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empet Erklärbär
Alter: 60 Beiträge: 4 Wohnort: im Speckgürtel von Hamburg
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16.10.2016 08:31 Jedem Anfang... von empet
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wohnt auch ein wenig Aufregung inne...
Hier mein erster Beitrag fürs Forum, freue mich auf konstruktive Kritik.
Heut bin ich Sara
Zeit zäh wie Sirup. Soll sie noch einen Kaffee trinken, um die Leere mit etwas Warmen zu füllen, fragt sie sich, während sie den wie zufällig arrangierten Bücherstapel im Wohnzimmer zurechtrückt. Plötzlich klingelt es an der Tür, ein nachdrückliches Klingeln, das Ignorieren nicht akzeptiert. Die Frau zuckt zusammen, eilt dann zur Haustür und öffnet sie. Dort steht ein junges Mädchen, zehn Jahre vielleicht, wirre blonde Haare umrahmen ein winterblasses Gesicht, die Mundecken sind aufgesprungen und gerötet. Das Mädchen leckt sich nervös die Lippen. „Kann ich reinkommen?“ bittet sie.
Die Frau zögert. Es tut mir nicht gut, denkt sie, ich sollte das nicht mehr tun. Das Mädchen blickt sich rasch um in die Richtung, aus der es kam, fast in Erwartung, dass jemand hinter ihr steht. Sie merkt das Zögern der Frau „Bitte!“ drängt sie, „Bitte, es ist das letzte Mal“. Die Frau merkt, wie ihr Wider-stand bröckelt, sie tritt beiseite und lässt das Mädchen eintreten. „Wie heißt Du?“ Das Mädchen schaut die Frau an, seltsam erwachsen der Blick, und erwidert: „Heut bin ich Sara“. Die Frau nickt, die Antwort ist so gut wie viele andere auch.
Sara zieht ihre Schuhe aus und lässt sie achtlos neben die sorgfältig geputzten braunen Halbschuhe der Frau fallen, dann geht sie den vertrauten Weg in die Küche, die Frau folgt ihr langsam. „Willst Du einen Kakao?“ Das Mädchen nickt heftig, ihre Wangen röten sich langsam, in der Küche ist es warm. Die Frau kippt Milch in einen Topf, füllt Kakao hinzu, rührt um und erhitzt den Topf, genau beobachtet von dem Mädchen, das sich unaufgefordert an den Küchentisch gesetzt hat.
Einen Moment lang schweigen sie beide.
„Den gleichen Becher wie immer?“ Ohne die Antwort abzuwarten kippt sie den warmen Kakao in einen hellblauen Porzellanbecher und reicht ihn Sara, die vorsichtig daran nippt. Dann blickt sie das Mädchen direkt an. „Wie war es in der Schule?“ fragt sie, „gibt es etwas Neues?“ Statt einer Antwort schüttelt Sara nur mit dem Kopf, einzelne blonde Haarsträhnen fallen ihr ins Gesicht.
„Willst Du dann jetzt Deine Hausaufgaben machen?“ fragt die Frau und kennt die Antwort doch bereits, „Du kannst den Kakao mitnehmen“. Sie steigen gemeinsam die Treppe hoch, Sara den Becher mit dem Kakao in den immer noch klammen Händen, und betreten den Raum mit den Dachschrägen, der vor langer Zeit ein Kinderzimmer war, und immer noch laden seine freundlich gelb gestrichenen Wände zum Eintreten ein.
„Setz Dich dort hin und fang an mit den Hausaufgaben, ich bin in der Küche!“ sagt die Frau und zeigt auf den niedrigen Schreibtisch aus Kiefer, dann verlässt sie das Zimmer und kehrt allein nach unten zurück. Steht in ihrer Küche und lauscht in die Stille nach oben.
Das Mädchen setzt sich an den Schreibtisch, der eine abgenutzte Oberfläche voller Kerben und Risse hat, das Winterlicht fällt auf ihr blasses Gesicht mit den leicht geröteten Wangen. Sie hat keine Hefte und Bücher mit, aber das ist egal. Auch sie lauscht, nach unten.
Sie denkt an ihr Zuhause, das seinen Namen nicht verdient und daran, dass sie am liebsten für immer hier sitzen bleiben möchte, in diesem stillen gelben Zimmer, an diesem Schreibtisch, der nicht der ihre ist und irgendwie doch, inzwischen. So verharrt sie eine ganze Zeit regungslos.
Langsam fährt sie mit ihren vom Kakao gewärmten Fingern die Rillen auf der Oberfläche des Schreibtisches nach, als ob sie in Blindenschrift die Geschichte ertasten kann, die die Rillen und Kerben ihr erzählen.
Schließlich steht sie auf und öffnet die Türen des Kleiderschrankes, in dem ordentlich sortiert Mädchenkleidung in verschiedenen Farben und Größen liegt. Sie würde am liebsten alles aus dem Schrank zerren, und sich hineinwerfen, hineinfallenlassen in diesen bunten Berg aus weicher Wolle, den ein Hauch von Vanille umgibt. Aber sie zieht nur eine bunte Strickjacke mit auffälligen Zopfmuster aus dem Schrank. Sie streift sie sich über und ruft „Ich bin soweit“ in die Stille hinein, und die Frau, die nur auf dieses Zeichen gewartet hat, betritt den Raum, in der Hand eine Bürste. „Dein Haar ist ja wieder ganz verzottelt“ flüstert sie und beginnt vorsichtig, dem Mädchen, das sich erneut an den Schreibtisch gesetzt hat, die wirren Haare auszukämmen, dabei atmet sie vorsichtig den Duft des Mädchens ein. „Du weißt ja, hundert Bürstenstriche sind gut für das Haar, machen es schön und glänzend“.
Das Mädchen sitzt ganz still. Sitzt still, hundert Bürstenstriche lang. Sie beide verharren in diesem Augenblick der Nähe, der jeden von ihnen zu jemand anderen werden lässt.
Und dann ist er vorüber, dieser Moment, der sich wie eine tröstliche Decke über die beiden gebreitet hat. „Du solltest jetzt gehen!“ sagt die Frau mit plötzlich veränderter Stimme, „aber zieh die Jacke vorher aus.“ „Kann ich wiederkommen?“ fragt das Mädchen, aber sie erhält keine Antwort.
Schnell nimmt sie noch einen Schluck des inzwischen abgekühlten Kakaos, streift die Jacke ab, läuft nach unten und zieht ihre Schuhe an. Beim Verlassen des Hauses zieht sie die Tür vorsichtig hinter sich zu, wohl wissend, dass sie in ein paar Tagen zurückkehren wird.
Die Frau verstaut die Jacke ordentlich im Schrank, dann nimmt sie den Becher mit dem restlichen Kakao, um ihn in die Küche zurückzubringen. „Immer muss ich alles hinter dir herräumen“ flüstert sie leise, als sie langsam die Treppe heruntergeht.
123Wie es weitergeht »
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TheMandalakind Gänsefüßchen
T Alter: 33 Beiträge: 41
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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16.10.2016 21:02
von Jenni
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Hallo empet,
gefällt mir gut, wie zurückgenommen du erzählst und deinen Figuren Raum gibst. Du zeigst mir da zwei Menschen, die sich in ihrer wiederholten und offenbar nach bestimmten Ritualen ablaufenden Begegnung gegenseitig fremd bleiben, sich nicht füreinander interessieren, sich aber dennoch gegenseitig Trost spenden. Über beider Einsamkeit hinaus erzählst du mir wenig in Worten - aber viel in weggelassenen Worten und das sehr gekonnt.
Gerne gelesen, diesen Einstand. Willkommen im Forum, und ich bin gespannt, was wir noch von dir zu lesen bekommen werden.
Viele Grüße
Jenni
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empet Erklärbär
Alter: 60 Beiträge: 4 Wohnort: im Speckgürtel von Hamburg
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jon Eselsohr
J Alter: 57 Beiträge: 270 Wohnort: Leipzig
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J 17.10.2016 12:54
von jon
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Sehr eindrücklich. Und sehr unbefriedigend. Weil die Sache so festgetackert ist.
Als Momentaufnahme finde ich den Text wirklich großartig, diese Leere, in der beide verharren. Zusammen mit deiner Erklärung (der Text ist nicht Teil von etwas) schreit mich daraus aber vor allem die Angst vor Veränderung an. Die zugleich voller Drang zur Veränderung ist. So wie diese beiden ihre Riten nur noch perfektionieren, sie also ändern und doch nicht ändern, beraubt auch der Autor seiner Story jede Chance auf Entwicklung - perfektionieren ja, aber auch nur ein Hinweis darauf, dass sich Lage der Protagoisten je ändern könnte oder gar müsste, ist eliminiert. Vorsorglich hängen sogar Mädchensachen verschiedener Größen im Schrank, so dass der Zeit-Marker "Sachen werden zu klein" nicht auftreten kann und die Geschichte kein "was dann?" zu tragen braucht. Und das, obwohl dem Leser unmissverstänlich klar ist, dass das Kind sich und damit das Ritual ändern wird - ob es will oder nicht.
(Sorry für den psychologischen Querschlag. Ich hoffe, das ist nicht zu übergriffig.)
_________________ Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages) |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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17.10.2016 22:01
von poetnick
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Hallo Empet,
100 Bürstenstriche dauert das Begegnugsritual, in dem so etwas wie Berührung stattfinden darf.
Eine Geschichte die durch ihre Feineinstellungen eine sehr dichte Atmosphäre erzeugt, in der jedoch die Protagonisten nicht frei atmen können.
Es ist eine Szene des Verhaltenen, Zurückgehaltenen, der Mut- und Kraftlosigkeit. Und sie wirkt glaubhaft auf mich, weil diese psychologische (Nicht) Dynamik
in Abwandlungen und Anflügen manche Lebenssituation nachzeichnet.
Ein mich neugierig machender Einstand!
LG - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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jon Eselsohr
J Alter: 57 Beiträge: 270 Wohnort: Leipzig
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J 18.10.2016 10:31
von jon
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Hallo empet!
Noch ein bisschen Detailarbeit – meckern auf hohem Niveau, wie man so sagt.
Zitat: | Zeit zäh wie Sirup. Soll sie noch einen Kaffee trinken, um die Leere mit etwas Warmen zu füllen, fragt sie sich, während sie den wie zufällig arrangierten Bücherstapel im Wohnzimmer zurechtrückt. Plötzlich klingelt es an der Tür, ein nachdrückliches Klingeln, das Ignorieren nicht akzeptiert. Die Frau zuckt zusammen, eilt dann zur Haustür und öffnet sie. Dort steht ein junges Mädchen, zehn Jahre vielleicht, wirre blonde Haare umrahmen ein winterblasses Gesicht, die Mundecken sind aufgesprungen und gerötet. Das Mädchen leckt sich nervös die Lippen. „Kann ich reinkommen?“ bittet sie. |
Beim ersten Lesen bin ich über den zweiten Satz gestolpert. Auch jetzt noch finde ich ihn zu sperrig.
Die Vorwegnahme bzw. das Ansagen der Leere mag schnell den Grundton der Story festlegen, ist aber meines Erachtens nicht nötig (du beherrschst das Subtile gut genug, so "plump" musst du nicht werden). Außerdem wird es sofort durch die "Action" aufgebrochen (auch wenn diese sehr schnell wieder verebbt).
Auch das "plötzlich" ist zu plump für deinen Stil. Außerdem liegt zwischen diesem "Einbruch ins Zähe" und dem Erschrecken darüber zu viel Text - als hätte beides nicht viel miteinander zu tun.
Ich verstehe nicht, warum sie eilt. Und zwar sofort. Weiß sie, dass "Sara" da steht? Wenn ja: Eilt sie deshalb oder trotzdem?
Bei „junges Mädchen“ denke ich – so paradox das klingen mag – eher an eine sehr junge Frau, nicht an ein Kind (denn Kinder sind immer jung, da ist dieser Zusatz eher doppelt gemoppelt). Ich würde es bei „Mädchen“ belassen.
Zitat: | Die Frau zögert. Es tut mir nicht gut, denkt sie, ich sollte das nicht mehr tun. Das Mädchen blickt sich rasch um in die Richtung, aus der es kam, fast in Erwartung, dass jemand hinter ihr steht. Sie merkt das Zögern der Frau „Bitte!“ drängt sie, „Bitte, es ist das letzte Mal“. Die Frau merkt, wie ihr Wider-stand bröckelt, sie tritt beiseite und lässt das Mädchen eintreten. „Wie heißt Du?“ Das Mädchen schaut die Frau an, seltsam erwachsen der Blick, und erwidert: „Heut bin ich Sara“. Die Frau nickt, die Antwort ist so gut wie viele andere auch. |
fast WIE in Erwartung
„Bitte!“, drängt sie. „Bitte …, Widerstand, „Wie heißt du?“
Zitat: | Sara zieht ihre Schuhe aus und lässt sie achtlos neben die sorgfältig geputzten braunen Halbschuhe der Frau fallen, dann geht sie den vertrauten Weg in die Küche, die Frau folgt ihr langsam. „Willst Du einen Kakao?“ Das Mädchen nickt heftig, ihre Wangen röten sich langsam, in der Küche ist es warm. Die Frau kippt Milch in einen Topf, füllt Kakao hinzu, rührt um und erhitzt den Topf, genau beobachtet von dem Mädchen, das sich unaufgefordert an den Küchentisch gesetzt hat. |
Das Wort „du“ wird klein geschrieben. Immer; nur in Briefen erlaubt der Duden es groß.
Das Wort „kippen“ für „gießen“ irritiert mich. Nicht nur hier. Das ist übrigens der größte Stolperer für mich in diesem Text. / „Füllen“ benutzt man bei größeren Mengen, gewissermaßen dann, wenn das Gefäß voll (also gefüllt) wird.
Zitat: | „Den gleichen Becher wie immer?“ Ohne die Antwort abzuwarten kippt sie den warmen Kakao in einen hellblauen Porzellanbecher und reicht ihn Sara, die vorsichtig daran nippt. |
Hier kommt zu „kippen“ noch der Reim des „nippen“ dazu, der einen merkwürdigen Effekt erzeugt.
Zitat: | Dann blickt sie das Mädchen direkt an. „Wie war es in der Schule?“ fragt sie, „gibt es etwas Neues?“ |
„Wie war es in der Schule?“, fragt sie. „Gibt es …
Zitat: | Statt einer Antwort schüttelt Sara nur mit dem Kopf, einzelne blonde Haarsträhnen fallen ihr ins Gesicht.
„Willst Du dann jetzt Deine Hausaufgaben machen?“ fragt die Frau und kennt die Antwort doch bereits, „Du kannst den Kakao mitnehmen“. |
An der Stelle mal: Absätze immer mit oder immer ohne Leerzeile! Hier entsteht z. B. ein Sprung in der Handlung, den es eigentlich nicht gibt.
Wörtliche Rede geht so:
„Ach was!“, sagte er.
„Ja“, erwiderte sie.
„Aber“, wandte er ein, „das kann doch nicht sein!“ ((Er sagt also: „Aber das kann doch nicht sein!“))
„Doch, natürlich“, beharrte sie. „Ich hab es doch selbst gesehen.“ ((Sie sagt also: „Doch, natürlich. Ich hab es doch selbst gesehen.“))
Zitat: | … den Raum mit den Dachschrägen, der vor langer Zeit ein Kinderzimmer war, und immer noch laden seine freundlich gelb gestrichenen Wände zum Eintreten ein. |
Die Kopplung mit dem „und“ wirkt, als hättest du den Satz aus dem Blick verloren. Besser wäre: … Kinderzimmer war. Immer noch laden … Auch inhaltlich halte ich diese Betonung durch den Extrasatz für sinnvoll; der Umstand des „immer noch“ bekommt mehr Gewicht dadurch.
Zitat: | Sie denkt an ihr Zuhause, das seinen Namen nicht verdientKOMMA und daran, dass sie am liebsten für immer hier sitzen bleiben möchte, in diesem stillen gelben Zimmer, an diesem Schreibtisch, der nicht der ihre ist und irgendwie doch, inzwischen. So verharrt sie eine ganze Zeit regungslos. |
Gibt es auch halbe Zeiten?
Zitat: | Langsam fährt sie mit ihren vom Kakao gewärmten Fingern die Rillen auf der Oberfläche des Schreibtisches nach, als ob sie in Blindenschrift die Geschichte ertasten kann, die die Rillen und Kerben ihr erzählen. |
Semantik: Man kann nicht „in Blindenschrift ertasten“, nur „(die) Blindenschrift ertasten“. Man kann auch nicht „in lateinischen Buchstaben lesen“, sondern „lateinische Buchstaben lesen“. Idee: … als wäre es ein Text in Blindenschrift, dessen Rillen und Kerben ihr Geschichten erzählen.
Zitat: |
Und dann ist er vorüber, dieser Moment, der sich wie eine tröstliche Decke über die beiden gebreitet hat. |
hatte (der Moment ist ja vorbei)
Obwohl das Bild mit der Decke schön ist: Braucht der Text diese Erklärung? Ich glaube nicht.
Zitat: | „Du solltest jetzt gehen!“ sagt die Frau mit plötzlich veränderter Stimme, „aber zieh die Jacke vorher aus.“ ABSATZ„Kann ich wiederkommen?“ fragt das Mädchen, aber sie erhält keine Antwort.
Dafür hier vielleicht keinen Absatz, um spürbar zu machen, dass das Kind auch nicht auf Antwort wartet (Erfahrung!).
Schnell nimmt sie noch einen Schluck des inzwischen abgekühlten Kakaos, streift die Jacke ab, läuft nach unten und zieht ihre Schuhe an. |
Wie gesagt: Das ist absolute Feinarbeit – bis auf das „kippen“ sowie die nicht nachvollziehbare Verteilung von Leerzeilen/nicht Leerzeilen und die Dialog-Fehler hat mich nichts wirklich gestört.
Liebe Grüße,
Ulrike/jon
_________________ Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages) |
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empet Erklärbär
Alter: 60 Beiträge: 4 Wohnort: im Speckgürtel von Hamburg
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18.10.2016 14:03
von empet
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Liebe Jon,
jetzt bin ich aber echt beeindruckt über die Mühe, die du mir mit meinem Text gemacht hast, das ist ja wirklich schon ein Lektorat. Interessanterweise bist du stilistisch genau über die Stellen gestolpert, die ich noch kurz geändert hatte, bevor ich den Text online gestellt habe, so z.B. der Einstieg, beim späteren Lesen ist mir das auch aufgefallen.
Du hast mir wirklich viele Anregungen und Finetuning mitgegeben, also nochmal vielen, vielen Dank dafür! Nur... kippen... klingt das wirklich so komisch in Deinen Ohren? Vielleicht ja auch ein norddeutsches Derivat :)
Werde den Text jetzt in jedem Fall nochmal nach deinen Anregungen überarbeiten, liebe Grüße, empet
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jon Eselsohr
J Alter: 57 Beiträge: 270 Wohnort: Leipzig
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J 17.01.2017 08:18
von jon
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Ganz, ganz später Nachtrag: Ich wollte in Sachen "kippen" mal genauer in meinen Alltag reinhören und hab dabei etwas getrödelt.
Also: "Milch in den Kaffee kippen" klingt für mich falsch. Noch falscher klingt "Milch (in die Tasse) kippen". Aber "Milch in den Ausguss kippen" geht, "Milch wegkippen" erst recht. Wahrscheinlich ist es eher die Bewegung, die man dabei macht (Gefäß kontrolliert neigen oder einfach umdrehen), die mein Empfinden (bzw. das Bild, das ich sehe) prägt. Zum Beispiel kann ich mich damit arrangieren, wenn Kaffeesahne aus so einem Plaste-Becherchen in den Kaffee gekippt wird, nicht aber, wenn Kaffeesahne aus einem Kännchen in den Kaffee gekippt werden soll.
Fazit: Geschmackssache.
_________________ Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages) |
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Rodge Klammeraffe
Beiträge: 844 Wohnort: Hamburg
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17.01.2017 08:28
von Rodge
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Hallo empet,
ich finde das sehr gelungen und ein Beispiel dafür, wie eine Geschichte unter der Oberfläche schimmert und nur nach und nach etwas von sich preis gibt. Ich hätte nicht gedacht, dass das bei einer Kurzgeschichte möglich ist, doch du zeigst mir, wie es geht.
Grüße
Rodge
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tviel Gänsefüßchen
Beiträge: 15 Wohnort: Nähe FFM
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17.01.2017 08:59
von tviel
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Als ich mit dem Text begann, stolperte ich über die sehr langen, mehrere Handlungen oder Eindrücke beschreibenden Sätze.
Zitat: |
Sie streift sie sich über und ruft „Ich bin soweit“ in die Stille hinein, und die Frau, die nur auf dieses Zeichen gewartet hat, betritt den Raum, in der Hand eine Bürste. „Dein Haar ist ja wieder ganz verzottelt“ flüstert sie und beginnt vorsichtig, dem Mädchen, das sich erneut an den Schreibtisch gesetzt hat, die wirren Haare auszukämmen, dabei atmet sie vorsichtig den Duft des Mädchens ein.
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Da Du dies konsequent durchhälst, formt sich aber daraus ein Stil des Texts.
Aus Neugier eines neuen Schreiberlings: Was ist die Überlegung hinter der Wahl für diesen Satzbau? Dynamik vs. Lesefluss?
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peterbone Gänsefüßchen
Beiträge: 22
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17.01.2017 23:21
von peterbone
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[color=blue]Ein schöner Text! Ich habe ihn mir etwas genauer angeschaut und dir an Stellen, wo es mir angebracht scheint, Alternativen angeboten. Wenn du magst, übernimmst du etwas davon, wenn nicht, dann nicht. Wörter und Ausdrücke von dir, die ich ersetzen wurde, habe ich eingeklammert. Meine Alternativen sind grün, Kommentare blau.[/color]
Heut bin ich Sara
Zeit zäh wie Sirup. Soll sie noch einen Kaffee trinken, (um die Leere mit etwas Warmen zu füllen,) fragt sie sich, während sie den (wie zufällig arrangierten) Bücherstapel im Wohnzimmer [color=green]zum vierten oder fünften Mal [/color] zurechtrückt. [color=blue]Der Ausdruck „um die Leere mit etwas Warmem zu füllen“ erklärt zu viel, passt nicht zu deiner sonst subtilen, bloß andeutenden Art. Wenn sie den Bücherstapel mehrere Male zurechtrückt, wird deutlich genug, dass sie nichts Sinnvolles zu tun hat.[/color] Plötzlich klingelt es an der Tür, ein nachdrückliches Klingeln, das Ignorieren nicht (akzeptiert) [color=green]zulässt[/color]. Die Frau zuckt zusammen, eilt dann zur Haustür und öffnet sie. Dort steht ein junges Mädchen, zehn Jahre vielleicht, wirre blonde Haare umrahmen ein winterblasses Gesicht, die Mundecken sind aufgesprungen und gerötet. Das Mädchen leckt sich nervös die Lippen. „Kann ich reinkommen?“ bittet sie.
[color=blue]Insgesamt ist der erste Abschnitt gut. Es bleibt da ein Geheimnis, man ist auf die Auflösung gespannt.[/color]
Die Frau zögert. Es tut mir nicht gut, denkt sie, ich sollte das nicht mehr tun. Das Mädchen blickt sich rasch um in die Richtung, (aus der es kam) [color=green]aus der es (oder: sie) gekommen ist[/color], fast in Erwartung, dass jemand hinter ihr steht. Sie merkt das Zögern der Frau. „Bitte!“ drängt sie, „Bitte, es ist das letzte Mal“. Die Frau (merkt, wie ihr Widerstand bröckelt) [color=green]spürt ihren Widerstand schwinden[/color], sie tritt beiseite und lässt das Mädchen eintreten. „Wie heißt Du?“ Das Mädchen schaut die Frau an, seltsam erwachsen der Blick, und erwidert: „Heut bin ich Sara“. Die Frau nickt, die Antwort ist so gut wie viele andere auch.
Sara zieht ihre Schuhe aus und lässt sie achtlos neben die sorgfältig geputzten braunen Halbschuhe der Frau fallen, dann geht sie den vertrauten Weg in die Küche, die Frau folgt ihr langsam. „Willst Du einen Kakao?“ Das Mädchen nickt heftig, ihre Wangen röten sich langsam, in der Küche ist es warm. Die Frau (kippt) [color=green]gießt (oder: schüttet)[/color] Milch in einen Topf, (füllt Kakao hinzu) [color=green]gibt mit einem Löffel Kakaopulver hinzu[/color], rührt um und erhitzt den Topf, genau beobachtet von dem Mädchen, das sich unaufgefordert an den Küchentisch gesetzt hat.
Einen Moment lang schweigen sie beide.
„Den gleichen Becher wie immer?“ Ohne die Antwort abzuwarten (kippt) gibt (oder: schüttet, gießt) sie den warmen Kakao in einen hellblauen Porzellanbecher und reicht ihn Sara, die vorsichtig daran nippt. Dann blickt sie das Mädchen direkt an. „Wie war es in der Schule?“ fragt sie, „gibt es etwas Neues?“ Statt einer Antwort (schüttelt Sara nur mit dem Kopf) [color=green]schüttelt Sara nur den Kopf[/color], einzelne blonde Haarsträhnen fallen ihr ins Gesicht.
„Willst Du dann jetzt Deine Hausaufgaben machen?“ fragt die Frau und kennt die Antwort doch (bereits,) [color=green]bereits.[/color] "Du kannst den Kakao mitnehmen“. Sie steigen gemeinsam die Treppe hoch, Sara den Becher mit dem Kakao in den immer noch klammen Händen, und betreten den Raum mit den Dachschrägen, der vor langer Zeit ein Kinderzimmer war, und immer noch laden seine freundlich gelb gestrichenen Wände zum Eintreten ein.
„Setz Dich dort hin und fang an mit den Hausaufgaben, ich bin in der Küche!“ sagt die Frau und zeigt auf den niedrigen (Schreibtisch aus Kiefer) [color=green]Schreibtisch aus Kiefernholz[/color], dann verlässt sie das Zimmer und kehrt allein nach unten zurück. Steht in ihrer Küche und lauscht in die Stille nach oben.
Das Mädchen setzt sich an den Schreibtisch, der eine abgenutzte Oberfläche voller Kerben und Risse hat, das Winterlicht fällt auf ihr blasses Gesicht mit den leicht geröteten Wangen. Sie hat keine Hefte und Bücher mit, aber das ist egal. Auch sie lauscht, nach unten.
Sie denkt an ihr Zuhause, das seinen Namen nicht verdient und daran, dass sie am liebsten für immer hier sitzen bleiben möchte, in diesem stillen gelben Zimmer, an diesem Schreibtisch, der nicht der ihre ist und irgendwie doch, inzwischen. So verharrt sie eine ganze Zeit regungslos.
Langsam fährt sie mit ihren vom Kakao gewärmten Fingern die Rillen auf der Oberfläche des Schreibtisches nach, [color=green]so als[/color] (ob sie in) [color=green]könnte sie Blindenschrift und die Geschichte ertasten[/color] (kann), die die Rillen und Kerben ihr erzählen.
Schließlich steht sie auf und öffnet die Türen des Kleiderschrankes, in dem ordentlich sortiert Mädchenkleidung in verschiedenen Farben und Größen liegt. Sie würde am liebsten alles aus dem Schrank zerren(,) und sich hineinwerfen, hineinfallenlassen in diesen bunten Berg aus weicher Wolle, den ein Hauch von Vanille umgibt. Aber sie zieht nur eine bunte Strickjacke mit (auffälligen) [color=green]auffälligem[/color] Zopfmuster [color=blue]Gibt es das? Ich kenne kein Zopfmuster, bin aber auch kein Experte für Strickwaren.[/color] aus dem Schrank. Sie streift sie sich über und ruft „Ich bin soweit“ in die Stille hinein, und die Frau, die nur auf dieses Zeichen gewartet hat, betritt den Raum, [color=blue]Das geht sehr schnell. Hat sie vor der Türe gewartet oder kommt sie erst die Treppe hoch?[/color] in der Hand eine Bürste. „Dein Haar ist ja wieder ganz verzottelt“ flüstert sie und beginnt vorsichtig, dem Mädchen, das sich erneut an den Schreibtisch gesetzt hat, die wirren Haare auszukämmen, dabei atmet sie vorsichtig den Duft des Mädchens ein. „Du weißt ja, hundert Bürstenstriche sind gut für das Haar, machen es schön und (glänzend“.) [color=green]glänzend.“[/color]
Das Mädchen sitzt ganz still. Sitzt still, hundert Bürstenstriche lang. Sie beide verharren in diesem Augenblick der Nähe, der (jeden von ihnen) [color=green]jede der beiden[/color] zu jemand (anderen) [color=green]anderem[/color] werden lässt.
Und dann ist er vorüber, dieser Moment, der sich wie eine tröstliche Decke über die beiden gebreitet hat. „Du solltest jetzt gehen!“ sagt die Frau mit plötzlich veränderter Stimme, „aber zieh die Jacke vorher aus.“ „Kann ich wiederkommen?“ fragt das Mädchen, aber sie erhält keine Antwort.
Schnell nimmt sie noch einen Schluck des inzwischen abgekühlten Kakaos, streift die Jacke ab, läuft nach unten und zieht ihre Schuhe an. Beim Verlassen des Hauses zieht sie die Tür vorsichtig hinter sich zu, wohl wissend, dass sie in ein paar Tagen zurückkehren wird.
Die Frau verstaut die Jacke ordentlich im Schrank, dann nimmt sie den Becher mit dem restlichen Kakao, um ihn in die Küche zurückzubringen. „Immer muss ich alles hinter dir herräumen“ flüstert sie (leise), als sie langsam die Treppe heruntergeht.
[color=blue]Schade, dass das mit den Farben nicht zu funktionieren scheint![/color]
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Fahrender Gaukler Grundgütiger
Alter: 40 Beiträge: 2697 Wohnort: Irgendwo in meinem Geiste
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18.01.2017 02:19
von Fahrender Gaukler
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Off-topic: Hallo peterbone, schau mal in deinem Profil, ob du BBCode aktiviert hast. Wenn ich deinen Beitrag nämlich zitiere, ist farblich alles so, wie du es dir vorgestellt hast. Off-topic Ende, weitermachen.
_________________ Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.
(Mark Twain) |
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peterbone Gänsefüßchen
Beiträge: 22
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18.01.2017 06:16
von peterbone
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Danke für die Antwort, Fahrender Gaukler. Der BBCode war ausgeschaltet. Ich habe ihn angeschaltet: Jetzt steht er im Profil auf "an", geändert hat sich nichts. Ich sehe in meinem Beitrag keine Farben, sondern nur den HTML-Code für Farben, also und .
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peterbone Gänsefüßchen
Beiträge: 22
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18.01.2017 06:22
von peterbone
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Okay, ich poste meine Antwort noch einmal. Mal sehen, ob jetzt Farben erscheinen:
Ein schöner Text! Ich habe ihn mir etwas genauer angeschaut und dir an Stellen, wo es mir angebracht scheint, Alternativen angeboten. Wenn du magst, übernimmst du etwas davon, wenn nicht, dann nicht. Wörter und Ausdrücke von dir, die ich ersetzen wurde, habe ich eingeklammert. Meine Alternativen sind grün, Kommentare blau.
Heut bin ich Sara
Zeit zäh wie Sirup. Soll sie noch einen Kaffee trinken, (um die Leere mit etwas Warmen zu füllen,) fragt sie sich, während sie den (wie zufällig arrangierten) Bücherstapel im Wohnzimmer zum vierten oder fünften Mal zurechtrückt. Der Ausdruck „um die Leere mit etwas Warmem zu füllen“ erklärt zu viel, passt nicht zu deiner sonst subtilen, bloß andeutenden Art. Wenn sie den Bücherstapel mehrere Male zurechtrückt, wird deutlich genug, dass sie nichts Sinnvolles zu tun hat. Plötzlich klingelt es an der Tür, ein nachdrückliches Klingeln, das Ignorieren nicht (akzeptiert) zulässt. Die Frau zuckt zusammen, eilt dann zur Haustür und öffnet sie. Dort steht ein junges Mädchen, zehn Jahre vielleicht, wirre blonde Haare umrahmen ein winterblasses Gesicht, die Mundecken sind aufgesprungen und gerötet. Das Mädchen leckt sich nervös die Lippen. „Kann ich reinkommen?“ bittet sie.
Insgesamt ist der erste Abschnitt gut. Es bleibt da ein Geheimnis, man ist auf die Auflösung gespannt.
Die Frau zögert. Es tut mir nicht gut, denkt sie, ich sollte das nicht mehr tun. Das Mädchen blickt sich rasch um in die Richtung, (aus der es kam) aus der es (oder: sie) gekommen ist, fast in Erwartung, dass jemand hinter ihr steht. Sie merkt das Zögern der Frau. „Bitte!“ drängt sie, „Bitte, es ist das letzte Mal“. Die Frau (merkt, wie ihr Widerstand bröckelt) spürt ihren Widerstand schwinden, sie tritt beiseite und lässt das Mädchen eintreten. „Wie heißt Du?“ Das Mädchen schaut die Frau an, seltsam erwachsen der Blick, und erwidert: „Heut bin ich Sara“. Die Frau nickt, die Antwort ist so gut wie viele andere auch.
Sara zieht ihre Schuhe aus und lässt sie achtlos neben die sorgfältig geputzten braunen Halbschuhe der Frau fallen, dann geht sie den vertrauten Weg in die Küche, die Frau folgt ihr langsam. „Willst Du einen Kakao?“ Das Mädchen nickt heftig, ihre Wangen röten sich langsam, in der Küche ist es warm. Die Frau (kippt) gießt (oder: schüttet) Milch in einen Topf, (füllt Kakao hinzu) gibt mit einem Löffel Kakaopulver hinzu, rührt um und erhitzt den Topf, genau beobachtet von dem Mädchen, das sich unaufgefordert an den Küchentisch gesetzt hat.
Einen Moment lang schweigen sie beide.
„Den gleichen Becher wie immer?“ Ohne die Antwort abzuwarten (kippt) gibt (oder: schüttet, gießt) sie den warmen Kakao in einen hellblauen Porzellanbecher und reicht ihn Sara, die vorsichtig daran nippt. Dann blickt sie das Mädchen direkt an. „Wie war es in der Schule?“ fragt sie, „gibt es etwas Neues?“ Statt einer Antwort (schüttelt Sara nur mit dem Kopf) schüttelt Sara nur den Kopf, einzelne blonde Haarsträhnen fallen ihr ins Gesicht.
„Willst Du dann jetzt Deine Hausaufgaben machen?“ fragt die Frau und kennt die Antwort doch (bereits,) bereits. "Du kannst den Kakao mitnehmen“. Sie steigen gemeinsam die Treppe hoch, Sara den Becher mit dem Kakao in den immer noch klammen Händen, und betreten den Raum mit den Dachschrägen, der vor langer Zeit ein Kinderzimmer war, und immer noch laden seine freundlich gelb gestrichenen Wände zum Eintreten ein.
„Setz Dich dort hin und fang an mit den Hausaufgaben, ich bin in der Küche!“ sagt die Frau und zeigt auf den niedrigen (Schreibtisch aus Kiefer) Schreibtisch aus Kiefernholz, dann verlässt sie das Zimmer und kehrt allein nach unten zurück. Steht in ihrer Küche und lauscht in die Stille nach oben.
Das Mädchen setzt sich an den Schreibtisch, der eine abgenutzte Oberfläche voller Kerben und Risse hat, das Winterlicht fällt auf ihr blasses Gesicht mit den leicht geröteten Wangen. Sie hat keine Hefte und Bücher mit, aber das ist egal. Auch sie lauscht, nach unten.
Sie denkt an ihr Zuhause, das seinen Namen nicht verdient und daran, dass sie am liebsten für immer hier sitzen bleiben möchte, in diesem stillen gelben Zimmer, an diesem Schreibtisch, der nicht der ihre ist und irgendwie doch, inzwischen. So verharrt sie eine ganze Zeit regungslos.
Langsam fährt sie mit ihren vom Kakao gewärmten Fingern die Rillen auf der Oberfläche des Schreibtisches nach, so als (ob sie in) könnte sie Blindenschrift und die Geschichte ertasten (kann), die die Rillen und Kerben ihr erzählen.
Schließlich steht sie auf und öffnet die Türen des Kleiderschrankes, in dem ordentlich sortiert Mädchenkleidung in verschiedenen Farben und Größen liegt. Sie würde am liebsten alles aus dem Schrank zerren(,) und sich hineinwerfen, hineinfallenlassen in diesen bunten Berg aus weicher Wolle, den ein Hauch von Vanille umgibt. Aber sie zieht nur eine bunte Strickjacke mit (auffälligen) auffälligem Zopfmuster Gibt es das? Ich kenne kein Zopfmuster, bin aber auch kein Experte für Strickwaren. aus dem Schrank. Sie streift sie sich über und ruft „Ich bin soweit“ in die Stille hinein, und die Frau, die nur auf dieses Zeichen gewartet hat, betritt den Raum, Das geht sehr schnell. Hat sie vor der Türe gewartet oder kommt sie erst die Treppe hoch? in der Hand eine Bürste. „Dein Haar ist ja wieder ganz verzottelt“ flüstert sie und beginnt vorsichtig, dem Mädchen, das sich erneut an den Schreibtisch gesetzt hat, die wirren Haare auszukämmen, dabei atmet sie vorsichtig den Duft des Mädchens ein. „Du weißt ja, hundert Bürstenstriche sind gut für das Haar, machen es schön und (glänzend“.) glänzend.“
Das Mädchen sitzt ganz still. Sitzt still, hundert Bürstenstriche lang. Sie beide verharren in diesem Augenblick der Nähe, der (jeden von ihnen) jede der beiden zu jemand (anderen) anderem werden lässt.
Und dann ist er vorüber, dieser Moment, der sich wie eine tröstliche Decke über die beiden gebreitet hat. „Du solltest jetzt gehen!“ sagt die Frau mit plötzlich veränderter Stimme, „aber zieh die Jacke vorher aus.“ „Kann ich wiederkommen?“ fragt das Mädchen, aber sie erhält keine Antwort.
Schnell nimmt sie noch einen Schluck des inzwischen abgekühlten Kakaos, streift die Jacke ab, läuft nach unten und zieht ihre Schuhe an. Beim Verlassen des Hauses zieht sie die Tür vorsichtig hinter sich zu, wohl wissend, dass sie in ein paar Tagen zurückkehren wird.
Die Frau verstaut die Jacke ordentlich im Schrank, dann nimmt sie den Becher mit dem restlichen Kakao, um ihn in die Küche zurückzubringen. „Immer muss ich alles hinter dir herräumen“ flüstert sie (leise), als sie langsam die Treppe heruntergeht.
Schade, dass das mit den Farben nicht zu funktionieren scheint!
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empet Erklärbär
Alter: 60 Beiträge: 4 Wohnort: im Speckgürtel von Hamburg
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