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Außen Seeufer Nacht

 
 
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Autor Nachricht
Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag01.12.2016 20:00
Außen Seeufer Nacht
von Jenni
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    Wir können keine Geschichten erzählen. Wir können es versuchen, wieder und wieder, (…)
    aber am Ende werden wir feststellen: Sie [die Geschichte] hat uns erzählt.

    (Der Autor)

AUSSEN - SEEUFER - NACHT

Es muss der Autor sein, der den Laden betritt und zielstrebig auf die Bühne zusteuert, eigentlich nur eine Nische, die durch drei Stufen vom Rest des Raumes abgetrennt ist. Unsympathisch, ich mag sein selbstsicheres Gehabe nicht, seine Prosa ist brillant, aber seine fehlende Demut schmälert meine Bewunderung. Auf mich, er steuert auf mich zu, lächelt, von sich eingenommen: Wir kennen uns. Sicher nicht, sage ich. Das ist nicht der Autor.

Der Autor ist ein bescheidener Mensch, unverbindlich im Auftreten. Einer, der sich in Frage stellt. Unsympathisch alle beide, würde er überkritisch urteilen. Sie arrogant, er anmaßend, ihr Aufeinandertreffen konstruiert. Sind sie sich etwa vor Jahren schon einmal begegnet? Na, so ein Zufall, wird er in Gedanken sarkastisch. Nur in Gedanken, niemals auf dem Papier. Vielleicht hast du Recht, wird sie sagen, noch bevor die ersten Sätze gelesen sind, wir kennen uns doch, und dabei wird sie erröten.

Wie selbstverständlich ist er neben mir stehengeblieben. Johannes, stellt er sich nur mit dem Vornamen vor und hilft mir, die Bücher des Autors auszulegen, wo der sie nach der Lesung signieren wird. Anwalt für Völkerrecht, er wohne erst seit kurzem in der Stadt, wieso erzählt er mir das. Zuvor hat er am internationalen Gerichtshof in Den Haag gearbeitet, das wusste ich bereits, weil ich ihn gegoogelt habe, nicht nur einmal. Und ich bin Buchhändlerin, das ist mein Laden, sage ich, stolz auf den Laden, aber vor allem will ich mich distanzieren, will beweisen, dass wir keine Gemeinsamkeiten haben, weil ich begreife oder schon wusste, wer das ist. Wir kennen uns doch, sage ich, unsicher, ob ich das sagen möchte. Von einem Seminar, ich habe auch Jura studiert damals, an der selben Uni, nicht im selben Jahrgang, und dabei verhasple ich mich und wahrscheinlich werde ich auch noch rot. Das dachte ich schon die ganze Zeit, sagt er, dass wir uns kennen. In diesem Kloster soundso, das Seminar. Verfahrensrecht? Prozesssimulation: böse Stiefmutter gegen die sieben Zwerge, die Stiefmutter hat die Legitimität des Endes angefochten. Du warst die Gerichtsschreiberin. Und er hat die Anklage vertreten, erfolgreich, hat inzwischen dennoch die Seiten gewechselt - das sehe er anders und lacht. So ein Zufall, du - hier - jetzt. Wir identifizieren ein oder zwei gemeinsame Bekannte aus der Studienzeit, im Gegensatz zu mir hält er noch losen Kontakt. Und heute, fragt er oder ich, außer der Kanzlei, dem Laden. Er hat zwei Kinder, genau wie ich, er Töchter, von denen ich schon mal Bilder gesehen habe auf Facebook, aber das sage ich nicht, und ich Söhne, und er sagt: meine Frau sitzt dahinten.

Vielleicht hat der Autor geglaubt, eine Liebesgeschichte zu erzählen. Dann muss er erkannt haben, trotz der bereits konfliktträchtig installierten Hindernisse, dass die Geschichte keine Liebesgeschichte ist. Sie als solche zu erzählen, würde überhöhen und zugleich bagatellisieren, was geschehen ist. Oder vielmehr: was nicht geschehen ist. Später am Abend wird sie der Ehefrau, die ihr sympathisch ist, versichern, wie unbedeutend die Begegnung vor Jahren war, und es wird sich anfühlen wie eine Lüge, obwohl es keine ist. Dass sie ihn ja nicht einmal erkannt habe, wird sie zu ihrer Verteidigung ins Feld führen und die Ehefrau wird erwidern, ihr Mann habe ein geradezu absurd gutes Gedächtnis, womit sie die Bedeutungslosigkeit bestätigen wird. Und so ein großer Zufall ist es objektiv nicht, ein Seminar vor vierzehn Jahren, eigentlich nur ein einziges Abendessen im klostereigenen Restaurant, das Abschlussessen der Veranstaltung, bei dem man - nicht durch Absicht - beieinander zu sitzen kam und sich unterhielt, und jetzt wohnt man erneut in der selben Stadt; es ist eine große Stadt, eine Stadt mit Lebensqualität, statistisch nicht unwahrscheinlich, im Leben einmal dorthin zu ziehen, und dann läuft man sich über den Weg, wie man in dieser Stadt dutzenden von Menschen am Tag über den Weg läuft. Sie findet ihn attraktiv, das schon, fand ihn damals attraktiv, aber darum geht es nicht. Das könnte sogar missverstanden werden. Man müsste das überhaupt ganz anders anfangen. Warum fühlt sich an wie eine Lüge, etwas zu verleugnen, das nie geschehen ist, das ist doch der einzige bedenkenswerte Aspekt daran. Den Rest kann man getrost streichen.
Man könnte die Geschichte stattdessen mit einer Rückblende beginnen, mit einem Stimmungsbild eines Abends vor vielen Jahren. Mit im Sternenlicht schimmerndem Schnee in den Baumwipfeln, das zu kitschig vielleicht, aber mit dem durchdringenden Krachen des Eises auf dem See, das nicht unbewegt des Geschehens harrt, wie man bei oberflächlicher Betrachtung glauben könnte, sondern unter seiner wachsenden inneren Spannung immer wieder bricht und sich neu zusammenfügt. Wobei es sich nicht wirklich neu zusammenfügt, sondern immer auf die gleiche Weise, schwach dieses Bild und ohnehin bereits Teil des Nichtgeschehens. Nach einem Abendessen, das sich hinzog, weil man sich gut unterhielt, über Lebensentscheidungen und Wendepunkte, beide, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, zweifelnd an dem eingeschlagenen Weg, beide sich so verstanden fühlend und auch ein bisschen angetrunken, bis sie die letzten waren, die noch im Klosterstüberl saßen, da hätte sie ihn fragen können, ob sie noch einen nächtlichen Spaziergang am nahen Seeufer unternehmen wollten, das Gespräch fortsetzen, die Begegnung, und er hätte ja gesagt, soweit war sie sicher, und hätte das ihre Begegnung zu einem Wendepunkt gemacht, darüber konnte sie nur spekulieren, denn sie fragte nicht. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, der sie sich erst später bewusst wurde. Man verabschiedete sich. Jeder lebte sein Leben. Man sah sich nie wieder (so hätte die Geschichte enden können). Oder viele Jahre nicht.

Ich bin zufrieden mit meinem Leben, das muss ich spätestens jetzt einmal betonen, sonst kann das Folgende nur falsch klingen. Nicht nur stolz auf den Laden, der nach kaum fünf Jahren, und das in schlechten Zeiten für den Buchhandel, bereits gut in der Kulturlandschaft der Stadt etabliert ist - neben lokalen Autoren, deren unabhängiges Schaffen zu unterstützen kein idealistisches Versprechen geblieben ist, lesen auch national bekannte Schriftsteller zwischen meinen Regalen, manchmal ein Preisträger wie heute Abend - sondern stolz auch auf meine Familie. Meine Söhne sind Engel, das hört sich immer so klischeehaft an und vielleicht auch etwas unpräzise, wenn man meine kennt, aber: sie möchte ich am wenigsten missen. Ich führe ein zufriedenes Leben, in einer Stadt, die ich mag, umgeben von Menschen, die ich liebe, und von Geschichten. Ein Leben. Vielleicht liegt es an den Büchern, zwischen denen ich meine Tage verbringe, aber manchmal denke ich an die Leben, die ich nicht lebe. Ich beneide den Autor, der bereits auf seinem Stuhl sitzt und in den losen Seiten blättert, aus denen er heute Abend lesen wird. Kann er nicht jede Geschichte erzählen, immer wieder von neuem, immer wieder einen anderen Aspekt seines Erlebens in den Vordergrund rücken, eine andere Wahrheit. Wie hätte er meine Geschichte erzählt. Hätte ich in einer Nacht vor vielen Jahren, habe ich in seiner Geschichte Johannes W. gefragt, ob wir noch einen gemeinsamen Spaziergang unternehmen, und später: ob wir uns wiedersehen. Dann bin ich heute Richterin, das lässt sich gut mit der Familie vereinen, mein Vater ist stolz auf meine Karriere und die Johannes W.s,  er ruft mich oft an, hat mich sogar besucht während der Zeit, die ich in Den Haag gelebt habe, ich habe zwei entzückende Töchter - sie sind Engel, ich weiß, wie sich das anhört, aber es gäbe kein treffenderes Wort - die meisten meiner Freunde sind Juristen wie ich, viele aus meiner Studienzeit, die ich nicht alltagsbedingt aus den Augen verloren habe, ich bin viel gereist, lese wenig, aber nehme mir bewusst Zeit für den Besuch kultureller Veranstaltungen, mitunter die Lesung eines Literaturpreisträgers. Ich bin zufrieden. Ich bereue nichts. Das Leben, das in einer Nacht vor vielen Jahren begonnen hat sich von meinem zu unterscheiden, besitzt eine Wahrheit, wie ein Raum, den nie jemand betreten hat, der aber dennoch existiert. Stünde mir heute der Mensch gegenüber, mit dem ich diesen Raum nicht betreten habe, und beschwüre einen Zufall herauf, von dessen Bedeutung er nichts ahnen kann, nähme er meinem Leben seine Wahrheit.

Ein Raum, der niemals betreten wird, oder: eine nicht erzählte Geschichte. Der Autor sucht einen Bleistift, findet den Stummel eines solchen in einer Innentasche seiner Jacke. Er dreht das oberste Blatt um und schreibt auf die leere Rückseite: AUSSEN - SEEUFER - NACHT.

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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4292

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag03.12.2016 00:38

von hobbes
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Hach. Das ist jetzt eine Wohltat. Nicht nur, dass ich die Geschichte an sich mag, ich hatte mich nach meinen letzten Kommentaren schon gefragt, ob ich vielleicht etwas (zu) pingelig geworden bin, ob ich mir das nur einbilde, mit der sprachlichen Nachlässigkeit, aber nein, jetzt lese ich das hier und natürlich, es gibt einen Unterschied, das hier liest sich und es liest sich gut.

edit: Hallo Lieblingstext smile, der du mich auch beim mehrmaligen Lesen erfreust.
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Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag03.12.2016 13:57

von Literättin
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Der Autor (dieses Wettbewerbstextes) schreibt eine Geschichte über einen Autor, der aus der Ich-Perspektive einer Buchhändlerin, die einen Lesungsabend mit einem Autoren veranstaltet, der die Idee zu dieser nicht erzählten Geschichte an jenem Abend erst in Form der titelgebenden Notiz zu schreiben beginnt. Ist das in etwa so richtig wiedergegeben? Ich hoffe. Vielleicht aber, hat er sie bereits geschrieben und verpasst ihr hier nur noch den Titel?

Ich finde diese "nicht erzählte" Geschichte, mitsamt ihren kritischen Seitenhieben auf das Schauspiel der hier im Literaturbetrieb angesiedelten Figuren, all diese menschlichen Eitelkeiten, samt Eitelkeiten der Eitelkeiten ganz hervorragend erzählt. Sie findet in der Phantasie des Autors, bzw. seiner Protagonistin statt und sie existiert und existiert gleichzeitig nicht. Immerhin existiert sie insoweit, dass sowohl der Autor selbst, wie seine Protagonisten in der Lage sind, sich gegenseitig zu kritisieren: Als bescheiden, als arrogant, als von sich selbst eingenommen und "zu konstruiert". Letzteres ist dieser Beitrag nicht, sonst wäre das Niemandsland wortwörtlich irgendwo eingebaut. Das Niemandsland ist hier wohl der Schwebezustand der Geschichte, die noch nicht geschrieben ist. Dieser Bezug erscheint mir allerdings den Hauch einer Spur zu schwach. Auch beim zwei, dreimal lesen weiß ich nicht genau, ob die innere Logik wirklich aufgeht, aber es scheint so. Auf alle Fälle gelingen die Hakenschläge des Nicht stattgefunden habenden so mühelos, dass ich sie nicht in Frage stelle und auch nicht in Versuchung komme, dies zu tun.

Es gibt auch Mängel in der Umsetzung: der erste Satz im letzten Absatz hat mir das Vergnügen rückwirkend verhagelt, selbst auf die Nichterzählung gekommen zu sein. Das brauchte ich da nicht noch einmal ausformuliert.

Und ich vermisse das Handeln der Figur in der Geschichte, als beginne sie etwas von neuem, und zwar so, als hätte sie alles bisherige vergessen. Es beginnt zwar die nicht erzählte Geschichte in verschiedenen Varianten von neuem und zum Schluss sogar der Autor erst mit dem Schreiben und in der Tat hat auch dieser Text etwas Neues im Erzählen des noch nicht erzählten und dies auf hohem, sehr angenehm zu lesenden sprachlichen Niveau und dennoch wirkt er in diesem Neuen eine Spur konventionell.

Auf jeden Fall weit oben in meiner Wertung.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag04.12.2016 02:10

von Constantine
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Bonjour,

Sehr ordentlich geschrieben und erzählt. Weiß mich mit Interesse dranbleiben zu lassen, leider hat mich der letzte längere Abschnitt mit den ganzen Erklärungen der Prota über ihr gegenwärtiges Leben gelangweilt und schadet mMn der gesamten Geschichte, in dem die zuvor aufgebaute Intensität über die gemeinsame Vergangenheit der beiden und das Was-wäre-wenn-Szenario für mich mit dem letzten erklärenden Abschnitt der Prota über ihre Zufriedenheit im Leben in sich zusammenstürzt.
Die Themenvorgabe sehe ich leider nicht auf Anhieb umgesetzt.

Insgesamt im Vergleich zu manch anderen Beiträgen sprachlich auf hohem Niveau und fesselnd verfasst, überzeugt mich dein Beitrag letztenendes leider nicht. Es tut mir leid, du hast es nicht in meine Top Ten geschafft: zéro points.

btw.:
Was hat es mit der unterschiedlichen Schreibweise von "Außen" im Titel und "Aussen" im Text auf sich?

Merci beaucoup,
Constantine
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Dmitrij
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 50
Beiträge: 79
Wohnort: von der Zivilisation abgeschnitten in Wien-Umgebung


Beitrag04.12.2016 11:56
Re: Außen Seeufer Nacht
von Dmitrij
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Deine Geschichte ist ehrlich und nicht aufdringlich. Die Erzählung nimmt ihren natürlichen Fluss und lässt mich dieser Strömung folgen. 10 Punkte, die ich dafür vergebe, sind leicht nachvollziehbar: Stimmung, Schreibstil, Umsetzung des Themas und die Ungezwungenheit. Ich mag die Andeutungen, keine direkte Hinweise: "Ich bin aus Niemandsland" usw. usf.

Zitat:

Ein Raum, der niemals betreten wird, oder: eine nicht erzählte Geschichte.


Es ist nicht perfekt, weil ich "Perfekt" nicht ausstehen kann, es ist "echt". Danke,
Liebe Grüße aus Wien-Umgebung,
Dmitrij


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Selbst wenn du ein überzeugter Optimist bist, unterschätze niemals all die pessimistisch denkenden Menschen;-)
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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag04.12.2016 15:07

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,


Leider kann ich die Texte augrund von Zeitmangel nicht so kommentieren, wie ich gerne würde und wie sie es verdienen.
Sehr solide, schöner Stil. Die Idee ebenfalls ungewöhnlich und sehr gut umgesetzt. Ich konnte gut dranbleiben. Das Niemandsland ging mir etwas unter.




LG,
Seraiya
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Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag04.12.2016 23:18

von Lapidar
Antworten mit Zitat

Sorry-
Hier bin ich verloren.


_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
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Lilly_Winter
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 43
Beiträge: 250
Wohnort: Dortmund


Beitrag05.12.2016 12:40

von Lilly_Winter
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Lieber Inko,
ein Leben, das nicht gelebt wurde und dennoch als Geschichte irgendwo in dem "Was wäre wenn" existiert.
Oder Lilly steht mal wieder auf dem Schlauch und versteht nichts.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es diesmal dieser Text sein wird, der es mir schwierig macht, mich zu entscheiden.
Ich verstehe das Niemandsland so, dass dort die Geschichten existieren, die nicht erzählt wurden, die Leben, hätte man sich in einem Moment anders entschieden.
Mir gefällt es.
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag05.12.2016 16:14

von Heidi
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Der Anfang hat mich beeindruckt, auch die Idee mit dem Autor und der Buchhändlerin. Es ist schon eine spannende Sache, das Schreiben an sich, mit dem Leben an sich, zu verbinden und sich die Frage zu stellen, was dabei passiert, wenn man vor einem Blatt Papier sitzt, und damit anfängt Wörter aneinander zu reihen und einen Text zu erschaffen. Sobald ich Figuren erfinde, die ich auf meine Bühne schicke, die ich mit meinem Setting bereichere und denen ich genau die Konflikte aufbürde, die ich als richtig erachte - bis hin zum Ende, bin ich Schöpfer von etwas Neuem, Unbekanntem. So verstehe ich diese Geschichte hier auch: Es gibt unzählige "Enden" und der Autor hat die Freiheit, zu entscheiden, welches er davon wählt; im Leben selbst verhält sich das etwas anders.
Das nehme ich nach dem Lesen dieser Geschichte mit.

Was die Umsetzung betrifft: Dein Schreibstil ist nicht so mein Ding, obwohl ich es durchaus beeindruckend finde, wie du Wörter einsetzt und objektiv betrachtet sehe ich große Qualität darin.

Das vorgegebene Motto fehlt mir gänzlich. Ich sehe hier niemanden der darum ringt, etwas zu erreichen, und immer wieder von vorne beginnt, um das jeweilige "Ergebnis" letztendlich wieder zu Brei zu schlagen. Vielleicht meinst du damit die einzelnen Wege, die der Autor einschlagen kann, um seine Figuren zu dirigieren? Nun, so habe ich das Motto aber nicht verstanden (zumindest nicht, wenn ich die Erläuterung dazu miteinbeziehe).
Das Thema Niemandsland suche ich auch vergeblich bzw. wurde es vermutlich ganz zum Schluss mit dieser Stelle abgehandelt:

Zitat:
Ein Raum, der niemals betreten wird, oder: eine nicht erzählte Geschichte. Der Autor sucht einen Bleistift, findet den Stummel eines solchen in einer Innentasche seiner Jacke. Er dreht das oberste Blatt um und schreibt auf die leere Rückseite: AUSSEN - SEEUFER - NACHT.


was ich nicht als ausreichend empfinde. Meiner Meinung nach sollte das Thema im ganzen Text mitschwingen, das tut es aber nicht. Ich "empfinde" das Niemandsland nicht von der ersten Zeile an.

Tolle Geschichte, aber Punkte bekommst du nicht. Das liegt hauptsächlich daran, dass Thema und Motto die Geschichte nur streifen und sie nicht damit „vollgesogen“ ist.
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag05.12.2016 22:21

von tronde
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Hallo!
Ein schöner Text, das Motto mit den immer wieder neu gesponnenen Alternativgeschichten wunderbar umgesetzt. Und dafür hätte sie Punkte verdient.
Doch das Niemandsland mit den nicht erzählten Geschichten gleichzusetzen, ist mir zu beliebig, die Metapher zu weit getrieben. Ich denke, diese Einschätzung kann auch meinem Text passieren. Von daher bin ich hin und hergerissen. Ohne das Themenmanko sich einer der Favoriten, aber ...
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Oktoberkatze
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 58
Beiträge: 314

Ei 1 Ei 9


Beitrag05.12.2016 23:29

von Oktoberkatze
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Thema: sehe ich in anderen Texten deutlicher umgesetzt
Motto: sehe ich in anderen Texten deutlicher umgesetzt
Inhalt: für mich vielleicht zu anspruchsvoll, hab den roten Faden leider nicht gefunden Embarassed
Fazit: nachdenklich stimmender Text, der sich mir leider nicht voll erschlossen hat


_________________
Die meisten Denkmäler sind innen hohl
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag06.12.2016 01:12

von V.K.B.
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Hallo Inko,
Interessante Geschichte, die hat irgendwie was. Für mich ein nettes Verwirrspiel, ob wir jetzt die Gedanken und die Erinnerung der Buchhändlerin lesen – oder deren Fiktionalisierung des Autors. Und damit auch ein Niemandsland. Mehr kann ich im Moment nicht sagen, habe leider nicht mehr Zeit und beschränke mich auf das Wesentliche.

Hat mir aber auf jeden Fall gefallen. Mal sehen, ob ich am Ende Punkte dafür übrig habe, ich habe erst etwas über die Hälfte der Geschichten gelesen.



Edit: Nach langer Überlegung, ewigen Vergleichen, alles vergessen und immer wieder von vorne beginnen wie neu, meine endgültige Wertung: leider nicht in meine Top Ten geschafft und von daher keine Punkte. Was aber nicht heißt, dass dich die Geschichte jetzt schlecht fand, eigentlich habe ich alle gerne gelesen. Aber da man nur zehn bepunkten kann, muss der Rest eben leer ausgehen, auch wenn's schwer fällt.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Michel
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Beiträge: 3379
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag07.12.2016 10:20

von Michel
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Schönes Spiel mit den Perspektiven. Und gruselig: Der Autor macht sich ein paar Gedanken, und die gesamte Perspektive der weiblichen Figur verschiebt sich. Die altbekannte, aber schön aufgegriffene Frage, ob wir die Realität leben, oder nur Schatten an der Höhlenwand sehen. Der Grusel entsteht für mich dadurch, dass die beschriebene Buchhändlerin so real wirkt. Oder ist sie es, die den Autor inspiriert? Schönes Verwirrspiel, das sich mir erst beim zweiten Lesen erschlossen hat, Fragen thematisiert, die ich aus eigenen belastenden Grübeleien kenne, und sehr "e" ist. Gern gelesen, danke.
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holg
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Beiträge: 2395
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag07.12.2016 12:49

von holg
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Ich mag den Titel.
Ich mag die Erzählweise. (Auch wenn ein paar Konstruktionen mir falsch erscheinen wollen: "Auf  mich,  er steuert  auf  mich  zu,  lächelt,  von sich  eingenommen")

Was ich vermisse, sind einerseits das Thema Niemandsland. Das ist mit viel Wohlwollen aus dem Text heraus interpretierbar, mir als zentrales Thema aber zu wenig deutlich.
Auch die Handlungsmaxime des Vergessen/Neuanfang ist eher so nebenbei, wie zufällig in den Text geraten. Das ist schade, denn ich würde ihm gerne Punkte geben.


_________________
Why so testerical?
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Municat
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Beiträge: 353
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Beitrag07.12.2016 15:40

von Municat
Antworten mit Zitat

Lieber Unbekannter Autor smile

whow ... bei der Geschichte fragt man sich wirklich, wer was (oder wer wen) schreibt. Die vorgestellte Aussage ist tatsächlich eine Zusammenfassung von dem, was Du uns scnschließend präsentierst.

Die erfolgreiche, aber wohl emotional nicht ganz zufriedene Buchhändlerin trifft ihren Studienkollegen wieder und malt sich aus, wie ihr Leben hätte verlaufen können, wenn sie sich den Kerl damals geangelt hätte. Gleichzeitig hat sie aber ständig den Drang, sich für alles mögliche zu rechtfertigen ... sogar in ihren was-wäre-wenn-Gedanken. Das Autor, auf dessen Lesung die beiden sich treffen, beobachtet die Situation und macht sich Gedanken - und sogar Notizen - zu dem, was er sieht. Spätestens ab diesem Satz
Zitat:
Vielleicht hat der Autor geglaubt, eine Liebesgeschichte zu erzählen.
dreht sich dann aber das Bild (zumindest in meinem Kopf) und ich gehe davon aus, dass der Autor die beiden Menschen sieht und sich eine Geschichte dazu ausdenkt - die er als Grundidee für ein zukünftiges Werk im Kopf behält. Man könnte die Idee sogar noch weiter spinnen und sich frgen, ob es genau diese Geschichte ist, die er bereits zu einem preisgekrönten Roman verarbeitet hat und die er jetzt präsentiert. Vielleicht ist aber auch alles ganz anders, und die Buchhändlerin stellt sich nur vor, wie es wäre, wenn ein bedeutender Autor in ihrem Laden eine Lesung halten würde und der Studienkollege, dem sie noch immer heimlich nachschmachtet, auftauchen würde.

Zur Umsetzung der Vorgaben

Vielschichtig und außergewohnlich ist Deine Geschichte auf jeden Fall, in alle möglichen Richtungen.

Das neu starten und immer wieder vergessen kann ich um die Ecke gedacht beim Autor
Zitat:
Kann er nicht jede Geschichte erzählen, immer wieder von neuem, immer wieder einen anderen Aspekt seines Erlebens in den Vordergrund rücken, eine andere Wahrheit
oder bei der Buchhändlerin
Zitat:
manchmal denke ich an die Leben, die ich nicht lebe
erkennen - je nachdem, in welche Richtung ich gerade bei der Frage tendiere, wer nu was geschaffen hat.

Mit dem Niemandsland tu ich mich ein bisschen schwer. Vielleicht ist die komplette Geschichte um den Juristen und die Buchhändlerin im Niemandsland, weil sie noch gar nicht existiert - weil dem Autor nur ein paar Gedanken durch den Kopf gegangen sind, die er sich in drei Stichworten notiert hat. Muss die Geschichte erst von ihm ausgearbeitet werden, um das Niemandsland zu verlassen? Oder aber es ist eine Sehnsucht, die die buchhändlerin unbedingt behalten will und die zerstört würde, wenn sie ihren früheren heimlichen Schwarm tatsähclich treffen könnte ... im Sinne von
Zitat:
Stünde mir heute der Mensch gegenüber, mit dem ich diesen Raum nicht betreten habe, und beschwüre einen Zufall herauf, von dessen Bedeutung er nichts ahnen kann, nähme er meinem Leben seine Wahrheit.


Stilistisch mag ich die Art und Weise, wie Du erzählst. Die Tatsache, dass Du in dem Text weder Gedankenrede, noch direkte Rede auf die übliche Weise kennzeichnest und teilweise in einem Satz die Perspektive wechselst, macht den Text nicht gerade einfach zu lesen, passt aber zum Inhalt ... weil ein Großteil des Textes entweder im Kopf der Buchhändlerin oder im Kopf des Autors stattfindet.

Meine Punkte vergebe ich erst, wenn ich alle Texte kommentiert habe.


_________________
Gräme dich nicht, weil der Rosenbusch Dornen hat, sondern freue dich, weil der Dornbusch Rosen trägt smile
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Lorraine
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 648
Wohnort: France
Das goldene Stundenglas Ei 10
Lezepo 2017 Pokapro 2016


Beitrag08.12.2016 13:44

von Lorraine
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Hallo Unbekannt.

Dieser Text liest sich für mich als eine genau durchdachte Konstruktion, die an einigen Stellen durchblicken lässt, wie die Planung ausgesehen haben könnte, was Prämisse war - und an anderen, was bei der Ausführung möglicherweise dazugekommen ist oder sogar wieder gestrichen wurde; der die Dekonstruktion innewohnt, indem sie die Wahrnehmungen einzelner Figuren gegeneinander ausspielt.
Ein Aspekt von Texten, die unter anderem das Schreiben zum Thema haben, ist, dass einer Erwartungshaltung an die Spuren der Auseinandersetzung mit der sprachlichen Form Vorschub geleistet wird, derzufolge ich solche Spuren einerseits lesen können will, ich aber andererseits nicht auf der Stelle des Selbstreferenziellen treten möchte und schließlich, dass ich wahrscheinlich mehr erwarte, was Sprache* und Form angeht, als bei einem Text, der sich auf eine einzige »Perspektivhoheit« gründet.

Hier wird damit gespielt, dass Fiktion und das »wahre Leben« sich gegenseitig bedingen, und aus verschiedenen Perspektiven (die Übergänge, ihr Ineinandergreifen gefallen mir ganz gut) werden Umrisse skizziert, die am Ende zum Titel des Textes zurückführen. Parallel dazu wird dieses Niemandsland, der (noch) nie betretene Raum als »Wahrheit« gesehen, die eine andere, nämlich das tatsächliche, das gelebte Leben in ihrer Existenz bedroht. Bedrohte, in dem Moment, wo jemand beginnen könnte, ihre Geschichte (eine ihrer Geschichten) zu erzählen.

Trivialität (oder das Schablonenhafte der Figuren und ihrer Beobachter) wird vom »Autor« und der erzählten/erzählenden Figur selbst in Frage gestellt, gar entschuldigt und damit nicht genug: Wer wen erzählt, innerhalb der Fiktion, bleibt offen, ist aber (für mich) nicht die entscheidende Frage, bei diesem »Escher-Text«, den ich ja darüber hinaus nicht wahrnehme, wie ich die »zeichnenden Hände« betrachte. (Das hat etwas mit dem Wissen um Mehrdimensionalität und dem Unterschied Bildende Kunst/Literatur zu tun, ich versuche aber, am vorliegenden Text zu bleiben.)
Was mich aufmerksam werden lässt, sind Stellen im Textgebäude, wo es bröckelt, wo infrage gestellt wird, was eben noch wie selbstverständlich aufgebaut wurde, wo szs ein Weg gezeigt worden ist, der sich als nicht gangbar herausstellt.

Ob das Verleugnen dessen, was nicht geschehen ist, sich wie eine Lüge anfühlt oder wie schon ein Neidgefühl (wegen der Möglichkeiten, die jemand ausschöpfen kann, indem er nicht gelebte Leben zu immer neuen Geschichten formt) von Unsicherheit gegenüber der eigenen Wahrhaftigkeit zeugt - es sind dieselben Zweifel, die thematisiert werden. Die Unterschiede liegt darin, wie geschrieben (oder gelesen) wird, und von wem.

Zitat:
Warum fühlt sich an wie eine Lüge, etwas zu verleugnen, das nie geschehen ist, das ist doch der einzige bedenkenswerte Aspekt daran. Den Rest kann man getrost streichen.


Bedenkenswert und bedrohlich:

Zitat:
Ich bin zufrieden. Ich bereue nichts. Das Leben, das in einer Nacht vor vielen Jahren begonnen hat sich von meinem zu unterscheiden, besitzt eine Wahrheit, wie ein Raum, den nie jemand betreten hat, der aber dennoch existiert. Stünde mir heute der Mensch gegenüber, mit dem ich diesen Raum nicht betreten habe, und beschwöre einen Zufall herauf, von dessen Bedeutung er nichts ahnen kann, nähme er meinem Leben seine Wahrheit.


Schreiben treibt – gegenüber dem Lesen – die Bedrohung auf die Spitze. Trivialität bietet Schutz, ebenso Klischeehaftes oder altbekannte, tote Metaphern. Alles, was darüber hinaus geht, zwingt zur Auseinandersetzung.

*Ich habe, auch nachdem ich deinen Text schon recht gut kannte, überlegt, ob ich etwas vermisse, eine etwas wagemutigere Sprache zum Beispiel. Ich denke jetzt, dass es schwierig geworden wäre, dem Aufbau des Textes und der relativen Komplexität des Ganzen noch stilistische Experimente mitzugeben, ohne möglicherweise auf die Chance verzichten zu müssen, (vielleicht) verstanden zu werden?

Dieser Text ist für mich einer der wenigen, die einerseits klar der Themenstellung des Wettbewerbs gerecht werden und sich andererseits auf einem Niveau bewegen, das erwartbar und wünschenswert ist. Das fiktive Zitat, das du dem Text voranstellst, könnte allen möglichen Verfassern fiktionaler Texte »unterstellt« werden – das macht es zwar nicht interessanter, aber ich lese es eher als ein Augenzwinkern, einen Wink, sozusagen. Schon hier, glaube ich jetzt, findet sich die Saat des Zweifels darüber, wer denn nun wen erzählt.

Einen Gruß mit Dank für den Text,
Lorraine
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Tjana
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Beiträge: 1786
Wohnort: Inne Peerle


Beitrag10.12.2016 15:13

von Tjana
Antworten mit Zitat

Eine nicht erzählte Geschichte. „Was wäre, wenn …“ fesselnd verknüpft mit Fragmenten einer doch erzählten Geschichte.
Gefällt mir.


_________________
Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein)
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Ithanea
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Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag10.12.2016 15:17

von Ithanea
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Ja. (Mist, das schreib ich jetzt zum dritten Mal unter einen Text, weil mir einfach nichts besseres einfällt). Ein großartiger Text über alle Wenns, wenn ich nochmal könnte, wenn ich anders gehandelt hätte. Das problematisch Werden für die Ladenbesitzerin fängt langsam an, das ist eigentlich, was mir am besten gefällt, neben der radikalen Ehrlichkeit in der Selbstanalyse ("muss ich spätestens jetzt betonen", "Warum fühlt sich an wie eine Lüge, etwas zu verleugnen, das nie geschehen ist, das ist doch der einzige bedenkenswerte Aspekt daran.") zuerst voller Abneigung gegen den Juristen und sein Leben, abschnittsweise verliert sie sich immer mehr im "und wenn das mein Leben hätte sein können". Der Autor scheint selbst so ein Sichverlierer zu sein, hat keine Fäden in der Hand, die Geschichte erzählt ihn.
Hervorragende Umsetzung des Themas "immer neu", das Niemandsland metaphorisch in der Frage "in welchem Leben kann ich zuhause sein?", vielleicht im sich Verlieren, aber eigentlich zu wenig herausgearbeitet, find ich. Trotzdem, weit vorne.


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag11.12.2016 16:16

von Jenni
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Kein Kommentar.
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weltensegler
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 85
Wohnort: Nürnberg


Beitrag12.12.2016 12:28

von weltensegler
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Mir gefällt das Bild, denn so kennen Schreiberlinge sich ja auch selbst: Da beobachtet man Menschen, schnappt vielleicht ein paar Wortfetzen auf und eine Reihe möglicher Geschichten fächert sich hinter der Stirn auf... Deinen Text habe ich gern gelesen, aber es waren sehr viele gute Texte dabei und dieser hat es nicht in meine Favoriten geschafft.

Das Niemandsland verstehe ich hier in Form des imaginären Raums, der nie betreten wurde? Für mich ist das Thema damit nicht so ganz passend umgesetzt...
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rieka
Geschlecht:weiblichSucher und Seiteneinsteiger


Beiträge: 816



Beitrag12.12.2016 13:54

von rieka
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Aufbrechende Erinnerungen, aus dem Niemandsland des Bewusstseins . Hochgespülte Szenen,  an eine zurückliegende heftige, trotzdem verhaltende Verliebtheit. Oder/und handelt es sich um seit damals bestehende, immer wieder hochbrandende Fragen? Du erwähnst im Text, das die Begegnung herbeigeführt   wurde? Dann wäre es kein Niemandsland mehr – oder?
Bezeichnest du als Niemandsland diesen Teil als das zwar mögliche, weil aber dagegen entschiedene, NICHT BESTEHENDE, bzw. nicht gelebte  Leben?  
So oder so, du schreibst eine brillante, fein skizziert psychologische Studie mit einfühlsamen Bildern.  
Was wäre gewesen, wenn ….? Und diese Frage manchmal verhalten quälend? oder eher bedauernd, oder aber zerrissen. Oder alles zusammen.
Durch das Heraustreten der Prota aus sich, das sich von außen betrachten, ihr Handeln, Denken und Vorhaben, entsteht in mir eine kleine Distanz, eine gewisse Fühllosigkeit. Was sicher dem Thema Niemandsland geschuldet ist.
Sehr fein skizziert.
Inco, dein Schreibstil gefällt mir. Klare treffsichere Worte, ein Rhythmus, bei dem ich einen plätschernden Bach vor mir sehe in seinen mal längeren, mal kurzen Sätzen. Lebendig, ohne aufgeregt oder wuchtig zu sein.  

Ich glaube, es hätte mir eine Einordnung zwischen Innen und Außen erleichtert, wenn du Anführungszeichen und ein paar Absätze mehr gemacht hättest. Ich wusste eine Weile nicht, wann es um das Innenerleben, wann um die Außenrealität, ging.
Du hast es nicht getan und vermutlich/möglicherweise deine Gründe dafür. Sie interessieren mich!
Trotz Gefallen  hat er es bei mir nicht ganz in die Punkte geschafft, was bei dieser Anzahl  von guten Texten kein Manko ist, nicht wahr?
0 Punkte
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bamba
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 201



Beitrag13.12.2016 14:58

von bamba
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Die Passage, in der es um mögliche Peinlichkeiten einer banalen Begegnung geht, die find ich gut, nachvollziehbar,.....dann kommt ein ’Autor’ ins Spiel, der erklärt.
Danach bezeichnet eine Mutter ihre Söhne als Engel und formuliert ihre Selbstzufriedenheit, alles scheint gut, super, freut mich für sie, doch mag sie mich damit nicht zu berühren, denn die braucht keine Aufmerksamkeit oder Interesse eines Lesers mMn. Sorry, keine Punkte.
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