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Ich bin Platzhalter für einen wundervollen Titel


 
 
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Socki
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 37
Beiträge: 33



Beitrag22.02.2017 19:57
Ich bin Platzhalter für einen wundervollen Titel
von Socki
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

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So, dann will ich mich mal der Kritik stellen.
Ich wünsche mir kein Kuschelwuschel, sondern wahre Worte. Ich würde gern wissen, ob und wie mein Schreibstil wirkt. Ob er anspricht, oder man sich beim Lesen eher nach einem Bett sehnt, weil einem vor Langeweile die Augen zufallen.

Hier mal ein Auszug von einer Idee (welche noch ganz und gar in den Kinderschuhen steckt).


„Du willst das wirklich durchziehen?“ Dumpf hallten meine Worte von den kalten, feuchten Wänden des rissigen Mauerwerks wieder. Die Luft roch abgestanden und modrig und vermutlich war das ein wahres Paradies für Schimmelpilze.
„Zeig doch mal etwas Abenteuersinn.“ Ich konnte die Unbekümmertheit von Alex nicht teilen. Für ihn schien das hier ein Spielplatz für Erwachsene zu sein. Auf mich wirkte die alte Ruine eher unheimlich, was auch an den Geschichten lag, die um das uralte Gebäude kursierten. Bereits vor über 300 Jahren soll hier auf mysteriöse Weise der Sohn eines Grafen verschwunden sein. Ein Teenager, dessen Schicksal niemals aufgeklärt wurde. Seitdem lockte es immer wieder gerade junge Menschen her, die den ultimativen Kick suchten. Und immer wieder hörte man davon, dass einige nie wieder kehrten. Und genau an diesen Ort ließ ich mich von meinem besten Kumpel nun mit schleifen.
„Mir ist einfach nur kalt.“ erwiderte ich trotzig und zog demonstrativ den Reißverschluss meiner lila Softshell Jacke bis hoch zum Anschlag.
„Dauert doch nicht lange. Nur drei, vier Fotos und wir sind wieder weg.“
„Schon klar.“ Ich leuchtete das Deckengewölbe ab, von welchem immer wieder eisige Wassertropfen herab fielen. In den letzten Tagen hatte es viel und stark geregnet und auch wenn es nun schon seit über 12 Stunden trocken war, bahnte sich das Regenwasser noch immer seinen Weg hier rein. Auf dem unebenen Boden hatten sich dadurch etliche Pfützen gebildet. War vermutlich nicht die beste Idee von mir, Sneakers zu dem Ausflug anzuziehen. Meine Socken waren durchgeweicht und meine Füße fühlten sich unlängst wie Eisblöcke an.
„Wem willst du mit solchen Fotos eigentlich imponieren?“ Würde ich meiner Familie solche Fotos zeigen und ihnen erklären, dass ich mich nachts in einer Spukruine herumgetrieben habe, würden sie mir wohl einen Vogel zeigen. Alles in allem waren meine Eltern aber auch keine Abenteuerurlauber. Wenn wir mal weg waren, dann im Cluburlaub in einem 5 Sterne Hotel mit all inclusive Angebot und Blick aufs Meer.
„Meinen Dad. Er steht total auf solche Orte.“ Das erklärte zumindest, woher Alex diese verrückten Ideen hatte.

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Phenolphthalein
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Beitrag22.02.2017 20:46
Re: Ich bin Platzhalter für einen wundervollen Titel
von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Socki hat Folgendes geschrieben:
So, dann will ich mich mal der Kritik stellen.
Ich wünsche mir kein Kuschelwuschel, sondern wahre Worte. Ich würde gern wissen, ob und wie mein Schreibstil wirkt. Ob er anspricht, oder man sich beim Lesen eher nach einem Bett sehnt, weil einem vor Langeweile die Augen zufallen.


Hallo Soki,

du willst ehrlich Kritik und kein Kuschelwuschel?
Hab ich mir bereits einen Namen gemacht? Ich behaupte einfach mal das ist mein Spezialgebiet.

Ich schaue später nochmals vorbei, aber du bekommst eine Kritik, keine Sorge. Twisted Evil
Beim Überfliegen ist mir nichts tiefgreifendes aufgefallen (was nichts heißen muss).
Wie lange schreibst du? So ganz frisch bist du nicht mehr oder?

Viele Grüße,

Pheno


_________________
Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Yaouoay
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 22
Beiträge: 232
Wohnort: Berlin


Beitrag22.02.2017 20:49

von Yaouoay
Antworten mit Zitat

Hallo, Socki! smile

Herzlich willkommen im Schriftstellerforum ...
Ein schöner Einstand.

Er sagt viel über deinen Schreibstil aus (der m. E. überhaupt nicht langweilig ist):
 - Bei wörtlicher Rede benutzt du nie (oder wenigstens selten) einen Begleitsatz mit Inquit-Formel, sondern stellst einen Satz nach, aus dem unter anderem hervorgeht, wer was gesagt hat.
Diesen Stil finde ich gut, man sollte es aber m. E. nicht bei jeder wörtlichen Rede machen, da es sonst gestellt wirkt.
 - Oft schiebst du Erklärungen in eine Handlung ein und unterbrichst sie so.
Auf die Dauer kann das den Lesefluss sehr beeinträchtigen, da man zwischen Handlung und Beschreibung hin- und herdenken muss.
 - Das Einbringen von (Hintergrund-)Informationen gestaltest du subtil und in einem Fluss, so dass es nicht unterbricht.
Finde ich gut.
 - Details und Beschreibungen lässt du aber lässig und interessant einfließen, sodass es nicht aus dem Kontext gerissen scheint.
 - Im Allgemeinen ein sehr flüssiger Schreibstil; an manchen Ecken hat's noch Kanten, die mit dem Überarbeiten und Üben ausgebügelt werden können.

Inhaltlich:
Ein interessanter Einstieg; macht Lust auf mehr.
Aus dem Zusammen gerissen kann ich dir leider nicht so viel dazu sagen. Es impliziert auf jeden Fall einen Spannungsbogen, wobei es einen solchen auch schon enthält.
Trau dich ruhig, noch mehr reinzustellen, damit man es als Ganzes betrachten kann.
Als Anreißer taugt es was, auch wenn es keinen Cliff-Hanger aufweist.

Formal:
An ein paar Stellen sind mir kleine Interpunktions- Orthographie- und Formulierungsfehler aufgefallen - allerdings nichts Dramatisches.

Liebe Grüße
Yaouoay


_________________
In Liebe – das Leben
(Erzählung)
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Socki
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 37
Beiträge: 33



Beitrag22.02.2017 20:52

von Socki
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Ich bin gespannt. Nein mit sowas weichgespültem wie: Oh wie toll oder so kann ich nichts anfangen. Ich mag ehrliche Worte und immerhin soll Kritik ja dazu dienen, Fehler, die man selbst nicht erkennt, aufgezeigt zu kriegen. Ich bin also gespannt.

Ich habe noch nie irgendwas veröffentlicht, falls du das meinst. Aber ich schreibe eigentlich schon, seit ich schreiben kann. Aufsätze, RPG's, all sowas. Ganze Geschichten ist dann aber doch Neuland für mich.

Ich hab jetzt auch nur mal einen kleinen Teil online gestellt, kann es auch bei belieben erweitern.
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Socki
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 37
Beiträge: 33



Beitrag22.02.2017 20:56

von Socki
pdf-Datei Antworten mit Zitat

So, nun hab ich die tolle Kritik von Yaouoay zu spät gelesen und wage es dann doch mal, den Rest des ersten Kapitels rein zu stellen.
Ich danke dir auf jeden Fall für die lieben Worte und werde die Kritik beherzigen (nicht mehr heute, dafür bin ich zu sehr im Schlafmodus)

Der Flur weitete sich zu einem riesigen Raum, deren Decke noch höher und pompöser war. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es hier wohl ausgesehen hatte, als das Anwesen noch bewohnt war. In meinen Gedanken entsprang ein Bild von Wänden behangen mit bestickten Teppichen und Gemälden der Vorfahren. In der Mitte ein prunkvoller Tisch, voll von Köstlichkeiten. Feuer im Kamin, welches für wohlige Wärme und genügend Licht sorgte. Am Kopfende des massiven Holztisches saß ein fein gekleideter Mann, ihm gegenüber eine liebreizende Frau mit langem Gewand. Ganz wie im Märchen.
 
„Nova, komm mal her.“ Die aufgeregte Stimme von Alex riss mich aus meinen Fantasien und aus dem farbenprächtigen Saal wurde wieder die baufällige Ruine.
Der Lichtkegel meiner Taschenlampe glitt zu dem 16 Jährigen der vor einer Wand stand und mich seinerseits mit seiner Taschenlampe blendete. Um meine Augen zu schützen legte ich meinen Unterarm über meine Augen, was Alex außerdem zu verstehen geben sollte, dass er mir nicht weiter ins Gesicht scheinen sollte. Dauerte zwar einen Moment, aber die Massage kam an, dennoch musste ich einige Male blinzeln, bis ich wieder richtig sehen konnte.
„Guck dir das mal an.“ Die LED's meiner Lampe warfen ihren Schein an die Wand, die Alex' gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Langsam tastete sich der Lichtkegel voran und enthüllte Silhouetten von Menschen Wie erstarrte Schatten zierten sie die Fassade. Manche rissen die Arme hoch, andere hielten ihre zur Seite. Manche waren schlank, andere dick.
Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und das ohnehin schon vorhandene Unwohlsein wurde noch stärker. „Was ist das?“ Langsamen Schrittes trat ich auf die Wand zu, blieb aber etwa zwei Meter davor stehen. Näher wollte ich diesen Schatten einfach nicht kommen, zu unheimlich wirkten sie auf mich. „Das...“ meinte Alex und stellte sich vor die Wand, als wolle er mir diese präsentieren. „...ist die Kulisse für unsere Fotos.“
„Deine!“
„Was?“
„Deine Fotos. Du wolltest unbedingt welche haben.“ Auch wenn wir nur unsere Taschenlampen hatten, so konnte ich seinen Schmollmund deutlich erkennen.
„Jetzt komm schon. Sei nicht so. In 20 Jahren, wenn du auf der Couch sitzt und Socken strickst, kannst du deinen Kindern zeigen, wie cool du mal warst.“
„Total cool, sich vor einer Gruselwand ablichten zu lassen.“
„Was ist denn daran gruselig. Die hat wohl irgendwer mal her gemalt.“
Musste aber ein guter Künstler sein, denn die Silhouetten wirkten so realistisch, als würden sie jeden Moment aus ihrer Starre erwachen.
„Du guckst eindeutig zu viele Horrorfilme.“
Seufzend gab ich nach. Vermutlich hatte Alex recht, meine Fantasie ging eindeutig mit mir durch. Ich versuchte mir einzureden, dass sicher kein Massenmörder hier Tag und Nacht darauf wartete, dass Jugendliche mal wieder etwas Action suchten und hier herauf kamen. Oder dass irgendwelche Geister längst vergangene Zeit uns gleich heimsuchten. Gänzlich konnte ich meine Unsicherheit aber nicht ablegen, weswegen ich mich zwar vor die fragwürdige Wandverzierung stellte, dennoch etwas Abstand hielt. Alex, der mir gegenüberstand hob seine Kamera und richtete das Objektiv auf mich, während ich versuchte, ein nicht allzu gekünsteltes Grinsen aufzusetzen. Während es Menschen gab, die auf Knopfdruck ein zuckersüßes Lächeln auflegen konnten, gehörte ich zu jenen, die eher so aussahen, als habe man ihnen gerade gegen das Knie getreten.

Ein greller Blitz durchflutete den Raum für den Bruchteil einer Sekunde, ehe das Gewölbe wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Geblendet von dem weißen Licht, hatte ich die Augen zusammen gekniffen und wartete nun darauf, dass das Flackern, welches noch immer anhielt, endlich nachließ.
„Jedes Fahndungsfoto sieht besser aus.“ Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust. Welches Mädchen hörte sowas schon gern, auch wenn mir Alex' gehässige Art durchaus bekannt war.
„Wenn du dich weiter über mich lustig machst, dann kann die Polizei das gleich dafür nehmen.“ drohte ich mürrisch an, was den Teenager mit den mittellangen, dunklen Haaren und den eisblauen Augen nur noch mehr zu amüsieren schien. Doch statt mich mit weiteren Erniedrigungen zu bombardieren, blieb es bei bloßem Gelächter.
„Komm schon. Stell dich mal dichter an die Wand und posiere etwas.“ In sowas war ich ja noch schlechter, als im Lächeln. Aber ich wollte mir auch nicht die Blöße geben und am Ende als Spielverderber abgestempelt werden, weswegen ich einen Schritt rückwärts machte. Die kalte Wand im Rücken spürend, drehte ich mich etwas seitlich, riss einen Arm in die Höhe und einen seitlich von mir weg. Meinen Rücken drückte ich etwas durch und versuchte mit geöffnetem Mund zu Lächeln. Beinahe wie in diesen Teleshoppingsendern, wo jedes noch so unnütze Teil für die Darsteller ein absolutes Wow-Erlebnis darstellte. In meinen Augen waren diese Menschen die größten Schauspieler, denn wer raspelte schon mit so viel Inbrunst pfundweise Gemüse, oder freute sich, wenn er mit einem Gummiband Strechübungen machen konnte?
„Ja, schon besser.“ motivierte Alex mich und hob die Kamera. Abdrücken tat er dennoch nicht, senkte stattdessen die Hand wieder und eilte zu mir herüber. Ruckartig zog er mich etwas von der Wand weg und drückte mir den Apparat in die Hand.
„Lass mich erstmal.“ Ehe ich etwas erwidern konnte, stellte Alex sich schon an die Wand, zupfte etwas an seinem Haar herum und versuchte sich in Szene zu setzen. Allerdings glaubte ich, dass sein Versuch bald noch erbärmlicher wirkte, als der meine. Im Schein der Taschenlampe konnte ich sehen, dass seine Mundwinkel nicht mal im Ansatz ein Lächeln andeuteten und in seinen Augen lag eine unbekannte Hektik. Ob er auch langsam begriff, dass dieser Ort unheimlich war?
„Jetzt mach schon.“ Selbst seine Stimme hatte einen abgehetzten Ton angenommen und ich fragte mich, wann der Punkt gekommen war, wo wir die Rollen getauscht hatten. Bis eben war ich es doch gewesen, die es nicht erwarten konnte, hier wieder raus zu kommen.
„Bin ja dabei.“ Ich hielt das Objektiv auf Alex gerichtet und drückte ab.
Einmal.
Zweimal.
Dreimal.
Das Blitzlicht zuckte durch den Raum und nach jedem Erlöschen schien die Dunkelheit noch größer zu sein.

Ein flüsterndes Gemurmel durchflutete das Gemäuer. Unzählige Stimmen schienen in leisem Ton durcheinander zu sprechen. Sie hatten etwas gefährliches in sich, auch wenn es unmöglich war, nur ein Wort davon zu verstehen. Das Gemurmel wurde von einem spitzen Schrei übertönt, dessen Angst selbst im Widerhall förmlich greifbar war.
Mein Schrei, wenngleich er selbst in meinen Ohren vollkommen fremd klang.
Angst hatte von meinem Körper Besitz ergriffen und schien jede meiner Bewegungen zu lenken. Alex' Taschenlampe war zu Boden gefallen und rollte auf dem unebenen Boden hin und her, so dass der Lichtkegel sich im Takt der Stimmen zu bewegen schien. Dann hörte ich Alexanders angsterfüllte Laute. Es waren keine Schreie, auch rief er mich nicht zu Hilfe. Es waren einfach irgendwelche gurgelnden Geräusche, die er von sich gab. Ruckartig richtete ich mein Licht auf ihn, wobei mir die Kamera entglitt und laut scheppernd zu meinen Füßen landete.
Das Bild, welches sich mir bot, ließ mich vor Angst erstarren. Unzählige Hände griffen nach Alex. Hände der Schattengestalten.
Aus weit aufgerissenen Augen, musste ich mit ansehen, wie die Schatten an meinem Freund zerrten. Sie packten ihn an Armen, Beinen, zogen ihm am Haar.
Abermals ein Schrei.
Mein Herz schlug so schnell und hart gegen meine Brust, dass ich glaubte, meine Rippen könnten dadurch brechen. In rasend schnellen Intervallen sog ich die muffige Luft ein, jappste dabei, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir.
„Alex.“ schrie ich verzweifelt. Heiße Tränen liefen mir über die Wangen, während ich erneut den Namen meines besten Freundes rief.
„Lauf!“

Seine Stimme schien mich aus dem tranceartigen Zustand zu befreien, in dem ich mich bis eben noch befunden hatte. Ich konnte noch immer keinen klaren Gedanken fassen, aber mein Körper begann quasi von allein zu arbeiten, während ich mich eher wie ein stiller Beobachter fühlte. Schnell hatte ich die kurze Distanz, die mich von Alex trennte überwunden, während meine Hände nach seinem Arm griffen. Mit aller Kraft versuchte ich ihn von den Schatten wegzuziehen, wobei mir unentwegt Tränen übers Gesicht liefen und das Bild vor meinen Augen verschwimmen ließen. Das Adrenalin setzte Kräfte in mir frei, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie besaß. Ich wusste, würde ich ihn jetzt los lassen, hätte ich ihn verloren.
 Angestrengte Laute entkamen meiner Kehle. Doch so sehr ich mich anstrengte, die Schattenwesen ließen nicht nach. Sie zerrten unentwegt weiter an dem sich wehrenden Körper, dazu murmelten sie in einer Art Singsang weiter ihre unverständlichen Worte.
„Lass los, Wendy.“
Alex letzte Worte, die ich hörte, ehe sein Kopf durch die Wand gezogen wurde. Panisch umschlungen meine Finger seinen Unterarm noch fester und ich zerrte mit aller Kraft daran, während sein Körper mehr und mehr in der Wand verschwand.
Ich rutschte ab, versuchte noch einmal seinen Arm zu packen, doch ging mein Griff ins Leere. Ich verlor das Gleichgewicht und landete hart auf dem feuchten Boden. Meine Jeans sog die Nässe schwammartig auf, während ich versuchte mich aufzurappeln. Immer wieder schrie ich den Namen meines besten Freundes, doch waren sowohl seine, wie auch die Laute der Schatten verstummt. Einzig das Geräusch meiner Taschenlampe, die über den Boden rollte, war zu vernehmen. Auf allen Vieren krabbelte ich auf den Lichtkegel zu, packte die kleine Lampe und leuchtete auf die Wand zu, in welche Alex gesogen wurde. Die Schatten waren wieder erstarrt und Alex verschwunden.
Alles, was von ihm noch übrig war, war sein Schatten, der nun ebenfalls die Wand zierte.
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Phenolphthalein
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Beitrag22.02.2017 22:11

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo Socki,

Bei dir ist es schwer etwas zum Meckern zu finden. Das bin ich nicht gewöhnt. Smile
Klar kann man bei jedem Text etwas finden und seien es nur Rechtschreibfehler.

Hier wären schon mal zwei.
Zitat:
„Mir ist einfach nur kalt.(Komma) erwiderte ich trotzig und zog demonstrativ den Reißverschluss meiner lila Softshell Jacke bis hoch zum Anschlag.


 
Zitat:
Ich leuchtete das Deckengewölbe ab, von welchem immer wieder eisige Wassertropfen herab fielen.
Wenn du magst, dann schau dir auf Duden die Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung an. Müsste K48 sein, glaube ich. Wenns nur ein Flüchtigkeitsausrutscher war, ist’s natürlich egal.

Ansonsten auch das erstaunlich gut. Mir fiel sonst nichts auf. (Bezug: Rechtscheibung)

Nach den ersten drei Sätzen dachte ich: Ich hab was, doch das konnte sich für den Rest des Textes leider nicht bestätigen.

Hier hast du recht inflationär mit Adjektiven um dich geworfen. Vom Grundsatz her sollte man nicht mehr als 2 pro Satz verwenden, um den Text nicht zu überladen.
Im zweiten Satz waren es 5, im dritten immerhin noch 3.
Danach bemerkte ich keine unnötige Anhäufung mehr. Möglicherweise habe ich mich in den Text hineinziehen lassen, denn es fiel mir schwer mich auf Fehler oder Stilbrüche zu konzentrieren.

Mir sprang trotzdem etwas ins Auge.
Zitat:
„Mir ist einfach nur kalt.“erwiderte ich trotzig und zog demonstrativ den Reißverschluss meiner lila Softshell Jacke bis hoch zum Anschlag.


Ich mag keine Adjektive, die im Grunde nur beschreiben. Das finde ich nicht immer bildhaft.

Trotzig
Demonstrativ

Komischerweise bekam ich trotzdem ein Bild vor Augen. Das liegt wahrscheinlich am Ich-Erzähler, der direkt eine Nähe schafft, die andere Erzählformen nicht (so leicht) hinbekommen.

Aber der Vollständigkeit halber:

Wie sieht trotzig oder demonstrativ aus?  
Der Tonfall? Die Bewegung? Beides zusammen?
Natürlich wirkt sie auf mich nicht wie ein kleines Mädchen. Folglich wird sie nicht mit dem Fuß auf den Boden stampfen. Aber wie zeigt sich der Trotz sonst?
Wenn es dir gelingt, das noch herauszukitzeln.

Dann könntest du die Umgebung ein wenig mehr in Augenschein nehmen.

Du scheibst:
Zitat:
Die Luft roch abgestanden und modrig und vermutlich war das ein wahres Paradies für Schimmelpilze.

Damit hast du die Geruchsebene abgedeckt. Aber kann sie in dem Gewölbe nichts sehen, außer dass die Wände rissig und feucht sind? Mir käme Moss in den Sinn. Spinnweben. Braucht man eine Taschenlampe oder kann man alles so erkennen?
Ein klein wenig mehr Atmosphäre wäre möglich, wobei du das mit dieser Stelle:

Zitat:
In den letzten Tagen hatte es viel und stark geregnet und auch wenn es nun schon seit über 12 Stunden trocken war, bahnte sich das Regenwasser noch immer seinen Weg hier rein. Auf dem unebenen Boden hatten sich dadurch etliche Pfützen gebildet.


wieder sehr gut gelöst hast.

Noch etwas:
Zitat:
Bereits vor über 300 Jahren soll hier auf mysteriöse Weise der Sohn eines Grafen verschwunden sein.


Das kann so ziemlich alles sein. Und ich glaube kaum, dass man sich erzählt:
"Ich gehe heute in das Gewölbe, wo der Grafensohn auf mysteriöse Weise verschwunden ist."
"Mysteriöse Weise? Ey da muss ich sofort mit."

Also: Was ist passiert? Muss kein Infodump sein, aber ein Sätzchen mehr, wäre super.

Dennoch meckere ich auf hohem Niveau.

Deine Geschichte ist seit Langem das Beste, was ich im Forum gelesen habe.
Kannst du das Niveau auch über eine längere Distanz halten?

Zu deinen Fragen:

Zitat:
Ich würde gern wissen, ob und wie mein Schreibstil wirkt. Ob er anspricht, oder man sich beim Lesen eher nach einem Bett sehnt, weil einem vor Langeweile die Augen zufallen.


Ich finde ihn auf den ersten Blick angenehm flott mit einer schönen Dichte. Bei einer Kurzgeschichte wäre ich ohne zu Meckern ausgekommen. Wenn es ein Roman werden soll, könntest du noch ein bisschen mehr Dichte über Atmosphäre schaffen, was aber nicht unbedingt nötig sein muss. Es obliegt dir, was du meiner Kritik entnimmst und du bist eine der wenigen, bei denen ich das auch als eine echte Option ansehe.
Damit habe ich dann auch den zweiten Frageteil indirekt beantwortet, oder? Wink

Viele Grüße,

Pheno.

PS: Den Rest des Textes lese ich aber nicht mehr heute. Mir schwimmt ein wenig der Kopf. Das muss nichts heißen. Ich bin herrlich inkonsequent, denn ich möchte schon wissen, wie es weiter geht. Nein. Ich schalte mein Notebook jetzt ab.


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Nicki
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Beitrag22.02.2017 22:49

von Nicki
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Socki hat Folgendes geschrieben:
Ich bin gespannt. Nein mit sowas weichgespültem wie: Oh wie toll oder so kann ich nichts anfangen.

Tut mir echt leid, wenn ich ich jetzt dahingehend enttäusche, aber
während ich die Szene gelesen habe, ist mir doch glatt der Milchreis angebrannt. Pfiffig Blinzeln


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Corydoras
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Beitrag22.02.2017 22:52
Re: Ich bin Platzhalter für einen wundervollen Titel
von Corydoras
Antworten mit Zitat

Ist das die erste Seite?
Mir persönlich ist es zu Infodump-lastig. Viele dieser Informationen werden so schnell und kurz hingeklatscht, dass ich sie zwei Zeilen später wieder vergessen habe.
Bitte wirf nicht gleich am Anfang mit so viel Hintergrundinfo um dich, sondern teile das über den gesamten Text auf. Und WENN du dann eine Info gibst, dann gib ihr mehr Raum (Wie z.B. das Verschwinden des Grafensohns.)
Darüber hinaus finde ich es recht lästig, dass du die Infos zwischen einen Dialog schiebst. So kann ich mich leider weder auf den Dialog noch auf das gegebene Hintergrundwissen konzentrierten. Um ehrlich zu sein musste ich immer wieder hinauf zur letzten Dialogzeile springen, um nochmal nachzulesen, worums überhaupt ging. Confused

Ein paar Grammatik/Rechtschreibfehler hab ich gefunden:



Socki hat Folgendes geschrieben:

 Dumpf hallten meine Worte von den kalten, feuchten Wänden des rissigen Mauerwerks wieder.


wider

Zitat:
Auf mich wirkte die alte Ruine eher unheimlich, was auch an den Geschichten lag, die um das uralte Gebäude kursierten.


Zweimal "alt"

Zitat:

„Mir ist einfach nur kalt.“ erwiderte ich


....kalt", erwiderte ich

Zitat:
12 Stunden


Zwölf. Zahlen von 1 bis 12 werden ausgeschrieben, darüber als Zahl.

Zitat:
meine Füße fühlten sich unlängst wie Eisblöcke an.


Ich nehme an du meinst "längst".
"Unlängst" bedeutet "vor kurzem".

Zitat:
würden sie mir wohl einen Vogel zeigen.


DEN Vogel zeigen.

Stilistisch ansonsten schon wesentlich besser als viele andere Erstversuche, aber trotzdem kann man dran sicher noch feilen.

So, wie erwünscht, kein Kuschelwuschel. Laughing


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Socki
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Beiträge: 33



Beitrag23.02.2017 06:53

von Socki
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Erstmal vielen Dank, für die vielen tollen Worte. Das versüßt mir echt den Morgen. So kann ein Donnerstag (einer ohnehin 7 Tage-Arbeitswoche) starten.

Das mit dem Milchreis tut mir echt leid. Ich hoffe, er war dennoch genießbar *Milchreis-Liebhaber ist*

Um die Rechtschreibfehler werde ich mich nachher auf jeden Fall gleich kümmern und werde auch mal gucken, dass ich Corydoras Kritikpunkte abgearbeitet bekommen, wenngleich ich mir da doch ein paar Gedanken zu machen muss. Nicht, weil ich mir die Kritik nicht zu Herzen nehme, sondern weil ich noch nicht genau weiß, wie ich sie umsetzen kann.

Das Mysterium um den Grafensohn allerdings würde ich hier ungern noch zu sehr ausführen, da genau dieser im späteren Verlauf eine sehr wichtige Rolle einnehmen wird. Dort wird geklärt, wohin und warum er verschwunden ist und was genau es damit auf sich hat.
Man könnte quasi das erste Kapitel auch eher als eine Art Prolog sehen.

Wobei ich schon am überlegen war, es genau als das zu machen, um danach einen Cut zu machen, um einige Zeit später wieder einzusteigen.
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Phenolphthalein
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Beitrag23.02.2017 11:38

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo Socki,

Ich wusste, warum ich auf einen längeren Text gespannt war. Mein Ersteindruck wird (etwas) relativiert. Zwar finde ich die Geschichte immer noch anständig, aber es zeigen sich einige Aspekte, dir mir nicht gefallen. Gerade die erste Hälfte ist recht langatmig. Da passiert nicht wirklich etwas.

Der Spannungsteil im Anschluss ist in Bezug auf Spannung noch unausgereift und könnte genauer gefasst werden.


Zitat:
„Das...“ (Komma) meinte Alex und stellte sich vor die Wand, als wolle er mir diese präsentieren. (Komma) „...ist die Kulisse für unsere Fotos.

Die Kommasetzung bei wörtlicher Rede ist immer falsch. Siehe Duden (Regel 9 (2) §93)

Zitat:
Der Flur weitete sich zu einem riesigen Raum, deren Decke noch höher und pompöser war.
Das sagt beides im Grunde nicht viel aus.

Zitat:
In meinen Gedanken entsprang ein Bild von Wänden behangen mit bestickten Teppichen und Gemälden der Vorfahren. In der Mitte ein prunkvoller Tisch, voll von Köstlichkeiten. Feuer im Kamin, welches für wohlige Wärme und genügend Licht sorgte. Am Kopfende des massiven Holztisches saß ein fein gekleideter Mann, ihm gegenüber eine liebreizende Frau mit langem Gewand. Ganz wie im Märchen.
Ich bin kein Gegner von Infodump bzw. kann auch mal damit leben. Diese Stelle ist aber schon ein wenig lang und wirkt auf mich wie ein Gegensatz des schlichteren riesigen und pompöser. Im Übrigen hätte mich die Darstellung der Gegenwart mehr interessiert, als die Fiktion im Geist. Vermutlich hat sie aber noch eine Bedeutung für den späteren Verlauf. Wenn das allerdings stimmt, könnte die Geschichte durchschaubar werden. Das ist für diesen kleinen Aspekt jedoch zu vernachlässigen.

Zitat:
Der Lichtkegel meiner Taschenlampe glitt zu dem 16 Jährigen (Komma) der vor einer Wand stand und mich seinerseits mit seiner Taschenlampe blendete.
Da verlierst du ein wenig Nähe.


Zitat:
„Guck dir das mal an.“ Die LED’s meiner Lampe warfen ihren Schein an die Wand, die Alex‹ gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Langsam tastete sich der Lichtkegel voran und enthüllte Silhouetten von Menschen Wie erstarrte Schatten zierten sie die Fassade. Manche rissen die Arme hoch, andere hielten ihre zur Seite. Manche waren schlank, andere dick.
Der Zustand des "Wandgemäldes" wäre sicherlich noch interessant. Sieht es entsprechend der restlichen Umgebung aus oder ist es fast wie neu? Gibt es etwas (greifbar) mysteriöses.

Zitat:
„Was ist denn daran gruselig. Die hat wohl irgendwer mal her gemalt.


Zitat:
Alex, der mir gegenüberstand (Komma) hob seine Kamera und richtete das Objektiv auf mich, während ich versuchte, ein nicht allzu gekünsteltes Grinsen aufzusetzen.


Zitat:
Sie hatten etwas gefährliches in sich, auch wenn es unmöglich war, nur ein Wort davon zu verstehen.
Kannst du dieses Gefährliche beschreiben? Was ist der Unterschied zu, sagen wir, angsteinflößend? Warum ist es mehr? Warum ist es Gefahr? Nur eine Gefühl? Dann fehlt wenigstens das.
Zitat:

Das Gemurmel wurde von einem spitzen Schrei übertönt, dessen Angst selbst im Widerhall förmlich greifbar war.
Was unterscheidet einen Schrei aus Angst von einem aus Schmerz? Er ist spitz. Rolling Eyes Sonst noch etwas?

Zitat:
Mein Schrei, wenngleich er selbst in meinen Ohren vollkommen fremd klang.
Dir ist schon klar, dass das distanzierter ist, als wenn sie das gerade erleben würde? Es ist in Ordnung, aber ich persönlich finde, dass Spannungsszenen besser funktionieren, wenn der Leser mitten drin ist.

Zitat:
Angst hatte von meinem Körper Besitz ergriffen und schien jede meiner Bewegungen zu lenken.
Noch etwas: Spannungsszenen kennzeichnen sich normalerweise durch Geschwindigkeit. Die erreichst du nicht mit solchen Sätzen. (SUBJEKTIV: Ich bin auch kein Freund von Dingen/Situationen die in einem hochsteigen oder die, wie hier, ergreifen (weil mittlerweile wie Phrasen sehr gewöhnlich), aber diesen Kritikpunkt darfst du getrost ignorieren.) Nutze kurze Sätze. Du/der Prota hat keine Zeit zum Denken. Intuitive Handlungen sind erforderlich. Nichts wird ausgetüftelt oder geplant. Außerdem stellt sich dann die Frage, ob du den Schrei als Angstschrei definierst, da du sie ohnehin zwei Sätze später beim Namen nennst.
Bsp:
Angst ergriff mich, kontrollierte mich, lenkte meine Bewegungen.

Zitat:
Es waren einfach irgendwelche gurgelnden Geräusche, die er von sich gab.
Gurgeln? Erbricht er sich? Ertrinkt er?

Zitat:
Alex‹ Taschenlampe war zu Boden gefallen und rollte auf dem unebenen Boden/auf der unebenen Fläche hin und her, so dass der Lichtkegel sich im Takt der Stimmen zu bewegen schien.
Sorry, das ist nicht möglich. Ich finde allein die Vorstellung, dass eine Rollbewegung einen Takt für Gemurmel vorgibt grenzwertig, aber du scheibst vorher, dass das Gemurmel von durcheinander sprechenden Stimmen kommt. Durcheinander ist ungleich zu Takt.

Zitat:
Zitat:
Ruckartig richtete ich mein Licht auf ihn, wobei mir die Kamera entglitt und laut scheppernd zu meinen Füßen landete.
Das Bild, welches sich mir bot, ließ mich vor Angst erstarren. Unzählige Hände griffen nach Alex. Hände der Schattengestalten.
Aus weit aufgerissenen Augen, musste ich mit ansehen, wie die Schatten an meinem Freund zerrten. Sie packten ihn an Armen, Beinen, zogen ihm am Haar.
Abermals ein Schrei.
Zu viele Langsätze für (echte) Spannung.
Zitat:

Mein Herz schlug so schnell und hart gegen meine Brust, dass ich glaubte, meine Rippen könnten dadurch brechen. In rasend schnellen Intervallen sog ich die muffige Luft ein, jappste dabei, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir.„Alex.“ (Komma) schrie ich verzweifelt. Heiße Tränen liefen mir über die Wangen, während ich erneut den Namen meines besten Freundes rief.
„Lauf!“


Seine Stimme schien mich aus dem tranceartigen Zustand zu befreien, in dem ich mich bis eben noch befunden hatte.

Insgesamt kannst du das so lassen, denke ich, aber das Gelbe vom Ei ist’s trotzdem nicht. Wenn sie wie in Trance ist, dann ist alles über ihr Herzrasen, bis hin zum Heulen fragwürdig unter dem Aspekt des sich bewusst sein. (Alles, worüber sich der Ich-Erzähler nicht bewusst ist, sollte man weglassen).
Das sind ohnehin Reaktionen des Körpers, die sie nicht steuern können wird. Sich dessen bewusst zu sein/ oder zu werden führt zwar zu einer Art Kontrolle darüber (im besten Fall), aber das erkenne ich aus der Art, wie du es schreibst nicht. Trance passt in diesem Zuge jedenfalls nicht. Ein wenig besser, wenn auch nicht gelungen fände ich den Kompromiss: machtlos. Allerdings bleibt sie machtlos.

Zitat:
Ich wusste, würde ich ihn jetzt los lassen, hätte ich ihn verloren.


Zitat:
Ich verlor das Gleichgewicht und landete hart Auf dem feuchten Boden.
Und wie soll es weich gehen?

Zitat:
Auf allen Vieren krabbelte ich auf den Lichtkegel zu, packte die kleine Lampe und leuchtete auf die Wand zu, in welche Alex gesogen wurde. Die Schatten waren wieder erstarrt und Alex verschwunden.


Vorschläge:

Zitat:
en tat er dennoch nicht, senkte stattdessen die Hand wieder und eilte zu mir herüber. Ruckartig zog er riss mich etwas von der Wand weg und drückte mir den Apparat in die Hand.
weil reißen in dem Kontext ruckartig ist.
Zitat:

 Angestrengte Laute entkamen meiner Kehle. Kurzum: Sie/Ich keuchte.


Zitat:
Alex' Taschenlampe war zu Boden gefallen und rollte auf dem unebenen Boden/auf der unebenen Fläche hin und her, so dass der Lichtkegel sich im Takt der Stimmen zu bewegen schien.
Wortwiederholung

Zitat:
Auf dem feuchten Boden. Meine Jeans sog die Nässe schwammartig auf, während ich versuchte mich aufzurappeln.
Okay, aber für die Situation unbedeutend.

Zitat:
Alles, was von ihm noch übrig war, war sein Schatten, der nun ebenfalls die Wand zierte./Stattdessen zierte ein weiterer Schatten, (Alex' Schatten), die Wand.
Es ist nicht gesagt, dass von ihm noch etwas übrig ist.
__________________________________________________________________________________________________________________________

Deine Szene ist trotz allem nicht schlecht. Selbst wenn ich den Spannungsaspekt kritisiere, kommt zumindest so viel durch, dass ich mich mitreißen lasse.
Dein Ich-Erzähler könnte für meinen Geschmack manchmal etwas näher ans Geschehen heran oder anders gesagt: Du erzählst vieles so, als würde der Erzähler im Nachhinein darüber berichten. (Du verwendest auch den Imperfekt, ist mir klar). Das ist kein Fehler i.e.S., aber dennoch etwas distanzierter, als es möglich wäre.
Doch auch hier lasse ich mich auf deine Prota ein und ich kann mit ihr mitfühlen.  Ein richtiges Erlebnis/miterleben habe ich jedoch nicht.

Manche Adjektive finde ich überflüssig oder nicht wirklich ausdrucksstark. Gerade bei hart oder viel schlimmer heftig (von dir nicht benutzt) bekomme auch einen Ausschlag.
a) Das wird viel zu häufig benutzt und ist daher abgegriffen.
b) wird hart oder heftig gerne in Situationen verwenden, die auch ohne Adjektiv erkennen lassen, dass es hart wird.

Wenn ich im vollen Sprint ein Bein gestellt bekomme, werde ich wohl kaum sanft wie eine Feder auf dem Boden auftitschen. Muss ich dann schreiben: Ich krachte heftig auf den Boden?
Ist das heftig/ heftig zu schreiben. Mir zuckt immer noch das Augenlid.
In meinem Beispiel habe ich noch hinzu krachen verwendet. Das Verb für sich allein vermittelt eine gewisse Stärke. Heftig (oder hart) verwende ich nur, wenn ich zeigen will, dass es quasi noch härter als hart ist, wenn mir krachen nicht ausreicht. Ich krachte so hart auf den Boden, dass ich mir die Rippen prellte. Sonst gibt es andere Mittel hefltig/hart zu zeigen.
Ich schlug auf dem Boden auf, schürfte mir die Haut von den Knien, Bauch und Kinn.
Das erzeugt zudem gleich andere Bilder.

Sorry, ich gebe diesem Aspekt zu viel Raum (so groß ist mein Leidensdruck).

Nicht nur ich sage das, sondern auch die ein oder andere Literatur.
Setze Adjektive sparsam ein und nur, wenn sie benötigt werden. Sie sollten darüber hinaus eindeutig sein.
Das hat sich in den letzen Jahren ein wenig relativiert. Jedoch musst du selbst entscheiden, ob ein Adjektiv (wirklich) das Bild erzeuft, dass du beabsichtigst oder, ob es möglicherweise ein Mittel gibt (z.B. eine Handlung/Beschreibung), das besser geeignet ist. Natürlich pumpst du dadurch den Text u.U. unnötig auf. Wie gesagt: Du musst entscheiden, was du auswählst.

Das gleiche fiel mir bei einigen deiner Verben auf. (Ist natürlich subjektiv).  Irgendwo schieb ich etwas zum Gurgeln. Ein Gurgeln ist etwas, das für gewöhnlich mit Flüssigkeit zu tun hat. Gurgelnde Geräusche sollten folglich mit Flüssigkeiten zutun haben.

Soweit erst einmal von mir

Liebe Grüße,

Pheno.


_________________
Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Socki
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Beitrag23.02.2017 20:35

von Socki
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Ich habe mich mal an die Korrektur der Rechtschreibung gemacht (ich hoffe, ich habe alle Fehler erwischt, die aufgelistet wurden) und habe mir auch mal den ein oder anderen Kritikpunkt versucht, zu Nutzen zu machen. Ich fürchte, dass ich längst nicht alle Punkte behandelt habe, da es doch einige waren. Nicht böse sein, wenn ich was übersehen oder noch nicht ergänzt/geändert habe. Aber ich dachte, ich zeige mal, wie der Text bisher ist und freue mich weiterhin über Ideen/Anregungen/Kritik


„Du willst das wirklich durchziehen?“ Dumpf hallten meine Worte von den kalten, feuchten Wänden des rissigen Mauerwerks wider. Die Luft roch abgestanden und modrig und vermutlich war das ein wahres Paradies für Schimmelpilze. An den graubraunen Wänden wucherte das Moos und aus etlichen Ritzen rankten verschiedene Pflanzen. Es wirkte, als wolle die Natur ihren Lebensraum zurück erobern, welcher von dem alten Gebäude mehrere Jahrhunderte eingenommen wurde.
„Zeig doch mal etwas Abenteuersinn.“ Ich konnte die Unbekümmertheit von Alex nicht teilen. Für ihn schien das hier ein Spielplatz für Erwachsene zu sein. Auf mich wirkte die baufällige Ruine eher unheimlich, was wohl auch an den Geschichten lag, die um das uralte Gebäude kursierten. Bereits vor über 300 Jahren soll hier auf mysteriöse Weise der Sohn eines Grafen verschwunden sein. Ein Teenager, dessen Schicksal niemals aufgeklärt wurde. Seitdem lockte es immer wieder gerade junge Menschen her, die den ultimativen Kick suchten. Und immer wieder hörte man davon, dass einige nie wieder kehrten. Alex hatte gemeint, dass das nur Schauergeschichten waren, um Kindern und Jugendlichen Angst zu machen und um sie von der Ruine, welche unter Denkmalschutz stand, fernzuhalten. Wenn das der Plan war, dann war er doch recht unausgereift, immerhin ließ ich mich genau zu jenem Ort nun von meinem besten Kumpel schleifen.
„Mir ist einfach nur kalt“, erwiderte ich trotzig und schob demonstrativ die Unterlippe vor, während ich ruppig den Reißverschluss meiner lila Softshell Jacke bis hoch zum Anschlag zog.
„Dauert doch nicht lange. Nur drei, vier Fotos und wir sind wieder weg.“
„Schon klar.“ Ich leuchtete das Deckengewölbe ab, von welchem immer wieder eisige Wassertropfen herab fielen. In den letzten Tagen hatte es viel und stark geregnet und auch wenn es nun schon seit über zwölf Stunden trocken war, bahnte sich das Regenwasser noch immer seinen Weg hier rein. Auf dem unebenen Boden hatten dadurch etliche Pfützen gebildet. War vermutlich nicht die beste Idee von mir, Sneakers zu dem Ausflug anzuziehen. Meine Socken waren durchgeweicht und meine Füße fühlten sich längst wie Eisblöcke an.
Im Schein der weißen LED's blitzen immer mal wieder Spinnweben auf. Ich war dankbar, dass hier sonst völlige Dunkelheit herrschte und mir somit der Anblick der achtbeinigen Bewohner erspart blieb.
„Wem willst du mit solchen Fotos eigentlich imponieren?“
„Meinen Dad. Er steht total auf solche Orte.“ Das erklärte zumindest, woher Alex diese verrückten Ideen hatte. Würde ich meiner Familie solche Fotos zeigen und ihnen erklären, dass ich mich nachts in einer Spukruine herumgetrieben habe, würden sie mir wohl den Vogel zeigen. Alles in allem waren meine Eltern aber auch keine Abenteuerurlauber. Wenn wir mal weg waren, dann im Cluburlaub in einem Fünf-Sterne Hotel mit all inclusive Angebot und Blick aufs Meer.

Der schmale Flur mündete in einen riesigen Raum. Die Fenster waren zugemauert, ließen weder Licht, noch frisch Luft herein. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es hier wohl ausgesehen hatte, als das Anwesen noch bewohnt war. In meinen Gedanken entsprang ein Bild von Wänden behangen mit bestickten Teppichen und Gemälden der Vorfahren. In der Mitte ein prunkvoller Tisch, voll von Köstlichkeiten. Feuer im Kamin, welches für wohlige Wärme und genügend Licht sorgte. Am Kopfende des massiven Holztisches saß ein fein gekleideter Mann, ihm gegenüber eine liebreizende Frau mit langem Gewand. Ganz wie im Märchen.
„Nova, komm mal her.“ Die aufgeregte Stimme von Alex riss mich aus meinen Fantasien und aus dem farbenprächtigen Saal wurde wieder die baufällige Ruine.
Der Lichtkegel meiner Taschenlampe glitt nach rechts und ich entdeckte ihn vor einer Wand stehend. Geblendet von seinem Taschenlampenlicht legte ich schützend meinen Unterarm über meine Augen, was Alex außerdem zu verstehen geben sollte, dass er mir nicht weiter ins Gesicht leuchten sollte. Dauerte zwar einen Moment, aber die Massage kam an, dennoch musste ich einige Male blinzeln, bis ich wieder richtig sehen konnte.
„Guck dir das mal an.“ Die LED's warfen ihren Schein an die Wand, die Alex' gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Langsam tastete sich der Lichtkegel voran und enthüllte Silhouetten von Menschen. Wie erstarrte Schatten zierten sie die Fassade. Manche rissen die Arme hoch, andere hielten ihre zur Seite. Manche waren schlank, andere dick. Einige waren klein und hatten eine kindliche Haltung, während andere älter und erhaben wirkten. Eines hatten sie aber gemeinsam. Sie waren alle in der selben blassgrauen Farbe gemalt. Mit einer Transparenz, wie auch menschliche Schatten sie besaßen.

Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und das ohnehin schon vorhandene Unwohlsein wurde noch stärker. „Was ist das?“ Langsamen Schrittes trat ich auf die Wand zu, blieb aber etwa zwei Meter davor stehen. Näher wollte ich diesen Schatten einfach nicht kommen, zu unheimlich wirkten sie auf mich. „Das...“, meinte Alex und stellte sich vor die Wand, als wolle er mir diese präsentieren, „...ist die Kulisse für unsere Fotos.“
„Deine!“
„Was?“
„Deine Fotos. Du wolltest unbedingt welche haben.“ Auch wenn wir nur unsere Taschenlampen hatten, so konnte ich seinen Schmollmund deutlich erkennen.
„Jetzt komm schon. Sei nicht so. In 20 Jahren, wenn du auf der Couch sitzt und Socken strickst, kannst du deinen Kindern zeigen, wie cool du mal warst.“
„Total cool, sich vor einer Gruselwand ablichten zu lassen.“
„Was ist denn daran gruselig. Die hat wohl irgendwer mal gemalt.“
Musste aber ein guter Künstler sein, denn die Silhouetten wirkten so realistisch, als würden sie jeden Moment aus ihrer Starre erwachen.
„Du guckst eindeutig zu viele Horrorfilme.“
Seufzend gab ich nach. Vermutlich hatte Alex recht, meine Fantasie ging eindeutig mit mir durch. Ich versuchte mir einzureden, dass sicher kein Massenmörder hier Tag und Nacht darauf wartete, dass Jugendliche mal wieder etwas Action suchten und hier herauf kamen. Oder dass irgendwelche Geister längst vergangene Zeit uns gleich heimsuchten. Gänzlich konnte ich meine Unsicherheit aber nicht ablegen, weswegen ich mich zwar vor die fragwürdige Wandverzierung stellte, dennoch etwas Abstand hielt. Alex, der mir gegenüberstand, hob seine Kamera und richtete das Objektiv auf mich, während ich versuchte, ein nicht allzu gekünsteltes Grinsen aufzusetzen. Während es Menschen gab, die auf Knopfdruck ein zuckersüßes Lächeln auflegen konnten, gehörte ich zu jenen, die eher so aussahen, als habe man ihnen gerade gegen das Knie getreten.

Für den Bruchteil einer Sekunde durchflutete ein greller Blitz den Raum, ehe dieser wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Geblendet von dem weißen Licht, hatte ich die Augen zusammen gekniffen und wartete nun darauf, dass das Flackern, welches noch immer anhielt, endlich nachließ.
„Jedes Fahndungsfoto sieht besser aus.“ Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust. Welches Mädchen hörte sowas schon gern, auch wenn mir Alex' gehässige Art durchaus bekannt war.
„Wenn du dich weiter über mich lustig machst, dann kann die Polizei das gleich dafür nehmen“, drohte ich mürrisch, was Alex nur noch mehr zu amüsieren schien. Doch statt mich mit weiteren Erniedrigungen zu bombardieren, blieb es bei bloßem Gelächter.
„Komm schon. Stell dich mal dichter an die Wand und posiere etwas.“ In sowas war ich ja noch schlechter, als im Lächeln. Aber ich wollte mir auch nicht die Blöße geben und am Ende als Spielverderber abgestempelt werden, weswegen ich einen Schritt rückwärts machte. Die kalte Wand im Rücken spürend, drehte ich mich etwas seitlich, riss einen Arm in die Höhe und einen seitlich von mir weg. Meinen Rücken drückte ich etwas durch und versuchte mit geöffnetem Mund zu Lächeln. Beinahe wie auf diesen Teleshoppingsendern, wo jedes noch so unnütze Teil für die Darsteller ein absolutes Wow-Erlebnis darstellte. In meinen Augen waren diese Menschen die größten Schauspieler, denn wer raspelte schon mit so viel Inbrunst pfundweise Gemüse, oder freute sich, wenn er mit einem Gummiband Strechübungen machen konnte?
„Ja, schon besser“, motivierte Alex mich und hob die Kamera. Abdrücken tat er dennoch nicht, senkte stattdessen die Hand wieder und eilte zu mir herüber. Er mich von der Wand weg und drückte mir den Apparat in die Hand.
„Lass mich erstmal.“ Ehe ich etwas erwidern konnte, stellte Alex sich schon an die Wand, zupfte etwas an seinem braunen Haar herum und versuchte sich in Szene zu setzen. Allerdings glaubte ich, dass sein Versuch bald noch erbärmlicher wirkte, als der meine. Im Schein der Taschenlampe konnte ich sehen, dass seine Mundwinkel nicht mal im Ansatz ein Lächeln andeuteten und in seinen eisblauen Augen lag eine mir unbekannte Hektik. Ob er auch langsam begriff, dass dieser Ort unheimlich war?
„Jetzt mach schon.“ Selbst seine Stimme hatte einen abgehetzten Ton angenommen und ich fragte mich, wann der Punkt gekommen war, wo wir die Rollen getauscht hatten. Bis eben war ich es doch gewesen, die es nicht erwarten konnte, hier wieder raus zu kommen.
„Bin ja dabei.“ Ich legte meine Taschenlampe vor meine Füße, den Lichtkegel auf Alex gerichtet, um noch für etwas Beleuchtung zu sorgen. Ich drückte den Auslöser, nachdem ich das Objektiv auf das Hobbymodel gerichtet hatte.
Einmal.
Zweimal.
Dreimal.
Blitze zuckte durch den Raum und nach jedem Erlöschen schien die Dunkelheit noch einnehmender zu sein.

Ein flüsterndes Gemurmel durchflutete das Gemäuer. Unzählige Stimmen schienen in leisem Ton durcheinander zu sprechen. Ich konnte ihre Worte nicht verstehen, aber sie hatten etwas bedrohliches an sich. Ein monotoner Singsang. Das Gemurmel wurde von einem spitzen Schrei übertönt
Mein Schrei.
Panik hatte von meinem Körper Besitz ergriffen, schien jede meiner Bewegungen zu lenken. Alex' Taschenlampe fiel zu Boden. Das Licht erstarb und gab der Dunkelheit noch mehr Macht. Angsterfüllte Laute mischten sich unter das Gemurmel. Ruckartig richtete ich meinen Lichtkegel auf Alex, wobei mir die Kamera entglitt. Mit einem Krachen landete sie zu meinen Füßen.
Ich erstarrte. Unzählige Hände griffen nach Alex. Hände der Schattengestalten. In anmutigen Bewegungen reckten sie sich ihm entgegen, packten ihn an Armen und Beinen, zogen an seinem Haar.
Abermals ein Schrei.
Mein Herz schlug so schnell und hart gegen meine Brust, dass ich glaubte, meine Rippen könnten dadurch brechen. In rasend schnellen Intervallen sog ich die muffige Luft ein, jappste dabei, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir.
„Alex!“, schrie ich verzweifelt.

„Lauf!“
Ich konnte noch immer keinen klaren Gedanken fassen, doch schien mein Körper von allein zu arbeiten. Schnell überwand ich die Distanz zu Alex und packte seinen Arm. Dabei schoss ich die Taschenlampe zu meinen Füßen weg. Wirbelnd tanzte das Licht über den Boden. Mit aller Kraft versuchte ich Alex von den Schatten wegzureißen. Mir war bewusst, würde ich ihn jetzt los lassen, wäre er verloren. Unaufhörlich rissen die Schattenwesen an Alex. Halt suchend stemmte ich meine Fersen fest in den Boden, meine Finger krallten sich tiefer in den Stoff seiner Jacke. Immer mehr Arme legten sich schlangenartig um seinen Körper, zerrten an ihm und murmelten weiter ihre unverständlichen Worte.
„Lass los, Wendy.“
Alex' Kopf verschwand im Mauerwerk, ebenso sein linker Arm. Panisch umschlangen meine Finger seinen Unterarm noch fester. Mit letzter Kraft, versuchte ich, ihn zurück zu ziehen, rutschte ab und versuchte ihn noch einmal zu packen. Mein Griff ging ins Leere. Ich verlor das Gleichgewicht, schlug hart auf den Boden. Das Stimmengewirr war verstummt, auch von Alex hörte ich nichts mehr. Einzig meine verzweifelten Rufe nach ihm erfüllten den Raum. Auf allen Vieren hastete ich auf den Lichtkegel zu. Etwas spitzes bohrte sich schmerzhaft in meine Handfläche, ließ mich kurz inne halten. Ich erkannte weder, was es war, noch ob ich eine Verletzung davon getragen hatte. Krabbelnd bewegte ich mich weiter auf die Taschenlampe zu, packte sie und leuchtete auf die Wand. Die Schattenwesen waren wieder erstarrt, Alex verschwunden. Stattdessen zierte ein weiterer Schatten die Wand.
Sein Schatten.
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Rainer Prem
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Beitrag24.02.2017 08:07
Re: Ich bin Platzhalter für einen wundervollen Titel
von Rainer Prem
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Corydoras hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
12 Stunden


Zwölf. Zahlen von 1 bis 12 werden ausgeschrieben, darüber als Zahl.

...


Eigentlich sollte man (abgesehen fast nur von Jahreszahlen) auf alle Ziffern verzichten. Sollte eine Zahl wie 4.574 sich ausgeschrieben nicht flüssig lesen lassen, ist eine Prüfung angebracht, welche *Bedeutung* diese Zahl für die Handlung hat, oder ob nicht "viereinhalbtausend" denselben Zweck erfüllt.

Also auch 500 => Fünfhundert

Ansonsten sind mir in dem, für einen Erstling wirklich gut geschriebenen, Text noch zwei andere Anfängerfehler aufgefallen, die bisher nicht erwähnt wurden.

socki hat Folgendes geschrieben:

„Zeig doch mal etwas Abenteuersinn.“ Ich konnte die Unbekümmertheit von Alex nicht teilen.


Das gehört in zwei verschiedene Abschnitte, weil der Sprecher nicht der Handelnde/Subjekt des darauf folgenden Satzes ist.

socki hat Folgendes geschrieben:

Die LED's meiner Lampe


siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Apostroph#Diskussion_.C3.BCber_fehlerhafte_Verwendung (dritter Punkt der Aufzählung)

Grüße
Rainer
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Phenolphthalein
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Beitrag24.02.2017 13:00

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo Socki,

Socki hat Folgendes geschrieben:
Ich habe mich mal an die Korrektur der Rechtschreibung gemacht (ich hoffe, ich habe alle Fehler erwischt, die aufgelistet wurden) und habe mir auch mal den ein oder anderen Kritikpunkt versucht, zu Nutzen zu machen. Ich fürchte, dass ich längst nicht alle Punkte behandelt habe, da es doch einige waren. Nicht böse sein, wenn ich was übersehen oder noch nicht ergänzt/geändert habe. Aber ich dachte, ich zeige mal, wie der Text bisher ist und freue mich weiterhin über Ideen/Anregungen/Kritik


Ach Quatsch, ds wäre nun wirklich albern. Ändere nur, was du willst. Ich versuche, nichts erneut zu kritisieren. Falls mir das nicht gelingt, einfach ignorieren. Und denke immer daran: Ich bin Mephistopheles:

Ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. ...
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.

Johann Wolfgang von Goethe


Noch Fragen Smile oh, Moment ich meinte natürlich: Twisted Evil

Socki hat Folgendes geschrieben:
„Du willst das wirklich durchziehen?“ Dumpf hallten meine Worte von den kalten, feuchten Wänden des rissigen Mauerwerks wider. Die Luft roch abgestanden und modrig und vermutlich war das ein wahres Paradies für Schimmelpilze. An den graubraunen Wänden wucherte das Moos und aus etlichen Ritzen rankten verschiedene Pflanzen Grundsätzlich gilt: Je genauer, desto besser. Schreibe also nicht Baum, sondern Buche, nicht Vogel, sondern Amsel. Wenn du keine Ahnung von der Flora hast, dann ginge noch Unkraut. (Du meinst aber vermutlich Zimbelkraut (muss ja nicht blühen)  oder evtl. aber unwahrscheinlicher Steinbrech). Ich finde es aber in Ordnung. Es wirkte, als wolle die Natur ihren Lebensraum zurück erobern, welcher von dem alten Gebäude mehrere Jahrhunderte eingenommen wurde. Ja, warum nicht? Würde ich sicherlich auch so oder so ähnlich machen. Du könntest auch (wenn vielleicht auch nicht ganz so Perspektiventreu) es nicht als Eindruck, sondern als Tatsache darstellen. Die Natur holte sich zurück, was von dem  alten Gebäude mehrere Jahrhunderte eingenommen wurde.  Und als Erbsenzähler die Frage, ob man alt braucht, wenn man hinterher von Jahrhunderte spricht. Das würde ich aber als Geschmackssache abtun.
„Zeig doch mal etwas Abenteuersinn.“ Ich konnte die Unbekümmertheit von Alex nicht teilen. Für ihn schien das hier ein Spielplatz für Erwachsene zu sein. Auf mich wirkte die baufällige Ruine eher unheimlich, was wohl auch an den Geschichten lag, die um das uralte Gebäude kursierten.  Na ja, an einer Ruine wird man wahrscheinlich nichts mehr bauen. Wenn sie es Wert ist, erhält man ihren Zustand, wenn nicht reißt man sie wohl eher ab und baut neu. Ich weiß, dass du nicht wieder alt schreiben willst und das ist gut. Wie wäre es mit betagt, brüchig/rissig/zerstört oder zerfallen.  Bereits vor über 300 Jahren soll hier auf mysteriöse Weise der Sohn eines Grafen verschwunden sein. Ein Teenager, dessen Schicksal niemals aufgeklärt wurde. Seitdem lockte es immer wieder gerade junge Menschen her, die den ultimativen Kick suchten. Und immer wieder hörte man davon, dass einige nie wieder kehrten. Alex hatte gemeint, dass das nur Schauergeschichten waren, um Kindern und Jugendlichen Angst zu machen und um sie von der Ruine, welche unter Denkmalschutz stand, fernzuhalten. 'Hatte gemeint' finde ich nicht so schön. Man kann von Hilfsverben halten was man will, aber darum geht es mir nur sekundär. Plusquamperfekt, also vollendete Vergangenheit, verwendet man eigentlich, wenn etwas lange zurück liegt (und abgeschlossen ist). Hat Alex diese Meinung nicht mehr? Zudem kannst du das HR oder die beiden HR super einfach umgehen. Alex hielt das nur für Schauergeschichten, um […] er ist ja auch nach wie vor dieser Ansicht Wink Wenn das der Plan war, dann war er doch recht unausgereift,/dann ein ziemlich unausgereifter, immerhin ließ ich mich genau zu jenem Ort nun von meinem besten Kumpel schleifen.
„Mir ist einfach nur kalt“, erwiderte ich trotzig und schob demonstrativ die Unterlippe vor, während ich ruppig den Reißverschluss meiner lila Softshell Jacke bis hoch zum Anschlag zog.  Aha, trotzig verstärkt durch ein Unterlippenverschieben. Smile Dafür braucht du in dem Satz noch ein Adjektiv. Um ehrlich zu sein, gefiel mir dann die alte Variante besser. War flotter. Und Unterlippenvorschieben ist mittlerweile zu gebräuchlich, für meinen Geschmack.
„Mir ist einfach nur kalt“, murrte ich. Murren enthält Motzen, motzen in der Situation, ist trotzig. Es geht aber auch ohne Inquit-Formel. Ich musterte Alex von oben bis unten, ohne dass er es bemerkte. Seinen Abenteuersinn konnte er sich sonst wohin stecken. Oder auch mit beidem.  Aber: Sollte ich etwas nicht eindeutig Zeigen können, verstärke ich das mit einem Gedanken. Das Beispiel ist aber vielleicht ein wenig übertrieben. Es könnte auch der Eindruck eines „echten“ beleidigt seins entstehen. Letztlich entscheidest du, was du machen willst. Die Ursprungsversion, war in jedem Fall am Unbekümmertsten, zum einfach nur drüber lesen. Das hat auch Vorteile.

„Dauert doch nicht lange. Nur drei, vier Fotos und wir sind wieder weg.“
„Schon klar.“ Ich leuchtete das Deckengewölbe ab, von welchem immer wieder eisige Wassertropfen herab fielen. In den letzten Tagen hatte es viel und stark geregnet und auch wenn es nun schon seit über zwölf Stunden trocken war, bahnte sich das Regenwasser noch immer seinen Weg hier rein. Auf dem unebenen Boden hatten dadurch etliche Pfützen gebildet. War vermutlich nicht die beste Idee von mir, Sneakers zu dem Ausflug anzuziehen. Meine Socken waren durchgeweicht und meine Füße fühlten sich längst wie Eisblöcke an.
Im Schein der weißen LED's blitzen immer mal wieder Spinnweben auf. Ich war dankbar, dass hier sonst völlige Dunkelheit herrschte und mir somit der Anblick der achtbeinigen Bewohner erspart blieb.
„Wem willst du mit solchen Fotos eigentlich imponieren?“
„Meinen Dad. Er steht total auf solche Orte.“ Das erklärte zumindest, woher Alex diese verrückten Ideen hatte. Würde ich meiner Familie solche Fotos zeigen und ihnen erklären, dass ich mich nachts in einer Spukruine herumgetrieben habe, würden sie mir wohl den Vogel zeigen. Alles in allem waren meine Eltern aber auch keine Abenteuerurlauber. Wenn wir mal weg waren, dann im Cluburlaub in einem Fünf-Sterne Hotel mit all inclusive Angebot und Blick aufs Meer.
Mir gefällt dieser Einstieg schon allein desswegen, weil ich die Bande zwischen den Zweien förmlich mitfühle. Finde ich echt klasse.
Der schmale Flur mündete in einen riesigen Raum. Die Fenster waren zugemauert, ließen weder Licht, noch frisch Luft herein. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es hier wohl ausgesehen hatte, als das Anwesen noch bewohnt war. In meinen Gedanken entsprang ein Bild von Wänden behangen mit bestickten Teppichen und Gemälden der Vorfahren. In der Mitte ein prunkvoller Tisch, voll von Köstlichkeiten. Feuer im Kamin, welches für wohlige Wärme und genügend Licht sorgte. Am Kopfende des massiven Holztisches saß ein fein gekleideter Mann, ihm gegenüber eine liebreizende Frau mit langem Gewand. Ganz wie im Märchen.
„Nova, komm mal her.“ Die aufgeregte Stimme von Alex riss mich aus meinen Fantasien und aus dem farbenprächtigen Saal wurde wieder die baufällige Ruine.
Der Lichtkegel meiner Taschenlampe glitt nach rechts und ich entdeckte ihn vor einer Wand stehend. Geblendet von seinem Taschenlampenlicht legte ich schützend meinen Unterarm über meine Augen, was Alex außerdem zu verstehen geben sollte, dass er mir nicht weiter ins Gesicht leuchten sollte. Dauerte zwar einen Moment, aber die Massage kam an, dennoch musste ich einige Male blinzeln, bis ich wieder richtig sehen konnte. In meiner letzten Kritik sprach ich davon, dass du distanzierter schreibst, als es notwendig wäre. Ich weiß nicht, ob du diesen Kritikpunkt ad acta legen willst - es ist im Grunde schließlich kein Fehler - aber mit einfachen Mitteln könntest du da bereits Abhilfe schaffen. Diese Stelle eignet sich gut für ein Beispiel.
Doch zuvor möchte ich etwas anderes erwähne. Mich störte diese Stelle schon beim letzten Mal. Dass von der Prota nicht ein einfaches „He, pass‘ doch auf“ kommt. Wäre doch einfacher, als darauf zu arten, dass Alex alleine darauf kommt, dass er sie blendet. Dann aber habe ich darüber nachgedacht und kam zum Ergebnis: Es soll genau so da stehen, wie es da steht. Dieses Miteinander der beiden, das passt einfach. Ich finde es ist dir super gelungen zu vermitteln, dass sie Kumpels sind und sich ohne Worte verstehen. Das darf auch mal länger dauern. Aber die beiden harmonisieren miteinander. Letztlich führt das dazu, dass der Verlust Alex‘ umso tragischer wird. Stark. (Du weißt, was das bedeutet, oder? Ich achte jetzt darauf, ob das so bleibt. Edit: Es bleibt so.)
Alla hopp:  zur „Distanzstelle“.
Was finde ich an dieser Stelle distanziert? Wenn du beispielsweise von dem 16 Jährigen Jungen oder meinem besten Kumpel schreibst (letzteres würde ich aber nie ändern, weil es eine Charakteraussage macht) dann ist das distanziert, weil „Ich“ (die Prota) in der Situation nicht so denken würde. Das ist eine Sicht auf die Dinge von außen. Hast du hier nicht gemacht.
Die Distanz steht in dem  elliptischen (Halb)satz.
Dauerte zwar einen Moment, aber die Massage kam an, dennoch musste ich einige Male blinzeln, bis ich wieder richtig sehen konnte.
Kommst du selbst drauf? Klar, verrate ich es dir, aber wenn du willst, versuche es zu deuten, bevor du weiterliest.
Es liegt an dem dritten Teilsatz. […] dennoch musste ich einige Male blinzeln […] genau genommen das ,ich musste‘ Diese Verbfaulheit vermittelt, dass eine Handlung erforderlich ist. Warum ist es distanziert? Weil du sie auch einfach handeln lassen kannst. Ich blinzelte einige Male, Das ist direkter  und daher auch näher. (Nicht viel, aber ein bisschen.)
Natürlich geht es noch etwas Näher, und zwar dann, wenn ich (mit)erlebe, dass sie nicht richtig sehen kann.
Dauerte zwar einen Moment, aber die Massage kam an. An die Dunkelheit musste ich mich zwar erst wieder gewöhnen, aber Zwinkern brachte einige Lichtpunkte vor meinen Augen zum Tanzen, die sich (jedoch) allmählich auflösten, bis ich wieder klar/richtig sehnen konnte. (musste, weil diese Handlung zwingend erforderlich ist. Wenn du es umgehst, gewinnst du hier nichts. )
Klar, was ich meine?
Dennoch: Mach dir keine Gedanken, wenn du etwas schreibst. Es wird immer Stellen geben, die man anpacken sollte. Das gehört dazu. Schreib ein Buch und du hast erst die halbe Miete, wenn überhaupt. Du wirst es noch zig mal anpacken müssen.
Und: Deine Variante ist straffer/kürzer und nicht schlecht. Mein Beispiel ist wesentlich länger, (eines davon zumindest). Das passt vielleicht nicht in die Situation oder du willst ihr nicht so viel Raum geben. Möglicherweise willst du auch den Erzähler stärker mit einbringen. Das ist vollkommen in Ordnung. Es geht schließlich um ein Märchen. Das ist eine Erzählung. Letztlich hat das auch mit Geschmackssache zu tun. Ich zeige nur auf, was änderbar wäre, nicht was auch immer sinnvoll ist. Das gilt auch für jede Schreibregel.
Falls du das liest, liebe M. Ja, es gibt diesen speziellen Bezug und ja, ich habe darüber nachgedacht. Ohne Smiley, weil in Spoilern doof.
Es geht darum dir ein Bewusstsein zu schaffen, warum du etwas tust oder auch lässt. Möglich, dass du dir Gedanken gemacht hast, dann lass es so. Möglich, dass dir deine Version am Besten gefällt. ! Dann lass es so. !
Du entscheidest, denn dafür bist du die Autorin.

„Guck dir das mal an.“ Die LED's warfen ihren Schein an die Wand, die Alex' gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Langsam tastete sich der Lichtkegel voran und enthüllte Silhouetten von Menschen. Wie erstarrte Schatten zierten sie die Fassade. Manche rissen die Arme hoch, andere hielten ihre zur Seite. Manche waren schlank, andere dick. Einige waren klein und hatten eine kindliche Haltung, während andere älter und erhaben wirkten. Eines hatten sie aber gemeinsam. Sie waren alle in der selben blassgrauen Farbe gemalt. Mit einer Transparenz, wie auch menschliche Schatten sie besaßen. Wie meinst du das? Transparenz wie in durchsichtig sein, wie in aufrichtig sein, wie in nachvollziehbar sein? Das passt irgendwie nicht, wenn du lebensecht meinst.

Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und das ohnehin schon vorhandene Unwohlsein wurde noch stärker. „Was ist das?“ Langsamen Schrittes trat ich auf die Wand zu, blieb aber etwa zwei Meter davor stehen. Näher wollte ich diesen Schatten einfach nicht kommen, zu unheimlich wirkten sie auf mich. „Das...“, meinte Alex und stellte sich vor die Wand, als wolle er mir diese präsentieren, „...ist die Kulisse für unsere Fotos.“
„Deine!“
„Was?“
„Deine Fotos. Du wolltest unbedingt welche haben.“ Auch wenn wir nur unsere Taschenlampen hatten, so konnte ich seinen Schmollmund deutlich erkennen.
„Jetzt komm schon. Sei nicht so. In 20 Jahren, wenn du auf der Couch sitzt und Socken strickst, kannst du deinen Kindern zeigen, wie cool du mal warst.“
„Total cool, sich vor einer Gruselwand ablichten zu lassen.“
„Was ist denn daran gruselig. Die hat wohl irgendwer mal gemalt.“
Musste aber ein guter Künstler sein, denn die Silhouetten wirkten so realistisch, als würden sie jeden Moment aus ihrer Starre erwachen.
„Du guckst eindeutig zu viele Horrorfilme.“
Seufzend gab ich nach. Vermutlich hatte Alex recht, meine Fantasie ging eindeutig mit mir durch. Ich versuchte mir einzureden, dass sicher kein Massenmörder hier Tag und Nacht darauf wartete, dass Jugendliche mal wieder etwas Action suchten und hier herauf kamen. Oder dass irgendwelche Geister längst vergangene Zeit uns gleich heimsuchten. Gänzlich konnte ich meine Unsicherheit aber nicht ablegen, weswegen ich mich zwar vor die fragwürdige Wandverzierung stellte, dennoch etwas Abstand hielt. Alex, der mir gegenüberstand, hob seine Kamera und richtete das Objektiv auf mich, während ich versuchte, ein nicht allzu gekünsteltes Grinsen aufzusetzen. Während es Menschen gab, die auf Knopfdruck ein zuckersüßes Lächeln auflegen konnten, gehörte ich zu jenen, die eher so aussahen, als habe man ihnen gerade gegen das Knie getreten.

Für den Bruchteil einer Sekunde durchflutete ein greller Blitz den Raum, ehe dieser wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Geblendet von dem weißen Licht, hatte ich die Augen zusammen gekniffen und wartete nun darauf, dass das Flackern, welches noch immer anhielt, endlich nachließ.
„Jedes Fahndungsfoto sieht besser aus.“ Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust. Welches Mädchen hörte sowas schon gern, auch wenn mir Alex' gehässige Art durchaus bekannt war.
„Wenn du dich weiter über mich lustig machst, dann kann die Polizei das gleich dafür nehmen“, drohte ich mürrisch, was Alex nur noch mehr zu amüsieren schien. Doch statt mich mit weiteren Erniedrigungen zu bombardieren, blieb es bei bloßem Gelächter.
„Komm schon. Stell dich mal dichter an die Wand und posiere etwas.“ In sowas war ich ja noch schlechter, als im Lächeln. Aber ich wollte mir auch nicht die Blöße geben und am Ende als Spielverderber abgestempelt werden, weswegen ich einen Schritt rückwärts machte. Die kalte Wand im Rücken spürend, drehte ich mich etwas seitlich, riss einen Arm in die Höhe und einen seitlich von mir weg. Meinen Rücken drückte ich etwas durch und versuchte mit geöffnetem Mund zu Lächeln. Beinahe wie auf diesen Teleshoppingsendern, wo jedes noch so unnütze Teil für die Darsteller ein absolutes Wow-Erlebnis darstellte. In meinen Augen waren diese Menschen die größten Schauspieler, denn wer raspelte schon mit so viel Inbrunst pfundweise Gemüse, oder freute sich, wenn er mit einem Gummiband Strechübungen machen konnte?
„Ja, schon besser“, motivierte Alex mich und hob die Kamera. Abdrücken tat er dennoch nicht, senkte stattdessen die Hand wieder und eilte zu mir herüber. Er (Verb fehlt) mich von der Wand weg und drückte mir den Apparat in die Hand.
„Lass mich erstmal.“ Ehe ich etwas erwidern konnte, stellte Alex sich schon an die Wand, zupfte etwas an seinem braunen Haar herum und versuchte sich in Szene zu setzen. Allerdings glaubte ich, dass sein Versuch bald noch erbärmlicher wirkte, als der meine. Im Schein der Taschenlampe konnte ich sehen, dass seine Mundwinkel nicht mal im Ansatz ein Lächeln andeuteten und in seinen eisblauen Augen lag eine mir unbekannte Hektik. In den Augen liegt Hektik. Ginge höchstens, wenn sie umher zucken. Das tun sie nicht, oder? Gesichtsausdruck vielleicht? Ob er auch langsam begriff, dass dieser Ort unheimlich war?
„Jetzt mach schon.“ Selbst seine Stimme hatte einen abgehetzten Ton angenommen und ich fragte mich, wann der Punkt gekommen war, wo wir die Rollen getauscht hatten. Bis eben war ich es doch gewesen, die es nicht erwarten konnte, hier wieder raus zu kommen.
„Bin ja dabei.“ Ich legte meine Taschenlampe vor meine Füße, den Lichtkegel auf Alex gerichtet, um noch für etwas Beleuchtung zu sorgen. Ich drückte den Auslöser, nachdem ich das Objektiv auf das Hobbymodel gerichtet hatte.
Einmal.
Zweimal.
Dreimal.
Blitze zuckte durch den Raum und nach jedem Erlöschen schien die Dunkelheit noch einnehmender zu sein.

Ein flüsterndes Gemurmel durchflutete das Gemäuer. Unzählige Stimmen schienen in leisem Ton durcheinander zu sprechen. Ich konnte ihre Worte nicht verstehen, aber sie hatten etwas bedrohliches an sich. Ein monotoner Singsang. Das Gemurmel wurde von einem spitzen Schrei übertönt
Mein(em) Schrei.
Panik hatte von meinem Körper Besitz ergriffen, schien jede meiner Bewegungen zu lenken. Alex' Taschenlampe fiel zu Boden. Das Licht erstarb und gab der Dunkelheit noch mehr Macht. Hey, sehr gut. Angsterfüllte Laute mischten sich unter das Gemurmel. Ruckartig richtete ich meinen Lichtkegel auf Alex, wobei mir die Kamera entglitt. Mit einem Krachen landete sie zu meinen Füßen.
Ich erstarrte. Unzählige Hände griffen nach Alex. Hände der Schattengestalten. In anmutigen Wirklich? Bewegungen reckten sie sich ihm entgegen, packten ihn an Armen und Beinen, zogen an seinem Haar.
Abermals ein Schrei.
Mein Herz schlug so schnell und hart gegen meine Brust, dass ich glaubte, meine Rippen könnten dadurch brechen. In rasend schnellen Intervallen sog ich die muffige Luft ein, jappste dabei, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir.
„Alex!“, schrie ich verzweifelt.

„Lauf!“
Ich konnte noch immer keinen klaren Gedanken fassen, doch schien mein Körper von allein zu arbeiten. Schnell überwand ich die Distanz zu Alex und packte seinen Arm. Dabei schoss ich die Taschenlampe zu meinen Füßen weg. Wirbelnd tanzte das Licht über den Boden. Das Licht erstarb zuvor, oder habe ich überleden, dass ihre eigene Taschenlampe auch zu Boden fiel?. Mit aller Kraft versuchte ich Alex von den Schatten wegzureißen. Mir war bewusst, würde ich ihn jetzt los lassen, (+ Konjunktiv nötig?) wäre er verloren. Unaufhörlich rissen die Schattenwesen an Alex. Halt suchend stemmte ich meine Fersen fest in den Boden, meine Finger krallten sich tiefer in den Stoff seiner Jacke. Immer mehr Arme legten sich schlangenartig um seinen Körper, zerrten an ihm und murmelten weiter ihre unverständlichen Worte.
„Lass los, Wendy.“ Heißt sie oben nicht Nova?
Alex' Kopf verschwand im Mauerwerk, ebenso sein linker Arm. Panisch umschlangen meine Finger seinen Unterarm noch fester. Mit letzter Kraft, versuchte ich, ihn zurück zu ziehen, rutschte ab und versuchte ihn noch einmal zu packen. Mein Griff ging ins Leere. Ich verlor das Gleichgewicht, schlug hart auf den Boden. Das Stimmengewirr war verstummt, auch von Alex hörte ich nichts mehr. Einzig meine verzweifelten Rufe nach ihm erfüllten den Raum. Auf allen Vieren hastete ich auf den Lichtkegel zu. Etwas spitzes bohrte sich schmerzhaft in meine Handfläche, ließ mich kurz inne halten. Ich erkannte weder, was es war, noch ob ich eine Verletzung davon getragen hatte. Krabbelnd bewegte ich mich weiter auf die Taschenlampe zu, packte sie und leuchtete auf die Wand. Die Schattenwesen waren wieder erstarrt, Alex verschwunden. Stattdessen zierte ein weiterer Schatten die Wand.
Sein Schatten.

Klasse gefällt mir gut. Wann geht‘s weiter? Smile

Ich mache es kurz: Im Wesentlich echt stark.
Meine Anmerkungen bitte nur als Anregungen zum Denken verstehen. Du darfst auch alles zu lassen. Ich will dich nur kitzeln.
Die Geschichte hat eine schöne Dichte, das musst du dir genau überlegen, welche Änderungen du vornehmen willst oder welche zu vermeiden sind.

Das schreibe ich sonst nie aber, danke, für den Text.

Liebe Grüße,

Pheno.


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Socki
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Beitrag24.02.2017 13:44

von Socki
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Wow danke danke. Ich fühle mich echt geehrt und werde mir nach der Arbeit alles in Ruhe zu Gemüte führen.

Danke auch noch mal an alle anderen die sich die Zeit genommen haben und mir ein ihr tolle Tipps da gelassen haben
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Socki
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Beitrag25.02.2017 10:33

von Socki
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Nachdem gestern doch die Müdigkeit über die Muse gewonnen hat, habe ich mich heute früh gleich an den Text gesetzt.

Ich habe noch einige Änderungen für mich übernommen und bin dir echt mega dankbar, Pheno. Da waren einige tolle Tipps und Anmerkungen bei.

Zitat:
Dabei schoss ich die Taschenlampe zu meinen Füßen weg. Wirbelnd tanzte das Licht über den Boden. Das Licht erstarb zuvor, oder habe ich überlesen, dass ihre eigene Taschenlampe auch zu Boden fiel?

Sie hatte, nachdem sie die Kamera bekam, ihre Taschenlampe zu Boden gelegt. Die defekte Taschenlampe war die von Alex.

Zitat:
„Lass los, Wendy.“

Auch das wird erst im späteren Verlauf geklärt, was es damit auf sich hat.

Zitat:
anmutigen Wirklich?

Hier wollte ich den Eindruck erwecken, dass sie nicht hektisch nach ihm greifen, sondern eher in fließenden Bewegungen.
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Socki
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Beitrag17.03.2017 10:19

von Socki
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Hier mal ein weiterer Auszug aus dem Skript.

Ich würde gern wissen, wie es um die Hektik, die diese Szene vermitteln soll steht und was ich ggf noch intensivieren kann.

Für jeden Tipp bin ich dankbar



Zum zweiten Mal, seit ich hier war, rannte ich um mein Leben. Doch spürte ich schnell, dass ich dieses Mal deutlich kraftloser war. Meine Kehle lechzte nach Flüssigkeit. Ich hatte nichts getrunken, seit ich zurück war und genau das, wurde mir jetzt zum Verhängnis. Es würde mich nicht umbringen, aber ich spürte, wie es an meiner Substanz zerrte. Mein Mund war ausgetrocknet und jeder Atemzug fühlte sich an, als würden Rasierklingen meine Kehle zerschneiden. Trotz lahmer Beine und schmerzender Seiten schleppte ich mich vorwärts. Äste schlugen mir peitschenartig ins Gesicht, Dornen rissen mir über Beine und Hände. Ich spürte, wie Schweißtropfen über meine Schläfen liefen und sich in meinem Haar verfingen, welches mir in Strähnen im Gesicht klebte. Ich stolperte, geriet ins Straucheln, schaffte es aber, mein Gleichgewicht wieder zu finden. Meine Beine protestierten bei jedem Schritt, doch trugen sie mich mit letzter Kraft weiter.
Eine aus dem Boden ragende Wurzel umschlang meinen Fuß und brachte mich zu Fall. Meine Handflächen scheuerten über den steinigen Untergrund, irgendwas Spitzes bohrte sich in mein linkes Knie.
Reiß dich zusammen, mahnte ich mich selbst,
stemmte mich hoch und versuchte mich wieder auf die Beine zu ziehen.  Jemand packte mich von hinten und drückte mich runter. Am Boden kniend spürte ich, wie mir etwas Scharfkantiges gegen den Hals gedrückt wurde.
„So ganz allein hier draußen?“ Seine Worte drangen nur gedämpft an mich heran, zu stark war das Rauschen in meinen Ohren. Selbst mein Herzschlag kam mir lauter vor, als die gesenkte Stimme meines Angreifers.
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Kätzchen
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Beitrag17.03.2017 10:47

von Kätzchen
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Hi Socki!

Ich widme mich mal diesem Ausschnitt und hab oben nicht gelesen, weil unsere Mephistopheles ( Laughing ) da offenbar ziemlich gute Arbeit geleistet hat!

Zitat:
Zum zweiten Mal, seit ich hier war, [ich finde der Einschub bremst die Hektik, die du offenbar erzeugen wolltest. Funktioniert auch ohne!] rannte ich um mein Leben. Doch ich spürte ich schnell, dass ich dieses Mal deutlich kraftloser war [Mag Geschmackssache sein, aber für mich ließt es sich so flüssiger.]. Meine Kehle lechzte nach Flüssigkeit. Ich hatte nichts getrunken, seit ich zurück war. und genau Das, wurde mir jetzt zum Verhängnis [Das "und" nimmt wieder Tempo raus. Vorher kamen schon kurze Sätze, ich weiß und ein Wechsel aus kurz und lang ist meist angenehm zu lesen. Aber gefühlt würde sich hier ein Punkt nochmal gut machen, weil ich als Leser dann ebenfalls "hektischer" lese.]. Es würde mich nicht umbringen, aber ich spürte, wie es an meiner Substanz zerrte [Das sagst du oben im Prinzip schon, mit dem "kraftloser". Für mich las es sich, wie eine Wiederholung, die keinen Sinn hat, außer Zeilen zu füllen.]. Mein Mund war ausgetrocknet und jeder Atemzug fühlte sich an, als würden Rasierklingen meine Kehle zerschneiden. Trotz lahmer Beine und schmerzender Seiten schleppte ich mich vorwärts. Äste schlugen mir peitschenartig ins Gesicht, Dornen rissen mir über Beine und Hände. Ich spürte [finde mal was anderes; fühlen, etc. Das "spüren" hast du meiner Meinung nach langsam überstrapaziert!], wie Schweißtropfen über meine Schläfen liefen und sich in meinem Haar verfingen, ; welches Es klebte mir in Strähnen im Gesicht klebte [Nur ein Vorschlag, der wie ich finde, alles etwas dramatischer macht.]. Ich stolperte, geriet ins Straucheln, schaffte es aber, mein Gleichgewicht wieder zu finden. Meine Beine protestierten bei jedem Schritt, [lese ich jetzt auch gefühlt zum dritten Mal] doch trugen sie mich mit letzter Kraft weiter.
Eine aus dem Boden ragende Wurzel umschlang meinen Fuß und brachte mich zu Fall. Meine Handflächen scheuerten über den steinigen Untergrund, irgendetwas Spitzes bohrte sich in mein linkes Knie.
Reiß dich zusammen!, mahnte ich mich selbst, [Ich finde, das darf man ruhig lesen, dass es dringend ist!]
stemmte mich hoch und versuchte mich wieder auf die Beine zu ziehen.  Jemand packte mich von hinten und drückte mich runter. Am Boden kniend spürte ich, wie mir etwas Scharfkantiges gegen den Hals gedrückt wurde.
„So ganz allein hier draußen?“ Seine Worte drangen nur gedämpft an mich heran, zu stark war das Rauschen in meinen Ohren. Selbst mein Herzschlag kam mir lauter vor, als die gesenkte Stimme meines Angreifers.



Soo liebe Socki, trotz der vielen Farben fand ich es ziemlich gut, in Sachen Hektik und Fluchtdarstellung! Wink
Ich habe dir nur alle Anmerkungen gemacht, die den Schnipsel für mich feiner machen würden. Das einzige was ich als wirklich störend empfand, waren die gefühlt hundert redundanten Erwähnungen der schweren Beine und des Spürens. Die braucht es nicht, der Text hat auch ohne sie genug Action, meiner Meinung nach.

Nimm dir einfach raus, was du brauchen kannst! Cool

LG
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Socki
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Beitrag17.03.2017 11:14

von Socki
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Super danke für deine Anmerkungen Kätzchen. Werde ich auf jeden Fall übernehmen.
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Phenolphthalein
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Beitrag18.03.2017 13:16

von Phenolphthalein
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Hallo Socki,

Ich sagte ja bereits, dass kurze Sätze dem Spannungsaufbau dienen.
Und in dieser Szenerie sind zudem viele Wiederholungen. (Auch die trockene Kehle und das verlangen nach Flüssigkeit).
Der Stubentiger (oder bist du eine Freigängerin vielleicht sogar ein Wildfang?) hat mit allem Recht, wie ich finde.
Solltest ihr mal ein paar Dreamies anbieten. Twisted Evil

A) Mit den kurzen Sätzen geht einher (auch das erwähnte ich), dass die handlungstragende Person keine Zeit zum Denken hat.
Lange oder längere Sätze implizieren eine reflektierte Sicht auf die Ereignisse.
Wenn sie beispielsweise einen Verfolger hat, dann überlegt sie an der nächsten Kreuzung auch nicht, welchen Weg sie nehmen soll und ruft dafür erst einmal den Telefonjoker an.
Das läuft intuitiv ab.
Nicht:
Ich nehme den lange geraden Weg, weil ich auf dem verwinkeltem nicht so schnell rennen kann.
Obwohl, dafür sieht man mich auf dem  dem geraden besser und weiß, wohin ich laufe.
Hach, vielleicht sollte ich das angemessen bei einem Jasmintee mit meinen Followern auf Twitter besprechen.
Sondern:
Ich sprintete über die nächste Kreutzung. Ich wollte bloß weg, bloß mehr Disztanz zwischen mir und meinem Verfolger.
(Ist auch eine Entschediung, aber sofort gefällt, ohne zu überlegen, was sinnvoller ist)

B) In einer Spannungsszene stelle ich die Frage, ob du tendenziell distanzierte Verben wie "spüren" überhaupt brauchst?

Nimm den ersten Satz mit "spürte"

Zitat:

Doch spürte ich schnell, dass ich dieses Mal deutlich kraftloser war. Meine Kehle lechzte nach Flüssigkeit.


Hier erzeugst du durch das "spüren", dass ihr bewusst wird (übertrieben gesagt, allmählich dämmert), dass sie kraftloser ist, als früher.

Bewusst werden ist nicht intuitiv. Es bedeutet vielmehr, dass sie es bewertet, also darüber nachdenkt.
Es geht natürlich, da du auch in Stresssituationen denkst.
Sie will flüchten und das klappt nicht so, wie erhofft. Warum?
Schon denkt sie.

Ist es denn wirklich schneller, wenn du das "spüren" weglässt?

Zitat:
Dieses Mal war ich kraftloser.

Das ist kürzer, vermutlich auch schneller, aber nicht schön.
Der Vorteil: Ihr ist bewusst, dass es so ist.
Der Nachteil: Es ist eine nüchterne Feststellung, eine Tatsache. Du schreibst aber keinen Polizeibericht.

Mit ein wenig Fantasie/Phantasie geht es besser.
Was bedeutet: ich war kraftloser oder was ist kraftloser? Was spürt sie genau?
Vermutlich hat sie das Gefühl, als würden ihre Beine sie nicht mehr lange tragen, oder? Ein Muskelkater?
Meine Muskeln brannten.
Meine Wade krampfte bei jedem Schritt.
Das "spürt" sie.

Zitat:
Meine Wade krampfte bei jedem Schritt, meine Kehle lechzte nach Flüssigkeit (Na ja).


C) Sagte ich nicht, dass du präzise schreiben solltest?
Zitat:
Meine Kehle lechzte nach flüssigem Wachs.

Wohl eher nicht, oder?
Ebenso denkt sie jetzt nicht an einen vollmundigen Chardonnay.

D) Bei einer Spannungsszene ist es auch sinnvoll unwichtiges zu streichen (damit meine ich nicht Wiederholungen, die natürlich auch gestrichen gehören).

Zitat:
Äste schlugen mir peitschenartig ins Gesicht, Dornen rissen mir über Beine und Hände. Finde ich gut, passt. Zeigt dass sie nicht aufpasst und "Verletzungen in Kauf nimmt".  Ich spürte, wie Schweißtropfen über meine Schläfen liefen und sich in meinem Haar verfingen, welches mir in Strähnen im Gesicht klebte.

Aber:
Ist das unterstrichene Wichtig?
Zum einen muss ihr das wieder Bewusst sein oder werden, zum anderen verdeutlicht es nichts oder bringt die Handlung nicht (signifikant) weiter.
Dient es der Bildhaftigkeit? Ja? Was soll dieses Bild?
Ich könnte mit der Antwort leben: Es zeigt, wie sehr es sie anstrengt. Aber das zeigst du voher zu genüge. Somit wiederholt es sich dann wieder.
 
Das ist aber nur mein persönliches Empfinden. Ohne den anderen Wiederholungen (mit denen du mich quasi erst dazu bringst, darauf zu achten) wäre es mir möglicherweise nicht aufgefallen.
Es kann also auch so stehen bleiben, wenn es dir wichtig ist und du anderer Meinung, als ich bist.

E) Hier nicht verwendet und auch nicht zwangsläufig notwendig:

Gut platziert kann auch eine Ellipse die Spannung steigern (denn sie lockert nicht nur auf, sondern im Idealfall wirkt sie schneller/schwungvoller.)
Kannst ja überlegen, ob du irgendwo eine einbauen willst.

________________________________________________________________________________________________________


Dann noch etwas:

Zitat:
Eine aus dem Boden ragende Wurzel umschlang meinen Fuß und brachte mich zu Fall.

Die Wurzel wird hier nicht aktiv, also umschlingt sie auch nichts.
Deine Prota verfängt sich in einer aus dem Boden ragenden Wurzel.



Kon­klu­si­on)
Die Spannugnsszene vermittelt Spannung. Jedenfalls kann ich die Absicht hahinter erkennen.

Kätzchen hat das Wesentliche erkannt, meine Anmerkungen dienen höchstens als (subjektive) Ergänzung.

Dennoch würde es diesem Textausschnitt meines Erachtens gut tun, wenn du einiges wegstreichst.
Auch können Stilmittel dir helfen, mehr aus der Szene herauszuholen.
Wie immer gilt:

Du entscheidest, was du umsetzen willst.

Liebe Grüße,

Mephi ... ich meine natürlich

Pheno.


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Socki
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Beitrag19.03.2017 18:24

von Socki
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Vielen lieben Dank für eure Hilfe. Die Szene hat mir einiges an Kopfzerbrechen bereitet und (dankbar darüber, dass ich nur 11.000 Wörter bisher habe), habe ich das Skript etwas umgeworfen und ins Präsens geschrieben.

Ich habe die Szene überarbeitet und ja ich weiß, manche Sätze sind immer noch recht lang (ich tue mich selbst schwer, so abgehackte Sätze zu schreiben).


Erneut renne um mein Leben, ohne jegliche Orientierung und von Dunkelheit umschlungen. Zu allen Seiten treten Bäume und Sträucher aus ihren Schatten, schneiden mir den Weg ab. Dornen reißen mir über Beine und Hände. Tiefhängende Äste greifen wie Klauen nach mir. Ich stolpere über etwas, gerate ins Straucheln, schaffe es aber, mein Gleichgewicht wieder zu finden.
Hinter mir hämmernde Schritte. Er kommt näher.
Ich schleppe mich weiter, werde aber langsamer. Lange schaffen meine Beine es nicht mehr, mich zu tragen. Meine Waden krampfen bei jedem Schritt, das Stechen meiner Seiten ist unerträglich. Doch wenn ich stehen bleibe, wird er mich kriegen
Silberne Punkte tanzen wild vor meinen Augen. Erfolglos versuche ich sie wegzublinzeln. Meine Lunge brennt, mein Mund ist ausgetrocknet. Jeder Atemzug fühlt sich an, als würden Rasierklingen meine Kehle zerschneiden.
Ich stürze. Meine Handflächen scheuern über den steinigen Untergrund, irgendetwas Spitzes bohrt sich in mein Knie. Mein rechter Fuß hat sich in einer Wurzel verfangen. Panisch versuche ich ihn zu befreien, verliere dabei meinen Schuh.
Steh auf! , mahne ich mich, stemme mich hoch und versuche wieder auf die Beine zu kommen.  
Zu spät.
Kräftige Hände packen von hinten meine Schultern und drücken mich runter. Kalter Stahl legt sich über meine pulsierende Halsschlagader.
„So ganz allein hier draußen?“ Nur gedämpft dringen die Worte an mich heran, zu laut ist das Rauschen in meinen Ohren. Der drohende Unterton bleibt mir dennoch nicht verborgen.
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NinaK
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Beitrag23.03.2017 20:28

von NinaK
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Liebe Socki,
schöner, starker Text, der neugierig macht, wie es weitergeht. Es gibt schon so viele Vorredner hier, aber ich möchte trotzdem zu der überarbeiteten Version noch ein paar Anmerkungen loswerden. Manches doppelt sich vielleicht, das kannst Du dann ja schneller überfliegen.
Viele Grüße
Nina

„Du willst das wirklich durchziehen?“ Dumpf hallten meine Worte von den kalten, feuchten Wänden des rissigen Mauerwerks wider. Die Luft roch abgestanden und modrig, und vermutlich war das ein wahres Paradies für Schimmelpilze.

In diesem Absatz habe ich gebräuchliche Wortkombinationen markiert. Es ist nichts an ihnen auszusetzen, sie sind lediglich üblich. Dies ist der Anfang Deines (längeren) Textes. Vielleicht magst Du sprachlich noch eine Schippe drauflegen. "Vermutlich" kann man vermutlich weglassen.
"Paradies für Schimmelpilze" - Wie verwildert ist die Ruine? Handelt es sich nur noch um Mauerwerk oder gibt es noch geschlossene Räume, womöglich mit Fenstern? Davon dürfte abhängen, ob das wirklich ein Paradies für Schimmelpilze ist.


An den graubraunen Wänden (Also doch Wände. Oder meinst Du Mauern?) wucherte das Moos (wenn es sehr viel Moos gibt, das regelrecht wuchert, wie viel ist dann von den graubraunen Wänden noch zu sehen?) und aus etlichen Ritzen rankten verschiedene Pflanzen.
Das wurde schon angemerkt. Die "verschiedenen Pflanzen" sind sehr unspezifisch und schwächen den Satz zum Ende hin. Die genaue Bezeichnung, um welche Pflanzen es sich handelt, wird in dem Moment zum Problem, wo die jugendliche Protagonistin sich mit so etwas nciht auskennt. Evtl. hier mit Assoziationen arbeiten. Die Vegetation quillt aus dem toten Gemäuer, das Lebendige streckt seine Finger aus dem hervor, was leblos erscheint. Gedanken in diese Richtung könnten schon einen Vorgeschmack auf das Kommende geben.    
Es wirkte, als wolle die Natur ihren Lebensraum zurück erobern, welcher von dem alten Gebäude mehrere Jahrhunderte eingenommen wurde.
Ja. Oder es wirkt, als sei Lebendiges in dem Gemäuer eingeschlossen und würde jede Ritze nutzen, um hervorzubrechen.
„Zeig doch mal etwas Abenteuersinn.“
Dieses zusammengesetzte Hauptwort wirkt dort wie ein Fremdkörper. Zu sachlich. Könnte Alex nicht etwas in die Richtung sagen: "Nun sei doch nicht immer so verkrampft. Das ist ein Abenteuer. Es wird cool, du wirst schon sehen!" Dann hast Du gleich ein bisschen mehr von dem vermittelt, wie er so tickt.  
Ich konnte Alex' Unbekümmertheit von Alex nicht teilen. Für ihn schien das hier ein Spielplatz für Erwachsene zu sein. Auf mich wirkte die baufällige Ruine eher unheimlich, was wohl auch an den Geschichten lag, die sich um das uralte Gebäude (Gemäuer?) kursierten rankten. Bereits vor über 300 dreihundert Jahren soll hier auf mysteriöse Weise der Sohn eines Grafen verschwunden sein. Ein Teenager (In diesem Zusammenhang vielleicht eher "junger Mann"?), dessen Schicksal niemals aufgeklärt wurde. Seitdem lockte zog es immer wieder gerade vor allem junge Menschen her, die den ultimativen Kick suchten. Und immer wieder hörte man davon, dass einige nie wiederkehrten. "Immer wieder"? Wie viele? In welchem Zeitraum? Wenn dort über wenige Jahre mehrere Menschen verschwinden, weswegen die Polizei ermittelt ud worüber in den Medien berichtet wird, dann würde das ernsthafte Sicherheitsmaßnahmen nach sich ziehen. Ich würde es hier ein wenig im Nebulösen belassen. Jemand hat etwas erzählt, aber die Medien haben nicht berichtet. Jemand anders hat auch was erzählt, aber das war zu lange her, um es noch nachzuvollziehen, etc.
Alex hatte gemeint, dass das nur Schauergeschichten waren, um Kindern und Jugendlichen Angst zu machen und um sie von der Ruine, welche unter Denkmalschutz stand, fernzuhalten. Ja, genau. Wenn nämlich immer wieder dokumentiert wird, dass Kinder verschwinden, würde er es nicht als Schauergeschichten abtun können, und sein Vater würde es auch nicht lustig finden, wenn er dort Fotos macht. Wenn das der Plan war, dann war er doch recht unausgereift, immerhin ließ ich mich genau zu jenem Ort nun von meinem besten Kumpel schleifen.
„Mir ist einfach nur kalt“, erwiderte ich trotzig und zog schob demonstrativ die Unterlippe vor, während ich ruppig den Reißverschluss meiner lila Softshell-Jacke bis hoch zum Anschlag hoch zog.
Sie wird von Alex aufgezogen, sie sei verkrampft und hätte keinen Sinn für Abenteuer. Das reicht, warum sie trotzig antwortet und sich mit der Temperatur rausredet.
„Dauert doch nicht lange. Nur drei, vier Fotos und wir sind wieder weg.“
„Schon klar.“ Ich leuchtete das Deckengewölbe ab (Hier sind ein paar klärende Worte zur Architektur wichtig. Wo sind die beiden? In der ehemaligen Eingangshalle? Oder in einem unterirdischen Gewölbe?), von dem welchem immer wieder eisige Wassertropfen herabfielen. In den letzten Tagen hatte es viel und stark geregnet und auch wenn es nun schon seit über zwölf Stunden trocken war, bahnte sich das Regenwasser noch immer seinen Weg hier rein. (Warum? Von wo?) Auf dem unebenen Boden hatten dadurch etliche Pfützen gebildet. War vermutlich nicht die beste Idee von mir gewesen, Sneakers zu dem Ausflug anzuziehen. Meine Socken waren durchgeweicht und meine Füße fühlten sich längst wie Eisblöcke an.
Im Schein der weißen LED's blitzen immer mal wieder Spinnweben auf. Ich war dankbar, dass hier sonst völlige Dunkelheit (warum? Sind sie doch im Keller oder irgendwo unter der Erde?)  herrschte und mir somit der Anblick der achtbeinigen Bewohner erspart blieb.
„Wem willst du mit solchen Fotos eigentlich imponieren?“
„Meinem Dad. Er steht total auf solche Orte.“ Das erklärte zumindest, woher Alex diese verrückten Ideen hatte. (Ein paar Worte mehr zu Alex' Dad: Ist das der verrückte Typ, der Urlaubsziele nach der Anzahl von Spukschlössern auswählt? Oder der keine Gelegenheit auslässt, Ruinen aufzuspüren und darin herumzustapfen, bereit sich damit herauszureden, er hätte die Statik überprüfen wollen?) Würde ich meiner Familie (meinen Eltern?) solche Fotos zeigen und ihnen erklären, dass ich mich nachts in einer Spukruine herumgetrieben habe, würden sie mir wohl den Vogel zeigen. Alles in allem waren Meine Eltern waren aber auch keine Abenteuerurlauber. Wenn wir mal weg waren, dann im Cluburlaub in einem Fünf-Sterne Hotel mit All-Inclusive-Angebot und Blick aufs Meer. (Das ist eine interessante Aussage. Die Familie fährt selten weg, aber wenn, dann so richtig mit allem Schnickschnack und höchstem Standard. Ist Dir das bewusst?)
Der schmale Flur mündete in einen riesigen Raum. Die Fenster waren zugemauert, ließen weder Licht, noch frische Luft herein. (Trotzdem herrscht an solchen Orten keine völlige Dunkelheit.) Ich versuchte mir vorzustellen, wie es hier wohl ausgesehen hatte, als das Anwesen noch bewohnt war. In meinen Gedanken entsprang entstand ein Bild von Wänden behangen mit bestickten Teppichen und Gemälden der Vorfahren. In der Mitte ein prunkvoller Tisch, voll von Köstlichkeiten. Feuer im Kamin, welches das für wohlige Wärme und genügend Licht sorgte. Am Kopfende des massiven Holztisches saß ein fein gekleideter Mann, ihm gegenüber eine liebreizende Frau mit langem Gewand. Ganz wie im Märchen.
„Nova, komm mal her.“ Alex' aufgeregte Stimme von Alex riss mich aus meinen Fantasien und aus dem farbenprächtigen Saal wurde wieder die baufällige Ruine.
Der Lichtkegel meiner Taschenlampe glitt nach rechts, und ich entdeckte ihn (sie entdeckt ihn mit Hilfe ihrer Taschenlampe, obwohl er selbst eine hat, mit der er sie blendet. Nicht ganz schlüssig.) vor einer Wand stehend. Geblendet von seinem Taschenlampenlicht legte ich schützend meinen Unterarm über meine Augen, was Alex außerdem zu verstehen geben sollte, dass er mir nicht weiter ins Gesicht leuchten sollte. Dauerte zwar einen Moment, aber die Massage Message kam an, dennoch musste ich einige Male blinzeln, bis ich wieder richtig sehen konnte.
„Guck dir das mal an.“ Die LED's warfen ihren Schein an die Wand, die Alex' gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Langsam tastete sich der Lichtkegel voran und enthüllte Silhouetten von Menschen. (Wenn dort Silhouetten zu sehen sind, müssen da auch Menschen sein. Gemeint sind aber wohl Schatten oder Schattenbilder. Umrisse wie Scherenschnitte. Ich kann es mir nicht genau vorstellen.) Wie erstarrte Schatten zierten sie die Fassade. Die Fassade ist die Außenwand eines Gebäudes zur Straße (Hauptansicht). Das ist hier aber wohl nicht gemeint. Manche rissen die Arme hoch (bewegen sich die Bilder?), andere hielten ihre zur Seite. Manche waren schlank, andere dick. (Ziemlich schwache Beschreibung. Da es sich um einen wichtigen Moment handelt, dürften hier gern etwas mehr Vorstellungskraft und sprachliche Feinheit her. Hat einer einen Hut auf aus einer bestimmten Zeit? Ein anderer einen Kopfhörer? Einen Teddy im Arm?. Einige waren klein und hatten eine kindliche Haltung, während andere älter und erhaben(Sie treten also wie Reliefs hervor?)  wirkten. Eines hatten sie aber gemeinsam. Sie waren alle in der selben blassgrauen Farbe gemalt. Mit einer Transparenz, wie auch menschliche Schatten sie besaßen. (Ob ein Schatten menschlich ist oder nicht, hat ausschließlich mit den Lichtverhältnissen zu tun.

Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und das ohnehin schon vorhandene Unwohlsein wurde noch stärker. „Was ist das?“ Langsamen Schrittes trat ich auf die Wand zu, blieb aber etwa zwei Meter davor stehen. Näher wollte ich diesen Schatten einfach nicht kommen, zu unheimlich wirkten sie auf mich. „Das...“, meinte Alex und stellte sich vor die Wand, als wolle er mir diese präsentieren, „...ist die Kulisse für unsere Fotos.“
„Deine!“
„Was?“
„Deine Fotos. Du wolltest unbedingt welche haben machen.“ Auch wenn wir nur unsere Taschenlampen hatten, so konnte ich seinen Schmollmund deutlich erkennen. (Schmollmund? Eher vorwurfsvoller Blick, oder?.)
„Jetzt komm schon. Sei nicht so. Mach dich mal locker. In 20 zwanzig Jahren, wenn du auf der Couch sitzt und Socken strickst (also mit schätzungsweise 36 Jahren, sitzt das Mädel auf der Couch und strickt??? Ich weiß ja nicht...) kannst du deinen Kindern zeigen, wie cool du mal warst.“
„Total cool, sich vor einer Gruselwand ablichten zu lassen.“
„Was ist denn daran gruselig? Die hat wohl irgendwer mal sind doch nur gemalt.“
Musste aber ein guter Künstler sein, denn die Silhouetten wirkten so realistisch, als würden sie jeden Moment aus ihrer Starre erwachen. (Denkt sie das nur oder spricht sie es aus? Der Anschluss des nächsten Satzes muss passen.
„Du guckst eindeutig zu viele Horrorfilme.“
Seufzend gab ich nach. Vermutlich hatte Alex recht, meine Fantasie ging eindeutig mit mir durch. Ich versuchte mir einzureden, dass sicher kein Massenmörder hier Tag und Nacht darauf wartete, dass Jugendliche mal wieder etwas Action suchten und hier herauf kamen. Oder dass irgendwelche Geister längst vergangener Zeit uns gleich heimsuchten. Gänzlich konnte ich meine Unsicherheit aber nicht ablegen, weswegen ich mich zwar vor die fragwürdige Wandverzierung stellte, dennoch etwas Abstand hielt. Alex, der mir gegenüberstand, hob seine Kamera und richtete das Objektiv auf mich, während ich versuchte, ein nicht allzu gekünsteltes Grinsen aufzusetzen. Während es Menschen gab, die auf Knopfdruck ein zuckersüßes Lächeln auflegen konnten, gehörte ich zu jenen, die eher so aussahen, als habe hätte man ihnen gerade gegen das Knie getreten.

Für den Bruchteil einer Sekunde durchflutete ein greller Blitz den Raum, ehe dieser wieder in Dunkelheit getaucht wurde. Geblendet von dem weißen Licht, hatte kniff ich die Augen zusammen gekniffen und wartete nun darauf, dass das Flackern meines Sehnervs , welches noch immer anhielt, endlich nachließ.
„Jedes Fahndungsfoto sieht besser aus.“ Trotzig Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Welches Mädchen hörte sowas schon gern, auch wenn mir Alex' gehässige Art durchaus bekannt war.
„Wenn du dich weiter über mich lustig machst, dann kann die Polizei das gleich dafür nehmen“, drohte ich mürrisch, was Alex nur noch mehr zu amüsieren schien. Doch statt mich mit weiteren Erniedrigungen zu bombardieren, blieb es bei bloßem Gelächter.
„Komm schon. Stell dich mal dichter an die Wand und posiere etwas.“ In sowas war ich ja noch schlechter, als im Lächeln. Aber ich wollte mir auch nicht die Blöße geben und am Ende als Spielverderber abgestempelt werden, weswegen ich einen Schritt rückwärts machte. Die kalte Wand im Rücken spürend, drehte ich mich etwas seitlich, riss einen Arm in die Höhe und einen seitlich von mir weg. Meinen Rücken drückte ich etwas durch und versuchte mit geöffnetem Mund zu lächeln. Beinahe wie auf diesen Teleshoppingsendern, wo jedes noch so unnütze Teil für die Darsteller ein absolutes Wow-Erlebnis darstellte. In meinen Augen waren diese Menschen die größten Schauspieler, denn wer raspelte schon mit so viel Inbrunst pfundweise Gemüse, oder freute sich, wenn er mit einem Gummiband Strechübungen machen konnte?
„Ja, schon besser“, motivierte Alex mich und hob die Kamera. Abdrücken tat er dennoch nicht, senkte stattdessen die Hand wieder und eilte zu mir herüber. Er zog mich von der Wand weg und drückte mir den Apparat in die Hand.
„Lass mich erstmal.“ Ehe ich etwas erwidern konnte, stellte Alex sich schon an die Wand, zupfte etwas an seinem braunen Haar herum und versuchte sich in Szene zu setzen. Allerdings glaubte ich, dass sein Versuch bald noch erbärmlicher wirkte, als der meiner. Im Schein der Taschenlampe konnte ich sehen, dass seine Mundwinkel nicht mal im Ansatz ein Lächeln andeuteten, und in seinen eisblauen Augen lag eine mir unbekannte Hektik. Ob er auch langsam begriff, dass dieser Ort unheimlich war?
„Jetzt mach schon.“ Selbst seine Stimme hatte einen abgehetzten Ton angenommen klang hektisch, und ich fragte mich, wann der Punkt gekommen war, wo wir die Rollen getauscht hatten. Bis eben war ich es doch gewesen, die es nicht erwarten konnte, hier wieder raus zu kommen.
„Bin ja dabei.“ Ich legte meine Taschenlampe vor meine Füße, den Lichtkegel auf Alex gerichtet, um noch für etwas Beleuchtung zu sorgen. Ich drückte den Auslöser, nachdem ich das Objektiv auf das Hobbymodel gerichtet hatte.
Einmal.
Zweimal.
Dreimal. (Schöne Spannungssteigerung. Auch mit den Absätzen.)
Blitze zuckten durch den Raum, und nach jedem Erlöschen schien die Dunkelheit noch einnehmender zu sein. (Schön!)

Ein flüsterndes Gemurmel (unnötige Dopplung) durchflutete das Gemäuer. Unzählige Stimmen schienen in leisem Ton durcheinander zu sprechen. Ich konnte ihre Worte nicht verstehen, aber sie hatten etwas Bedrohliches an sich. Ein monotoner Singsang. Das Gemurmel wurde von einem spitzen Schrei übertönt
Mein Schrei.
Panik hatte von meinem Körper Besitz ergriffen, (ich würde meinen, nicht nur vom Körper. Denken kann sie ja auch nicht mehr.) schien jede meiner Bewegungen zu lenken. Alex' Taschenlampe fiel zu Boden. Das Licht erstarb und gab der Dunkelheit noch mehr Macht. Angsterfüllte Laute mischten sich unter das Gemurmel. Ruckartig richtete ich meinen Lichtkegel auf Alex, wobei mir die Kamera entglitt. Mit einem Krachen landete sie zu meinen Füßen.
Ich erstarrte. Unzählige Hände griffen nach Alex. Schattenhände der Schattengestalten. In anmutigen Bewegungen reckten sie sich ihm entgegen, packten ihn an Armen und Beinen, zogen an seinem Haar. (Was Du beschreibst, funktioniert nicht mit anmutigen Bewegungen".)
Abermals ein Schrei.
Mein Herz schlug so schnell und hart gegen meine Brust, dass ich glaubte, meine Rippen könnten dadurch brechen. In rasend immer schnelleren Intervallen sog ich die muffige Luft ein, jappste dabei, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir.
„Alex!“, schrie ich verzweifelt.

„Lauf!“ (Wer sagt das? Alex?)
Ich konnte noch immer keinen klaren Gedanken fassen, doch schien mein Körper von allein zu arbeiten. (Zumindest scheint sie doch den Gedanken zu fassen, dass sie nicht tut, was er sagt, und was sie eigentlich schon die ganze Zeit will - weglaufen! - sondern dass sie ihm hilft.) Schnell überwand ich die Distanz zu Alex und packte seinen Arm. Dabei schoss ich die Taschenlampe zu meinen Füßen weg. Wirbelnd tanzte das Licht über den Boden. Mit aller Kraft versuchte ich Alex von den Schatten wegzureißen. Mir war bewusst, würde ich ihn jetzt los lassen, wäre er verloren. Unaufhörlich rissen die Schattenwesen an Alex ihm. Halt suchend stemmte ich meine Fersen fest in den Boden, meine Finger krallten sich tiefer in den Stoff seiner Jacke. Immer mehr Arme legten sich schlangenartig um seinen Körper, zerrten an ihm und murmelten weiter ihre unverständlichen Worte.
„Lass los, Wendy.“ (Wer ist Wendy? Die Protagonistin heißt doch Nova?)
Alex' Kopf verschwand im Mauerwerk, ebenso sein linker Arm. Panisch umschlangen meine Finger seinen Unterarm noch fester. Mit letzter aller Kraft, versuchte ich, ihn zurückzuziehen, rutschte ab und versuchte ihn noch einmal zu packen. Mein Griff ging ins Leere. Ich verlor das Gleichgewicht, schlug hart auf den Boden. Das Stimmengewirr war verstummt, auch von Alex hörte ich nichts mehr. Einzig meine verzweifelten Rufe nach ihm erfüllten den Raum. Auf allen Vieren hastete kroch ich auf den Lichtkegel zu. Etwas Spitzes bohrte sich schmerzhaft in meine Handfläche, ließ mich kurz innehalten. Ich erkannte weder, was es war, noch ob ich eine Verletzung davongetragen hatte. Krabbelnd bewegte ich mich weiter auf die Taschenlampe zu, packte sie und leuchtete auf die Wand. Die Schattenwesen waren wieder erstarrt, Alex blieb verschwunden. Stattdessen zierte ein weiterer Schatten die Wand.
Sein Schatten. (Schöner Abschluss)
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Socki
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Beitrag23.03.2017 20:43

von Socki
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Vielen Dank NinaK für die Anregungen. Einiges werde ich gewiss gut umsetzen können
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