einen der kleinen Plastiktische.
   Lena mochte kein Fastfood. Sie fand, es mache weder satt noch zufrieden. Doch heute Abend war sie froh, ihre Mutter und ihren Sohn abfüttern zu können und dann ohne weitere Umstände nach Hause zu fahren.
   Die ganze Rückfahrt dachte sie darüber nach, wie es bloß weitergehen sollte. Das mit dem Kieselstein war noch einmal glimpflich ausgegangen, aber es hätte auch etwas anderes sein können. Was, wenn ihre Mutter das nächste Mal den Nagellackentferner trank oder Düngemittel aß?
   Oder wenn Benny nicht nur von einem Baum gefallen, sondern von einer Kuh überrannt worden wäre und sie es nicht mitbekommen hätte, weil sie gerade am anderen Ende des Hofs arbeitete? Lena wusste, dass sie eine Lösung brauchte, aber sie konnte sich keine mehr vorstellen.
   Ihr Kopf kreiste endlos um die Probleme und alle Lösungen, die ihr einfielen, hätten Geldmittel vorausgesetzt, die sie nicht besaß. Es war, als wären ihre Gedanken auf die Probleme festgefahren.

Als sie vor dem Wohnhaus hielt, registrierte sie nur am Rande, dass das Küchenlicht brannte. Ihre Mutter schaltete oft auch mitten am Tag das Licht ein und wenn es Lena nicht zufällig auffiel, bemerkte sie es meistens erst abends bei schwindendem Tageslicht.
   Sie schnallte Benny los, half ihrer Mutter aus dem Auto und ging mit ihnen ins Haus. Dort stolperte sie über ein Paar Schuhe, das mitten im Flur lag.
   Erstaunt betrachtete sie die roten Slipper einen Moment, ohne zu registrieren, was sie bedeuteten. Dann setzte sie Benny ab und riss die Küchentür auf.
   „Pia!“ Sie flog ihrer Schwester in die Arme.

Nachdem die Rinder versorgt, die Mutter und Benny ins Bett gebracht und auch all die anderen Arbeiten des Tages, die auf dem Hof liegen geblieben waren, erledigt waren, setzten sich die zwei Frauen gemütlich am Küchentisch zusammen.
   „Jetzt erzähl mal“, forderte Pia ihre Schwester auf, während sie ihnen eine Flasche Wein öffnete. „Was ist wirklich los?“
   Und Lena erzählte ihr alles. Als sie endete, fühlte sie sich leer, aber auch ein bisschen besser als zuvor. Dass Pia - eine andere Erwachsene im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte - ihr zuhörte, tat Lena gut und sie kam sich nicht mehr ganz so verloren vor.
   „Weißt du, Lena, ich wollte dich ja heute sowieso anrufen.“ Pia grinste sie verschmitzt an.
   „Ach, stimmt ja. Das hattest du am Telefon erwähnt, aber ich war total durch den Wind und hab darum gar nicht nachgefragt, um was es ging“, entschuldigte sich Lena verlegen.
   „Egal, ich wollte dir grad kein schlechtes Gewissen machen, sondern dich etwas fragen.“
   „Was denn? Mach es nicht so spannend!“ Lena kannte Pias Effekthascherei schon zu lange, um sich davon beeindrucken zu lassen.
   „Na ja … Also, du weißt ja, dass meine WG sich auflöst und ich schreibe gerade meine Doktorarbeit und brauch dafür unbedingt einen Platz, an dem ich arbeiten kann. Dieses ganze Chaos macht mich total irre!“, fing Pia an, ausschweifend zu erklären.
   „Ja, und?“, fragte Lena ungeduldig nach. „Was willst du mich fragen?“
   „Darf ich hier wohnen?“
   „Hier? Du? Aber …“ Lena glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können.
   „Ich zahle dir Miete! Und ich würde, wenn du im Stall arbeitest, auf Benny und Mama aufpassen! Nur das Kochen, das musst du übernehmen, da bin ich eine absolute Niete drin.“ Pia sah ihre Schwester flehend an. „Komm, bitte sag 'Ja'. Ich brauche einen Platz, wo ich unkompliziert wohnen kann und nicht erst lange suchen muss. Ich zahl auch meinen Essensanteil, du wirst überhaupt keine Nachteile durch mich haben.“
   Lena schüttelte benommen den Kopf. Dann blickte sie Pia in die Augen. Und sie fing an zu lächeln.
   „Dich schickt der Himmel“, sagte sie mit einem Stoßseufzer der Erleichterung. „Wann kannst du einziehen?“

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Murmeltier
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Beitrag23.07.2017 21:54

von Murmeltier
Antworten mit Zitat

Eine schöne, runde Geschichte, die mich ein wenig an meine verstorbene Großmutter denken ließ. Einzig der Kiesel irritierte mich anfangs, da ich die immer mit "winzig" assoziiere, aber auch das wurde weiter unten schön aufgefangen (Die Untersuchungen hatten ergeben, dass sie tatsächlich einen Stein verschluckt hatte, aber nur einen sehr kleinen. Er würde auf, wie der Arzt sich ausdrückte, 'natürlichem Wege' wieder herauskommen und Lena sollte sich keine weiteren Sorgen machen.)
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Jenny
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Beitrag23.07.2017 22:03

von Jenny
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Vielen Dank, Murmeltier!
Und ja, der Kieselstein soll tatsächlich winzig sein - ein Steinchen aus dem Kies, mit dem die Hofeinfahrt aufgeschüttet ist. Die sind normalerweise ja klein, glatt und mehr oder weniger rund und damit ungefährlich wink
Daher passt deine Assoziation sehr gut und es freut mich, dass sie bei dir automatisch aufgekommen ist!


(Der Tippfehler "schnellst möglichst" ist in meiner Originaldatei inzwischen behoben, hier kann ich es nur nicht mehr ändern.)
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Murmeltier
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Beiträge: 127
Wohnort: bei Düren


Beitrag23.07.2017 23:03

von Murmeltier
Antworten mit Zitat

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Daher passt deine Assoziation sehr gut und es freut mich, dass sie bei dir automatisch aufgekommen ist!


Ich hatte mich deswegen eine Sekunde lang gefragt: "Was macht die denn so einen Aufriss, is doch nur ein Ministeinchen, das wird dann halt ausgesch***".  Das der ja auch größer sein könnte, kam mir erst gar nicht in den Sinn. Aber wenn das so beabsichtigt war, ists ja gut. Razz
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Rainer Prem
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R
Beitrag24.07.2017 05:53

von Rainer Prem
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Hallo,

auch von mir Daumen hoch. Auch von mir das Missverständnis mit dem Kiesel.

Nur als Tipp: Lass Lena sich kurz umschauen, damit auch dem Leser klar wird, woher der Stein kommt, und warum sie meint, er könnte größer sein. Vielleicht kann auch Benny statt Kieselstein nur "Stein" sagen. Würde auch besser zum Rest des Satzes passen.

Grüße
Rainer
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Jenny
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Beiträge: 314
Wohnort: Ein Dorf nahe Mariazell, Niederösterreich


Beitrag24.07.2017 09:19

von Jenny
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für dein Lob, Rainer!

Die Anregung, Benny nur "Stein" sagen zu lassen, finde ich gut.

Ich habe die Geschichte etwas abgewandelt. Benny gibt jetzt auf Nachfrage eine Größe des Steins an, damit Lenas Reaktion verständlicher wird.
Vorher dachte ich, dass klar wird, dass Lena sich nicht auf die Angabe, dass es bloß ein Kieselstein war, von ihrem Dreijährigen verlassen kann. Offensichtlich war es das nicht wink

 Umsehen braucht Lena sich nicht extra, damit die Herkunft des Steins geklärt ist, finde ich, da beim Losfahren der "Kies spritzt", als sie zu schnell um die Kurve fährt. Also die mit kiesbedeckte Hofeinfahrt ohnehin thematisiert wird. Ich habe es in der neuen Version aber später noch einmal in ihren Gedanken eingefügt.

Das ist wohl der größte Wert von kritischen Lesern! Das am Ende klar ist, was klar ist - und was noch weiter geklärt gehört.

Der verschluckte Kieselstein

„Otta hat ein Stein geesst!“, schrie Benny aufgeregt und hüpfte umher.
   „Das heißt: Dorothea hat einen Stein gegessen“, stellte Lena richtig und versuchte, ihn zu bändigen.
   Der Kleine riss sich los und rannte voraus. Lena stand auf und folgte ihrem Sohn aus den Stallungen zum Wohnhaus. Hatte Dorothea wirklich einen Stein gegessen?
   Überfordert rieb Lena sich die Stirn. Die Demenz ihrer Mutter schritt immer weiter voran. Sie zu pflegen, gleichzeitig den Hof zu bestellen und den dreijährigen Benny zu erziehen; das alles ging oft über Lenas Kräfte.
   An der Haustür kam ihre Mutter ihr bereits entgegen. Die Augen hatte sie vor Angst weit aufgerissen und ihre Hände bebten.
   „Lena, Liebes, ich weiß auch nicht, warum ich das gemacht habe“, jammerte sie los.
   Lena seufzte tief auf.
   „Du hast also wirklich einen Stein gegessen?“, fragte sie zur Sicherheit noch einmal nach.
   Ihre Mutter fing an zu weinen. Das war Antwort genug.
   „Wie groß war der denn?“, fragte Lena.
   „Das weiß ich nicht mehr“, antwortete Lenas Mutter.
   „Der war riiiiiesig!“, schrie Benny aus der Küche.
   Lena sank das Herz.
   „Zieh dir deine Schuhe an, Mama“, bat Lena und ging ihren Sohn einfangen.
   Eilig schnürte sie ihm seine Sandalen, packte ein paar Bananen, etwas Wasser und ihrer aller Jacken ein und forderte ihre Mutter auf, ins Auto zu steigen.
   Sie selbst holte noch den Kindersitz und schnallte ihren Sohn darin auf die Rückbank.
   Auf dem Fahrersitz blieb Lena einen Moment erschöpft sitzen und ließ ihre Stirn aufs Lenkrad sinken.
   „Das ist einfach zu viel“, flüsterte sie. „Ich pack das nicht.“
   Dann startete sie den Wagen. Der Kies knirschte unter den Reifen und spritzte seitlich hoch, als Lena ein wenig zu rasch um die Kurve fuhr. Zum Glück war die Hofeinfahrt nicht lang und die kleine Landstraße kaum befahren; dort konnte Lena Gas geben.

In der Notaufnahme dauerte es Stunden, ohne dass jemand Notiz von ihnen nahm. Lena versuchte, Benny so gut es ging zu beschäftigen und abzulenken, aber langsam wurde er quengelig. Dass Dorothea ebenfalls immer schlechter gelaunt wurde und ein ums andere Mal fragte, wo sie überhaupt wären, machte es Lena nicht leichter.
   Als endlich, endlich eine Schwester kam und sie aufforderte, ihr zu folgen, fühlte Lena eine tiefe Erleichterung. Jetzt würde ihr die Verantwortung abgenommen.
   Im Sprechzimmer angekommen, bedeutete die Schwester Lena und ihrer Mutter, dass sie Platz nehmen sollten.
   „Was ist passiert?“, fragte sie.
   „Meine Mutter hat einen Stein verschluckt“, antwortete Lena müde, setzte sich und zog Benny auf ihren Schoß.
   „Sie haben einen Stein verschluckt?“, wandte sich die Schwester an Dorothea.
   „Ja, ich glaube schon“, antwortete Lenas Mutter und begann wieder zu weinen.
   „Was für einen Stein, wie groß und wie ist das geschehen?“, bohrte die Schwester nach.
   „Sie ist dement“, mischte Lena sich ein. „Benny hat es gesehen, dass sie den Stein verschluckt hat und hat mich geholt.“
   „Okay, dann machen wir die entsprechenden Untersuchungen, um herauszubekommen, ob sie tatsächlich einen Stein verschluckt hat oder nicht. Sie sind der Vormund?“ Das war wieder an Lena gerichtet.
   „Ja, zusammen mit meiner jüngeren Schwester Pia.“
   „Gut, dann werden wir Sie schnellstmöglich informieren, was eventuell getan werden muss. Warten Sie bitte solange im Wartebereich.“
   Lena stellte Benny ab, stand auf und ging dann mit ihm hinaus. Sie wollte ihre Schwester anrufen, aber im Wartebereich waren Handys verboten. Daher trat Lena mit Benny auf den kleinen Hof, der direkt an den Wartebereich angrenzte und der einen überdachten Raucherbereich hatte.
   Es begann gerade zu regnen und in der Ferne grollte ein Gewitter. Lena fühlte Wut in sich aufsteigen. Eigentlich sollte sie nicht hier sein, sinnlos wartend, sondern das Heu einfahren. Wenn es jetzt nass werden würde, bräuchte es ewig, um wieder ganz durchzutrocknen.
   Aber sie konnte nichts machen. Resignierend suchte sie das Handy in ihrer Handtasche, fand es schließlich und wählte die Nummer ihrer Schwester.

„Hallo? Lena?“, meldete sich Pia gut gelaunt.
   „Ja, hallo Pia.“
   „Ich wollte dich eh heute noch anrufen“, plapperte Pia drauf los. „Ich muss dich unbedingt etwas fragen und …“
   Lena unterbrach sie: „Hör zu, Pia. Mutter hat einen Stein verschluckt und wir sind gerade im Krankenhaus.“
   „Mutter hat was?“
   „Sie hat einen Stein gegessen!“
   Lena hörte Pia am anderen Ende der Leitung unterdrückt lachen.
   „Das ist nicht witzig! Gott, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich mit den Beiden noch machen soll. Ständig verletzt sich einer von ihnen und ich bin mehr in der Notaufnahme als im Stall. Erst Bennys Armbruch, jetzt das …“
   Lena begann zu schluchzen und Pia wurde still.
   „Mama, was ist denn?“, fragte Benny und fing ebenfalls an zu weinen.
   Lena drückte ihren Sohn an sich und versuchte, sich wieder zusammen zu reißen. Sie musste stark bleiben für ihre Familie.
   „Lena, tut mir leid“, murmelte Pia und fuhr dann lauter fort: „Was wird jetzt mit Mama gemacht?“
   „Das weiß ich noch nicht, die Untersuchungen laufen noch.“
   „Wenn du was weißt, ruf mich bitte sofort wieder an, okay?“
   „Ja, alles klar.“
   „Lena, das ist nicht alles, oder? Du würdest wegen so etwas doch sonst nicht ausflippen.“
   Lena begann wieder zu weinen. Kraftlos ließ sie sich auf der Bank nieder, die dort unter dem Vordach für die Raucher aufgestellt war.
   „Nein. Pia, ich schaff das nicht mehr. Ich bin nicht stark genug, ich pack das einfach nicht.“
   „Na na, du machst das doch prima!“, versuchte Pia, sie zu beruhigen.
   „Das Heu verdirbt mir, wenn es heute nass regnet, und wegen dieser dämlichen Seuche besteht zur Zeit Stallpflicht für die Rinder. Ich habe die zehnfache Arbeit und das im Sommer, wo ohnehin so viel zu tun ist!“ Lena schrie den letzten Satz vor schierer Frustration laut hinaus. „Und dann passiert die ganze Zeit was mit Benny oder Mutter. Und ich kann ja auch nicht von einer Dementen erwarten, dass sie auf einen Dreijährigen aufpassen kann, oder? Und von einem Dreijährigen auch nicht, dass er auf eine Demenzkranke aufpasst!“
   Lena schwieg verzweifelt. Sie wusste aus diesem Dilemma schon lange keinen Ausweg mehr.
   „Warum nimmst du dir keine Hilfe?“, fragte Pia nach einer Pause.
   „Weil ich sie mir nicht leisten kann, verflucht noch mal! Ich kann ja nicht einmal mehr die Stromrechnung von letztem Monat zahlen.“
   „Entschuldige, das wusste ich nicht.“
   Die Schwestern schwiegen betreten.
   „Also, ruf mich an, wenn sich was Neues ergibt“, beendete Pia das Gespräch.
   Sie verabschiedeten sich voneinander und legten auf.

Nach über fünf Stunden Wartezeit, abgekämpft, erschöpft und hungrig, durfte Lena ihre Mutter mit nach Hause nehmen. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass sie tatsächlich einen Stein verschluckt hatte, aber nur einen sehr kleinen Kieselstein. Er würde auf, wie der Arzt sich ausdrückte, 'natürlichem Wege' wieder herauskommen und Lena sollte sich keine weiteren Sorgen machen.
   Das war leichter gesagt, als umgesetzt.
   „Jetzt isst sie mir schon den Kies vom Hof“, dachte Lena. „Wo soll das bloß hinführen?“

Die Vorstellung, nach der Heimfahrt auch noch etwas kochen zu müssen, kam Lena wie ein unüberwindbares Hindernis vor. Die Rinder mussten auch noch versorgt werden, da führte kein Weg dran vorbei, aber das Kochen konnte sie sich abnehmen lassen.
   Entschlossen fuhr sie den nächsten McDonalds an, sehr zu Bennys Entzücken. Sie entschied sich gegen den Drive In und alle drei setzen sich an einen der kleinen Plastiktische.
   Lena mochte kein Fastfood. Sie fand, es mache weder satt noch zufrieden. Doch heute Abend war sie froh, ihre Mutter und ihren Sohn abfüttern zu können und dann ohne weitere Umstände nach Hause zu fahren.
   Die ganze Rückfahrt dachte sie darüber nach, wie es bloß weitergehen sollte. Das mit dem Kieselstein war noch einmal glimpflich ausgegangen, aber es hätte auch etwas anderes sein können. Was, wenn ihre Mutter das nächste Mal den Nagellackentferner trank oder Düngemittel aß?
   Oder wenn Benny nicht nur von einem Baum gefallen, sondern von einer Kuh überrannt worden wäre und sie es nicht mitbekommen hätte, weil sie gerade am anderen Ende des Hofs arbeitete? Lena wusste, dass sie eine Lösung brauchte, aber sie konnte sich keine mehr vorstellen.
   Ihr Kopf kreiste endlos um die Probleme und alle Lösungen, die ihr einfielen, hätten Geldmittel vorausgesetzt, die sie nicht besaß. Es war, als wären ihre Gedanken auf die Probleme festgefahren.

Als sie vor dem Wohnhaus hielt, registrierte sie nur am Rande, dass das Küchenlicht brannte. Ihre Mutter schaltete oft auch mitten am Tag das Licht ein und wenn es Lena nicht zufällig auffiel, bemerkte sie es meistens erst abends bei schwindendem Tageslicht.
   Sie schnallte Benny los, half ihrer Mutter aus dem Auto und ging mit ihnen ins Haus. Dort stolperte sie über ein Paar Schuhe, das mitten im Flur lag.
   Erstaunt betrachtete sie die roten Slipper einen Moment, ohne zu registrieren, was sie bedeuteten. Dann setzte sie Benny ab und riss die Küchentür auf.
   „Pia!“ Sie flog ihrer Schwester in die Arme.

Lena brachte ihre Mutter und Benny ins Bett, danach versorgte sie mit Pias Hilfe rasch die Rinder und erledigte die dringlichsten Arbeiten, die tagsüber liegen geblieben waren. Als alles erledigt war, setzten sich die zwei Frauen am Küchentisch zusammen.
   „Jetzt erzähl mal“, forderte Pia ihre Schwester auf, während sie ihnen eine Flasche Wein öffnete. „Was ist wirklich los?“
   Und Lena erzählte ihr alles. Als sie endete, fühlte sie sich leer, aber auch ein bisschen besser als zuvor. Dass Pia - eine andere Erwachsene im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte - ihr zuhörte, tat Lena gut und sie kam sich nicht mehr ganz so verloren vor.
   „Weißt du, Lena, ich wollte dich ja heute sowieso anrufen.“ Pia grinste sie verschmitzt an.
   „Ach, stimmt ja. Das hattest du am Telefon erwähnt, aber ich war total durch den Wind und hab darum gar nicht nachgefragt, um was es ging“, entschuldigte sich Lena.
   „Egal, ich wollte dir grad kein schlechtes Gewissen machen, sondern dich etwas fragen.“
   „Was denn? Mach es nicht so spannend!“ Lena kannte Pias Effekthascherei schon zu lange, um sich davon beeindrucken zu lassen.
   „Na ja … Also, du weißt ja, dass meine WG sich auflöst und ich schreibe gerade meine Doktorarbeit und brauch dafür unbedingt einen Platz, an dem ich arbeiten kann. Dieses ganze Chaos macht mich total irre!“, fing Pia an, ausschweifend zu erklären.
   „Ja, und?“, fragte Lena ungeduldig nach. „Was willst du mich fragen?“
   „Darf ich hier wohnen?“
   „Hier? Du? Aber …“ Lena glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können.
   „Ich zahle dir Miete! Und ich würde, wenn du im Stall arbeitest, auf Benny und Mama aufpassen! Nur das Kochen, das musst du übernehmen, da bin ich eine absolute Niete drin.“ Pia sah ihre Schwester flehend an. „Komm, bitte sag 'Ja'. Ich brauche einen Platz, wo ich unkompliziert wohnen kann und nicht erst lange suchen muss. Ich zahl auch meinen Essensanteil, du wirst überhaupt keine Nachteile durch mich haben.“
   Lena schüttelte benommen den Kopf. Dann blickte sie Pia in die Augen. Und sie fing an zu lächeln.
   „Dich schickt der Himmel“, sagte sie mit einem Stoßseufzer der Erleichterung. „Wann kannst du einziehen?“
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schlumpf
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Beiträge: 7
Wohnort: Wien


Beitrag24.07.2017 22:45

von schlumpf
Antworten mit Zitat

Ich bin zwar kein guter Kritiker - denn auch das will gelernt sein, aber ich meld mich auch noch zu Wort, liebe Jenny, da du so hilfreich bei meinem Einstand warst.

Anfangs war ich kurz irritiert, da Benny seine Großmutter Dorothea bzw. Otta nennt, und nicht Oma, oder Großmutter, was mich dann annehmen ließ, dass es sich bei Dorothea um ein anderes Kind handelt und das die Info mit der Demenz von Lenas Mutter nichts mit Dorothea zu tun hat. Wahrscheinlich hat sich aber einfach das Bild eines kleinen Mädchens mit Kieselstein im Magen gleich am Anfang in meinen Kopf gepflanzt und es hat weniger mit dem Text zu tun.

Das mit dem Kieselstein wiederrum war für mich eindeutig klar. Wenn Kinder sagen "Kieselsetin" kann man ihrer Größenwahrnehmung nicht sehr trauen bzw. verwenden sie auch einfach mal Ausdrücke, die sie nicht richtig kennen. Darüber hab ich nicht nachgedacht, als ich den Text las - es ergab sich einfach so.

Texte solcher Art liegen mir normalerweise nicht besonders (Thematik) und ich entwickle leider nur schwer Sympathie für weibliche Charaktere. Was hier jedoch nicht der Fall ist. Als ich am Ende war, mochte ich Lena und empfand Mitleid mit ihr. Für mich heißt das, du hast irgendwas richtig gemacht, nur was, kann ich schwer sagen. smile

Liebe Grüße,

der Schlumpf
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Jenny
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Wohnort: Ein Dorf nahe Mariazell, Niederösterreich


Beitrag24.07.2017 23:34

von Jenny
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Hallo Schlumpf!

Vielen Dank für deine Meinung zu meinem Text!

In meiner Familie ist es normal, dass wir unsere Eltern mit Namen ansprechen und auch die Enkelkinder überwiegend die Großeltern mit Namen nennen und nicht mit Oma/Opa etc.
Daher habe ich da ehrlich gesagt gar nicht drüber nachgedacht - einmal mehr ein Beweis, wie wichtig es ist, sich darauf zu konzentrieren, was bei den Lesern ankommt und nicht, was für eine/n selbst normal ist.

Vielen Dank Wink

Und ich freue mich sehr, dass du Zugang zu Lena und ihrer Geschichte gefunden hast, obwohl du dich sonst eher nicht mit weiblichen Figuren identifizieren kannst. Das ist dann natürlich ein tolles Lob!

Liebe Grüße zurück,
Jenny
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Beelz
Geschlecht:männlichErklärbär
B


Beiträge: 2
Wohnort: Hamburg


B
Beitrag25.07.2017 12:49

von Beelz
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Vielen Dank, Jenny, für diese Geschichte.

Ja, ich kann mich den anderen hier eigentlich nur anschliessen.
 
Guter Aufbau, sehr gute Dialoge. Die sind in sich stimmig und realistisch. Auch das Problem, die Probleme schilderst Du klar und deutlich.

Mein einziger Kritikpunkt momentan wäre, dass Du aus dieser Story eher eine Novelle, einen Roman machen solltest.
Verstehe mich da bitte nicht falsch, und es ist ja auch nur meine Meinung, mein Gefühl, aber: gegen Ende so schnell in ein Happy End reinzurutschen?

Diese Wendung hätte ich persönlich erst nach weiteren Kapiteln, in denen Deine Protagonistin unter dem Druck als allein erziehende Mutter, verschuldete Landwirtin und Tochter einer demenzkranken Mutter noch mehr gelitten hat.

Die geschilderten Szenen (Zuhause, Krankenhaus, Telefonat im Raucherbereich), all das ist super beschrieben.

Meines Erachtens nach: Für einen Roman. Dialogtechnisch sogar für ein mögliches Drehbuch.

Das Wesen einer Kurzgeschichte, und das mag natürlich den große Klassikern unter deren Autoren geschuldet sein, ist doch die Verknappung, die Minimierung auf eine Quintessenz.
 
Aber hey, das alles ist egal. Du schreibst gut und hast, meiner Meinung nach, ein tolles Gespür für den seelischen Zustand Deiner Protagonistin.
Das allein ist so viel wert.
Hoffe, ich habe Dich jetzt nicht allzu sehr irritiert.

Schreib bloss weiter.

Danke nochmals.


_________________
Ich wünschte nur, daß das Theater so schmal wäre als der Draht eines Seiltänzers, damit sich kein Ungeschickter hinauf wagte, anstatt daß jetzo ein jeder sich Fähigkeit genug fühlte, darauf zu paradieren.

Johann Wolfgang Goethe „Wilhelm Meisters Lehrjahre“
Buch 4; Kapitel 2
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Ansch
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Beitrag25.07.2017 14:05

von Ansch
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Hi Jenni,

das Thema an sich finde ich gut und interessant. Die Abhandlung könnte allerdings noch etwas ausgereifter sein.

Sprachlich kannst du da noch einiges verbessern.


„Otta hat ein Stein geesst!“, schrie Benny aufgeregt und hüpfte umher.
   „Das heißt: Dorothea hat einen Kieselstein gegessen“, stellte Lena richtig und versuchte, ihn zu bändigen.


Auf mich wirkt die Kindersprache etwas albern. Das Aufgeregte ist mir zu überdeutlich. Er schreit, das aufgeregt und hüpft auch noch umher (und wie sieht umherhüpfen aus?).

Lena stellt richtig, ohne auf den Inhalt des Gesagte zu reagieren  und versucht ihn zu bändigen. Wie sieht bändigen aus?

In der Notaufnahme dauerte es Stunden, ohne dass jemand Notiz von ihnen nahm.

Streng genommen nimmt also permanent jemand Notiz von ihnen und erst nach Stunden hören sie damit auf. Du meintest sicher "Bis jemand Notiz von ihnen nahm".


Lena versuchte, Benny so gut es ging zu beschäftigen und abzulenken, aber langsam wurde er quengelig. Dass Dorothea ebenfalls immer schlechter gelaunt wurde und ein ums andere Mal fragte, wo sie überhaupt wären, machte es Lena nicht leichter.

Show, don't tell. Du erzählst nur, was sie macht, aber du zeigst es nicht.



Das ganze Gespräch der Schwestern wirkt auf mich unrealistisch.
Selbst wenn es sich nicht um meine eigene Mutter handelte, wüsste ich, dass ein Kleinkind und eine Demenzkranke gleichzeitig zu betreuen ein 24-Stunden Job ist. Das ein kleiner Bauernhof üblicherweise sehr arbeitsintensiv und wenig lohnbringend ist, weiß ich auch ohne Bäuerin zu sein.

Dass die Schwester von der ganzen Sache keinen blassen Schimmer hat, macht sie entweder beschränkt oder unglaubwürdig.


   „Entschuldige, das wusste ich nicht.“
   Die Schwestern schwiegen betreten.
   „Also, ruf mich an, wenn sich was Neues ergibt“, beendete Pia das Gespräch.
   Sie verabschiedeten sich voneinander und legten auf.

Pia beendet das Gespräch. Dann verabschieden sie sich. Aber von wem? Das Telefongespräch ist bereits beendet. Aber was legen sie dann auf....

Also, da ist noch Luft nach oben für ein an sich gutes Thema.

Nicht verzagen, üben und weitermachen.

LG

Ansch


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Jenny
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Beitrag25.07.2017 18:29

von Jenny
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Hallo Beelz, hallo Ansch!
Ich antworte euch mal chronologisch nach Eingang eurer Kommentare und möchte euch beiden schon einmal herzlichst für eure ausführlichen Antworten und eure Zeit danken!

@ Beelz:

Vielen Dank für dein Lob & für die Anmerkung, dass das Happy End zu schnell kam. Darüber hatte ich ehrlich gesagt auch schon nachgedacht wink Schon beim Schreiben.
Und aus zwei Gründen habe ich es dann so belassen:
1. wollte ich kein absolutes Drama daraus machen.
2. kam mir beim Schreiben die Idee, dass ich eventuell eine kleine Sammlung kurzer Geschichten - kein Roman in dem Sinne, sondern lose Fortsetzungsgeschichten - über Lenas Familie schreiben könnte. Diese Geschichte wäre der Startpunkt und zugleich die Erklärung, warum die beiden erwachsenen Schwestern zusammen dort leben.


@ Ansch:

Zum Umherhüpfen und Bändigen: Jede/r Leser/in wird dort wohl ein eigenes Bild haben. Ich fand das Bändigen als Wort stärker und passender, als wenn ich geschrieben hätte, dass sie versucht, ihn festzuhalten.

Zitat:
In der Notaufnahme dauerte es Stunden, ohne dass jemand Notiz von ihnen nahm.

Streng genommen nimmt also permanent jemand Notiz von ihnen und erst nach Stunden hören sie damit auf. Du meintest sicher "Bis jemand Notiz von ihnen nahm".


Hm, da scheint meine Alltagssprache Fehler zu haben, danke für den Hinweis! Für mich klingen Formulierungen "Es dauerte Tage, ohne das etwas geschah" total richtig, aber offensichtlich sind sie das nicht. Schön, was gelernt. Danke!


Zitat:
Show, don't tell. Du erzählst nur, was sie macht, aber du zeigst es nicht.

Arghz, das vergess ich ständig. Danke für den Hinweis!

Zitat:
Das ganze Gespräch der Schwestern wirkt auf mich unrealistisch.
Selbst wenn es sich nicht um meine eigene Mutter handelte, wüsste ich, dass ein Kleinkind und eine Demenzkranke gleichzeitig zu betreuen ein 24-Stunden Job ist. Das ein kleiner Bauernhof üblicherweise sehr arbeitsintensiv und wenig lohnbringend ist, weiß ich auch ohne Bäuerin zu sein.

Dass die Schwester von der ganzen Sache keinen blassen Schimmer hat, macht sie entweder beschränkt oder unglaubwürdig.


Da ich selbst 9 Geschwister haben und niemand auch nur einen blassen Schimmer davon hatte, dass ich letztes Jahr teilweise nicht einmal mehr genug Geld zur Verfügung hatte, um mir etwas Essen zu kaufen oder Internet oder Strom zu zahlen, finde ich das Gespräch nicht unglaubwürdig.
Dass sie Schwestern sind, heißt ja nicht, dass sie ein enges Verhältnis haben oder sich über ihre jeweiligen Schwierigkeiten austauschen würden. Lena vertraut sich Pia erst abends an.
Manchmal erzählt man auch gerade den Angehörigen nichts von den Schwierigkeiten. Gibt da tausend Gründe für (Scham, keine Hilfe wollen, Schwester hat selbst schon zu viel um die Ohren etc. etc. etc.)

Ich kenne genügend Leute, die in Schwierigkeiten steckten und ihre Verwandten hatten nicht die geringste Ahnung.


Zitat:
Pia beendet das Gespräch. Dann verabschieden sie sich. Aber von wem? Das Telefongespräch ist bereits beendet. Aber was legen sie dann auf....


Das fassen wir wieder unterschiedlich auf. Ein Gespräch beenden kann man auch, ohne sich danach zu verabschieden - einfach auflegen. Man kann es sogar in einem Raum sitzend beenden und sich danach anschweigen.
"Sorry, ich muss jetzt aufhören, es fängt an zu regnen und ich habe noch Wäsche draußen", sage ich. <- Beendung (aus meiner Sicht)
"Okay, Tschüß du!", antwortet Gesprächspartner.
"Tschüß, mach's gut!"

Ich finde es in Büchern immer störend, wenn jemand ein Gespräch beendet und dann beide wortlos auflegen. Normalerweise verabschiedet man sich danach ja noch, ehe man auflegt.

Anders ist es meiner Meinung nach, wenn 'sie das Gespräch beenden', dann tun es beide und da sind dann vermutlich Verabschiedungen enthalten.


Vielen Dank noch mal an euch beide & für die guten Hinweise!
Schöne Grüße,
Jenny
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Ansch
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Beitrag25.07.2017 19:10

von Ansch
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Hi Jenny,

manche Dinge sind überflüssig zu schreiben, weil der Leser sie weiß. Wenn du schreibst: "Er setzte sich ins Auto und fuhr los" kannst du getrost weglassen, dass er die Tür geschlossen hat, den Schlüssel umgedreht oder das Gaspedal getreten hat. Erwähnen solltest du das nur, wenn er es NICHT getan hat, denn wenn einer mit offener Tür fährt oder ohne Gas, dann wäre das ungewöhnlich.

Genauso sollte ein Telefonat nach Beendigung durch auch beendet sein, ohne dass sie sich danach noch mal verabschieden und den Hörer auflegen. Das macht den Text zäh und langweilig.

"Bändigen" und "Umherhüpfen" sind sehr allgemeine Verben. Sie zeigen wenig. Wenn der Dreijährige auf einen Stuhl klettert, um an ein Regal zu kommen und die Mutter ihn wieder hinunterhebt (oder was auch immer), haben beide etwas Konkretes gemacht.

Und deine Geschwister mögen nicht gewusst haben, wie es dir ging.
Du erwähnst aber keine neun Geschwister von Lena, sondern nur Pia, also gehen wir davon aus, dass Lena nur eine Schwester hat.

Und es etwas anderes, wenn man Probleme versteckt hält oder man sich generell nicht gut versteht oder kaum Kontakt hat.
Nichts davon aber wird hier im Text angedeutet.
Sie reden ganz normal miteinander. Und es ist wohl in wenigen Familien KEIN Thema, wer sich um die demenzkranke Mutter kümmert. Wenn es kein Thema ist, muss es erwähnt werden. Das ist dann wie mit offener Autotür fahren.

Es geht hier ja nicht um dich, sondern um Lena. Das gilt auch für eure Tradition mit den Vornamen. Es ist Lenas Familie. Nicht deine. Üblicherweise werden Omas mit Oma angesprochen. Wenn nicht, sollte es eine Bedeutung haben (im Text, nicht in deiner Familie).
Es geht darum, ob Leute, die dich  ja nicht kennen, Lena dennoch verstehen können. Wenn ja, ist der Text gut.
Wenn man erst deine Familiengeschichte dafür kennen muss, nicht.

LG
Ansch


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Beitrag25.07.2017 19:15

von Jenny
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Hey Ansch,

ja, verstehe ich durchaus, was du meinst. Wobei wir bei dem Beenden vom Gespräch einfach geteilter Meinung sind wink Für mich klingt es immer unhöflich, wenn nichts weiter erwähnt wird, für dich wird es langweilig, wenn noch extra etwas erwähnt wird.

Ich habe weiter oben ja auch schon geschrieben, dass ich einfach nicht daran gedacht habe, dass der Kleine auch "Oma" sagen könnte. Das würde ich in einem weiteren Text anders machen.

Zu den Schwestern:
Da sind wir auch einfach verschiedener Meinung. Für mich ist es nicht nur in meiner Familie normal, sondern auch in sonstigen Familien. Eine heile Familie, in der man über alles spricht, ist eher die Ausnahme, kommt es mir so vor.

Dass Pia nicht Bescheid weiß, erfährt man doch 1. in dem Gespräch und 2. daduch, dass Lena ihr später am Küchentisch dann "alles" erzählt. Dh. meiner Meinung nach geht klar hervor, dass Pia nicht im Bilde war.

LG zurück
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Beitrag25.07.2017 20:38

von Jenny
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Liebe Ansch,

ich habe den Anfang noch einmal überarbeitet, mich vorher schlau gemacht (hätte ich gleich machen sollen Wink ), wie ein Dreijähriger die Worte ausgesprochen hätte und Otta durch Oma ersetzt.

Deine Kritik:
Zitat:

BeitragVerfasst am: 25/07/2017 14:05    Titel:
Hi Jenni,

das Thema an sich finde ich gut und interessant. Die Abhandlung könnte allerdings noch etwas ausgereifter sein.

Sprachlich kannst du da noch einiges verbessern.


„Otta hat ein Stein geesst!“, schrie Benny aufgeregt und hüpfte umher.
„Das heißt: Dorothea hat einen Kieselstein gegessen“, stellte Lena richtig und versuchte, ihn zu bändigen.


Auf mich wirkt die Kindersprache etwas albern. Das Aufgeregte ist mir zu überdeutlich. Er schreit, das aufgeregt und hüpft auch noch umher (und wie sieht umherhüpfen aus?).

Lena stellt richtig, ohne auf den Inhalt des Gesagte zu reagieren und versucht ihn zu bändigen. Wie sieht bändigen aus?


Und das habe ich jetzt aus deinen Anregungen gemacht:

„Oma hat einen Stein dedessen!“, schrie Benny aufgeregt, als er bei Lena ankam.
„Das heißt: Oma hat einen Stein gegessen“, stellte Lena richtig und griff nach ihm, um seine wirre Kleidung in Ordnung zu bringen.
Doch sie konnte ihn nicht festhalten; der Kleine riss sich los und rannte gleich wieder Richtung Wohnhaus.
„Hat Oma wirklich einen Kieselstein gegessen?“, rief Lena Benny hinterher.
Der antwortete nicht, sondern lief nur noch ein bisschen schneller. Lena stand auf und folgte ihrem Sohn über den Hof. Hatte Dorothea wirklich einen Stein gegessen?


Angeblich fällt es Kindern in dem Alter noch schwer, das D auszusprechen und sie ersetzen es dann gerne durch ein D. Da wäre ich allein nicht drauf gekommen.

Danke noch einmal, Ansch!
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Beitrag26.07.2017 08:08

von Ansch
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Liebe Jenny,

der Anfang hat mehr Tempo und wird konkreter, gefällt mir besser.

Allerdings fällt mir der Satz "hat einen Stein gegessen" zu oft. Da würde ich mindestens einen streichen.

Bei Verabschiedungen am Telefon mögen wir unterschiedliche Geschmäcker haben (du hast es gerne ausführlich, ich knapp).

Bei den Schwestern und Familien aber sind wir einer Meinung. Ich glaube weder, dass in Familien immer alles besprochen wird, noch dass man sich grundsätzlich gut versteht und alles miteinander teilt. Das war nicht mein Punkt. Ich meine, dass uns dein Text nichts davon erzählt.

Und hier hättest du eine wunderbare Möglichkeit, mehr Tiefe hineinzubekommen. Erzähl uns von Konflikten in der Familie und wie es dazu kommt, dass Lena offenbar stumm alle Arbeit erledigt, ohne ihrer Schwester (von mehr Geschwistern weiß ich noch nichts) von den Sorgen zu erzählen. Das kann in einem Nebensatz geschehen, muss nicht ausufern. "Pia rief sonst höchstens einmal im Jahr an" oder so etwas zeigt dem Leser bereits, das ist keine enge Bindung.
Das Unrealistische war nicht die Tatsache, dass es Probleme innerhalb von Familien gibt, sondern dass du hier keine schilderst - und trotzdem hat Pia (trotz universitärer Ausbildung) offenbar nicht den Hauch einer Ahnung, dass ein Kleinkind und eine Demenzkranke und ein Bauernhof verdammt viel Arbeit sind?
Das ist unrealistisch. Nicht unrealistisch wäre es, wenn sie gar nicht weiß, dass Lena selbst Mutter geworden ist oder dass ihre eigene Mutter dement ist, weil sie sich nie meldet, seit sie in die Stadt gezogen ist.
Nicht das Problem ist es, sondern das, was du uns (nicht) erzählst.
Weißt du, was ich meine?

Aber bei aller Kritik, ich finde das Thema "Familie und ihre Probleme"  immer interessant und deinen Ansatz hier auch. Ich glaube nur, du kannst es noch besser. Geh noch ein bisschen tiefer in deine Figuren.
Warum ist Lena so leidenswillig? Warum ist Pia so ahnungslos?

Wo sind die Männer in der Geschichte? Nicht falsch verstehen, die fehlen hier nur theoretisch. Aber Lenas Kind hat einen Vater, sie selbst hat einen - aber wo sind sie?

Du kannst die Männer natürlich auch ganz weglassen, wenn du sie hier überflüssig findest. Aber dir als Autorin sollte klar sein, dass sie weg sind und warum. Und ob und wie du dem Leser einen Einblick geben möchtest.

Trau dich, Lena und Pia noch näher zu betrachten.

Dann wird das was!

LG
Ansch


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Beitrag26.07.2017 12:26

von Jenny
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Hallo Ansch,

das mit der Häufung des Satzes "Stein verschluckt" gefällt mir auch nicht so gut.

Deine Anregungen haben mir sehr geholfen - ich habe jetzt auch schon eine Idee, wie ich das Unwissen von Pia mit aufnehmen kann, so dass es bereits gegen Anfang des Gesprächs klar wird. Idea

Über die Männer habe ich mir Gedanken gemacht Wink Aber ich wollte keine Hintergrundinformationen geben, die für genau den Geschichtenverlauf irrelevant wären.
Ich werde weitere Geschichten zu Lena und ihrer Familie schreiben und da wird das dann auch in passendem Rahmen thematisiert.

Liebe Grüße,
Jenny
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Beitrag26.07.2017 13:29

von Ansch
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Freut mich!

Dann mal her mit den anderen Geschichten!


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Beitrag26.07.2017 16:57

von Jenny
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Sooo ... Ich habe den Dialog überarbeitet, jetzt sollte die Dynamik zwischen den Schwestern besser klar werden.

Außerdem noch die "Beschäftigungssituation" von Benny im Krankenhaus und den Dialog mit der Krankenschwester, sowie ein paar Kleinigkeiten im Anfangsteil, um die vielen "hat einen Stein gegessen/verschluckt" zu reduzieren.

Genau genommen ist nur noch die Restaurantszene unverändert Laughing

Mal sehen, wie euch die neue Version gefällt
smile

Der verschluckte Kieselstein

„Oma hat einen Stein dedessen!“, schrie Benny aufgeregt, als er bei Lena ankam.
   „Das heißt: Oma hat einen Stein gegessen“, stellte Lena richtig und griff nach ihm, um seine wirre Kleidung in Ordnung zu bringen.
   Doch sie konnte ihn nicht festhalten; der Kleine riss sich los und rannte gleich wieder Richtung Wohnhaus.
   „Hat Oma das wirklich gemacht?“, rief Lena Benny hinterher.
   Der antwortete nicht, sondern lief nur noch ein bisschen schneller. Lena stand auf und folgte ihrem Sohn über den Hof. Hatte Dorothea in ihrer Verwirrung tatsächlich einen Stein verschluckt?
   Überfordert rieb Lena sich die Stirn. Die Demenz ihrer Mutter schritt immer weiter voran. Sie zu pflegen, gleichzeitig den Hof zu bestellen und den dreijährigen Benny zu erziehen; das alles ging oft über Lenas Kräfte.
   An der Haustür kam ihre Mutter ihr bereits entgegen. Die Augen hatte sie vor Angst weit aufgerissen und ihre Hände bebten.
   „Lena, Liebes, ich weiß auch nicht, warum ich das gemacht habe“, jammerte sie los.
   Lena seufzte tief auf.
   „Du hast also wirklich einen Stein gegessen?“, fragte sie zur Sicherheit noch einmal nach.
   Ihre Mutter fing an zu weinen. Das war Antwort genug.
   „Wie groß war der denn?“, fragte Lena.
   „Das weiß ich nicht mehr“, antwortete Lenas Mutter.
   „Der war riiiiiesig!“, schrie Benny aus der Küche.
   Lena sank das Herz.
   „Zieh dir deine Schuhe an, Mama“, bat Lena und ging ihren Sohn einfangen.
   Eilig schnürte sie ihm seine Sandalen und forderte ihre Mutter auf, ins Auto zu steigen. Sie selbst holte noch den Kindersitz und schnallte ihren Sohn darin auf die Rückbank.
   Auf dem Fahrersitz blieb Lena trotz ihrer Angst um ihre Mutter einen Moment erschöpft sitzen und ließ ihre Stirn aufs Lenkrad sinken.
   „Das ist einfach zu viel“, flüsterte sie. „Ich pack das nicht.“
   Dann startete sie den Wagen. Der Kies knirschte unter den Reifen und spritzte seitlich hoch, als Lena ein wenig zu rasch um die Kurve fuhr. Zum Glück war die Hofeinfahrt nicht lang und die kleine Landstraße kaum befahren; dort konnte Lena Gas geben.

Nach der Anmeldung in der Aufnahme dauerte es Stunden, bis wieder jemand Notiz von ihnen nahm, und obwohl Lena Benny so gut es ging beschäftigte, indem sie mit ihm Bilderbücher ansah, ihm ‚Hoppehoppe Reiter‘ vorsang und sich von ihm jedes Bild an den Wänden erklären ließ, wurde er langsam quengelig. Dass Dorothea ebenfalls immer schlechter gelaunt wurde und ein ums andere Mal fragte, wo sie überhaupt wären, machte es Lena nicht leichter.
   Irgendwann erbat Lena ein paar Zettel und einen Kugelschreiber von der Frau am Empfang. Das reichte sie Benny zum Malen. Kurz darauf kam endlich, endlich eine Schwester und forderte sie auf, ihr zu folgen.
   Im Sprechzimmer angekommen, bedeutete die Schwester Lena und ihrer Mutter, dass sie Platz nehmen sollten.
   „Was ist passiert?“, fragte sie.
   „Meine Mutter hat einen Stein verschluckt“, antwortete Lena müde, setzte sich und zog Benny auf ihren Schoß.
   „Wie ist denn das passiert?“, wandte sich die Schwester an Dorothea.
   „Ich weiß es nicht“, antwortete Lenas Mutter und begann wieder zu weinen.
   „Was für einen Stein und wie groß?“, bohrte die Schwester nach.
   „Sie ist dement“, mischte Lena sich ein. „Benny hat es gesehen, dass sie den Stein verschluckt hat und hat mich geholt. Er sagt, der sei riesig gewesen.“
   „Okay, dann machen wir die entsprechenden Untersuchungen, um herauszubekommen, ob sie tatsächlich einen Stein verschluckt hat oder nicht und wenn ja, wie groß er überhaupt ist. Sie sind der Vormund?“ Das war wieder an Lena gerichtet.
   „Ja, zusammen mit meiner jüngeren Schwester Pia.“
   „Gut, dann werden wir Sie schnellstmöglich informieren, was eventuell getan werden muss. Warten Sie bitte solange im Wartebereich.“
   Lena stellte Benny ab, stand auf und ging dann mit ihm hinaus. Sie wollte ihre Schwester anrufen, aber im Wartebereich waren Handys verboten. Daher trat Lena mit Benny auf den kleinen Hof, der direkt an den Wartebereich angrenzte und der einen überdachten Raucherbereich hatte.
   Es begann gerade zu regnen und in der Ferne grollte ein Gewitter. Lena fühlte Wut in sich aufsteigen. Eigentlich sollte sie nicht hier sein, sinnlos wartend, sondern das Heu einfahren. Wenn es jetzt nass werden würde, bräuchte es ewig, um wieder ganz durchzutrocknen.
   Aber sie konnte nichts machen. Resignierend suchte sie das Handy in ihrer Handtasche, fand es schließlich und wählte die Nummer ihrer Schwester.

„Hallo? Lena?“, meldete sich Pia gut gelaunt.
   „Ja, hallo Pia.“
   „Ich wollte dich eh heute noch anrufen“, plapperte Pia drauf los. „Ich muss dich unbedingt etwas fragen und …“
   Lena unterbrach sie: „Hör zu, Pia. Mutter hat einen Stein verschluckt und wir sind gerade im Krankenhaus.“
   Eine kurze Stille folgte. Lena fühlte zusätzlich zu ihrer Sorge um Dorothea Bitterkeit in sich aufsteigen, wie so oft, wenn sie mit Pia telefonierte.
   „Sie wollte mich anrufen?“, dachte Lena. „Ja, genau …“
   Lena rief Pia ein paar Mal im Jahr an und Pia beteuerte dann stets, dass sie sie auch gerade anrufen wollte. Lena glaubte ihr das nie, denn Pia meldete sich schon lange nicht einmal mehr zu Lenas oder Dorotheas Geburtstagen.
   Trotzdem liebte und vermisste Lena ihre kleine Schwester. Sie nahm es ihr krumm, dass sie sich so rar machte und wäre gerne wieder enger mit ihr befreundet gewesen, so wie in den alten Zeiten, als sie sich noch alles erzählten.
   „Mutter hat was?“, brach Pia das Schweigen.
   „Sie hat einen Stein gegessen!“
   Lena hörte Pia am anderen Ende der Leitung unterdrückt lachen.
   „Das ist nicht witzig! Gott, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich mit den Beiden noch machen soll. Ständig verletzt sich einer von ihnen und ich bin mehr in der Notaufnahme als im Stall. Erst Bennys Armbruch, jetzt das …“
   Lena begann zu schluchzen und Pia wurde wieder still.
   „Mama, was ist denn?“, fragte Benny und fing ebenfalls an zu weinen.
   Lena drückte ihren Sohn an sich und versuchte, sich wieder zusammen zu reißen. Sie musste stark bleiben für ihre Familie.
   „Lena, tut mir leid“, murmelte Pia und fuhr dann lauter fort: „Was wird jetzt mit Mama gemacht?“
   „Das weiß ich noch nicht, die Untersuchungen laufen noch.“
   „Wenn du was weißt, ruf mich bitte sofort wieder an, okay?“
   „Ja, alles klar.“
   „Lena, das ist nicht alles, oder? Du würdest wegen so etwas doch sonst nicht ausflippen.“
   Lena begann wieder zu weinen. Kraftlos ließ sie sich auf der Bank nieder, die dort unter dem Vordach für die Raucher aufgestellt war.
   „Nein. Pia, ich schaff das nicht mehr. Ich bin nicht stark genug, ich pack das einfach nicht.“
   „Na na, du machst das doch prima!“, versuchte Pia, sie zu beruhigen.
   „Das Heu verdirbt mir, wenn es heute nass regnet, und wegen dieser dämlichen Seuche besteht zur Zeit Stallpflicht für die Rinder. Ich habe die zehnfache Arbeit und das im Sommer, wo ohnehin so viel zu tun ist!“ Lena schrie den letzten Satz vor schierer Frustration laut hinaus. „Und dann passiert die ganze Zeit was mit Benny oder Mutter. Und ich kann ja auch nicht von einer Dementen erwarten, dass sie auf einen Dreijährigen aufpassen kann, oder? Und von einem Dreijährigen auch nicht, dass er auf eine Demenzkranke aufpasst!“
   Lena schwieg verzweifelt. Sie wusste aus diesem Dilemma schon lange keinen Ausweg mehr.
   „So schlimm ist das inzwischen?“, fragte Pia nach einer Pause. „Warum nimmst du dir keine Hilfe?“
   „Weil ich sie mir nicht leisten kann, verflucht noch mal! Ich kann ja nicht einmal mehr die Stromrechnung von letztem Monat zahlen.“
   „Entschuldige, das wusste ich nicht.“
   Die Schwestern schwiegen betreten.
   „Also, ruf mich an, wenn sich was Neues ergibt“, beendete Pia das Gespräch.
   Sie verabschiedeten sich voneinander und legten auf.

Nach über fünf Stunden Wartezeit, abgekämpft, erschöpft und hungrig, durfte Lena ihre Mutter mit nach Hause nehmen. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass sie tatsächlich einen Stein verschluckt hatte, aber - entgegen Bennys Angaben - nur einen sehr kleinen. Er würde auf 'natürlichem Wege' wieder herauskommen, erklärte der Arzt und fügte an, Lena solle sich keine weiteren Sorgen machen.
   Das war leichter gesagt, als umgesetzt.
   „Jetzt isst sie mir schon den Kies vom Hof“, dachte Lena. „Wo soll das bloß hinführen?“

Die Vorstellung, nach der Heimfahrt auch noch etwas kochen zu müssen, kam Lena wie ein unüberwindbares Hindernis vor. Die Rinder mussten auch noch versorgt werden, da führte kein Weg dran vorbei, aber das Kochen konnte sie sich abnehmen lassen.
   Entschlossen fuhr sie den nächsten McDonalds an, sehr zu Bennys Entzücken. Sie entschied sich gegen den Drive In und alle drei setzen sich an einen der kleinen Plastiktische.
   Lena mochte kein Fastfood. Sie fand, es mache weder satt noch zufrieden. Doch heute Abend war sie froh, ihre Mutter und ihren Sohn abfüttern zu können und dann ohne weitere Umstände nach Hause zu fahren.
   Die ganze Rückfahrt dachte sie darüber nach, wie es bloß weitergehen sollte. Das mit dem Kieselstein war noch einmal glimpflich ausgegangen, aber es hätte auch etwas anderes sein können. Was, wenn ihre Mutter das nächste Mal den Nagellackentferner trank oder Düngemittel aß?
   Oder wenn Benny nicht nur von einem Baum gefallen, sondern von einer Kuh überrannt worden wäre und sie es nicht mitbekommen hätte, weil sie gerade am anderen Ende des Hofs arbeitete? Lena wusste, dass sie eine Lösung brauchte, aber sie konnte sich keine mehr vorstellen.
   Ihr Kopf kreiste endlos um die Probleme und alle Lösungen, die ihr einfielen, hätten Geldmittel vorausgesetzt, die sie nicht besaß. Es war, als wären ihre Gedanken auf die Probleme festgefahren.

Als sie vor dem Wohnhaus hielt, registrierte sie nur am Rande, dass das Küchenlicht brannte. Ihre Mutter schaltete oft auch mitten am Tag das Licht ein und wenn es Lena nicht zufällig auffiel, bemerkte sie es meistens erst abends bei schwindendem Tageslicht.
   Sie schnallte Benny los, half ihrer Mutter aus dem Auto und ging mit ihnen ins Haus. Dort stolperte sie über ein Paar Schuhe, das mitten im Flur lag.
   Erstaunt betrachtete sie die roten Slipper einen Moment, ohne zu registrieren, was sie bedeuteten. Dann setzte sie Benny ab und riss die Küchentür auf.
   „Pia!“ Sie flog ihrer Schwester in die Arme.

Lena brachte ihre Mutter und Benny ins Bett, danach versorgte sie mit Pias Hilfe rasch die Rinder und erledigte die dringlichsten Arbeiten, die tagsüber liegen geblieben waren. Als alles erledigt war, setzten sich die zwei Frauen am Küchentisch zusammen.
   „Jetzt erzähl mal“, forderte Pia ihre Schwester auf, während sie ihnen eine Flasche Wein öffnete. „Was ist wirklich los?“
   Und Lena erzählte ihr alles. Als sie endete, fühlte sie sich leer, aber auch ein bisschen besser als zuvor. Dass Pia - eine andere Erwachsene im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte - ihr zuhörte, tat Lena gut und sie kam sich nicht mehr ganz so verloren vor.
   „Weißt du, Lena, ich wollte dich ja heute sowieso anrufen.“ Pia grinste sie verschmitzt an.
   „Ach, stimmt ja. Das hattest du am Telefon erwähnt, aber ich war total durch den Wind und hab darum gar nicht nachgefragt, um was es ging“, entschuldigte sich Lena halbherzig.
   „Egal, ich wollte dir grad kein schlechtes Gewissen machen, sondern dich etwas fragen.“
   „Was denn? Mach es nicht so spannend!“ Lena kannte Pias Effekthascherei schon zu lange, um sich davon beeindrucken zu lassen.
   „Na ja … Also, du weißt ja, dass meine WG sich auflöst und ich schreibe gerade meine Doktorarbeit und brauch dafür unbedingt einen Platz, an dem ich arbeiten kann. Dieses ganze Chaos macht mich total irre!“, fing Pia an, ausschweifend zu erklären.
   „Ja, und?“, fragte Lena ungeduldig nach. „Was willst du mich fragen?“
   „Darf ich hier wohnen?“
   „Hier? Du? Aber …“ Lena glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können.
   „Ich zahle dir Miete! Und ich würde, wenn du im Stall arbeitest, auf Benny und Mama aufpassen! Nur das Kochen, das musst du übernehmen, da bin ich eine absolute Niete drin.“ Pia sah ihre Schwester flehend an. „Komm, bitte sag 'Ja'. Ich brauche einen Platz, wo ich unkompliziert wohnen kann und nicht erst lange suchen muss. Ich zahl auch meinen Essensanteil, du wirst überhaupt keine Nachteile durch mich haben.“
   Lena schüttelte benommen den Kopf. Dann blickte sie Pia in die Augen. Und sie fing an zu lächeln.
   „Dich schickt der Himmel“, sagte sie mit einem Stoßseufzer der Erleichterung. „Wann kannst du einziehen?“
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manon
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Beitrag28.07.2017 01:14

von manon
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Hallo Jenny,

ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen. Sie ist spannend, ich will wissen was passiert, deine Figuren sind lebendig und die Dialoge spritzig. Habe deine erste Version nicht gelesen, kann also nichts sagen zu deinen Änderungen.

Nur ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

Zitat:
„Ich wollte dich eh heute noch anrufen“, plapperte Pia drauf los. „Ich muss dich unbedingt etwas fragen und …“
Lena unterbrach sie: „Hör zu, Pia. Mutter hat einen Stein verschluckt und wir sind gerade im Krankenhaus.“

Es ist klar, dass Lena Pia unterbricht, das würde ich nicht extra schreiben, weil es den Lesefluss hemmt.

Zitat:
Eine kurze Stille folgte. Lena fühlte zusätzlich zu ihrer Sorge um Dorothea Bitterkeit in sich aufsteigen, wie so oft, wenn sie mit Pia telefonierte.
„Sie wollte mich anrufen?“, dachte Lena. „Ja, genau …“
Lena rief Pia ein paar Mal im Jahr an und Pia beteuerte dann stets, dass sie sie auch gerade anrufen wollte. Lena glaubte ihr das nie, denn Pia meldete sich schon lange nicht einmal mehr zu Lenas oder Dorotheas Geburtstagen.

Mit dem Unterstrichenen konnte ich erst nichts anfangen. Es ergab für mich erst einen Sinn, als ich den nachfolgenden Satz las. Zumal der Satz nichts anderes sagt, als das, was du dann wiederholst. Deshalb würde ich ihn streichen.

Ab hier schreibe ich in deinen Text, ist einfacher. Smile

Zitat:
Lena drückte ihren Sohn an sich und versuchte, sich wieder zusammen zu reißen. Sie musste stark bleiben für ihre Familie. Einen Vater oder eine andere Frau wird es ja nicht geben, sonst hättest du es sicher schon erwähnt, weshalb ich hier Familie unpassend finde. Sohn wäre treffender.
Lena, tut mir leid“, murmelte Pia und fuhr dann lauter fort: „Was wird jetzt mit Mama gemacht?“
„Das weiß ich noch nicht, die Untersuchungen laufen noch.“
„Wenn du was weißt, ruf mich bitte sofort wieder an, okay?“
„Ja, alles klar.“
„Lena, das ist nicht alles, oder? Du würdest wegen so etwas doch sonst nicht ausflippen.“
Lena begann wieder zu weinen. Kraftlos ließ sie sich auf der Bank nieder, die dort unter dem Vordach für die Raucher aufgestellt war.
„Nein. Pia, ich schaff das nicht mehr. Ich bin nicht stark genug, ich pack das einfach nicht.“
Du schreibst oft die Vornamen im Dialog. Das kann man mal machen, aber in der Häufigkeit würde ich das nicht machen. Das ist irgendwann nervig. Hier ist es klar, dass Lena spricht. Es ist ein Absatz von Lena.
„Na na, du machst das doch prima!“, versuchte Pia, sie zu beruhigen.
„Das Heu verdirbt mir, wenn es heute nass regnet, und wegen dieser dämlichen Seuche besteht zur Zeit Stallpflicht für die Rinder. Ich habe die zehnfache Arbeit und das im Sommer, wo ohnehin so viel zu tun ist!“ Lena schrie den letzten Satz vor schierer Frustration laut hinaus. „Und dann passiert die ganze Zeit was mit Benny oder Mutter. Und ich kann ja auch nicht von einer Dementen erwarten, dass sie auf einen Dreijährigen aufpassen kann, oder? Und von einem Dreijährigen auch nicht, dass er auf eine Demenzkranke aufpasst!“
Lena schwieg verzweifelt. Sie wusste aus diesem Dilemma schon lange keinen Ausweg mehr.
„So schlimm ist das inzwischen?“, fragte Pia nach einer Pause. „Warum nimmst du dir keine Hilfe?“
„Weil ich sie mir nicht leisten kann, verflucht noch mal! Ich kann ja nicht einmal mehr die Stromrechnung von letztem Monat zahlen.“
„Entschuldige, das wusste ich nicht.“
Die Schwestern schwiegen betreten.
„Also, ruf mich an, wenn sich was Neues ergibt“, beendete Pia das Gespräch.
Sie verabschiedeten sich voneinander und legten auf.

Nach über fünf Stunden Wartezeit, abgekämpft, erschöpft und hungrig, durfte Lena ihre Mutter mit nach Hause nehmen. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass sie tatsächlich einen Stein verschluckt hatte, aber - entgegen Bennys Angaben - nur einen sehr kleinen. Er würde auf 'natürlichem Wege' wieder herauskommen, erklärte der Arzt und fügte an, Lena solle sich keine weiteren Sorgen machen.
Das war leichter gesagt, als umgesetzt.
„Jetzt isst sie mir schon den Kies vom Hof“, dachte Lena. „Wo soll das bloß hinführen?“
Der Satz ist genial und lustig, obwohl es traurig ist. Aber der Nachsatz macht die Wirkung kaputt. Ich würde den zweiten Teil löschen.

Die Vorstellung, nach der Heimfahrt auch noch etwas kochen zu müssen, kam Lena wie ein unüberwindbares Hindernis vor. Die Rinder mussten auch noch versorgt werden, da führte kein Weg dran vorbei, aber das Kochen konnte sie sich abnehmen lassen. Das würde ich streichen, weil du es im nächsten Absatz zeigst und hier unnötigerweise vorweg nimmst.
Entschlossen fuhr sie den nächsten McDonalds an, sehr zu Bennys Entzücken. Sie entschied sich gegen den Drive In und alle drei setzen sich an einen der kleinen Plastiktische.
Lena mochte kein Fastfood. Sie fand, es mache weder satt noch zufrieden. Doch heute Abend war sie froh, ihre Mutter und ihren Sohn abfüttern zu können und dann ohne weitere Umstände nach Hause zu fahren.
Die ganze Rückfahrt dachte sie darüber nach, wie es bloß weitergehen sollte. Das mit dem Kieselstein war noch einmal glimpflich ausgegangen, aber es hätte auch etwas anderes sein können. Was, wenn ihre Mutter das nächste Mal den Nagellackentferner trank oder Düngemittel aß?
Oder wenn Benny nicht nur von einem Baum gefallen, sondern von einer Kuh überrannt worden wäre und sie es nicht mitbekommen hätte, weil sie gerade am anderen Ende des Hofs arbeitete? Lena wusste, dass sie eine Lösung brauchte, aber sie konnte sich keine mehr vorstellen.
Ihr Kopf kreiste endlos um die Probleme und alle Lösungen, die ihr einfielen, hätten Geldmittel vorausgesetzt, die sie nicht besaß. Es war, als wären ihre Gedanken auf die Probleme festgefahren. Ein Gedanke von mir: Es gibt doch die Pflegestufen, die bei Demenz bezahlen, auch gibt es Haushaltshilfen bei Alleinerziehenden, die überfordert sind und kurz davor stehen einem Burn-Out zu erliegen.

Als sie vor dem Wohnhaus hielt, registrierte sie nur am Rande, dass das Küchenlicht brannte. Ihre Mutter schaltete oft auch mitten am Tag das Licht ein und wenn es Lena nicht zufällig auffiel, bemerkte sie es meistens erst abends bei schwindendem Tageslicht. Ist das gewollt, dass du vorwegnehmen möchtest, dass ihre Schwester da ist? Sonst würde ich es so schreiben, dass sie das Licht sehr wohl wahrnimmt und sich über ihre Mutter ärgert, obwohl diese es ja nicht mit Absicht macht, womit dann die Überraschung noch gelungener wäre.
Sie schnallte Benny los, half ihrer Mutter aus dem Auto und ging mit ihnen ins Haus. Dort stolperte sie über ein Paar Schuhe, das mitten im Flur lag.
Erstaunt betrachtete sie die roten Slipper einen Moment, ohne zu registrieren, was sie bedeuteten. Ohne die Erklärung funktioniert der Text genauso oder mMn sogar besser. Lass die Erklärung weg, du löst es ja sofort auf. Smile   Dann setzte sie Benny ab und riss die Küchentür auf.
„Pia!“ Sie flog ihrer Schwester in die Arme.

Lena brachte ihre Mutter und Benny ins Bett, danach versorgte sie mit Pias Hilfe rasch die Rinder und erledigte die dringlichsten Arbeiten, die tagsüber liegen geblieben waren. Als alles erledigt war, setzten sich die zwei Frauen am Küchentisch zusammen. Wie spät ist es eigentlich mittlerweile? Sie saßen fünf Stunden im Krankenhaus, aßen im Schnellimbiss, bringen alle zu Bett, versorgen die Rinder.
„Jetzt erzähl mal“, forderte Pia ihre Schwester auf, während sie ihnen eine Flasche Wein öffnete. „Was ist wirklich los?“ Das ist eine Wdh. mit anderen Worten, würde ich streichen.
Und Lena erzählte ihr alles. Als sie endete, fühlte sie sich leer, aber auch ein bisschen besser als zuvor. Dass Pia - eine andere Erwachsene im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte - ihr zuhörte, tat Lena gut und sie kam sich nicht mehr ganz so verloren vor.
„Weißt du, Lena, ich wollte dich ja heute sowieso anrufen.“ Pia grinste sie verschmitzt an.
„Ach, stimmt ja. Das hattest du am Telefon erwähnt, aber ich war total durch den Wind und hab darum gar nicht nachgefragt, um was es ging“, entschuldigte sich Lena halbherzig.
„Egal, ich wollte dir grad kein schlechtes Gewissen machen, sondern dich etwas fragen.“
„Was denn? Mach es nicht so spannend!“ Lena kannte Pias Effekthascherei schon zu lange, um sich davon beeindrucken zu lassen.
„Na ja … Also, du weißt ja, dass meine WG sich auflöst und ich schreibe gerade meine Doktorarbeit und brauch dafür unbedingt einen Platz, an dem ich arbeiten kann. Dieses ganze Chaos Welches Chaos? macht mich total irre!“, fing Pia an, ausschweifend zu erklären. Also unter ausschweifend verstehe ich was anders. Very Happy Auch, dass Pia anfing, ist redundant.
„Ja, und?“, fragte Lena ungeduldig nach. „Was willst du mich fragen?“ Dass Lena fragt, ist eindeutig, ungeduldig würde ich in diese Frage auch hinein interpretieren und die letzte Frage hebt das ungeduldige mMn etwas auf. Es wäre spannender und vom Lesefluss schöner, wenn du es streichen würdest.
„Darf ich hier wohnen?“
„Hier? Du? Aber …“ Lena glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können.
„Ich zahle dir Miete! Und ich würde, wenn du im Stall arbeitest, auf Benny und Mama aufpassen! Nur das Kochen, das musst du übernehmen, da bin ich eine absolute Niete drin.“ Das Angebot ist ja wirklich toll, aber, wenn sie immer auf Benny und ihre Mutter aufpasst, wenn Lena im Stall ist, kommt sie nicht zum Schreiben. Ich würde das Angebot abschwächen oder aber überlegen lassen, dass man mit der Mieteinnahme stundenweise jemanden holen kann oder den Kleinen in einen Hort geben. Verstehst du? Weil sonst ist es mMn unglaubwürdig.  Pia sah ihre Schwester flehend Passt flehend? Immerhin ist es für Lena und für Pia DIE Lösung.  an. „Komm, bitte sag 'Ja'. Ich brauche einen Platz, wo ich unkompliziert wohnen kann und nicht erst lange suchen muss. Ich zahl auch meinen Essensanteil, du wirst überhaupt keine Nachteile durch mich haben.“ Nachteile hätte Lena doch auch nicht, wenn sie keine Miete und nichts zum Essen dazu zahlen würde. Von daher verstehe ich dieses Betteln nicht so ganz. MMn könnte es komplett raus.
Lena schüttelte benommen den Kopf. Dann blickte sie Pia in die Augen. Und sie fing an zu lächeln.
„Dich schickt der Himmel“, sagte sie mit einem Stoßseufzer der Erleichterung. „Wann kannst du einziehen?“


Es sind nur Kleinigkeiten, wie du siehst. Es hat mir wirklich gut gefallen. Ist das ein Roman?

Viele Grüße
manon
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Jenny
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Beitrag28.07.2017 12:19

von Jenny
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Hallo manon!

Vielen Dank für dein Lob und deine vielen Anmerkungen, die ich mir gleich noch mal in Ruhe zu Gemüte führen werde.

Bisher ist es kein Roman, obwohl der Umfang wächst. Es wird wohl eine Sammlung von einzelnen Geschichten über Lena und ihre Familie werden, wobei die Geschichten größtenteils in sich geschlossen sein sollen, aber schon aufeinander aufbauen. Ob das Romanlänge erreicht, weiß ich noch nicht.

Bisher macht es mir jedenfalls Freude, von Lena und Co. zu schreiben, mal sehen, wo es mich hinführt Wink

Schöne Grüße,
Jenny
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Jenny
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Beitrag30.07.2017 15:35

von Jenny
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Auszug (Anfang) aus einer der Folgegeschichten:


Pias Geburtstag

„In zwei Wochen werde ich dreißig“, sagte Pia in die gemütliche Stille hinein und legte ihr Buch beiseite.
   „Hmhm“, brummelte Lena und las ihren Krimi weiter.
   „Hey, hast du mich nicht gehört? Ich werde dreißig!“
   „Ja“, Lena sah noch immer nicht auf, „das weiß ich doch.“
   „Ach so.“ Pia klang enttäuscht und griff wieder nach ihrem Roman.
   Lena musste sich sehr zusammenreißen, um nicht zu grinsen. Wie leicht Pia noch immer zu manipulieren war. Schließlich hielt sie es aber selbst nicht mehr aus. Lena warf ihr Buch neben sich auf das Sofa und wandte sich Pia zu.
   „Schwesterchen, du wirst ja nicht alle Tage dreißig! Das würde ich wohl kaum vergessen, oder? Okay, schieß los!“
   „Womit?“ Jetzt konnte Pia den Spieß umdrehen.
   „Womit? Willst du Scherze machen? Natürlich damit, was du geplant hast!“
   Pia grinste. „Na ja, ich dachte eigentlich daran, dass wir so eine Art Hoffest machen. Alles schmücken und dann grillen und vielleicht auch verschiedene Kuchen anbieten.“
   Lena nickte nachdenklich. Das klang so ganz gut, aber wie sie ihre kleine Schwester kannte, würde sie wieder überhaupt nicht über die Kosten des Ganzen nachdenken. Am Ende könnte sie sich nur die Hälfte leisten und wäre enttäuscht. Daher hatte Lena nicht vor, ihr freie Hand zu lassen.
   „Wie stellst du dir das konkret vor?“, hakte sie nach.
   „Och, das weiß ich noch nicht so genau“, antwortete Pia lapidar und bestätigte damit Lenas Verdacht. „Einfach ein paar Luftballons hier und da und ein paar Blumen und dann vielleicht ein Zelt, in dem wir essen können, falls es regnen sollte.“
   Lena seufzte innerlich auf. Ein Zelt? Das würde allein schon mindestens dreihundert Euro kosten. Selbst wenn sie die günstigste und kleinste Variante nehmen würden, das wusste Lena noch von Bennys Taufe. Ein Blumengesteck würde auf ungefähr zwanzig Euro kommen, wenn sie mehrere nehmen würden, wären sie auch da schnell bei mehr als hundert Euro. Und dann noch das Essen und die Getränke für die Gäste …
   „Wollen wir das nicht lieber in der Scheune machen?“, fragte Lena in dem Versuch, ihre Schwester wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
   Lena hasste es, noch immer die Spielverderberin, die große Schwester, sein zu müssen. Sie wusste jedoch, dass nicht nur bei ihr das Geld knapp war, sondern auch ihre Schwester nicht viel mehr hatte, als sie zum Leben benötigte.
   Tatsächlich hatte Lena in der letzten Woche die Scheune bereits hergerichtet und gründlich sauber gemacht. Es fehlten nur noch die Tische und Bänke, sowie die Dekoration. Eigentlich wollte sie Pia damit überraschen.
   „Lass mich doch ein bisschen träumen“, murrte Pia und funkelte Lena böse an.
   „Zum Träumen hattest du Monate Zeit“, erwiderte diese ungerührt. „Aber zum Planen haben wir jetzt nur noch zwei Wochen, wie du vorhin sehr richtig angemerkt hast. Also lass dich aus deinem Wolkenkuckucksheim bitte wieder in die Realität herunter!“
   „Wolkenkuckucksheim?“, brauste Pia auf. „Realität? Als wenn du die Vernunft mit Löffeln gefressen hättest!“
   „Das sag ich ja gar nicht, aber deine Vorstellung ist einfach utopisch! Das können wir uns nie und nimmer leisten.“
   Beide schwiegen kurz und starrten sich zornig an.
   „Man wird ja nur einmal dreißig, oder?“, fragte Pia schließlich defensiv. „Das will ich einfach feiern!“
   „Ja“, schrie Lena sie mit plötzlicher Bitterkeit an, „das wollte ich damals auch, aber du hast ja nicht einmal angerufen! Ich habe eine Party organisiert und niemand ist gekommen!“
   „Und das ist jetzt meine Schuld? Kann ich was dafür, dass du keine Freunde hast?“
   Beide Schwestern waren aufgesprungen und standen sich wie zwei Kampfhähne gegenüber.
   „Lena?“, fragte mit einem Mal die zitternde Stimme ihrer Mutter. „Pia?“
   Die Zwei drehten sich zu ihr um. Dorothea stand in der Tür und sah mit Angsttränen in den Augen von einer Tochter zur anderen.
   „Alles in Ordnung, Mama“, versuchte Lena, sie zu beruhigen. „Wir haben nur einen kleinen Streit, nichts weiter.“
   Sie eilte zu Dorothea und fasste sie am Arm, um sie aus dem Zimmer zu leiten. Als sie den Raum verlassen hatten, warf Lena noch einen bösen Blick in Pias Richtung.
   „Wir sprechen uns noch“, beschied sie von oben herab.
   „Darauf kannst du Gift nehmen!“, fauchte Pia sie an und trat zur Wohnzimmertür, um diese mit einem lauten Knall hinter ihrer Schwester zu schließen.




Diese Stelle:
Zitat:
„Ja“, schrie Lena sie mit plötzlicher Bitterkeit an, „das wollte ich damals auch, aber du hast ja nicht einmal angerufen! Ich habe eine Party organisiert und niemand ist gekommen!“

gefällt mir noch nicht. Dh. der Redebegleitsatz gefällt mir noch nicht. Aber ohne kommt der Text auch nicht so rüber ... Hmmm ....

1Wie es weitergeht »



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Bananenfischin
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Beitrag31.07.2017 10:59

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Hallo Jenny,

ich beschränke mich im Wesentlichen auf die Stelle, mit der du nicht zufrieden bist:

Jenny hat Folgendes geschrieben:


Diese Stelle:
Zitat:
„Ja“, schrie Lena sie mit plötzlicher Bitterkeit an, „das wollte ich damals auch, aber du hast ja nicht einmal angerufen! Ich habe eine Party organisiert und niemand ist gekommen!“

gefällt mir noch nicht. Dh. der Redebegleitsatz gefällt mir noch nicht. Aber ohne kommt der Text auch nicht so rüber ... Hmmm ....


Eine Möglichkeit:

„Ja, das wollte ich damals auch!“ Plötzliche Bitterkeit ließ ihre Stimme brüchig werden. „Aber du hast ja nicht mal angerufen! Ich habe eine Party organisiert und niemand ist gekommen!“

Oder, da du den ganzen Text über ja sehr dicht bei Lena bist:

„Ja, das wollte ich damals auch!“ Das Gefühl der Überlegenheit, mit dem Lena sich bis jetzt so gut gefühlt hatte, war plötzlich fort, weggewischt von einer Bitterkeit, die sie dummerweise nicht unterdrücken konnte. „Aber du hast ja nicht mal angerufen! Ich habe eine Party organisiert und niemand ist gekommen!“

Grundsätzlich gibt es unendlich viele Möglichkeiten. smile
Bei deinen Redebegleitsätzen fällt mir allgemein auf, dass du sie sehr abwechslungsreich gestaltest und versuchst, dabei Ton und Gefühlslage rüberzubringen. Beispiele:

Zitat:
brummelte Lena

Zitat:
fragte Pia schließlich defensiv.

Zitat:
brauste Pia auf.

Zitat:
erwiderte diese ungerührt.

Zitat:
beschied sie von oben herab.

Zitat:
fauchte Pia sie an


Bei den Begleitsätzen ist aber weniger meist mehr, das habe ich damals in Kings "On writing" sehr überzeugend vorgeführt bekommen und seitdem in der Regel umzusetzen versucht. Man muss die Wiederholung von "sagte" nicht scheuen. Oft kann man die Begleitsätze auch ganz weglassen oder stattdessen eine Handlungs-/Zustands-/Gefühlsbeschreibung einfügen, wie du es teilweise ja auch gemacht hast. Nebenbei lassen sich so auch die Gefühlslage und der Ton gut vermitteln, wobei diese Dinge natürlich auch aus dem Gesagten schon hervorgehen sollten.

Liebe Grüße
Bananenfischin


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Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

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I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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