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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2451 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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02.12.2016 21:05 Re: mit etwas fantasie von menetekel
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Perry hat Folgendes geschrieben: | mit etwas fantasie
könnte der fleck auf der straße
einmal eine maus gewesen sein
vielleicht haben die spitzen zähne
eines kartäuser katers sie erwischt
der körper blieb zurück ihr sein
verschwand ist das nicht allerhand |
Hallo Perry,
in deinem Gedicht gibt es ein Grammatikproblem (Zeit): Auf das Perfekt (Versgruppe 2) "darf" nicht das Präteritum (Versgruppe 3), sondern sollte das Plusquamperfekt folgen. Glücklicherweise klänge das in deinem Fall sogar besser
Zitat: | der körper war zurückgeblieben
ihr sein verschwand
ist das nicht allerhand |
In der Lyrik gibt es natürlich größere Freiheiten als bei einem Schulaufsatz; oft sind die korrekten Formen aber gleichzeitig die schöneren und sprachlich genaueren.
Du nimmst mir meinen Einwand also hoffentlich nicht übel.
Ansonsten ein nettes, kleines Ding, das mich an Robert Walsers Beobachtungen während seiner Spaziergänge erinnert.
Herzliche Grüße
m.
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Matthias Jecker Eselsohr
M
Beiträge: 328
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M 02.12.2016 21:08
von Matthias Jecker
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liebe(r) menetekel
verzeih, wenn ich hier entscheiden einspruch erhebe,
für deine sicht der grammatikalischen notwendigkeiten gibt es keinerlei grund, auch nicht, falls es einen schulaufsatz betrifft.
ich hoffe, du nimmst mir diesen hinweis nicht übel.
ein anderes problem ist dasjenige mit dem fleck, der am schluss nicht eine maus-fantasie ist, sondern echte maus. das finde ich sehr dick aufgetragen, obwohl grammatikalisch korrekt. obladi,oblada...
herzliche grüsse
mj
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2451 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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02.12.2016 21:18
von menetekel
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In der Schweiz ist die deutsche Grammatik sicherlich ganz anders als bei uns. Das gönne ich dir und deinen Lesern.
Ansonsten empfehle ich dir, dich einfach einmal mit den Tempora auseinanderzusetzen.
Guete Abig
m.
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gold Papiertiger
Beiträge: 4936 Wohnort: unter Wasser
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02.12.2016 21:56
von gold
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Matthias Jecker hat Folgendes geschrieben: |
ein anderes problem ist dasjenige mit dem fleck, der am schluss nicht eine maus-fantasie ist, sondern echte maus. das finde ich sehr dick aufgetragen, obwohl grammatikalisch korrekt. obladi,oblada...
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Naja, ist das nicht eine Frage der "Sichtweise"? Vielleicht aber wäre ja einmal ein Besuch bei Fielmann nicht kontraindiziert?
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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llll Leseratte
L
Beiträge: 121
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L 02.12.2016 23:11
von llll
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Zitat: | mit etwas fantasie
könnte der fleck auf der straße
einmal eine maus gewesen sein
vielleicht haben die spitzen zähne
eines kartäuser katers sie erwischt
der körper blieb zurück ihr sein
verschwand ist das nicht allerhand |
"der Körper blieb zurück ihr Sein
verschwand.... "
ich hör ihr Sein nach Großschreibung schrein !
"Mit etwas Fantasie" ???
Mit gradezu phantastisch-romantischer Fantasie
könnte es ein Kartäuserkater mit spitzen Zähnen gewesen sein,
der ablenkt von den breitbereiften Rasern,
die dieses Sein brutal platt machten,
denn ein hungriger Kater egal welcher Rasse
lässt vermutlich keinen Fleck übrig auf der Straße........
"verschwand ..... allerhand"
finde ich sprachlich so unglücklich wie widersinnig,
da die Maus ja angeblich n i c h t im Katermagen verschwand
sondern eben als Fleck sichtbar fortbestand !
llll
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Matthias Jecker Eselsohr
M
Beiträge: 328
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M 02.12.2016 23:12
von Matthias Jecker
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liebe(r) menetekel
diese teil-rassistische argumentation setzt dich nicht automatisch ins recht und perry, den franken (?) und mich, den alemannen, ins unrecht.
du könntest vielleicht einen oder zwei seriöse belege für deine theorie zitieren? das würde ich dann echt eine "auseinandersetzung über tempora" nennen.
gute nacht
mj
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llll Leseratte
L
Beiträge: 121
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L 02.12.2016 23:13
von llll
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Sorry, Irrtum.....
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Matthias Jecker Eselsohr
M
Beiträge: 328
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M 02.12.2016 23:53
von Matthias Jecker
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auf der strasse sehen wir einen fleck.
der fleck könnte (stellen wir uns vor) zur zeit des „ereignisses“ eine maus gewesen sein. (es gibt keine präteritumsform für diese aussage über eine möglichkeit.)
woran könnte diese gestorben sein? (vielleicht hat eine katze sie getötet?)
was könnte sie in einen fleck verwandelt haben? (vielleicht ein auto?)
wir wissen es nicht.
jedoch, wir stellen fest, und dies nicht als möglichkeit, sondern als bleibende tatsache:
bei dem „ereignis“ blieb ihr körper zurück (andauernd bis zum zweiten „ereignis“) und ihr „sein“ verschwand.
(und hier könnte man tatsächlich ein anderes tempus verwenden, nämlich das perfekt: „ist verschwunden“. muss aber keineswegs.)
spielt es eine rolle, dass die kartäuserkatzen aus syrien oder der türkei stammen sollen? mit viel fantasie vielleicht ja.
spielt es eine rolle, dass der text zweifach von auslöschung handelt? einmal vom "unter die räder kommen" nach einem "feindlichen überfall", einmal vom "streichen aus der liste der existenzen". mit etwas fantasie vielleicht ja.
man kann die geschichte auch im tempus weiter zurück verlegen, etwa so:
mit etwas fantasie
hätte der fleck auf der straße
einmal eine maus gewesen sein können
vielleicht hatten die spitzen zähne
eines kartäuser katers sie erwischt
der körper war zurück geblieben ihr sein
war verschwunden
so sehe ich das mit den tempora mutata essentes ( ?)
gute nacht
@gold
mit dem wort "sichtweise" kann ich absolut gar nichts anfangen in diesem zusammenhang. tut mir leid.
aber der autor will, so zeigt es der verwendete stil, auch nicht von uns, dass wir uns ernsthaft über die physikalischen vorgänge gedanken machen. es geht ihm um die fantasie und um ihr produkt, welches sich "das sein" nennt. nicht um mäuse und katzen.
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gold Papiertiger
Beiträge: 4936 Wohnort: unter Wasser
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03.12.2016 07:54
von gold
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Zitat: | @gold
mit dem wort "sichtweise" kann ich absolut gar nichts anfangen in diesem zusammenhang. tut mir leid.
aber der autor will, so zeigt es der verwendete stil, auch nicht von uns, dass wir uns ernsthaft über die physikalischen vorgänge gedanken machen. es geht ihm um die fantasie und um ihr produkt, welches sich "das sein" nennt. nicht um mäuse und katzen. |
Hallo Matthias,
jaaaa, meine Fantasie war anscheinend zeitweise ausgeschaltet...
LG gold
_________________ es sind die Krähen
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Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4936 Wohnort: unter Wasser
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03.12.2016 08:02
von gold
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doppelpost
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2451 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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03.12.2016 08:36
von menetekel
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Ich schrieb:
Zitat: |
In der Schweiz ist die deutsche Grammatik sicherlich ganz anders als bei uns. Das gönne ich dir und deinen Lesern.
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Matthias antwortete:
Zitat: | diese teil-rassistische argumentation setzt dich nicht automatisch ins recht und perry, den franken (?) und mich, den alemannen, ins unrecht.
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Sonst alles frisch?
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gold Papiertiger
Beiträge: 4936 Wohnort: unter Wasser
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03.12.2016 11:24
von gold
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mit etwas fantasie
könnte der fleck auf der straße
einmal eine maus gewesen sein
vielleicht haben die spitzen zähne
eines kartäuser katers sie erwischt
der körper blieb zurück ihr sein
verschwand ist das nicht allerhand
vs
mit etwas fantasie
könnte der fleck auf der straße
einmal eine maus gewesen sein
vielleicht haben die spitzen zähne
eines kartäuser katers sie erwischt
der körper war zurückgeblieben
ihr sein verschwand
ist das nicht allerhand
Hallo, Leute,
ich habe die beiden Versionen gegenübergestellt und befunden, dass die Originalversion der Strophe 3 (also perrys)wesentlich eleganter klingt.
Auch finde ich interessant, dass sich der Charakter des Gedichtes durch die geänderte Zeitform verändert:
Die Originalversion erscheint etwas tragikomisch, während das Gedicht mit der von menetekel vorgeschlagenen Version von Strophe 3 eher einen tragischen Charakter annimmt.
@menetekel
Literaturwissenschaftlich wäre es ja interessant, inwieweit diese Tempusregeln - die ich logisch finde, aber ob sich der Dichter akribisch daranhalten sollte, ist m.E. eine andere Frage (s.o.)-
generell über alle Sprachen hinweg oder nur im Deutschen gelten und dies dann ausschließlich auf Deutschland bezogen. Aber ich nehme an, du hast …
Zitat: | In der Schweiz ist die deutsche Grammatik sicherlich ganz anders als bei uns |
nicht wirklich ernst gemeint oder?
@matthias Jecker
Zitat: | diese teil-rassistische argumentation setzt dich nicht automatisch ins recht und perry, den franken (?) und mich, den alemannen, ins unrecht. |
Ich finde- gelinde gesagt - du hast mit einem Maschinengewehr auf einen Spatz geschossen.
Kopfschüttelnde Grüße
gold
_________________ es sind die Krähen
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 03.12.2016 15:36 Hallo Zusammen, von Perry
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erst einmal danke für die große Aufmerksamkeit, für diesen "kleinen" Text.
Was die gramatikalische Diskussion anbelangt, beruhigen sich Gemüter hoffentlich wieder.
Grundlage allen Schreibens sollte immer die jeweils geltende Rechtschreibung bzw. Gramatik sein, nur nimmt sich Lyrik in seiner künstlerischen Vielfalt manchmal die Freiheit damit zu experimentieren, das kann von bewusster Ignoranz bis zur lautmalerisches Spielerei gehen.
Hallo Menetekel,
rein auf den Zeitablauf bezogen, kann ich deine Sichtweise durchaus nachvollziehen. Nur endet dieser für mich mit der 2. Strophe. Die 3. Strophe ist bzw. soll eine über die tatsächliche Beobachtung und Mutmaßung hinaus gehende eigenständige Betrachtung sein, wobei der Blickwinkel ein tragisch-komischer ist bzw. sein soll.
Jch behalte aber natürlich deinen Hinweis im Auge, vielleicht bekomme ich ja beides unter einen Hut.
Danke und LG
Perry
Hallo Matthias,
bei "tragisch-komischen" Texten wird schon mal auch etwas "dick aufgetragen.
Hier ist es überwiegend eine Frage der Fantasie, denn in der 3. Strophe wird die Maus ja in ein (abstrakt gedachtes) köperliches und geistiges Element getrennt.
Meine Intuition hast Du übrigens gut herausgespürt, es geht zwar vordergründig um das Katz- und Mausspiel des Lebens, tiefergründig aber um die Tragik des "(da) seins."
Was die "Nationalität" anbelangt, bin ich übrigens Niederbayer.
Danke für deine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Text und LG
Perry
Hallo III,
danke auch für deinen Beitrag.
LG
Perry
Hallo Gold,
danke für die Auseinandersetzung mit den verschiedenen "Sichtweisen" und die Gegenüberstellung.
Ich habe damit eine gute Basis den Text noch etwas "köcheln" zu lassen.
LG
Perry
Hier eine überarbeitete Version:
mit etwas fantasie
könnte der fleck auf der straße
einmal eine maus gewesen sein
vielleicht haben die spitzen zähne
eines kartäuser katers sie erwischt
oder das unvermeidliche hat sie
plattgewalzt vom körperlichen
blieb ein abdruck ihr sein jedoch
verschwand ist das nicht allerhand
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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03.12.2016 22:17
von firstoffertio
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Dieses letztendliche "ist das nicht allerhand" macht mir das irgendwie zum trash.
Warum nicht vorher aufhören, vielleicht sogar nach "ihr"?
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gold Papiertiger
Beiträge: 4936 Wohnort: unter Wasser
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03.12.2016 22:31
von gold
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben: | Dieses letztendliche "ist das nicht allerhand" macht mir das irgendwie zum trash.
Warum nicht vorher aufhören, vielleicht sogar nach "ihr"? |
sehe ich auch so wie f.o., würde aber nach "verschwand" aufhören.
LG gold
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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gold Papiertiger
Beiträge: 4936 Wohnort: unter Wasser
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03.12.2016 23:54 Re: Hallo firstoffertio, von gold
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Perry hat Folgendes geschrieben: |
Der Text wählt die tragisch-komische Betrachtung (ich denke, "Trash" ist etwas anderes), weil sie vielleicht die einzige ist, die einen nicht verzweifeln lässt. Natürlich bleibt es dem Leser offen sich auch anders mit dem Thema auseinanderzusetzen.
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Sozusagen ein therapeutischer Effekt...
finde ich interessant.
LG
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