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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Kaelyn


 
 
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Gaukli
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag26.03.2017 20:38
Kaelyn
von Gaukli
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Heute habe ich mein fünftes Feedback gegeben. Mit dem sechsten Beitrag möchte ich nun selbst meinen Einstand geben. Es handelt sich dabei um den Beginn eines Fantasyromans, an dem ich arbeite. Nachdem ich einige Charaktere ins Leben gerufen habe, stecke ich gerade Energie in das Ausarbeiten des Plots. Insgesamt befinde ich mich in einem frühen Stadium.

Ich bin sehr gespannt auf eure Einschätzungen und Anmerkungen. Vielen Dank für eure Mühe!


Kaelyn
Kaelyns Gesicht fleckte sich rot vor Anstrengung. Sie ächzte. Seit über einer Stunde schnitt sie mit dem Pflug Furchen in die feuchte Erde, um den Boden noch vor Einbruch des Winters für die nächste Aussaat vorzubereiten. Ihr treuer Freund Bauch, der Rappe, zog vorne. Hinten hielt sie die Vorrichtung in der Spur. Der Gaul schnaubte, als sich die eisernen Schneideblätter in einem Stein verkanteten, und stemmte seine Hinterläufe mit doppelter Kraft in den Boden. Plötzlich ruckte das schwere Ackergerät nach vorne. Kaelyn stolperte. Krachend zerbarst einer der Ringe, die das lederne Geschirr mit dem Pflug verbanden. Die Kette schoss zurück und peitschte in Kaelyns Gesicht. Ungebremst stürzte sie in den Lehm. Ihr schriller Schrei schreckte einige Dutzend Störche auf, die in den nahe gelegenen Baumwipfeln eine Pause auf ihrer Reise Richtung Süden gemacht hatten. Mit lautem Getöse stoben sie davon.

Das Gesicht zu einer Grimasse verzogen presste Kaelyn ihre lehmverschmierten Hände an die Wange. Aus einer Wunde strömte Blut. Kaelyn dankte der Hüterin, dass die Kette sie nur gestreift hatte. Es hatte sich angefühlt, als wäre ihr ein Baum auf den Kopf gestürzt. Sie quälte sich empor und fluchte. „Verdammt, Bauch, das kostet uns den ganzen Tag!“ Gedankenverloren wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Die dreckige Hand zeichnete dabei eine Kriegsbemalung aus Blut und braunen Schlieren in ihr Gesicht. „Einen ganzen, verdammten Tag!“ Wütend trat sie vor den Pflug.

Bauch drehte den Kopf nach hinten, um zu sehen, was geschehen war. Sofort spürte er die düstere Stimmung seiner Gefährtin und scharrte unruhig mit den Hupfen. Kaelyn schaute auf. Ihr Blick fand seine Augen und sie lächelte. Der alte Gaul wieherte und schüttelte seine schwarze Mähne.

„Ist schon gut, Bauch. Aber Braegar kann was erleben. Der verfluchte Fuscher hätte mich mit seiner Nachlässigkeit fast zur Hüterin geschickt.“ Sie schüttelte den Kopf, während sie ihrem Freund sacht auf den Hals klopfte und ihn hinter den Ohren kraulte. „Du bist auf meiner Seite, nicht wahr?“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Wie ein kleines Kind, das sein Gesicht voller Vertrauen im Schoß der Mutter vergräbt, schmiegte sie ihre unverletzte Wange an den Kopf des Pferdes. Dann machte sie sich daran, das Geschirr abzuspannen.

„Du kannst noch ein bisschen streunen. Ich erzähle den anderen, was passiert ist, und dann fahre ich mit dir ins Dorf, um Braegar eine Abreibung zu verpassen, die er sein Leben lang nicht mehr vergessen wird.“ Bauch trottete davon.

Die Tür zum Hof quietschte, als Kaelyn sie aufdrückte. „Die will ich auch schon seit Wochen schmieren“, schalt sie sich. Noch während sie eintrat, drang das Schluchzen ihrer kleinen Schwester Enja zu ihr herüber. Rona, ihre Mutter, redete beruhigend auf die Sechsjährige ein. „Enja, Kleines, ich bürste dir die Haare später. In Ordnung? Dann flechte ich dir auch die Zöpfe. Aber jetzt muss ich mich erst einmal um das Essen kümmern.“ Enja schluchzte lauter und Kaelyn musste trotz ihrer Schmerzen lächeln. Solange Enja Tränen vergoss, weil Mama ihr nicht sofort Zöpfe flocht, fühlte sich ein kleiner Teil von Kaelyns Welt heil an. Nach dem Tag, den sie in Gedanken nur das Unglück nannte, war das ein Lichtschimmer. Alles war seitdem anders, aber sie hatte es geschafft, die Risse vor Enjas Leben zu stoppen. Bei ihrem Bruder Liam war ihr das nicht gelungen, wofür sie sich selbst Vorwürfe machte. Er war fast zehn gewesen und hatte alles mit großen Augen aufgesogen. Nacht für Nacht, wenn er aus seinen Alpträumen aufwachte, legte sie sich an seine Seite. Sie selbst hörte jede Nacht, bevor sie einschlief, das Lachen des Inquisitors, der ihr zuzwinkerte, als sei sie seine Komplizin.

Kaelyn zwang sich zurück in die Gegenwart. Sie schloss die Tür. Ihr Vater lag wie immer in seinem Stuhl mit der schräg nach hinten angebrachten Rückenlehne, der übergroßen Sitzfläche und dem gepolsterten Hocker, auf dem seine nutzlosen Beine wie schief gewachsene Hölzer lagen. Den breiten Ledergurt, mit dem er nun am Stuhl festgeschnallt war, hatte Kaelyn angebracht, nachdem er einige Male gestürzt war.  Er saß nahe am Fenster und blickte ausdruckslos in den Himmel. Kaelyn zuckte zusammen, als ihr Vater unvermittelt den Kopf in ihre Richtung drehte. Reglos starrte sie zurück. Da war etwas. Oder hatte sie sich das nur eingebildet? Ein Erkennen, die Ahnung eines Lächelns? Kaelyns Herzschlag drückte unangenehm auf ihre Brust. Dann ging der Moment vorüber. Ihr Vater drehte seinen Kopf und verwandelte sich zurück in eine Statue. Kaelyn atmete geräuschvoll aus.

Leise ging sie um den Esstisch herum und betrat das hintere Zimmer, in dem seit dem Unglück ihr Vater schlief. Ihre Mutter hatte die Arme fest um das weinende Mädchen geschlungen. Sie löste die Umarmung und drehte sich um. Zischend zog sie Luft durch die Zähne und kniff ihr Gesicht zusammen, als hätte sie eine ihrer Kopfschmerzattacken. „Lyn, Kind …“, stammelte sie. „Was ist passiert? Du blutest!“

Unwillkürlich berührte Kaelyn ihre eingerissene Wange. Über der Begegnung mit ihrem Vater hatte sie die Verletzung vergessen. Jetzt strömte der Schmerz zurück.

„Mach dir keine Sorgen, Mama, das ist halb so schlimm. Der Pflug ist gerissen und die umherfliegende Kette hat mir diesen blutigen Kuss auf die Wange geknallt.“

Rona schaute sie mit einer Mischung aus Anteilnahme und Entsetzen an. „Der Pflug? Aber den hat Braegar doch gerade erst repariert?“

Das zornige Funkeln kehrte in Kaelyns Blick zurück.
„Braegar werde ich den Hammer aus der Hand reißen und gegen den Kopf schlagen. Seit ich ihm klipp und klar gesagt habe, dass er seine Annäherungsversuche am besten auf seinen Amboss legt und in Tausend Teile schlägt, behandelt er mich unfreundlich, als wäre ich ein Eintreiber.“

Rona riss ihre Augen auf und deutete stumm auf Enja. Dann schüttelte sie den Kopf. Wie Wasser, das im Sand versickert, verschwand die Wut aus Kaelyns Zügen. Sie strahlte ihre Schwester an. „Was meinst du, Enja – ich mache dir noch deine Haare, bevor ich Braegar zurechtstutze. Und Mama lassen wir schon einmal das Essen vorbereiten?“

Enja strahlte sofort über das ganze Gesicht. „Ja, ja, ja! Lyn macht mir die Haare. Aber vier Zöpfe will ich haben!“ Sie hüpfte los, um die Holzbürste zu holen. Rona schaute ihre älteste Tochter dankbar an.

Das Haarebürsten hatte sich als kleines Ritual zwischen Kaelyn und ihrer Schwester  eingespielt. Enja setzte sich auf den Schemel. Kaelyn ließ sich hinter ihr auf einem der Holzstühle nieder, die um den groben Tisch standen. Mit einer Hand fasste sie eine rotbraune Strähne und ließ den Blick darüber gleiten. Dann strich sie behutsam mit der Bürste durch das Haar, bis es seiden glänzte. Anschließend flocht sie ihrer Schwester Zöpfe. Dabei erzählte sie die alten Legenden von den Senijareth, die sie selbst so gern von Ragna gehört hatte. Am meisten mochte Enja die Geschichten, in denen sich die Feen in Tiere verwandelten. Das junge Mädchen hielt die Augen geschlossen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie träumte davon, in Adlergestalt am Himmel zu kreisen oder als Fisch das Meer zu durchqueren. Auch Kaelyn schloss hin und wieder die Augen. Doch die Stimme, die unerbittlich aufzählte, was sie noch alles zu tun hatte, ließ ihr selbst in diesen Momenten keine Ruhe.

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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag26.03.2017 21:54
Re: Kaelyn
von Terhoven
Antworten mit Zitat

Hallo Gaukli,

herzlich willkommen.

Den Anfang finde ich sehr gut, war sofort drin in der Geschichte.


Gaukli hat Folgendes geschrieben:
Gedankenverloren wischte sie sich den Schweiß von der Stirn.

Das "Gedankenverloren" nimmt völlig das Tempo raus.

Zitat:
Der verfluchte Fuscher hätte mich mit seiner Nachlässigkeit fast zur Hüterin geschickt.

Pfuscher statt Fuscher? Oder ist hier ein anderer Begriff gemeint?

Gaukli hat Folgendes geschrieben:
Wie ein kleines Kind, das sein Gesicht voller Vertrauen im Schoß der Mutter vergräbt,

Das finde ich zu dick aufgetragen.

Gaukli hat Folgendes geschrieben:
Du kannst noch ein bisschen streunen.

Sie lässt ihr Pferd auf dem Acker stehen? Da zertrampelt er doch das schon Gefurchte, außerdem müsste er doch Durst haben.


Wenn sie auf den Hof kommt, dann verliert die Geschichte an Fahrt, finde ich. Die kleine Schwester ist zwar niedlich, aber vielleicht kann sie und ihr Kämmritual später vorgestellt werden.
Der Bruder taucht gar nicht in Person auf, es kommt aber eine seltsame Rückblende auf ihn.

Gaukli hat Folgendes geschrieben:
Kaelyn zwang sich zurück in die Gegenwart.

Ich will auch in die Gegenwart, ich will lesen, wie sie dem Braegar eine verpasst.

Gaukli hat Folgendes geschrieben:
Sie schloss die Tür.

Sie ist jetzt in der Wohnung und sie hat vorher über eine Stunde lang auf einem feuchten Acker gearbeitet wie verrückt, sie muss komplett dreckig sein und sie geht einfach so in die Wohnung rein?

Gaukli hat Folgendes geschrieben:
Leise ging sie um den Esstisch herum und betrat das hintere Zimmer,

Sie macht ihre Schlammtapsen bis ins hintere Zimmer.

Gaukli hat Folgendes geschrieben:
Seit ich ihm klipp und klar gesagt habe, dass er seine Annäherungsversuche am besten auf seinen Amboss legt und in Tausend Teile schlägt, behandelt er mich unfreundlich, als wäre ich ein Eintreiber.

Das ist gut, hier bin ich wieder dabei.

Gaukli hat Folgendes geschrieben:
„Was meinst du, Enja – ich mache dir noch deine Haare, bevor ich Braegar zurechtstutze. Und Mama lassen wir schon einmal das Essen vorbereiten?“

Nein nein nein, sie hat sich nichtmal die Hände gewaschen, sie soll jetzt nicht ihrer kleinen Schwester die Haare versauen, sondern ins Dorf gehen und den Schmied eisekalt machen. Dessen Pfuscherei hat sie gerade fast umgebracht, das hast du mir erfolgreich verkauft und das will ich jetzt lesen.

Gaukli hat Folgendes geschrieben:
Anschließend flocht sie ihrer Schwester Zöpfe. Dabei erzählte sie die alten Legenden von den Senijareth, die sie selbst so gern von Ragna gehört hatte. Am meisten mochte Enja die Geschichten, in denen sich die Feen in Tiere verwandelten.

Das ist eigentlich sehr schön, aber für den Anfang ungeeignet, finde ich.

Also insgesamt bitte unbedingt weitermachen und am Anfang nicht gleich das Tempo rausnehmen. Die ruhigen Stellen für später aufheben.
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LeviathanII
Geschlecht:männlichEselsohr
L


Beiträge: 297



L
Beitrag26.03.2017 21:54

von LeviathanII
Antworten mit Zitat

Ich finde, der Textauszug ist dort stark, wo er die Konventionen bricht und dort schwach, wo Klischees sichtbar werden.
Die Ausgangssituation, die in ihrer Einfachheit etwas außergewöhnliches hat, erscheint mir eine der größten Stärken dieses Textes zu sein.
Ich finde auch, dass ebendort, wo Klischees zu mächtig werden, das klingt nach viel, kann aber in einem Satz geschehen, ebendiese Ausgangslage dieselben überragen könnte.
Irgendwie fällt es mir gerade schwer das rechte Lob dafür auszudrücken, denn beim Lesen hat es sich  mit den negativen Aspekten ausgeglichen, sodass es am Ende keinesfalls ein erdrückend schlechter Text gewesen wäre, noch nicht einmal ein schlechter im eigentlichem, nur eben auch kein überragender auf der anderen Seite, aufgrund von Gründen, bei denen es mir sicherlich leichter fällt sie auszudrücken, die aber trotz ihres Platzes in dieser Antwort nicht überwogen.
Äh, ja...

Zu den Klischees:
1. Bauch. Der Name ist eine Sache, mich hat er gestört, weil jedes Wort Assoziationen mit sich führt und ein Pferd mit dem Namen Bauch dick erscheinen möchte, ein Pferd, das einen Pflug zieht, auf einer Farm, die eben solch einen Pflug benutzt und von einer jungen Frau alleine bewirtschaftet wird, ein dickes Pferd nicht passen will. Es könnte wieder passen, wenn das Pferd, einst Bauch genannt, nun als abgemagert beschrieben würde, was auch mit der scheinbar nicht mehr heilen Welt passen würde.
 Das wäre auch schon meine andere Kritik an dem Pferd - Der Umgang mit demselben. Die Szenerie ist eine tückische Idylle, etwas sehr geschicktes ist, wie das Weinen der kleinen Schwester die heile Welt bestimmt! Der Umgang mit dem Pferd ist aber zu idyllisch für meinen Geschmack, da er, erklärungslos am Anfang des Textes steht. Das sie freundlich mit dem Pferd umgeht ist eine Sache, eine gute Sache eigentlich, denn es zeigt ihren Charakter, erklärungslos ist, warum sie mit dem Pferd redet.
2. Die Hüterin. Die fremde Gottheit ist das einzige phantastische Element bislang und ich finde, gerade darum passt sie nicht, noch nicht. Fremde Gottheiten sind immer eine Distanzierung, ein fernes Element, während die Einfachheit dieser Szenerie ja gerade Nähe hervorruft. Aber das ist eine absolute Kleinigkeit.
3. "Seit ich ihm klipp und klar gesagt habe, dass er seine Annäherungsversuche am besten auf seinen Amboss legt und in Tausend Teile schlägt, behandelt er mich unfreundlich, als wäre ich ein Eintreiber." Der Satz passt nicht ganz, es erscheint mir zu viel Exposition zu sein und der Satz wirkte nicht ganz glaubhaft, weil es eigentlich ein sehr außergewöhnlicher Satz ist, eine Beschreibung von, gemessen an der bislang erzählten Situation, etwas wichtigem. Dasselbe gilt für die Rückblende zum Inquisitor und die Nennung des unglücklichen Tages - All das erscheint mir kaum im Text verbunden, eher wie reine Exposition und ich zweifle, ob die Sachen denn so und direkt gesagt werden müssen, oder ob diese Themen nicht lieber später im Text integriert werden sollten. Wobei das eine frage ist, die extrem vom weiteren, mir natürlich unbekannten, Verlauf der Erzählung abhängt.

Im allgemeinem hat der Text ersichtliche Schwächen auf der einen Seite, auf er anderen jedoch ersichtliche Stärken: Die Szenerie, die Mischung aus tröstlichem und traurigem ist sehr gut gelungen, gerade in aufeinander folgenden Sätzen, wie: "Jetzt strömte der Schmerz zurück. 'Mach dir keine Sorgen, Mama, das ist halb so schlimm.' " Die Gegenüberstellungen sind sehr geschickt, sprachlich ist es insgesamt zuweilen geschickt, dann aber wieder ungeschickt erklärend. Potential hat der Text auf jeden Fall - Interessant ist er auf jeden Fall, aber genau dort, wo er den Konventionen des Fantasy-Genres, nichts anderes sind diese Klischees, nicht wirklich folgt.

Naja, ich hoffe du findest irgendetwas hilfreiches in meiner Antwort Smile
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Aslindor
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 43
Wohnort: Leipzig


Beitrag27.03.2017 09:40

von Aslindor
Antworten mit Zitat

Grüß dich Gaukli,

habe mir mal heute morgen bei einem Kaffee auch ein bisschen Zeit für deinen ersten Auszug genommen und bin sprachlich sehr angetan von deinem Schreibstil
du gestaltest eine für meine Begriffe eher ruhige Szenerie, der einen kleinen Konflikt andeutet ohne den zentralen Konflikt schon erkennen zu lassen, was mir in phantastischen Erzählungen meist besser gefällt als direkt in eine Handlung geworfen zu werden, aber das ist eine persönliche Vorliebe

Zitat:
Kaelyn dankte der Hüterin,...


An dieser Stelle war ich das erste Mal richtig verwirrt, weil ich die Begrifflichkeit Hüterin überhaupt nicht einordnen konnte. Erst einige Absätze später greifst du den Begriff wieder auf. dann war er mir sofort klar, aber ich bin mir unsicher ob es an dieser Stelle so passend ist, dieses göttliche Element zu verwenden oder ob es bereits an dieser ersten Stelle einer deutlicheren Erklärung bedarf.


Zitat:
Es hatte sich angefühlt, als wäre ihr ein Baum auf den Kopf gestürzt.


Diesen Vergleich finde ich persönlich äußerst unpassend, das ich mir bei einer peitschenden Kette eher einen stechenden oder brennenden Schmerz vorstelle, hingegen bei einer Quetschverletzung durch einen Baum eher einen dumpfen Schmerz. Ich hoffe du weißt was ich damit meine. Die Qualität des Schmerzes passt nicht zur Beschreibung dessen.

Zitat:
Wütend trat sie vor den Pflug.

Nicht dagegen? So klingt es für mich ein bisschen so, als ob sie vor ihm Aufstellung nimmt und das hat unweigerlich zu einem Schmunzeln meinerseits geführt.

Zitat:
...unruhig mit den Hupfen.
Hufen

Zitat:
Der verfluchte Fuscher...
Pfuscher

Zitat:
...die sie selbst so gern von Ragna gehört hatte.
Wer ist Ragna? Ihr Vater? Großvater? Oder ganz wer anders?

Zitat:
Das Haarebürsten hatte sich als kleines Ritual zwischen Kaelyn und ihrer Schwester eingespielt. Enja setzte sich auf den Schemel. Kaelyn ließ sich hinter ihr auf einem der Holzstühle nieder, die um den groben Tisch standen. Mit einer Hand fasste sie eine rotbraune Strähne und ließ den Blick darüber gleiten. Dann strich sie behutsam mit der Bürste durch das Haar, bis es seiden glänzte. Anschließend flocht sie ihrer Schwester Zöpfe. Dabei erzählte sie die alten Legenden von den Senijareth, die sie selbst so gern von Ragna gehört hatte. Am meisten mochte Enja die Geschichten, in denen sich die Feen in Tiere verwandelten. Das junge Mädchen hielt die Augen geschlossen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie träumte davon, in Adlergestalt am Himmel zu kreisen oder als Fisch das Meer zu durchqueren. Auch Kaelyn schloss hin und wieder die Augen. Doch die Stimme, die unerbittlich aufzählte, was sie noch alles zu tun hatte, ließ ihr selbst in diesen Momenten keine Ruhe.


Kann mir die Szene sehr gut vorstellen, vermutlich könnte das aber auch daran liegen, dass ich mich im Moment des Lesens sehr an den Beginn von die Tribute von Panem - The Hunger Games erinnert fühlte, da es eine ähnliche Szene auch zu beginn des Buches gibt. An sich finde ich die Szene auch sehr harmonisch, dennoch finde auch ich sie ein wenig unpassend an der Stelle an der sie steht und muss mich dahingehend meinen Vorrednern anschließen, dass sie wohl kaum nach der Arbeit auf dem Felde mit dreckigen Händen und Kleidern so das Haus der Familie betritt und ihrer kleinen geliebten Schwester die Haare frisieren würde.

Alles in allem fand ich den Einstieg überaus angenehm. Ich würde mir definitiv noch mehr anschauen wollen davon, denn du hast Erwartungen geweckt. Macht Sie wirklich Hackfleisch aus Braegar? Was ist an dem Unglückstag passiert und was hat der Inquisitor damit zu tun? Wo ist ihr kleiner Bruder gerade? Und was ist mit dem Vater passiert?
Alles Fragen die nach einer Antwort verlangen.

Liebe Grüße Aslindor


_________________
Es war unvermeidbar: der Geruch von bitteren Mandeln ließ ihn stets an das Schicksal verhinderter Liebe denken.
- Gabriel Garcia Marquez, Die Liebe in den Zeiten der Cholera -
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Gaukli
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag27.03.2017 19:29

von Gaukli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für eure Rückmeldungen! Das ist jetzt ungefähr 15 Jahre her, dass ich Feedback auf einen literarischen Text bekommen habe. Nach den ersten Antworten habe ich sofort das Gefühl, alles richtig damit gemacht zu haben, mich hier der kritischen Begutachtung zu stellen. Quell von Motivation und Selbstzweifeln zugleich. Aber es überwiegt die Lust am Besserwerden.

Das Wichtigste, was ich aus den bisherigen Kommentaren mitnehme:

1. Ich muss an der Verbindung von Handlung und Exposition arbeiten. Das fügt sich nicht organisch ineinander. Also Auftrag an mich: Überprüfe alle Infos, die auf Inhalte verweisen, die jenseits des erzählten Hier und Jetzt liegen.

2. Stärker aufs Tempo achten. Ruhig - ok. Zu ruhig - gähn. Vermutlich wird das eine steile Lernkurve sein.

Hier einige Antworten und Anmerkungen (nach Eingang sortiert - ihr könnt also runterscrollen, wenn ihr in Eile seid):

Terhoven hat Folgendes geschrieben:
Hallo Gaukli,
Sie ist jetzt in der Wohnung und sie hat vorher über eine Stunde lang auf einem feuchten Acker gearbeitet wie verrückt, sie muss komplett dreckig sein und sie geht einfach so in die Wohnung rein? ...


So sympathisch muss man erst einmal auf einen Bruch hingewiesen werden. Ich musste herzlich lachen über deine dreckige Fortschreibung und Interpretation der Ereignisse. Mindestens als Halbsatz wird Kaelyns Körperhygenie seinen Eingang in zukünftige Fassungen finden.

Terhoven hat Folgendes geschrieben:

Also insgesamt bitte unbedingt weitermachen und am Anfang nicht gleich das Tempo rausnehmen. Die ruhigen Stellen für später aufheben.


Die Tempoanmerkungen habe ich ja bereits oben als sehr wichtig betont. Die sprachlichen Korrekturen übernehme ich stillschweigend. Fürs Ermutigen auch hier noch einmal ein Danke schön.

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

Ich finde auch, dass ebendort, wo Klischees zu mächtig werden, das klingt nach viel, kann aber in einem Satz geschehen, ebendiese Ausgangslage dieselben überragen könnte.


Mit diesem Satz hast du schonungslos die Grenzen meines Verständnisvermögens aufgedeckt. Ich würde mich sehr freuen, wenn du noch einmal in weniger verknappter Form erläutern könntest, was du meinst. Was klingt nach viel? Was kann in einem Satz geschehen?

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

... dann aber wieder ungeschickt erklärend.


Da bin ich unsicher, worauf du dich beziehst. Meinst du damit die Sachen, die du unter 1.-3. angeführt hast, oder ist das noch einmal ein zusätzlicher Punkt?

LeviathanII hat Folgendes geschrieben:

Naja, ich hoffe du findest irgendetwas hilfreiches in meiner Antwort Smile


Ja, vieles. Und dabei habe ich das Gefühl, dass ich noch nicht einmal alles finde, was in deiner Antwort hilfreich ist Wink

Aslindor hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Es hatte sich angefühlt, als wäre ihr ein Baum auf den Kopf gestürzt.


Diesen Vergleich finde ich persönlich äußerst unpassend, das ich mir bei einer peitschenden Kette eher einen stechenden oder brennenden Schmerz vorstelle, hingegen bei einer Quetschverletzung durch einen Baum eher einen dumpfen Schmerz. Ich hoffe du weißt was ich damit meine. Die Qualität des Schmerzes passt nicht zur Beschreibung dessen.


Du hast natürlich vollkommen recht. Das ist nachlässig geschrieben. Also Aufgabe an mich: Metaphern besser durchdenken und dann präzisieren.

Aslindor hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Wütend trat sie vor den Pflug.

Nicht dagegen? So klingt es für mich ein bisschen so, als ob sie vor ihm Aufstellung nimmt und das hat unweigerlich zu einem Schmunzeln meinerseits geführt.


Auch unpräzise formuliert - ändere ich.

Aslindor hat Folgendes geschrieben:

Alles in allem fand ich den Einstieg überaus angenehm. Ich würde mir definitiv noch mehr anschauen wollen davon, denn du hast Erwartungen geweckt.


Grandios. Das gibt mir einen Motivationsschub.
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Vina
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V
Beitrag28.03.2017 10:11

von Vina
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Hallo Gaukli Smile

Wenn ich die Kommentare meiner "Vorschreiber" so lese, fürchte ich, dass du mit meiner amateurhaften Kritik vielleicht nicht so viel anfangen kannst. Mit detaillierten Analysen kann ich nicht dienen, aber ich möchte dir dennoch gern meine Meinung zu deinem Text sagen. Vielleicht macht es für dich dann ja auch die Mischung aus der Meinung der "Profis" und der etwas einfacher gestrickten Wink

Zunächst mal: Kaelyns Geschichte hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen. Ich habe sie als flüssig und angenehm zu lesen empfunden und würde auch gern wissen, wie es weiter geht.

Was mich gestört hat, war tatsächlich auch der Name des Pferdes. Bauch klingt irgendwie seltsam und lässt einen beim Lesen stutzen. Außerdem ist nicht klar, warum sie so mit dem Pferd spricht. Kann es sie verstehen? Sind Tiere in deiner Welt besonders? Wenn ja, müsste man das an der Stelle irgendwie erklären.

Die kleine Story des Haarekämmens fand ich schön, würde sie mir aber auch für einen späteren Zeitpunkt aufheben. Tatsächlich möchte man zu dem Zeitpunkt viel lieber wissen, wie es mit Kaelyn und Braegar weiter geht und nicht in Familienidyllen versinken.

Ansonsten wurdest du auf kleinere Logikfehler (Ja, auch ich bin dafür, dass sie sich wäscht^^) ja bereits hingewiesen.

Die Erwähnung der "Hüterin" hat mich persönlich an der Stelle übrigens nicht gestört. Es war doch ziemlich klar, was damit gemeint ist.

Lieber Gruß,
Vina
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Pit63
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Beiträge: 7



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Beitrag28.03.2017 18:04
Hallo Gaukli
von Pit63
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Ich finde den schlichten, gut verständlichen Schreibstil sehr ansprechend. Du erzeugst damit auf subtile Weise eine nachhaltige Stimmung. Sehr schön...

Ich bin sofort in die Geschichte eingetaucht bzw. Du hast mich sofort reingezogen. Also war ich selbstverständlich auch motiviert, weiterzulesen. Bauch, Hüterin etc, solche "Kleinigkeiten" habe ich als geneigter Leser hingenommen, ohne sie zu bemerken bzw. ohne mich daran zu stören.

Was mich geärgert hat, war der Inhalt und Verlauf der Geschichte insgesamt.

Kaelyn pflügt und wird verletzt- bis dahin alles bestens.
Dann lässt sie das Pferd einfach laufen und steht im nächsten Moment im Haus?
Dann kommt die quietschende Tür, der Vater mit den kaputten Beinen, Mama und Schwester Enja, der Gedanke an das "Unglück" (huuhhh..., was für eine Andeutung), der Bruder mit den Alptäumen und die Stimme des Inquisitors. (hängt mit dem Unglück zusammen? Ja und?).
Dann geht sie zu ihrem kaputten Vater, wozu? Geht weiter, redet mit der Mutter (Wange kaputt, wegen Braegar) und flechtet der immer noch heulenden Schwester, die nun glücklich ist, die Haare. (Was für sich genommen schön ist, aber im Zusammenhang...)
Naja...

Was mir ausserdem negativ aufgefallen ist: Du führst viele Personen ein, ohne dass man sie konkret sehen kann. Ausnahme: die rotbraune Strähne der Schwester.

Aber wie heisst es so schön: Schreiben können ist die Hauptsache.
Also kümmer Dich um die Story, um die inhaltliche Komposition, dann wird alles gut.
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NinaK
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 53
Beiträge: 39
Wohnort: Düsseldorf


Beitrag28.03.2017 18:52

von NinaK
Antworten mit Zitat

Hallo Gaukli,
Du hast ja schon einiges an Feedback bekommen, das auch teilweise schon sehr ins Detail geht. Mir geht es im Moment eher so, dass ich mich mit der Sprache und den kleinen Unlogiken noch gar nicht beschäftigen möchte, weil das Problem für mich noch weiter "außen" liegt: Ich fühle Kaelyn noch nicht.

Wenn sie die Protagonistin Deiner Geschichte ist, dann sollte sie doch mit dieser ersten Szene vorgestellt werden, oder täusche ich mich da?
Tatsächlich wird in diesem ersten Textabschnitt aber über viele Menschen gesprochen, die nicht dazu dienen, Kaelyn besser kennenzulernen. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, Du kennst sie selbst noch nicht. Kannst Dich noch nicht entscheiden, ob sie nun hauptsächlich tough ist, die heftige Verletzung wegsteckt, gedanklich schon beim quietschenden Hoftor und bei dem Pfuscher, den sie zusammenstauchen will. Oder ob sie doch eher zart besaitet ist, das Pferd streichelt, der Schwester die Haare macht.
Solange die Protagonistin nicht stärker hervortritt, lenken die anderen Figuren von ihr ab. Wo ist Liam? Was ist mit dem Vater? Man will sofort lauter Dinge wissen, und wie Kaelyn nun genau den Pfuscher zusammenfaltet, ist nur eine Sache (und nicht mal die spannendste).

Ich denke, es lohnt sich, wirklich noch mal genau zu überlegen, was die Protagonistin ausmacht und mit welcher Szene Du sie möglichst gut einführst. Vielleicht stellst Du fest, dass Du sie eindrucksvoller vorstellst, wenn Du direkt mit dem Zusammenfalten des Schmiedes beginnst.

Ich bin jedenfalls gespannt auf die weitere Entwicklung.

Viele Grüße Nina
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Gaukli
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag29.03.2017 19:23

von Gaukli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vina hat Folgendes geschrieben:

Wenn ich die Kommentare meiner "Vorschreiber" so lese, fürchte ich, dass du mit meiner amateurhaften Kritik vielleicht nicht so viel anfangen kannst.


Hör auf, dich klein zu machen. Ich jedenfalls bin an deiner Rückmeldung genauso interessiert wie an allen anderen. Deswegen: vielen Dank!

Vina hat Folgendes geschrieben:

Zunächst mal: Kaelyns Geschichte hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen. Ich habe sie als flüssig und angenehm zu lesen empfunden und würde auch gern wissen, wie es weiter geht.


Das nehme ich mal als Hinweis, dass Hoffnung besteht und jede Menge Arbeit nötig ist. Deine anderen Kommentare helfen mir, eine bessere Einschätzung dafür zu bekommen, welche Änderungen dringlich sind ("Bauch" finden jetzt schon mehrere blöd; die Haarekämmszene funktioniert, ist aber am falschen Ort ...).

Pit63 hat Folgendes geschrieben:
Ich finde den schlichten, gut verständlichen Schreibstil sehr ansprechend. Du erzeugst damit auf subtile Weise eine nachhaltige Stimmung. Sehr schön...

Ich bin sofort in die Geschichte eingetaucht bzw. Du hast mich sofort reingezogen. Also war ich selbstverständlich auch motiviert, weiterzulesen. Bauch, Hüterin etc, solche "Kleinigkeiten" habe ich als geneigter Leser hingenommen, ohne sie zu bemerken bzw. ohne mich daran zu stören.


Hättest du nicht einfach hier deine Rückmeldung abschicken können Wink

Also danke für die Blumen, aber danke auch für die folgenden klaren Worte.


Pit63 hat Folgendes geschrieben:

Also kümmer Dich um die Story, um die inhaltliche Komposition, dann wird alles gut.


Alles klar, wird gemacht, Captain. (Also im Ernst: Da sitze ich jetzt dran, teile in jedem Fall deine Einschätzung, dass ich daran arbeiten muss, um die Auswahl der Infos präziser treffen zu können.)

NinaK hat Folgendes geschrieben:
Ich fühle Kaelyn noch nicht. ... Ich hatte ein bisschen das Gefühl, Du kennst sie selbst noch nicht.


Tja, was soll ich sagen ... außer: Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habe auch den Eindruck, dass ich Kaelyn noch viel besser kennen lernen muss. (Oder vielleicht ist es auch so: Die Kaelyn, die ich gut kenne, taugt noch nicht richtig zu einer interessanten Protagonisten. Vielleicht ein bisschen zu lieb und pflichtbewusst, zu wenig Ecken und Kanten.)

Für mich gibt es gleichzeitig mindestens zwei Baustellen. In jedem Fall möchte ich schreiben und herausfinden, wie mein Stil funktioniert, woran ich arbeiten muss ... Unter anderem deswegen bin ich ja jetzt hier: Um endlich mal andere Meinungen zu hören. Und dann möchte zweitens ich eine großartige Geschichte erzählen. Da gehört viel Planungsarbeit zu. Und in gewisser Weise ist es notwendig, die Geschichte zu haben, bevor ich schreibe. Aber wie lange soll ich das Schreiben verschieben? Und ist es nicht auch so, dass ich durchs Schreiben besser verstehe, welche Geschichte ich eigentlich erzählen will? Also versuche ich gerade, beides gleichzeitig zu tun.


NinaK hat Folgendes geschrieben:

Ich denke, es lohnt sich, wirklich noch mal genau zu überlegen, was die Protagonistin ausmacht und mit welcher Szene Du sie möglichst gut einführst.


Wie gesagt: Ich stimme dir vollumpfänglich zu. Danke für die offenen Worte und danke auch für den angenehmen Tonfall.
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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag29.03.2017 20:45

von Terhoven
Antworten mit Zitat

Hallo Gaukli,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie das ist, wenn man am liebsten alles gleichzeitig machen möchte. Ich bremse mich damit oft genug selber aus.

Vielleicht könntest du für deine Hauptcharaktere mal einen Persönlichkeitstest machen, und hier steht auch gleich, welche Typen sich am besten aneinander reiben:
http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=53074

Und um grob einen ersten Plot zu bauen, könntest du mal die 3-3-3-Methode von katytastic ausprobieren, die findest du hier in der Kurzversion
https://www.youtube.com/watch?v=94F-3Z6CJJw

und hier nochmal an einem konkreten Projekt, wo sie nebenbei auch noch ein paar scrivener-Funktionen erklärt
https://www.youtube.com/watch?v=0ryXJ18eUp8

Vielleicht ist das ja was für dich.
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Blumenberg
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B
Beitrag31.03.2017 15:55

von Blumenberg
Antworten mit Zitat

Hallo Gaukli,

ich habe deinen Text gelesen und finde ihn in einigen Aspekten schon recht gelungen, in anderen würde ich ein paar Dinge anders machen. Ich habe, muss ich gestehen, keine Ahnung von Fantasyliteratur daher kann ich darüber nichts sagen, hoffe aber, dass meine anmerkungen trotzdem hilfreich sind.

Der erste Satz deiner Geschichte ist gut und transportiert mich als leser direkt in das Geschehen. Außerdem erscheint deine Protagonistin so auf den ersten Eindruck sympatisch, ich konnte mich einfühlen. Der zweite Satz allerdings enthält eine, wie ich finde etwas eigenartige Verbindung. Die Arbeit vor dem nahenden Winter impliziert finde ich eine größere Zeitspanne und reibt sich mit der einen Stunde Arbeit. Es wird glaube ich greifbarer, wenn du nicht die unmittelbare Tagesarbeit (Stunde) beschreibst, sondern, dass sie seit Wochen hart arbeitet, eben weil der Winter kommt.

danach sind noch zwei kleine rechtschreibfehler, einmal muss es Hufen heißen ( 3. Absatz). Aus dem Fuscher muss ein Pfuscher werden Smile

Ich würde bereits im 4. Absatz die Reparatur Braegars erwähnen. Hier fehlte mir nämlich ein Hinweis warum er nachlässig sein soll. Es wird zwar im weiteren Verlauf aufgelöst, ich fand aber nicht, dass es so zum Spannungsbogen etwas beiträgt.

Manche Sätze wie: "Wie ein kleines Kind, das sein Gesicht voller Vertrauen im Schoß der Mutter vergräbt" oder  "Jetzt strömte der Schmerz zurück." oder "Kaelyn zwang sich zurück in die Gegenwart." haben wir ein wenig zu viel Pathos oder sind zu umständlich. Da wäre manchmal etwas weniger mehr glaube ich.

Insgesamt ist es aber ein Text der einen ordentlichen Bogen hat und so in sich greift, dass man weiterlesen möchte. Ich finde auch nicht tragisch, dass die Handlung einen Bogen macht, es werden dem Leser ja weitere Informationen zum Verhältnis Kaelyn Braegar rpäsentiert. Auch wenn eine direkte Konfrontation ebenfalls durchaus möglich wäre.

Beste Grüße

Blumenberg
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Gaukli
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Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag01.04.2017 20:00

von Gaukli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@ Terhoven
Dank dir für die Links. Das schaue ich mir auf jeden Fall mal an.

Blumenberg hat Folgendes geschrieben:
Hallo Gaukli,
Manche Sätze wie: "Wie ein kleines Kind, das sein Gesicht voller Vertrauen im Schoß der Mutter vergräbt" oder  "Jetzt strömte der Schmerz zurück." oder "Kaelyn zwang sich zurück in die Gegenwart." haben wir ein wenig zu viel Pathos oder sind zu umständlich. Da wäre manchmal etwas weniger mehr glaube ich.


Ja, inzwischen empfinde ich das auch sehr stark - also bei dem Bild mit Kind und Mutter. Vorher ist da noch mehr Pathos drinnen gewesen. Ich habe mich schon darum bemüht, die sprachlichen Ausreißer rauszukicken. "Schmerz zurückströmen" und "sich in die Gegenwart zwingen" klingt mir ok. Aber ich werde das bei der Überarbeitung noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Nun stehe ich gerade vor der Frage, ob ich den Text aufgrund der ganzen konstruktiven Anmerkungen hier erst einmal "lokal" umarbeite, ohne vorher die Charakterentwicklung und die Plotentwicklung voranzubringen, oder ob ich erst einmal Zeit in ein vertieftes "globales" Verständnis (gesamte Geschichte und Charaktere) stecke, bevor ich dann umarbeite. Ersteres hätte den Vorteil, dass der Einfluss der Kommentare hier direkt sichtbar würde. Ich bin noch nicht entschieden.
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