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Gestrandet


 
 
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag23.10.2016 20:13
Gestrandet
von BlueNote
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Versonnen lasse ich den Ostseesand durch meine Finger rinnen. Fein, weich und
kalt. Kalt! Das unterscheidet ihn von meiner Erinnerung. Auch fehlen mir
der Wind, die Möwen und der Sonnenschein. Das Gefühl, so dachte ich, würde ich
einfach mit nach Hause nehmen können. Den Sand. Den Strand. Eingepackt in eine
gewöhnliche Recycling-Plastikflasche von Aldi. Doch. Jetzt. Vermisse ich die Magie
des Augenblicks. Den warmen Blick deiner Augen. Die wie zufällige Berührung

Auf der Seebrücke

Nachmittags saßen wir immer zusammen im Strandkorb

Aber. Wir sind vorsichtiger geworden. Wägen das Für und Wider sorgfältig ab. Schlafen
in getrennten Zimmern. Leben getrennte Leben. Weil. Wir misstrauisch sind. Damit. Uns
nie mehr etwas zustoßen kann. Allein. Deswegen. Haben wir es versäumt, uns beim Abschied

Auf der Seebrücke

Endlich das erste Mal in die Arme zu schließen

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Gast







Beitrag24.10.2016 15:01

von Gast
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Hi,

das gefällt mir bis auf einen Satz ganz ausgezeichnet.

"die Magie des Augenblicks"
finde ich zu platt. Das ist eine Floskel.

Lass es so klingen wie die anderen Teile.

Habe sehr angetan dieses feine Stück hintergründige Lyrik gelesen,

Monochrom
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag24.10.2016 17:53

von BlueNote
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Monochrom!

Vielen Dank für deine Rückmeldung. Jetzt bräuchte ich eine Formulierung wie "die Magie des Augenblicks", aber nicht als Floskel.

Dein Kommentar und deine doch recht positive Beurteilung hat mich ein wenig aufatmen lassen, wirkt dieses Gedicht, wenn man es denn so nennen will, ja nur, wenn man es sehr langsam liest, es beim laut Lesen entsprechende betont und bei den Zeilenumbrüchen eine kleine Pause setzt. Wenn man dies nicht tut, wirkt alles eher banal. Aber deswegen wurde dieser Text ja schließlich als Lyrik deklariert, um ihm beim Lesen die nötige Zeit zu gönnen, ohne die er nicht auskommen würde.

Danke also für das langsame und aufmerksame Lesen.

Inc.
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag24.10.2016 21:00
Re: Gestrandet
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

Hallo Inko,


sprachlich gut als prosaische Lyrik umgesetzt Daumen hoch

... inhaltlich habe ich teilweise erhebliche Zuordnungsprobleme lokaler, zeitlicher und personaler Art, was mir leider vor lauter Spekuliererei das feine Stück aus den Händen entgleiten lässt.

zu:  Das Gefühl, so dachte ich, würde ich einfach mit nach Hause nehmen können

... heißt das, dass LI wieder in seine alte Heimat, die Ostsee, zurückgekehrt ist und jetzt erinnernd über atmosphärische Ostseegefüle nachempfindet?

----------

zu:  Aber. Wir sind vorsichtiger geworden.
       Weil. Wir misstrauisch sind. Damit. Uns

... ist dieses "Wir" und "Uns" zwei reale Personen  / LI und jemand anderes  / beide sind wieder angekommen? oder spricht hier LI figurativ mit seiner Heimat Ostsee?

------------

zu:  Auf der Seebrücke  / Endlich das erste Mal in die Arme zu schließen

"Endlich das erste Mal" ... will mich zeitlich wohin bringen? wirklich das erste Mal? und vor allem, um welche Assoziation wozu geht's hier wirklich?
... um das alte Gefühl Ostsee generell [ oder konkret? ne Zeitreise zurück? und wohin dann ... ] oder um das Gefühl zum realen Gegenüber, das Gefühl ihrer ersten Begegnung wieder zu spüren ? oder oder ...

Diese meine bleibenden Zuordnung-Fragen zersplittern mir jene erinnernde LI-Reise doch sehr in eine austauschbare Vagitität  / sage mir dann letztlich:  okay, da ist jemand, der sehnt sich nach der alten zeit, was mir dann 'so' doch zu lapidar wäre Wink


Gruß Stimmgabel ...

ach ja, vergaß auf den Titel "Gestrandet" einzugehen.  / ... ehrlich, den Wert 'gestrandet' kann ich im Text zu keiner Sekunde wiederfinden, hat 'gestrandet' doch etwas von ungewollter Realität oder auch mit 'scheitern' zu tun  / verläuft mMn mit LI's empathischen und sehnsuchenden und zeit_gedehnten Gedankenaustausch zum realen Ort fast schon zu 180° konträr ... eben, das LI strandet / ist gestrandet an diesen Ort.


Kam mir jetzt noch jener Gedanke: als Klappentext für einen Roman könnte mich diese Vagitität tatsächlich pro reizen, aber als abgeschlossene Lyrik ist mir das alles zu vage auf der allgemeinplätzigen Hasch_mich Schiene bzgl Erinnerung, Heimat, alte Gefühle, usw ... verschwurbelt. Hier wird ein möglich berührbares Stück Holz permanent und im angedeuteten Ansatz gleich wieder ins Nirwana geschickt und unkenntlich gemacht -->  in der Literatur spricht man dabei 'von Nebel, selbst der ist noch nicht einmal da' ...


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag25.10.2016 10:02

von BlueNote
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Hallo Stimmgabel,

... und ich dachte, dass der Text eindeutiger nicht sein kann. Die Missinterpretationen haben mich sehr verwundert ...

Zitat:

heißt das, dass LI wieder in seine alte Heimat, die Ostsee, zurückgekehrt ist und jetzt erinnernd über atmosphärische Ostseegefüle nachempfindet?

oder spricht hier LI figurativ mit seiner Heimat Ostsee?

Endlich das erste Mal" ... will mich zeitlich wohin bringen? wirklich das erste Mal? und vor allem, um welche Assoziation wozu geht's hier wirklich?
... um das alte Gefühl Ostsee generell [ oder konkret? ne Zeitreise zurück? und wohin dann ... ] oder um das Gefühl zum realen Gegenüber, das Gefühl ihrer ersten Begegnung wieder zu spüren ? oder oder ...


Zu 90 % nein! Es ist alles ganz einfach (sehr einfach!). Die Situation zu erkennen, die beschrieben wird, ist allerdings schon wichtig, sonst führt eine Interpretation leicht in die Irre.

Ich warte noch ab, ob jemand dieses zumindest mir sehr klare Bild einer ganz bestimmten Situation/Konstellation aufschlüsseln kann oder will, ehe ich noch mehr dazu sage.

Vorerst jedenfalls vielen Dank für deinen Kommentar.

Inc.
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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beiträge: 448
Wohnort: HAMBURG


Beitrag25.10.2016 12:51

von James Blond
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Ja, der Weichzeichner-Effekt:

Zwei einsame Herzen, die Begegnung auf der Seebrücke und einige gemeinsame Nachmittage im Strandkorb enden in einer Plastiktüte voll Sand.

Die rieselnde Reminiszenz vermag das Gefühl der verpassten Gelegenheit eben sowenig zu überdecken, wie eine Ferienliebe die Furcht vor der nächsten Enttäuschung.

Aus der Sicherheit der eigenen kontrollierten Umgebung erblühen die Liebesträume schöner und intensiver, im Rückblick treiben die verpassten Momente ins Tragische.

JB
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag26.10.2016 07:57

von BlueNote
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Guten Morgen James Blond,

zumindest sind wir jetzt schon mal weg von den "atmosphärischen Ostseegefühlen" (Heimatgefühle?) hin zu der verpassten Gelegenheit mit einer Ferienliebe.

Die Furcht vor der nächsten Enttäuschung ist ein Gefühl (so meine Beobachtung), das sich nicht weichzeichnen lässt. Der Wunsch, sein Leben in eine bestimmte Bahn lenken zu wollen, es aber nicht zu können, hat tatsächlich etwas Tragisches, Verzweifeltes - und nicht nur etwas Nostalgisches.

BN

(Schön übrigens, mal von dir kommentiert zu werden.)
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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 70
Beiträge: 448
Wohnort: HAMBURG


Beitrag26.10.2016 10:42

von James Blond
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Nun, wenn das so ist ... wink

Mein Kommentar sollte nur ein kleiner Versuch sein, dem Verständnis deines Textes eine andere Richtung zu geben, was bei seiner Deutlichkeit mir nicht sonderlich schwer fiel. (Ich liebe klare Ansagen.)

Ja genau: Der Weichzeichnereffekt bedarf des tränenreichen Rückblicks, während in angsterfüllten Augenblicken der überdeutliche Kontrast harter Konturen überwiegt. Was wir in solchen Momenten können und nicht zu können glauben, steht auf einem anderen Blatt, das ich hier gern noch gelesen hätte, weil es mich womöglich zum Kern führt.

Für die 'Magie des Augenblicks' würde ich als weniger abgegriffene Variante die 'Fracht des Augenblicks' verwenden.

JB
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firstoffertio
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Beitrag26.10.2016 23:00

von firstoffertio
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War das nicht gestern noch Inkognito? So schnell gelüftet. Schade.

Ich lese LI findet die Flasche mit dem Sand, und erinnert sich. Dies folgt dann im Text.
Nicht schlecht der Kontrast zwischen Versonnen und im fehlenden Sonnenschein.

Auch so Assonanzen wie rinnen, Erinnerung mag ich.

Mit Magie des Augenblicks und dem warmen Blick deiner Augen scheint das nicht so recht gelungen. Wahrscheinlich, weil erstere etwas klischeeig/kitschicg ist.


Versonnen lasse ich den Ostseesand durch meine Finger rinnen. Fein, weich und
kalt. Kalt! Das unterscheidet ihn von meiner Erinnerung. Auch fehlen mir
der Wind, die Möwen und der Sonnenschein. Das Gefühl, so dachte ich, würde ich
einfach mit nach Hause nehmen können. Den Sand. Den Strand. Eingepackt in eine
gewöhnliche Recycling-Plastikflasche von Aldi. Doch. Jetzt. Vermisse ich die Magie
des Augenblicks.
ich den warmen Blick deiner Augen. Die wie zufällige Berührung

Auf der Seebrücke

Nachmittags saßen wir immer zusammen im Strandkorb

Aber. Wir sind vorsichtiger geworden. Wägen das Für und Wider sorgfältig ab. Schlafen
in getrennten Zimmern. Leben getrennte Leben. (Nur eins von beiden genügte)Weil. Wir misstrauisch sind. Damit. Uns
nie mehr etwas zustoßen kann. Allein. Deswegen. Haben wir es versäumt, uns beim Abschied

Auf der Seebrücke (Weiß nicht, ob die Seebrücke noch mal sein muss?)

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Stimmgabel
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Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag27.10.2016 10:24

von Stimmgabel
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-


Hallo BlueNote,

da es sich in deinem Faden so rum_fetzelt [ meine damit also die wenig mMn textberührenden Gedankenfetzen zu deinem Text ]. Kurz die Frage: gehst du noch auf meinen Kommentar ein, meine konkreten Fragen und Nebeleien-Versuche, oder war's das dann damit; zumindest helfen mir die bisherigen allgemeinplätzigen Gesprächsfetzen des Fadens kaumst weiter Wink sehe da vor allem kaum nen echten Bezug zum Kontext.

Mit flash back Fetzen, die irgendwo im persönlichen Befindlichkeits-All rumgeistern, kann ich sowieso generell wenigst etwas anfangen [ anders gesagt, interessieren mich selten textferne Ausflüge in die seelende ICH_kiste außerhalb des SchwarzaufWeiß ], da es ja um einen konkreten Text geht, eben um deinen mit einem angelegten Bildverlauf, hi hi ...

und der interessiert mich.


Gruß Stimmgabel ...


-


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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag28.10.2016 18:30

von BlueNote
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Hallo Leser!

@JB
Zitat:

dem Verständnis deines Textes eine andere Richtung zu geben, was bei seiner Deutlichkeit mir nicht sonderlich schwer fiel.

Für deutlich und unmissverständlich halte ich den Text auch.

@firstoffertio
Zitat:

Ich lese LI findet die Flasche mit dem Sand, und erinnert sich.

Mir gefiele als Interpretation am besten jenes Bild, dass der Protagonist den Sand aus der Flasche ein letztes Mal durch die Finger rinnen lässt, während er sie ausschüttet. Dies kann so sein, muss aber nicht. Es hätte jedenfalls etwas Endgültiges, Tragisches (?), was mir zu der Stimmung, die mir hier vorschwebt, zu passen scheint.
Zitat:

Auch so Assonanzen wie rinnen, Erinnerung mag ich.

 Daumen hoch
Zitat:

Mit Magie des Augenblicks und dem warmen Blick deiner Augen scheint das nicht so recht gelungen. Wahrscheinlich, weil erstere etwas klischeeig/kitschicg ist.

Werd mal gucken, was sich da machen lässt.

Ob die Seebrücke 2 x sein muss, habe ich mir auch überlegt. Es gibt Argumente dafür und Argumente dagegen.

@Stimmgabel
Zitat:

zu: Das Gefühl, so dachte ich, würde ich einfach mit nach Hause nehmen können

... heißt das, dass LI wieder in seine alte Heimat, die Ostsee, zurückgekehrt ist und jetzt erinnernd über atmosphärische Ostseegefüle nachempfindet?

Nein, das heißt, das Gefühl der Urlaubsliebe, der Stimmung, das Gefühl von Flirt und Liebelei würde er einfach mit nach Hause nehmen, indem er sich einen Liter Ostseesand in eine Flasche packt.

Zitat:
----------

zu: Aber. Wir sind vorsichtiger geworden.
Weil. Wir misstrauisch sind. Damit. Uns

... ist dieses "Wir" und "Uns" zwei reale Personen / LI und jemand anderes / beide sind wieder angekommen? oder spricht hier LI figurativ mit seiner Heimat Ostsee?

------------

Du denkst ja wirklich sehr kompliziert! Wir und Uns sind jedenfalls dieselben Personen. Schicksalsgefährten, die ... eigentlich auf der Suche nach einem Partner sind (die sich, zumindest beim literarischen Vorbild, teilweise recht verzweifelt gestaltet).

Zitat:
zu: Auf der Seebrücke / Endlich das erste Mal in die Arme zu schließen

"Endlich das erste Mal" ... will mich zeitlich wohin bringen? wirklich das erste Mal? und vor allem, um welche Assoziation wozu geht's hier wirklich?
... um das alte Gefühl Ostsee generell [ oder konkret? ne Zeitreise zurück? und wohin dann ... ] oder um das Gefühl zum realen Gegenüber, das Gefühl ihrer ersten Begegnung wieder zu spüren ? oder oder ...

Es wäre das erste Mal gewesen. Zwar lag es in der Luft (die Umarmung), aber es kam nicht dazu.

Zitat:

Diese meine bleibenden Zuordnung-Fragen zersplittern mir jene erinnernde LI-Reise doch sehr in eine austauschbare Vagitität / sage mir dann letztlich: okay, da ist jemand, der sehnt sich nach der alten zeit, was mir dann 'so' doch zu lapidar wäre Wink

Nein, hier sehnt sich niemand "nach der alten Zeit" (im Sinne von der "guten alten Zeit"). Der Protagonist denkt eher an die verpasste Gelegenheit und warum diese beiden Menschen, die sich hier begegneten, so handelten, wie sie handelten (bzw. nicht handelten).
Zitat:

ach ja, vergaß auf den Titel "Gestrandet" einzugehen. / ... ehrlich, den Wert 'gestrandet' kann ich im Text zu keiner Sekunde wiederfinden, hat 'gestrandet' doch etwas von ungewollter Realität oder auch mit 'scheitern' zu tun / verläuft mMn mit LI's empathischen und sehnsuchenden und zeit_gedehnten Gedankenaustausch zum realen Ort fast schon zu 180° konträr ... eben, das LI strandet / ist gestrandet an diesen Ort.

Ich sehe die beiden Menschen schon als "gestrandet" an, denn sie sehnen sich beide nach der (neuen?) Liebe ihres Lebens, nach einer Zweisamkeit, sind durch die eigenen Einsamkeit "gestrandet" (was the sea of love betrifft).

OK! Generell muss ich sagen, dass ich so viele Fragen zum Text eigentlich nicht so gerne selbst beantworte und sie viel lieber vom Leser beantwortet gesehen hätte. Im übrigen habe ich mit dem Erklären des eigenen Textes schon genügend schlechte Erfahrungen im Forum gemacht. Denn: Ich gebe hier lediglich meine Sichtweise des Textes wieder und bin froh, wenn jemand überhaupt zu einer Sichtweise kommt. Ich will die Interpretation nicht vorschreiben - obgleich diesen Text zu interpretieren ja keine große Herausforderung ist - und es wundert mich, dass man ihn überhaupt missinterpretieren kann.

Vielen Dank für deinen Kommentar.

BN
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albaa
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A
Beitrag04.11.2016 19:19

von albaa
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Hallo Blue Note

Der Text geht mir ans Herz. Aber was ist daran Lyrik? Ich meine das nicht böse, sondern einfach nur interessiert. Du machst dir nicht einmal Mühe mit Zeilenumbrüchen. Klingt also eher wie zwei Absätze in einem Roman, wo einer der Protagonisten reflektiert und dann geht die Handlung - wie auch immer - weiter.  Macht es diese hervorgehobene Wiederholung von "Auf der Seebrücke" zu einem lyrischen Werk und das "offene Ende"?

LG
albaa
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BlueNote
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Beitrag04.11.2016 20:04

von BlueNote
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Hallo albaa,

als Kategorie hatte ich (nach dem Schreiben!!) "Prosagedicht" angekreuzt. Wenn wir mal kurz bei Wikipedia gucken:

Ein Prosagedicht (französisch poème en prose) ist ein Gedicht in Prosa, also ohne die für gebundene Rede konstitutiven Formelemente wie Verse oder Reime. Dennoch weist es Merkmale des Gedichts wie starke Verdichtung und Rhythmisierung der Sprache und lyrische Subjektivität auf.

Die Rhythmisierung halte ich für einen ganz wesentlichen Punkt dieses Textes und ich finde es eher bedauerlich, darauf als Autor überhaupt hinweisen zu müssen. Es ist doch vielmehr Aufgabe des Lesers oder Kritikers, das zu erkennen und nicht immer den Autor zu fragen: Was ist daran Lyrik - oder wie an anderer Stelle: erkläre mir mal deinen Text. Im übrigen machte ich mir sehr wohl Mühe mit den Zeilenumbrüchen. Dies war ein ganz wichtiger Punkt beim Schreiben dieser ... Niederschrift. Lies den Text doch noch mal laut, mache eine kurze Pause, wenn ein Zeilenbruch oder ein Punkt gesetzt ist und achte darauf, wie sich Betonungen ändern und dadurch eine (klangliche) Struktur entsteht.

BN
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albaa
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Beiträge: 131



A
Beitrag04.11.2016 20:15

von albaa
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Vielen Dank für deine wertvollen Hinweise. Ich werde es versuchen und durchdenken und melde mich dann wieder, ob ich etwas kapiert habe.

LG
albaa
p.s. Darf ich hoffe, dass ich Hilfe bekomme, wenn ich ein (vermeintliches) Prosagedicht von mir einstelle - da schwebe ich nämlich ziemlich haltlos im Raum.
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BlueNote
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Beitrag05.11.2016 02:28

von BlueNote
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albaa, du kleine Schelmin aus Graz! Ich bin dann mal gespannt, wie du dich meldest, wenn "du etwas kapiert hast" und gespannt auf jede Erkenntnis von dir ... und hoffe, dass ich die konzeptionellen Gedanken (der Tönen und Rhythmen) zu diesem Text dann letzten Endes nicht doch selbst erklären muss.
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crim
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Die lange Johanne in Gold Lezepo 2015
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Beitrag16.11.2016 18:52

von crim
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Hi BN,
was mir nicht so recht rein will ist: "kalt. Kalt!" und "Den Sand. Den Strand."

Auch "Die Magie des Augenblicks" "Der warme Blick deiner Augen" "Die wie zufällige Berührung" - das alles ist ziemlich ausgetreten (es gibt da auch noch mehr solcher Stellen, z.B. dass der durch die Finger rinnende Sand fein und weich ist, aber das korrespondiert ja ganz gut mit der Sprache, die du in diesen Eingangszeilen wählst und natürlich setzt du einen direkten Bezug zur feinen, weichen Erinnerung, ja, ich glaube das ist vollkommen in Ordnung, wenn man das mitbedenkt.) Außerdem frage ich mich, ob es auch eine ungewöhnliche Recycling-Plastikflasche von Aldi gibt. Wink

Was für mich das Interessanteste an diesem Text ist, sind die Punkte. Die Punkte trennen an unvermuteten Stellen und lassen den Leser Innehalten und oft kommt mir ein weiterführender Gedanke an diesen Stellen, weil sie nun auch für sich alleine stehen können, die kleinen Dinge, Satzteile, manchmal nur einzelne Worte, und sich neu aufeinander beziehen. Das empfinde ich als gut gemacht, auch wenn mir der Text sonst manchmal ein wenig zu vertraut vorkommt, da er sehr auf romantisierende Phrasen setzt, die auch keine großartig neuen Zusammenhänge eingehen.

LG crim
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag21.11.2016 17:53

von BlueNote
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Hi crim,

ich denke, mir sind bei diesem Text zwei Dinge wichtig: Der Rhythmus, gesetzt durch Punkte und Zeilenbrüche und eine ... sentimentale Erinnerung. Mehr Originalität wäre durchaus angebracht, aber ich würde nicht gerne ins Kryptische, Rätselhafte abdriften. Die "ziemlich ausgetreten" Formulierungen verwende ich manchmal wie Zitate, Versatzstücke, Teile einer Collage. Aber das muss man nicht unbedingt gut finden.

Mir fehlt auch noch ein bisschen die "Magie der Sprache". Mir schwebt da ein bisschen der Austrokünstler Andree Heller vor, dessen Geist und Extravaganz ruhig noch ein wenig durch die Zeilen schweben könnte, um das eigene Leidensempfinden adäquat in Szene zu setzen.

BN
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