Blut ist dicker als Wasser

[Fion]

Moin

Ich habe Euch mal diese Story geschrieben.



Blut ist dicker als Wasser

Kaum dass sie mit allen Vieren wieder auf dem Boden steht, faucht sie mich auch schon an. „Bist du wahnsinnig?“ Dabei zeigt sie mir ihre volle Breitseite …aufgeplustert und mit Buckel.
„…Ich … ich wollte doch nur.“
Ihre Augen funkeln zornig, die Ohren sind wütend angelegt.
Jetzt kann ich mich jetzt auf eine Abreibung gefasst machen…
„Verdammt, von so einem Schock kann man sterben!“ Ihr Blick fällt kurz auf die Salatgurke neben ihr. Das grüne Gemüse erntet einen Prankenhieb. „Du bist so bescheuert.“
Aus der klaffenden Wunde, in der Gurke, quellen Wassertropfen.
Ja, ich bin bescheuert. Eigentlich sollte da mein Blut fließen. Muss ich denn, wider besseres Wissens, alles nachäffen?
„Komm mal mit!“ Sagt sie zuckersüß und stolziert aus dem Flur, in mein Arbeitszimmer hinein.
Ich folge ihr mit hängendem Kopf. „Hör mal, es tut mir leid.“
„Mir nicht“, katzt sie mich an. „Das Ding da“, sie deutet auf den Laptop auf der Couch, „stell das…“, sie schaut sich um, „da in den Schrank!“
Reumütig folge ich ihrer Anweisung.
„Türen zu!“
„Ja, du hast Recht. Der Kasten ist an allem schuld.“
„Abschließen!“
Nur widerwillig drehe ich den Schlüssel.
Sie streckt mir ihre Pfote entgegen. „Her damit!“ Mit einem Funkeln in den Augen, pflückt sie ihn aus meiner Hand und versteckt in tief im roten Fell. „Setz dich!“
Gebeugt schlurfe ich zur Couch und lasse mich hineinplumpsen. Ach, wäre es doch eben mein Blut gewesen. Blöder Computer. Aber, damit ist wohl auf unbestimmte Zeit nicht mehr zu rechnen. Haha, Wortspiel … nur die doppelte Punktezahl wird auf meinem Schuldenkonto angeschrieben. Betreten schaue ich zu Boden und fühle ihren strafenden Blick. War es denn nicht genug, alle drei Varianten im Netz anzusehen … musste ich auch noch selbst die Salatgurke hinter meine -in Frieden speisende- Katze schmuggeln? Bei dem Gedanken huscht ein Grinsen über mein Gesicht.
„Und es gefällt dir noch immer?“  
„Nein.“
„Lüg mich nicht an.“
Ich presse meine Lippen aufeinander. In dieser Stimmung sollte man sie nicht noch mehr provozieren. „O.K. Wie lang dieses Mal?“
„Drei.“
„Tage?“
„Wochen!“
War der Hüpfer das wert gewesen? Ich schaue mir in Gedanken die Szene nochmal an. Nicht das Springen allein … aber ihr spitzer Schrei. Ich kann mein Kichern nicht verhindern. Schnell räuspere ich mich. „Aber warum?“
„Deine Strafe?“
„Nein. Weshalb ihr euch so erschreckt … vor einer Gurke?“
Sie seufzt und schließt kurz ihre Augen. „Also gut. Du weißt woher wir stammen?“ Sie wartet meine Antwort nicht ab. „Aus Wüsten! Auch auf unserer alten Speisekarte standen Mäuse. Aber, hinter diesen kleinen Dingern waren auch die Schlangen her. …Stell dir einfach mal vor, du konzentrierst dich auf deine Beute und von hinten schlängelt sich eine an, und schnappt sie dir vor der Nasse weg. Und … du kannst froh sein, wenn du nichts von dem Gift abbekommen hast. Meine Tante hat es erwischt!“
Ich bücke mich, hebe sie hoch, gebe ihr einen Kuss -trotz dieser Übertreibung-  und trage sie in die Küche. Im Vorbeigehen bekommt die Schlangengurke einen Tritt. Dann setze ich mein Kätzchen auf der Arbeitsfläche ab und öffne den Kühlschrank.
Schnurrend leckt sie die Butter von dem Löffel.

[Stefanie]

Der Text gefällt mir. Wie die Katze in der Beziehung bestimmt, ist so typisch und wird durch die Überspitzung mit dem einkassierten Schlüssel gut betont.

Die Erklärung mit der Angst vor Schlangen würde ich weglassen, weil sie den humorigen Aspekt der Geschichte durch nüchterne Information herunterzieht.

[poetnick]

Hallo Fion,

mit gefällt an dieser Geschichte die glaubhafte Darstellung der oft devoten Beziehung Mensch/Katze.

Dialoge und Handlung vermitteln das sehr lebendig.  Ebenso anschaulich und authentisch wird der Furor der Katzenwut und Panik dargestellt.
In seinem Überschiessen hier –humorig- weiter gedichtet. Etwas Mühe hatte ich damit die (Schlangen) Gurke als wirkmächtige Ursache
für den furiosen Ausbruch der Katze nachzuvollziehen.

Das Erbe der Wüstenherkunft scheint mir etwas dünn als hintergründiger Auslöser für diese Situation.
Zwei Punkt sind mir noch aufgefallen:   

[Pudelzucker]

Hallo Fion,

süße Geschichte. (Und nette Abwechslung zu der direkten Tier-Perspektive)

Mir ist noch eine Wortwiederholung aufgefallen:

[Fion]

Erst mal:
Ein ganz herzliches Dankeschön für`s Lesen.

@Stefanie
Denke ehrlich darüber nach, den letzte Teil rauszuschmeißen. (Der Story wegen) Aber nur nüchtern ist der Teil nicht ...eher, genau so ausgedacht. Ist einfach meine Hypo: Warum sie so springen.
Aber die Gedanken bleiben. Mal schauen, vielleicht sagt ja noch einer was dazu.

@poetnick
Das kannst du auch wirklich glauben,
meine Katze sprich wirklich so mit mir.
Ne, Spaß. (Sie hat mir noch nie ein Computerverbot erteilt. Aber, sie bittet mich, Funny-Cat`s immer sehr leise zu schauen.)
...Geb einfach mal Gurke und Katze ein...
... habe ich mir nicht ausgedacht.
... das mit der Wüste (siehe Stefanie) dann doch.

Für die Fehlersuche, Danke.
Und das -Grüne-  fliegt. (Vielleicht mache ich das in einen Satz)

Aber eine Verstärkung? Pfui
Ne, ehrlich nicht.

@Pudelzucker
Danke für das aufgespürte Doppel.
Vielleicht ist es ja auch nur die Überraschung. Wenn ich mich lässig umdrehte, während des Essens, und dann irgendetwas großes dunkles sähe ... nur wäre mein Sprung nicht im Mindesten so elegant. Tja
Ausprobiert habe ich es bei ihr natürlich noch nicht.
Dafür kann man ja schreiben.
Aber man sieht ja, was dabei raus kommt: Fehler und Computersperre.

Pudelzucker, echt süß.
Ist dir das eingefallen? Hast du den gefunden? Wollte dich eigentlich direkt anschreiben. Aber so geht es ja auch.



ABER noch was:
Bitte, nicht nachmachen!!!
Und auf Ju-tjup sind auch entsetzliche Videos zu sehen.

[Pudelzucker]

Ach, lustig, dass die Schlangenhypothese dir so eingefallen ist, das hab ich auch mal gehört. Klingt auf jeden Fall plausibel... bis auf das mit der Tante vielleicht

[Federfarbenfee]

Da hatte ich beinahe 30 Jahre lang Katzen als Mitbewohner. Und das mit der Angst vor Gurken ist komplett an mir vorbeigegangen. Eine beinahe unverzeihliche Wissenslücke.

Sehr kurzweilige, kleine Geschichte. Gerne gelesen.

PS: Mir hat es gefallen, dass am Ende eine kurze Erklärung folgte. Für mich hat sie das Leseerlebnis nicht geschmälert.

Liebe Grüße von Mary

[Fion]

Moin

@Pudelzucker
Den Schnaps könnte ich auch sehr gut gebrauchen!

@Federfarbenfee
Danke Mary, für dein: Gerne gelesen.
Gut, dass du was zu dem Ende geschrieben hast.
Jetzt habe ich eine Pro und eine Contra Stimme.


Ich habe die Fehler in meiner Datei korrigiert, weiß aber nicht, ob ich die noch mal hier reinstellen soll. Eher nicht, ne?

[Heldin_der_Nacht]

Ich finde die Geschichte schon süß und unterhaltsam. Ich mag Katzen sehr und nach 14 Jahre Zusammenleben mit einem Kater kann ich sagen, dass Katzen immer die Hosen anhaben. Deine kleine Geschichte verkörpert das tatsächlich ziemlich gut.

Auch wenn Katzen natürlich keine Angst vor Gurken haben, sondern nur vor der Tatsache, dass etwas in ihre Beharrlichkeitszone kommt, das ihnen schaden könnte (Angreifer, gefährliche Tiere z.B.) Die Katze merkt nicht, wie sich etwas an sie heranschleicht (oder wie jemand eine Gurke hinlegt), weil sie beim Fressen ist und sich nur darauf konzentriert, und erschrickt dann vor dem vermeintlichen Feind. Also an alle Katzenbesitzer hier: Bitte nicht nachmachen, das ist wirklich schlecht für die Tierchen. Sorry fürs Moralapostel spielen

[Fion]

Moin Heldin_der_Nacht

Danke,  
auch für deinen Kommentar.

Und man kann gar nicht oft genug sagte:

NICHT NACHMACHEN
            ...
DENKT AN DIE KONSEQUENZEN

(Für Atheisten: Vielleicht stehen die unbezahlten Überstunden, zu denen ihr durch euren miesen Vorgesetzten gezwungen werdet, ja doch in Zusammenhang mit der Gurke?)

(Für Buddhisten: Ihr werdet als Gurke wiedergeboren. Die dann pausenlos hinter Katzen platziert wird.)

(Für Christen: Kaum oben auf der Wolke angekommen, genehmigt ihr euch den ersten Becher Manna ... ihr hört ein leises Zischeln, dann seht ihr zwischen den Sonnenstrahlen, wie Jesus und Petrus sich eilig davon machen ... das Zischeln ... die werden doch nicht, wegen der Kleinigkeit von Damals ... die Schlange, Satan persönlich ...das Zischeln wird lauter, es mischt sich der beißende Geruch von Schwefel dazu ... PENG ... vor Schreck fällt euch der Becher aus den Hand ... aus der strahlenden Ferne dringt prustendes Gelächter.)

                                                

[Christof Lais Sperl]

Lediglich "blöder Computer", der Ausdruck gefällt mir nicht. LG,c