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Till Luther


 
 
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elektrolurch
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Beitrag07.01.2017 00:19
Till Luther
von elektrolurch
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Liebe Buchstabenkünstler!

Nach meiner vorgestrigen Anmeldung hier mal ein kurzer Einstand -- für mich um zu sehen, wie fremde Menschen überhaupt auf mein Geschriebenes reagieren. Für euch im besten Fall zur Unterhaltung. Der Textauszug entstammt meinem ersten, abgebrochenen Roman mit dem Arbeitstitel "Till Luther" (Name des Prota). Der basiert sogar auf einer wahren Begebenheit, aber das war letztendlich eher hinderlich als förderlich. Möge er in Frieden Ruhen und vielleicht anderweitig Verwendung finden.



Es fühlte sich eigentlich an wie Nasentropfen. Es schmeckte bitter und kam mir künstlich vor, chemisch, was es ja auch war. Ein Gemisch aus dem dubiosen Pulver und den gewöhnlichen Absonderungen meiner Nasenschleimhaut rann mir langsam den Rachen hinab. Als es sich irgendwann hinter meiner Zunge befand, schluckte ich und spürte es in meiner Kehle sitzen. Gleichzeitig breitete es sich nach oben hin aus, verteilte sich in alle Stirn-, Nasenneben- und sonstigen Höhlen. Meine Augen wurden feucht. Tränen kamen aber keine.
“Wow!”, keuchte ich. “Das pustet mir voll die Synapsen durch.”
Das war es. Ich hatte mir gerade Crystal Meth durch die Nase gezogen. Martin hatte das zusammengepappte Pulver mit seiner Bankkarte so verkleinert und zurecht gelegt, dass es ganz bequem ging, ohne Brocken dazwischen. Über die Einstiegsdroge Marihuana war ich nun hinweg. Ich bewegte mich in einem neuen, fremdartigen Territorium, auf einer neuen Ebene.
Es ging so schnell. Noch nie hatte sich meine Stimmung so schnell verändert. Ich teilte den Anwesenden mit, dass ich jetzt Bock auf 'ne Runde tanzen hätte. Ich wusste, dass es die Droge war, die mich das sagen und so intensiv empfinden ließ, was mich aber nicht weiter störte, da mir dieses Wissen das angenehme Gefühl gab, weiterhin Herr meiner Sinne zu sein. Im Gegensatz zu der leicht veränderten Wahrnehmung, die ich nach einem anständigen Joint erfuhr, blieb um mich herum alles glasklar, kristallklar, könnte man sagen.
Den Menschen um mich herum erging es nicht anders, nur ersparten sie sich die unreifen Kommentare. Stattdessen entspannten sie sich zunächst. Man konnte sehen, dass sie das Gefühl genossen, auf diese höhere Ebene katapultiert zu werden. Nur Martin gab Acht auf mich und klopfte mir auf die Schulter.
“Gut gemacht, Junge!”
Er wollte nicht, dass ich süchtig werde. Er wollte es mir nur mal zeigen, mich von verbotenen Früchten kosten lassen. Ich hatte erst gar keine Lust darauf, zumindest behauptete ich das, war innerlich aber doch etwas neugierig. Das nutzte er aus, wobei ich bis heute nicht glaube, dass er dabei Böses im Sinn hatte. Er wollte mir auf seine Weise tatsächlich etwas Gutes tun, auf freundschaftlicher Ebene sozusagen, meinen Horizont erweitern.
“Pass' auf deine Nase auf!” Ich schaute ihn fragend an. “Wenn du dir die Nase putzen willst, lass' es sein. Und wenn du es nicht lassen kannst oder niesen musst, schau' anschließend in einen Spiegel. Nicht jeder soll deine Koksnase sehen.”

Wir traten hinaus durch die gläserne Tür des Mehrparteienhauses und hinein in die Nacht, ins Abenteuer. Mit fünf Mann zwängten wir uns hindurch, ließen sie anschließend achtlos ins Schloss fallen, was trotz bremsender Hydraulik ein lautes Scheppern verursachte. Diese Tür brauchte kein Mitleid. Sie war es gewohnt, so behandelt zu werden.
Aus den meisten Fenstern der Kleinstadthäuser schien noch Licht. Dieses konnte aber nicht den Mond verbergen, der in wenigen Tagen voll sein würde und der zwischen den Dächern und Bäumen über der Innenstadt hing.
“Da müssen wir hin!”, rief einer, dessen Name ich schon wieder vergessen hatte. Er zeigte auf den Himmelskörper, meinte natürlich die eher beschauliche City. Jetzt blühten auch Martins Kumpels auf, begannen wild zu gestikulieren und zu erzählen. Ich fühlte, wie dieser Sog mich ebenfalls packte und kam mir dennoch mächtig vor, eigenständig. Gern hätte ich einen Baum ausgerissen und anschließend noch ein paar Liegestütz gemacht.
“Ach ja, was noch wichtiger ist...” Martin war sich seiner Verantwortung wirklich bewusst. “Rede mit niemandem drüber, okay?”
“Klar doch, für wen hältst du mich?”
“Ich wollte nur sicher gehen, fürs Protokoll sozusagen. Und jetzt geh'n wir 'ne Runde clubben!”
Er gab mir abermals einen Klopfer auf den Rücken, dieses Mal mit so viel Schwung, dass es mich einen halben Meter nach vorn schob.

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Lady Joana
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Beitrag07.01.2017 09:09
Re: Till Luther
von Lady Joana
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Lieber Elektrolurch,
ein wirklich interessanter Text, gefällt mir gut.


elektrolurch hat Folgendes geschrieben:


Es fühlte sich eigentlich an wie Nasentropfen. Es schmeckte bitter und kam mir künstlich vor, chemisch, was es ja auch war. Ein Gemisch aus dem dubiosen Pulver und den gewöhnlichen Absonderungen meiner Nasenschleimhaut rann mir langsam den Rachen hinab. Als es sich irgendwann hinter meiner Zunge befand, schluckte ich und spürte es in meiner Kehle sitzen. Gleichzeitig breitete es sich nach oben hin aus, verteilte sich in alle Stirn-, Nasenneben- und sonstigen Höhlen. Meine Augen wurden feucht. Tränen kamen aber keine.
(ich weiß, du willst noch nicht nennen, worum es geht. Aber ES sind doch zu viel)
“Wow!”, keuchte ich. “Das pustet mir voll die Synapsen durch.”
Das war es. Ich hatte mir gerade Crystal Meth durch die Nase gezogen. Martin hatte das zusammengepappte  (kenne mich da nicht aus, aber sagt man das so?) Pulver mit seiner Bankkarte so verkleinert und zurecht gelegt, dass es ganz bequem ging, ohne Brocken dazwischen. (hatte das Pulver mit einer Bankkarte  in ein konsistentes Pulver zerkleinert, also Brocken würde ich nicht sagen, eher Klumpen)

Über die Einstiegsdroge Marihuana war ich nun hinweg. Ich bewegte mich in einem neuen, fremdartigen Territorium, auf einer neuen Ebene.
Es ging so schnell. Noch nie hatte sich meine Stimmung so schnell verändert. Ich teilte den Anwesenden mit, dass ich jetzt Bock auf 'ne Runde tanzen hätte. Ich wusste, dass es die Droge war, die mich das sagen und so intensiv empfinden ließ, was mich aber nicht weiter störte, da mir dieses Wissen das angenehme Gefühl gab, weiterhin Herr meiner Sinne zu sein. Im Gegensatz zu der leicht veränderten Wahrnehmung, die ich nach einem anständigen Joint erfuhr, blieb um mich herum alles glasklar, [i]kristallklar
, könnte man sagen.
Den Menschen um mich herum erging es nicht anders, nur ersparten sie sich die unreifen Kommentare. Stattdessen entspannten sie sich zunächst. Man konnte sehen, dass sie das Gefühl genossen, auf diese höhere Ebene katapultiert zu werden. Nur Martin gab Acht auf mich und klopfte mir auf die Schulter. (er fühlt, dass er auf ihn aufpasste, was wahrscheinlich seinem Wunschdenken entsprach, das solltest du ändern)
“Gut gemacht, Junge!”
Er wollte nicht, dass ich süchtig werde. Er wollte es mir nur mal zeigen, mich von verbotenen Früchten kosten lassen. Ich hatte erst gar keine Lust darauf, zumindest behauptete ich das, war innerlich aber doch etwas neugierig. (Das solltest du etwas ausführlicher darstellen, es ist zu verkürzt und zu viele Gedanken. Ich hatte keine Lust auf Drogen, redete ich mir ein. Doch die Neugierde trieb mich an.)
Das nutzte er aus (das würde ich weglassen, da kommt der Leser von selbst darauf), wobei ich bis heute nicht glaube, dass er dabei Böses im Sinn hatte. Bis heute glaube ich nicht, dass er mich auf Drogen bringen wollte.

Er wollte mir auf seine Weise tatsächlich etwas Gutes tun, auf freundschaftlicher Ebene sozusagen, meinen Horizont erweitern.
“Pass' auf deine Nase auf!” Ich schaute ihn fragend an. “Wenn du dir die Nase putzen willst, lass' es sein. Und wenn du es nicht lassen kannst oder niesen musst, schau' anschließend in einen Spiegel. Nicht jeder soll deine Koksnase sehen.”

Wir traten hinaus durch die gläserne Tür des Mehrparteienhauses und hinein in die Nacht, ins Abenteuer. Mit fünf Mann zwängten wir uns hindurch, ließen sie anschließend achtlos ins Schloss fallen, was trotz bremsender Hydraulik ein lautes Scheppern verursachte. Diese Tür brauchte kein Mitleid. Sie war es gewohnt, so behandelt zu werden.
Aus den meisten Fenstern der Kleinstadthäuser schien noch Licht. Dieses konnte aber nicht den Mond verbergen, der in wenigen Tagen voll sein würde und der zwischen den Dächern und Bäumen über der Innenstadt hing.
“Da müssen wir hin!”, rief einer, dessen Name ich schon wieder vergessen hatte. Er zeigte auf den Himmelskörper, meinte natürlich die eher beschauliche City. Jetzt blühten auch Martins Kumpels auf, begannen wild zu gestikulieren und zu erzählen. Ich fühlte, wie dieser Sog mich ebenfalls packte und kam mir dennoch mächtig vor, eigenständig Du schreibst anschließend willst du Bäume ausreißen und Liegestützen machen. Deshalb wäre stark eher angebracht.

Gern hätte ich einen Baum ausgerissen und anschließend noch ein paar Liegestützen gemacht.
“Ach ja, was noch wichtiger ist...” Martin war sich seiner Verantwortung wirklich bewusst. “Rede mit niemandem drüber, okay?”
Ich glaube nicht, dass er sich seiner Verantwortung bewusst ist. Er will als Dealer nicht enteckt werden und hat einen strengen Ton. Oder du empfindest es, als wollte er dir etwas sagen.

“Klar doch, für wen hältst du mich?”
“Ich wollte nur sicher gehen, fürs Protokoll sozusagen. Und jetzt geh'n wir 'ne Runde clubben!”
Er gab mir abermals einen Klopfer auf den Rücken, dieses Mal mit so viel Schwung, dass es mich einen halben Meter nach vorn schob.



Beim Überarbeiten ist mir doch etwas mehr aufgefallen, als gedacht. An den Wiederholungen musst du noch arbeiten. Aber ingesamt hat mir der Text gefallen. Laughing


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elektrolurch
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Beitrag07.01.2017 12:40

von elektrolurch
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Hallo Joana,

vielen lieben Dank! Hm, die Wiederholungen hatte ich zum Teil ganz bewusst als Stilmittel verwendet. (Nicht nur hier, auch an anderen Stellen.) Zum einen sprudelt es mir beim Schreiben einfach so heraus, zum anderen hoffte ich, das würde dem Leser dabei helfen, sich zurecht zu finden. Du empfindest es ja offenbar als unschön/holprig/ungekonnt. Weißt du, ob du damit eine gängige Meinung vertrittst? (Das "es" am Anfang ist allerdings wirklich zu häufig, das stimmt definitiv, zumal es sich ja auf verschiedene Dinge bezieht.)

Till ist natürlich etwas naiv, aber es stimmt, manche Gedankengänge sollten vielleicht noch abgeändert werden.

Du hattest kommentarlos "die Anwesenden" markiert. Da bin ich mir noch nicht sicher, was du meinst. Ist das Wort doof oder hat es damit zu tun, dass außer Martin und Till noch niemand anders Erwähnung fand? Ich habe daraus jetzt mal "allen Anwesenden" gemacht.

Version 1.1:

Es fühlte sich eigentlich an wie Nasentropfen. Es schmeckte bitter und kam mir künstlich vor, chemisch, was es ja auch war. Ein Gemisch aus dem dubiosen Pulver und den gewöhnlichen Absonderungen meiner Nasenschleimhaut rann mir langsam den Rachen hinab. Als sich dieses Gemisch hinter meiner Zunge befand, schluckte ich und spürte es in meiner Kehle sitzen. Gleichzeitig breitete sich ein stechendes Gefühl nach oben hin aus, verteilte sich in alle Stirn-, Nasenneben- und sonstigen Höhlen. Meine Augen wurden feucht. Tränen kamen aber keine.
“Wow!”, keuchte ich. “Das pustet mir voll die Synapsen durch.”
Das war es. Ich hatte mir gerade Crystal Meth durch die Nase gezogen. Martin hatte das zusammengeklumpte Pulver mit seiner Bankkarte zerkleinert und das Schnupfen ging ganz bequem.
Über die Einstiegsdroge Marihuana war ich nun hinweg. Ich bewegte mich in einem neuen, fremdartigen Territorium, auf einer höheren Ebene.
Es ging so schnell. Noch nie hatte sich meine Stimmung so rapide verändert. Ich teilte allen Anwesenden mit, dass ich jetzt Bock auf 'ne Runde tanzen hätte. Ich wusste, dass es die Droge war, die mich das sagen und so intensiv empfinden ließ, was mich aber nicht weiter störte, da mir dieses Wissen das angenehme Gefühl gab, weiterhin Herr meiner Sinne zu sein. Im Gegensatz zu der leicht veränderten Wahrnehmung, die ich nach einem anständigen Joint erfuhr, blieb um mich herum alles glasklar, kristallklar, könnte man sagen.
Den Menschen um mich herum erging es nicht anders, nur ersparten sie sich die unreifen Kommentare. Stattdessen entspannten sie sich zunächst. Man konnte sehen, dass sie das Gefühl genossen, auf diese höhere Ebene katapultiert zu werden. Nur Martin beachtete mich und klopfte mir auf die Schulter.
“Gut gemacht, Junge!”
Ich hatte mir eingeredet, dass Drogen nichts für mich wären, konnte das aber nur halbherzig behaupten. Neugierig war ich doch. Mein Widerstand gegen Martins Überredungskünste war somit schwach, zumal ich bis heute nicht glaube, dass er mich anfixen wollte. Martin wollte nicht, dass ich süchtig werde. Er wollte es mir nur mal zeigen, mich von verbotenen Früchten kosten lassen. Das stellte seine Art dar, mir einen Freundschaftsdienst zu erweisen. Eine Horizonterweiterung sollte es sein.
“Pass' auf deine Nase auf!” Ich schaute ihn fragend an. “Wenn du dir die Nase putzen willst, lass' es sein. Und wenn du es nicht lassen kannst oder niesen musst, schau' anschließend in einen Spiegel. Nicht jeder soll deine Koksnase sehen.”

Wir traten hinaus durch die gläserne Tür des Mehrparteienhauses und hinein in die Nacht, ins Abenteuer. Mit fünf Mann zwängten wir uns hindurch, ließen sie anschließend achtlos ins Schloss fallen, was trotz bremsender Hydraulik ein lautes Scheppern verursachte. Diese Tür brauchte kein Mitleid. Sie war es gewohnt, so behandelt zu werden.
Aus den meisten Fenstern der Kleinstadthäuser schien noch Licht. Dieses konnte aber nicht den Mond verbergen, der in wenigen Tagen voll sein würde und der zwischen den Dächern und Bäumen über der Innenstadt hing.
“Da müssen wir hin!”, rief einer, dessen Name ich schon wieder vergessen hatte. Er zeigte auf den Himmelskörper, meinte natürlich die eher beschauliche City. Jetzt blühten auch Martins Kumpels auf, begannen wild zu gestikulieren und zu erzählen. Ich fühlte, wie dieser Sog mich ebenfalls packte und kam mir dennoch mächtig vor, stark. Gern hätte ich einen Baum ausgerissen und anschließend noch ein paar Liegestützen gemacht.
“Ach ja, was noch wichtiger ist...” Martin kannte die Spielregeln. “Rede mit niemandem drüber, okay?”
“Klar doch, für wen hältst du mich?”
“Ich wollte nur sicher gehen, fürs Protokoll sozusagen. Und jetzt geh'n wir 'ne Runde clubben!”
Er gab mir abermals einen Schubs, dieses Mal mit so viel Schwung, dass es mich einen halben Meter nach vorn schob.
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Rodge
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Wohnort: Hamburg


Beitrag07.01.2017 14:34

von Rodge
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Moin, moin,

ich finde das gut geschrieben, was mir noch ein bisschen fehlt ist eine detailliertere Beschreibung, was die Droge mit ihm macht. Überspitzt gesagt erfährt man nur, dass er jetzt Lust zu tanzen hat. Ich glaube, da kann man noch mehr draus machen.

Zwar weiß ich nicht, wo das hinführt, aber ich würde weiter lesen.

Grüße
Rodge
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Klemens_Fitte
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Beitrag07.01.2017 14:48

von Klemens_Fitte
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Texte mit Drogenthematik haben es bei mir von Haus aus schwer. Entweder die Thematik durchdringt den Text nicht nur inhaltlich, sondern auch in der sprachlichen Form – dann langweilt mich das schnell, weil ich so etwas schon zu oft gelesen habe. Oder die Thematik wird nur oberflächlich abgehandelt und findet nur in Behauptungen ihren Platz
Zitat:
Noch nie hatte sich meine Stimmung so rapide verändert. Ich teilte allen Anwesenden mit, dass ich jetzt Bock auf 'ne Runde tanzen hätte. Ich wusste, dass es die Droge war, die mich das sagen und so intensiv empfinden ließ, was mich aber nicht weiter störte, da mir dieses Wissen das angenehme Gefühl gab, weiterhin Herr meiner Sinne zu sein. Im Gegensatz zu der leicht veränderten Wahrnehmung, die ich nach einem anständigen Joint erfuhr, blieb um mich herum alles glasklar, kristallklar, könnte man sagen.

– dann habe ich sofort den unlauteren (!) Verdacht, der Autor habe keinerlei Bezug zu seinem Thema und habe es nur gewählt, um seinen Text ein wenig aufzumotzen.
Hier ist eher Zweiteres der Fall. Sprachlich ist das lesbar, aber doch arg blutleer. Das liegt nicht nur an Passagen wie dieser:
Zitat:
Ich hatte mir eingeredet, dass Drogen nichts für mich wären, konnte das aber nur halbherzig behaupten. Neugierig war ich doch. Mein Widerstand gegen Martins Überredungskünste war somit schwach, zumal ich bis heute nicht glaube, dass er mich anfixen wollte. Martin wollte nicht, dass ich süchtig werde. Er wollte es mir nur mal zeigen, mich von verbotenen Früchten kosten lassen. Das stellte seine Art dar, mir einen Freundschaftsdienst zu erweisen. Eine Horizonterweiterung sollte es sein.

die für mich wenig mit einem Erzählen und viel mehr mit einem Erklären zu tun haben. Das müsste entweder auf sprachlicher Ebene interessanter gestaltet werden oder der gesamte Inhalt, der mir in diesen erklärenden Passagen mitgeteilt wird, müsste auf die Handlungsebene verlegt werden. Sonst ist da mE recht wenig Anreiz gesetzt, weiterzulesen.


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»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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elektrolurch
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Beitrag07.01.2017 15:21

von elektrolurch
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Danke für die Rückmeldungen!

Tja, da rührt ihr beide wohl auch an das Hauptproblem des Romans, also meinen Abbruchgrund. Einerseits basiert er auf einer realen Geschichte, in der diese Droge eine wesentliche Rolle spielt. Andererseits erzähle ich nicht von mir selbst, sondern von einer anderen Person. Meine Persönlichkeit weicht sehr stark von der des Protagonisten ab, und außerdem fehlen mir manche (aber nicht alle) der Erfahrungen, die dieser gemacht hat.

Die wahre Geschichte hätte zunächst darin bestanden, dass der Protagonist aus zerrütteten Verhältnissen mit einem gewalttätigen Vater stammt. Er musste äußerlich schnell erwachsen werden, ist innerlich jedoch ein Kind geblieben, das es nicht schafft, Verantwortung zu übernehmen. Irgendwann verlobt er sich, allerdings geht die Sache den Bach runter, weil er sexsüchtig ist und keinen Job behalten kann. Sie trennen sich. Er ist besessen davon, seine Ex zurück zu gewinnen, weil sie das letzte bisschen Ordnung in seinem Leben darstellt. Er leiht sich überall Geld und handelt mit Drogen, um ihr bessere finanzielle Verhältnisse vorgaukeln zu können. Gleichzeitig schläft er alle zwei Wochen mit einer anderen. Irgendwann kommt es so weit, dass er für ein Jahr in den Knast muss, und Ende im Gelände, jedenfalls was seine Ex anbelangt.

Welche Rolle ich in der Geschichte gespielt habe und was mich dazu "berechtigt", sie zu schreiben, verschweige ich mal. Ich danke meinen beiden Vorpostern, weil sie wie gesagt genau das Grundproblem meines Romans adressieren und mich im Grunde bestätigen. Die Geschichte ist allerdings wahr, authentisch, nur mein eigener Bezug zu manchen Gegebenheiten ist begrenzt. Die Drogensache wurde nicht eingebaut, um die Handlung "aufzumotzen", wie bestimmt klar geworden ist. Ich habe ausreichend Leute auf Meth gesehen.

Andererseits bestätigt ihr mich auch in meinem Verdacht, dass ich die Handlungsebene stärker ausbauen muss. Zu viel Wahrnehmungsinhalte, zu viele Gedanken. In diesem Beispiel geht es noch, an anderen Stellen ist es noch stärker ausgeprägt. Ich dachte, das würde den Leser gerade bringen, sich stärker mit dem Prota zu identifizieren, habe aber durch das Lesen anderer Kritiken hier schon festgestellt, dass es auch das genaue Gegenteil bewirken kann, weil der Leser sich vom eigentlichen Geschehen distanziert fühlt.
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nebenfluss
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Beitrag07.01.2017 16:43

von nebenfluss
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elektrolurch hat Folgendes geschrieben:

Welche Rolle ich in der Geschichte gespielt habe und was mich dazu "berechtigt", sie zu schreiben, verschweige ich mal.

Um Berechtigung geht es ja auch tatsächlich nicht, sondern darum, wie authentisch und erfolgreich man im Schreiben sein kann, wenn man aus der personalen oder, wie hier, sogar aus der Ich-Perspektive von einem Protagonisten erzählt, der von der Persönlichkeit des Autors sehr stark abweicht (wie du sagst). Die Empathie eines Menschen, das Wissen über andere, ist begrenzt. Du schreibst, du hättest "ausreichend Leute auf Meth gesehen", hast aber selbst offenbar nicht dazugehört, sondern dich abgegrenzt. Das würde mehr für einen auktorialen Erzähler sprechen, jedenfalls, wenn du deine eigene Rolle in der Geschichte verschweigen willst.

Zitat:
Andererseits bestätigt ihr mich auch in meinem Verdacht, dass ich die Handlungsebene stärker ausbauen muss. Zu viel Wahrnehmungsinhalte, zu viele Gedanken.

Kann ich nicht bestätigen. Das hängt stark von den Leuten ab, denen man etwas zu lesen gibt. Der Ruf nach mehr Handlung, weniger Innenschau bzw. Reflexion, kommt fast immer von Lesern reiner Unterhaltungsliteratur. Mich würdest du damit wahrscheinlich erst recht verschrecken.

Ich persönlich würde eher versuchen, diesen Einstieg zu straffen und damit dem Leser intensiver erfahrbar zu machen, weiß aber nicht, ob Hinweise in diese Richtung Sinn machen, wo du mit dem Projekt doch offenbar schon innerlich abgeschlossen hast.


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elektrolurch
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Beitrag07.01.2017 17:36

von elektrolurch
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Klar, für den Leser geht es um keine Berechtigung, das meinte ich nur in Bezug auf die realen Personen.

Über das Verhältnis zwischen Erzähler und Protagonist werde ich mir bei meinem nächsten Roman-Projekt definitiv mehr Gedanken machen. Dieses hier hat sich tatsächlich erledigt, hatte es schon seit einem Jahr nicht mehr angerührt. Einzelne Ideen werden vielleicht nochmal Verwendung finden.

Selbst lese ich keinerlei "reine Unterhaltungsliteratur" und sähe für mich keinen Sinn darin, so etwas zu verfassen. Das Buch hätte wenigstens bzgl. des Protagonisten pychologische Tiefe besitzen sollen.
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Gast







Beitrag07.01.2017 19:38
Kritik
von Gast
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Hallo Elektrolurch, ich fand ein paar Gedanken in deinem Text klischeehaft, z.B.:.nun war ich über die Einstiegsdroge Marihuana hinweg," oder "behalte es für dich." So etwas denken und sagen Drogenkonsumenten nicht! Nichtdrogenkonsumenten glauben lediglich, dass Drogenkonsumenten so ticken. Grüße.
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elektrolurch
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Beitrag08.01.2017 00:11

von elektrolurch
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Was den ersten Satz betrifft, magst du Recht haben. Der entstammt eher der Haltung, die der über sich selbst reflektierende Ich-Erzähler zum Protagonisten (also seinem früheren Ich) einnimmt. Aber kann gut sein, dass man das als Leser nicht so mitbekommt. Mit der Erzählperspektive muss man wohl wirklich aufpassen.

Was den zweiten Satz angeht, muss ich dir aus eigener Erfahrung widersprechen... Außerdem gibt es nicht eine Gruppe Menschen, die sich "Drogenkonsumenten" nennt und alle gleich sind - das wäre klischeehaft wink

Ich danke euch allen für eure Beiträge! Für meine nächste Erzählung habe ich ein paar Dinge gelernt. Aber ich denke für diesen kurzen Textausschnit reicht es jetzt, da ich wie gesagt eh nicht mehr vor habe, weiter daran zu arbeiten.
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Lady Joana
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Beitrag08.01.2017 07:46

von Lady Joana
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Hallo Elektrolurch,

elektrolurch hat Folgendes geschrieben:


Version 1.1:

Es fühlte sich eigentlich an wie Nasentropfen. Es schmeckte bitter und kam mir künstlich vor, chemisch, was es ja auch war. Ein Gemisch aus dem dubiosen Pulver und den gewöhnlichen Absonderungen meiner Nasenschleimhaut rann mir langsam den Rachen hinab. Als sich dieses Gemisch hinter meiner Zunge befand, schluckte ich und spürte es in meiner Kehle sitzen. Gleichzeitig breitete sich ein stechendes Gefühl nach oben hin aus, verteilte sich in alle Stirn-, Nasenneben- und sonstigen Höhlen. Meine Augen wurden feucht. Tränen kamen aber keine. (gut, du hast hier alle Sinne angesprochen)
“Wow!”, keuchte ich. “Das pustet mir voll die Synapsen durch.”
Das war es. Ich hatte mir gerade Crystal Meth durch die Nase gezogen. Martin hatte das zusammengeklumpte Pulver mit seiner Bankkarte zerkleinert und das Schnupfen ging ganz bequem. Smile
Über die Einstiegsdroge Marihuana war ich nun (nun würde ich weglassen) hinweg. Ich bewegte mich in einem neuen, fremdartigen Territorium, auf einer höheren Ebene.
Es ging so schnell. Noch nie hatte sich meine Stimmung so rapide verändert. Ich teilte allen Anwesenden mit, (es klingt, als würdest du eine Theatervorstellung besuchen)
dass ich jetzt Bock auf 'ne Runde tanzen hätte. Ich wusste, dass es die Droge war, die mich das sagen und so intensiv empfinden ließ, was mich aber nicht weiter störte, da mir dieses Wissen das angenehme Gefühl gab, weiterhin Herr meiner Sinne zu sein. Im Gegensatz zu der leicht veränderten Wahrnehmung, die ich nach einem anständigen Joint erfuhr, blieb um mich herum alles glasklar, kristallklar, könnte man sagen. (eine Alternative anzubieten finde ich nicht gut. Bleib bei einem Begriff, glasklar sagt alles)
Den Menschen (das sagt wohl keine Junkie) um mich herum erging es nicht anders, nur ersparten sie sich die unreifen Kommentare. Stattdessen entspannten sie sich zunächst.(zunächst implementiert, dass sie nach der Entspannung etwas anderes machen. Das solltest du dann auch erzählen oder weglassen.) Man konnte sehen, dass sie das Gefühl genossen, auf diese höhere Ebene katapultiert zu werden. Nur Martin beachtete mich und klopfte mir auf die Schulter.
“Gut gemacht, Junge!”
Ich hatte mir eingeredet, dass Drogen nichts für mich wären, konnte das aber nur halbherzig behaupten. Neugierig war ich doch. (dennoch) Mein Widerstand gegen Martins Überredungskünste war somit schwach, zumal ich bis heute nicht glaube, dass er mich anfixen wollte. Martin wollte nicht, dass ich süchtig werde. Er wollte es mir nur mal zeigen, mich von verbotenen Früchten kosten lassen. Das stellte seine Art dar, mir einen Freundschaftsdienst zu erweisen. Eine Horizonterweiterung sollte es sein. Laughing
“Pass' auf deine Nase auf!” Ich schaute ihn fragend an. “Wenn du dir die Nase putzen willst, lass' es sein. Und wenn du es nicht lassen kannst oder niesen musst, schau' anschließend in einen Spiegel. Nicht jeder soll deine Koksnase sehen.”

Wir traten hinaus durch die gläserne Tür des Mehrparteienhauses und hinein in die Nacht, ins Abenteuer. Mit fünf Mann zwängten wir uns hindurch, ließen sie anschließend achtlos ins Schloss fallen, was trotz bremsender Hydraulik ein lautes Scheppern verursachte. Diese Tür brauchte kein Mitleid. Sie war es gewohnt, so behandelt zu werden.
Aus den meisten Fenstern der Kleinstadthäuser schien noch Licht. Dieses konnte aber nicht den Mond verbergen, der in wenigen Tagen voll sein würde und der zwischen den Dächern und Bäumen über der Innenstadt hing.
“Da müssen wir hin!”, rief einer, dessen Name ich schon wieder vergessen hatte. Er zeigte auf den Himmelskörper, meinte natürlich die eher beschauliche City. Jetzt blühten auch Martins Kumpels auf, begannen wild zu gestikulieren und zu erzählen. Ich fühlte, wie dieser Sog mich ebenfalls packte und kam mir dennoch mächtig vor, stark. Gern hätte ich einen Baum ausgerissen und anschließend noch ein paar Liegestützen gemacht.
“Ach ja, was noch wichtiger ist...” Martin kannte die Spielregeln. “Rede mit niemandem drüber, okay?”
“Klar doch, für wen hältst du mich?”
“Ich wollte nur sicher gehen, fürs Protokoll sozusagen. Und jetzt geh'n wir 'ne Runde clubben!”
Er gab mir abermals einen Schubs, dieses Mal mit so viel Schwung, dass es mich einen halben Meter nach vorn schob.


Markierte Wörter gefallen mir einfach nicht, muss das vielleicht noch dazu schreiben. Ich entwickle gerade mein System der Überarbeitung. Ist vielleicht noch etwas chaotisch.

Gefällt mir schon viel besser. Ja, ich kenne das auch, wenn ein Schriftsteller schreibt, was er nicht ist. Das geht mir mit meinem Antagonisten im Moment auch so. Er kommt selbst zu Wort und ich will aus seiner Sicht scheiben. Ich muss mich in ihn hinein versetzen, fühlen, was er fühlt, was nicht immer nachvollziehbar ist, wenn man selbst der mitfühlende Mensch ist und kein Egoist.

Viel Spaß beim Weiterarbeiten Laughing


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Ithanea
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Beitrag08.01.2017 14:04

von Ithanea
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Hallo,
ich komm jetzt irgendwie nicht drum rum, etwas zu machen, was ich gar nicht leiden kann, und zwar mich in was einzumischen, was mich nicht sonderlich interessiert, ohne etwas zu eigentlichen Textdiskussion beitragen zu können oder wollen, einfach weil ich kurz etwas loswerden will.

Lady Joana hat Folgendes geschrieben:


elektrolurch hat Folgendes geschrieben:

Den Menschen (das sagt wohl keine Junkie) um mich herum erging es nicht anders,


Markierte Wörter gefallen mir einfach nicht, muss das vielleicht noch dazu schreiben. Ich entwickle gerade mein System der Überarbeitung. Ist vielleicht noch etwas chaotisch.

Gefällt mir schon viel besser. Ja, ich kenne das auch, wenn ein Schriftsteller schreibt, was er nicht ist. Das geht mir mit meinem Antagonisten im Moment auch so. Er kommt selbst zu Wort und ich will aus seiner Sicht scheiben. Ich muss mich in ihn hinein versetzen, fühlen, was er fühlt, was nicht immer nachvollziehbar ist, wenn man selbst der mitfühlende Mensch ist und kein Egoist.

Viel Spaß beim Weiterarbeiten Laughing

Wenn wir hier schon bei Einzelwörtern sind, die nicht gefallen, möchte ich dir vorschlagen, das Wort Junkie zu überdenken. Erstens wäre in der Verwendung, die ich dafür kenne, nämlich intravenös Konsumierende (aber das mag noch unterschiedlich sein in der Verwendung) bei diesen Crystalkonsumenten, von denen wir ja noch nichtmal wissen, ob sie überhaupt abhängig sind oder gerade ihre eine Partynacht im Jahr haben, nicht unbedingt davon die Rede, zweitens halt ich es insgesamt für ein Wort, das man sich sparen kann, weil es so ungefähr dasselbe ist, wie andere 'Dreck' zu nennen, höchstens man ist selbst Konsument und macht einen Witz über sich selbst oder Kumpels.

Das nächste ist, wieso du meinst, dass kein Konsument "Den Menschen..." sagen oder denken würde? Ich überlege jetzt schon eine Weile, wie das gemeint sein könnte, ob es in Richtung inhaltlich (i.S.v. denen sind doch die Menschen um sich rum egal) oder Ausdrucksweise (i.S.v. ein Konsument würde sich gar nicht so ausdrücken, sondern viel mehr streetstyle reden) gehen soll und komme einfach nicht dahinter, weil weder das eine noch das andere für mich Sinn ergibt. Ersteres kann ja wirklich nicht sein, dass wäre doch als Annahme echt zu krass. Zweiteres verstehe ich auch nicht, denn "die Menschen" ist weder besonders sprachlich hochgestochen, noch kommt jeder Konsument aus einer soziokulturellen Ecke, in der man komplett anders spricht, aber das muss ich nicht extra erwähnen, das ist klar. Es tut mir echt Leid, dass ich jetzt sarkastisch werd, aber man stelle sich vor: Abhängige/Konsumenten kommen gar nicht von einem anderen Stern, sondern sind Menschen wie du und ich.

Das bringt mich automatisch zu einer dritten Frage, nicht speziell an dich, Joana, eher an alle, auch wenn ich hier nicht ausufern will und auch weiß, dass das schon im Bösewicht-Faden disuktiert wird oder wurde: Ist es wirklich so schwer (gerade für einen mitfühlenden und nicht egoistischen Menschen, sorry, doch noch ein Seitenhieb), sich in einen Menschen, der auf der Ebene von Verhalten und Lifestyle auch komplett anders ist, als man selbst, hineinzuversetzen, wenn man den Fragen nachgeht, was jemanden antreibt? Ist es schwer, sich vorzustellen, wie ein Drang nach Ausbruch, Erlebnis, Abenteuer, Lebendigsein sich anfühlt, vor einem Hintergrund, der alles bisher vielleicht nicht zugelassen hat? Ist es schwer, sich einen Wunsch nach Heilung, Unbeschwertheit, Gedanken ausknipsen, Betäubung von Traurigkeit, Alleinsein, Wut, Hoffnungslosigkeit vorzustellen? Diese Gefühlswelt, die haben wir alle. Der "Bösewicht", der Drogenkonsument, der mitfühlende Kümmerer, du und ich. Wir gehen nur sehr unterschiedlich mit ihr um. Ist es schwer, sich mit dieser Gefwühlswelt dahinter, auch anderes Verhalten zu erklären, nachzuvollziehen und nachvollziehbar zu machen?

Zum Text selbst will ich gar nicht mehr viel sagen, vor allem, da du, elektrolurch, das Projekt als eher beendet erklärst. Meine Schwierigkeiten damit gehen auch in die Richtung der oberflächlichen Behandlung des Themas, ähnlich wie Klemens schon angesprochen hat.
Ich gehe davon aus, dass dir diese Thematik wichtig ist, und du gerade nicht die Absicht hattest, es so erscheinen zu lassen:  
Klemens hat Folgendes geschrieben:
unlauteren (!) Verdacht, der Autor habe keinerlei Bezug zu seinem Thema und habe es nur gewählt, um seinen Text ein wenig aufzumotzen

aber das ist genau was (auch bei mir) passiert, wenn man es auf diese Weise tut. Du bleibst, obwohl du deinen Protagonisten zu einem selbst Erfahrenden machst, in der Außensicht auf die Thematik und traust dir nicht zu, dich ganz auf die Menschen und ihr Leben* und die Themen einzulassen. Das macht es zu einem "Draufsicht"-Text von Außenstehenden und ich denke, gerade diese Art und Weise schadet solchen Themen eher, als dass sie nützt, da sie das Ganze oberflächlich abhakt.

LG Ithanea

*ich denke, ein Text, der ein wichtiges Thema ernst nehmen will, kann nicht in der Beschränkung auf dieses Thema funktionieren, so wird es zur Attraktion, sondern muss die Menschen des Textes ernst nehmen, die aus sehr viel mehr bestehen als nur dem Leitthema (in diesem Fall Drogenkonsum). Es wäre z.B. zu überdenken, ob ein solcher Text anders anfängt und nicht gleich mit der Holzhammermethode Aha, Crystal ziehen, in diesem Buch gehts um Drogen!. Aber das mag eine sehr subjektive Sicht sein.


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Christof Lais Sperl
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Beitrag08.01.2017 14:45
Zitate
von Christof Lais Sperl
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Ich schließe mich Fittes zweiter Zutatzbemerkung an, muss jedoch bemerken, dass mich Drogenthematik in Gegensatz zu ihm sehr interessiert. Nun schreibe noch mehr zur Wirkung. Das fehlt. Deine Zielgruppe will mehr Drogenwirkung. Das Mehrparteienhaus wirkt sprachlich sperrig im Kontext. Ich mag deinen Stil. Da kommt noch was! Smile

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Lady Joana
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Beitrag08.01.2017 14:58

von Lady Joana
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Ithanea hat geschrieben:

Zitat:
Wenn wir hier schon bei Einzelwörtern sind, die nicht gefallen, möchte ich dir vorschlagen, das Wort Junkie zu überdenken. Erstens wäre in der Verwendung, die ich dafür kenne, nämlich intravenös Konsumierende (aber das mag noch unterschiedlich sein in der Verwendung) bei diesen Crystalkonsumenten, von denen wir ja noch nichtmal wissen, ob sie überhaupt abhängig sind oder gerade ihre eine Partynacht im Jahr haben, nicht unbedingt davon die Rede, zweitens halt ich es insgesamt für ein Wort, das man sich sparen kann, weil es so ungefähr dasselbe ist, wie andere 'Dreck' zu nennen, höchstens man ist selbst Konsument und macht einen Witz über sich selbst oder Kumpels.


Für mich ist es nicht schlimm, wenn ich einen Drogenkonsumenten Junie nenne, er ist es auch, so wie ein Schwarzer ein Neger ist, auch wenn es der Politischen Correctness im Augenblick nicht entspricht. So ist es wohl auch mit dem Rest meiner Beiträge, ob es dir nun passt oder nicht. Aber die Seitenhiebe hier nehme ich zumindest nicht so ganz ohne Kommentar hin. Und ich denke, da solltest du mal wieder auf den Boden kommen und nicht in einer Wildwestmanier um dich schießen, egal wen und was es trifft. Wir sind hier, um uns gegenseitig zu korregieren, um uns weiterzuhelfen und uns nicht zu beleidigen. Sorry, aber da hast du bei mir eine Grenze überschritten. Aus. Ich will dazu auch keinen Kommentar mehr! Twisted Evil


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Ithanea
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Beitrag08.01.2017 15:06

von Ithanea
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Lady Joana hat Folgendes geschrieben:
Ithanea hat geschrieben:

Zitat:
Wenn wir hier schon bei Einzelwörtern sind, die nicht gefallen, möchte ich dir vorschlagen, das Wort Junkie zu überdenken. Erstens wäre in der Verwendung, die ich dafür kenne, nämlich intravenös Konsumierende (aber das mag noch unterschiedlich sein in der Verwendung) bei diesen Crystalkonsumenten, von denen wir ja noch nichtmal wissen, ob sie überhaupt abhängig sind oder gerade ihre eine Partynacht im Jahr haben, nicht unbedingt davon die Rede, zweitens halt ich es insgesamt für ein Wort, das man sich sparen kann, weil es so ungefähr dasselbe ist, wie andere 'Dreck' zu nennen, höchstens man ist selbst Konsument und macht einen Witz über sich selbst oder Kumpels.


Für mich ist es nicht schlimm, wenn ich einen Drogenkonsumenten Junie nenne, er ist es auch, so wie ein Schwarzer ein Neger ist, auch wenn es der Politischen Correctness im Augenblick nicht entspricht. So ist es wohl auch mit dem Rest meiner Beiträge, ob es dir nun passt oder nicht. Aber die Seitenhiebe hier nehme ich zumindest nicht so ganz ohne Kommentar hin. Und ich denke, da solltest du mal wieder auf den Boden kommen und nicht in einer Wildwestmanier um dich schießen, egal wen und was es trifft. Wir sind hier, um uns gegenseitig zu korregieren, um uns weiterzuhelfen und uns nicht zu beleidigen. Sorry, aber da hast du bei mir eine Grenze überschritten. Aus. Ich will dazu auch keinen Kommentar mehr! Twisted Evil

 Laughing Wow
Ja gut, nach dieser Reaktion hat sich auch von meiner Seite ein weiterer Kommentar erledigt.


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Christof Lais Sperl
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Beitrag08.01.2017 15:44
Lady, Lady
von Christof Lais Sperl
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Joana, ich glaube, Sie übertreiben, Werteste. Es gibt ja die Bedeutungsverschiebung, wegen der man im Englishen nunmehr zum Hahn nur noch rooster sagt. Der cock hat sich in andere Gefilde begeben.

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Beitrag08.01.2017 15:50

von Ithanea
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Nachsatz noch an elektrolurch (der cls war zu schnell für mein lahmarschiges Editieren):
Tut mir Leid, falls sich das jetzt destruktiv auf deinen Faden ausgewirkt hat.
Ich finde gut, wie du hier mit Rückmeldungen umgehst, sie auf- und mitnehmen für das nächste und wünsch viel Spaß dabei.
Bis dann


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Beitrag08.01.2017 23:09

von nebenfluss
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@Ithanea:
Ithanea hat Folgendes geschrieben:

Das bringt mich automatisch zu einer dritten Frage, nicht speziell an dich, Joana, eher an alle, auch wenn ich hier nicht ausufern will und auch weiß, dass das schon im Bösewicht-Faden disuktiert wird oder wurde: Ist es wirklich so schwer [...], sich in einen Menschen, der auf der Ebene von Verhalten und Lifestyle auch komplett anders ist, als man selbst, hineinzuversetzen, wenn man den Fragen nachgeht, was jemanden antreibt? Ist es schwer, sich vorzustellen, wie ein Drang nach Ausbruch, Erlebnis, Abenteuer, Lebendigsein sich anfühlt, vor einem Hintergrund, der alles bisher vielleicht nicht zugelassen hat? Ist es schwer, sich einen Wunsch nach Heilung, Unbeschwertheit, Gedanken ausknipsen, Betäubung von Traurigkeit, Alleinsein, Wut, Hoffnungslosigkeit vorzustellen? Diese Gefühlswelt, die haben wir alle.

Mein Kommentar oben, wie authentisch das aus dieser Perspektive sein/werden kann, bezog sich nicht darauf, ob man sich generell in einem Drogenkonsumenten hineinversetzen kann, sondern auf 1. die Crystal-Meth-Wirkung im Speziellen und 2. dass dieser Ich-Erzähler und die Geschichte offenbar stark (oder komplett) von einer realexistenten Person und ihren Erlebnissen inspiriert ist, was ich für eine erhöhte Anforderung halte.
Ich denke, ich kann mich in eine ganze Reihe von Charakteren hineinversetzen, die irgendwie "ein Teil von mir sind". Aber sich z. B. in jemanden hineinversetzen zu wollen, dessen Erfahrungen man nicht kennt und dessen Handeln man nicht nachvollziehen kann, muss m. E. scheitern oder sehr oberflächlich bleiben (dies bezieht sich auf Ithaneas Thema und ist kein nachträglicher Kommentar zum Text!)


@Lady Joanna:
Mich hätte auch interessiert, warum ein Drogenkonsument deiner Auffassung nach nicht von "den Menschen" reden sollte. In ähnlichen Sinne habe ich auch beim "scharze Hunde"-Gedicht von Hallogallo bei dir nachgefragt.
Da du noch neu bist und gerade dein System der Überarbeitung entwickelt, ein Hinweis:
Lady Joanna hat Folgendes geschrieben:
Wir sind hier, um uns gegenseitig zu korregieren, um uns weiterzuhelfen

Eine Korrektur, die man nicht begründen kann, ist keine und hilft auch niemandem weiter Wink


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Lady Joana
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Beitrag09.01.2017 11:40

von Lady Joana
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Hallo Nebenfluss,

manchmal denke ich einfach, vielleicht gibt es an dieser Stelle ein besseres Wort dafür. Und ich fand, dass "Menschen" zu allgemein geschrieben war. Es sollte auch nur eine Anfrage oder eine Anregung an dieser Stelle sein, nicht mehr.


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Beitrag09.01.2017 13:36

von Ithanea
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Hallo,
meine Frage ist in jemandes Einstand vielleicht etwas fehlplatziert, hätte das wohl eher in einem anderen Thread, in dem es gerade eh darum geht fragen können/sollen, aber hier hat eben durch meine andere Frage an Joana das eine zum anderen geführt.
nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

Mein Kommentar oben, wie authentisch das aus dieser Perspektive sein/werden kann, bezog sich nicht darauf, ob man sich generell in einem Drogenkonsumenten hineinversetzen kann, sondern auf 1. die Crystal-Meth-Wirkung im Speziellen und 2. dass dieser Ich-Erzähler und die Geschichte offenbar stark (oder komplett) von einer realexistenten Person und ihren Erlebnissen inspiriert ist, was ich für eine erhöhte Anforderung halte.

Bin ziemlich bei dir. Wenn es um die authentische Darstellung der Wirkung geht (hab ich nicht kapiert, dass du dich darauf bezogen hast), hat man es natürlich schwer, wenn man sie nicht erlebt hat. Allerdings könnte man, statt alles durchzuprobieren, sich zumindest diesen Teil auch anlesen oder besser, Konsumenten fragen. Auch das 2. sehe ich wie du.

Zum Hineinversetzen:
Dein letzter Satz ist doch irgendwie der Knackpunkt.
Zitat:
Ich denke, ich kann mich in eine ganze Reihe von Charakteren hineinversetzen, die irgendwie "ein Teil von mir sind". Aber sich z. B. in jemanden hineinversetzen zu wollen, dessen Erfahrungen man nicht kennt und dessen Handeln man nicht nachvollziehen kann, muss m. E. scheitern oder sehr oberflächlich bleiben (dies bezieht sich auf Ithaneas Thema und ist kein nachträglicher Kommentar zum Text!)

Was ist denn hineinversetzen, wenn nicht nachvollziehen?
Ich kann versuchen, mich in jemanden hineinzuversetzen, indem ich mir seine Erfahrungen, die ich nicht meine sind, versuche vorzustellen. Ich stelle mir mich in der Situation des anderen vor.  Überlege, was ich denn in einer solchen Situation tun würde, wie ich handeln und interagieren würde und gleiche das ab mit dem, wie der andere wirklich handelt oder, wenn es eine vorgestellte Person ist, handeln soll. Das ist vielleicht ein bisschen ähnlich mit dem, was du oben "Teil von dir" nennst?
Wenn das dann immernoch sehr unterschiedlich zu dem ist, wie der tatsächliche oder vorgestellte andere handeln würde, müsste ich weiter gehen. Nicht nur die aktuelle Situation, sondern der ganze Hintergrund ist ja anders als meiner. Vor seiner Geschichte wär ich auch jemand anderes. Seine Persönlichkeitseigenschaften, die bei mir nur ganz gering ausgeprägt sind, sind viel größer und andersrum. Mir das trotzdem vorzustellen, setzt voraus, dass ich von solchen Eigenschaften bzw. Personen, die sie haben, schonmal gehört habe. Aber das trifft ja auch auf die Erfahrungen zu. Natürlich werde ich keine Erfahrung je genau so schildern können, wie jemand, der sie erlebt hat. Aber: Auch zwei, die dieselbe Erfahrung gemacht haben, haben sie nicht gleich erlebt.

Wenn ich eine wilde These aufstellen könnte, wäre das so eine: Ein Text, der unauthentisch wirkt, dem man anmerkt, dass der Auter den geschilderten Erlebnissen irgendwie fremd ist, scheitert daran, dass der Autor, vielleicht ohne es zu merken, oder aus Respekt vor dem zu behandelnden Thema, das ja nicht seines ist, sondern das des Freundes vielleicht, oder aus innerer Abscheu davor, ..., auf Distanz bleibt. Sich nicht wirklich in die Situation und Thematik hineinbegeben will, als die eigene Person, die er ist.
Ich glaube auch nicht, dass man völlig authentisch einen völlig anderen Menschen, den es so wirklich gibt/gegeben hat, darstellen kann. Darum stimme ich dir auch zu, was die erhöhte Anforderung bzgl. der realexistenten Person betrifft. Ich denke, dieser Text ist, obwohl in der Ich-Perspektive, aus einer Außensicht/Draufsicht geschrieben und da wird es schwierig. Im Prinzip sehe ich die Möglichkeit bei einer Außensicht, dann aber auch einer von außen berichtenden Person und deren Erlebenswelt zu bleiben, oder versucht, sich ganz drauf einzulassen, was, wie du oben ansprichst vielleicht über die Schiene "Teil von mir" gehen kann, also in sich selbst den Zugang zu etwas finden.

Diese haltlosen Thesen treffen natürlich nur auf Texte zu, die so funktionieren sollen, also über authentische Gefühls- und Erlebniswelt ihrer Protagonisten, nicht auf andere literarische Formen, die eher berichtsmäßig oder so sind. Vielleicht treffen sie auch gar nicht zu.


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Schneckenpost
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Beiträge: 9



F
Beitrag11.01.2017 00:26

von fb
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Der Ausschnitt liest sich ganz gut, gerade die Szene, in der die Bande durch die Tür in die Nacht tritt habe ich sehr bildlich vor Augen. Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Zitat:
Es schmeckte bitter und kam mir künstlich vor, chemisch, was es ja auch war.


Das mag pedantisch und im literarischen Kontext irrelevant sein, aber die Chemie ist die Wissenschaft der Zusammensetzung der Stoffe, und folglich bezeichnet "chemisch" auch lediglich, dass diese Zusammensetzung hier von Bedeutung ist (wie etwa bei der chemischen Reaktion). Umgangssprachlich wird das oft synonym mit "unnatürlich" verwendet, und selbstverständlich ist es in Ordnung - wenn es denn passt - in Umgangssprache zu schreiben. Mich stört so etwas allerdings beim Lesen. "Synthetisch" oder "unnatürlich" wären gewissermaßen richtiger.

Zitat:
Noch nie hatte sich meine Stimmung so rapide verändert.


Hier stolpere ich über das Wort "rapide". Meinem Gefühl nach passt das nicht zu dem Stil des Textes (ähnlich wie das Mehrparteienhaus), und es ist offensichtlich, dass du nicht das "schnell" aus dem vorherigen Satz wiederholen willst. Stattdessen vielleicht etwa "unvorhersehbar" oder gar "Noch nie hatte ich derartige Stimmungsschwankungen"?

Zitat:
Er gab mir abermals einen Schubs, dieses Mal mit so viel Schwung, dass es mich einen halben Meter nach vorn schob.


"Es schob mich einen halben Meter nach vorn" klingt sehr seltsam in meinen Ohren, auch wenn der Stil mit Absicht eher umgangssprachlich gehalten ist.

Und zuletzt: "höhere Ebene" verwendest du zweimal mit jeweils unterschiedlichem Bezug. Das eine Mal um darzustellen, dass der Protagonist über Einstiegsdrogen hinaus ist, das andere Mal um den veränderten Bewusstseinszustand zu beschreiben. Das würde ich ändern.
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Logan
Geschlecht:männlichWortedrechsler


Beiträge: 77



Beitrag14.01.2017 01:04

von Logan
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Hallo elektrolurch

Obschon ich mit der Thematik nicht viel anfangen kann, gefällt mir der Text. Er liesst sich flüssig, die stilistischen Wiederholungen gefallen mir. Aus dem unmittelbaren "Kick" würde ich noch etwas mehr machen, mehr Beispiele, Details.

Ist ebenfalls Stilsache: Die Anglizismen (abgesehen im Dialog) würde ich lassen.


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»Ernest Hemingway hat mal geschrieben: Die Welt ist so schön, und wert, dass man um sie kämpft. Dem zweiten Teil stimme ich zu.«
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