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Für die Wale


 
 
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Cholyrika
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 60
Beiträge: 467



Beitrag31.10.2016 21:25
Für die Wale
von Cholyrika
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Für die Wale

Die Sonne scheint.
Zaubert kleine Schatten
meines Gehirns
an die Tapete.
Mein Denken
manifestiert auf Raufaser.

Nix Dolles,
aber ich bin glücklich.
Weißt du,
ich bin mit wenig zufrieden.
Etwas Essen,
ne Zigarette
und zwischendurch
mal eine Frau.
Keine Bombe,
sondern
so eine normale zum Kuscheln,
der ich was über mich erzählen kann.

Tja aber am meisten
vermisse ich die Traurigkeit
bei Balladen.
Ich kann einfach
nicht mehr traurig sein.
Ich bin
resistent gegen Trauer.

Wale finde ich gut.
Die sind autark.
Nicht so wie ich,
nein, sicher nicht.
Wale,
die schwimmen umher.
Kümmern sich um nichts.
Leben und schwimmen.
Und dann sterben sie irgendwann.
Ohne großes Tamtam.
Still wie sie
auch geschwommen sind.

Und wenn ich sterbe,
ist es genauso.
Still.
Darum
bin ich den Walen näher
als den Schattenbildern
auf meiner Tapete.

Ich denke nicht nach
über den Tod,
über das Leben,
über Befindlichkeiten.
Ich zelebriere
meine Trauer
in Harmonien.

Ein Wal singt.
Ständig.
Wie ich.
Balladen.
Ohne Trauer.

Ich schreibe Gedichte
in den Wind
und
verlasse mich darauf,
dass ich
nichts hinterlasse.

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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag01.11.2016 11:41

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo Chorlyrika,

ich hatte dein erstes Gedicht auch schon gelesen und sehr stark gefunden. Auch dieses hier gefällt mir wieder sehr, sehr gut. Du hast so einen eigenartig lapidaren nüchternen Ton, das mag ich einfach. Hat bestimmt einen hohen Wiedererkennungswert. Bloß nicht so schwelgerisch, eher trocken, verhalten.
Ich komm da viel eher mit und kann mich in die Gedanken des LI hineinversetzen. Und obwohl ich dem LI mal einen kräftigen Nasenstüber versetzen möchte, dass es sich doch lieber über das Jetzt freuen soll (wie es das ja eigentlich auch tut) statt eine tiefe Melancholie darüber zu spüren, dass es nichts hinterlassen wird, kann ich diese mitschwingende Klage fühlen und nachvollziehen und spüren. Ich denke, jeder war schon mal in so einer Stimmung, und hat nach Worten gesucht, diese Stimmung, auch wenn sie melancholisch ist, festzuhalten. Dir gelingt das hier auf jeden Fall.

Zwei Sachen möchte ich trotzdem konstruktiv dalassen. Gestolpert bin ich gleich in der ersten Strophe, über
Zitat:
Zaubert kleine Schatten
meines Gehirns
an die Tapete.

Was die Sonne da reflektiert, ist ja nicht Gehirn, sondern den Kopf, denn sind ja keine Gehirnwürstchenfragmente an der Wand.
Also ich bin gestolpert, mehr aber auch nicht, trotzdem finde ich das immer ein wenig schade, ist ja kein gutes Irritieren, sondern eines, das aus der Stimmung herausreißt.


Zitat:
Ich denke nicht nach
über den Tod,
über das Leben,
über Befindlichkeiten.
Ich zelebriere
meine Trauer
in Harmonien.

Eigentlich ein Widerspruch in sich. smile

Das zweite, was ich dalassen wollte, war die Rückmeldung, dass ich das Gedicht ein wenig lang finde, aber nee, ich revidiere das. Beim ersten Lesen hatte ich das übrigens auch nicht so gefunden. Aber wie das so ist, wenn man viel kommentiert, kommt oft danach so ein analytischer Blick, und der kreischt dann Redundanz, wenn ein Gedicht über eine gewisse Länge geht. Ich hab geguckt, geprüft, wo würde ich was weglassen wollen, manchmal ist das analytische Lesen schon auch eine nervige Tussi.
Nee nee, ich bleib dabei, das Gedicht hat einen sound gefunden, der ist gut so, wie er ist.


Viele Grüße von Zufall
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Bananensorbet
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 17



Beitrag02.11.2016 09:27

von Bananensorbet
Antworten mit Zitat

Guten Morgen Cholyrika,

mir gefällt die Leichtigkeit deines Textes.

Den letzten Vers würde ich eher weglassen, das wäre für meinen Geschmack ein besseres, prägnanteres Ende.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich ihn wirklich als Lyrik klassifizieren würde. Wenn man sich die Zeilenumbrüche weg denkt, funktioniert er meines Erachtens ebenso gut.

Insgesamt aber eine kurzweilige Morgenlektüre, nicht einfach nur sinnlos fröhlich, sondern auch etwas schwermütig, jedoch nicht in dem Maße, das einen für den restlichen Tag deprimiert zurücklässt.
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag03.11.2016 08:39

von menetekel
Antworten mit Zitat

Hallo Cholyrika,

ich schließe mich Rainer Zufall an. Und das gern.
Zusätzlich möchte ich noch einen Hinweis dalassen:

In

Zitat:
Tja aber am meisten
vermisse ich die Traurigkeit
bei Balladen. (?)
Ich kann einfach
nicht mehr traurig sein.
Ich bin
resistent gegen Trauer.


machen die "Balladen" m. E. wenig Sinn. Es reicht, wie du sie später einführst.

Ansonsten wieder ein gutes, melancholisches Gedicht, das eher angenehm unauffällig klagt.

[Sag mal, warst du nicht mal in Elsas Forum? Als Monika noch lebte?]

Liebe Grüße
m.
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Cholyrika
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 60
Beiträge: 467



Beitrag03.11.2016 20:37

von Cholyrika
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@menetekel:
Natürlich war ich in Elsas Forum, welches rich jetzt administriert.
Elsa, Monika, Kurt und die anderen sind und waren das Urgestein der Internet-Lyrik. Ich habe immer noch guten Kontakt zu Ihnen.

Auf die Rezensionen der anderen gehe ich am WE ei,
weil ich gerade erst wieder da bin ( habe meine FRau in die Reha gebracht )
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Cholyrika
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 60
Beiträge: 467



Beitrag06.11.2016 21:23

von Cholyrika
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@ Rainer Zufall:
Der "Schatten des Gehirnes" ist eher als Metapher zu verstehen. Natürlich sieht man nur den Kopf, ich denke das ist nicht zu diskutieren. Aber wenn man sich tief auf sich selbst einläßt, werden mehr Dinge sichtbar, als es der Anschein ( der eigene Schatten ) vermuten lässt.

Das Negieren von Leben und Tod setzt nicht voraus, dass man der Trauer unfähig ist. M.E. schließt sich das nicht aus.
Trotzdem werde ich Deine Textkritik in diesem Punkt gerne überdenken und mich damit auseinandersetzen.

@Bananensorbet:
At first: THX for compliments Wink
Dann ein kleiner Hinweis. Ich weiß natürlich, dass bei meinen Texten die Schwelle von Lyrik/Prosa schnell überschritten sein kann. Trotzdem möchte ich die Texte gerne in Lyrik wissen, weil ich denke, das Prosa dann doch mehr ist als fehlende Zeilenumbrüche. Lyrik impliziert für mich primär die Verdichtung einer Thematik. Ich weiß ich weiß, da sind seit über 30 Jahren nicht alle meiner Meinung Laughing  Aber aus dem eigenen Schuh komme ich in meinem Alter nicht mehr raus.


@menetekel:
Die Streichung von "bei Balladen" macht in der Tat Sinn!!!!!.
Es ist echt zu "fett". Zerdrückt die Aussage des Verses.
Danke für den guten Hinweis.

LG
ML
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