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Worte dir zu sagen

 
 
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag17.02.2017 20:00
Worte dir zu sagen
von Jenni
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

_

Eine präzise Quantifizierung des deutschen Vokabul
ars scheitert an der Instabilität seiner Masse. Di

e stetige
nese von
chmelzung
sammle in flackernden Flammen
dein Lachen erhellt, ahne ich
suche zu verstehen und finde:
luminoetitanixenophil sammle
anthropogene Neoge
Wörtern durch Vers
von Verben mit Prä

fixen, Partikeln
Molekülen oder
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von einem besternten Himmel
 unter dem wir rauchend nicht
 nach oben sehen, finde:
 galakthymopassionaszierend
und anderen
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prach
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veranlagt in der Milchstraße nicht mehr zu sehen
einen Querschnitt durch die Galaxis nicht weniger
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trennt uns viel mehr als uns verbindet trennt uns
Raumzeit und Verbindlichkeit
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dann sagt man zum falschen Moment am falschen Ort
aber genau im richtigen Moment fehlten die Worte
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Aufbau der S
möchte ich dich berühren möchte
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 wie deine Worte mich berühren
 an einem anderen Ort als uns
 verbindet eine Geringschätzung
 von Raumzeit und Wirklichkeit
schatzes von
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prache aus i

hren diversen Komponenten ist aufgrund von Genera,

Numeri,
ra komp
Muster
in Romanen die zu lesen
noch zu schreiben sind
suche zu verstehen, finde:
belletristestimonepigrandios
Modi, Kasus und Tempo
lex, wo eben noch ein
erscheint, wird es du

rch eine schwankende
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andardwerk deutscher
von den Pflastersteinen
wo du fortgegangen bist
suche zu verstehen, finde:
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Flexion d
en als St
Gegenwart

ssprache komprimiert deren Lexik auf zweihundertdr

eißigtausend
oller Ausdeh
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je weiter entfernt, desto näher
 meinen Gedanken und denke ich
 dich veränderst du mich ändert
Wörter, in v
 nung involv
 ischen dreih

und
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eines zweier verschränkter Teilchen seinen Zustand
 dann unabhängig von ihrer  Distanz auch das andere
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 sen

Quantenkorrelation, immer suchen wir nach großen Worten
als ließe sich so die Beschaffenheit eines Wir quantifizieren
vielleicht sind die kleinen Worte als wir uns begegnen und

d und
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  wie wir uns begegnen von höherer Relevanz
  und müssen wir uns immer neu erfinden
  fünfhund
  usend

Wörter. Andere Quellen sprechen von über einer Mil

lion. Der  akti
des deutschen
sprechers betra
nd bis sechzehn
Verstanden wer
  sammle aus Kristallen
  der Lawine die gen Tal
  uns nur scheinbar
  unverletzt passiert
  suche zu verstehen
  finde: kaskadezisinn
  ve Wortschatz
  Durchschnitts
  ge zwölftause
  tausend Wörter
  den mindestens

fünfzigtausend.   Keines davon beschreibt dich und

sammle vom Grund eines Rotweinglases, schweigend
finde Worte und formuliere uns eine mögliche Wahrheit
  mich.


_

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traumLos
Eselsohr


Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag18.02.2017 10:55

von traumLos
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Im Magmakern eingebettet das Gedicht, analytischer Versuch am Rande. Beeindruckend.
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HerbertH
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 544
Wohnort: terra sol III


Beitrag18.02.2017 14:33

von HerbertH
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Zur Umsetzung des Themas "Magma":

    * Die Struktur des Textes ist die eines umgebenden Textes mit Einstreuungen von Strophen eines mittleren Textes in einer anderen Schriftart (nicht aber farblich). Die Wörter des umgebenden Textes werden dadurch oft zerrissen. Das setzt die ausschmelzende Wirkung aufsteigender Magma als Struktur gut um. Etwas geschmälert wird das allerdings dadurch, dass der Text insgesamt als ein Rechteck gesetzt ist, mit fester Breite, ohne vertikale Lücken: Denn Magma ist eher unregelmäßig, versetzt umgebendes Gestein auch seitlich nach aussen.

    * Der Inhalt
      o im umgebenden Text bis auf den letzten Satz liest sich fast wie aus einer Seminararbeit eines Studenten der Literaturwissenschaft. Im letzten Satz tauchen ein Du und ein Ich auf, was man als aufschmelzende Wirkung des Magmas deuten kann.

      o im eingestreuten Text beschreibt Eindrücke des LyrI von einem LyrDu, in wechselnden Umgebungen mit Flammen, besterntem Himmel und zunehmend galaktischen Themen, gemischt mit der Frage nach Gefühlen und Empfindungen der beiden sowie mit Neologismen/Wortkompositionen, die die Vermischung/Verschmelzung von physikalischer und emotionaler bzw. gelebter Wirklichkeit in Worte fassen.  Hier ist von Suff, Sehnsucht, Xenophilie, Lachen, Raumzeit Galaxien, Quantenkorrelationen, Verschränkungen bis hin zu künftigen Romanen und möglichen Wahrheiten so ziemlich alles angerissen und magmatisch eingeschmolzen.


Gesamteindruck: Ein hochgradig durchkomponierter Text, bei dem die Struktur die inhaltliche Spontaneität dominiert.

Die Beschäftigung damit hat mir schöne Ideen vermittelt, wie man das Thema Magma umsetzen kann.  

Magmatisch ist dieser mein Kommentar  aber nun grad nicht smile. Vielleicht passt er dadurch besser zu diesem Text, wer weiß?


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V.K.B.
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Beitrag18.02.2017 23:43

von V.K.B.
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Hallo Inko,
schöne Idee, ein scheinbarer Sachtext über Sprachwissenschaft, dessen letzter Satz dem Ganzen dann doch noch etwas poetisches verleiht (erinnert mich an "what time is it?" von e.e.cummings, das am Ende die gleiche Wendung bringt, nur geht's da um Physik und Relativität). Der Sachtext in Stein (gemeißelt) (Erde) und darin eingebettet, in leichter Glutfarbe, die Magma als zweiter Text bzw. Bedeutungsdimension, die das Ende des Sachtextes "aufgreift" oder (pseudo?-)philosophisch vertieft.

Das Ganze wirk sehr bemüht, für mich bisweilen zu bemüht, das Abstaraktionslevel der Sprache erreicht hier für mich eine Stufe, die nur noch reiner Selbstzweck ist. Finde ich schade, denn hiermit wirkt das ganze aufgesetzt esoterisch (im Sinne von: nur einem kleinen Kreis zugänglich). Der Durchschnittsleser hat ja nicht unbedingt eine Sprache (und damit Sprachwissenschaft) studiert und kann mir dem "Sachtext" was anfangen, noch hat muss er sich für Quantenphysik interessieren (interessant hier übrigens: was bedeutet das No-Cloning-Theorem als Metapher für dein Gedicht und seine Text_rezeption?) und kann daher mit dem Magma_text was anfangen. Dass für mich als "Bob" beides gilt ist reiner Zufall, ansonsten sendet "Alice" nur unverstanden in die Leere des Weltraums. Geschwafel beiseite, mir ist das zu aufgesetzt.

Trotzdem hat es mir gefallen und gerne gelesen.

Punkte vergebe ich erst, wenn ich alles mehrfach gelesen habe.

Edit: Noch ein Problem mit deinem Text: Ist das überhaupt ein Gedicht? Es ist ein Text mit eingebettetem zweiten Text, beim einem Wettbewerb im letzten Jahr hat etwas Ähnliches gewonnen – in der PROSA Kategorie. Aber was sollst, wir brauchen eben eine sehr offene Gedichtsdefinition: Gedicht ist, was sich so nennt. Vor mir aus… Meine Nummer zwei!


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Zinna
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Beitrag19.02.2017 12:37

von Zinna
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Hallo Inko,

Bewertungen aus dem subjektiv/objektiv gemischten Bauchgefühl.

(So wie in deinem  Beitrag die magmatischen Substanzen und Untersubstanzen strukturell dargestellt sind, war mein Plan für meinen Beitrag auch. Doch ich bekam es zeitlich nicht gebacken.)
Deine Umsetzung gefällt mir in dieser Hinsicht sehr, vor allem dieses Dichte, das Aneinander finde ich gelungen.

Die konstruierten Fremdwortungetüme stoppten mich immer wieder.
(Hat was von im Teerlaufen.)
Liegsts an den Augen, an der Zunge?, arbeitete ich mich durch.
Dieses Über- und Umlagerte ist richtig gut.

Obere Ränge, Edit, weit oben.

Gruß
Zinna


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BlueNote
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Beitrag20.02.2017 08:23

von BlueNote
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Sehr schön!
Es bleibt immer noch schwer, die Worte ihr zu sagen, die ihr gesagt werden müssen. Um ein Gefühl auszudrücken, um das Richtige auszudrücken, um eine mögliche Wahrheit zu formulieren. Eingerahmt - oder auch eingesperrt - durch ein strenges Reglement, das die korrekte Verwendung von "richtiger Sprache" vorschreibt, existiert dein Protagonist, der sich zu artikulieren versucht. Der etwas ausdrücken möchte, etwas, das "uns" angeht, wie es im Text heißt, etwas, das wir vermuten, wesentlich ist, wesentlich für dieses "uns" sein muss.

Die Themensetzung finde ich formal am besten umgesetzt. Das Magma (das brodelt?) eingesperrt im festen Gestein, in der Starrheit der Elemente, der Regeln, der Notwendigkeiten.
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dürüm
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Beitrag20.02.2017 20:05

von dürüm
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Hallo Inko,

geniale Formatierung, da hat ja wohl jemand viel Spaß mit Bubbles gehabt?

Formatierung finde ich erstklassig umgesetzt, aber der Text ist mir etwas zu wenig magmatisch, sondern eher extrem trocken. Ich mag Worte, aber hier finde ich eher trockenes Papier als glühende Lava.

Trotzdem fünfter Platz, die Formatierung ist der Hammer, der Gesamteindruck so, dass der trockene Text nicht so auffällt.

deshalb ...
Six points

Gruß
Kerem


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Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca)
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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag20.02.2017 21:14

von Heidi
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Sehr anschaulich dein Langgedicht. Das Außen ist kaum zu Entziffern, ist widerborstig und starr; das Innen ist flüssig zu lesen, gleitet dahin, berührt mich. Das Außen ist das, was wir kennen sollten, das was uns umgibt und doch können wir es nicht greifen, nicht begreifen – Was ist das Wort? Was ist die Materie? Was ist Struktur? Das Innen, das Bild, das Empfinden, es fließt, wärmt. Am Ende weiß ich wieder, dass ich nichts weiß, außer vielleicht, dass das, was uns Menschen ausmacht, nicht mit Worten zu beschreiben ist, es kann höchstens umschrieben werden. Dabei hilft mir das Innen. Es bringt mich näher zur Wahrheit, wegen dem Dazwischen.

Zehn Punkte
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firstoffertio
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag21.02.2017 22:50

von firstoffertio
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ch werde nicht genug Zeit haben, mich eingehend mit den Texten dieses Wettbewerbs auseinanderzusetzen.

Deswegen beschränke ich mich darauf, wie ich auf Geschildertes reagiere, und auf Relation von Inhalt und Formatierung.

Ein ziemlich anspruchsvoller intellektueller Text. Die Idee der Formatierung fast genial.
Leider habe ich voll Probleme, ihn zu lesen so. Selbst mit Brille.
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Terhoven
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Beiträge: 401



Beitrag21.02.2017 23:28

von Terhoven
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Also von der Optik her ist das hier das magmatischste Werk. Toll! Hier waren Bubbles im Spiel, oder? Auch der sprachliche Kontrast rational/emotional zwischen Innen und Außen ist ziemlich gut gelungen.

Ein klitzekleines bisschen mehr Lesbarkeit hätte ich mir für den Innentext noch gewünscht, da machen es mir die langen Klebewörter doch recht schwer, dabei hab ich doch schon mit dem Außentext mächtig zu tun, in der richtigen Zeile zu bleiben bzw. zu landen.
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Lorraine
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Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag22.02.2017 18:03

von Lorraine
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Hallo!

Es wurden ganz bewusst keine inhaltlichen Vorgaben zum Thema gegeben, mit der »Struktur eines Magmas« sollte sich formal auseinandergesetzt werden. »Ein Magma ist e i n Magma«, hieß es, mir bleibt also beim Lesen eines jeden Gedichts, zu schauen: wie setzt sich dieses hier zusammen, was ist für mich erkennbar, welche Motive sind eingeschmolzen, gibt es Verhärtungen, wieder Aufgelöstes, Hinweise auf hohen Druck oder beginnende Erkaltung? Ist es Magma, das auf einen Aufbruch aus ist, oder wird es, im Gegenteil, dort wo es sich befindet, bleiben, immer neu verschmelzend, einem zähen, langanhaltenden Prozess unter hohem Druck zwar unterworfen, aber nicht zu einem aus der Tiefe an die Oberfläche gelangenden Streben, zu keiner Richtung gezwungen?

Formales in der Lyrik, vielleicht noch speziell in einem Langgedicht, das heißt für mich: Was für sprachliche Mittel, welche Art von Figuren werden eingesetzt: Wort- und Klangfiguren; Symbole, Vergleiche, Metaphern, also Tropen im weiteren Sinn; Satzfiguren?
Wie wirkt auf mich – und das ist in diesem Wettbewerb auffällig oft zur Anwendung gelangt – all das, was der konkreten Poesie entliehen ist? Vereinfacht ausgedrückt wäre meine Frage an die Texte, wie oder wodurch im Einzelnen visuell ausgedrückt werden sollte, was Sprache allein nicht hat leisten können; erhält dieser oder jener Text einen Mehrwert durch eine vollständige oder teilweise Gestaltung als eine Art Piktogramm?

Wie funktioniert An- oder Abwesenheit der Sprache und gibt es da einen Widerspruch zu dem, was gerade ein Langgedicht kann oder könnte, nämlich die Sprache aus ihrer Verknappung zu entlassen, ihr Gelegenheit zu geben, innerhalb eines Textes auf jegliche Einschränkung zu verzichten (eine, die in anderen, kürzeren Gedichtformen für einen Verfasser keine Einschränkung darstellt)? Ein Verzicht, der das Langgedicht vielleicht seiner Möglichkeiten beraubt?
Gibt es unter den vorliegenden Texten einen oder mehrere, die eine (in meinen Augen) gelungene Kombination versuchen?

Was ich hier vorausschicke, sollte dazu dienen, mir klar zu werden, unter welchen Aspekten ich versuchen kann, mich nicht ausschließlich über ein Gefallen/Nicht-Gefallen zu nähern. Und wenn es schon um ein Beurteilen gehen sollte, wollte ich jedem Text möglichst »vorurteilsfrei« begegnen, soweit das überhaupt ginge, angesichts meines inzwischen recht ausgeprägten »Eigensinns«, was die Rezeption von Lyrik und gerade auch die Erwartungen an längere Texte angeht. Was ich zu den einzelnen Texten zu sagen habe, kann immer nur der Versuch sein, mein Lesen zu beschreiben – ich wehre mich dagegen, einem Gedicht ungefragt Veränderungen oder gar Verbesserungen vorzuschlagen, so etwas ist Sache des Verfassers, dem es vorbehalten bleibt, seinen Text so oft und so lange neu zu bedenken, bis er in ihm ein zufriedenstellendes Maß an Qualität zu finden glaubt.


Zu: "Worte dir zu sagen"

Ich habe, man verzeihe mir, das Innere, das eigentlich Magmatische, Magische, Magnetische einfach herausgelöst, damit die Wörter, dem Du zu sagende und die Suche nach ihnen (für mich) klarer zu sehen sind. Ich möchte aber gleich dazu sagen, dass für mich die Aufforderung, "formal" umzusetzen, was ein Magma sein kann, hinsichtlich der äusseren Form sehr gut umgesetzt wurde, deine Formatierung unterstützt (mehr noch: du hast sie als unerlässlich, als Notwendigkeit gestaltet) das Gedicht. Es kommt gar nicht ohne sie aus. Der grosse Druck von aussen (im Grossdruck) lässt das Innere schmelzen, ist Ursache der Entstehung von Verschmelzungsprodukten, die ebensogut zufällig enstanden sein könnten, doch nicht mehr oder weniger zufällig, wie eine Begegnung stattfindet, die einer (unwillentlichen, aber unvermeidlichen) Veränderung der Wahrnehmung vorausgeht. Diese Wahrnehmung wird selektiv, so wie man auch Worte wählen möchte, nach passenden Wörtern sucht, um das (eigentlich?) Unbeschreibliche doch zu fassen.

Das fremde Lachen, das Leuchten lieben
eine grosse Leidenschaft, Faszination;
oder lachend das Fremde, Neue lieben
dürfen, titanesk fern und vielleicht doch
nah wie einen edlen Kern ummanteln:

Zitat:
sammle in flackernden Flammen
dein Lachen erhellt, ahne ich
suche zu verstehen und finde:
luminoetitanixenophil sammle
von einem besternten Himmel
unter dem wir rauchend nicht
nach oben sehen, finde:
galakthymopassionaszierend

veranlagt in der Milchstraße nicht mehr zu sehen
einen Querschnitt durch die Galaxis nicht weniger
in dir und weiß wie immer nicht was ich empfinde
trennt uns viel mehr als uns verbindet trennt uns
Raumzeit und Verbindlichkeit
dann sagt man zum falschen Moment am falschen Ort
aber genau im richtigen Moment fehlten die Worte
saßen wir uns gegenüber, haben uns nicht berührt
je näher du bist, desto entfernter
möchte ich dich berühren möchte
ich dich mit Worten berühren
wie deine Worte mich berühren
an einem anderen Ort als uns
verbindet eine Geringschätzung
von Raumzeit und Wirklichkeit


Auch hier ... ausgesuchtes Wortmaterial, das komprimiert
wird und im scheinbaren Durcheinander zusammenfindet,
viel über das Nichtssagende sagt, über all das, was trotz
der schieren Masse nicht ausreicht, nie. Sogar eine Kritik
am Immergleichen und eine Weigerung, es so zu lesen, zu
schreiben, dass es nicht neu wäre, und wenn es ein
süffisantes Spiel mit Vor- oder Nachsilben bräuchte, aber ich
glaube Abneigung dagegen zu lesen, alles in den grossen
Worten zu wiederholen, nicht weiter zu suchen:

Zitat:
in Romanen die zu lesen
noch zu schreiben sind
suche zu verstehen, finde:
belletristestimonepigrandios
von den Pflastersteinen
wo du fortgegangen bist
suche zu verstehen, finde:
sehnsuffizillioneros

je weiter entfernt, desto näher
meinen Gedanken und denke ich
dich veränderst du mich ändert
eines zweier verschränkter Teilchen seinen Zustand
dann unabhängig von ihrer Distanz auch das andere
Quantenkorrelation, immer suchen wir nach großen Worten
als ließe sich so die Beschaffenheit eines Wir quantifizieren
vielleicht sind die kleinen Worte als wir uns begegnen und
wie wir uns begegnen von höherer Relevanz
und müssen wir uns immer neu erfinden

sammle aus Kristallen
der Lawine die gen Tal
uns nur scheinbar
unverletzt passiert
suche zu verstehen
finde: kaskadezisinn


Am "unteren Ende" dieses Innen, des Magmatischen ... da scheint mir, wird es beliebiger, was irgendwie zur Vorstellung eines Bodensatzes passt, oder aber ich täusche mich und es ist tatsächlich die Lawine, die nicht unverletzt bleibt, ja, das könnte sein - wenn sie gar nicht das ist oder war, was man von einer Naturgewalt ihrer Art erwarten könnte, wollte. Mich erinnert dein "kaskadezisinn" an etwas, aber daran will ich nichts messen, ich möchte ja eigentlich diesem, deinem Text nichts heraus lesen - auch wenn ich ihn für meine Zwecke szs entblösst habe. Auch auf dem Grund des Rotweinglases: Kristalle, Weinstein? Eine mögliche Wahrheit nur - nicht der Weisheit letzter Schluss. Ja:

Zitat:
sammle vom Grund eines Rotweinglases, schweigend
finde Worte und formuliere uns eine mögliche Wahrheit


Dieser immense Wortschatz ... und keines der Wörter ...
Zitat:
[...] beschreibt dich und mich.


Bei allem Schmelz und wie ich der Suche in "Worte dir zu sagen" folgen musste -  es ist etwas Einfaches und Universelles, was am Ende von diesem Text bleibt, und mir gefällt das.

Grüsse von hier

Lorraine
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poetnick
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Beitrag23.02.2017 22:48

von poetnick
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Hallo Autor,

das ist so ein Text, der mich nicken lässt, zur Gewissheit mich nicht an diesem Wettbewerb beteiligt zu haben.

Von Form und Idee allein ist das ein Kunstwerk, echt. Eingeschlossen in einer Kammer, Kaverne  fester Struktur,
dieser Prozess, die Verhandlung einer Beziehung unter physikalischen Para-metern.

Habe hier eine obere Punktezahl gewählt.

Liebe Grüsse - Poetnick


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Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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holg
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Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag24.02.2017 16:50

von holg
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Das sieht zunächst einmal toll aus.
Ein starkes Gerüst aus fett gesetzten etwas größeren Buchstaben. Der Text kennt beinahe wie ein Zitat aus einem Aufsatz über die deutsche Sprache. Fest, stark und sicher bildet es das festgesteinige Fundament für den wie in Kammern eingeschlossenen Text. Die Wendung im letzten Satz ist genial.
Der Kammertext ist feiner gesetzt. Er ist das themengerechte Magma.
Er wabert in losen Satzfetzen, die immer wieder in den im Rahmentext beschriebenen, aberwitzigen Neologismen münden, trachtet danach das zu tun, was der letzte Satz des Rahmentextes der Sprache abspricht.

Einen "Rahmentext"-Versuch gab es in einem der letzten Wettbewerbe schon einmal. Da fand ich ihn doof. Das hier ist sehr, sehr schön.


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gold
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Beitrag24.02.2017 18:04

von gold
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Wohow Shocked

wow. Diese Zeilen gefallen mir sehr, sehr gut. Das Spiel mit der Sprache. Dieses Zusammensetzen und dieses Erfinden von Wörtern. Ersteres ist ein Augenschmaus. Und dieses Puzzle, was sich immer wieder auf unterschiedliche Zeilen zusammensetzen lässt. Einfach klasse.

LG gold


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Jenni
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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag25.02.2017 00:19

von Jenni
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Hallo, du mein Gedicht, das erste und womöglich letzte seiner Art. Ich glaube ja nicht, dass du der Anfang einer tiefergehenden Beziehung zwischen Jenni und Lyrik bist. Aber du bist. Und das ist auch gut so.
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albaa
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Beiträge: 131



A
Beitrag26.02.2017 19:48

von albaa
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Sorry, ich bin mit dem Kommentieren nicht fertig geworden bzw. nicht damit zufrieden gewesen. Mit dem Bepunkten bin ich teilweise auch nicht ganz glücklich (nur bei meinem Favoriten bin ich ganz sicher, schon bei Platz zwei und drei hab ich mehr oder weniger zwischen zwei Texten gewürfelt, die mir beide eigentlich gleich gut gefielen). Vielleicht liegt meine Unsicherheit auch daran, dass ich mich bei dieser Langdings-Schwurbel-Form auch nicht wirklich wohl fühle - weder als Schreiber (ich habs einfach einmal versucht) noch als Leser (beim überwiegenden Teil der Beiträge zumindest). Als Teilnehmer muss ich aber wohl auch Punkte vergeben. Ich habe mich wirklich bemüht und immer wieder gelesen. Also tut mir leid, falls sich jemand ungerecht bepunktet fühlt.

Lieben Gruß
albaa
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MrPink
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Der Bronzene Wegweiser


Beitrag27.02.2017 13:07

von MrPink
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Jenni hat Folgendes geschrieben:
Hallo, du mein Gedicht, das erste und womöglich letzte seiner Art. Ich glaube ja nicht, dass du der Anfang einer tiefergehenden Beziehung zwischen Jenni und Lyrik bist.


Wenn du dich da mal nicht geschnitten hast.... Wink


_________________
„Das Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor.“
(Buk)
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Jenni
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Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag27.02.2017 19:28

von Jenni
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traumLos hat Folgendes geschrieben:
Im Magmakern eingebettet das Gedicht, analytischer Versuch am Rande. Beeindruckend.

Vielen Dank, traumLos, für deinen Eindruck, dein beeindruckend und die Höchstwertung.


HerbertH hat Folgendes geschrieben:
Die Struktur des Textes ist die eines umgebenden Textes mit Einstreuungen von Strophen eines mittleren Textes in einer anderen Schriftart (nicht aber farblich). Die Wörter des umgebenden Textes werden dadurch oft zerrissen. Das setzt die ausschmelzende Wirkung aufsteigender Magma als Struktur gut um. Etwas geschmälert wird das allerdings dadurch, dass der Text insgesamt als ein Rechteck gesetzt ist, mit fester Breite, ohne vertikale Lücken: Denn Magma ist eher unregelmäßig, versetzt umgebendes Gestein auch seitlich nach aussen.

Das Rechteck mit fester Breite ist der Notwendigkeit geschuldet, einen ausreichend deutlichen Kontrast zwischen den festen und sich verflüssigenden Bestandteilen herzustellen. Mein Ziel war es, durch die Formatierung ein Prinzip zu verdeutlichen, das auch der Text enthält, und nicht optische Spielerei um ihrer selbst willen (auch wenn zum Erreichen dieses Ziels ein bisschen Spielerei zum Zuge kam).

HerbertH hat Folgendes geschrieben:
im umgebenden Text bis auf den letzten Satz liest sich fast wie aus einer Seminararbeit eines Studenten der Literaturwissenschaft.

Oder eines Studenten der Geologie? Tatsächlich habe ich dafür hauptsächlich einen (Sach- und nicht Fach-)Text aus dem Duden (vermischt mit solchen aus „anderen Quellen“) mit der Magma-Themenvorgabe des Wettbewerbs verschmolzen und das Resultat soweit angepasst, dass es oberflächlich wie eine wissenschaftliche Abhandlung klingt. Ich habe mir dabei aber durchaus auch Spaß erlaubt, zum Beispiel die „antropogene Neogenese von Wörtern“ (durch den Menschen verursachte Neubildung von Wörtern - ja, wodurch denn auch sonst?!) oder die Frage, wenn man Verben mit Partikeln verschmelzen kann, warum dann nicht auch mit Molekülen. Dabei ging ich davon aus, dass ein mehr als ungefähres inhaltliches Verständnis dieses äußeren Textes (und erst recht solcher Scherze) nicht notwendig ist, um dessen Funktion für mein Gedicht zu begreifen - und das scheint ja zumeist auch funktioniert zu haben.

HerbertH hat Folgendes geschrieben:
Gesamteindruck: Ein hochgradig durchkomponierter Text, bei dem die Struktur die inhaltliche Spontaneität dominiert.

Was natürlich ausgerechnet in diesem Wettbewerb mit diesem Thema durchaus kein Manko sein muss.
Danke HerbertH für deine ausführlichen Auslassungen und deine Punkte.


V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Der Sachtext in Stein (gemeißelt) (Erde) und darin eingebettet, in leichter Glutfarbe, die Magma als zweiter Text bzw. Bedeutungsdimension, die das Ende des Sachtextes "aufgreift" oder (pseudo?-)philosophisch vertieft.
Das Ganze wirk sehr bemüht, für mich bisweilen zu bemüht, das Abstaraktionslevel der Sprache erreicht hier für mich eine Stufe, die nur noch reiner Selbstzweck ist. Finde ich schade, denn hiermit wirkt das ganze aufgesetzt esoterisch (im Sinne von: nur einem kleinen Kreis zugänglich).

Pseudophilosophisch und esoterisch (im spirituellen Sinne) mag ich mir (oder dem Text) nicht anziehen. Auch den Abstraktionsgrad der Sprache als Selbstzweck kann ich nicht wirklich nachvollziehen, da dieser thematisiert wird und sich dadurch (meiner Meinung nach) funktionell  legitimiert. Aber gut, diese Wirkung hatte es auf dich, das nehme ich auf und mit.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Der Durchschnittsleser hat ja nicht unbedingt eine Sprache (und damit Sprachwissenschaft) studiert und kann mir dem "Sachtext" was anfangen, noch hat muss er sich für Quantenphysik interessieren (interessant hier übrigens: was bedeutet das No-Cloning-Theorem als Metapher für dein Gedicht und seine Text_rezeption?) und kann daher mit dem Magma_text was anfangen. Dass für mich als "Bob" beides gilt ist reiner Zufall, ansonsten sendet "Alice" nur unverstanden in die Leere des Weltraums.

Ja, was ein Zufall, denn du bist nicht Bob sondern Eve. wink
Was bedeutet das No-Cloning-Theorem als Metapher für Textrezeption an sich, das finde ich eine interessante Assoziation an dieser Stelle.
Wie gesagt denke ich nicht, dass ein tieferes inhaltliches Verständnis des Rahmentextes notwendig ist, um dessen Beschaffenheit und Funktion zu begreifen.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Noch ein Problem mit deinem Text: Ist das überhaupt ein Gedicht?

Das fragte ich mich durchaus auch. Dass ich hier Prosa und Lyrik (oder was ich dafür halte) miteinander vermischt bzw. in Kontrast zueinander gesetzt habe, die Tatsache dessen wie die Idee dazu beruhen ja nun aber gerade auf der formalen Vorgabe dieses (Lyrik-)Wettbewerbs, insofern halte ich meine Vorgehensweise schon für gerechtfertigt.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Trotzdem hat es mir gefallen und gerne gelesen.

Und für einen zweiten Platz hat dir das gereicht, was mich sehr freut.
Vielen Dank für deine bedenkenswerten Anmerkungen!


Zinna hat Folgendes geschrieben:
Die konstruierten Fremdwortungetüme stoppten mich immer wieder.

Auch hier hatte ich gehofft, dass sie über Klang und ein eher intuitives Verständnis funktionieren, und im Leben nicht erwartet, dass jemand jedes dieser Schmelzwörter in seine ursprünglichen Bestandteile zersetzen und dann deren Bedeutung kennen würde. Womit ich nicht sagen möchte, der Versuch lohne sich etwa nicht. Ich habe Wörter verwendet, die (für mich) zur Stimmung des jeweiligen Moments im Gedicht passen, manchmal lose assoziiert, manchmal durchaus mit einer (für das generelle Verständnis jedoch nicht elementaren) Bedeutung für den Fortgang. Viele davon haben mehrere Bedeutungen, die im Gesamtkonstrukt eine variable Deutung erlauben. Sprache ist doch so schön, was sie diesbezüglich vermag faszinierend. smile

Zinna hat Folgendes geschrieben:
Dieses Über- und Umlagerte ist richtig gut.

Obere Ränge, Edit, weit oben.

Ich freue mich über deinen Kommentar und deine Höchstwertung.


BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Sehr schön!
Es bleibt immer noch schwer, die Worte ihr zu sagen, die ihr gesagt werden müssen. Um ein Gefühl auszudrücken, um das Richtige auszudrücken, um eine mögliche Wahrheit zu formulieren. Eingerahmt - oder auch eingesperrt - durch ein strenges Reglement, das die korrekte Verwendung von "richtiger Sprache" vorschreibt, existiert dein Protagonist, der sich zu artikulieren versucht. Der etwas ausdrücken möchte, etwas, das "uns" angeht, wie es im Text heißt, etwas, das wir vermuten, wesentlich ist, wesentlich für dieses "uns" sein muss.

Die Themensetzung finde ich formal am besten umgesetzt. Das Magma (das brodelt?) eingesperrt im festen Gestein, in der Starrheit der Elemente, der Regeln, der Notwendigkeiten.

Alice (LI) ist weiblich, Bob (LD) männlich, wobei beides (als Kategorien) für das Gedicht eigentlich keine Rolle spielen sollte, da es ja um die Schwierigkeit der Definition oder Beschreibung einer individuellen Begegnung/Verbindung geht - und offenbar spielt es ja auch keine Rolle.
Die Beschaffenheit und Funktion des Rahmentextes hast du gut beschrieben.
Danke für deinen Kommentar und auch deine vielen Punkte (mit meiner Prosa habe ich dich ja nie erreichen können).


dürüm hat Folgendes geschrieben:
Formatierung finde ich erstklassig umgesetzt, aber der Text ist mir etwas zu wenig magmatisch, sondern eher extrem trocken. Ich mag Worte, aber hier finde ich eher trockenes Papier als glühende Lava.

Lieber dürüm, in meinem Gedicht geht es definitiv um keine glühende Lava. Hätte ich es mit glühender Lava geschrieben, würde ihm das wirklich nicht anstehen.
Glühende Lava war allerdings nicht das Thema dieses Wettbewerbs, sondern Magma, dessen Wesen in meinem Verständnis fast schon konträr ist zu dem glühender Lava (interpretiert man diese als Produkt eines Vulkanausbruchs im übertragenen Sinne als emotionalen Ausbruch). Insofern geht es bei deinem Einwand um persönlichen Geschmack, und deinen Geschmack habe ich nicht getroffen.
Dafür gefällt dir meine Formatierung, was mich natürlich freut, obwohl ich schon hoffe, dass dir auch deren Zweck deutlich geworden ist - denn eine auffällige Formatierung zum Selbstzweck hätte für mich nicht das Thema erfüllt.
Danke für Kommentar und Punkte.

Heidi hat Folgendes geschrieben:
Sehr anschaulich dein Langgedicht. Das Außen ist kaum zu Entziffern, ist widerborstig und starr; das Innen ist flüssig zu lesen, gleitet dahin, berührt mich. Das Außen ist das, was wir kennen sollten, das was uns umgibt und doch können wir es nicht greifen, nicht begreifen – Was ist das Wort? Was ist die Materie? Was ist Struktur? Das Innen, das Bild, das Empfinden, es fließt, wärmt. Am Ende weiß ich wieder, dass ich nichts weiß, außer vielleicht, dass das, was uns Menschen ausmacht, nicht mit Worten zu beschreiben ist, es kann höchstens umschrieben werden. Dabei hilft mir das Innen. Es bringt mich näher zur Wahrheit, wegen dem Dazwischen.

Gefällt mir, was bei dir von meinem Gedicht ankam, und was es bei dir ausgelöst hat. Danke, Heidi, für deine Rückmeldung und deinen zweiten Platz.


firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ein ziemlich anspruchsvoller intellektueller Text. Die Idee der Formatierung fast genial.
Leider habe ich voll Probleme, ihn zu lesen so. Selbst mit Brille.

Das Problem kann ich nachvollziehen. Ich habe sehr mit den Schriftgrößen herumprobiert, damit es möglichst lesbar sein sollte, sich abgrenzt und dennoch ineinander „fließt“, habe deshalb dann noch die Farbe ganz leicht geändert, noch deutlicher wäre mir zu aufdringlich gewesen … Schade, dass es für dich nicht funktioniert hat. Danke dennoch für deine Rückmeldung.


Terhoven hat Folgendes geschrieben:
Also von der Optik her ist das hier das magmatischste Werk. Toll! Hier waren Bubbles im Spiel, oder? Auch der sprachliche Kontrast rational/emotional zwischen Innen und Außen ist ziemlich gut gelungen.

Ein klitzekleines bisschen mehr Lesbarkeit hätte ich mir für den Innentext noch gewünscht, da machen es mir die langen Klebewörter doch recht schwer, dabei hab ich doch schon mit dem Außentext mächtig zu tun, in der richtigen Zeile zu bleiben bzw. zu landen.

Freut mich, dass für dich die Form mit dem Inhalt und der Sprache gut korreliert hat. Die Lesbarkeit, s.o. Danke dir für Kommentar und Punkte.


Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Ich möchte aber gleich dazu sagen, dass für mich die Aufforderung, "formal" umzusetzen, was ein Magma sein kann, hinsichtlich der äusseren Form sehr gut umgesetzt wurde, deine Formatierung unterstützt (mehr noch: du hast sie als unerlässlich, als Notwendigkeit gestaltet) das Gedicht. Es kommt gar nicht ohne sie aus. Der grosse Druck von aussen (im Grossdruck) lässt das Innere schmelzen, ist Ursache der Entstehung von Verschmelzungsprodukten, die ebensogut zufällig enstanden sein könnten, doch nicht mehr oder weniger zufällig, wie eine Begegnung stattfindet, die einer (unwillentlichen, aber unvermeidlichen) Veränderung der Wahrnehmung vorausgeht.

Es freut mich sehr, dass du das mit der Formatierung so siehst. Ich habe sehr lange damit herumprobiert, damit sie eben genau diesen Effekt erzielen sollte ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen, über ihre Notwendigkeit hinaus. Gerade den versierten Lyrikern hatte ich Angst mit dem Ergebnis bereits zuviel zuzumuten.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Mich erinnert dein "kaskadezisinn" an etwas, aber daran will ich nichts messen, ich möchte ja eigentlich diesem, deinem Text nichts heraus lesen - auch wenn ich ihn für meine Zwecke szs entblösst habe.

An was erinnert es dich denn eigentlich?
Mein „kaskadezisinn“ besteht (ursprünglich) aus einer „Kaskade“, die ich einerseits als Wasserfall bildlich mit der Lawine assoziieren konnte, die andererseits für mich (aufgrund meines wissenschaftlichen Hintergrundes) eher die Bedeutung einer Art Kettenreaktion hat, aus „dezisiv“ (entscheidend) und aus „Sinn“, im Sinne von Bedeutung einerseits und Wahrnehmung andererseits, und gerade dieser Gegensatz ist für mich durchaus ein wichtiges Motiv im Text.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Bei allem Schmelz und wie ich der Suche in "Worte dir zu sagen" folgen musste -  es ist etwas Einfaches und Universelles, was am Ende von diesem Text bleibt, und mir gefällt das.

Das freut mich sehr. Überhaupt dein ganzer Kommentar, beeindruckend immer wieder, in welchem Maße du dich einzulassen in der Lage bist. Auf deine Höchstwertung bin ich mächtig stolz, wo du doch Gedichte schreibst, von denen ich immer nur bewundernd denke, wie kann man aus Worten soviel Mehr erzeugen. Danke dir!


poetnick hat Folgendes geschrieben:
Von Form und Idee allein ist das ein Kunstwerk, echt. Eingeschlossen in einer Kammer, Kaverne  fester Struktur,
dieser Prozess, die Verhandlung einer Beziehung unter physikalischen Para-metern.

Danke für das Kunstwerk, danke für deine Rückmeldung und für deine Punkte.


holg hat Folgendes geschrieben:
Das sieht zunächst einmal toll aus.
Ein starkes Gerüst aus fett gesetzten etwas größeren Buchstaben. Der Text kennt beinahe wie ein Zitat aus einem Aufsatz über die deutsche Sprache. Fest, stark und sicher bildet es das festgesteinige Fundament für den wie in Kammern eingeschlossenen Text. Die Wendung im letzten Satz ist genial.
Der Kammertext ist feiner gesetzt. Er ist das themengerechte Magma.
Er wabert in losen Satzfetzen, die immer wieder in den im Rahmentext beschriebenen, aberwitzigen Neologismen münden, trachtet danach das zu tun, was der letzte Satz des Rahmentextes der Sprache abspricht.
(…)
Das hier ist sehr, sehr schön.

Auf den Punkt gebracht, was ich versuchte, damit zu erzeugen. Schön, dass es funktioniert hat.
Danke für deine Rückmeldung, holg.


gold hat Folgendes geschrieben:
wow. Diese Zeilen gefallen mir sehr, sehr gut. Das Spiel mit der Sprache. Dieses Zusammensetzen und dieses Erfinden von Wörtern. Ersteres ist ein Augenschmaus. Und dieses Puzzle, was sich immer wieder auf unterschiedliche Zeilen zusammensetzen lässt. Einfach klasse.

Und noch mehr so positive Worte und noch einmal Höchstwertung. Danke auch dir!

Und danke an albaa, die ganz zuletzt noch schnell ein paar Punkte mit reingeworfen hat.

Mensch, ihr macht mich alle ganz verlegen und froh. smile



MrPink hat Folgendes geschrieben:
Jenni hat Folgendes geschrieben:
Hallo, du mein Gedicht, das erste und womöglich letzte seiner Art. Ich glaube ja nicht, dass du der Anfang einer tiefergehenden Beziehung zwischen Jenni und Lyrik bist.


Wenn du dich da mal nicht geschnitten hast.... Wink

Das allerdings glaube ich noch immer nicht. Wir werden sehen. Aber amüsiert euch ruhig. Laughing


Hat Spaß gemacht, der Wettbewerb. Nicht (nur), weil ich ihn gewonnen habe, schon das Schreiben hat enormen Spaß gemacht und nach kleineren Startschwierigkeiten auch das Lesen der anderen Gedichte.
Na gut, das Gewinnen war schon auch ein großer Spaß. Laughing
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V.K.B.
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Beitrag27.02.2017 22:59

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Zitat:
Pseudophilosophisch und esoterisch (im spirituellen Sinne) mag ich mir (oder dem Text) nicht anziehen.
Hab ich auch beides nicht so gesagt.

Zitat:
Aber gut, diese Wirkung hatte es auf dich, das nehme ich auf und mit.
Nicht nur. Ich hab das Ende deines Sachtexts ja immerhin mit cummings verglichen, ein außergewöhnlicher Dichter, den ich sehr schätze (der nur wirklich absolut unübersetzbar ist, weil er seine Sprache auch auf einem Niveau benutzt, die nur noch für Sprachwissenschaftler komplett zu dechiffrieren ist)

Zitat:
Ja, was ein Zufall, denn du bist nicht Bob sondern Eve.
Oh, stimmt. Verdammt, warum ist mir das nicht eher aufgefallen, denn hätte ich bei der Analyse ja tiefer in die Trickkiste greifen können *Kali-CD auspack und Forum hack* lol

PS: Sorry wegen der ganzen Fehler in meinem Kommentar, echt peinlich, ist mir gerade eben erst aufgefallen, ich dachte echt, ich hätte das nochmal korrekturgelesen

PPS: Verdient gewonnen, meinen Glückwunsch nochmal


_________________
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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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albaa
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A


Beiträge: 131



A
Beitrag28.02.2017 19:23

von albaa
Antworten mit Zitat

Hallo Jenni,

Ja, trotz der äußerer Gekünsteltheit und dieser schrecklichen, leserfeindlichen Formatierung, schafft du es, selbst trotz all der von mir ungeliebten Neologismen, genug Authentisches und emotional Ansprechendes, wenn auch mit (schönem) Kitsch Durchwirktes:

Zitat:
[...] aber genau im richtigen Moment fehlten die Worte
saßen wir uns gegenüber, haben uns nicht berührt
je näher du bist, desto entfernter
möchte ich dich berühren möchte
ich dich mit Worten berühren
wie deine Worte mich berühren [...]


durchschimmern zu lassen. Ich habe bisher nur einen Prosatext von dir gelesen, aber der, und auch das hier lassen mich vermuten, dass du einfach schreiben kannst! Für mich war das zwar kein Siegerbeitrag in der Kategorie Lyrik, deshalb auch die wenigen Punkte, aber ich kann mit deinem Sieg auch wirklich gut leben, wenn ich auch lieber mehr vom "Inneren" als vom äußeren Geschwurbel gelesen hätte!

Wirklich aufrichtig gemeint: Herzliche Gratulation!

Lieben Gruß
albaa


,
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag28.02.2017 21:58

von Jenni
pdf-Datei Antworten mit Zitat

albaa hat Folgendes geschrieben:
Gekünsteltheit ... schrecklichen, leserfeindlichen Formatierung ... ungeliebten Neologismen ... Kitsch ... Geschwurbel

Huch. Aber danke für das Kompliment, das sich zwischen den geringfügigen Einschränkungen versteckt hat. wink

Kitsch, echt. Kann gar nicht sein: Das hätte Bob (ihr erinnert euch, der Sprachwissenschaftler mit dem Hang zur Quantenphysik) mir Alice doch dann gleich um die Ohren gehauen. Laughing

Im Ernst, danke euch beiden, albaa und V.K.B., für eure erneuten Rückmeldungen. Alles gut. Ich bin im Reinen mit dem Gedicht und der Welt. smile
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