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Ich sterbe jung (ergänzt)


 
 
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Dmitrij
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 50
Beiträge: 79
Wohnort: von der Zivilisation abgeschnitten in Wien-Umgebung


Beitrag14.10.2016 17:25
Ich sterbe jung (ergänzt)
von Dmitrij
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Neue Version »

Liebe Mitschreiber und Kritiker, ich bin in Russland aufgewachsen und lebe derzeit in Österreich. Ich bin ein Dichter und eher ein temporärer Schriftsteller aus Leidenschaft. Ich möchte mich gerne ein wenig intensiver mit Deutscher Sprache auseinandersetzen.  Alle von mir in diesem Forum veröffentlichten kurzen Geschichten betrachte ich als Hausaufgaben und tägliche Herausforderungen, die mich meinem Ziel ein kleines Stück näher bringen. Egal wie schlecht meine sprachlichen Kompetenzen zu diesem Zeitpunkt ausgeprägt sind, ist es erst der Anfang einer langen und spannenden Reise zur Vollkommenheit,  auf die ich euch gerne mitnehmen würde.
Falls euch meine Sprachfertigkeit und Ausdrucksweise nicht gefallen, ignoriert mich einfach. Am besten schreibt mir, überhäuft mich mit euren Rezensionen Kritik und wenn es sein muss mit Schimpfen;-) In diesem Zusammenhang,  ist alles besser als Schweigen.


Russland. Frühling 1989.

"Im Frühling kurz nach Sonnenaufgang
Gezwitscher soll den trüben Wald erhellen.
Die ersten Strahlen rühren meine Seele
Und ich genieße göttlichen Gesang.

Vom Glück gestillt, verliert mein warmes Herz  
Den letzten Schlag, von Erde aufgefangen.
Die wahre Freude dauert nicht lange
Und übergeht in leere Quintessenz.  

Ich sterbe jung mit lächelndem Gesicht
Auf einer Wiese voller wilder Blumen
Wo frischer Wind wie Hauch meiner Jugend
Verweht das letzte mir geschenkte Licht“….

Ich bin verblüfft, vor mir liegt ein Brief  meiner Freundin Lilija. Ich habe ihr schon vor einer Ewigkeit geschrieben und erst jetzt diese originelle Antwort erhalten.  Die russische Post war nie die schnellste gewesen, aber man nimmt es in Kauf und unterwirft sich den vorhandenen Gegebenheiten,  vor allem dann, wenn man nichts anderes kennt.  Ich persönlich tröste mich ständig mit dem Gedanken, dass die längeren Wartezeiten geduldsfördernd  sind.  
Genaugenommen bin ich eher ein gemütlicher Bursche,  welcher  in Bezug auf die Beziehungen keine besondere Eile verspürt.
Lilija...In diesem Moment  zergeht mir dieser schöner Name auf der Zunge.  Wie ein heiliges Relikt halte ich kariertes  Blatt Papier in den Händen und  wie in einer Trance lasse ich jedes einzelnes Wort auf mich wirken.  Sie ist meine erste Freundin...  Von uns habe ich niemanden erzählt und habe es auch nicht vor.

Mit meinen 18 Jahren bin ich kein introvertierter Mensch oder ein Einzelgänger, der sich von der Gesellschaft abkapselt und mit niemandem über seine Gefühle spricht. In dieser Verliebtheitsphase wurde ich ganz unerwartet von vielen seltsamen Emotionen ertappt und überhäuft, sodass mir keine Zeit blieb darüber nachzudenken und die gesamte Situation in Ruhe zu verarbeiten. Wie jemand, der einen Rohdiamanten findet, bin ich in Besitz eines Schatzes geraten und überlege nun, was ich damit anfangen könnte.
Vorerst verlautbare ich niemanden meine Entdeckung und brauche keine Hilfe oder Ratschläge von Außen.

Abgesehen von meiner Flamme im Kindergarten, war ich bis jetzt nur in ein einziges Mädchen aus meiner Klasse richtig verknallt gewesen. Erstaunlicherweise hatte ich damals den Mut nicht aufgebracht der heimlichen Liebe nur das geringste Anzeichen meiner tief empfundenen Sympathie zu zeigen. Als ich im Alter von 12 Jahren die Schule wechseln sollte, schien mir die neue Umgebung nicht sehr vielversprechend im Bezug auf  die romantische Entfaltung einer neuen Beziehung zu sein.
   
Mit Beginn meines Studiums war ich nach wie vor allein. Es gab keine einzige Studentin, zu der ich mich hingezogen fühlte. Da eine meiner Lieblingsbeschäftigungen das Malen war, entschloss ich mich eines Tages dazu, meine Traumfrau zu zeichnen.

Es lief alles nach meiner Vorstellung. Das gezeichnete Mädchen war wunderhübsch, mit langen voluminösen lockigen Haaren, ihre klar definierten braunen Augen verströmten einen temperamentvollen leidenschaftlichen Blick. Das Mädchen lächelte intrigant und hatte eine weiblich proportionierte sportliche Figur. Beim näheren Betrachten stellte ich fest, dass die Mundwinkel beim Lächeln nach unten gezogen waren und die Augenbrauen relativ scharfkantig wirkten. Es war kein Zeichnungsfehler, sonder ein Zufallselement, mit dem ich mich zufrieden stellen sollte.  

(Fortsetzung folgt)

Weitere Werke von Dmitrij:


_________________
Selbst wenn du ein überzeugter Optimist bist, unterschätze niemals all die pessimistisch denkenden Menschen;-)
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag17.10.2016 20:27
Re: Ich sterbe jung (ergänzt)
von Jenni
Antworten mit Zitat

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:
In diesem Zusammenhang,  ist alles besser als Schweigen.

Sagt er so bescheiden und wird ignoriert. Warum eigentlich?

Tatsächlich finde ich es aber auch gar nicht einfach, dir konstruktiv weiterzuhelfen. Du möchtest deine Sprachfertigkeiten im Deutschen verbessern, sagst du. Du drückst dich aber nicht (oder nur an wenigen Stellen) "falsch" aus. Altmodisch klingt deine Sprache, durch eher gehobene und teils auch ungewöhnliche Formulierungen - bloß finde ich das charmant auf eine Weise, und es scheint mir auch zu deinem Erzähler zu passen, der auf mich überschwänglich und allzu leicht zu begeistern wirkt.
Da jedenfalls jetzt zu differenzieren zwischen ungewöhnlichen und wirklich sprachlich unpassenden oder falschen Formulierungen, finde ich sehr schwierig. Aber ich versuche es mal.

Zitat:
Ich bin verblüfft, vor mir liegt ein Brief meiner Freundin Lilija.

Aussage und Funktion dieses Einstiegssatzes erscheinen mir fraglich (verblüfft scheint mir eine unpassende Reaktion, und dass der Brief vor ihm liegt ist unnötig zu sagen) - ich denke, du kannst ihn getrost streichen.

Zitat:
Die russische Post war nie die schnellste gewesen

Du schreibst im Präsens, dann kannst du die Vergangenheit im Präteritum oder Perfekt ausdrücken, niemals im Plusquamperfekt, den du gewählt hast. Perfekt erschiene mir hier passend, dann heißt es: Die russische Post ist nie die schnellste gewesen ...

Zitat:
Genaugenommen bin ich eher ein gemütlicher Bursche, welcher in Bezug auf die Beziehungen keine besondere Eile verspürt.

Das so eine Stelle, wie ich oben meinte: ein Bursche (schon ein altmodischer Ausdruck), "welcher" (statt "der"), das klingt generell eher gestelzt und ich würde normalerweise davon abraten. Zu deiner insgesamt etwas altmodischen Ausdrucksweise passt es jedoch.

Zitat:
geduldsfördernd

geduldfördernd

Zitat:
Lilija...In diesem Moment zergeht mir dieser schöner Name auf der Zunge.

"In diesem Moment" - ja, wann denn auch sonst? Solche Ausdrücke verwendet man nur bei einer besonders erwähnenswerten Gleichzeitigkeit. Lilija ... Ihr schöner Name zergeht mir auf der Zunge. (Vor und nach Auslassungszeichen musst du Leerzeichen setzen - außer, wenn nur ein Teil eines Wortes dadurch als fehlend markiert wird.)

Zitat:
Wie ein heiliges Relikt halte ich kariertes Blatt Papier in den Händen und wie in einer Trance lasse ich jedes einzelnes Wort auf mich wirken.

Den zweiten Wie-Vergleich würde ich weglassen (da er eigentlich nichts aussagt), damit überhaupt etwas sparsamer sein.

Zitat:
In dieser Verliebtheitsphase wurde ich ganz unerwartet von vielen seltsamen Emotionen ertappt und überhäuft

ertappt oder überhäuft? Beide Verben passen nicht so richtig. Ergriffen vielleicht? Generell: Wenn man nicht das ganz genau passende Verb findet, hilft es auch nicht, mehrere zu verwenden, das macht die Aussage eher undefinierter.

Zitat:
Vorerst verlautbare ich niemanden meine Entdeckung und brauche keine Hilfe oder Ratschläge von Außen.

niemandem (Dativ), "außen" klein; "verlautbaren" ist auch so ein eher altmodisches Wort, aber hier wieder: ich finde, es passt.

Zitat:
Abgesehen von meiner Flamme im Kindergarten, war ich bis jetzt nur in ein einziges Mädchen aus meiner Klasse richtig verknallt gewesen.

again: kein Plusquamperfekt sondern Perfekt, also "bin ich bis jetzt ...", oder Präteritum: "war ich bis jetzt (ohne gewesen)" - hier würde beides passen.
Die Aussage des Satzes ist zudem etwas ungenau. Ich denke, du willst sagen, er war überhaupt erst einmal verliebt? Du sagst aber nur, in wieviele Mädchen aus der Klasse er verliebt war. Exakter wäre z.B.: Abgesehen von meiner Flamme im Kindergarten, bin ich bisher nur einmal richtig verknallt gewesen, in ein Mädchen aus meiner Klasse.

Zitat:
Erstaunlicherweise hatte ich damals den Mut nicht aufgebracht der heimlichen Liebe nur das geringste Anzeichen meiner tief empfundenen Sympathie zu zeigen.

same: "habe ich damals den Mut nicht aufgebracht ..."
Im darauffolgenden Satz hast du richtig Präteritum gewählt.

Zitat:
Beim näheren Betrachten

Bei näherer Betrachtung

Zitat:
Zeichnungsfehler

Zeichenfehler


Inhaltlich wundert mich etwas, dass der Erzähler so entzückt von Lilijas Brief ist, obwohl sie darin von einem frühen Tode erzählt. Besorgt ihn das nicht? Aber vielleicht weiß er etwas, das ich nicht weiß.
Der Schluss macht mich sehr neugierig. Ich denke, Lilija ist diese Traumfigur, die für ihn zum Leben erwacht ist. Wenn das darauf hinausliefe, dass du mit der Grenze zwischen Realität und Metaebene spielst, dann wäre das meines.

VG Jenni
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Dmitrij
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 50
Beiträge: 79
Wohnort: von der Zivilisation abgeschnitten in Wien-Umgebung


Beitrag17.10.2016 22:57
DANKE DANKE DANKE!!!!!!!
von Dmitrij
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Liebe Jenni, ich bin mit allen deinen Vorschlägen pauschal einverstanden. Den ersten Teil dieser Miniatur habe ich im Büro verfasst. Dort war ich beim schreiben von meinen Arbeitskollegen regelrecht abgelenkt. Erst Gestern bin ich darauf gekommen, wieviele grammatische Fehler sich in meiner Geschichte verschanzten. Zum Glück hast du es  Heute gelesen:-) Mit dem Gedicht griff ich wohl zu hoch. Aber es muss auch nicht Rilke sein, da das Mädchen erst 17 ist;-)

Du hast völlig Recht, ich sollte auf jeden Fall erwähnen, dass den Erzähler (mich) dieses Gedicht schockiert hat. Vielleicht soll ich auch dazu schreiben, das der Brief nicht nur aus einem Gedicht bestand.

Dank dir bin ich jetzt besonders motiviert diese Geschichte zu vollenden. Es muss nur noch fehlerfrei niedergeschrieben werden. Mit deinem ausgereiften Einfühlungsvermögen und geübten Blick hast du die Geschichte schon durchgeschaut. Es wartet doch eine Überraschung auf die treue Leser;-)

Ja, die deutsche Sprache finde ich besonders reizvoll für mein Marathon-ähnliches Vorhaben. Das hast du auch bereits präzise bemerkt.  Wenigstens wegen meinem Schreibstil mache ich mir keine Sorgen. Es wird entweder grotten schlecht oder verdammt einzigartig:-)

Ich plane einen allegorischen scince fiction  Roman zu verfassen, welches ein eigenständiges Buch sein soll.  Unabhängig vom Erfolg und Verkaufszahlen der ersten Veröffentlichung, wird kurz im Nachhinein ein zweites Buch erscheinen, in dem ich meine Kindheit und Jugend  mit all den seltsamen Erfahrungen, die als Grundlage für o.g. Story dienten beschreibe. Bis dahin muss ich mich in Geduld fassen und konsequent weiter üben.
Da ich mich sowohl in der Morphologie,  Physiologie, Populations- und Molekulargenetik, als auch in Wirtschaft gut auskenne, wird es nicht all zu schwer die Erde mit neuen Völkern zu besiedeln. Die begleitende Illustrationen würde ich mit viel Leidenschaft selber zeichnen;-)
Ich danke dir für die Solidarität, Jenni. Ich versuche es sobald wie möglich alle Ungereimtheiten aus "Ich sterbe jung" zu beseitigen.


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poetnick
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Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag18.10.2016 16:23
Hallo Dimitrij
von poetnick
Antworten mit Zitat

Hallo Dmitrij,

willkommen im Forum mit Deiner Einstandsprosa-Lyrik!

Mir ging es beim Lesen Deines Textes ähnlich wie Jenni; der stellenweise etwas 'gehobene' Klang der Sprache, der gewählten Worte,
entfaltet eine eigene Wirkung von 'zurückliegender Exotik'. Besser kann ich es im Moment nicht umschreiben.
So kam es mir vor, durch Sprache vermittelt, als ob ein Hauch 'von russischer Seele' herüberweht (Hoffe, das klingt nicht zu sehr nach Parfümwerbung)
  - auf der Zeitachse (1989), auch noch Glasnost!
Besonders im Gedicht klingt, eben auch sprachlich, eine Verletzlichkeit von Lilija hindurch, nun sie scheidet aus dem Leben... Hier gefällt mir die bildreiche Sprache.

Zitat:
Genaugenommen bin ich eher ein gemütlicher Bursche, welcher in Bezug auf die Beziehungen keine besondere Eile verspürt.

Hier würde ich das 'die' vor 'Beziehungen' weglassen. Es ist nich falsch, doch lässt es etwas den Sprachfluss stocken.

Zitat:
Wie ein heiliges Relikt halte ich ein kariertes Blatt Papier


Zitat:
im Bezug auf die romantische Entfaltung
ich denke es muss 'in Bezug auf...' lauten, kann Dir im Gegensatz zu Jenni aber nicht erklären warum.

Das war mein kleiner Beitrag zu Deinem ersten Text hier, den ich interessiert gelesen habe. Bin auch gespannt wie es weitergeht.


LG - Poetnick


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Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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Dmitrij
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 50
Beiträge: 79
Wohnort: von der Zivilisation abgeschnitten in Wien-Umgebung


Beitrag18.10.2016 16:48
"Ich sterbe jung". Neue Version
von Dmitrij
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Jenni , vielen lieben Dank für deine hilfreiche Analyse und für die vorgeschlagenen Korrekturen.  Hier ist die überarbeitete Version o.g. Geschichte:

Russland. Frühling 1989.
 "Im Frühling kurz nach Sonnenaufgang
 Gezwitscher soll den trüben Wald erhellen.
 Die ersten Strahlen rühren meine Seele
 Und ich genieße göttlichen Gesang.

 Vom Glück gestillt, verliert mein warmes Herz   
 Den letzten Schlag, von Erde aufgefangen.
 Die wahre Freude dauert nicht lange
 Und übergeht in leere Quintessenz.   

 Ich sterbe jung mit lächelndem Gesicht
 Auf einer Wiese voller wilder Blumen
 Wo frischer Wind wie Hauch meiner Jugend
 Verweht das letzte mir geschenkte Licht“….

Vor mir liegt ein langer Brief  meiner Freundin Lilija. Ich habe ihr schon vor einer Ewigkeit geschrieben und erst jetzt diese originelle Antwort erhalten.  Damit unsere Briefe nicht eintönig klingen, haben wir ausgemacht,  eine Kleinigkeit füreinander zu dichten.  Mit so einer Wendung  habe ich aber nicht gerechnet.  Intuitiv beunruhigt mich diese Direktheit und offensichtliche Kompromisslosigkeit  ihrer Sprache. „Ich sterbe jung“ – Lilias warme raue Stimme dringt in meine Gedanken und versetzt sie in Dissonanz.  Was meint sie bloß damit?
Die russische Post ist nie die schnellste gewesen, aber man nimmt es in Kauf und unterwirft sich den vorhandenen Gegebenheiten,  vor allem dann, wenn man nichts anderes kennt.  Ich persönlich tröste mich ständig mit dem Argument, dass die längeren Wartezeiten geduldfördernd  sind.   
 Genaugenommen bin ich eher ein gemütlicher Bursche,  der  in Bezug auf  Beziehungen keine besondere Eile verspürt.
 Lilija...  Ihr schöner Name zergeht mir auf der Zunge.  Wie ein heiliges Relikt halte ich ein kariertes  Blatt Papier in den Händen. Sie ist meine erste Freundin...  Von uns habe ich niemanden erzählt und habe es auch nicht vor.
 Mit meinen 18 Jahren bin ich kein introvertierter Mensch oder ein Einzelgänger, der sich von der Gesellschaft abkapselt und mit niemandem über seine Gefühle spricht. In dieser Verliebtheitsphase wurde ich ganz unerwartet von vielen seltsamen Emotionen ergriffen, sodass mir keine Zeit blieb darüber nachzudenken und die gesamte Situation in Ruhe zu verarbeiten. Wie jemand, der einen Rohdiamanten findet, bin ich in Besitz eines Schatzes geraten und überlege nun, was ich damit anfangen könnte.
 Vorerst verlautbare ich niemandem meine Entdeckung und brauche keine Hilfe oder Ratschläge von außen.
Abgesehen von meiner Flamme im Kindergarten, bin ich bisher nur einmal richtig verknallt gewesen, in ein Mädchen aus meiner Klasse. Erstaunlicherweise habe ich damals den Mut nicht aufgebracht der heimlichen Liebe nur das geringste Anzeichen meiner tief empfundenen Sympathie zu zeigen. Als ich im Alter von 12 Jahren die Schule wechseln sollte, schien mir die neue Umgebung nicht sehr vielversprechend im Bezug auf  die romantische Entfaltung einer neuen Beziehung zu sein.
Mit Beginn meines Studiums war ich nach wie vor allein. Es gab keine einzige Studentin, zu der ich mich hingezogen fühlte. Da eine meiner Lieblingsbeschäftigungen das Malen war, entschloss ich mich eines Tages dazu, meine Traumfrau zu zeichnen.
 Es lief alles nach meiner Vorstellung. Das gezeichnete Mädchen war wunderhübsch, mit langen voluminösen lockigen Haaren, ihre klar definierten braunen Augen verströmten einen temperamentvollen leidenschaftlichen Blick. Das Mädchen lächelte intrigant und hatte eine weiblich proportionierte sportliche Figur. Bei näherer Betrachtung stellte ich fest, dass die Mundwinkel beim Lächeln nach unten gezogen waren und die Augenbrauen relativ scharfkantig wirkten. Es war kein Zeichenfehler, sondern ein Zufallselement, mit dem ich mich zufrieden stellen sollte.   
 (Fortsetzung folgt)

12Wie es weitergeht »



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Dmitrij
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 50
Beiträge: 79
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Beitrag18.10.2016 17:24
Ich bin positiv überrascht über deinen Besuch :-)
von Dmitrij
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Lieber Poetnick ,
vielen herzlichen Dank für deine präzise Bemerkungen. Ich habe bereits die von dir vorgeschlagenen Korrekturen meinem Text einfließen lassen. Danke für deinen "Samurai". Der geht mir nicht aus dem Kopf seit gestrigen Abend:-)))

Falls du Mal über einen Russen schreibst, oder über "Glasnost" helfe ich dir gerne beim Überprüfen. Ich arbeite nicht für KGB, ehrlich!Smile

" 'gehobene' Klang der Sprache", - ich assimiliere alles von meinen Arbeitskollegen, vorwiegend Assistent-Professoren, die durch ständiges Vorlesungen halten abgehärtet sind und ihre Konversationen auf sehr geschickte Weise sogar in der Küche zu gestallten pflegen:-) Natürlich, schöpfe ich sehr viel Redewendungen aus Russischen.

PS: Wer sind die zwei brave Männer auf deinem Profil Bild?


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Yvo
Wortedrechsler

Alter: 42
Beiträge: 64
Wohnort: Bremen


Beitrag18.10.2016 23:39

von Yvo
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Moin Dmitrij,

einerseits hat der Text was, andererseits ist er aber in sich auch nicht so ganz schlüssig.

Erstmal "Ich sterbe jung" ist ein wirklich großartiger Titel, "Ich sterbe jung mit lächelndem Gesicht
Auf einer Wiese voller wilder Blumen
Wo frischer Wind wie Hauch meiner Jugend
Verweht das letzte mir geschenkte Licht" ein großartiger Satz / Strophe.

Der Schreibstil hat etwas sehr eigenes, ist damit aber auch etwas problematisch, weil er anachronistisch wirkt.
Eine "Jugendgeschichte ab 14 Jahre", wie es deklariert wurde, wird es mit diesem Stil nicht; zumindest nicht für diese Zielgruppe. Die sind erst einmal abgeschreckt durch das Gedicht, spätestens aber durch Sätze wie "Intuitiv beunruhigt mich diese Direktheit und offensichtliche Kompromisslosigkeit ihrer Sprache."

Ein wenig problematisch ist, dass deine Hauptfigur alt und jung zugleich wirkt. (Kann aber auch sein, dass dies beabsichtigt ist.)
Zum Beispiel folgender Abschnitt:
"Abgesehen von meiner Flamme im Kindergarten, war ich bis jetzt nur in ein einziges Mädchen aus meiner Klasse richtig verknallt gewesen. Erstaunlicherweise hatte ich damals den Mut nicht aufgebracht der heimlichen Liebe nur das geringste Anzeichen meiner tief empfundenen Sympathie zu zeigen."
Den ersten Satz würde ein 18jähriger sagen, er ist auch jugendsprachlich und simpel gehalten. Der zweite Satz kling eher wie der eines Romantikers aus dem 19. Jahrhundert.

Auch inhaltlich wirkt die Figur manchmal naiv und unerfahren, dann aber wieder resümierend, analytisch und wesentlich älter. Als wäre er schon 40-50 Jahre alt und würde über seine Jugend nachdenken.

Mir scheint da insgesamt noch nicht die richtige Erzählperspektive gefunden worden zu sein.
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Dmitrij
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 50
Beiträge: 79
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Beitrag19.10.2016 13:16
Wie Recht du hast!
von Dmitrij
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Vielen Dank diese Auseinandersetzung mit meinem Gedankenfluß, lieber Yvo!
Yvo hat Folgendes geschrieben:
spätestens aber durch Sätze wie "Intuitiv beunruhigt mich...
Ich stimme dir völlig zu. Tausend Mal "Ja"!
 Mit 16 Jahren wurde mir zwar ein prüfungsfreier Zutritt zum Studium an der Fakultät "Geschichte und Philosophie" gewährt. Im Alter von 17 dürfte ich tatsächlich den Geschichte Unterricht von einem Universitätsprofessoren übernehmen und an der Uni Vorlesungen für ein wenig älteren Studenten halten. Vielleicht war ich ein Nerd, der die gesamte Tageseindrücke in die Schreiberei sublimierte und auf diese Weise die Aufmerksamkeit zu erregen versuchte. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich doch ein unerfahrener Jüngling war:-) Solche reife Überlegungen kann ich keinem Jugendlichen zutrauen:-)))
 
 
Yvo hat Folgendes geschrieben:
  Der zweite Satz kling eher wie der eines Romantikers aus dem 19. Jahrhundert.
Tja, ich muss noch viel von euch Muttersprachlern lernen, bevor ich mir einen besseren Schreibstil aneignen kann.

  
Yvo hat Folgendes geschrieben:
würde über seine Jugend nachdenken..
  Wahrscheinlich genau das tu ich auch.

 
Yvo hat Folgendes geschrieben:
nicht die richtige Erzählperspektive gefunden worden zu sein.
Ja, damit wird es schwierig. In der Fortsetzung bin ich dann ein paar Jahre älter.

Hoffentlich sehen wir uns wieder. Vielen Dank, lieber Yvo!


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Yvo
Wortedrechsler

Alter: 42
Beiträge: 64
Wohnort: Bremen


Beitrag19.10.2016 15:47

von Yvo
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Moin,

bin jetzt auch gerade ein wenig verwirrt. Inwiefern ist der Text denn autobiografisch?

Es geht auch nicht darum, dass du dir einen besseren Schreibstil aneignen müsstest. Romantiker aus dem 19. Jahrhundert hatten ja einen sehr guten. Es ist eher die Frage, für welche Zielgruppe du schreibst. Du kannst die schönsten, technisch perfektesten Barrockgemälde der Welt malen, wirst damit aber keinen ("normalen") 16jährigen beeindrucken können. Der steht vielleicht eher auf Grafittis - knallig, bunt, auffällig, simpel, aber gleichzeitig experimentell und mit diesem Hauch der Verbotenen. (Nur so als Allegorie / hoffe, der Punkt wird deutlich...)

Und da musst du dir dann Gedanken machen, ob du eher für Jugendliche oder "Barrockliebhaber" schreibst.
Dein Stil ist ja nicht schlecht - poetisch, ruhig, nachdenklich, bildungssprachlich, mit einem guten Blick für Details - das hat ja sprachlich einen gewissen Reiz. Aber es ist halt ein Stil, an dem eher Akademiker jenseits der 30-40 Jahre gefallen finden, denen Jugend- und "Unterhaltungsromane" zu banal, simpel und oberflächlich sind.

Yvo
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Dmitrij
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Alter: 50
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Beitrag19.10.2016 18:01
Moin!
von Dmitrij
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Yvo hat Folgendes geschrieben:
Inwiefern ist der Text denn autobiografisch?

Sorry, du hast mich durchgeschaut:-) Ursprünglich war auch diese Rubrik angekreuzt. Eigentlich geht es in dieser Geschichte darum, dass ein 40-Jähriger dem Leser einige Einblicke in sein Gefühlsleben gewährt. Ich dachte, dass in Verbindung mit dem Jahr 1989 wird es sowieso klar, dass die Geschichte von einem älteren Erzähler aus jetziger Perspektive vorgetragen wird;-) Mit "unterrichten an der Uni" wollte ich nur angeben:-))Schlechte Gewohnheit, du weißt schon;-)

Yvo hat Folgendes geschrieben:
knallig, bunt, auffällig, simpel, aber gleichzeitig experimentell und mit diesem Hauch der Verbotenen. ?
Ist schon gut ich bin nicht dermaßen verkorkt, dass dein erster Hinweis durch meine Warnehmungschakra nicht durchgesickert ist:-))) Ich verstehe dich und bin mit all deinen Vorschlägen einverstanden! Ich muss wohl die 14 Jährigen von der Liste meines potenziellen Auditoriums streichen. Mache ich unbedingt!

Ich bin sehr darüber froh, mit solchen sachlichen Rezensionen gewürdigt zu werden. Vielen Dank, Yvo, dass du nicht loslässt!


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Heidi
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Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag19.10.2016 19:51
Re: "Ich sterbe jung". Neue Version
von Heidi
Antworten mit Zitat

Hallo Dmitrij,

ich habe beide Versionen gelesen, die zweite gefällt mir sehr viel besser - vor allem auch, weil das Gedicht jetzt einen deutlicheren Zusammenhang mit dem Text hat. Ich lese gerne weiter wenn die Fortsetzung kommt.

Hier ein paar Sachen über die ich beim Lesen gestolpert bin:

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:
Vor mir liegt ein langer Brief  meiner Freundin Lilija.


Das Adjektiv könnte weg, das würde dem Leser mehr Fantasiefreiraum bieten.

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:

Die russische Post ist nie die schnellste gewesen, aber man nimmt es in Kauf und unterwirft sich den vorhandenen Gegebenheiten,  vor allem dann, wenn man nichts anderes kennt.  Ich persönlich tröste mich ständig mit dem Argument, dass die längeren Wartezeiten geduldfördernd  sind.   
 Genaugenommen bin ich eher ein gemütlicher Bursche,  der  in Bezug auf  Beziehungen keine besondere Eile verspürt.


Der markierte Satz könnte weg, da verliert sich der Erzähler sehr in seinen Gedanken.

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:

 Mit meinen 18 Jahren bin ich kein introvertierter Mensch oder ein Einzelgänger, der sich von der Gesellschaft abkapselt und mit niemandem über seine Gefühle spricht.


Da ja eine Fortsetzung folgt in der noch genug Raum sein wird, um das Alter einzustreuen, könnte es hier erst mal weg. Ich finde, es wirkt an dieser Stelle zu gewollt. So, als hättest du noch irgendwo das Alter miteinbringen wollen und es an einer beliebigen Stelle getan.


Dmitrij hat Folgendes geschrieben:
Vorerst verlautbare ich niemandem meine Entdeckung und brauche keine Hilfe oder Ratschläge von außen.


An sich finde ich deine Sprache interessant und der eine oder andere "altertümliche" Begriff stört mich nicht. Der markierte hier, klingt aber sehr offiziell - nach Politiker oder Priester.

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:

Abgesehen von meiner Flamme im Kindergarten, bin ich bisher nur einmal richtig verknallt gewesen, in ein Mädchen aus meiner Klasse.


Der hier markierte Begriff wiederum passt nicht zum restlichen eher sensiblen, ruhigen Erzählton (und schon gar nicht zu Kindergartenkindern), da eher frech; so, wie Freunde untereinander über ein Mädchen reden würden.

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:
Als ich im Alter von 12 Jahren die Schule wechseln sollte, schien mir die neue Umgebung nicht sehr vielversprechend im Bezug auf  die romantische Entfaltung einer neuen Beziehung zu sein.


Ich rate generell dazu, Zahlen auszuschreiben (außer 387 455 oder ähnliches Laughing )

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:

Da eine meiner Lieblingsbeschäftigungen das Malen war, entschloss ich mich eines Tages dazu, meine Traumfrau zu zeichnen.


Ich stolpere hier immer wieder über erst malen, dann zeichnen. Dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche bildnerische Ausdrucksformen. Was hältst du von: zu Papier zu bringen?

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:

Das gezeichnete Mädchen war wunderhübsch, mit langen voluminösen lockigen Haaren, ihre klar definierten braunen Augen verströmten einen temperamentvollen leidenschaftlichen Blick.
Das Mädchen lächelte intrigant und hatte eine weiblich proportionierte sportliche Figur.


Hier fände ich die Zeichung passender.
Ich hab hier mal die Adjektive orange markiert. Ich versuche bei meinen Texten immer so gut es geht darauf zu verzichten und sie nur gezielt anzuwenden - also dort, wo sie wirklich nötig sind. Natürlich ist es Geschmackssache, mit vielen Adjektiven gibt der Autor dem Leser die Bilder konkreter vor, mit weniger, lässt er mehr Freiraum zur "Eigengestaltung".

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:

Es war kein Zeichenfehler, sondern ein Zufallselement, mit dem ich mich zufrieden stellen sollte.   


Das Wort Zeichenfehler klingt (in meinen Ohren) seltsam. Ich denke, das könnte man besser formulieren, den Satz umstellen, oder so. Mir fällt jetzt auf die Schnelle aber keine Alternative ein. Ich denke noch mal drüber nach.

Meine Vorschläge sind subjektiv, ein anderer Leser sieht die Sache vielleicht anders.

Liebe Grüße
Heidi
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Dmitrij
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Beitrag19.10.2016 22:19
In diesem Forum komme mir wie ein Gastarbeiter for:-)
von Dmitrij
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Liebe Heidi,  hoffentlich war das Wetter in Hamburg genauso schirch, wie hier in Wien, als du es schrieb;-)
Vielen herzlichen Dank für die Zeit, die du in diesen Beitrag investiert hast.
Ich mag diese tiefgründige skrupulöse Analyse sehr. Gut, ich bin noch lernfähig und verspreche es dir auf die überflüssigen Adjektive zu verzichten. Darf ich die "tiefgründige" lassen und dafür "skrupulöse" streichen? Rolling Eyes
Deine Einblicke in meine Schreiberei haben mich um einiges bereichert. Ich kann es noch nicht genau definieren, aber es fühlt sich so an, als ob die in meinem Kopf verbliebene Leere endlich durch etwas bedrängt wird und dieses Etwas gerade du und die anderen Rezensenten formen.
Ich werde mich wahnsinnig freuen, wenn du die Fortsetzung liest. Ich kann aber nich versprechen, dass die weniger Yoda-mäßig klingt;-)
PS: es war wirklich viel auf ein Mal, ich muss einiges davon in Ruhe verdauen.
LG, Dmitrij


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Heidi
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Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag19.10.2016 22:34
Re: In diesem Forum komme mir wie ein Gastarbeiter for:-)
von Heidi
Antworten mit Zitat

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:
Liebe Heidi,  hoffentlich war das Wetter in Hamburg genauso schirch, wie hier in Wien, als du es schrieb;-)


Kummt drauf an wie schiach es is in Wien. G´regnet hats net hier.

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:

Gut, ich bin noch lernfähig und verspreche es dir auf die überflüssigen Adjektive zu verzichten. Darf ich die "tiefgründige" lassen und dafür "skrupulöse" streichen? Rolling Eyes


Du darfst alle Adjektive lassen, du bist der Autor und entscheidest. Meine Vorschläge sind halt, na ja, Vorschläge und subjektiv Wink

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:
Ich kann aber nich versprechen, dass die weniger Yoda-mäßig klingt;-)


Du ich mag Yoda, wenn du es schaffst, so zu schrieben wie er spricht (und das authentisch), dann hast du mich als Leser gewonnen smile

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:
PS: es war wirklich viel auf ein Mal, ich muss einiges davon in Ruhe verdauen.


Das ist eine gute Idee. Ich lasse auch gerade eine Geschichte ruhen für die ich viele Vorschläge bekommen habe. Der Text läuft ja nicht weg.

Gutes Gelingen und Grüße nach Wien,
Heidi
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Wortbauer
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Beitrag23.10.2016 09:48

von Wortbauer
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>Das gezeichnete Mädchen war wunderhübsch, mit langen voluminösen lockigen Haaren, ihre klar definierten braunen Augen verströmten einen temperamentvollen leidenschaftlichen Blick..<

Warum hast du uns die Zeichnung vorenthalten ?


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Dmitrij
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Beitrag23.10.2016 12:15
Die Zeichnung
von Dmitrij
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Wortbauer hat Folgendes geschrieben:

Warum hast du uns die Zeichnung vorenthalten ?

Lieber Wortbauer, selbstverständlich sätzte ich mich mit dieser Fragestellung auseinander. Hier ein paar Überlegungen,  die mich davon doch abhielten.
Erstens ist die "Schönheit" ein relativer Begriff, der bei jedem Mensch unterschiedliche Gefühle auslöst. "Schön"- ist eine Geschmackssache (IMHO).
Zweitens blieb mir von diesem Mädchen nicht ein Mal ein einziges Foto. Jetzt nach so vielen Jahren,  ergibt sich für mich keinen Sinn, dieses Bild zu rekonstruieren.
Drittens, hatte ich dazu keine Lust.

Diese Zeichnung ist nebensächlich und ich will nicht, dass es zu viel Aufmerksamkeit an sich zieht und den Leser von eigentlicher Handlung ablenkt.


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Dmitrij
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Beitrag02.11.2016 11:46
Die Begegnung
von Dmitrij
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(Fortsetzung zu "Ich sterbe Jung")

Der Wahrheit halber sei erwähnt, dass es sich um keine gewöhnliche Zeichnung handelte und ich mir dessen vollkommen bewusst war. Das Porträt stellte die Projektion meiner sehnlichsten Wünsche dar. Ein Einblick in die Zukunft wurde auf diesem Blatt Papier eingefangen, nur eine Kleinigkeit fehlte noch: eine Rosenblüte in ihrem pechschwarzem Haar.  Es ist vielleicht klischeebehaftet, aber durch diesen Tupfen Karminrot gewann die Zeichnung an Aussagekraft und Kontrast. Vollkommen zufrieden war ich trotzdem nicht. Das Mädchen selbst erschien mir leblos. Nach ausgiebiger Beobachtung griff ich zum Stift und fügte ihren Augen einen grünen Farbakzent hinzu. Prompt wurde der Gesamteindruck reizvoller
und die Komposition ausgewogener. Das Bild wirkte vollendet.
 
Es war ein seltsamer Zustand der Selbstlosigkeit, in dem ich zu wissen glaubte, dass ich dieses Mädchen in realem Leben unbedingt kennenlernen werde. Beinahe zerrissen zwischen Wirklichkeit und der Abstraktion meiner Empfindungen, wurde ich mit dem Gedanken konfrontiert, meine eigene Zukunft beeinflussen zu können.
 
Ich wollte keinen bestimmten Zeitraum eingrenzen, wann und wo wir uns treffen, sondern meiner Fantasie einen gewissen Freiraum überlassen, andernfalls hätte ich mich der Romantik unserer ersten Begegnung und des Überraschungsmomentes beraubt. Von nun an sollte ich mich von allen, damit verbundenen Gedanken loslösen und unser Treffen der schicksalhaften Fügung überlassen...
 
Die Zeit verging sehr langsam, zähe hefteten sich die eintönigen Tage aneinander. Längst hatte ich meine absurde Zeichnung, zirka genau so schnell wie die einst erlernte Integralrechnung oder  den Citratzyklus, vergessen. Fleißig besuchte ich Vorlesungen und praktische Übungen, saß in der Bibliothek machte die Hausaufgaben und traf mich mit Freunden. Zuerst kamen Prüfungen, dann Weihnachten und ein neues Jahr. Der Winter schien mir, genauso wie die weißen verschneiten Felder fad und unendlich zu sein, bis ich eines Tages meine Eltern besuchte.
 
In einem schmalen Familienkreis waren wir gerade beim Mittagsessen, als es an der Tür klingelte. Ein Augenblick später, begrüßte ich schon meinen ehemaligen Schulkamerad Schischkin, der mit einer Flasche Wodka in der Manteltasche und roten Rosen in der Hand mich dubios aber freundlich anlächelte.  
- Für wen sind die da? -, blieb mein Blick auf den Blumen haften
- Erkläre ich später...
 
Nun saßen wir alle in der Küche und aßen zusammen. Unser Gast fühlte sich offensichtlich wohl. Nach einer kurzen Aufwärmungsphase plapperte sein flinkes Mundwerk ununterbrochen und überschüttete uns mit mannigfachen Neuigkeiten. Ebenso erfuhr ich, dass für mich ein Wiedersehen mit einer Schulfreundin bereits arrangiert wurde. Es ging dabei um Oksana, deren Liebe zu mir unerwidert blieb, und die jede Möglichkeit nutzte, um durch meine Freunde an mich zu gelangen. Aus allen ihren ansonst unauffälligen Charaktereigenschaften imponierte mir diese Sturheit am meisten.  
 
„Wisst ihr was für ein Tag heute ist?...“, bedeutungsvoll setzte Schischkin die Pause und fuhr fort: „Der erste Samstag im Februar, der Tag des Klassentreffens! Ich denke, wir sollen dort anwesend sein, sonst werden sich unsere Mädchen mit anderen Männern langweilen.“
„Falls jemand überhaupt dorthin kommt“,  setzte ich skeptisch, seiner Begeisterung entgegen.
- Jedenfalls wird Oksana dort auf dich warten. Ich habe ihr versprochen, dich mitzunehmen und...
- Versprochen??? -unterbrach ich theatralisch. Typisch Schischkin!
- Na ja, was blieb mir übrig? Sie hat mich dazu praktisch gezwungen. Indirekt, selbstverständlich, ich wollte ihr nämlich nicht  die letzte Hoffnung nehmen. - sein munterer Blick unter den zusammengewachsenen Augenbrauen erforschte meine Reaktion, - Ich habe fast die ganze Klasse angerufen und vielleicht kommen doch einige! Nur manche konnte ich nicht erreichen, aber vielleicht tauchen sie von selbst auf. Der Tag ist noch jung!
- Wie nett von dir, dass du sogar einen Blumenstrauß für Oksana besorgt hast, - bedankte ich mich ironisch.
- Wie du willst. Wenn du nicht gehst, überreiche ich ihn in deinem Namen unserer „heißgeliebten“ Klassenlehrerin. Sie wird zu Tränen gerührt sein.
- Ich hoffe eher auf einen Herzstillstand, - grinste ich entgegen.
- Oh, Junge, Junge, - mischte sich Mama in unser Gespräch ein, - Oksana ist doch ein gutes wohlerzogenes Mädchen. Warum machst du so einen Aufstand und triffst dich nicht einfach mit ihr?
- Wer keine Kuh hat, muss die Katze melken, - ergänzte sie mein großer Bruder.
 
Obwohl ich bezüglich „Wohlerzogenheit“ ganz anderer Meinung war, stimmte ich ihnen trotzdem zu und schon bald gingen wir auf die Strasse. Diesmal trug ich die roten Rosen. Nach Schischkins Plan, wurde zuerst unser gemeinsamer Freud Igor’ abgeholt, mit dem wir die Flasche Wodka zu dritt leerten. Unterwegs zur Schule klopften wir dann an weitere Türen und sammelten einige Genossen, die ich fast seit einem Jahr nicht gesehen und, zugegeben, nicht im geringsten vermisst habe.
 
Erst am Abend strandeten wir in unserem Klassenzimmer. Dort saßen bereits einige Mädchen, die kleinen Tratschgemeinschaften bildeten und unserer Ankunft kaum Aufmerksamkeit zu schenken schienen. In ihrem Gruppenverhalten hat sich gar nichts geändert.
 
Die ehemalige Klassenlehrerin würdigte uns mit knapper Begrüßung und wandte sich sofort zu ihrer auserwählten Hörerschaft. Ihr Tisch war bereits übersät von Blumen. Als Zeichen tiefster Antipathie platzierte ich mein Bouquet demonstrativ auf eine leere Schulbank. Dieser in Stereotypen befangener Mensch machte all meine Schuljahre zur Höhle.
 
Die Kälte durchströmte mich. Sechs Jahre besuchten wir gemeinsam eine Schauspiel-Klasse, vier bis sechs Stunden zusätzlich zur Hauptschule, täglich von Montag bis Samstag und trotzdem fehlte es dieser Klasse an Gemeinschaftsgeist. Nicht zuletzt deswegen, weil wir während dieser musischen Ausbildung in mehrere konstante Gruppen unterteilt waren. Sowohl damals als auch heute, waren wir gespalten und zu distanziert, um zueinander zu finden.
 
Oksana ließ auf sich warten. Allein wegen der künstlichen Förmlichkeit dieser oberflächlichen Unterhaltung hielt ich es nicht mehr aus, in diesem Klassenzimmer zu bleiben. Schischkin mit seiner Unverfrorenheit nahm von dieser Distanzierung keine Spur wahr, er mischte sich bereits in mehrere Gespräche ein und offenbar genoss er die gewonnene vorgetäuschte Beachtung. Niemand fragte mich nach den Rosen. Seltsam. Gewiss wurden sie alle schon längst über meine Absichten in Kenntnis gesetzt.
  
Inzwischen erfuhr ich, dass zur Feier des Tages für alle Absolventen ein kleines Begrüßungskonzert mit anschließender Tanzveranstaltung organisiert wurde. Es fing gerade an.  Mit wenigen Gleichgesinnten entschlossen wir uns dieser langweiligen Gesellschaft Richtung Konzertsaal zu entfliehen.
 
Dort gab es nur Stehplätze und die ganze Halle erschien mir wie ein überdimensionaler Armeisenhaufen überfüllt mit lauten Jugendlichen. Eine Teenager-Tanzgruppe performte gerade zum Song von Depeche Mode  „Strangelove“. Wir drängten uns zur Bühne, zusammengepresst von aufgeregten Zuschauern, begeistert vom dynamischem Rhythmus und betäubt durch den Lärm. Dieser körperliche Druck steigerte das Gefühl der Zusammengehörigkeit und die Kombination von Alkohol, Rauch und guter Laune wirkte ansteckend auf das ganze Publikum.  Wir verfielen einem kollektivem Syndrom verdammt guter Stimmung, welches sich durch unseren Kontakt zueinander verbreitete und uns alle in eine Euphorie der Verbundenheit versetzte.  Im Kontrast zu früheren Schulerlebnissen  schiente mir dieses Ereignis nicht weniger bahnbrechend als eine Landung am Mond...
 
Das Konzert mündete in einen Tanzabend. Die Bühnenprojektoren und die Discokugel dienten von nun an als einzige Lichtquelle und tauchten diesen riesigen Raum in eine intime Atmosphäre. Meine Kameraden erwiesen sich als bewegungsunfreundlich, ich hingegen könnte mich nicht weiter in einer Stehpose verkrampfen und ging los. Ich kümmerte mich nicht mehr um Oksana und die anderen, es waren so viele neue Gesichter da, so viele sinnliche Stimmen! Genaugenommen könnte ich nur Silhouetten wahrnehmen.
 
Ich visierte einen Vierer-Kreis von gekonnt tanzenden Mädchen und steuerte auf sie zu. Alle Sinne betörend, bewegten sie sich mit natürlicher graziöser Leichtigkeit. „Bestimmt sind sie aus einer Ballett-Klasse“ dachte ich, als ich mich zu ihnen gesellte. Vorerst sagten wir nichts zu einander, ich bewegte mich lässig und lächelte sie an. Sie lächelten zurück. Ein Mädchen sprach mich an, von einem Satz verstand ich nur „Pinocchio“, daraufhin brachen die anderen in Lachen aus. Es war ein gutes Zeichen. In einem Punkt hatten sie wohl Recht. Sie kannten mich aus einer Bühnenaufführung, welche wir vor Tausenden von Kindern mehrfach veranstaltet haben. Und schon verband uns etwas gemeinsames, schon waren wir uns um einen Hauch näher.
Der wahren Nähe begegnete ich im darauffolgenden langsamen Walzer. Schließlich befanden wir uns in einer Kunstschule und diese willkommene Abwechslung kam niemandem seltsam vor. Ich wählte das kesse „Pinocchio“-Mädchen.
- Dima,- stellte ich mich vor
- Lilja, - strahlte sie zurück
Ich möchte gerne wissen, was sie mit ihrem Satz gemeint hatte. Meine Hände glitten zu Ihrer Taille, sie legte ihre auf meine Schulter und zog mich zart zu sich. Hunderte von Stunden lernte ich früher tanzen und sie...konnte es einfach. Eins zwei drei... Durch ihr magisches Können fühlte ich mich sicherer. Es war äußerst eng und wir  lavierten geschickt an anderen Paaren vorbei. Nach einem Dutzend Umdrehungen vergaß ich meinen Körper, eine wohltuende Schwerelosigkeit übernahm die Macht über unseren Bewegungsablauf. Ich gab mich ihr hin.

Ich fühle  mich mit dir, als wäre
Der gegenwärtige Moment
Vergangenheit Zukunft und Leere.
Meditativ und transzendent,
Dem Augenblick, der nichts bedeutet,
Entspringt die ganze Ewigkeit.
Noch gestern waren wir entzweit,
doch die Umarmung hält uns heute.

Eins zwei drei... Meine Partnerin erwiderte meinen vom Glück durchströmten Blick. Noch eine Sekunde, ich flüsterte Ihr etwas ins Ohr, sie flüsterte in meins. Ihre Worte entrissen mich meiner Gedanken. Wir verlangsamten uns. Noch ein Atemzug und meine Lippen berührten ihr Ohrläppchen. Ich war berauscht von frischem blumigem Duft ihrer Haare, Ihre Wärme floss in mich, Ihre helle stimme vibrierte in Resonanz zu meiner. Eins zwei...Der Verstand wurde betäubt und nur die Reflektion unserer intuitiven Empfindungen hielte uns in einer Umarmung. Meine Hände auf Ihrem Rücken, Ihre – um meinen Hals. Eins...Die Zeit blieb stehen. Wir küssten uns.

Sinnlose Zeit bleibt plötzlich stehen
In einem kurzen Atemzug.
Vollkommen glücklich, Augen zu,
Begegnen wir vermisster Nähe.
 
In einem Kuss ist Glück vollendet.
Ich bin entfesselt vom Schicksal
Und möchte gerne dieses Mal
Gefangen sein in deinen Händen.

Ich schloss die Augen und entglitt der Realität. Ihre Lippen suchten nach meinen, die schmeckten nach Freiheit und nach Erlösung von ewigem Alleinsein, atemberaubend süß. So lange sehnte ich mich danach, und so überwältigend unbegreiflich war die Erkenntnis, es endlich gefunden zu haben... Laute Musik entriss uns diesem kurzfristigen Delirium. Wie aus dem herrlichen Traum erwacht, nahm ich die Umgebung wahr.  Der Walzer war schon längst zu Ende, Lilijas Aufmerksamkeit richtete sich auf mich:
- Schon damals, als ich dich zum ersten Mal auf der Bühne sah, wollte ich mit dir zusammen sein. -
Nach ihrem offenherzigen Geständnis war ich sprachlos. Sie griff meine Hand, - Komm, ich möchte dir meine Freundinnen vorstellen…
- Gerne!
Nach einer kurzen ungezwungener Vorstellung, verabschiedeten wir uns von ihren Mitschülern. Seit diesem ersten Kuss wollten wir mit niemandem mehr unsere Zweisamkeit teilen. Als wir uns gerade zum Ausgang durchquälten, überrumpelten uns beinahe Schischkin und Oksana. Stillschweigend nickten wir einander zu.
- Hallo, meine Lieben!, - wagte ich die eiserne Stille durchzubrechen und in dem Moment, als Schischkin mit seinem gierigen Blick meine neue Begleiterin zu mustern begann, umarmte sie mich provokativ, küsste mich direkt auf die Lippen und flüsterte verschwörerisch:
- Wollten wir nicht so schnell wie möglich von hier verschwinden?
Ihrem Vorschlag folgend, winkte ich diesem seltsamen Paar, und schon entglitten wir allen Begegnungen und liefen weiter den Korridor entlang in der Suche nach einer intimen Ecke. Da es im Gang relativ kühl war, entschlossen wir uns unsere warme Kleidung zu holen.
- Treffen wir uns unten beim Fenster neben dem Umkleideraum?
- Versprochen, spätestens in 5 Minuten bin ich dort.
Mein Pullover, mein Mantel und meine Mütze lagen an einer Schulbank im Klassenzimmer, daneben – die Blumen. Ich wollte keine großartige Konversation mit meinen Mitschülern beginnen. Einige Mädchen blickten mich vorwurfsvoll an,  andere – eher wohlwollend.  Die Klasse hat inzwischen mitbekommen, dass ich nicht wegen Oksana zurückgekommen war. Den Jungs schien alles egal zu sein. Nur Igor klopfte mir mitfühlend auf die Schulter: „Bis zum nächsten Mal“. Ich zog mich an, wählte die schönste Rose und mit einem „Hasta la Vista!“ marschierte ich aus dem Raum.
Auf dem Treppenaufgang herrschte Drängelei, erst nach dem ich unseren Treffpunkt erreicht hatte, merkte ich, dass meine Rose abgeknickt war.  
- Hast du die für mich gestohlen?, - Lilija nahm die Rose und atmete den Duft tief ein – Die ist wunderschön, darf ich?, - sie trennte die Blüte vom Still, steckte sie sich in die Haare und lachte mir zu.
Erst jetzt im Licht, konnte ich ihr Gesicht genauer betrachten: volle Lippen mit ein wenig nach unten gezogenen Mundwinkeln, dunkle olivgrüne Augen umrahmt von markanten scharfkantigen Augenbrauen und diese Rose in ihrem Haar.  Schlagartig in ein Bruch einer Millisekunde, wie von Tausenden Lichtstrahlen paralysiert, begriff ich meinen, in Erfüllung gegangenen, Traum. Ich starrte eben auf das einst von mir gezeichnete  Mädchen.
 
(Fortsetzung folgt)

PS: Liebe Leser, Schreiber und Kritiker,
nach wie vor hoffe ich auf eure heftige Anteilnahme an meinem ersten Schreibversuch. Jede Art von Kritik ist willkommen.

« Was vorher geschah12



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MosesBob
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Beitrag02.11.2016 21:10

von MosesBob
Antworten mit Zitat

Hallo Dmitrij! smile

Bitte nicht wundern: Ich habe die beiden Threads zusammengeführt: *klick* (Unter Nummer 3 haben wir die Vorgehensweise für Fortsetzungen festgehalten.)

Beste Grüße,

Martin


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Dmitrij
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Beitrag02.11.2016 22:36
das habe ich auch befürchtet;-)
von Dmitrij
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Sorry, Martin,

leider warst du ein wenig schneller, als ich vermutet habe;-) Ich gebe dir das Winnetou-Wort, dass ich kein Wiederholungstäter bin.
Warum wollte ich die Regel umgehen, liegt wohl auf der Hand. Erstens wollte ein wenig Kritik ernten, bevor der Text in die Vergangenheit geriet. Zweitens darf man erst nach zweitem Einstand in die Prosa-Werkstatt. Und drittens, wollte ich rein aus Neugier die Grenzen testen;-)

PS: hast du es gelesen?
PS1: Wenn Ja, wie war es?

Vielen Dank im Voraus,
Dmitrij


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poetnick
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Beitrag04.11.2016 12:19

von poetnick
Antworten mit Zitat

Hallo Dmitrij,

habe die Fortsetung mit Interesse gelesen und werde es noch wieder lesen - bin somit auf den Spuren dieser russischen Jugend und Liebe.
Brauche für eine ausführliche Rückmeldung etwas Zeit und melde mich dann wieder.

Liebe Grüsse - Poetnick


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Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus
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Heidi
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Beitrag04.11.2016 23:20
Re: Die Begegnung
von Heidi
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Hallo Dmitrij,

hier kommt heftige Anteilnahme smile
Da hast du ja einen ganzen Batzen Text reingestellt, aber ich hatte keine Probleme, zu Ende zu lesen (und das soll was heißen Smile ).
Du erzählst ruhig und detailliert, du scheinst die Szene klar vor Augen zu haben.

Ein bisschen verwirrt war ich über die Tatsache, dass dein Erzähler Lilja jetzt neu kennenlernt, wo er doch im ersten Teil einen Brief von ihr bekommen und sie auch als seine Freundin betitelt hat. Und die Zeichnung entstand ja auch vor diesem Treffen? Wie kann das sein? Oder verwechsle ich da jetzt was, und im ersten Teil war nur die Sache mit dem Brief gegenwärtig erzählt und alles andere eine Rückblende (also noch bevor er Lilja zum ersten Mal begegnete)?

Die Tanz- und Kussszene liest sich beinahe wie ein Märchen, weil es so unglaublich wirkt, dass sich die beiden finden und sofort als Seelenverwandte erkennen und sofort küssen, ohne vorher richtig miteinander gesprochen zu haben. Ist das so gemeint? Märchenhaft, meine ich? An sich würde ich das als Umsetzung spannend finden.
Allerdings ist das Liebesgeplänkel für meinen Geschmack etwas zu kitschig umgesetzt, aber ich bin hierbei wohl kein Maßstab, weil Liebesszenen sehr schnell kitschig auf mich wirken.

Es gibt ein paar Längen im Text und anderen Kleinkram, der mir aufgefallen ist. Wenn du magst schaue ich mir die Geschichte noch mal im Detail an.

Herzliche Grüße,
Heidi
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Dmitrij
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Beitrag05.11.2016 01:08
Re: Die Begegnung
von Dmitrij
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Heidi,
vielen herzlichen Dank für deine "heftige Anteilnahme" an meinen ersten Schreibversuchen. Ich habe alle Vorschläge mehrmals durchstudiert und bin zum Entschluss gekommen, die alle in einer vervollständigter neuen Version zu berücksichtigen. Sorry für so viele Adjektive;-)

Heidi hat Folgendes geschrieben:
...eine Rückblende (also noch bevor er Lilja zum ersten Mal begegnete)?


Ja, es ist ein Rückblick. Vielleicht musste ich es anders umsetzen. Ab diesem Satz beginne ich in der Vergangenheitsform zu erzählen: "Abgesehen von meiner Flamme im Kindergarten, bin ich bisher nur einmal richtig verknallt gewesen, in ein Mädchen aus meiner Klasse..." u.s.w. u.s.f. bis der Prota seine Lilija trifft.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Die Tanz- und Kussszene liest sich beinahe wie ein Märchen, weil es so unglaublich wirkt, dass sich die beiden finden und sofort als Seelenverwandte erkennen und sofort küssen, ohne vorher richtig miteinander gesprochen zu haben.
Ja, diese russische Straßenkinder Laughing Es ist schon verrückt, was ich da geschrieben habe, schwer zu glauben, stimme zu Shocked
Natürlich kann man diese Szene noch immer durch einen Gespräch ergänzen. Ich bin zu allem bereit Smile Wie gesagt, bevor ich kein eigenes Gespür entwickelt habe, muss ich mich auf deins verlassen. Wenigstens bin ich noch lernfähig.
Heidi hat Folgendes geschrieben:
"wie ein Märchen"
  Heidi, du spürst schon alles bevor ich es geschrieben habe. Bis jetzt auf jeden Fall wollte ich genau diesen Eindruck erwecken.  
Es wird aber keins Twisted Evil Ich vermute, du weißt schon wie das Ganze abläuft.
Heidi hat Folgendes geschrieben:
sehr schnell kitschig auf mich wirken

Auf mich auch!  Solche a la Perfektionismus - Szenen wirken auf mich wie die ausgestopften Exponate in einem Museum. Irgendwie trocken unecht leblos. Ich habe versucht dieses Klischee mit einem Gedicht zu kombinieren, in Hoffnung den Gesamteindrück zu retten.
Heidi hat Folgendes geschrieben:
Es gibt ein paar Längen im Text und anderen Kleinkram, der mir aufgefallen ist. Wenn du magst schaue ich mir die Geschichte noch mal im Detail an.


Darauf habe ich heimlich gewartet(lautes Jubeln) Rolling Eyes Bitte bitte bitte erfülle meinen sehnlichsten Wunsch und zerlege diese Schreiberei in Kleinkram und etwas Greifbares, womit man einen Leser fesseln kann Embarassed

Liebe Grüße nach Stadt der Brücken!
Dima


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Murmel
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Beitrag05.11.2016 16:45
Re: Die Begegnung
von Murmel
Antworten mit Zitat

Dmitrij hat Folgendes geschrieben:
Bitte bitte bitte erfülle meinen sehnlichsten Wunsch und zerlege diese Schreiberei in Kleinkram und etwas Greifbares, womit man einen Leser fesseln kann

Das kommt auf den Leser an, Dmitrij.

Deswegen gibt es sie, diese Genres, deren Konventionen die Erwartungen des Lesers widerspiegeln.

Du schreibst wirklich gut, sprachliche Details, ja, hin und her, aber als erstes kommt es aufs Ziel an. Was willst du schreiben - und für wen. Diese Frage nach dem "für wen" wird oft mit Verachtung betrachtet, willst du veröffentlichen, wird sie leider wichtiger als einem Autor lieb sein kann.

Ich habe Interesse an deinem Werk, weil es mir einen Einblick in einer fremde Kultur erlaubt. Ist so, nicht wahr? Aber ich weiß noch nicht, wo du mit deinem Werk hinwillst.

Jugend ab 14... hm. Das deutet auf erste Liebe hin. Dennoch ist dein Stil erwachsen. Es ist eine Retroperspektive und damit eigentlich nicht Jugend ab 14. Die Katze beißt sich in den Schwanz: Für wen willst du schreiben? Dann kannst du sehen, was du tun musst, um diese Lesergruppe bei der Stange zu halten.


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