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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Es war einmal... in Alabama


 
 
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MarcElborado
Geschlecht:männlichErklärbär

Alter: 35
Beiträge: 1
Wohnort: Geesthacht


Beitrag23.09.2016 08:56
Es war einmal... in Alabama
von MarcElborado
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Zusammen,

mein Einstand ist die folgende Geschichte. Und egal ob harte Kritik oder großes Lob. Es ist alles Willkommen.

Viele Grüße

MarcElborado

                  Es war einmal… in Alabama

„Meine Eltern. Ich habe ihnen endlich mit 24 Jahren erzählt, dass ich homosexuell bin. Na und? Ich habe mir eingeredet die Welt ist nun soweit, meine Eltern sind soweit. Aber anscheinend habe ich mich, zumindest in dem einen Punkt, getäuscht. Täglich starre ich mein Telefon an, schaue in den Briefkasten, ob es irgendein Lebenszeichen meiner Eltern gibt. Einen Brief. Ein verpasster Anruf. Ob ich in ihrem Leben noch eine Rolle spiele? Wir hatten so ein enges Verhältnis zueinander. Ich konnte ihnen alles anvertrauen, sowie sie mir alles anvertrauen konnten. Doch nun, Funkstille. Wie es weitergehen soll? … Ich habe keine Ahnung.“

Der Herbst war gekommen. Das Farbenspiel der Blätter an den Bäumen war atemberaubend. Ein Perfekter Indian Summer, wie man so schön zu sagen pflegt. Vier Monate war es nun her, dass Noah endlich seinen ganzen Mut zusammenfasste und seine Eltern anrief. Er konnte sie einfach nicht weiter belügen. Für Noah war es eine Lüge. Sein ganzen Leben war eine, solange er seinen Eltern nicht die Wahrheit erzählte. Denn er wusste schon früh, dass er anders war. Im Sportunterricht schaute er nicht den Mädchen, sondern den Jungs hinterher. In der Umkleide wusste er nicht wohin er dann gucken sollte, um nicht aufzufallen. Doch heute, seitdem er in Bradford studierte, war alles anders. Er hatte jemanden seinesgleichen kennengelernt, Vincent. Vincent war ein junger, gutaussehender Mann, ebenfalls Student an der Uni. Nach einigem hin und her, trafen sie sich das erste Mal und aus dem ersten Mal wurden so einige Treffen. Es kam, wie es kommen musste. Der erste Kuss. Gefühle. Liebe.
 
 Es war ein Sonntag, „Hallo Mom, mhm.. wie geht es euch? Ist Dad im Haus?“, fragte Noah sichtlich aufgeregt. Das Blut rauschte in seinen Ohren und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er glaubte für einen Moment zu ersticken. „Schatz, wie schön das du anrufst! Wie läuft es bei dir in Bradford? Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber im Krankenhaus war so viel zu tun. Naja und Dad,.. es ist eben dein Dad. Er hat es nicht so mit telefonieren. Soll ich Ihn ans Telefon holen?“, seine Mutter klang fröhlich, fast überschwänglich. Noah begann mit zittriger Stimme, „ Ja. Ja hier in Bradford ist alles in Ordnung. Ich habe viel in der Uni um die Ohren.. Nein, also ja. Aber ich möchte, ich muss mit euch beiden sprechen.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. War es Besorgnis? Vermutlich, dachte Noah. „ Mein Schatz, du klingst so.. so traurig, ist was passiert?“, eindeutig lag Besorgnis in der Stimme seiner Mutter, „Robert, nun komm endlich. Noah ist am Telefon und er hat uns was zu sagen!“ Während sie nach seinem Dad rief, schweifte Noah ab. In Gedanken war er schon bei dem Gespräch. Wie würden Sie wohl reagieren? Er würde es gleich wissen. Seine Mom fragte ihn etwas, aber er verstand durch den Nebel seiner Gedanken nichts. „Mom, hast du was gesagt?“, Noah erwachte aus seiner Trance. „Hallo mein Junge! Schön dich zu hören. Du willst uns was erzählen? Es klingt ziemlich dringend? Was ist los mein Junge?“, polterte sein Vater.

So lange Noah denken konnte, nannte sein Vater ihn immer „Mein Junge“. Er verbrachte viel Zeit mit seinem Dad. Sie waren ein Gespann, wie zwei Brüder. So störte es auch im Kindesalter nicht „mein Junge“ gerufen zu werden. Erst als Noah zu einem Teenager heranwuchs, wurde es ihm langsam peinlich. Aber es hinderte Robert bis heute nicht daran, seinen Sohn so zu nennen. Seine Mutter hingegen hatte viele Kosenamen für ihren Noah. Einmal ging es soweit, da war Noah schon elf Jahre alt, schrieb er eine Liste und legte Sie seiner Mutter auf dem Tisch. Ein Blatt mit Kosenamen, die sie an einem einzigen Tag verwendete. Das war ihr sichtlich peinlich, und sie verstand was Noah ihr damit sagen wollte. Von da an gab es nur noch einen.. Mein Goldstück.

Noah nahm all seinen Mut zusammen und begann, „Mom, Dad, es fällt mir schwer.. Aber ich habe euch mein ganzen Leben belogen. Ich habe zumindest das Gefühl euch belogen zu haben. Früh wusste ich, dass ich anders bin als andere..“ „Aber was redest du denn da, du-“ , er schnitt seiner Mutter das Wort ab. „Nicht. Bitte lasst mich aussprechen. Also das, was ich euch sagen will ist… ich… Ich mag Jungs. Ich bin schwul.“, Noah schluckte schwer, aber gleichzeitig fiel ihm auch ein Stein vom Herzen. Nun endlich war das unausgesprochene ausgesprochen. Doch das Glücksgefühl sollte nicht lange anhalten. „Du bist was?! Noah, das kann doch nicht dein erst sein? Was stimmt mit dir nicht?! Du…magst Jungs?! Ist das dein Ernst?“, sein Vater brüllte vor Wut und zum ersten Mal war er nicht sein Junge. Die Mutter hingegen, voller Schock, schwieg. Was Noah nicht sehen konnte war, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Doch sie weinte nicht etwa, weil sie böse auf ihn war, sondern weil Robert so erbost ins Telefon brüllte.

„Dad. Ich.. Ich wollte es nicht.“,  flüsterte Noah. Er wusste, er brauche sich nicht zu entschuldigen. Gegen die Liebe kann man einfach nicht gegen an gehen. Es ist wie es ist. Und damit müssten seine Eltern leben. „Noah? Noah! Ich.. Nein, wir sind enttäuscht von dir. Nicht weil du es uns gegenüber verheimlicht hast, sondern weil du so geworden bist. Schwul?! Von diesem Tag an, das kann ich dir versprechen, haben wir keinen Sohn mehr.“ , mit diesen Worten legte sein Vater auf und Noah hörte nur noch das Rauschen in der Leitung. Sein Herz raste, er glaubte gleich umzukippen. Keinen Sohn mehr? Ihm wurde übel und schwindelig. Und er brach in Tränen aus. Das war im Sommer.

Nach dem Herbst, kam der Winter und nach dem Winter der Frühling. Und so vergingen viele Monate und Jahre. Noah spürte in dieser Zeit immer einen Stich in seinem Herzen. Von seinen Eltern hatte er tatsächlich nie wieder etwas gehört. Nur über Verwandte wusste er, dass es ihnen gut ginge. In den Jahren hat sich viel getan. Noah war nun Neunundzwanzig und immer noch glücklich mit Vincent zusammen. So glücklich, dass schon bald die Hochzeitsglocken läuten würden. Für Noah war es ein ganz besonderer Tag, nicht nur wegen der Eheschließung, sondern auch weil es der Tag war, an dem er seinen Eltern erzählte, dass er schwul ist.

Die Einladungen waren vor Wochen verschickt, die Feier geplant. Alle haben zugesagt, alle bis auf seine Eltern. Der große Tag war gekommen. Noah´s Herz hüpfte vor Freude, heute würde er Vincent gegenüber stehen und ein Gelübde abgeben. Das Versprechen vor Gott. Er dachte wieder an seine Eltern und so gleich wurden seine Augen ganz glasig und Tränen kullerten ihm über das Gesicht.

Noah war spät dran. Musste einen klaren Gedanken fassen. Klare Gedanken in Hinblick darauf, dass Mom und Dad die Hochzeit des eigenen Sohnes verpassen würden. Der Hochzeit wissendlich fern bleiben würden. Denn natürlich hatte er trotz des Schweigens zwischen Ihnen eine Einladung an seine Eltern geschickt. Er stieg aus dem Auto. Vincent und all die anderen Gäste mussten sich schon in der kleinen Kapelle am Park eingefunden haben. Er zitterte vor Aufregung und es drehte sich alles, mit wankendem Schritt ging er langsam auf die Kapelle zu.

Die Zeremonie verlief herzlich und mit viel Gefühl. Beim ersten Kuss als Ehepaar applaudierten und jubelten die Gäste, als wären sie auf einem Konzert. Langsam gingen Noah und Vincent an den Bankreihen, Richtung Ausgang, vorbei. Sie wurden beglückwünscht und schauten in die ein oder anderen, mit tränen gefühlten, Augen. Als die schwere Tür der Kapelle aufging und die beiden hinaustraten, wurden sie von einem Schwall weißer Tauben begrüßt, die in den Azurblauen Himmel aufstiegen. Nun sollte es zu der Feier gehen und alle sollten fröhlich sein. Doch als Noah den Weg der Kapelle hinunterschaute, sah er nicht das Hochzeitsauto, den grauen Oldtimer,  der bestellt wurde. Stattdessen stand dort unten ein schwarzer Van. Vincent war beunruhigend still, was Noah gar nicht von ihm kannte wenn etwas nicht nach Plan lief. Irgendwas muss hier vorgehen. Plötzlich öffnete sich die hintere Schiebetür und im gleichen Augenblick glaubte Noah einem Herzinfarkt nahe zu sein. Seine Eltern. Erstarrte Vincent ungläubig an. „ Nun lauf schon mein Schatz.“, sagte er „Hast du es etwa… Hast du es etwa gewusst? Hast du es eingefädelt?“, stammelte Noah „Ich wäre nicht dein Vincent, wenn ich nicht heimlich deine Eltern angerufen hätte und um ein Gespräch gebeten hätte. Ich habe mich lang mit ihnen unterhalten. Es war ein sehr tränenreiches Gespräch. Und nun geh schon… Ich liebe dich!“, er gab Noah einen kleinen schubs.

Noah lief, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen ist. Ihm brannte es in der Lunge und würde er unten ankommen wäre er völlig aus der Puste und verschwitzt. Aber das war ihm egal. Es war alles Egal. Jetzt zählten nur seine Eltern. Seine Mom. Sein Dad. Als er näher kam, die Schritte verlangsamte, sah er seine Eltern bitterlich weinen. Ab und an schaute sein Vater beschämt zu Boden. Noah wusste genau, wie leid ihnen es tat und er wollte sie nicht noch mehr bestrafen. Seine Eltern waren alt geworden dachte er. Alt geworden vor Kummer und Schmerz? Bestimmt.

Noah spürte die ganze Zeit bereits einen Klos im Hals und seine Augen füllten sich mit Tränen. Nun endlich war es so weit. Nach so vielen Jahren. Er schloss seine geliebten Eltern in die Arme. Als wäre nichts gewesen. Als hätten sie sich gerade letzte Woche erst gesehen. „Mom, Dad… Ich liebe euch.“, wisperte er, eingeklemmt und die Wärme spürend zwischen seinen Eltern. Während seine Mutter vor Glückseligkeit kein Wort herausbrachte und fürchterlich weinte, hörte er von seinem Vater die Worte, die er als Kind geliebt und als Teenager so gehasst hatte. „Mein Junge. Du bist mein Junge!“, sprach er. Nun würde alles wieder gut werden.

„Ich habe mir nie ein Bild von Noah´s Eltern machen können, kannte sie nur aus seinen Erzählungen. Aber im Herzen wusste ich, dass sie tolle Eltern waren. Robert und Mary. Sie haben einen so wundervollen Sohn erschaffen, den ich über alles Liebe. Es gab für mich also keinen Grund lange zu zögern.. Als die Einladungen verschickt waren und ich mir sicher war nun müsse die auch seine Eltern erreicht haben, rief ich sie einfach an. Zuerst war das Gespräch einsilbig und kühl verlaufen, doch im Laufe der Zeit öffneten Sie sich. Weinten und baten um Verzeihung. Sie versprachen zur Hochzeit zu kommen.. Ganz ehrlich? Sicher war ich mir dennoch nicht. Aber so ist es geschehen. Noah´s Herzenswunsch hat sich erfüllt und ich freue mich für und mit ihm. Denn er ist für alle Zeit der Welt auch mein Junge..“

                                                  The End



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rsonnberg
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R
Beitrag23.09.2016 19:56
Rettungslos verloren im Strom der Zeit ...
von rsonnberg
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Moin Marc,
ich versuche mich einmal mit dem Anfang.

Du hast dir ein schweres Thema ausgesucht, zu dem es so viele Meinungen gibt, wie Menschen existieren. Vor allem aber eins, das wahrscheinlich niemanden kalt lässt. Respekt vor deinem Mut!

Das finde ich gut. Leider kommt jetzt das, was ich nicht gut finde. Ich verirre mich rettungslos in den Zeiten, weil du sie nicht sauber trennst. Du beginnst mit der Gegenwart und der Ich-Perspektive, wechselst dann in die Vergangenheit in die auktoriale Perspektive und erzählst dort in der Vorvergangenheit. Als Leser wäre ich spätestens hier ausgestiegen:
„Vier Monate war es nun her, dass Noah endlich seinen ganzen Mut zusammenfasste und seine Eltern anrief.“

Dieses Problem zieht sich wie ein roter Faden durch deine Geschichte und du stehst scheinbar genau so sehr mit dem Plusquamperfekt auf Kriegsfuß wie ich noch vor einigen Jahren. Nicht schlimm, kann man lernen.

Doch es hat für mich dazu geführt, dass ich den roten Faden in deiner Geschichte einfach nicht gefunden habe. Vielleicht auch deshalb, weil du mit deinen Absätzen ein wenig sparsam umgehst. Es wäre leichter, wenn du die, die du jetzt gesetzt hast, verzehnfachst. Mindestens jedoch in den Dialogen, wenn der Sprecher wechselt.

Ordne deine Gedanken dazu (ich vermute eigene Gefühlsbetroffenheit bei dir und da ist es normal, wenn alles Drunter und Drüber geht), dann kannst du sie auch geordnet niederschreiben. Alles andere tut der Geschichte nicht gut.

Macht aber nichts. Ich denke, wenn du den Mut hast, ein schwieriges Thema anzufassen, hast du auch den Mut, daran zu arbeiten.

Lieben Gruß
Rainer


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Seraiya
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Beiträge: 924



Beitrag23.09.2016 20:05

von Seraiya
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Hallo Marc,

Der Text konnte mich nicht lange halten.
Ich habe eine ausgeprägte Abneigung gegen das kleine Wörtchen "war" und wünsche mir in dieser Hinsicht mehr Kreativität anstatt immer wieder dieselben Wörter.
Davon abgesehen kam es mir direkt so vor, als hätte ich diesen Anfang schon zig Mal gelesen.
Der Text hat mich aufgrund der distanzierten Erzählweise am Anfang schnell gelangweilt. (Ich habe ihn nicht zu Ende gelesen)

Zitat:
   Der Herbst war gekommen. Das Farbenspiel der Blätter an den Bäumen war atemberaubend. Ein Perfekter Indian Summer, wie man so schön zu sagen pflegt. Vier Monate war es nun her, dass Noah endlich seinen ganzen Mut zusammenfasste und seine Eltern anrief. Er konnte sie einfach nicht weiter belügen. Für Noah war es eine Lüge. Sein ganzen Leben war eine, solange er seinen Eltern nicht die Wahrheit erzählte. Denn er wusste schon früh, dass er anders war. Im Sportunterricht schaute er nicht den Mädchen, sondern den Jungs hinterher. In der Umkleide wusste er nicht wohin er dann gucken <- "gucken" geht für mich gar nicht. sollte, um nicht aufzufallen. Doch heute, seitdem er in Bradford studierte, war alles anders. Er hatte jemanden seinesgleichen <- als wäre er ein Alien kennengelernt, Vincent. Vincent war ein junger, gutaussehender Mann, ebenfalls Student an der Uni. Nach einigem hin und her, trafen sie sich das erste Mal und aus dem ersten Mal wurden so einige Treffen. Es kam, wie es kommen musste. Der erste Kuss. Gefühle. Liebe.
  


Edit:
Bei Dialogen bitte Absätze einfügen.


LG,
Seraiya


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Mara
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Beitrag23.09.2016 20:16

von Mara
Antworten mit Zitat

Hallo Marc,

ich habe deinen Text gelesen und dir ein paar meiner Gedanken und einige Anregungen dazu geschrieben. Grundsätzlich sagst du viel und zeigst wenig. Ob mir die kursiv gesetzte Einleitung und der Schluss gefällt - da bin ich immer noch am Überlegen. Der Anfang ist ja von Noah, das Ende von Vincent. Es ist auf jeden Fall eine originelle, etwas andere Idee.

Die Anmerkungen sind natürlich nur meine Eindrücke: Suche dir heraus, was für dich Sinn macht und wo du denkst, es könnte deinen Text besser machen! Smile

Zitat:
„Meine Eltern. Ich habe ihnen endlich Ich weiß nicht, ob du schon von "Füllwörtern" gehört hast - in der Regel sind sie entbehrlich. mit 24 Jahren erzählt, dass ich homosexuell bin. Na und? Ich habe mir eingeredet die Welt ist nun Füllwort soweit, meine Eltern sind soweit. Aber anscheinend habe ich mich, zumindest in dem einen Punkt, Hier kannst du kürzen. Den Satzteil braucht die Geschichte nicht. getäuscht. Täglich starre ich mein Telefon an, schaue in den Briefkasten, ob es irgendein Lebenszeichen meiner Eltern gibt. Einen Brief. Ein verpasster Anruf. Ob ich in ihrem Leben noch eine Rolle spiele? Wir hatten so ein enges Verhältnis zueinander. Ich konnte ihnen alles anvertrauen, Das stimmt ja offenbar nicht. Wenn er ihnen "alles" anvertrauen kann, dann hätte er ihnen längst sagen können, dass er homosexuell ist. sowie sie mir alles anvertrauen konnten. Doch nun, Funkstille. Wie es weitergehen soll? … Ich habe keine Ahnung.“
Der Herbst war gekommen. Das Farbenspiel der Blätter an den Bäumen war atemberaubend. Klassisches "Tell". Ich kann dir das jetzt glauben, oder auch nicht. Du zeigst es mir nicht.Ein Perfekter Indian Summer, wie man so schön zu sagen pflegt. Vier Monate war es nun her, dass Noah endlich seinen ganzen Mut zusammenfasste Hmm. Man fasst Mut, aber "Mut zusammenfassen"?und seine Eltern anrief. Er konnte sie einfach nicht weiter belügen. Für Noah war es eine Lüge. Sein ganzen Leben war eine, solange er seinen Eltern nicht die Wahrheit erzählte. Denn er wusste schon früh, dass er homosexuell anders war. Meine ganz persönliche Meinung: Mit dem Wort "anders" bestätigst und bekräftigst du Vorurteile. Ich nehme an, dass ist nicht deine Absicht. Noah ist homosexuell. Punkt. Er ist nicht "anders". Im Sportunterricht schaute er nicht den Mädchen, sondern den Jungs hinterher. In der Umkleide wusste er nicht, wohin er dann gucken sollte, um nicht aufzufallen. Doch heute, seitdem er in Bradford studierte, war alles anders. Er hatte jemanden seinesgleichen Für mich wieder ein rotes Tuch: "seinesgleichen" kennengelernt, Vincent. Vincent war ein junger, Dieses Adjektiv kannst du unbesorgt einsparen, da du gleich darauf erzählst, dass Vincent ein Student ist. Das impliziert, solange nichts anderes berichtet wird, dass er jung ist. gutaussehender Mann, ebenfalls Student an der Uni. Nach einigem hin und her, trafen sie sich das erste Mal und aus dem ersten Mal wurden so einige Treffen. "... und aus dem ersten Mal wurden so einige Treffen." Da gefällt mir die Formulierung nicht. Es kam, wie es kommen musste. Aha. Das ist eine Floskel. Vielleicht kannst du das in eigenen Worten ausdrücken. Der erste Kuss. Gefühle. Liebe.
  
 Es war ein Sonntag,. „Hallo Mom, mhm.. wie geht es euch? Ist Dad im Haus?“, fragte Noah sichtlich aufgeregt. Das Blut rauschte in seinen Ohren und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er glaubte für einen Moment zu ersticken. „Schatz, wie schön das du anrufst! Wie läuft es bei dir in Bradford? Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber im Krankenhaus war so viel zu tun. Naja und Dad,.. es ist eben dein Dad. Er hat es nicht so mit telefonieren. Soll ich Ihn ans Telefon holen?“, seine Mutter klang fröhlich, fast überschwänglich. Noah begann mit zittriger Stimme, „ Ja. Ja hier in Bradford ist alles in Ordnung. Ich habe viel in der Uni Sagt man das tatsächlich so?um die Ohren.. Nein, also ja. Aber ich möchte, ich muss mit euch beiden sprechen.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. War es Besorgnis? Wieso sollte seine Mutter besorgt sein? Das erschließt sich mir nicht ganz. Vermutlich, dachte Noah. „ Mein Schatz, du klingst so.. so traurig, ist was passiert?“, eindeutig lag Besorgnis in der Stimme seiner Mutter, Warum sollte er traurig klingen? Aufgeregt, ja. Zudem nehme ich ihm generell nicht ab, dass er so ein wichtiges Gespräch am Telefon führt. „Robert, nun komm endlich. Noah ist am Telefon und er hat uns was zu sagen!“ Während sie nach seinem Dad rief, schweifte Noah ab. Er selbst schweifte wohl nicht ab, sondern seine Gedanken. Wink In Gedanken war er schon bei dem Gespräch. Den Satz verstehe ich nicht. Wie würden Sie wohl reagieren? Er würde es gleich wissen. Seine Mom fragte ihn etwas, aber er verstand durch den Nebel seiner Gedanken nichts. „Mom, hast du was gesagt?“, Noah erwachte aus seiner Trance. „Hallo mein Junge! Schön dich zu hören. Du willst uns was erzählen? Es klingt ziemlich dringend? Was ist los, mein Junge?“, polterte sein Vater.

So lange Noah denken konnte, nannte sein Vater ihn immer „Mein Junge“. Er verbrachte Ist das die richtige Zeitform? Müsste es nicht heißen: "Er hatte ... verbracht."? viel Zeit mit seinem Dad. Sie waren ein Gespann, wie zwei Brüder. Der Vergleich irritiert mich: Verstehen sich Brüder besser als Vater und Sohn? Erlebt er den Vater als gleichaltrig? Dazu passt aber die anschließende Reaktion des Vaters in meinen Augen nicht. So störte es auch ihn im Kindesalter nicht „mein Junge“ gerufen zu werden. Erst als Noah zu einem Teenager heranwuchs, wurde es ihm langsam peinlich. Aber es hinderte Robert bis heute nicht daran, seinen Sohn so zu nennen. Seine Mutter hingegen hatte viele Kosenamen für ihren Noah. Einmal ging es soweit, da war Noah schon elf Jahre alt, Mit elf Jahren schrieb er eine Liste und legte sSie seiner Mutter auf dem Tisch. Ein Blatt mit Kosenamen, die sie an einem einzigen Tag verwendete. Das war ihr sichtlich peinlich, und sie verstand was Noah ihr damit sagen wollte. Von da an gab es nur noch einen..Hier vielleicht einfach einen Doppelpunkt machen, statt der zwei Punkte? Mein Goldstück.

Noah nahm all seinen Mut zusammen und begann, „Mom, Dad, es fällt mir schwer.. Aber ich habe euch mein ganzen Leben belogen. Ich habe zumindest das Gefühl euch belogen zu haben. Früh wusste ich, dass ich anders bin als andere..“ „Aber was redest du denn da, du-“ , er schnitt seiner Mutter das Wort ab. „Nicht. Bitte lasst mich aussprechen. Also das, was ich euch sagen will ist… ich… Ich mag Jungs. Ich bin schwul.“, Noah schluckte schwer, aber gleichzeitig fiel ihm auch ein Stein vom Herzen. Nun endlich war das uUnausgesprochene ausgesprochen. Doch das Glücksgefühl sollte nicht lange anhalten. „Du bist was?! Noah, das kann doch nicht dein erst sein? Was stimmt mit dir nicht?! Du…magst Jungs?! Ist das dein Ernst?“, sein Vater brüllte vor Wut und zum ersten Mal war er nicht sein Junge. Die Mutter hingegen, voller Schock, schwieg. Was Noah nicht sehen konnte war, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Doch sie weinte nicht etwa, weil sie böse auf ihn war, sondern weil Robert so erbost ins Telefon brüllte.

„Dad. Ich.. Ich wollte es nicht.“,  flüsterte Noah. Er wusste, er brauchte sich nicht zu entschuldigen. Gegen die Liebe kann man einfach nicht gegen an gehen. Das ist in meinen Augen umgangssprachlich. Es ist wie es ist. Und damit müssten seine Eltern leben. Für mich kommt nicht klar heraus, wie Noah zu seiner Homosexualität steht: Er entschuldigt sich (Hä?) und dann "müssen" seine Eltern gleich darauf damit leben. Für mich zeichnet sich da kein klares Bild ab. „Noah? Noah! Ich.. Nein, wir sind enttäuscht von dir. Nicht weil du es uns gegenüber verheimlicht hast, sondern weil du so geworden bist. Was soll das bedeuten? Meines Wissens ist man homosexuell oder nicht.Schwul?! Von diesem Tag an, das kann ich dir versprechen, haben wir keinen Sohn mehr.“ , mit Info: Nach der direkten Rede kommt nur ein Beistrich, wenn dann etwas kommt wie: "....", sagte er. Mit diesen Worten legte sein Vater auf und Noah hörte nur noch das Rauschen in der Leitung. Sein Herz raste, er glaubte gleich umzukippen. Keinen Sohn mehr? Ihm wurde übel und schwindelig. Und er brach in Tränen aus. Das war im Sommer.

Nach dem Herbst, kam der Winter und nach dem Winter der Frühling. Und so vergingen viele Monate und Jahre. Noah spürte in dieser Zeit immer einen Stich in seinem Herzen. Wirklich? Es hat non stop 24 Stunden am Tag gestochen? WinkVon seinen Eltern hatte er tatsächlich nie wieder etwas gehört. Nur über Verwandte wusste er, dass es ihnen gut ginge. In den Jahren hatte sich viel getan. Noah war nun Neunundzwanzig und immer noch glücklich mit Vincent zusammen. So glücklich, dass schon bald die Hochzeitsglocken läuten würden. Für Noah war es ein ganz besonderer Tag, nicht nur wegen der Eheschließung Vielleicht besser: Trauung, sondern auch weil es der Tag war, an dem er seinen Eltern erzählte erzählt hatte, dass er schwul ist Ich bin nicht sicher, aber ich glaube die richtige Form ist hier "sei" statt "ist".

Die Einladungen waren vor Wochen verschickt worden, die Feier geplant. Alle habenhatten Du wechselst hier munter die Zeiten, so dass du mich verunsicherst: Wolltest du die Passage in der Gegenwart schreiben?zugesagt, alle bis auf seine Eltern. Der große Tag war gekommen. Noah´s Herz hüpfte vor Freude, heute würde er Vincent gegenüber stehen und ein Gelübde abgeben. Das Versprechen vor Gott. Er dachte wieder an seine Eltern und so gleich wurden seine Augen ganz glasig und Tränen kullerten ihm über das Gesicht. Echt? Nach fünf Jahren? Ich denke, er hat gelernt, mit seinem Schmerz zu leben. Wobei - okay - eine Hochzeit ist eine Ausnahmesituation, bei der die Emotionen höher sind als normal. Aber spontan habe ich ihm die Tränen nicht abgenommen.

Noah war spät dran. Musste einen klaren Das Adjektiv "klar" passt für mich nicht in dem nun kommenden Zusammenhang. Gedanken fassen. Klare Gedanken in Hinblick darauf, dass Mom und Dad die Hochzeit des eigenen Sohnes verpassen würden. Der Hochzeit wissendlich fern bleiben würden. Denn natürlich Es tut mir leid, aber dass er ihnen "natürlich" eine Einladung gesendet hat, verstehe ich auch nicht. Ich würde hier eher ein jahrelanges Martyrium sehen, wo er versucht Kontakt zu seinen Eltern aufzunehmen, und sie ihn immer wieder abweisen. Und in der Zeit muss er einen Weg gefunden haben, damit umzugehen. Es kann schon sein, dass er ihnen eine Einladung schickt. Aber wohl nicht so locker flockig, sondern nach vielen Überlegungen. Den er muss ja davon ausgehen, dass sie wieder nicht reagieren und ob er diese Ablehnung auch verkraften wird. hatte er trotz des Schweigens zwischen Ihnen eine Einladung an seine Eltern geschickt. Er stieg aus dem Auto. Vincent und all die anderen Gäste mussten sich schon in der kleinen Kapelle am Park eingefunden haben. Das kannst du problemlos aktiv statt passiv schreiben, denke ich: "... die anderen Gäste hatte sich schon ... eingefunden." Er zitterte vor Aufregung und es drehte sich alles, mit wankendem Ob das das richtige Adjektiv ist, wenn du überhaupt so viele brauchst? Für mich wirkt er dadurch nicht freudig erregt, sondern als ob er Angst hätte und gar nicht heiraten will. Schritt ging er langsam auf die Kapelle zu.

Die Zeremonie verlief herzlich und mit viel Gefühl. Beim ersten Kuss als Ehepaar applaudierten und jubelten die Gäste, als wären sie auf einem Konzert. Langsam gingen Noah und Vincent an den Bankreihen, Richtung Ausgang, vorbei. Sie wurden beglückwünscht und schauten in die ein oder anderen, mit Ttränen gefühlten gefüllten, Augen. Als die schwere Tür der Kapelle aufging und die beiden hinaustraten, wurden sie von einem Schwall weißer Tauben begrüßt, die in den azurblauen Himmel aufstiegen. Das ist aber schon sehr kitschig. Nun sollte es zu der Feier gehen und alle sollten fröhlich sein. Warum "sollten" ? Hoffentlich gingen alle zur Feier und waren fröhlich. Doch als Noah den Weg der Kapelle hinunterschaute, sah er nicht das Hochzeitsauto, den grauen Oldtimer,  der bestellt wurde worden war. Stattdessen stand dort unten ein schwarzer Van. Vincent war beunruhigend still, was Noah gar nicht von ihm kannte wenn etwas nicht nach Plan lief. Ein für mich unverständlicher Satz. Irgendwas muss hier vorgehen. Zeit: "Irgendwas ging hier vor." Obwohl der Satz generell nicht wirklich prickelnd ist. Plötzlich öffnete sich die hintere Schiebetür und im gleichen Augenblick glaubte Noah einem Herzinfarkt nahe zu sein. Seine Reaktionen sind immer sehr dramatisch. Seine Eltern. Erstarrte Er starrte Vincent ungläubig an. „ Nun lauf schon mein Schatz.“, sagte der. „Hast du es etwa… Hast du es etwa gewusst? Hast du es das eingefädelt?“, stammelte Noah „Ich wäre nicht dein Vincent, wenn ich nicht heimlich deine Eltern angerufen hätte und um ein Gespräch gebeten hätte. Ich habe mich lang mit ihnen unterhalten. Es war ein sehr tränenreiches Gespräch. Und nun geh schon… Ich liebe dich!“, er gab Noah einen kleinen Schubs. Es tut mir leid, aber hier sind für mich gleich zwei Sachen nicht plausibel: Die Eltern reden nicht mit dem eigenen Sohn, aber mit dessen Partner? Wirklich? Und wenn sie schon zur Hochzeit kommen, sind sie bei der Trauung nicht dabei, sondern warten im Auto vor der Kapelle?

Noah lief, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen ist. Ihm brannte es in der Lunge und würde er unten ankommen wäre er völlig aus der Puste und verschwitzt. Einerseits sollte es du die Zeitform hier noch mal prüfen. Auch war für mich bis zu dem Satz nicht klar, dass die Kapelle auf so einem hohen Berg liegt oder soviel Stufen zu ihr hinaufführen, dass ein bewältigen der Strecke solche körperlichen Beschwerden hervorruft. Aber das war ihm egal. Es war alles egal. Jetzt zählten nur seine Eltern. Seine Mom. Sein Dad. Als er näher kam, die Schritte verlangsamte, sah er seine Eltern bitterlich weinen. Ab und an schaute sein Vater beschämt zu Boden. Noah wusste genau, wie leid es ihnen es tat Woher weiß er das? und er wollte sie nicht noch mehr bestrafen. Wie hat er sie den bestraft? Davon war bisher nie die Rede. Im Gegenteil. Er scheint doch stets den Kontakt gesucht zu haben. Seine Eltern waren alt geworden dachte er. Alt geworden vor Kummer und Schmerz? Bestimmt.

Noah spürte die ganze Zeit bereits einen Klos Ich bin ziemlich sicher, dass man den "Kloß" so schreibt - habe aber nicht im Duden nachgesehen. im Hals und seine Augen füllten sich mit Tränen. Nun endlich war es so weit. Nach so vielen Jahren. Er schloss seine geliebten  Eltern in die Arme. Als wäre nichts gewesen. Als hätten sie sich gerade letzte Woche erst gesehen. „Mom, Dad… Ich liebe euch.“, wisperte er, eingeklemmt und die Wärme spürend zwischen seinen Eltern. Während seine Mutter vor Glückseligkeit kein Wort herausbrachte und fürchterlich weinte, hörte er von seinem Vater die Worte, die er als Kind geliebt und als Teenager so gehasst hatte. „Mein Junge. Du bist mein Junge!“, sprach er. Nun würde alles wieder gut werden. Das drückt alles sehr mit dem Holzhammer auf die Tränendrüse. Wink

„Ich habe mir nie ein Bild von Noah´s Ich glaube, hier gehört kein Apostroph hin. Eltern machen können, kannte sie nur aus seinen Erzählungen. Aber im Herzen wusste ich, dass sie tolle Eltern waren. Robert und Mary. Sie haben Zeitform? einen so wundervollen Aargh! Sohn erschaffen, den ich über alles Liebe. Es gab für mich also keinen Grund lange zu zögern.. Üblicherweise macht man immer drei Punkte. Als die Einladungen verschickt waren und ich mir sicher war nun müsse die auch seine Eltern erreicht haben, rief ich sie einfach an. Zuerst war das Gespräch einsilbig und kühl verlaufen, doch im Laufe der Zeit öffneten Sie sich. Weinten und baten um Verzeihung. Sie versprachen zur Hochzeit zu kommen.. Ganz ehrlich? Sicher war ich mir dennoch nicht. Aber so ist es geschehen. Noah´s Herzenswunsch hat sich erfüllt und ich freue mich für und mit ihm. Denn er ist für alle Zeit der Welt auch mein Junge..“

Im Ganzen wirkt der Text auf mich sehr pathetisch. Du hast dir ein interessantes Thema ausgesucht, aber mein Eindruck ist, dass du versuchst mit Gewalt auf die Tränendrüse zu drücken. Vielleicht würde es helfen, statt alles zu erzählen, ausgewählte Szenen zu schreiben, in denen die Emotionen sich aus der Situation heraus ergeben, ohne dass du sie dem Leser mit direkten Worten aufs Auge drückst.
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Zauberzunge
Gänsefüßchen
Z


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Z
Beitrag28.09.2016 01:04

von Zauberzunge
Antworten mit Zitat

Hallo Marc

Im Groben würde ich mich den bisherigen Kommentaren anschließen und wahrscheinlich überschneiden sich einige meiner Anmerkungen v.a. mit Maras. Das könntest du als Bestätigung sehen und die Stellen ändern bzw. überarbeiten.
Das Thema stellst du klar dar, man kann gut folgen und den Handlungsaufbau ist allgemein verständlich.
Überarbeiten würde ich, wie schon angemerkt, ganz allgemein den Tempusgebrauch und den Sprachstil. Für Ersteres würde ich am Besten bei einer Form bleiben und nur entsprechend davon abweichen, wenn du Vor- bzw. Nachzeitigkeit ausdrücken willst. Zumindest in abgetrennten Abschnitten sollte die Zeitform einheitlich sein. Der Stil hängt meinem Eindruck nach teilweise auch an der Zeitform, ansonsten habe ich an einzelnen Stellen, die mMn "schief" klingen, Vorschläge gemacht.


Es war einmal… in Alabama
Ähnlich wie Seraiya gefällt mir der Märchenanfang gar nicht. "Es war einmal" ist die Standarderzählformel für Märchen; wer sie liest erwartet entweder eines (was hier nicht der Fall ist und sicher auch nicht deine Absicht war, oder?) oder vielleicht die Parodie eines Märchens. Und das trifft auch nicht zu. Ich finde die Erzählung als solche, nicht märchenhafte Erzählung besser und daher den "Märchensatz" unpassend. Der Alabama-Teil ist ganz offensichtlich wichtiger: Durch die Verortung gibst du deiner Geschichte einen Kontext. Das ist wichtig und ich finde, du kannst mehr daraus machen. Was ist spezifisch an der Situation eines (exemplarischen) schwulen jungen Mannes in Alabama? Ich bin in Deutschland aufgewachsen und kann mir davon vielleicht kein so genaues Bild machen. Ein solches zu vermitteln fände ich interessant, wenn du dich dem spezifischen Schauplatz widmen willst. Wie ist das Leben in Alabama, was denken die Menschen? und und und...  Wenn du den Schauplatz allerdings bewusst allgemeiner halten willst, sollte sich das auch im Titel widerspiegeln.

„Meine Eltern. Finde ich als ersten Satz nicht besonders aussagekräftig. Ich habe ihnen endlich mit 24 Jahren erzählt, dass ich homosexuell bin. ... weil es auf den zweiten ankommt. Dein zweiter Satz stellt das Thema der Geschichte vor und der Konflikt ist erkennbar. Meine Eltern davor wirkt fehl am Platz, lenkt von der eigentlichen Aussage ab. Es... holpert. Beziehe das lieber direkt in den Satz ein. Außerdem finde ich homosexuell hier stilistisch weniger passend. Besser wäre einfach schwul. Ich denke, gerade wenn es um eine persönliche Erzählung geht ist schwul einfach das "naheliegendere" Wort; eher was man in der Alltagssprache sagen würde. Vorschlag: Als ich 24 war habe ich meinen Eltern erzählt, dass ich schwul bin. Na und? Ich habe mir eingeredet die Welt ist  nun soweit, meine Eltern sind wären soweit. Er will es glauben, obwohl es nicht so ist, es ist wirklich eingeredet. Deshalb besser der Konjunktiv. Das mit "der Welt" würde ich auch lieber weglassen. Sicher merkt er, dass es ganz allgemein, überall auf der Welt, in seiner direkten Umgebung Homophobie gibt und dieser Eindruck beeinflusst ihn natürlich. Zu schreiben, dass "die Welt" noch nicht bereit sei impliziert aber weniger ein grobes Bewusstsein dafür, was realistisch ist, sondern wirkt übertrieben und etwas "aufgeblasen". Aber anscheinend habe ich mich, zumindest in dem einen Punkt, Würde ich wie Mara weglassen; es geht hier ja nicht um die Fälle, wo Noah seine Eltern richtig eingeschätzt hat getäuscht. Täglich starre ich mein Telefon an, schaue in den Briefkasten, ob es irgendein Lebenszeichen meiner Eltern gibt. Einen Brief. Ein verpasster Anruf. Ob ich in ihrem Leben noch eine Rolle spiele? Wir hatten so ein enges Verhältnis zueinander. Ich konnte ihnen alles anvertrauen, so   wie getrennt schreiben, sonst hat es eine andere Bedeutung. sie mir alles anvertrauen konnten. Evtl. würde ich den Satz auch einfach kürzen:Wir konnten uns alles anvertrauen/ Wir haben uns alles anvertraut. Wie Mara finde ich Noahs Erwartungen an die Einstellung seiner Eltern etwas widersprüchlich formuliert. Das gegenseitige Vertrauen scheint, zumindest in der ersten Intuition, einem Bangen, ja einem (gegen die eigentlichen Gefühle) Einreden eher zu widersprechen. scheint. Menschliche Beziehungen sind komplex genug, um solche Widersprüche zu haben; versuche das genauer herauszuarbeiten. Zeige das Verhältnis von Noah und seinen Eltern. Dazu am Ende mehr. Doch nun, Funkstille. Wirkt etwas nüchtern. Besser: Doch nun? Nichts. Wie es weitergehen soll? … Ich habe keine Ahnung.Wie soll es weitergehen? Ich weiß es nicht.
Der Herbst war gekommen. Das Farbenspiel der Blätter an den Bäumen war atemberaubend. Ein Perfekter Indian Summer, wie man so schön zu sagen pflegt. Ich glaube jetzt mal, dass so ein Indian Summer schön ist, obwohl ich noch nie in Alabama war. Aber die Beschreibung trägt meiner Meinung nach weder direkt zur Handlung bei noch zur Stimmung. Vier Monate war es nun her, dass Noah Ich würde lieber bei der Ich-Perspektive bleiben. endlich seinen ganzen Mut zusammenfasste und seine Eltern anrief. Das ist etwas verwirrend: Der erste Absatz (in kursiv) erzählt in der Vergangenheit, nachdem Noah desillusioniert wurde. Dann vergehen vier Monate und danach beschreibst du das Telefonat, in dem er sich eigentlich outet. Ich hatte zuerst damit gerechnet, das Telefonat wäre nach dem Outing und hätte, der Desillusionierung zur Folge, mit einem eher frostigen Gespräch gerechnet. Die freundliche Begrüßung der Mutter schien eine Erleichterung a la: Gut, nach vier Monaten haben sie Vernunft angenommen (was aber nicht zur Funkstille passt). Erzähle hier am besten entweder chronologisch oder lass die vier Monate nicht vergehen. Er konnte sie einfach nicht weiter belügen. Für Noah war es eine Lüge. Sein ganzen Leben war eine, Lüge solange er seinen Eltern nicht die Wahrheit erzählte. besser nochmal das Wort als der Bezug per Artikel, das wirkt etwas komisch. Um den Wortteil lüge nicht dreimal drinnen zu haben würde ich den ersten Satz umformulieren: Er konnte es ihnen einfach nicht länger verschweigen. ... Denn er wusste schon früh, dass er anders war. Im Sportunterricht schaute er nicht den Mädchen, sondern den Jungs hinterher. In der Umkleide wusste er nicht wohin er dann gucken sollte, um nicht aufzufallen. Doch heute, seitdem er in Bradford studierte, war alles anders. Er hatte jemanden seinesgleichen kennengelernt, Vincent. Ich schließe mich Mara an; mehr noch: Unbedingt ein anderes Wort! Es widerholt nicht nur Vorurteile, sondern stellt Homosexuelle als eigene Spezies dar, als grundsätzlich, in ihrem Wesen von "normalen" Menschen abweichend. Das war übrigens auch die Grundlage, nach der man Homosexualität ab ca. dem 19. Jh. pathologisiert, als "psychische Störung" eingeordnet und geprägt hat. Ich bin sicher, dass du das nicht wusstest und es nicht deine Absicht war, dass es diesen Anschein erweckt; so etwas kann einem bei einem eigenen Text tatsächlich schneller passieren als man denkt (hab ich auch schon erlebt). Aber umso wichtiger ist ein Blick von außen. Ich würde seinesgleichen einfach vollständig streichen. Er hatte jemanden kennengelernt macht klar, dass Noah sich verliebt hat und nur darauf kommt es an. Vincent war ein junger, gutaussehender Mann, ebenfalls Student an der Uni. Nach einigem Hin und Her, trafen sie sich das erste Mal und aus dem ersten Mal wurden so einige Treffen. Es kam, wie es kommen musste. Warum? Es ist eine schöne Sache, wenn es so kommt, aber nur weil sich zwei Männer kennenlernen, die auf Männer stehen, heißt das doch noch nicht, dass sie sich automatisch ineinander verlieben. (Die meisten) Heteros verlieben sich ja auch nicht in jedes Mitglied des anderen Geschlechts, das ihnen über den Weg läuft, selbst wenn diese Person attraktiv ist. Also: Wie und warum verlieben sie sich? Der erste Kuss. Gefühle. Liebe. Das ist schön. smile Wirklich. Auch wenn deine Geschichte sich um Noahs Beziehung zu den Eltern dreht fände ich es wichtig, das Zusammenkommen, die Beziehung mit Vincent ein bisschen genauer zu zeigen: Was für Gefühle? Wer ist Vincent? Warum verliebt sich Noah, wie verliebt sich Noah in ihn, wie kommen sie zusammen? Wir wissen, dass Vincent jung ist, dass er studiert (Was eigentlich? Warum? Wie gefällt ihm das Studium, wie arbeitet er,...?) und dass er gutaussehend ist (Warum eigentlich? Ist das wichtig für die Handlung?). Wenn er jemand wäre, den Noah einfach attraktiv findet und sich erst mal ganz spontan verliebt wäre diese Beschreibung gut; was weiß Noah schließlich schon zuerst von ihm? Aber Vincent ist ja nicht nur eine Verliebtheit, sondern immerhin der Mann, den Noah heiratet, sein Leben mit ihm verbringen will. Und auch wenn es dir wirklich nur um die Eltern geht: Vincent spielt zum Schluss ja immerhin auch in Bezug auf Noahs Verhältnis zu ihnen eine entscheidende Rolle. (siehe unten)


Der Übersicht halber auch unbedingt Absätze setzen, mindestens immer wenn jemand anderes redet. Nach wörtlichen Reden kommt nur dann ein Komma, wenn der folgende Teil noch zur Rede gehört. Wenn es ein neuer Satz ist fängt dieser ganz normal nach den " an. (Direkt vor wörtlichen Reden kommt auch kein Komma)

Es war ein Sonntag.
„Hallo Mom, mhm.. wie geht es euch? Ist Dad im Haus?“, fragte Noah sichtlich Der Rest des Textes wirkt, als ob du aus Noahs Perspektive schreibst. Hier und gegen Ende des Gesprächs kommt aber ein Zeichen dafür, dass du auktorial, mit allwissender Erzählfigur schreibst. Auf mich wirkt das etwas verwirrend, da anonsten alles nach personaler Perspektive aussieht. Versuche klar zu machen, welche Position du die Erzählfigur einnimmt. Wenn du bei der auktorialen, allwissenden Perspektive bleibst, könnte der Text auch zwischendurch noch mal anders aussehen. Wenn du lieber ganz im Kopf von Noah bleiben willst, ohne dass deine Erzählfigur mehr weiß als er, macht sichtlich keinen Sinn: Wir würden ja nicht von außen auf Noah sehen, sondern aus ihm heraus. Ich fände die personale Perspektive hier besser, da du so mehr Nähe zu Noah herstellen kannst und ich das hier sinnvoller finde als das zusätzliche "Wissen" bei einer auktorialen Perspektive. Aber wenn du bei dieser bleibst, würde ich das deutlicher machen. aufgeregt. Das Blut rauschte in seinen Ohren und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er glaubte für einen Moment zu ersticken.
„Schatz, wie schön das du anrufst! Wie läuft es bei dir in Bradford? Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber im Krankenhaus war so viel zu tun. Naja und Dad,.. es ist eben dein Dad. Er hat es nicht so mit Telefonieren. Soll ich Ihn ans Telefon herholen?“, (so vermeidest du die Widerholung mit Telefon(ieren) Seine Mutter klang fröhlich, fast überschwänglich.
Noah begann mit zittriger Stimme. „ Ja. Ja hier in Bradford ist alles in Ordnung. Ich habe viel in der Uni um die Ohren... Nein, also ja. Aber ich möchte, ich muss mit euch beiden sprechen.“
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. War es Besorgnis? Vermutlich, dachte Noah.
„Mein Schatz, du klingst so.. so traurig, ist was passiert?“, Hm, tut er das wirklich? Lass es doch besser offen: „Mein Schatz, du klingst so... so... Ist was passiert?“ eindeutig lag Es lag eindeutig klingt mMn etwas besser Besorgnis in der Stimme seiner Mutter.
„Robert, nun komm endlich. Noah ist am Telefon und er hat uns was zu sagen!“
Während sie nach seinem Dad rief, schweiften Noahs Gedanken ab. In Gedanken war er schon bei dem Gespräch. Eine Person kann nicht abschweifen, nur ihre Gedanken. Evtl. würde ich aber auch beide Sätze umändern und z.B. mit Während sie nach seinem Dad rief, konnte er keinen klaren Gedanken fasssen. oder Sie reif nach seinem Dad. Angespannt rang Noah die Hände/ biss sich Noah auf die Fingernägel/... Wie würden Sie wohl reagieren? Er würde es gleich wissen. Hier besser: Gleich würde er es wissen.
Seine Mom fragte ihn etwas, aber er verstand durch den Nebel seiner Gedanken nichts.
„Mom, hast du was gesagt?“, Noah erwachte aus seiner Trance.
„Hallo mein Junge! Schön dich zu hören. Lieber: Schön dass du anrufst! Du willst uns was erzählen? Es klingt ziemlich dringend? Was ist los mein Junge?“, polterte sein Vater. Poltern passt eher zu einer ungezwungenen, rau-kumpelhaft-scherzhaften Aussage, deshalb würde ich es an den ersten Satz der wörtlichen Rede des Vaters anhängen.

So lange Noah denken konnte, nannte sein Vater ihn immer „mein Junge“. Er verbrachte viel Zeit mit seinem Dad. Schließe mich Mara an, hier Vergangenheitsform besser. Sie waren ein Gespann, wie zwei Brüder. Kam mir etwas komisch vor. Einerseits wegen des Gespanns, andererseits weil ich nicht finde, dass sich Brüder näher stehen müssen als Vater und Sohn. Besser einfach stattdessen: Sie standen sich nahe. So störte es auch im Kindesalter nicht „mein Junge“ gerufen zu werden. Erst als Noah zu einem Teenager heranwuchs, wurde es ihm langsam peinlich. Aber es das hinderte Robert bis heute nicht daran, seinen Sohn so zu nennen. Seine Mutter hingegen hatte viele Kosenamen für ihren Noah. ihn. Einmal ging es soweit, da war Noah schon elf Jahre alt, schrieb er eine Liste und legte Sie seiner Mutter auf dem Tisch. Ein Blatt mit Kosenamen, die sie an einem einzigen Tag verwendete. Das war ihr sichtlich peinlich, und sie verstand was Noah ihr damit sagen wollte. Von da an gab es nur noch einen..: Mein Goldstück. Die Charakterisierung des Verhältnisses zwischen Noah und seinen Eltern ist wichtig und schon mal gut. Ich würde es nur etwas anders formulieren, v.a. da ich den ersten Satz etwas holperig finde. Als er elf Jahre alt war, hatte sie einmal so viele Kosenamen an einem einzigen Tag verwendet, dass es Noah wirklich zu viel wurde. Er schrieb alle auf eine Liste und wortlos reichte er sie seiner Mutter. Das hatte sie wirklich überrascht und es schien ihr peinlich zu sein, denn seitdem beschränkte sie sich auf einen: Mein Goldstück.

Noah nahm all seinen Mut zusammen und begann: „Mom, Dad, es fällt mir schwer... Aber ich habe euch mein ganzen Leben lang belogen. Naja, ich habe zumindest das Gefühl euch belogen zu haben. Früh wusste ich, dass ich anders bin als andere..." Der Satzanfang mit früh passt nicht so gut in die die gesprochene Sprache, jedenfalls nicht in so ein informelles, persönliches Gespräch. Es ist gut, verschiedene Satzanfänge zu verwenden, aber der "Sprachstil" hat dann doch höhere Priorität. Und würde er schon unbedingt im ersten Satz sagen, dass er es schon lange gewusst hat? Er ist doch völlig durcheinander und aufgeregt, er wird bestimmt nicht sofort die perfekten Worte finden, etwas herumstottern, sich unterbrechen, oder? Das Gespräch (vor allem der erste Teil) gefällt mir ganz gut, weil v.a. weil die wörtliche Rede wirklich klingt, wie man ganz formlos sprechen würde: umgangssprachlich, nicht allzu lange Sätze, ein paar - und nicht zu viele - ähms, unterbrochene Satzstücke. Gerade jetzt, wo es wirklich spannend wird, solltest du dich daran halten und vielleicht noch verstärken: Ich bin, also... Wisst ihr, ich bin einfach nicht... Also irgendwie... Ich bin... Ich bin nicht so wie die Anderen." Jedenfalls wenn du auf das "anders als die Anderen" hinaus willst.
„Aber was redest du denn da, du-“ , Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mutter so reagiert. Die Aussage, er sei anders als die Anderen ist ja per se noch nicht schlimm. (Es sei denn sie ahnt genau, was er meint, das scheint mir aber eher nicht der Fall.) Ja, würde sie das nicht vielleicht sogar noch bestärken? Sie ist seine Mutter, sie liebt ihn und ganz sicher ist er etwas ganz Besonderes für sie. "Aber natürlich, mein Goldstück, du bist etwas ganz Besonderes, du bist-" Er schnitt seiner Mutter das Wort ab. „Nicht. Lieber: Nein. (Nein, das meine ich nicht.) Bitte lasst mich aussprechen. lieber ausreden, das klingt weniger förmlich Also das, was ich euch sagen will ist… ich… Ich mag Jungs. Noah ist erwachsen und Vincent auch. Lieber Ich steh' auf Männer. Ansonsten wieder ganz gut umgangssprachlich Ich bin schwul.“,
Noah schluckte schwer, aber gleichzeitig fiel ihm auch ein Stein vom Herzen. Nun endlich war das unausgesprochene ausgesprochen. Doch das Glücksgefühl sollte nicht lange anhalten.
„Du bist was?! Noah, das kann doch nicht dein Erst sein? Was stimmt mit dir nicht?! nicht mit dir klingt, von der Wortstellung her, besser Du…magst Jungs?! Ist das dein Ernst?“,
Sein Vater brüllte vor Wut und zum ersten Mal war er nicht sein Junge. Die Mutter hingegen, voller Schock, Auktoriale Perspektive, siehe oben. Noah kann das nur ahnen, er sieht sie ja übers Telefon nicht. schwieg. Was Noah nicht sehen konnte war, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.  Doch sie weinte nicht etwa, weil sie böse auf ihn war, sondern weil Robert so erbost ins Telefon brüllte. Auktoriale Perspektive, siehe oben.
„Dad. Ich.. Ich wollte es nicht.“,  flüsterte Noah.
Er wusste, er brauche sich nicht zu entschuldigen. Gegen die Liebe kann man einfach nicht gegen an gehen. Finde ich wie Mara doch schon zu umgangssprachlich und etwas holperig. Vielleicht: nichts tun/ sich nicht wehren. oder auch: Er hatte es sich doch nicht ausgesucht!/ Glaubten sie etwa, er hätte sich das ausgesucht? Es ist wie es ist. Und damit müssten seine Eltern leben. Das klingt relativ selbstbewusst, nach dem Motto: Gut, wenn ihr etwas dagegen habt, dann ist es mir auch egal und ich leb mein Leben. Letzeres stimmt zwar, aber egal ist es Noah doch überhaupt nicht!
„Noah? Noah! Ich.. Nein, wir sind enttäuscht von dir. Nicht weil du es uns gegenüber verheimlicht hast, sondern weil du so geworden bist. Das sicher auch, aber das mit dem Verheimlichen dürfte sie deshalb doch auch nicht weniger gestört haben, oder? Und falls nicht, mach es ruhig heftiger: Du hättest diese... dieses Hirngespinst für dich behalten sollen! Wie konntest du uns das antun? Schwul?! Von diesem Tag an, das kann ich dir versprechen, haben wir keinen Sohn mehr.“ ,
Mit diesen Worten legte sein Vater auf und Noah hörte nur noch das Rauschen in der Leitung. Sein Herz raste, er glaubte gleich umzukippen. Keinen Sohn mehr? Ihm wurde übel und schwindelig. Und er brach in Tränen aus. Das war im Sommer.

Nach dem Herbst, kam der Winter und nach dem Winter der Frühling. Die Beschreibung des Wetters und der Jahreszeiten macht, wie schon erwähnt, mMn die Stimmung eher kaputt. Vor allem der letzte Satz wirkt wie ein Lückenfüller und enthält nur die relativ banale Aussage des Ablaufs der Jahreszeiten. Nun, ähm... das wissen wir. Das wirft einen ziemlich raus. Um Stimmung zu erzeugen würde ich nicht auf das Wetter zurückgreifen, sondern lieber auf die Charaktere. Was tun sie in all der Zeit? Wie genau geht es ihnen? Die kommenden wenigen Sätze sind etwas schwach. Und so vergingen viele Monate und Jahre. Noah spürte in dieser Zeit immer einen Stich in seinem Herzen. Von seinen Eltern hatte er tatsächlich nie wieder etwas gehört. Nur über Verwandte wusste er, dass es ihnen gut ginge. Nun, er hat zumindest das gehört. In den Jahren hat sich viel getan. Wie gesagt: Was? Das Altern passiert automatisch, das an sich ist kein Ereignis, sondern teilt zunächst nur mit - was auch gut ist - dass fünf Jahre vergangen sind. Mehr aber nicht. Wie gesagt: Was haben sie in der Zeit gemacht, was ist ihnen passiert, etc. Noah war nun neunundzwanzig und immer noch glücklich mit Vincent zusammen. So glücklich, dass schon bald die Hochzeitsglocken läuten würden. Holpert mMn ziemlich. Lieber ein einfaches: Sie wollten heiraten. Für Noah war es ein ganz besonderer Tag, nicht nur wegen der Eheschließung, sondern auch weil es der Tag war, an dem er seinen Eltern erzählte, dass er schwul ist. Nicht genau der Tag, das ist fünf Jahre her (man versteht es, aber es ist etwas unglücklich formuliert.) Außerdem: Warum sollten Vincent und Noah ausgerechnet am "Jahrestag" seiner Verbannung durch seine Eltern heiraten? Ist das nicht eine ziemlich schreckliche Erinnerung für Noah, die er bestimmt nicht mit seinem Hochzeitstag verknüpfen will? Und selbst wenn nicht (was ich mir irgendwie nicht vorstellen kann): Ist das überhaupt ein Freitag/Wochenende bzw. ein Tag, wo ihr Freundeskreis (und evtl. Vincents Familie) Zeit hat?

Die Einladungen waren vor Wochen verschickt, die Feier geplant. Alle haben hatten zugesagt, alle bis auf seine Eltern. Der große Tag war gekommen. Noah´s Herz hüpfte wirkt etwas "lustig" und daher nicht ganz passend ("schöne", aber "ernste" "Aufregung") vor Freude, heute würde er Vincent gegenüber stehen und ein Gelübde abgeben. Das Versprechen vor Gott. Er dachte wieder an seine Eltern und so gleich wurden seine Augen ganz glasig und Tränen kullerten ihm über das Gesicht.

Noah war spät dran. Musste einen klaren Gedanken fassen. Klare Gedanken in Hinblick darauf, dass Mom und Dad die Hochzeit des ihres eigenen Sohnes verpassen würden. Der Hochzeit wissentlich fern bleiben würden. Spät dran zu sein hat doch nicht direkt etwas mit dem (vermuteten) Nichterscheinen seiner Eltern zu tun. Außerdem enthalten der zweite und der dritte Satz die gleiche Aussage und die ernüchterte/ schockierte/ enttäuschte/ traurige Wirkung, die du wahrscheinlich beabsichtigt hast, kommt nicht so ganz an, zumahl ich "wissentlich fern bleiben" für etwas zu formal halte. Denn natürlich hatte er trotz des Schweigens zwischen Ihnen eine Einladung an seine Eltern geschickt. Auch wenn das für ihn natürlich ist, fände ich eine andere Formulierung besser: Trotz des Schweigens zwischen ihnen hatte er auch seinen Eltern eine Einladungskarte geschickt.
(Absatz) Er stieg aus dem Auto. Vincent und all die anderen Gäste mussten sich schon in der kleinen Kapelle am Park eingefunden haben. Er zitterte vor Aufregung und es drehte sich alles, und alles in ihm drehte sich; mit wankendem Schritt ging er langsam auf die Kapelle zu. Siehe Mara; das ließe sich sicher noch ausbauen.

Die Zeremonie verlief herzlich und mit viel Gefühl. Sagt in etwa das Gleiche aus, daher "doppelt gemoppelt". Außerdem: Lieber zeigen als sagen. Was findest du an einer Hochzeit denn "herzlich" bzw. "gefühlvoll"? Die Predigt, die mehr oder weniger im "leierhaft" (meine persönliche Meinung) gehalten wird? Die Rede eines Trauzeugen/ einer Trauzeugin, der/die einen von beiden oder beide schon länger kennt und irgendetwas peinlich-witziges über einen/beide erzählt? (Hier wäre eine Gelegenheit, deine Figuren zu charakterisieren.) Schöne Musik? Beim ersten Kuss als Ehepaar applaudierten und jubelten die Gäste, als wären sie auf einem Konzert. Langsam gingen Noah und Vincent an den Bankreihen, Richtung Ausgang, vorbei. Sie wurden beglückwünscht und schauten in die ein oder anderen, mit Tränen gefüllten, Augen. Ich persönlich finde das übertrieben und den Satz etwas holperig. Versuche sparsamer mit Tränen umzugehen. (Vorher weint Noah, weil seine Eltern nicht da sind; jetzt die Hochzeitsgäste; später seine Eltern) Nicht weil sie unangemessen wären oder es nicht "logisch" wäre, dasss jemand in dieser Situation weint, sondern um den Effekt nicht zu "verwässern". Wink Als die schwere Tür der Kapelle aufging und die beiden hinaustraten, wurden sie von einem Schwall weißer Tauben finde ich ebenfalls etwas kitschig. Wäre nicht schlimm, wenn das zu den Charakteren passt - dann wäre es sogar gut, da es sie charakterisiert. Aber das kann ich nicht so ganz sehen. begrüßt, die in den azurblauen Himmel aufstiegen. Nun sollte es zu der Feier gehen und alle sollten fröhlich sein. Wirkt etwas unpassend, irgendwie "aufgesetzt". Außerdem, wie schon Mara angemerkt hat, der Konjunktiv ist nicht so gut Doch als Noah den Weg der Kapelle hinunterschaute, sah er nicht das Hochzeitsauto, den grauen Oldtimer,  der bestellt wurde. Klingt so, als würden sie das Auto gerade jetzt bestellen, weil sie gemerkt haben, dass keines da ist. Lieber den sie bestellt hatten, das macht klarer, dass Vincent und Noah (oder ihre Trauzeugen/Trauzeuginnen oder sonst jemand aus dem Freundeskreis) die ganze Zeremonie ja schon vorher durchorganisiert haben. Stattdessen stand dort unten ein schwarzer Van. Vincent war beunruhigend Holpert etwas. still, was Noah gar nicht von ihm kannte wenn etwas nicht nach Plan lief. Schließe mich Mara an; ich finde das holpert auch Irgendwas musste hier vorgehen. Plötzlich öffnete sich die hintere Schiebetür und im gleichen Augenblick glaubte Noah einem Herzinfarkt nahe zu sein. Holpriger Vergleich, etwas übertrieben Seine Eltern. Er (Lücke) starrte Vincent ungläubig an.
„ Nun lauf schon mein Schatz.“, sagte er.
„Hast du es etwa… Hast du es etwa gewusst? Hast du es lieber alle drei Male das, klingt nicht so formelleingefädelt?“, stammelte Noah
Ich wäre nicht dein Vincent, Ok, frisch verliebte/ verheiratete Paare können komisch klingen, vielleicht ist es Geschmackssache. Aber ich finde das etwas zu kitschig. wenn ich nicht heimlich deine Eltern angerufen hätte und um ein Gespräch gebeten hätte. Ich habe mich lange mit ihnen unterhalten. Es war ein sehr tränenreiches (siehe oben) Gespräch. Und nun geh schon… Ich liebe dich!“, Er gab Noah einen kleinen Schubs. Finde ich auch übertrieben. Lieber Kuss Warum auch nicht?

Noah lief, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen ist. war. Ihm brannte es in der Lunge In dem Zusammenhang geht das nicht und würde er unten ankommen wäre Na und? Außerdem: Er kommt ja unten an. er völlig aus der Puste und verschwitzt. Ganz allgemein würde ich das umschreiben, das außer-Puste-sein finde ich nicht ganz so dramatisch. Aber das war ihm egal. Es war alles egal. Jetzt zählten nur seine Eltern. Seine Mom. Sein Dad. Als er näher kam, die Schritte verlangsamte, sah er seine Eltern bitterlich weinen. (siehe oben) Ab und an schaute sein Vater beschämt zu Boden. Und dazwischen Noah an? Oder seine Frau? Lieber ganz einfach: Sein Vater schaute beschämt zu Boden. Noah wusste genau, wie leid ihnen es tat und er wollte sie nicht noch mehr bestrafen. Schließe mich Maren an, er hat sie ja nicht damit bestraft, dass er schwul ist. Seine Eltern waren alt geworden, dachte er. Alt geworden vor Kummer und Schmerz? Bestimmt.

Noah spürte die ganze Zeit bereits einen Kloß im Hals und seine Augen füllten sich mit Tränen. Nun endlich war es so weit. Nach so vielen Jahren. Er schloss seine geliebten Eltern in die Arme. Als wäre nichts gewesen. Als hätten sie sich gerade letzte Woche erst gesehen. (Absatz)
„Mom, Dad… Ich liebe euch.“, wisperte er, eingeklemmt und die Wärme spürend zwischen seinen Eltern. etwas holprig, das Partizip wirkt hier gestelzt bzw. fehl am Platz. Lieber streichen und entweder weglassen oder hinten anfügen: Er spürte ihre Wärme. Während seine Mutter vor Glückseligkeit Lieber nur Glück kein Wort herausbrachte und fürchterlich weinte, hörte er von seinem Vater die Worte, die er als Kind geliebt und als Teenager so gehasst hatte. (Absatz)
„Mein Junge. Du bist mein Junge!“, sprach er. Nun würde alles wieder weglassen gut werden.

„Ich habe mir nie ein Bild von Noah´s Eltern machen können, kannte sie nur aus seinen Erzählungen. Aber im Herzen wusste ich, dass sie tolle Eltern waren. Ist mir wieder viel zu kitschig. Es trägt auch nicht wirklich zur Charakterisierung bei, sondern ist eher widersprüchlich. Dazu später mehr. Robert und Mary. Warum genau kommen jetzt die Namen? Wirkt nicht sehr stimmig, lieber streichen. Sie haben einen so wundervollen Sohn erschaffen, den ich über alles liebe. erschaffen passt, rein sprachlich, nicht zu Sohn. Man kann einen Roboter, ein Kunstwerk, vielleicht sogar ein abstraktes Konzept erschaffen, aber keinen Menschen. Das sprachlich richtige Wort wäre gezeugt, aber das würde ich auch nicht nehmen. Lieber umformulieren: Sie haben einen wundervollen Sohn. Ich liebe ihn über alles. Es gab für mich also keinen Grund lange zu zögern... Als die Einladungen verschickt waren und ich mir sicher war nun müssen die sie auch seine Eltern erreicht haben, rief ich sie einfach an. Zuerst war das Gespräch einsilbig und kühl verlaufen, doch im Laufe der Zeit öffneten Sie sich. Weinten (siehe oben) und baten um Verzeihung. Sie versprachen zur Hochzeit zu kommen... Ganz ehrlich? Sicher war ich mir dennoch nicht. Aber so ist es geschehen. Noah´s Herzenswunsch hat sich erfüllt und ich freue mich für und mit ihm. Lieber nur eins von beidem und mMn am Besten für und streichen. Denn er ist für alle Zeit der Welt auch mein Junge...“ Der Schlusssatz ist ganz originell, weil du mit der Anrede des Vaters spielst: Beide lieben ihn auf eine Art, die gar nicht in allen Punkten so verschieden ist. Du könntest auch mehr damit spielen, z.B. in etwa so: Für seinen Vater ist er sein Junge und nichts kann das mehr ändern. Noah. Sein Junge. Mein Mann. Das hebt einerseits einen Kontrast - wenn auch keinen trennenden, sondern eher verbindenden - zwischen der Vater-Sohn Beziehung, die auch auf der Erinnerung an die Kindheit beruht, und der Liebesbeziehung zwischen zwei Erwachsenen, die beide im Leben angekommen sind, hervor. Außerdem ist es eine Anspielung darauf, dass Vincent und Noah gerade geheiratet haben.

                                                  The End Nicht nötig, einfach streichen. Wirkt allgemein besser und lässt auch deinen Schlusssatz besser zur Geltung kommen.


Noah und seine homophoben Eltern

Zitat:
„Du bist was?! Noah, das kann doch nicht dein erst sein? Was stimmt mit dir nicht?! Du…magst Jungs?! Ist das dein Ernst?“, sein Vater brüllte vor Wut und zum ersten Mal war er nicht sein Junge. Die Mutter hingegen, voller Schock, schwieg. Was Noah nicht sehen konnte war, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Doch sie weinte nicht etwa, weil sie böse auf ihn war, sondern weil Robert so erbost ins Telefon brüllte.
[...] „Noah? Noah! Ich.. Nein, wir sind enttäuscht von dir. Nicht weil du es uns gegenüber verheimlicht hast, sondern weil du so geworden bist. Schwul?! Von diesem Tag an, das kann ich dir versprechen, haben wir keinen Sohn mehr.“

Die Reaktion der Eltern der Eltern auf Noahs Coming out ist mir im Moment etwas zu "oberflächlich". Mach mehr daraus.
Auch wenn Homophobie vollkommen irrational ist, gibt es Gründe dafür und die Eltern müssen welche haben - vor allem, wenn sie ihren eigenen Sohn, den sie ja offensichtlich beide lieben, sofort verstoßen, sobald sie erfahren, dass er schwul ist. Welche Gründe haben sie? Viele Homophobe sind "konservativ" aufgewachsen und halten eine Kleinfamilie mit Vater, Mutter, Kind und Goldfisch für die einzig richtige Lebensform. Einige sind (häufig, aber nicht immer fundamentalistisch) religiös und deshalb homophob, weil sie es für Gottes Wille halten, dass Schwule in die Hölle kommen (oder zumindest besser nicht schwul wären oder zumindest weniger Rechte haben sollten als Heteros). Und "konservativ" und "religiös" überschneidet sich oft genug.
Es wird erwähnt, dass zumindest Noah zumindest zu seiner Hochzeit an Gott glaubt und in einer Kirche heiratet. Viele Kinder behalten als Erwachsene den Glauben ihrer Eltern. Und er heißt Noah, ein biblischer Name. Daher vermute ich eher einen religiösen Hintergrund der Eltern. Das ist eigentlich recht subtil, du kannst aber noch eine Spur deutlicher werden. Würden (auch) aus religiösen Gründen Homophobe das bei der Verbannung ihres Sohnes nicht irgendwie zum Ausdruck bringen?
Und natürlich gibt es eine ganze Menge homophober (hier gezielt auf Schwule gerichtete) Vorurteile, die unter "Konservativen" und/oder "Religiösen", aber auch halbwegs allgemein verbreitet sind und die die Eltern haben könnten: Dass es eine "Phase" ist, die (zumindest wenn sie andauert) schlecht ist und die man hinter sich bringen müsste; dass sie die Vorstellung von Sex zwischen Männern "eklig" finden und das für einen Grund dagegen halten, dass Schwule keine festen Beziehungen haben (und dass das schlecht ist, siehe konservative Einstellung), dass Schwule alle sexuell promisk und triebgesteuert sind, dass Schwule alle "Aids kriegen" (ob nun wegen dem Vorurteil, dass sie promisk sind oder ohne wirkliche Begründung), dass Schwule keine Kinder kriegen können (und das schlecht ist; bzw. und die Eltern sich ganz unbedingt Enkelkinder gewünscht hätten bzw. es für Noahs Pflicht halten, ihnen "Enkelkinder zu schenken") oder zumindest keine guten Eltern wären, dass Schwule alle pädophil sind und Kinder "rekrutieren" wollen, dass Homosexualität eine psychische Krankheit sei (siehe oben) - und und und.
Wahrscheinlich ist das alles nichts Neues für dich. Nichts davon ist ein auch nur annähernd "sinnvoller" Grund zur Ablehnung von Homosexualität - nicht zuletzt deshalb, weil es ziemlicher Unsinn und schlicht nicht wahr ist - aber wer das aus einem ebenso wenig sinnvollem Grund wirklich glaubt kann mitunter heftige Hassgefühle gegen Homosexuelle entwickeln und würde sich, wenn dieser Hass stark genug ist, auch gegen das eigene Kind stellen. Und genau darauf, auf die "Verbannung" des Sohnes, kommt es an. Du musst nicht auf Teufel komm raus eines dieser Vorurteile genau so erwähnen oder erklären, aber die Antwort des Vaters erscheint mir dann doch relativ "schwach" um so eine heftige Reaktion zu erklären.
Die homophoben Einstellungen der Eltern sind der wesentliche Konflikt zwischen Noah und den Eltern (bzw. Grund dafür) und damit der Kern des ganzen Textes: Sie prägen - zumindest in diesem Konflikt, seit Noah weiß, dass er schwul ist - das Verhältnis zu ihnen und damit auch ihr Verhältnis zu ihm. Es beruht auf Gegenseitigkeit. (Schon Homosexualität (wie jede sexuelle Orientierung) an sich beruht auf Gegenseitigkeit, da sie nie ohne Relation zu anderen Menschen "funktioniert".) Noah kennt seine Eltern und wenn er es schon nicht weiß so ahnt er doch zumindest, was sie über Schwule denken. Wenn er sich seiner sexuellen Orientierung schon länger klar ist, dürfte er in allen möglichen Situationen, die etwas mit Homosexualität/ gleichgeschlechtlicher Liebe zu tun haben die Reaktion seiner Eltern genau beobachtet haben und versucht haben, sie einzuschätzen. Umgekehrt gibt es diese Relation auch. Selbst wenn die Eltern vorher noch nichts ahnen ist gerade die Wechselwirkung von ihren Vorurteilen und der Beziehung zu ihrem Sohn entscheidend, wenn er sich outet.
Noahs Vater deutet zum Beispiel an, dass Noah "so geworden" ist, was impliziert, dass sich die sexuelle Orientierung ändern ließe (was ebenfalls viele Homophobe glauben, meist in dem Zusammenhang, dass man das tun sollte). Das würde bedeuten, dass Noahs Schwulsein - zumindest für seinen Vater - immer irgendwie unsicher ist. Sitzt Robert also (fast) fünf Jahre zu Hause und wartet darauf, dass Noah sich ändert (Und wenn ja: Ist ihm die endgültige Verbannung dann nur so herausgerutscht?), während Noah fünf Jahre darauf wartet, dass sein Vater sein Schwulsein nicht nur als Teil von ihm, sondern auch überhaupt erst mal als dauerhaft ansieht?
Und Vater und Mutter reagieren auch nicht gleich. Während der Vater ihn anbrüllt und sagt, sie hätten keinen Sohn mehr, weint die Mutter nur und ist offenbar mehr von der Ablehnung des Vaters getroffen und schockiert als davon, dass Noah sich gerade geoutet hat. Das könnte bedeuten, dass die Mutter weniger Vorbehalte hat. Warum genau? Aber trotzdem hält sie sich an die Entscheidung des Vaters und bricht fünf Jahre den Kontakt zu Noah ab. Warum macht sie das? Wie wirkt sich das speziell auf die Beziehungen Noahs zum jeweils einzelnen Elternteil aus? Und wie auf die Beziehung von Mutter und Vater zueinander?
Das sind ein paar Ansätze, die dir vielleicht helfen, ein etwas besseres Gespür für das Verhältnis deiner Hauptfiguren zueinander zu bekommen und damit auch ihr Verhalten charaktergetreuer darstellen kannst. Im Moment wirkt die Situation etwas widersprüchlich. Aus einem wunderbaren Verhältnis und einer ganz engen, zum Vater sogar fast kumpelhaften Beziehung wird, buchstäblich mit einem Wort, die vollkommene Ablehung: "Du bist nicht mehr mein Sohn", jahrelanger Kontaktabbruch. Und ein paar Jahre später, bei ihrem allerersten Wiedersehen, ohne dass sie dazwischen irgendwelchen (direkten) Kontakt hatten, tut es ihnen allen dreien nicht nur sofort und ganz furchtbar leid, dass sie so lange zerstritten waren - ohne dass von den Jahren der Ablehnung irgendwelcher, auch nur minimaler, sicherlich ungewollter Groll übrig geblieben ist - und versöhnen sich sofort und vollkommen wieder und alles ist vergessen? All diese Schritte (das Coming in für Noah, das Coming out gegenüber seinen Eltern, deren Reaktion darauf und der Kontaktabbruch, das Widersehen bei der Hochzeit) sind für all deine Figuren prägend, aufwühlend, wichtig. Alle machen an all diesen Punkten bzw. in der Zwischenzeit eine Entwicklung durch. Auf die kommt es an, aber bisher wirkt sie nicht ganz schlüssig. Zeige diese Entwicklung anstatt nur zu sagen, dass sie stattgefunden hat.


Vincent und Noahs Eltern

Zitat:
Ich habe mir nie ein Bild von Noah´s Eltern machen können, kannte sie nur aus seinen Erzählungen. Aber im Herzen wusste ich, dass sie tolle Eltern waren.

Das Vorige kann dir auch dabei helfen, Vincent genauer "einzuordnen", nicht nur in Bezug auf Noah, sondern auch, wie ja gerade in dem letzten Teil wichtig wird, dessen Eltern. Wenn der Konflikt vorher schon relational war verzweigt sich das hier noch schöner. Cool
Warum ist Vincent überzeugt, dass sie gute Eltern sind? Dumm gefragt: Was an Noahs Erzählungen veranlasst ihn zu diesem intuitiven Wissen? Und, viel wichtiger: Warum um alles in der Welt glaubt Vincent, dass Noah gute Eltern hat???? Dass er sie nicht kennt liegt einzig und allein daran, dass sie ihren eigenen Sohn verstoßen haben, weil er schwul ist. Noah mag ihm einen Menge erzählt haben, das wird sicherlich auch aufrichtig positiv gewesen sein - aber wie kann Vincent sie für gute Eltern halten, wenn sie sich auf so heftige, schmerzhafte Weise und - zumindest war das anfangs so beabsichtigt - endgültig von Noah losgesagt haben, den Kontakt vollkommen abgebrochen haben? Und Vincent geht das ganz besonders an: Der Grund für den radikalen Kontaktabbruch ist Noahs Homosexualität; ein Umstand, ohne den Vincent wohlmöglich nicht mit ihm zusammen sein könnte. Vor allem aber liebt Vincent Noah und will immerhin sein Leben mit ihm verbringen. Er muss  ganz eindeutig gemerkt haben, wie sehr Noah der "Kontaktabbruch" mit seinen Eltern zusetzt. Diese "Meinungsverschiedenheit" allein kann das Verhältnis zwischen Menschen schon schwierig bis feindselig machen. Aber Vincent ist für die Eltern nicht nur ein völlig Fremder (sodass es zwischen ihm und Noahs Eltern keine Beziehung gibt, um deretwillen man sich "zusammenraufen" könnte) sondern Noahs Freund. Wenn die Eltern (vor der Hochzeitseinladung) überhaupt von seiner Existenz wussten, erinnert Vincent sie im besten Fall daran, dass Noah schwul ist, warum Noah nicht mehr ihr Sohn ist. Im schlimmsten (und wahrscheinlicheren) Fall wäre Vincent der Erste, den sie zum Sündenbock machen. Immerhin glaubt ja zumindest Noahs Vater, dass sein Sohn schwul "geworden" ist. Das impliziert, dass er es nicht immer war, ergo muss es einen Grund für das "schwul werden" geben - voi la: Vincent, der ihren "armen Sohn" ganz sicher "verführt" hat. Entweder weiß Vincent das oder kann es sich leicht zusammenreimen. Kurz gesagt: Vincent hat eigentlich jeden Grund, sie für außergewöhnlich schlechte Eltern zu halten.
Deshalb ist es, zumindest in dieser Form, vollkommen unrealistisch, dass ausgerechnet Vincent nicht nur Noahs Eltern überhaupt erreicht, sondern auch ein "sehr tränenreiches Gespräch" mit ihnen hat und sie sogar überzeugt, zu ihrer Hochzeit zu kommen. Das heißt nicht, dass ich die Idee nicht süß finde und sie einen gewissen Reiz hat. Aber ohne eine allgemeine Überarbeitung mit genauerer Charakterisierung, die in sich schlüssig ist und das erklärt wirkt Vincents erfolgreiches Eingreifen am Schluss unglaubwürdig.
Vincent und die Eltern müssten sich schon langsam angenähert haben, bevor das mit der Hochzeitseinladung klappt. Und ein einziges Telefonat (nicht einmal Angesicht zu Angesicht), das frostig beginnt und tränenreich endet, reicht nicht aus. Aber trotzdem halte ich es für eine bessere - da glaubwürdigere - Idee, dass sich innerhalb dieser fünf Jahre Noah und seine Eltern zumindest anzunähern beginnen. Es kann ja trotzdem so vorsichtig sein, dass Noah sich nicht sicher ist, ob sie auf die Hochzeit kommen. Wenn ein gewisser "Grundstein" erst mal gelegt ist, könnte ja trotzdem ein sechs-Augen-Gespräch mit Vincent dann "den letzten Ausschlag" geben, aber so ganz ohne Kontaktaufbau kann Vincent nicht alles richten.


Das sind wieder nur einige Beispiele. Du "musst" die einzelnen Vorschläge nicht irgendwie alle unterbringen, aber hoffentlich hilft dir das alles im Gesamten, um Unstimmigkeiten zu entfernen, deine Charaktere besser auszuarbeiten, alles genauer in den Zusammenhang einzuflechten und insgesamt abzurunden. Lass dich nicht entmutigen und scheue dich nicht vor der Überarbeitung, denn damit kannst du mMn noch eine Menge "mehr" aus der ganzen Geschichte herausholen.[/quote]
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