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Teil 22 Es geht los...


 
 
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teccla
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 66
Beiträge: 160
Wohnort: Costa Blanca


Was suchst Du in Madagaskar?
Beitrag01.05.2008 12:56
Teil 22 Es geht los...
von teccla
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Und es wurde anders. Er war den ganzen langen Tag mit Gunter unterwegs, während ich mit Rondro die Termine ab arbeitete. Mittags mit Sebastian durch die Hitze lief und Einkäufe machte, um nachmittags wieder mit Rondro die Ämter zu besuchen. Alles gestaltete sich mühselig. Viele Verspätungen und immer wieder mussten Termine verschoben werden.
In Deutschland heißt es die "Anstandsviertelstunde". Hier wartete man aus Höflichkeit eine Stunde. Keiner verstand, dass wir nach einer halben Stunde oder gar einer Stunde Verspätung leicht säuerlich wurden.

Von Jan keine Spur. Abends kam er, duschte, zog sich um und verschwand.
Sebastian und ich saßen oft am Meer und hörten dem Wasser zu, die Palmen flüsterten und der Mond grinste uns fett an. Eine leichte Brise kam vom Meer und Trommelklänge drangen zu uns von irgendwo her. Ich war dankbar dafür. Das war ein Geschenk.

Während dessen ging der Krampf um die Gründung der Firma weiter. Es gab hier keinen "Fred", der die Firma gründen konnte. "Chambre de Commerce" hatte zugesagt, dies für uns zu erledigen. Diese Einrichtung entspricht unserer Industrie- und Handelskammer. Chambre de Commerce Majunga hatte sogar ein Freundschaftsabkommen mit der Industrie- und Handelskammer Hamburg. Man staune.
Die Ämtergänge wurden fast zur Routine. Eine beglaubigte Kopie hier, ein Formular dort.
Der Gesellschaftervertrag wurde von uns geschrieben und bei Chambre de Commerce abgegeben. Wir warteten auf eine Nachricht, aber die ließ auf sich warten. Erneutes Nachfragen brachte erneute Vertröstungen.

Endlich mieteten wir die Räume für das Internetcafe "Antsika". Der Besitzer renovierte sie noch auf eigene Kosten. Nun hatten wir einen kommerziellen Mietvertrag und kamen einen großen Schritt bei der Gründung der Firma weiter. Aber andererseits liefen nun auch zusätzliche monatliche Kosten auf, Einnahmen waren dagegen noch lange nicht in Sicht. Wir übten uns in Nachsicht und Geduld.
Fast täglich war ich mit Rondro unterwegs.

Es war März 2003 an einem Montag Nachmittag. Rondro und ich wollten ein Bankkonto für die Firma eröffnen. Ich zog es dann aber vor, doch erstmal ein Postfach einzurichten.
Die Banken unterschieden sich in den Konditionen minimal. Zahlte man Euros ein, bekam man nicht Euros raus. Ich durfte Devisen einführen aber mir nicht auszahlen lassen. Man bekam FMG (France Malagasy), die damalige Währung von Madagaskar. Selbstverständlich konnte ich ein Devisenkonto einrichten, allerdings war die Mindesteinlage 4000 Euro, aber verfügen durfte ich nur über die Summe, die darüber hinausging. Das hieß auch, hier war zwar eine Überweisung ins Ausland möglich, aber ich konnte mir keine Euros in Madagaskar (nicht einmal von meinem eigenen Konto) auszahlen lassen. Soweit dazu.
Mit Rondro fuhr ich zu einer Bank, die sich auf Firmenkunden spezialisiert hatte. Wir traten ein. Ein modernes Großraumbüro, es erinnerte nur wenig an eine Bank. Ein Angestellter kam sofort auf uns zu und bat uns, Platz zu nehmen.
Ich frage nach den Konditionen.
Ja, die kann er uns nicht nennen.
„Ich möchte wissen, was kosten Überweisungen?“
“Nein, das kann ich ihnen leider nicht sagen.“
“Hören Sie, ich möchte gern die Banken vergleichen können. Darum frage ich die Konditionen ab und dann vergleiche ich und suche mir die angenehmste heraus.“
“Ich kann ihnen die Konditionen erst sagen, wenn sie hier Kunde sind. Dazu füllen Sie bitte dieses Formular aus.“
“Ja, ich kenne doch ihre Preise gar nicht. Ich kaufe doch nicht die Katze im Sack!“
Er lachte.
“Ja, finde ich auch witzig. Möchten sie mir nun die Konditionen und Preise nennen, damit ich eventuell doch Kunde werde bei ihrer schönen Bank?“
“Sie können gern einen Termin beim Direktor vereinbaren, ich darf die Preise leider nicht an Nicht-Kunden weitergeben.“
“Nein, Danke. Vielen Dank. Veloma“ (Tschüß).
Also eine Bank, deren Konditionen geheim waren, deren Direktor so viel Zeit hatte, den Kunden die Preise zu erläutern, die war mir dann doch etwas suspekt.

Für das Internetcafe brauchten wir natürlich einen Internetanbieter. In Majunga gab es nur einen.
Dieser bot eine Art Flatrate an, über Breitbandfunk. Wir entschieden uns für die Geschwindigkeit 32 kb bis 64 kb. Diese Flatrate sollte 650 Euro monatlich kosten.
Das war der billigste Tarif. Die Geschwindigkeit 128-256 kb würde 1500 Euro kosten. Für eine Geschwindigkeit ähnlich DSL in Deutschland musste man schon monatlich satte 14.000 Euro auf den Tisch blättern.

Mit Jan erreichte ich einen Status, den man "friedliche Koexistenz zweier Nervensysteme" nennen konnte. Nein, ich meine damit keine Ehe, nur einen normalen freundlichen Umgang miteinander. Das Miteinander war mir wichtig, denn uns verband ein gemeinsames Ziel, die Firma aufzubauen, ein Internetcafe zu eröffnen. Daran hielt ich fest.



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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag02.05.2008 11:51

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Hallo teccla,

ich habe deine Geschichte sehr interessiert verfolgt und des Öfteren mein fast greises Haupt geschüttelt. Nicht über die Gebräuche und Sitten auf Madagaskar, sondern über deine Blauäugigkeit und deinen unbedingten Willen das Internet- Caffee trotzdem aufzubauen.
Ich möchte nicht in Details gehen, kann jeder selbst lesen, aber im letzten Teil hätte ich mein Zelt auf den Rücken genommen und mich auf den fliegenden Teppich Richtung Heimat gesetzt. Mit so einem Partner ist man doch erschossen, ohne selbst Schuld zu haben. So erging es mir in Tunesien und ich habe schnellstens die Flocke gemacht.
Der Bursche geht abends einfach allein aus; da klingeln doch sämtliche Glocken...
Deine Schuld besteht darin das Vorhaben nicht gründlich genug vorbereitet zu haben und den falschen Partner hattest du auch am Hals. Vom Schreibstil her denke ich, ist nichts auszusetzen. Denke ist eine spannende Erzählung auf deren Schluss ich mich freue.

Hardy
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teccla
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 66
Beiträge: 160
Wohnort: Costa Blanca


Was suchst Du in Madagaskar?
Beitrag02.05.2008 11:57

von teccla
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ja, so sehe ich es auch. - heute -
Ich schreibe es auch mit dieser Erkenntnis im Rückblick.
Aber jede Frau wird dir sagen: Liebe macht blind...und schaltet das Hirn aus...
Da passiert noch einiges...

Nun denn, wird wohl Zeit für die nächste Folge.

Liebe Grüsse
angela


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Gabi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1216
Wohnort: Köln


Beitrag02.05.2008 20:49

von Gabi
Antworten mit Zitat

Ich glaube, es gäbe keinen Stoff mehr für viele Geschichten, wenn jeder nur der Vernunft folgen würde. Wink
Wie oft ist man nachher schlauer. Wir sind alle nur Menschen und das ist gut so.

L.G.
Gabi


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