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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Ein Fragment - Sage stellt sich vor


 
 
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White
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Beitrag09.07.2017 16:11
Ein Fragment - Sage stellt sich vor
von White
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Hallo zusammen!

Ich möchte euch hier zum Einstand einen meiner Texte vorstellen und hätte gerne eure ungefilterte Meinung. Sonst zeige ich meine Texte niemandem und kann daher eine objektive Beurteilung von außen gut gebrauchen.
 Es ist nur ein Fragment, eine Art Schreibübung, die dank ihres "Vorstellungs-Charakters" auch nur schwer in eine Geschichte eingebunden werden kann (denke ich zumindest).
Dahinter steckt der Wunsch, vor allem die Charakterentwicklung zu üben. Ich habe für mich selbst herausgefunden, dass mich Persönlichkeiten am meisten interessieren. Was Menschen ausmacht, wie und warum sie etwas tun, vielmehr, als was sie genau tun. Plot ist für mich das, was aus den Beziehungen, Gefühlen, Gedanken verschiedener Personen resultiert. Und die würde ich gerne authentisch entwickeln.

Der folgende Text ist eine Art Charaktervorstellung, die ursprünglich auch noch ein Stück weiter gegangen ist. Ich hätte gerne einfach eine Beurteilung bezüglich meines Schreibstils und des Inhalts, einfach, ob der Text überhaupt irgendwie fesselnd ist oder todlangweilig. Laughing Ich selbst habe ein klares Bild von der Protagonistin im Kopf, aber was fehlt noch, um sich als Leser ein Bild machen zu können? Ich würde mich sehr über eure Hilfe freuen!

Jetzt bin ich tatsächlich ganz schön nervös... Embarassed

Viele Grüße,
Svea

___________________________________________________

Mein Name ist Sage Marigold Westley. Aber bitte... Sage genügt. Ich wurde vor vierundzwanzig Jahren geboren, im Royal Devon and Exeter Hospital in Cornwall, dem südwestlichsten Zipfel des Landes. Dort, wo auch mein Vater zur Welt kam und sein Vater vor ihm. Generationen von Westleys, klein, glitschig, unverdorben, die dort ihren ersten Eindruck von unserer, ach, so schönen Welt bekamen. Was soll ich sagen... Ich schätze, für die meisten von ihnen war sie das auch. Schön. Hineingeboren in gesicherte Verhältnisse, in eine anerkannte Familie, wurde jedem kleinen Westley das Glück in die Wiege gelegt. Aber mit der gottverdammten Ahnengeschichte meiner Familie werde ich euch nicht langweilen, keine Sorge. Ich habe anderes zu erzählen.

Ich habe mich immer gefragt, woher meine roten Haare kommen. Das war das Rätsel meiner Kindheit. Damals, mit zehn oder elf, hatte ich die insgeheime Befürchtung, adoptiert worden zu sein. Ich habe mir die dümmsten Geschichten ausgemalt. Ich sei das Kind eines vorbeiziehenden Wanderzirkus, verlassen im Straßengraben aufgefunden. Ein ungeliebter Störenfried. Die Tochter einer verstoßenen Schwester, entstanden aus der Liaison mit einem armen Fischersohn. In der fünften Klasse, zwei verregnete Wochen meiner Sommerferien lang, hegte ich die leise Hoffnung, ich könne insgeheim eng mit dem englischen Königshaus verwandt und auf tragische Art und Weise in den Londoner Gassen verloren gegangen sein. Als ich Llewyn vor dem Schlafengehen irgendwann geheimnistuerisch davon erzählte, lachte er lauthals, schlug sein Comic-Heft zu und wuselte mir unsanft durch die Haare. Du und deine Verschwörungen! Find‘ dich damit ab, du bist ein Teil dieser verkorksten Familie, Prinzessin. Aber er konnte lachen wie er wollte, er hatte ja die kastanienbraunen Locken unserer Mutter, die dunklen Augen unseres Vaters, verdammt nochmal, sogar seine schiefe Nase. Er hatte ja keine Ahnung, wie es war, wenn man nicht dazu gehörte. Nicht ganz.

So hat es sich angefühlt. Ich schätze, ich war immer irgendwie anders als der glorreiche Rest meiner Familie.
Mein Vater, Alfred Henry Westley, ist Anwalt für Erbrecht. Ich weiß, ich könnte mir auch nichts Spannenderes vorstellen, als mich mit Geiz und Habgier der britischen Elite herumzuschlagen. Er muss allerdings verdammt gut sein, wenn man sich seinen Stundenlohn ansieht. Im Laufe der Zeit habe ich erkannt, wie wenig ich meinen Vater kenne. Ich weiß, wie sehr er einen guten Rotwein schätzt, dass er Erbsen verschmäht und immer einen Anzug trägt. Ich kenne den erschöpften Ausdruck seiner Augen, wenn er sich die Krawatte lockert und in sein Arbeitszimmer zurückzieht. Wenn er den Schlüssel im Schloss umdreht und das Gezeter seiner Kinder auf der Schwelle zurücklässt.
Meine Mutter, Eleonora Harriet Westley, arbeitet als PR-Managerin für eine große Marketing-Firma in London. Zumindest hat sie das bis vor einer Weile. Vor sieben Jahren hat sie sich entschlossen, eine Pause einzulegen, um sich auf ihren privaten Werdegang zu konzentrieren. Ich erinnere mich noch, wie das glänzende Braun ihrer Haare damals innerhalb weniger Wochen einem Aschgrau gewichen ist. Und ich erinnere mich an ihre Worte. Du hast keine Ahnung, Sage. Du weißt nicht, wie sehr es schmerzt. Doch Mama, glaub mir, ich weiß es. Es tut weh, mir auch. Du hast ja keine Ahnung.
Und dann ist da Llewyn. Dann war da Llewyn. Llewyn Lionel Westley, meinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, nur weicher, fröhlicher, schöner. Llewyn, den alle geliebt haben, weil er nie ein böses Wort gesagt hat, und weil sein helles Lachen so schön klingt. Llewyn, mein Bruder, der Richard Löwenherz dieser Geschichte, der nicht älter geworden ist als achtzehn.  

Kurz nach meinem elften Geburtstag fanden sie heraus, was mit mir nicht stimmte. Warum ich in der Schule nicht den erwarteten Erfolg hatte und nicht so gute Noten nach Hause brachte wie Llewyn, der mir doch nur ein einziges Jahr voraus war. Seine Lehrer schwärmten von seiner Auffassungsgabe und seinem Teamgeist. Meine konnten nicht allzu viel sagen, außer, dass ich zu oft aus dem Fenster sah und das Lesen dringend mehr üben musste.
Legasthenie. Ein langes Wort, eines, das ich noch nie gehört hatte und schon gar nicht buchstabieren konnte. Ich verstand, dass ich anders war. Komplizierter. Und dass das dringend geändert werden musste. So in etwa lautete der Beschluss der Familienkonferenz an einem grauen Januarnachmittag. Die Lösung des Problems bekam ich gleich dazu serviert – ein Internat, eine Elite-Schule, wo meine Benachteiligung optimal gefördert werden konnte. Ich hörte nur, dass ich weggeschickt wurde und fühlte mich wie ausgestoßen. survival of the fittest.

Oakham wurde mein neues Zuhause, heimischer und vertrauter, als es das Anwesen meiner Familie in Exeter je gewesen war. Die anderen wurden zu Gleichgesinnten, wenige zu Freunden. Ich war nie Everybody’s Darling – ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen, halte mich lieber am Rand auf und beobachte, was um mich herum geschieht. Um beliebt zu sein, lächelte ich zu selten, kümmerte mich zu wenig darum, was andere von mir hielten. Ich bin immer Einzelkämpferin gewesen, unabhängig, soweit es ging. Das wird sich nie ändern.
Llewyn flogen die Herzen zu. Und als seine Schwester, so knurrig ich auch sein mochte, so seltsam mich der ein oder andere sicher fand, wurde ich dennoch angenommen und in Ruhe gelassen. Ich hatte meine Freunde, die mich verstanden, den ein oder anderen, den ich ins Herz schloss – und meinen Bruder, dem ich alles anvertraute. Irgendwie gehörte ich dazu. Meinen Noten schenkte ich auch weiterhin nicht viel Beachtung. Ich kam zurecht. Meine wirkliche Leidenschaft war die Fotografie. Die hatte ich für mich entdeckt, und ich verbrachte Stunden um Stunden meiner freien Zeit mitten in der Natur, irgendwo in einem Gebüsch hockend und wartend, auf einen Fuchs, auf ein bestimmtes Licht, auf einen Moment, den es festzuhalten galt.

Seltsam, wie schnell sich das Blatt drehen kann. Ein Fingerschnipsen, eine einzige Entscheidung, und die Weichen werden neu gestellt. Hätte ich damals mit fünfzehn gewusst, wie unsere Leben entgleisen würden, dann hätte ich nie auch nur ein Wort mit Vince gewechselt. Ich hätte den letzten Schluck von meinem abgestandenen Bier getrunken und wäre auf dem Absatz umgekehrt.
Ich wusste aber nicht, wohin diese eine Begegnung an diesem einen Abend führen sollte. Also erwiderte ich sein unverfängliches Lächeln am Bierfass, weil es ein bisschen schief war und mir gefiel, und wir kamen ins Gespräch. Es war leicht, mit ihm zu reden. Es stellte sich heraus, dass wir die Liebe zu großen Hunden, zu Pink Floyd und Marihuana teilten, und anschließend diskutierten wir hitzig über britisches Bier und das amerikanische Waffengesetz.
Mit manchen Menschen versteht man sich einfach. Kann sagen, was einem in den Sinn kommt, ohne Spielchen, ohne versteckte Agenda. So war es mit Vince. So unterschiedlich wir in mancher Hinsicht auch waren, wir hatten den gleichen Humor, die gleiche Neigung, anzuecken. Er ärgerte mich, weil ich drei Stunden brauchte, um einen blöden Flyer zu entziffern, und ich lachte über seine Ungeduld, wie die eines Dreijährigen. Er war einer der wenigen, denen ich meine Fotografien zeigte – eingefangene Momente, von Amseln, Baumkronen, fremden Gesichtern.
Wie erwachsen ich mich damals gefühlt habe, mit fünfzehn. Jetzt kann ich darüber nur lachen. Ich war noch ein Kind. Erst zwei Jahre später sollte meine Kindheit mit einem Knall enden.

Und dann Nicholas. Was an dir hat mich so fasziniert, Nic? Warum war es mit dir so anders als mit Vince? Nicht so leicht und unbeschwert, viel angespannter. Spannender. Irgendetwas hattest du an dir, das dich von den anderen unterschied. Du warst anders – so wie ich. Die Art, wie du in die Flammen blicktest, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, an diesem frostigen Lagerfeuerabend ein paar Wochen vor meinem sechzehnten Geburtstag.
Versteh mich nicht falsch. Du hättest keinen schlechteren ersten Eindruck hinterlassen können. Du warst einfach verdammt unsympathisch, mit deiner selbstgefälligen Art, dem arroganten Lächeln. Aber etwas an dir hat mich nicht mehr losgelassen. Vielleicht, weil ich nicht ganz hinter deine Fassade blicken konnte. Buchstaben sind nicht meins, seltsame Gebilde aus Strichen und Punkten, in endlosen Schleifen aneinandergereiht. Aber Menschen, die kann ich lesen. Darin bin ich gut, richtig gut. Nur dich konnte ich nicht entziffern.

Ich hätte mich nicht weiter mit dir befasst, wäre Vince nicht dein Freund gewesen. Aber so trafen wir immer wieder aufeinander, und es war etwas zwischen uns, das uns zueinander zog wie Magneten. Ich erinnere mich noch an unseren ersten Kuss, auf dem schäbigen alten Sofa in Vinces Zimmer, während die rauchige Stimme Solomon Burkes im Hintergrund leise klagte. Daran, wie sicher du dich auf einmal ganz nah an mich heran geschoben hast. Wie du deine Hand unter mein Shirt hast wandern lassen, todsicher, als sei es selbstverständlich. Als Quittung habe ich dir in die Lippe gebissen, weißt du noch? Dich hat das nicht gestört. Ich glaube, das hat dich damals umso mehr angemacht. Der metallische Geschmack von Blut, und jemand, der dir widersteht.

Was auch immer es war, das wir hatten – es hat mir Einiges abverlangt. Ein ständiges Hin und Her, mal hitzige Leidenschaft, mal achtlose Kälte. Aber mit mir konntest du nicht so umspringen wie mit den anderen. Ich habe dir immer ins Gesicht gesagt, was ich dachte. So oft ist es eskaliert, so oft sind Schuhe und Bücher und Beleidigungen durch das Zimmer geflogen – hast du noch die kleine Narbe an der Augenbraue? So oft habe ich dich verlassen, und so oft haben wir es doch wieder versucht. Miteinander ging es kaum, ohneeinander gar nicht. Über ein Jahr lang waren wir vernarrt ineinander und konnten uns doch nicht ausstehen.
Heute frage ich mich, wie wir es überhaupt so lange aushalten konnten. Ob alles vorprogrammiert war - die Eskalation, die die Anziehung zwischen uns ein für alle Mal zerstört hat. Ich habe es nicht kommen sehen, ich hätte ewig in unserem Teufelskreis gesteckt. Aber es ist passiert. Und auf einmal stand die ganze Welt Kopf.

Was ich niemals vergessen werde, sind die Geräusche. Das Splittern der Glasscheibe, dieses schreckliche Knirschen, als die Karosserie in sich zusammengeschoben wurde. Noch heute, wenn ich mich nicht zusammenreiße, wenn meine Gedanken davon schweifen oder wenn ich schlafe, erwischt es mich eiskalt. Dann hallt es in meinem Schädel nach, wie in Endlosschleife, der zertrümmerte Wagen, ein zertrümmertes Leben. Der Klang verfolgt mich. Alles andere – Llewyns heiseres Lachen, die Lichter auf der regennassen Straße, die Wucht des Aufpralls und der Scherbenregen… All das ist in meiner Erinnerung verschwommen, zu einem Durcheinander von Farben und Formen, für das ich keine Worte finde.

Beim Aufprall hatte ich ein Schleudertrauma erlitten, drei meiner Rippen waren gebrochen und meine Haut voller Schnittwunden. Mir war es gleich. Mir war alles gleich. Llewyn war nicht mehr da, mit einem Fingerschnipsen aus meiner Welt gepflückt. Ich hätte ebenso gut sterben können. Wochenlang lag ich reglos in meinem Krankenhausbett und beobachtete Tag für Tag die Eskapaden der Schwalben hinter dem kalten Glas. Nur entfernt nahm ich das Knarzen der Türe wahr, die leisen Schritte der Krankenschwestern, die Berührung ihrer kühlen Hände an meiner stechenden Stirn. Die Stimme meines Vaters, erschöpft, heiser vor Anstrengung. Es ist vorbei. Du kannst es nicht rückgängig machen. Nein. Das war unmöglich. Du kannst dich nicht ewig hängen lassen. Oh, er hatte ja keine Ahnung. Ich konnte gar nicht anders. Jeder Muskel meines Körpers war in sich zusammengefallen. Ich konnte mich nicht bewegen, denn Bewegung tat weh, war ermüdend, und am Ende ohnehin nutzlos. Ich würde einfach nur daliegen. Mich hängen lassen. Den Schwalben zusehen und Llewyns Lachen in mein Gedächtnis einbrennen.

Ja, verdammt, am liebsten wäre ich den Rest meines Lebens reglos in diesem Bett liegen geblieben. Aber so etwas tut man nicht. Sich mit siebzehn in den Tod zu schlafen, ist gesellschaftlich nicht akzeptiert. Sie ließen mich nicht in Ruhe. Ich musste aufstehen, essen, weitermachen. Oh, und bitte die Haare kämmen. Lächeln. Mach schon, sei doch froh, du bist am Leben.
Noch bevor meine Prellungen verschwunden und die Lackfetzen vom Baumstamm gekratzt worden waren, saß ich wieder in der Schulbank. Um mich herum drehte sich die Welt weiter, als wäre nie etwas geschehen. Nur ich war ausgestiegen. Nicholas war vom Erdboden verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben, als hätte er sich nie zugedröhnt und selbstgefällig hinters Steuer gesetzt und meinen Bruder in den Tod gefahren. Das Auto war verschwunden, als wäre es nie in tausend Teile zersprungen und hätte meinen Bruder unter sich begraben. Und bald war auch meine Haut verheilt, beinahe makellos, als hätte ich nie dagesessen, auf dem Rücksitz, nach vorne gebeugt und einen Ellbogen auf den Fahrersitz gestützt. Beschwipst und lachend, bis mir das dumme Lachen beim Aufprall des Wagens aus dem Gesicht geschleudert wurde.

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Yorinde
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Beitrag09.07.2017 20:46

von Yorinde
Antworten mit Zitat

Hallo Svea!
Herzlich Willkommen! Schöner Name übrigens - wobei du ja eigentlich nichts dafür kannst. Wink
Ich bin ein bisschen um deinen Text herumgeschlichen, hab noch keine hundertprozentige, endgültige Meinung - aber die brauche ich wahrscheinlich auch gar nicht, um dir einen Kommentar hier zu hinterlassen.

Als allererstes dachte ich, es sei ein Rechtschreibfehler und müsste eigentlich "EinE Fragment-Sage stellt sich vor" heißen. Shocked
Ich hab's dann gecheckt. Cool  Wobei dieser Name natürlich im ersten Moment dazu verleitet, deutsch gelesen zu werden.
Aber zum Wesentlichen. Ich teile absolut deine Meinung, dass Persönlichkeiten das A und O einer guten Story sind. Gute Charakter-Figuren fesseln den Leser, stellen Verbindungen her, wecken Emotionen...
Ein reiner Charakter-Entwicklungstext (ich würde auch noch mit dem Stempel "Kurzgeschichte" leben können) ist interessant, bleibt aber auch einseitig - logisch. Deshalb war er mir stellenweise zu viel - eben weil es nur eine Sicht der Dinge gibt.

Was mir gut gefallen hat, ist deine sehr konkrete, bildhafte Sprache. Jeder dieser Leute hat zwei Namen, das ist konsequent. Wink

Zitat:
Ich weiß, wie sehr er einen guten Rotwein schätzt, dass er Erbsen verschmäht und immer einen Anzug trägt.

Zitat:
Es stellte sich heraus, dass wir die Liebe zu großen Hunden, zu Pink Floyd und Marihuana teilten, und anschließend diskutierten wir hitzig über britisches Bier und das amerikanische Waffengesetz.


Schön, dass sie nicht nur hitzig diskutierten oder "über Gott und die Welt" redeten. Noch runder wird das Bild, wenn es nicht irgendein Rotwein ist (eine besondere Sorte wäre toll, auch wenn ich mich null mit Rotwein auskenne) und irgendeine große Hunderasse. Denn es sagt ja wiederrum etwas ganz anderes aus, ob sie beide Bernhardiner oder American Stafford mögen.

Über einige Stellen bin ich gestolpert, aber das sind eher Kleinigkeiten.

Zitat:
Ich habe mich immer gefragt, woher meine roten Haare kommen. Das war das Rätsel meiner Kindheit.


Und das Rätsel des ganzen Textes. Dieses Thema machst du als erstes auf, aber es wird bis zum Schluss nicht beantwortet. Ist das bewusst so?

Zitat:
Vor sieben Jahren hat sie sich entschlossen, eine Pause einzulegen, um sich auf ihren privaten Werdegang zu konzentrieren. Ich erinnere mich noch, wie das glänzende Braun ihrer Haare damals innerhalb weniger Wochen einem Aschgrau gewichen ist. Und ich erinnere mich an ihre Worte. Du hast keine Ahnung, Sage. Du weißt nicht, wie sehr es schmerzt. Doch Mama, glaub mir, ich weiß es. Es tut weh, mir auch. Du hast ja keine Ahnung.


Diesen Teil habe ich irgendwie nicht verstanden. Vielleicht gab es da auch nichts zu verstehen. Vielleicht ist es nur ein Zeichen für eine psychisch instabile Mutter. Oder für eine vor den Kindern nicht ausgesprochene Kündigung. Wink

Zitat:
Und dann ist da Llewyn. Dann war da Llewyn.
weil sein helles Lachen so schön klingt.


Müsste es nicht "klang" heißen wenn er schon tot ist?

Zitat:
Ich hörte nur, dass ich weggeschickt wurde und fühlte mich wie ausgestoßen. survival of the fittest.


Das gefällt mir! Smile

Zitat:
Oakham wurde mein neues Zuhause, heimischer und vertrauter, als es das Anwesen meiner Familie in Exeter je gewesen war.
Llewyn flogen die Herzen zu.


Wieso geht der Bruder auch ins Internat? Ich denke, er ist super in der Schule und hat das gar nicht nötig?

Zitat:
Was ich niemals vergessen werde, sind die Geräusche. Das Splittern der Glasscheibe, dieses schreckliche Knirschen, als die Karosserie in sich zusammengeschoben wurde. Noch heute, wenn ich mich nicht zusammenreiße, wenn meine Gedanken davon schweifen oder wenn ich schlafe, erwischt es mich eiskalt. Dann hallt es in meinem Schädel nach, wie in Endlosschleife, der zertrümmerte Wagen, ein zertrümmertes Leben. Der Klang verfolgt mich. Alles andere – Llewyns heiseres Lachen, die Lichter auf der regennassen Straße, die Wucht des Aufpralls und der Scherbenregen… All das ist in meiner Erinnerung verschwommen, zu einem Durcheinander von Farben und Formen, für das ich keine Worte finde.


Ich finde die Erinnerung an den Unfall grundsätzlich gut ausgearbeitet. Allerdings widersprichst du dir hier etwas. Zum einen schreibst du, dass die Geräusche Sage verfolgen, zum anderen, dass die Erinnerung zu einem Durcheinander verschwommen ist. Wenn du beides herausarbeiten möchtest, musst du es genauer voneinander abgrenzen.

Das Ende ist gut so, mehr muss danach nicht mehr kommen, meiner Meinung nach.
Auf alle Fälle zeichnest du ein lebendiges Bild, ich bekomme ein Gefühl für Sage. An manchen Punkten könnte es noch präziser sein.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass dieser Text eingebunden in etwas Größeres funktionieren kann. Wie genau - das überlasse ich dir. Wink
Aber vielleicht als Prolog für eine Geschichte über die längst erwachsene Sage, die sich aufgrund des Todes ihres Bruders in Arbeit geflüchtet hat und plötzlich dem alten Familiengeheimnis um die Kündigung ihrer Mutter und ihrer roten Haare auf die Spur kommt... Das fände ich interessant! Smile

Ich hoffe, du kannst mit meinen Zeilen etwas anfangen und deine Nervosität war unbegründet.
Viele Grüße und viel Freude beim Weiterschreiben! Daumen hoch²
Yorinde


_________________
Es heißt, das Leben schreibe die besten Geschichten. Hin und wieder sollten wir dem Leben aber auch einen Stift leihen.
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IQ Dino
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Beitrag09.07.2017 21:21

von IQ Dino
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Hallo Svea,

wunderbar Smile.

Ich war dort, ich schwebte neben der Handlung her, als wäre ich ein Geist.

Lass es mich erleben, dann ist es (für mich) perfekt.

Was ich damit sagen will. Du schreibst wunderbar plastisch und bildhaft, aber ich fühlte mich zu wenig "an der Handlung beteiligt". Irgendwie lese ich wohl am liebsten spannend aufgebaute Handlungen wo ein Protagonist "sein Ding" macht, oder erleiden muss.

Wenn diese Wirkung allerdings Deine Absicht war, will ich nichts sagen Smile . Dann ist es gut.
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White
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Beitrag10.07.2017 20:52

von White
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Hallo Yorinde! Und vielen Dank schonmal! smile extra
Yorinde hat Folgendes geschrieben:
Ich bin ein bisschen um deinen Text herumgeschlichen, hab noch keine hundertprozentige, endgültige Meinung - aber die brauche ich wahrscheinlich auch gar nicht, um dir einen Kommentar hier zu hinterlassen.

Ein reiner Charakter-Entwicklungstext (ich würde auch noch mit dem Stempel "Kurzgeschichte" leben können) ist interessant, bleibt aber auch einseitig - logisch. Deshalb war er mir stellenweise zu viel - eben weil es nur eine Sicht der Dinge gibt.

Was mir gut gefallen hat, ist deine sehr konkrete, bildhafte Sprache. Jeder dieser Leute hat zwei Namen, das ist konsequent. Wink

Ich habe selbst noch keine endgültige Meinung dazu. Der Text wirkt für mich auch noch sehr unvollständig, hängt irgendwie in der Luft. Laughing Einseitig ist er auf alle Fälle, alleine wegen der Erzählperspektive. Eigentlich schreibe ich auch lieber in der dritten Person, hier hat es mich einfach irgendwie gepackt.
Zitat:
Auf alle Fälle zeichnest du ein lebendiges Bild, ich bekomme ein Gefühl für Sage. An manchen Punkten könnte es noch präziser sein.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass dieser Text eingebunden in etwas Größeres funktionieren kann. Wie genau - das überlasse ich dir. Wink
Aber vielleicht als Prolog für eine Geschichte über die längst erwachsene Sage, die sich aufgrund des Todes ihres Bruders in Arbeit geflüchtet hat und plötzlich dem alten Familiengeheimnis um die Kündigung ihrer Mutter und ihrer roten Haare auf die Spur kommt... Das fände ich interessant! Smile

Die Idee, ihn irgendwie noch einzubetten, reizt mich schon sehr. Dazu mache ich mir nochmal Gedanken. Und es freut mich, dass ein bisschen von ihr, von ihrem Charakter rüberkommt.
Zitat:
Schön, dass sie nicht nur hitzig diskutierten oder "über Gott und die Welt" redeten. Noch runder wird das Bild, wenn es nicht irgendein Rotwein ist (eine besondere Sorte wäre toll, auch wenn ich mich null mit Rotwein auskenne) und irgendeine große Hunderasse. Denn es sagt ja wiederrum etwas ganz anderes aus, ob sie beide Bernhardiner oder American Stafford mögen.

Oh ja, das stimmt, grundsätzlich bin ich eine große Liebhaberin dieser kleinen, feinen Details, die doch so viel aussagen. Ich hab mich nochmal an den einen Abschnitt begeben:

Mein Vater, Alfred Henry Westley, ist Anwalt für Erbrecht. Ich weiß, ich könnte mir auch nichts Spannenderes vorstellen, als mich mit Geiz und Habgier der britischen Elite herumzuschlagen. Er muss allerdings verdammt gut sein, wenn man sich seinen Stundenlohn ansieht.
Im Laufe der Zeit habe ich erkannt, dass ich meinen Vater kaum kenne. Ich weiß, wie sehr er abends ein Glas Cabernet Sauvignon schätzt, und dass er Erbsen verschmäht. Jeden Tag geht er mit Anzug, sorgfältig gebundener Krawatte und Manschettenknöpfen aus dem Haus. Ich kenne den erschöpften Ausdruck seiner Augen, wenn er sich nach seinem Feierabend den Schlips lockert und in sein Arbeitszimmer zurückzieht. Wenn er den Schlüssel im Schloss umdreht und das Gezeter seiner Kinder auf der Schwelle zurücklässt.


Zitat:
Und das Rätsel des ganzen Textes. Dieses Thema machst du als erstes auf, aber es wird bis zum Schluss nicht beantwortet. Ist das bewusst so?

Um ehrlich zu sein, gab es für mich gar keine Auflösung dieses Rätsels. Einfach rezessive Gene, die wahrscheinlich die ein oder andere Generation übersprungen haben und nun wieder aufgetaucht sind. Mir gefällt allerdings die Idee, dass man das Mysterium nochmal aufgreifen könnte. Du-Du-Du!
Zitat:
Und dann ist da Llewyn. Dann war da Llewyn.
weil sein helles Lachen so schön klingt.


Müsste es nicht "klang" heißen wenn er schon tot ist?

Ja, stimmt!
Zitat:
Wieso geht der Bruder auch ins Internat? Ich denke, er ist super in der Schule und hat das gar nicht nötig?

Achja, das hatte ich ursprünglich genauer erläutert und den Teil dann herausgenommen, weil er mir nicht gefallen hat. Er hat darauf bestanden, mitzugehen, in meiner Vorstellung war es auch keine Schule speziell für Benachteiligungen, sondern einfach ein renommiertes, verdammt teures Elite-Internat. Mal gucken, wie ich das noch einbinde.
Zitat:
Was ich niemals vergessen werde, sind die Geräusche. Das Splittern der Glasscheibe, dieses schreckliche Knirschen, als die Karosserie in sich zusammengeschoben wurde. Noch heute, wenn ich mich nicht zusammenreiße, wenn meine Gedanken davon schweifen oder wenn ich schlafe, erwischt es mich eiskalt. Dann hallt es in meinem Schädel nach, wie in Endlosschleife, der zertrümmerte Wagen, ein zertrümmertes Leben. Der Klang verfolgt mich. Alles andere – Llewyns heiseres Lachen, die Lichter auf der regennassen Straße, die Wucht des Aufpralls und der Scherbenregen… All das ist in meiner Erinnerung verschwommen, zu einem Durcheinander von Farben und Formen, für das ich keine Worte finde.

Ich finde die Erinnerung an den Unfall grundsätzlich gut ausgearbeitet. Allerdings widersprichst du dir hier etwas. Zum einen schreibst du, dass die Geräusche Sage verfolgen, zum anderen, dass die Erinnerung zu einem Durcheinander verschwommen ist. Wenn du beides herausarbeiten möchtest, musst du es genauer voneinander abgrenzen.

Es war so gedacht, dass ihr dieses Knirschen und Krachen des zerbrechenden Wagens noch im Kopf nachhallt. Alles andere verschwimmt zu einem Ganzen. Damit muss ich mich nochmal genauer beschäftigen. Vielen vielen Dank für dein Feedback!


Herr Bossi hat Folgendes geschrieben:
Ich war dort, ich schwebte neben der Handlung her, als wäre ich ein Geist.

Lass es mich erleben, dann ist es (für mich) perfekt.

Was ich damit sagen will. Du schreibst wunderbar plastisch und bildhaft, aber ich fühlte mich zu wenig "an der Handlung beteiligt". Irgendwie lese ich wohl am liebsten spannend aufgebaute Handlungen wo ein Protagonist "sein Ding" macht, oder erleiden muss.

Wenn diese Wirkung allerdings Deine Absicht war, will ich nichts sagen Smile . Dann ist es gut.


Ja, das ist wahrscheinlich das, womit ich am meisten hadere. Ich bin eigentlich ein großer Fan von "Momentaufnahmen", in denen man praktisch vor sich sehen, fühlen und riechen kann, was der Charakter erlebt. Wenn man das Gefühl hat, mittendrin zu stecken. Das ist hier nur bedingt möglich, weil es rückblickend und sehr gerafft erzählt wird.

Vielleicht nutze ich den Text einfach als Gerüst, um die Geschichte noch einmal richtig aufzuschreiben, chronologisch, sozusagen in Zeitlupe. Wohow

Danke für eure Rückmeldungen! Ich bin froh, dass der Text, so unvollständig er auch ist, doch einigermaßen gut rüberkommt - oder vielmehr, ein kleiner Teil von dem, was Sage ausmacht! smile
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Beitrag10.07.2017 21:06

von White
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Falls es noch jemanden interessiert, wie das Ganze ursprünglich weiterging, hier wäre noch der zweite Teil (oder auch nur ein Teil dessen Laughing ):

________________________________________________

Statt mich brav an einer renommierten Universität einzuschreiben und Anwältin oder Ärztin zu werden, begann ich eine Weile als Kellnerin zu arbeiten, dann als Bartender in einem Pub. Ich war ohne Ziel, ich hatte das Gefühl, in tiefem Wasser zu treiben, ohne voran zu kommen. Mein Leben war für mich gelaufen.

Ich war gerade einundzwanzig geworden, als ich in einer anstrengenden Freitagsschicht im Nelson's Odin kennen lernte. Ich hätte nicht arbeiten sollen an diesem Abend, wollte nur auf dem Weg in die Stadt meinen Monatslohn abholen. Als ich die schwere Holztür aufdrückte, die gewohnt stickige Luft einatmete und die Menge sah, die sich dicht um das kleine Podest für die Musiker drängte, wusste ich, dass ich meine Pläne vergessen konnte. Die nächsten Stunden verbrachte ich hinter der Bar, die Hände aufgeweicht vom Ale, und lauschte der Reibeisenstimme des irischen Sängers, während ich die Flirtversuche der sturzbetrunkenen Meute ignorierte. Dass dieser Sänger mir hin und wieder Blicke zuwarf, bemerkte ich erst, als meine Kollegin mich grinsend darauf hinwies.
Ich beachtete seine Blicke nicht. Ich wollte keine Aufmerksamkeit und hatte keine Lust zu flirten, dieses alberne Spiel zu spielen, schon seit Jahren nicht mehr. Ich brauchte weder Liebe noch Sex. Und doch nahm mich seine warme Stimme in den Bann, das Schmunzeln, das sich eher in seinen dunklen Augen spiegelte als auf seinen Lippen. In dem Moment, als er sich die Gitarre vom Körper streifte, sich mit festem Blick durch die betrunkene Menge schob und seinen Ellbogen vor mir auf die Theke lehnte, war meine sorgsam errichtete Mauer in sich zusammen gefallen.

Wir küssten uns zum ersten Mal, als die ersten Sonnenstrahlen durch die beschlagenen Fenster fielen. Inmitten von Dreck, Scherben und verschmierten Biergläsern berührte er mich, wie es noch nie jemand getan hatte. Odin war derjenige, der mich aus dem Wasser zog wie ein Seefahrer eine Ertrinkende. Der mir langsam, ohne viele Worte, nur mit seinem sanften Lächeln und seinen sanften Händen, wieder in die Gegenwart verhalf. Er sah mich an, und ich fühlte mich nicht mehr ganz so verkorkst.
Eine Woche und ich ging mit ihm nach Dublin, in seine alte Heimat. Wir zogen in eine kleine Wohnung über einer Kneipe. Von den Wänden blätterte die Farbe, nachts hörte man ein leises Trappeln kleiner Pfoten in den Wänden und hin und wieder fiel die Heizung aus. Gott, wie wir diese Wohnung liebten. Meine Eltern schüttelten nur die Köpfe. Er ist so viel älter als du. Musiker. Er ist es nicht wert. Wir telefonierten miteinander, selten, und tauschten wie entfernte Verwandte Höflichkeiten aus. Inzwischen hat auch das nachgelassen. Ich schätze, das ist für alle das Beste.
Während Odin in der Stadt seine Musik unter die Menschen brachte, suchte ich mir einen Nebenjob als Kindermädchen. Kinder hatte ich schon immer gemocht. Sie sehen und verstehen mehr als all die Deppen, die sich Erwachsene schimpfen. Ich lernte, Dublin zu lieben und kannte bald jede seiner kleinen Gassen. Ich war wieder an Land, auf festem Boden. Vorerst.

Odin zu lieben, war leicht. Seine Ernsthaftigkeit, wenn er Musik machte, die Art, wie er sich die Haare aus der Stirn strich. Seine Fähigkeit, mit wenigen Worten alles zu sagen, was gesagt werden musste. Odin und Nic waren unterschiedlich wie Licht und Schatten. Odin tat mir gut, er zog mich immer wieder ins Licht. Und doch konnte ich den Schatten nicht ganz entkommen. Irgendetwas hielt mich fest, ließ mich Dinge tun, die ich nicht tun wollte und Worte sagen, die weh taten. Ich konnte nicht anders, sabotierte meine eigene Beziehung, mein eigenes Glück. Zu viel war passiert, um der Vergangenheit einfach so den Rücken zu kehren. So sehr ich mich auch der Zukunft zuwenden wollte, es ging nicht. Nicht ganz. Wir wussten beide, dass etwas zwischen uns stand. Es war nicht unsere Zeit. Als er mich ein letztes Mal in die Arme schloss, musste er nicht viel sagen.

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IQ Dino
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Beitrag10.07.2017 22:14

von IQ Dino
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Ich kann mich nur wiederholen Smile

wunderbar ...

Schreib ein oder dieses Buch,
ich werde es lesen!
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Yorinde
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Beitrag10.07.2017 23:11

von Yorinde
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Also der zweite Teil gefällt mir bedeutend besser als der erste, auch wenn der schin gut war. Daumen hoch²
Ich hab den Eindruck, du brauchtest ein bisschen, um in den "Flow" zu kommen, hier bist du jetzt drin. Vielleicht liegt es auch daran, dass du im zweiten Teil von einer jungen Frau in deinem Alter schreibst, nicht mehr von einem Kind/Teenie. Da kannst du dich als Autorin sicher noch mehr mit identifizieren.
Natürlich geht alles in diesem Text sehr schnell, wie ein Aufleuchten der Vergangenheit, ein Rückblick eben. Aber vielleicht wird ja noch mal mehr daraus. Lass Sage dich ein bisschen begleiten und dann entdeckst du möglicherweise die Geschichte hinter der Geschichte. Wink
Viel Freude beim Weitermachen!


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Es heißt, das Leben schreibe die besten Geschichten. Hin und wieder sollten wir dem Leben aber auch einen Stift leihen.
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Corydoras
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Beitrag11.07.2017 00:45

von Corydoras
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Hm, ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich der Text nicht anspricht, und das obwohl mir praktisch keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler untergekommen sind und er auch flüssig mit einem schönen Wortschatz geschrieben ist.

Aber diesen plaudernden Tonfall finde ich persönlich entsetzlich. Ich habe ehrlich gesagt nach der Hälfte aufgehört, weil der mich sehr frustriert hat. Vielleicht ist es auch die erste Person. Von beiden bin ich kein Fan. Aber das ist eine reine Geschmackssache.

Wovon ich dir allerdings dringend abraten würde ist, das hier tatsächlich an den Beginn eines Buches zu stellen. Oftmals ist das erste Kapitel nur ein "Warmschreiben", um sich selber in den Figuren und der Welt zurechtzufinden. Nach Beendigung des Romans merkt man dann oft, dass man die Info woanders, subtiler und vor allem besser aufgeteilt unterbringen kann. Oft hört man dann, dass am Schluss gleich einmal das erste Kapitel gestrichen wurde. Und deines ist ein typisches "Warmschreib"-Kapitel: Du erzählst mir die komplette Lebensgeschichte des Mädels, reiner Infodump, damit du die Grundlagen festlegst, auf die du schließlich den Roman aufbaust. Aber wie du selber sagst - der Text ist noch unrund. Die Details sind super, aber erschlag den Leser nicht sofort mit so vielen, sondern verteile sie über den Text.

Von diversen Klischees würde ich ehrlich gesagt auch Abstand nehmen: Protagonistin ist ganz anders als alle anderen und passt nicht rein (*gähn*) und hat noch dazu rote Haare. Warum um Himmels Willen müssen es immer rote Haare sein? Ihre Frage dazu fand ich auch seltsam. Wenn es eine Haarfarbe gibt, die man bekommt, ohne dass einer der Elternteile sie trägt, dann ist es rot, weil das einfach gegenüber allen anderen Haarfarben rezessiv ist.

Und die Dame heißt tatsächlich Salbei Ringelblume? Da dachte ich ehrlich gesagt gleich einmal du schreibst eine Parodie. Pass also auf, welchen Eindruck du mit solchen Namen erweckst.

Ansonsten bitte weiter so. Das ist wesentlich besser als viele andere Erstversuche.


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White
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Beitrag11.07.2017 07:07

von White
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Corydoras hat Folgendes geschrieben:
Hm, ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich der Text nicht anspricht, und das obwohl mir praktisch keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler untergekommen sind und er auch flüssig mit einem schönen Wortschatz geschrieben ist.
Aber diesen plaudernden Tonfall finde ich persönlich entsetzlich. Ich habe ehrlich gesagt nach der Hälfte aufgehört, weil der mich sehr frustriert hat. Vielleicht ist es auch die erste Person. Von beiden bin ich kein Fan. Aber das ist eine reine Geschmackssache.


Das tut mir leid, ich kann deinen Eindruck allerdings ganz gut nachvollziehen. Wie gesagt, normalerweise nutze ich die erste Person ungerne, und klar, es ist eine reine (einseitige) Erzählung.

Zitat:
Wovon ich dir allerdings dringend abraten würde ist, das hier tatsächlich an den Beginn eines Buches zu stellen. Oftmals ist das erste Kapitel nur ein "Warmschreiben", um sich selber in den Figuren und der Welt zurechtzufinden. Nach Beendigung des Romans merkt man dann oft, dass man die Info woanders, subtiler und vor allem besser aufgeteilt unterbringen kann. Oft hört man dann, dass am Schluss gleich einmal das erste Kapitel gestrichen wurde. Und deines ist ein typisches "Warmschreib"-Kapitel: Du erzählst mir die komplette Lebensgeschichte des Mädels, reiner Infodump, damit du die Grundlagen festlegst, auf die du schließlich den Roman aufbaust. Aber wie du selber sagst - der Text ist noch unrund. Die Details sind super, aber erschlag den Leser nicht sofort mit so vielen, sondern verteile sie über den Text.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube du hast mich da etwas falsch verstanden. Ich habe nicht vor, den Text als erstes Kapitel für ein Buch zu verwenden, dafür finde ich ihn selbst denkbar ungeeignet. Ich würde ihn so, wie er ist, generell nicht in ein Buch einbinden.
Was ich mir tatsächlich vorstellen könnte, ist, Sages Geschichte als Grundlage für ein Buch zu nehmen. Dann würde das Geschehen vielleicht mit der 24-jährigen Sage starten, mit Odin. Und ihre Vergangenheit könnte hin und wieder durchscheinen. Das ist aber nichts, was ich ursprünglich geplant hatte. Eigentlich wollte ich nur einen Menschen erfinden. smile

Zitat:
Von diversen Klischees würde ich ehrlich gesagt auch Abstand nehmen: Protagonistin ist ganz anders als alle anderen und passt nicht rein (*gähn*) und hat noch dazu rote Haare. Warum um Himmels Willen müssen es immer rote Haare sein? Ihre Frage dazu fand ich auch seltsam. Wenn es eine Haarfarbe gibt, die man bekommt, ohne dass einer der Elternteile sie trägt, dann ist es rot, weil das einfach gegenüber allen anderen Haarfarben rezessiv ist.

Und die Dame heißt tatsächlich Salbei Ringelblume? Da dachte ich ehrlich gesagt gleich einmal du schreibst eine Parodie. Pass also auf, welchen Eindruck du mit solchen Namen erweckst.

Ja, was die roten Haare angeht - da bekenne ich mich schuldig. Dieses Klischee mag ich oft selbst nicht. Tatsächlich hatte ich bei Sage einfach das Gesicht einer rothaarigen Schauspielerin vor Augen.
Was ihren Namen angeht, der gefällt mir. Nichtmal unbedingt wegen der Bedeutung - die Kombination der zwei Pflanzen fällt mir jetzt erst so richtig auf - aber ich finde Sage ungewöhnlich, simpel, aber eben nicht kitschig oder romantisch. Marigold klingt hochgestochen, ein Überbleibsel aus der Ahnenreihe. Sollte ich sie Sage Eloise Westley nennen, wie ursprünglich gedacht, würde es für mich aber keinen riesigen Unterschied machen.

Was das "Anderssein" angeht... Naja, irgendwie wehre ich mich dagegen, das als Klischee anzusehen. Ich denke, die meisten fiktiven Protagonisten ziehen ihren Reiz daraus, dass sie "anders" sind und irgendwie aus der Masse herausstechen. Gut, es ist natürlich ein Wink mit dem gesamten Lattenzaun, wenn sie es selbst wortwörtlich erzählt. Das stört mich zugegenermaßen auch.
Grundsätzlich aber denke ich, das ist genau das, womit sich Jugendliche am meisten beschäftigen, und wovor sie auch am meisten Angst haben. Irgendwie nicht dazuzugehören. In einer leicht oberflächlichen Familie, die viel Wert auf Erfolg und Anerkennen legt, ist es sicher nicht schwer, sich nicht dazugehörig zu fühlen, vor allem wenn man nicht so wunderbar erfolgreich ist und Legasthenie hat.
Sollte ich das Ganze irgendwie in Buchform fassen - oder sagen wir einfach mal, die Geschichte ausschreiben - dann würde ich von der ersten Person Abstand nehmen, und vielleicht löst sich damit schon das ein oder andere Problem in Luft auf. Du hast aber auf jeden Fall recht, ich müsste auf jeden Fall aufpassen, nicht in die Klischees zu rutschen. Also vielen Dank für deine Meinung!
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IQ Dino
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I

Alter: 62
Beiträge: 516
Wohnort: MG


I
Beitrag11.07.2017 08:08

von IQ Dino
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Lass Dich nicht irre machen Svea.

Du wirst eher im Regal stehen als ich Smile

Ich habe Deinen Text als das empfunden, als den Du ihn gepostet hast.
Als eine Probe Deiner Art zu schreiben.

Um nochmal auf mein Kurzstatement einzugehen:

Das "Gespenst" meinte. Wenn zu Deiner Art zu schreiben noch echte
mitfühlbare Handlung kommt, werde ich Dich lesen Smile

Wenn Du nicht beschreibst, sondern schreibst.
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Bananenbrot
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
B

Alter: 34
Beiträge: 36
Wohnort: Daheim


B
Beitrag11.07.2017 12:48

von Bananenbrot
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Hallo Svea,

ich kann mich der Meinung von Herrn Bossi nur anschließen. Ich habe deinen Text sehr gerne gelesen und mag deinen Schreibstil.
Weiter so Very Happy
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Corydoras
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 39
Beiträge: 751
Wohnort: Niederösterreich


Beitrag11.07.2017 13:35

von Corydoras
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Servus Svea,

ich lese jetzt erst das, was du dem Text vorangestellt hast. Laughing

Ich muss dazusagen, dass ich solche "Erklärungen" nie lese, weil ich gerne den Text für sich wirken lassen möchte. Jetzt ist mir natürlich alles klar.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass sowohl Stil als auch erste Person Fans haben, also lass dich bitte nicht davon verunsichern, nur weil meine Lesegewohnheit anders ist. Zum Glück gibts ja viele verschiedene Geschmäcker. smile

Ich glaube was meine Kritik zum Thema "Anderssein" betrifft, dann liegt das daran, dass du es so platt erwähnst. Sie sagt, dass sie anders als der Rest der Familie ist und belässt es dabei. Viel schöner wäre es, wenn du gleich mit der Legasthenie rausrückst. Oder erwähnst WAS ihr Handicap oder ihre Besonderheit ist, anstatt einfach nur zu sagen "Ich bin anders." Darunter kann man sich alles und nichts vorstellen.

Dass es ein typischer Gedankengang von Jugendlichen ist, naja... vielleicht liegt mein persönliches Problem dabei an der Tatsache, dass ich mich damals nicht fragte, was an MIR nicht stimmt, sondern warum alle anderen "nicht normal" sind. Laughing

Das mit den Schauspielern als gedankliches Vorbild ist übrigens gut. Ich mach das sehr ähnlich. Wink


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White
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W

Alter: 30
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Wohnort: Münster


W
Beitrag12.07.2017 11:23

von White
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Danke euch, Herr Bossi und Bananenbrot! Jetzt habt ihr mich ein bisschen ermutigt, vielleicht doch etwas mit dem Fragment anzufangen. Vielleicht schreibe ich einfach mal die ein oder andere Szene aus, mal sehen, ob etwas daraus wird. smile

Corydoras, ja, mit deiner Kritik hast du absolut recht. Ich habe es mir da ziemlich einfach gemacht. Ich denke, das Urteil, inwiefern Sage nun wirklich anders ist als andere, sollte man am Ende dem Leser überlassen - und sich eher auf die Details konzentrieren, die den Eindruck erwecken könnten. Laughing
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