Gelb, Geschichte

[nebenfluss]

Hallo hobbes Inko,

Verena haut mal wieder ab. Die Heimat war irgendwann nichts mehr (wegen Oma Helene), das neue Leben im Süden war irgendwann nichts mehr (wegen Vinz) und immer vergisst sie etwas (in irgendeinem Auto), was den Neuanfang definiert: das fehlende Portemonaie hat sie zu Vinz geführt, der fehlende Regenschirm ... wer weiß wohin oder zu wem, vielleicht zu sich selbst. Nicht ganz neu die Idee, aber das macht überhaupt nichts.

Einer meiner Lieblingstexte in diesem Wettbewerb.
Mir gefällt zum einen die Integration von innerer und äußerer Bühne: Alles kommt leise daher, ist gedämpft - die Wut, die Schritte im Schnee, der die Wut zudecken soll bzw. die Erinnerung.
Zum anderen finde ich toll, dass ich bei jedem der Sprecher den Tonfall 'mithöre', ohne dass dafür Adjektive nötig wären.
Das sind jetzt nur die zwei Dinge, die ich benennen kann.

Von Vinzens Wesen habe ich kein klares Bild bekommen. So sehr Klischee (wie an einer Stelle behauptet wird) scheint er mir nicht zu sein. Klar, er ist bodenständig, ein handfester Typ, der im Getränkemarkt arbeitet, sich mit Fußball auskennt, sich bei der Bergwacht engagiert und ohne jede Bedenken auf einen Hochsitz klettern würde (aber doch nichts von einem Koala hat); entsprechend fürsorglich und auch nicht völlig unromantisch, wenn er mit Vreni unter dem Ahorn liegt und sich mit ihr über die Stille freut (aber trotzdem nicht niedlich ist, Grübchen und blaue Augen hin oder her). Und dennoch ist er mittlerweile in den Augen der Prota vor allem Vinz der Depp, der irgendetwas nicht gewusst hat, was mit einem Zettel in seiner eigenen Jackentasche zu tun hat.
Was das wohl sein könnte, soll mich offenbar nicht interessieren.
Der Text jedenfalls reibt mir durch das, was er eben nicht erzählt, immer wieder die Belanglosigkeit unter die Nase, dessen was passiert ist. Es geht nur um diese Reaktion, diesen Satz, den Vinz wohl einmal zu viel gesagt hat, der ihn in ihrer Achtung sinken ließ - wobei ich stark vermute, dass die Verächtlichkeit nur eine Traurigkeit überdeckt (der Schnee hilft dabei). Wahrscheinlich ist Vinz in seinem Rettungshubschrauber die ganze Zeit nur über sich selbst gekreist.

Wieso "Gelb"?

Der Text hat es in meine persönlichen Top 10 geschafft. Punktevergabe hängt von der Umsetzung der Wettbewerbsvorgaben ab.

[Lilly_Winter]

Lieber Inko,
ich frage mich, was wohl auf dem Zettel stand. Was hat Vinz nicht gewusst. Die Geschichte hat etwas. Mir gefällt die Art in der sie erzählt wird.
Das Niemandsland ist da, ich zweifle ein bisschen am Zitat.
Besonders gut gefällt mir der Titel, der erst nach und nach Sinn macht.

[lilli.vostry]

Hallo,

aus Zeitgründen nur ein kurzes Feedback zu Deinem Text (später gerne mehr), um befedern, bewerten zu können.

Der Titel hat mich neugierig gemacht und bis zuletzt hat mich diese rätselhafte Geschichte gepackt, berührt und nicht losgelassen. Ein ganz eigener, melodischer Erzählrythmus, locker, voll lakonischem Humor, hinter dem sich eine Tragödie verbirgt. Manchmal nicht ganz einleuchtend  die Klammer-Schreibweise.

Leider driftet der Text gegen Ende etwas ab, gleitet ziellos dahin als ob der Autor(in) nicht mehr weiter wusste.

Der letzte Satz lässt mich auch ratlos zurück als Leser (wobei ich nichts gegen offene, mehrdeutige Enden habe, doch hier ist es mir zu diffus, unausgegoren noch...)

Daher gebe ich Dir neun Punkte auf meiner Top 12-Liste.

Viele Grüße,
Lilli

[anderswolf]

Bepunktungskommentar.

[hobbes]

Hallo zusammen.

Vielen Dank für eure Kommentare. Ohne Kommentare wären dsfo-Wettbewerbe nur halb so schön.
Erfreuliche bzw. erfreute Kommentare machen es dann natürlich noch schöner

Erst mal zum einfachen, dem Niemandsland. Einige fragten sich, wo das im Text verortet ist. Einige fanden es, davon dann wieder einige ein wenig (zu) abseits.
Klassischer Fall von Betriebsblindheit, also meiner.
Für mich war das Niemandsland der Berg im Schnee.
Nun neige ich ja eh nicht dazu, viele Worte zu machen, schon gar nicht um (Orts)beschreibungen. Und in diesem Fall war das für mich auch völlig überflüssig, denn Berg+Schnee, das erzeugt bei mir sofort dieses Gefühl der Ausgesetztseins, des Alleinseins, auf sich allein gestellt sein, für sich selbst bestehen müssen, usw.
Nun soll es ja tatsächlich Leute geben, die noch nie auf einem Berg waren oder wenn doch, womöglich in einer Gruppe, oder solche, die einen 500m hohen Hügel einen Berg nennen. Oder, oder, oder, ist ja auch egal, was ich sagen will ist, klar, jetzt im Nachhinein sehe ich das auch, dass mein bzw. Vrenis Niemandsland für andere nicht unbedingt sichtbar wird.

Dann: der Zettel
Tja. Es gibt ja gewisse Parallelen zu meinem FFF-Text, aber beim FFF habe ich es mir tatsächlich einfach nur einfach gemacht (bzw. war es vielleicht auch der Zeitbegrenzung geschuldet). Hier nicht.

[hobbes]

Ach ja, der Titel, über den sind auch einige gestolpert. Titel finde ich immer sagenhaft schwierig und nun ja, den hier fand ich noch am passendsten von allen, die mir eingefallen sind.
Da soll auch gar kein Rätsel darin verborgen sein, es ist einfach nur die passende Trivial Pursuit Kategorie analog zu den anderen im Text erwähnten. Und Geschichte eben wie "diese Geschichte" oder auch "Vrenis Geschichte" oder eben überhaupt, was man sich so erzählt, wie man sein Leben schreibt, wie die Figuren ihr Leben erzählen, in die Richtung.
Ganz ohne zugehörige Frage. Abgesehen von denen, die der Text aufwirft, aber darauf zielte das nicht ab.

[hobbes]

Ich wollte ja eigentlich noch auf eure Kommentare eingehen. Das mache ich auch noch, aber mir fällt gerade auf, dass auch das mit dem Neubeginn mehrfach angesprochen wurde, also, wo das Motto des

[firstoffertio]

Ich fand das Motto das am wenigsten Interessante in dem Vorgabentext.
im Grunde kann man es anwenden auf jeden, der morgens zur Arbeit geht.

[hobbes]

Hallo V.K.B.,

der Titel, der Neubeginn, der Zettel, das Niemandsland. Das waren so deine Fragen bzw. Probleme, die sollten nun eigentlich beantwortet sein.
Freut mich, dass du den Text gern gelesen hast.

*

Hallo gold,
 
ein Dreppeneinstieg, so, so. Da habe ich (oder du ) gleich eine ganz neue Gattung von Textanfängen erschaffen.
Kurzes und Klammern, das gefällt dir nicht. Tja. Da wirst du mit meinen Texten wohl nicht glücklich werden, könnte ich jetzt schreiben, aber ich habe in Erinnerung, dass dir (mindestens) einer doch gefallen hat. Vielleicht beim nächsten Mal wieder.

*

Hallo firstoffertio,

oje, die Namen. Und dann tauchen die auch noch nur einmal auf, manche jedenfalls. Freut mich, dass dir der Text dann doch noch Freude gemacht hat. Und ja, sie ist auf sich allein gestellt, trotz Vinz.

*

Hallo MoL,

herrje, du Arme. Andauernd schreibe ich Geschichten, die dich in den Wahnsinn treiben. Oder na ja, zumindest dazu, unbedingt etwas wissen zu wollen, was du dann noch nicht mal nach der vermeintlichen "Auflösung" erfährst.
Immerhin hast du jetzt die Möglichkeit, dich zu revanchieren, indem du mir nicht verrätst, ob sich dein Verdacht in Bezug auf die Autorin bestätigt hat bzw. wen du sonst unter Verdacht hattest.

*

Hallo Constantine,

tja, das wird wohl nichts mit uns beiden. Zumindest meine ich mich zu erinnern, dass meine Texte noch nie sonderlich gut bei dir ankamen.

[hobbes]

[firstoffertio]

Vielleicht hängt meine Leseweise stark am "wie neu", was eben nichts "Neues" ist. (Falscher Faden. Wo ist der richtige?)

[Constantine]

[gold]

[hobbes]

[hobbes]

So, weiter geht's.

Hallo Heidi,

der Schnee, genau, da war ja auch noch was. Der ist nicht nur Niemandsland, sondern deckt auch noch alles zu, macht alles neu. Für eine kleine Weile.

Ich war auch schon des öfteren bei Schnee auf einem Berg unterwegs. Schnee ist ja nicht gleich Schnee. Da ist beispielsweise der obere-Schicht-festgefroren-Schnee, an dem man sich blaue Schienbeine holen kann. Oder der herrje-überhaupt-kein-Halt-und-Vorwärtskommen-Schnee.
Verena hat den irgendwie-kommt-sie-schon-vorwärts-Schnee erwischt
(man könnte natürlich auch sagen, ich hätte es mir da ein wenig leicht gemacht, aber das ist in meinen Fall natürlich sehr weit hergeholt )

*

Hallo tronde,

sind dann ja tatsächlich noch zwei Punkte geworden, das freut mich.

*

Hallo holg,

[holg]

[Ithanea]

[hobbes]

[hobbes]

Ich habe eine prima Ausrede, warum das so lange dauert mit dem Antworten: Unter anderem hält mich nämlich Verena davon ab.
Feine Sache, wenn ein Wettbewerb derart weiterwirkt.

*

Hallo nebenfluss,

ich frag jetzt nicht, woran du das festmachst (dass ich das geschrieben habe), ich frag mich eher, ob ich mich nun fragen sollte, ob das gut oder schlecht ist (in Anbetracht dessen, was bei Jenni diskutiert wurde).
Aber das frage ich mich gar nicht so lange, viel zu mühsam diese Fragerei.
Stattdessen freue ich mich einfach noch mal über deinen wunderbaren Kommentar, bei dem ich gar nicht weiß, über was ich mich am meisten freuen soll, vielleicht das hier

[nebenfluss]

Ich versuche mal, all diese indirekten Fragen auf einmal zu erschlagen: sonst artet das hier noch in Antworterei aus
Hätte ich erfahren, was auf dem Zettel steht, hätte ich doch noch daran gezweifelt, ob der Text von dir ist. *
Als Leser eines E-Wettbewerbs baue ich keine Erwartungshaltung an den Inhalt auf, die der Autor/Erzähler dann gefälligst lückenlos befriedigen soll. Dafür gibt's massig Konsumliteratur andernorts. Mir wird etwas erzählt, die Leerstellen fülle ich selbst (falls ich das will). Dann habe ich was zum Selbstdenken, und das mag ich.

* das ist natürlich eigentlich keine Antwort, aber mei, du hast ja auch gar nicht gefragt.