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Rike Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 254
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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04.05.2008 23:34 Re: Und dazwischen Zwischenräume von jim-knopf
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Tolles Gedicht, tolle Atmosphäre, es ist sehr dicht geschrieben, ich habe es mehrmals gelesen und jedes mal wieder neue Dinge entdeckt, die mir vorher nicht so aufgegangen waren.
Diese Zeilen verstehe ich allerdings nicht ganz:
Rike hat Folgendes geschrieben: | In gestohlenen Augenblicken
spinnen wir uns ein Seil
aus ungesagten Träumen
und feilen sacht an den Gitterstäben
unserer Wirklichkeit. |
Vor allem die "gestohlenen Augenblicke" bereiten mir Kopfzerbrechen.
Vielleicht würde ich einen anderen Titel wählen, warum kann ich nicht genau sagen, aber für mich passt er nicht richtig zum Gedicht.
Aber ansonsten starkes Gedicht, gern gelesen
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Taugenichts Reißwolf
Alter: 38 Beiträge: 1201
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05.05.2008 00:37
von Taugenichts
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Mir gefallen die Bilder sehr ^^
tja, was soll ich sagen, es ist wunderschön...
Kam dazwischen Zwischenräume in einem der Kleingeldprinzessinnen Lieder vor oder ist es ein Zufall?
Denn es gibt mehrere Lieder, wo sie diesen Satz verwendet!
Oder bist du am Ende selbst eine Kleingeldprinzessin?
In Saarbrücken hat sie nebenbei auch schon gespielt. Du solltest mal gucken ob das nochmal der Fall ist, da sie eh gerade tourt!!
lg
fred
_________________ Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage. |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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05.05.2008 10:35
von Enfant Terrible
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Ich mag solche Gedichte sehr, vor allem, wenn es dem Schreiber gelingt, einen Augenblick so stimmungsvoll einzufangen - so wie es dir hier gelungen ist. Ein sehr schönes Gedicht voller Wortkunst und doch nicht überladen. Es malt einem ungewöhnliche Bilder in der Phantasie, es regt zum Träumen an, es bringt Saiten zum Schwingen und ist doch auf eine faszinierende Weise schlicht und aufrichtig - weil es so authentisch von der Macht der Stille und des Näherkommens darin erzählt. Diese Nähe zwischen den Zeilen, diese schweigende, zurückhaltende Romantik - das ist stark. Du kannst mich hauen, aber ich nominiere dies für den IV. Literaten als "Beste Liebesszene".
Noch ein paar Anmerkungen:
Zitat: | wenn geflüsterte Worte
Wände durchfließen. |
Im Prinzip ein sehr schönes, nahezu surrealistisches Bild, aber ich habe das Gefühl, hier sind Wörter/Verse ein wenig durcheinandergekommen, sodass mir beim Lesen nicht ganz klar wird: Was lässt was durch? Die Wände die Wörter oder die Wörter die Wände? (so wie Letzteres steht es am ehesten da, aber war das auch Absicht? Es ist ein seltsames Bild. Meinstest du vielleicht gar nicht "durchlassen", sondern "durchstoßen", oder so etwas in der Art? Dann wäre es wieder stimmig.
Mein Vorschlag wäre, einfach die Wörter umzudrehen
...wenn Wände sie durchließen
- geflüsterte Worte
oder so etwas in der Art. Der Eindeutigkeit halber, damit die "Wände" am Anfang kommen. Ich hoffe, ich habe diese Zeilen nicht allzu sehr missverstanden.
Zitat: | Räume und Weiten
verschmelzen
zu einer Stimme am Ohr.
Deiner Stimme. |
Das ist wunderschön! So eindringlich, so voller Ewigkeit und Nähe!
Zitat: | Lieber noch,
als deiner Stimme
lausche ich aber
dem Rauschen der Stille
zwischen den Worten |
Und das eine perfekte, authentische Ergänzung der vorangehenden Strophe. Hier klingt die Quintessenz deines Gedichts - klasse!
Zitat: | Denn ein geahntes Lächeln
hat einen tieferen Hall.
Und mit jeder verfließenden
Schweigesekunde
treibst du ein Stück näher
zu mir. |
Der fett gedruckte Satz ist wieder klasse, es ist eines von diesen Zitaten, die immer wieder wiederholt werden können - weil es so viel Poesie und liebender Weisheit birgt.
Die Formulierung "verfließende Schweigesekunde" gefällt mir jedoch nicht ganz, in meinen Augen bricht es ein wenig den Stil. Das Wort "verfließend" macht mich nicht glücklich, schöner fände ich einen Relativsatz oder eine Alternative wie "verfliegend", "verrinnend", oder auch so etwas wie "fliehend". Und Schweigesekunde... ich finde, um einiges poetischer und eindringlicher klingt "Sekunde des Schweigens". Was meinst du?
Zitat: | In gestohlenen Augenblicken
spinnen wir uns ein Seil
aus ungesagten Träumen
und feilen sacht an den Gitterstäben
unserer Wirklichkeit. |
Tolle Metapher, wieder dieser hintergründige Surrealismus, ein Gedanke, der unter die Haut geht!
Zitat: | Denn im Rausch der Stille
gibt es keine Zwischenräume
zwischen dir und mir.
Es gibt nur das Heute
und das Morgen
und dazwischen wir |
Ich finde es toll, wie diese Zeilen klingen, we sie sich fast schon reimen - wegen den jeweils letzten Versen. Dass Stille berauschend sein kann und Entfernungen, Zwischenräume, Unterschiede überwindet... toller Gedanke!
Fazit: Schon seit längerem hat mich kein Gedicht so berührt wie dieses hier. Es ist einfach wunderschön, die Worte und Metaphern wohl gewählt und deshalb so natürlich, so romantisch - denn so etwas verstehe ich unter Romantik. Hier hast du die absolute Zusammengehörigkeit beschrieben, einen Augenblick des Traums, der Stille, wo sich Herzen verbinden. Ich möchte träumen in diesen Zeilen...
ach, ich gerate ins Schwärmen... tut mir leid...
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Rike Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 254
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05.05.2008 15:37
von Rike
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Huch Krümel,
das hier ist eine der schönsten und nahegehendsten Rezensionen, die ich je für meine Werke bekommen habe.
Danke dir dafür!
Auch für die Nominierung! Das ehrt und freut mich ganz furchtbar sehr!Hab mich noch gar nicht so richtig damit befasst, was es mit diesen Nominierungen auf sich hat. Jetzt wäre die Gelegenheit, es nachzuholen.
Zitat: | Zitat:
wenn geflüsterte Worte
Wände durchfließen.
Im Prinzip ein sehr schönes, nahezu surrealistisches Bild, aber ich habe das Gefühl, hier sind Wörter/Verse ein wenig durcheinandergekommen, sodass mir beim Lesen nicht ganz klar wird: Was lässt was durch? Die Wände die Wörter oder die Wörter die Wände? (so wie Letzteres steht es am ehesten da, aber war das auch Absicht? Es ist ein seltsames Bild. Meinstest du vielleicht gar nicht "durchlassen", sondern "durchstoßen", oder so etwas in der Art? Dann wäre es wieder stimmig.
Mein Vorschlag wäre, einfach die Wörter umzudrehen
...wenn Wände sie durchließen
- geflüsterte Worte
oder so etwas in der Art. Der Eindeutigkeit halber, damit die "Wände" am Anfang kommen. Ich hoffe, ich habe diese Zeilen nicht allzu sehr missverstanden. |
Ich glaube am einfachsten und eindeutigsten wäre es so:
Zitat: | Zwischen dir und mir
steht die Zeit
still,
wenn geflüsterte Worte
durch Wände fließen. |
Mit dem "verfließen" gebe ich dir auch recht. Ich habe das gleiche Wort auch in der ersten Strohe verwendet - also passt hier besser:
Zitat: | Und mit jeder verwehenden/verfliegenden/verrinnendenSchweigesekunde
treibst du ein Stück näher
zu mir. |
"Schweigesekunde" möchte ich aber gerne als Wortschöpfung stehen lassen. "Sekunde des Schweigens" ist mir zu banal. Oder?
Hier hätte ich auch eventuell eine kleine Änderung, bin mir aber nicht sicher, was mir besser gefällt.
Zitat: | In gestohlenen Augenblicken
spinnen/spannen wir uns ein Seil
aus ungesagten Träumen
und feilen sacht an den Gitterstäben
unserer Wirklichkeit. |
@ Jim-Knopf
Ich verstehe dein "Stutzen" bei diesen Zeilen. Sie stechen aus den restlichen, die für jeden Leser nachvollziehbar sind heraus. denn hier sagt der Autor etwas Persönliches, was der Leser nicht kennt.
Die beiden Stimmen leben in verschiedenen Wirklichkeiten und teilen eben nur Augenblicke miteinander, in denen sie sich aus ihrer Realität davonstehlen.
@Taugenichts:
Danke für den Tipp mit der Kleingeldprinzessin! ich habe die Titelzeilen aber aus einem Kinderlied (Rechts stehn Bäume, links stehn Bäume und dazwischen Zwischenräume). der Sohn einer Freundin hat es neulich die ganze Zeit gesungen und diese drei Worte haben mich so fasziniert, dass ich mir eine Geschichte drumherum spinnen musste! Meine Geschichte hat mit dem Liedinhalt überhaupt nichts zu tun und vielleicht passt der Titel wirklich nicht so ganz auf meinen Inhalt - aber er musste sein !
Rike
_________________ Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit (R. M. Rilke) |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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05.05.2008 16:59
von Enfant Terrible
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Hallo liebe Rike,
es freut mich, falls du mit meiner Rezension etwas anfangen konntest! Es war mir auch ein Vergnügen, einen Text zu finden, der einfach zum Niederknien und Loben ist.
Schweigesekunde... nun ja, das war wahrscheinlich eine Geschmackssache. Als Neologismus habe ich es zwar erkannt (die logische Weiterführung von "Schweigeminute"), aber es gefällt mir nicht. Wie soll ich sagen? "Sekunde des Schweigens" klingt, für mich zumindest, bedeutsamer, ernsthafter, tiefer, passt deshalb besser in die Atmosphäre. Ist aber rein subjektives Empfinden, fürchte ich.
P.S. Grammatikalisch richtig wäre "sponnen uns ein Seil". Wobei ich aber "woben uns ein Seil" oder "flochten uns ein Seil" persönlich schöner finden würde.
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
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"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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06.05.2008 10:40
von Pencake
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Moin Rike.
Eine ausgezeichnete Idee, die "Zwischenräume" so umzusetzen. Und ließt sich auch mehrmals immer wieder spannend - ein tiefer und kraftvoller Text.
Herzlich, Niko
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Rike Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 254
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08.05.2008 16:54
von Rike
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So, hab mich jetzt auch mal am Vertonen versucht!
_________________ Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit (R. M. Rilke) |
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Taugenichts Reißwolf
Alter: 38 Beiträge: 1201
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08.05.2008 17:04
von Taugenichts
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Das Vorlesen........
herzallerliebst ^^
_________________ Hellseherei existiert nicht. Die Leute glauben mir mein Geschwätz nur, weil ich einen schwarzen Smoking trage. |
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Wurm Wortedrechsler
Alter: 38 Beiträge: 63 Wohnort: Dubai
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08.05.2008 17:20
von Wurm
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Wow....also das Gedicht haut mich mal echt um, ehrlich! Das ist ein sehr wunderschoenes Gedicht, das schoene Bilder malt und dich zum traeumen einlaedt. Ich bin beeindruckt, ehrlich!
_________________ "I`m not afraid of tomorrow,
because I have seen yesterday!" |
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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08.05.2008 17:27
von Brynhilda
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Liebe Rike!
Im Prinzip könnte ich zu diesem Gedicht das gleiche schreiben wie zu deinem Löwenzahntext.
Es ist schön, das stimmt. Das steht außer Frage, und in so fern is das Lob meiner VorrednerInnen vollkommen zutreffend.
Aber es ist keine Lyrik. Es ist kein Gedicht.
Es ist in seinem Wesen und seinem Stil zu "prosaisch".
Da fehlt noch das gewisse Etwas, das den Text wirklich aus seinen Beschränkungen erhebt.
Aber was genau das ist, kann ich leider nicht genau sagen. Es ist ein Empfinden. Es ist so ein Augenblick der Leere, der hier fehlt.
Das besondere an einem Lyrischen Text sind ja mitunter die Worte, die fehlen.
Und vielleicht ist es genau das: Du schreibst alles, und damit schreibst du kein Gedicht.
Ich weiß, wovon ich rede.
Ich habe auch solche Tendenzen.
Wie heißt es doch? "Wer von uns ohne Sünde ist....."
Aber ich glaube, daß mir genau deshalb das auffällt, denn in erster Linie bemerken wir doch bei den anderen unsere eigenen Fehler.
Ich weiß nicht, ob ich dir weiterhelfen konnte.
Aber viele Grüße,
Brynhilda
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Rike Eselsohr
Alter: 45 Beiträge: 254
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08.05.2008 18:15
von Rike
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Hm,
du bringst mich etwas in Selbstzweifel, liebe Brynhilda.
Kann es sein, dass ich mir einbilde Lyrik zu schreiben und statt dessen quetsche ich nur Prosa in eine lyrische Form?
Da muss ich noch ein wenig mit mir selbst ins Gericht gehen, bevor ich mich dazu äußern kann.
Danke für deinen Hinweis. Ich nehme so etwas sehr ernst, nur dann kann ich lernen, es besser zu machen oder merken, dass das einfach nicht mein Stil ist.
Lieben Gruß
Rike
_________________ Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit (R. M. Rilke) |
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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08.05.2008 18:16
von Enfant Terrible
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Rike hat Folgendes geschrieben: | Kann es sein, dass ich mir einbilde Lyrik zu schreiben und statt dessen quetsche ich nur Prosa in eine lyrische Form? |
Wer macht das nicht?
Die Kunst ist, damit durchzukommen!
(sorry, der musste einfach sein)
Nein im Ernst: Ich persönlich mag diese "Grenztexte", bei denen man sich immer wieder streiten kann "Prosa oder Lyrik?". Denn hier entfaltet sich meiner Meinung nach wahre Kreativität.
Only my two pennies, haut mich...
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
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Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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09.05.2008 16:54
von Brynhilda
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Rike hat Folgendes geschrieben: | Hm,
du bringst mich etwas in Selbstzweifel, liebe Brynhilda.
Kann es sein, dass ich mir einbilde Lyrik zu schreiben und statt dessen quetsche ich nur Prosa in eine lyrische Form?
Da muss ich noch ein wenig mit mir selbst ins Gericht gehen, bevor ich mich dazu äußern kann.
Danke für deinen Hinweis. Ich nehme so etwas sehr ernst, nur dann kann ich lernen, es besser zu machen oder merken, dass das einfach nicht mein Stil ist.
Lieben Gruß
Rike |
Mir geht es ja ähnlich. Ich habe auch diese Prosatendenzen.
Was mir immer wieder hilft, ist der Vergleich mit anderen. Nimm einmal die Gedichte von Hilde Domin, die deinen Themen sehr nahe liegen, und vergleiche sie mit deinen Texten.
Sie reimt nicht, aber ihre Texte sind zweifellos Gedichte.
Ein Beispiel:
Hilde Domin hat Folgendes geschrieben: |
Ziehende Landschaft
Man muß weggehen können
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muß den Atemn anhalten,
bis der Wind nachläßt
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spuel von Licht und Shcatten,
von Grün und Blau
die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es an das Grab
unserer Mutter.
(Hilde Domin, "NUR EINE ROSE ALS STÃœTZE", Fischer Verlag Frankfurt/M., 2001)
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Ich denke, daß in diesem Text sehr gut rüberkommt, was ich meine.
Die Sprache nimmt hier eine andere Ebene ein und setzt sich hinweg über das Konkrete. Sie vermittelt gewissermaßenen einen doppelten Sinn. Sie ist mehr, als sie scheint.
Und mit jedem Lesen gewinnt man eine neue Fascette dazu. An jedem Wort kann man inne halten, und neue Welten öffnen sich.
Die wunderbaren Gedichtbände von Hilde Domin "Nur eine Rose als Stütze", "Die Rückkehr der Schiffe", "Ich will dich" und "Hier" kosten alle so um die 6 Euro. Da kann man bei der Anschaffung nichts verlieren, und ich kann nur von mir selbst sagen, daß ich sehr viel von ihr gelernt habe und noch immer lerne.
Herzlichst,
Brynhilda
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Brynhilda Felix Aestheticus
Alter: 44 Beiträge: 7748 Wohnort: Oderint, dum probent.
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09.05.2008 16:55
von Brynhilda
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Ach ja, und was die Selbstzweifel erkennt.
Zweifel ist der Anfang der Erkenntnis.
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