Aus dem Bauch geschrieben

[Martinküster]

Schwere Tage

Samtweich muss ich mich lagern,
mein Lebensbaum, er ächzt und ist getrieben,
von schwarzer dunkler Zeit.

Wenn ein Blatt zu Boden geht,
sogleich hab ichs gehört -
polternd dringt es in mich ein.

Nach Schlafen drängts,
um Sinne zu betäuben,
nichts will ich sein in diesen Tagen.

So kommt die tiefe Schwere,
und will ertragen sein,
es gibt ihm kein Entkommen.

Doch weiss ich um das Lebenspendel,
wo heute noch die tiefe Nacht,
kann morgen schon das Helle sein.

Habe bislang immer nur Vierzeiler oder Sechszeiler benutzt, Dreizeiler sind schwerer, finde ich, denn der Gedanke hat nicht viele Worte. Auch ist die Melodie eine andere.

[Soleatus]

Hallo Martin!

Hier weiß ich nicht recht, ob "Aus dem Bauch geschrieben" der Gedichttitel ist oder doch nur ein Hinweis zur Art und Weise der Entstehung?!

Ich vermute, und leider auch: befürchte, es ist letzteres; denn der Text wirkt an vielen Stellen noch unfertig.

Das scheint mir auf der Bildebene so zu sein, wenn zum Beispiel ein Baum, der erst einmal ortsgebunden gedacht werden muss, ohne weitere Begründung "getrieben" wird; das betrifft aber auch den Satzbau, denn zum Beispiel "es gibt ihm kein Entkommen" kann ich mir nach den Regeln der deutschen Sprache gar nicht erklären?!

Insgesamt denke ich, etwas weniger Erklärung, bei gleichzeitig genauer gesetzten und aufeinander abgestimmten Bildern, täte dem Gedicht gut und verstärkte seine Wirkung.

(Ausführungen zur Entstehung des Gedichts beziehungsweise zur Arbeitsweise des Verfassers läse ich lieber in einem eigenen Beitrag; das Gedicht sollte für sich alleine stehen.)

Gruß,

Soleatus

[firstoffertio]

Soleatus hat die Schwachstellen schon gut festgemacht.
Ich hätte Titel und die zwei anderen Stellen auch erwähnt.

Aber ich finde, dein Gedicht hat etwas Authentisches, und du solltest daran bleiben.

[Martinküster]

Ja, "aus dem Bauch geschrieben" bezieht sich auf die Art, wie das Gedicht spontan entstanden ist.
Und getrieben sein kann ich doch auch innerlich ohne erkennbare äußere Regung, also als Gemütshaltung. Das wollte ich im Bezug auf den Lebensbaum ausdrücken.

[Soleatus]

Hallo Martin!

Innerhalb des Bildes, in das du den Leser versetzt, wird aber nicht das "Ich" "getrieben", sondern der Lebensbaum. Das Bild ist also nicht stimmig, und daran nehme ich als Leser Anstoß; es wirkt wie handwerklich schlecht gemacht.

Gruß,

Soleatus