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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1122 Wohnort: berlin
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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27.01.2017 08:26 Re: Trash? von menetekel
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d.frank hat Folgendes geschrieben: | Keine Ahnung, Lyrik ist neues Terrain für mich.
Kann jemand hier was damit anfangen?
Gedanken zum Kind
Kinder kotzen Regenbögen
Schneemanns Nase keck
irrtümlich vorbeigezogen
schlägt das Leben leck
angefüllend, Angst erfüllend
schlägt das kleine Herz
von der Sinne einsam brüllend
gräbt es dort nach Erz
pflanz ich einen Apfelbaum
warte nur der Frucht
nimmt das kleine Herz sich Raum
räumt den Scherbel, räumt den Traum
räumt sich selbst die Flucht |
Hallo d.frank,
doch, da kann ich durchaus etwas damit anfangen! Es handelt sich bei deinem Gedicht allerdings nicht um Trash, sondern um ein "normales" gereimtes Gedicht. Allerdings ahne ich die Tücken der Klassifizierungen, wenn man noch gar nicht weiß, welche Formen es überhaupt zu unterscheiden gilt.
Nun lausche meinen kritischen Anmerkungen (oder auch nicht ).
Zitat: | Gedanken zum Kind
(der Titel ist nicht wirklich ein Brüller)
Kinder kotzen Regenbögen
(sehr schönes Bild!)
Hier ist in meinen Augen erstmal Versgruppenende
Schneemanns Nase keck
irrtümlich vorbeigezogen
schlägt das Leben leck
angefüllend, Angst erfüllend (was meinst du mit "angefüllend?"
schlägt das kleine Herz
("das kleine Herz" liegt schon hart an der Grenze zum Kitsch
von der Sinne einsam brüllend
gräbt es dort nach Erz
pflanz ich einen Apfelbaum
warte nur der Frucht (warte auf die Frucht? / dreimal au)
nimmt das kleine Herz sich Raum
räumt den Scherbel, räumt den Traum
räumt sich selbst die Flucht
(sehr gut: die letzten 5 Verse)
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Also vielleicht so:
Zitat: | Farbenliebend (?)
kotzen Kinder Regenbögen
Schneemanns Nase keck
irrtümlich vorbeigezogen
schlägt das Leben leck
angereichert (?), Angst erfüllend
schlägt das kleine Herz
voll der Sinne einsam brüllend
gräbt es dort nach Erz
pflanz ich einen Apfelbaum
warte auf die Frucht
nimmt das kleine Herz sich Raum
räumt den Scherbel, räumt den Traum
räumt sich selbst die Flucht |
Du siehst, mit ein paar winzigen Änderungen ließe sich allerhand erreichen. Du hast jetzt allerdings noch zweimal "schlägt" drin; das solltest du besser ändern.
Ich finde dein Gedicht übrigens frisch, unprätentiös und herzergreifend: Eine gute Mischung. Wenn du magst, kannst du es durch einen Moderator verschieben lassen, dann fände es bestimmt auch mehr Beachtung ...
Liebe Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1122 Wohnort: berlin
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D 28.01.2017 00:23
von d.frank
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Hallo menetekel,
sehr, sehr gefreut ich haben mich!
Dass du dich hier drunter verewigt hast, lässt meinen Versuch tatsächlich nicht mehr so versucht aussehen. Lyrik ist eigentlich toll, Urheber und Betrachter genießen dabei noch so viel mehr Freiheit als in der Prosa. Aber sie kann auch schnell aufgebläht, verrätselt und kitschig wirken.
Wenn Lyrik mich selbst anspricht, ist sie meistens eher einfach gehalten wie der Vers von Rilke, den ich nun schön öfter in jemandes Signatur hier gelesen habe und immer wieder lesen MUSS , glaube bei der Userin gold.
Weißt du, was mein Leben will,
hast du es schon verstanden?
Wie eine Welle im Morgenmeer
will es, rauschend und muschelschwer,
an deiner Seele landen.
oder das hier, das ich auf Recherche dann gefunden habe:
Schlußstück
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns
mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Einfach und trotzdem kraftvoll.
Du kannst mir gern noch ähnliche Dichter empfehlen.
Ich habe dann also mal versucht, aus meinen Tiefen etwas so Schönes herauszuholen. Naja, es scheint zumindest nicht ganz verhauen, wenn du sagst, dass es dich erreichen konnte.
Mit kritischem Blick darauf sehe auch ich die Stärken in den letzten Versen. Der erste Teil kommt nicht auf den Punkt, auf den ich eigentlich hinauswollte. Dein neuer Titel "Farbenliebend" schafft zwar eine schöne Überleitung zum ersten Vers, der mir eben auch sehr gut gefällt (schafft in seiner Überzeichnung wiederum einen starken Kontrast), trifft aber auch nicht ganz ins Ziel. Ich bin beim Überdenken jetzt an Farbenlehre hängen geblieben? Aber das scheint mir ein erhobener Zeigefinger in sich, also auch nicht geeignet. Darüber muss ich noch brüten.
Zitat: | Schneemanns Nase keck
irrtümlich vorbeigezogen
schlägt das Leben leck |
Warum würdest du den Schneemannvers eher hier zuordnen?
Tja, ja....frag mich was Leichteres?
Ganz ehrlich, so ganz weiß ich auch nicht, was mich da geritten hat.
Eine Wortkreation aus angefüllt und anfüllend, metaphorisch übersetzt aus ist und werden?
Und im nächsten Moment die Angst, schon zu sein, nicht mehr zu werden. Schon sehr kryptisch. Wahrscheinlich ein Bild für Zerrissenheit, die Suche nach dem Sinn, auf die ich auch hier:
Zitat: | von der Sinne einsam brüllend | , hinauswollte.
Von der Sinne kann man hier auf zwei Arten lesen, wenn man die deutsche Sprache ein wenig und ganz frech verzerrt.
Das kleine Herz ist wohl tatsächlich Kitsch. Hast du einen besseren Vorschlag?
Die dreimal "au" stören mich nicht, der Traumvers ist eingeschoben. Ich mag Einschübe, auch in der Prosa. Ich finde, sie können etwas bewusst nebensächlich wirken lassen, das bei näherer oder rückwirkender Betrachtung ursächlich ist. Ich wüsste auch nicht, welches au sich streichen oder auswechseln ließe, ohne die ganze Dynamik aufzulösen!?
Die beiden "schlägt" gefallen mir eigentlich auch, weil hier dasselbe Wort in zwei vollkommen unschiedlichen Kontrastierungen dasteht.
Einmal als etwas Zerstörerisches, einmal als etwas pochend Lebendiges. Aber auch hier reicht meine Kenntnis nicht aus, um auf meine Meinung zu "pochen".
Vielen,vielen Dank für diesen Satz:
Zitat: | Ich finde dein Gedicht übrigens frisch, unprätentiös und herzergreifend: Eine gute Mischung. |
Der hat mich erröten lassen. Obwohl herzergreifend natürlich nach Kitsch klingt
Aber wenn du wirklich denkst, der Versuch wäre es wert, dann sollte ich einen der Moderatoren anschreiben?
Viele Grüße
diana
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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28.01.2017 07:40
von menetekel
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Diana schreibt:
Zitat: | Hallo menetekel,
sehr, sehr gefreut ich haben mich! smile wink
Dass du dich hier drunter verewigt hast, lässt meinen Versuch tatsächlich nicht mehr so versucht aussehen. |
Hallo Diana,
übertreib mal nicht gleich.
Der ungewöhnlichen Satzstellung entnehme ich, dass Deutsch nicht deine Muttersprache ist. Dies lässst die Mängel des Gedichts natürlich in einem noch milderen Licht erscheinen.
Trotzdem möchte ich dir deine Verse nicht umschreiben. - Mehr als auf Schwachstellen hinzuweisen, ist kontraproduktiv; detaillierte Tipps gebe ich in letzter Zeit nur noch, wenn es sich um ein, zwei Wörter handelt oder um notwendige Kürzungen.
Falls du jedoch zur deutschen Sprache selber einmal Fragen haben solltest, "darfst" du mich natürlich gern ansprechen.
Liebe Grüße und viel Erfolg bei der Überarbeitung
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1122 Wohnort: berlin
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D 28.01.2017 15:40
von d.frank
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Hallo Menetekel,
entschuldige bitte, aber ich hatte mich wirklich sehr gefreut, dass du dir die Zeit genommen hattest.
Die ungewöhnliche Satzstellung spielt, zugegeben ziemlich flach, auf Meister Yoda (aus Krieg der Sterne) an. Der steht nicht nur für seinen seltsamen Satzbau, sondern auch für eine Figur aus der Unterhaltungskultur. Das passte irgendwie zu mir und zum Versuch, mich mit Lyrik zu beschäftigen.
Schade, dass du dich nicht weiter äußern möchtest.
Ich hätte gern gewusst, wie du die Gedichte Rilkes findest. Und welche Vorschläge du zu meinen Fragen anbringen könntest.
Auch hätte mich eine Interpretation interessiert, um zu erkennen, ob die Verse überhaupt für den Leser deutlich sind.
Wenn du das als kontraproduktiv erachtest, muss ich das ja leider so hinnehmen.
Viele Grüße an dich
diana
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