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[Lebendiger Dialog] - Besinnliche Adventszeit

 
 
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag22.12.2016 11:38
[Lebendiger Dialog] - Besinnliche Adventszeit
von Selanna
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Besinnliche Adventszeit

Britta machte es sich in Ninas Zimmer bequem. „Ich habe gerade mit Mama telefoniert. Sie hat gemeint, dass Thomas uns schon am ersten Weihnachtsfeiertag besuchen kommt, also einen Tag vor meinen Eltern!“
Nina sah ungeduldig auf. „Ich weiß.“
  „Woher denn? Ich sage es dir doch erst jetzt!“
  „Thomas hat es mir schon vor Wochen gesagt.“
  „Wieso sagt er mir nichts davon? Das geht ja wohl mich genauso an, schließlich wohne ich ebenfalls hier! Manchmal frage ich mich, was in seinem Kopf vorgeht. Da besucht er uns schon am ersten Weihnachtsfeiertag und ich höre zufällig fünf Tage vorher davon!“
  „Nimm es ihm nicht übel. Wahrscheinlich ist er davon ausgegangen, dass ich es dir erzähle.“
Britta winkte ab. „Das ist keinesfalls deine Schuld. Er hätte ruhig auch selbst den Mund aufbringen können. Ich meine, was jetzt alles noch zu erledigen ist! Er hätte es uns auch leichter machen können!
  „Was wäre denn noch zu erledigen?“, erkundigte sich Nina neugierig.
  „Zum Beispiel mich entscheiden, was ich anziehe. Schlabberlook geht dann ja nicht.“
  „Er ist dein Bruder!“
  „Trotzdem muss ich mir deswegen jetzt Gedanken machen!“
  „Okay. Aber vor allem müssen wir das Gästezimmer vorbereiten, die Einkaufsliste erweitern und insgesamt einfach mehr kochen. Um mal drei wichtige Beispiele zu nennen.“
  „Siehst du. Und schon artet das Ganze in Stress aus!“
Nina schmunzelte. „Ich kann dich beruhigen, das hab ich alles schon fest im Griff. Du musst dir keinen Stress machen.“
  „Trotzdem! Es reicht nicht, dass er so was nur dir sagt!“
  „Immerhin bin ich seine Verlobte.“
Britta setzte sich auf Ninas Bett.
  „Was er mir wohl schenkt? Letztes Jahr bekam ich Karten für ein Musical, vorletztes Jahr einen Wellnesstag. Aber ich glaube, das hat sich alles Mama ausgedacht. Manchmal glaube ich, er macht sich überhaupt nicht viele Gedanken, was er mir kaufen könnte!“
Nina seufzte. „Wenn er deine Mutter um Rat fragt, ist das doch gewissermaßen auch ein Zeichen, dass er sich Gedanken macht.“
  „Für dich rät ihm Mama sicher auch zu einem Wellnesstag. Sie hat so etwas schon angedeutet, dann kannst du dort zur Kosmetikerin und deine Haut … verwöhnen lassen.“
Na, danke auch. Davon abgesehen, dass sie jetzt beleidigt wäre, sobald sie diesen Gutschein in Händen hielte, konnte sie sich kaum etwas Langweiligeres vorstellen.
Britta tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. „Was schenkst du ihm denn?“
  „Ich weiß es noch nicht.“
  „Vier Tage vor Weihnachten? Naja, ich habe auch noch nichts. Ich bin immer sehr knapp dran mit Weihnachtsgeschenken. Aber ich schenke ihm ohnehin nur eine Kleinigkeit. Ich habe ja auch keinen so guten Job wie er. Vielleicht eine seidene Krawatte. Oder mehrere. Ich denke, hellgrüne oder hellblaue stehen ihm ganz gut. Nur mit ganz dezentem Muster. Vielleicht noch eine edle Krawattennadel dazu. Das sähe sicher sehr elegant aus.
  „Mag er denn Krawatten? Ich meine, würde er sich über so ein Geschenk freuen?“
  „Letztes Jahr hab ich ihm ein unverschämt teures Herrenparfüm geschenkt, aber ich weiß nicht, wie er das fand. Er sagte, jetzt hätte er endlich einen Grund, sich weniger waschen zu müssen … und ich weiß nicht, ob das nur einer seiner dummen Witze war oder ob er sich das jetzt wie irgendein Aftershave einfach ins Gesicht klatscht.“
Nina rang ihr aufsprudelndes Lachen nieder. „Ich bezweifle, dass man sich als Mann etwas so stark Alkoholhaltiges wie Parfüm nach der Rasur ins Gesicht reibt.“
  „Jedenfalls roch ich es noch nie an ihm, da bin ich mir sicher. Aber ich sehe ihn ja auch nicht täglich. Vielleicht benutzt er es doch, nur zu besonderen Anlässen. Wenn er ausgeht, vielleicht. Aber eine Krawatte braucht er sicher öfter. Vielleicht sollte ich mal mit Mama darüber reden. Ich finde es immer sehr attraktiv, wenn Männer gut riechen. Aber dieser Kommentar über das Waschen … ich meine, als Aftershave ist es wirklich zu schade. Wobei es andererseits eigentlich völlig egal ist, wohin man es sprüht. Solange er es überhaupt verwendet. Kennst du das Model, das für Hugo Boss-Parfüm wirbt? Der sieht wirklich gut aus. Was schenkst du ihm noch gleich?“
Nina atmete erschöpft aus. „Keine Ahnung. Vielleicht ein Buch.“
  „Ich könnte Mama stecken, dass er mir eine neue Armbanduhr schenken soll. Ich hab da was bei einem Juwelier daheim gesehen, sehr elegant, sehr feminin, steht mir sicher hervorragend. Ein Buch ist einfallslos.“
Nina schrak beim letzten Satz überrascht zusammen. „Äh, nein. Find ich nicht. Er liest gern. Das heißt, es ergibt Sinn. Du weißt ja offenbar nicht, ob er gerne Krawatten trägt und Parfüm benutzt, das …“
  „Ich denke aber, dass ihm eine schöne Krawatte sicher steht und dass es nicht schaden kann, wenn er gut riecht. Wie gesagt, ich finde es immer ganz aufregend, wenn ein Mann gut riecht. Dann muss ich immer gleich an Jared Leto oder Theo James denken.“
Nina stöhnte.
  „Außerdem ist ein Buch zu wenig. Welches Buch denn?“
  „Ähm, ich … weiß es noch nicht.“
  „Du könntest ihm Manschettenknöpfe kaufen. Manschettenknöpfe, die farblich zu meiner Krawatte passen. Also mit einem hellgrünen oder hellblauen Stein. Vielleicht mit einem Saphir, die sehen sicher sehr edel aus.“
  „Das ist mindestens so einfallslos wie ein Buch. Und Manschettenknöpfe mit Saphiren sind schweineteuer. Ich sehe aber nicht ein, warum ich für so einen Blödsinn so viel Geld ausgeben soll.“
  „Ja, ich glaube, Manschettenknöpfe wären besser als ein Buch. Die Frage ist nur, woher bekommen wir welche mit einem schön geschliffenen Saphir? Wir könnten uns umsehen, wenn du nächste Woche nach Berlin fährst. Du wolltest doch ins Denkmalschutzamt, oder? Das dauert sicher nicht lange. Ich fahre einfach mit und dann haben wir den ganzen Tag Zeit. Wir könnten zuerst im KaDeWe schauen und uns dann den Kudamm hinunterarbeiten. Was meinst du? Das wird sicher nett. Und wenn wir Manschetten und Krawatte gemeinsam aussuchen, können wir auch sicher sein, dass sie gut harmonieren.“
  „Das für uns zuständige Amt für Landesdenkmalschutz befindet sich in Schwerin. Berlin ist ein anderes Bundesland.“
  „Ich denke, ich sah vor Kurzem erst im KaDeWe Saphirmanschettenknöpfe. Wahrscheinlich kam mir deshalb auch diese Idee. Oder war es doch woanders? Ich weiß es nicht mehr genau, aber es fällt mir sicher wieder ein.“
Nina erhob sich vom Schreibtischstuhl. „Ich bin schon sehr müde. Tut mir leid, aber ich glaub, ich geh am besten gleich ins Bad und dann ins Bett.“
  „Wir haben doch noch gar nicht fertig überlegt!“
  „Ich hab das Buch ohnehin schon bestellt.“
  „Du hast doch gesagt, du weißt noch überhaupt nicht, welches du ihm schenken willst!“
  „Ja. Nein. Ich meinte, ich hätte den Titel vergessen. Es tut mir auch wirklich leid, aber ich kann heute nicht mehr, ich gehe dann jetzt mal ins Bad und …“ Damit schloss sie die Tür hinter sich und versteckte sich im Badezimmer, bis sie Britta ihr Zimmer verlassen und in ihrem eigenen verschwinden hörte.
Verdammt! Vielleicht hatte sie Glück und Thomas hat auch noch kein Geschenk für sie gekauft. Wenn sie ihn heute noch anriefe, könnten sie ausmachen, dass sie sich nichts schenkten. Und sie könnte ihm sagen, dass sie seine Schwester aus der Wohnung werfen würde.


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nothingisreal
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4002
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag01.01.2017 22:17

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Hallo Selanna,

ich fürchte, du hast die Übung missvestanden. Glaube ich zumindest. Du musst deinen Prota durch den Dialog vorstellen, ja, aber nicht seinen Lebenslauf runterrattern lassen.

Zitat:
Das geht ja wohl mich genauso an, schließlich wohne ich ebenfalls hier!

Für wen ist diese Info? Britta? Nina? Nein, für den Leser. Und so fühlt es sich auch an.

Zitat:
„Er ist dein Bruder!“

Das hier funktioniert für mich, weil es ein empörter Ausruf ist.

Zitat:
Immerhin bin ich seine Verlobte.

Wer außer dem Leser weiß das nicht?

usw.

Versuch das nächste Mal Infos so einfließen zu lassen, dass der Leser davon nichts mitbekommt. Vor allem dann funktioniert das, wenn der Leser genauso schlau ist, wie eine der beiden Figuren. Sprich, der Leser erfährt alles mögliche erst mit der Figur.

LG NIR


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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag02.01.2017 00:59

von Selanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo NIR,

danke für Dein Feedback.

Naja, einen Lebenslauf habe ich ja nicht abgeliefert, Du weißt doch noch nichts von Ninas oder Brittas Leben, außer dass sie bald verschwägert sind und momentan in einer Wohnung zusammenleben.

Vieles in dem Dialog ist überflüssig, das stimme ich Dir völlig zu. Aber das gehört mit zur Charakterisierung, ist also gewollt, und ist für mich realistisch. Ich weiß nicht, wie Du Diskussionen im Familienkreis erlebst, vllt sind die in Deiner auch angenehm konstruktiv, aber meiner Erfahrung nach sind Anmerkungen wie "Hallo, ich weiß das, ich wohn auch hier", "Ich bin mit ihm verheiratet, ich weiß das selbst", Klassiker wie "Du gehst also schon aufs Gymnasium?" oder "Hast du heute bei der Mama gegessen?" (oder mein Lieblingsausspruch: "Ich bin selber Lehrer, also selber gscheid!" - absolut überflüssig, die Gattin wusste, dass ihr Mann Lehrer war und sie wusste, dass er über einen gewissen Bildungsstand verfügte Laughing ) etc. durchaus üblich, ob empört, spöttisch oder zornig.
Aber vllt ist der Dialog zu wenig pointiert, zu wenig überspitzt.

Ja, das mit dem Charakterisieren hab ich wohl falsch verstanden. Ich wollte gar nichts über den Lebenslauf aussagen, sondern nur Britta als nicht zuhörende, ich-bezogene, unreife Figur darstellen, der ihr Gegenüber offensichtlich nicht gewachsen ist. Das war quasi meine "Charaktierisierung" und fertig ... ich versuch mich irgendwann später noch einmal damit. Vorerst mal schlicht: vielen Dank! Wink

Liebe Grüße
Selanna


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