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Schnee


 
 
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AKRamin
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
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Alter: 25
Beiträge: 68



A
Beitrag20.09.2016 10:22
Schnee
von AKRamin
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Hier auch mal eine Kurzgeschichte von mir - etwas Kleines, obwohl ich normalerweise eher im größeren Rahmen schreibe^^ Ich würde mich sehr über Verbesserungsvorschläge freuen! smile

-------------------

Schnee

Er vergisst viel.
Er glaubt, dass es schon vorher so war, bevor er in dieses Zimmer gekommen ist. Er erinnert sich nicht an das Davor, aber er fände es seltsam, wenn alles mit diesem Zimmer angefangen hätte. Wenn nichts davor gewesen wäre, nur dieses kalte, fremde Zimmer. Er kennt das Zimmer nicht, aber das ist nichts Neues, denn er kennt vieles nicht, was er kennen sollte.
Alles, was ihm geblieben ist, ist das kleine Fenster. Wenn er nach draußen guckt, sieht er den Schnee, so weiß wie die Wände um ihn herum.
Er mag Schnee. Zumindest glaubt er, dass er Schnee mag. Erinnern kann er sich schon lange nicht mehr. Es gefällt ihm, wenn die Menschen hindurch laufen. Ihre Gesichter vergisst er schnell, aber ihre Fußabdrücke bleiben.
Er kann sich nicht erinnern, wie es ist, durch den Schnee zu gehen, aber wahrscheinlich hat er auch das gemocht.
Auch das Glitzern der Sonne darauf gefällt ihm. Es erinnert ihn an etwas, aber er weiß nicht woran. Er erinnert sich an nichts vor diesem kalten, weißen Zimmer.
Nicht an die Menschen, denn die erkennt er nicht.
Sie verunsichern ihn, machen ihm Angst.
Nicht, weil sie ihm etwas getan haben, oder zumindest weiß er nichts davon.
Es ist der Ausdruck in ihren Augen, der ihm Angst macht, dieses Gefühl darin, wenn er sie nicht erkennt.
Er schämt sich, wenn ihm eine weitere Erinnerung fehlt, wenn er etwas vergisst und sie es bemerken, denn dann sehen sie ihn wieder an, mit diesem Blick, und er fühlt sich falsch, fremd, als wäre er schuld. Vielleicht ist er das auch, er weiß es nicht mehr.
Es ist, als wäre Winter in seinem Kopf, als würden seine Erinnerungen Winterschlaf halten, bedeckt von einer weichen Decke aus Schnee.
Vielleicht mag er den Schnee deswegen. Weil er weich und rein aussieht, wie der Winter in seinem Kopf, und wenn die Sonne die Eiskristalle zum Leuchten bringt, wirken sie selbst für einen Moment wie warme Lichter, wie die Erinnerungen, die er noch besitzt, seine Lichtpunkte, bevor auch sie erlöschen.
Er will sich daran erinnern, wie sich Schnee anfühlt. Vielleicht ist er wärmer als dieses Zimmer. Er weiß es nicht mehr.
Er sieht hinaus, auf die Fußabdrücke im Schnee, im Sonnenuntergang wie Lücken im flüssigen Feuer, schwarze Löcher in einem Lichtermeer.
Er ist sich sicher, so etwas Schönes noch nie gesehen zu haben.
Er liebt den Schnee.
Er ist alles, was ihm noch bleibt.



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Soleatus
Klammeraffe


Beiträge: 998



Beitrag20.09.2016 10:34

von Soleatus
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Hallo AKRamin!

Dieser Text ist eine einzige große Leerstelle voller nichts bedeutender Wörter, die endlos wiederholt werden. Das mag zum Inhalt passen; lesen lässt es sich nicht. Ich jedenfalls hatte schon nach "was er kennen sollte" genug (wenn ich auch zu Ende gelesen habe).

Gruß,

Soleatus
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AKRamin
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
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Alter: 25
Beiträge: 68



A
Beitrag20.09.2016 11:00

von AKRamin
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@Soleatus Danke, dass du dich trotzdem hindurchgequält hast. Jetzt würde mich interessieren, inwiefern ich es verbessern kann? ^^

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Mika
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Alter: 42
Beiträge: 1046
Wohnort: NRW


Beitrag20.09.2016 11:44

von Mika
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Mir gings leider wie Soleatus dabei... habs irgendwann nur noch überflogen, weil es anfing, mich zu langweilen.

Spontaner Lösungsvorschlag: Da ich jetzt nicht weiß, in welche Richtung du das "verbessern" willst (weiß ja nicht, was es sein soll wink), merke ich zumindest mal an, was mich akut gestört hat:

Beinahe jeder Satz beginnt mit "er". Das erzeugt eine Monotonie, die nichts wirklich durchbricht. Vielleicht wäre das schon mal eine Möglichkeit.


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- Neil Gaiman
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MT
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Beitrag20.09.2016 11:53

von MT
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Hallo AKRamin,

leider geht es mir auch so wie meinen Vorrednern. Mein Problem (neben der Monotonie): Was willst Du? Wo ist die Aussage? Was soll die Aussage sein? Da gibt es einen Mann, und da gibt es Schnee. Und? Fußabdrücke, Erinnerungen (oder auch nicht), Fremde, ein Zimmer. Und?

Das scheint mir leider alles sehr unfertig.

LGMT


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Das Schicksal verzichtet oft auf Kommentare, es begnügt sich damit, zuzuschlagen.

Siegfried Lenz
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AKRamin
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Beiträge: 68



A
Beitrag20.09.2016 12:41

von AKRamin
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Erstmal vielen Dank für eure Rückmeldungen!
Die tiefere Aussage oder das tiefere Thema ist Demenz - deswegen auch die Monotonie, mit der ich es wohl ziemlich übertrieben habe Embarassed  
Ich versuche es mal zu ändern - und vor allem versuche ich, die neue Version danach hochzustellen, meine Technikkenntnisse reichen nämlich nicht sonderlich weit *-*


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AKRamin
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
A

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Beiträge: 68



A
Beitrag20.09.2016 12:51

von AKRamin
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Schnee.
Er vergisst viel.
Er glaubt, dass es schon vorher so war, bevor er in dieses Zimmer gekommen ist. Er erinnert sich nicht an das Davor, aber er fände es seltsam, wenn alles mit diesem Zimmer angefangen hätte. Das Zimmer kennt er nicht, aber das ist nichts Neues, denn er kennt vieles nicht, was er kennen sollte.
Alles, was ihm geblieben ist, ist das Fenster. Wenn er nach draußen guckt, sieht er den Schnee, so weiß wie die Wände um ihn herum.
Er mag Schnee. Zumindest glaubt er, dass er Schnee mag. Es gefällt ihm, wenn die Menschen hindurch laufen. Ihre Gesichter vergisst er schnell, aber ihre Fußabdrücke bleiben und das ist das einzige, woran er erkennt, dass die Zeit noch nicht stehen geblieben ist, weder für ihn noch für den Rest der Welt.
Erinnern kann er sich an wenig. Nicht an die Menschen, denn die erkennt er nicht. Sie verunsichern ihn, machen ihm Angst.
Nicht, weil sie ihm etwas getan haben, oder zumindest weiß er nichts davon. Es ist der Ausdruck in ihren Augen, der ihm Angst macht, dieses Gefühl darin, wenn er sie nicht erkennt. Er schämt sich, wenn er etwas vergisst und sie es bemerken, denn dann sehen sie ihn wieder an, mit diesem Blick, und er fühlt sich falsch, fremd, als wäre er schuld. Vielleicht ist er das auch, er weiß es nicht mehr.
Es ist, als würden seine Erinnerungen Winterschlaf halten, bedeckt von einer weichen Decke aus Schnee. Vielleicht mag er den Schnee deswegen. Weil er weich und hell und leer ist, wie der Winter in seinem Kopf, und wenn die Sonne die Eiskristalle zum Leuchten bringt, werden sie selbst für einen Moment zu Lichtern, Lichtpunkte wie seine Erinnerungen, bevor auch diese erlöschen.
Er will sich daran erinnern, wie sich Schnee anfühlt. Vielleicht ist er wärmer als dieses Zimmer.
Er liebt den Schnee.
Er ist alles, was ihm noch bleibt.


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stillnd
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 38
Beiträge: 24



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Beitrag20.09.2016 12:59
Re: Schnee
von stillnd
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Hallo,

Zitat:

Er kennt das Zimmer nicht, aber das ist nichts Neues, denn er kennt vieles nicht, was er kennen sollte.

Woher weiß er dann, dass er es kennen sollte?

Zitat:

Er mag Schnee. Zumindest glaubt er, dass er Schnee mag. Erinnern kann er sich schon lange nicht mehr.

Wie kommt er dann auf den Gedanken, dass er Schnee mag?

Zitat:

Ihre Gesichter vergisst er schnell, aber ihre Fußabdrücke bleiben.

Hier könnte er sich fragen, wie die Fußabdrücke dorthin kommen.

Zitat:

Er schämt sich, wenn ihm eine weitere Erinnerung fehlt, wenn er etwas vergisst und sie es bemerken, denn dann sehen sie ihn wieder an, mit diesem Blick, und er fühlt sich falsch, fremd, als wäre er schuld.

Dafür, dass er fast alles vergisst, weiß er doch erstaunlich viel.

Zitat:

Er will sich daran erinnern, wie sich Schnee anfühlt. Vielleicht ist er wärmer als dieses Zimmer.

Wenn ich wirklich keine Ahnung habe, was Schnee ist, stelle ich mir dann wirklich die Frage nach der Temperatur? Ich würde mich glaub eher fragen, woher dieses weiße Zeug kommt und ob es gefährlich ist. Urinstinkt; alles Fremde/Neue ist erstmal gefährlich und muss geprüft werden.

Für mich sind das niedergeschriebene Gedanken, teils aber sehr widersprüchlich und keine Kurzgeschichte.

Aber daraus lässt sich sicher etwas machen, weil die Thematik des Vergessens schon interessant ist. Ein paar Tipps finden sich ja schon in den Kommentaren über mir.

LG StillND
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AKRamin
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
A

Alter: 25
Beiträge: 68



A
Beitrag20.09.2016 13:02

von AKRamin
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@stillnd Vielen Dank für die Tipps, ich setz mich dran wink

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AKRamin
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Alter: 25
Beiträge: 68



A
Beitrag20.09.2016 13:17

von AKRamin
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Schnee.
Er vergisst viel.
Er glaubt, dass es schon vorher so war, bevor er in dieses Zimmer gekommen ist. Er erinnert sich nicht an das Davor, aber er fände es seltsam, wenn alles mit diesem Zimmer angefangen hätte.
Nur das Fenster ist ihm geblieben. Wenn er nach draußen guckt, sieht er den Schnee, so weiß wie die Wände um ihn herum.
Er mag Schnee. Es gefällt ihm, wenn die Menschen hindurch laufen. Ihre Gesichter vergisst er schnell, aber ihre Fußabdrücke bleiben und das ist das einzige, woran er erkennt, dass die Zeit noch nicht stehen geblieben ist, weder für ihn noch für den Rest der Welt, wenn es denn da draußen überhaupt noch etwas anderes geben sollte als bleiche Wände und grauen Himmel und eine weiße Decke an der Stelle, wo sonst Erde ist.
Erinnern kann er sich an wenig. Nicht an die Menschen, denn die erkennt er nicht. Sie verunsichern ihn, machen ihm Angst.
Nicht, weil sie ihm etwas getan haben, oder zumindest weiß er nichts davon. Es ist der Ausdruck in ihren Augen, der ihm Angst macht, dieses Gefühl darin, wenn er sie nicht erkennt. Und er schämt sich, denn dann sehen sie ihn wieder an, mit diesem Blick, und er fühlt sich falsch, fremd, als wäre er schuld. Vielleicht ist er das auch, er weiß es nicht mehr.
Es ist, als würden seine Erinnerungen Winterschlaf halten, bedeckt von einer weichen Decke aus Schnee. Vielleicht mag er den Schnee deswegen. Weil er weich und hell und leer ist, wie der Winter in seinem Kopf, und wenn die Sonne die Eiskristalle zum Leuchten bringt, werden sie selbst für einen Moment zu Lichtern, Lichtpunkte wie seine Erinnerungen, bevor auch diese erlöschen.
Er liebt den Schnee.
Er ist alles, was ihm noch bleibt.

--------------------------------------
Dadurch, dass ich nicht weiß, wie genau man das mit dem Verbessern macht, kommen hier ziemlich viele Nachrichten zusammen ^^' Tut mir leid


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Beitrag20.09.2016 15:46

von Gast
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Hallo AKRamin,

es ist schwierig, aus diesem Text eine wirkliche Kurzgeschichte zu machen. Ich hätte nur noch eine Idee: Versuch einmal, das Ganze in der Ich-Form zu schreiben – aber lass Dir Zeit dabei. Da wirst Dich wundern, wie viel lebendiger die Geschichte dann wirkt. Versuch die Gefühle und die Ratlosigkeit des alten Mannes als eigene Empfindungen auszudrücken. Lass die Geschichte vielleicht damit enden, dass er in den Schnee hinausgeht, weil er die Gefahr gar nicht (mehr) kennt.

Ich weiß, das wird schwierig. Aber ich finde es einen Versuch wert.

Grüße
Catinka
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AKRamin
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
A

Alter: 25
Beiträge: 68



A
Beitrag20.09.2016 18:24

von AKRamin
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Hallo, Catinka, ich werde es mal ausprobieren^^
Jetzt mal eine Frage (vielleicht passt sie nicht so ganz, aber ich glaube, sie würde mir bei der Verbesserung helfen):
Ab wann ist eine Kurzgeschichte für euch eine Kurzgeschichte? Normalerweise schreibe ich keine Kurzprosa - bisher habe ich vielleicht drei Kurzgeschichten geschrieben -, deswegen kenne ich mich damit nicht so wirklich aus. Normalerweise sollte sie ja den Aufbau Einstieg-Höhepunkt-Lösung aufweisen, allerdings wurde mir während eines Literaturworkshops erklärt, dass eine Kurzgeschichte keine wirkliche Handlung haben muss, solange sie schön erzählt sei.
Was sagt ihr zu der Erklärung? Ist das Quatsch oder stimmt ihr zu?


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Gast







Beitrag20.09.2016 18:47

von Gast
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Schau mal, AKRamin, da gibt es auch hier bei DSFo ganz klare Kriterien:
http://www.dsfo.de/dsfopedia/index.php/Kurzgeschichte
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2932
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag20.09.2016 19:12

von Klemens_Fitte
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Zitat:
Schau mal, AKRamin, da gibt es auch hier bei DSFo ganz klare Kriterien:
http://www.dsfo.de/dsfopedia/index.php/Kurzgeschichte


Ich wäre mit dieser Definition sehr, sehr vorsichtig. Insbesondere mit Abschnitten wie diesem:
Zitat:
Die Kurzgeschichte erzählt sich selbst, beschreibende, erklärende Elemente haben keinen Platz. Das zu erzählenden Ereignis bzw. der erzählte Konflikt, wird durch Handlung bzw. Dialog vorangetrieben und verbleibt in einem Handlungsstrang, an einem Ort, in einer Zeitlinie. Gedanken finden wir so wenig wie möglich, Rückblenden gar nicht.

Das ist aus meiner Sicht eine problematische, weil extrem eingeschränkte und somit kaum taugliche Definition. mW gibt es heutzutage keinerlei 'klare' inhaltliche oder stilistische Kriterien, mit denen sich Texte als Kurzgeschichte oder Nicht-Kurzgeschichte klassifizieren lassen.
Metzlers Literaturlexikon nennt
Zitat:
geringerer Umfang, gedrängte, bündige Komposition, Verzicht auf Illusion u. Rahmen, offener Schluss, Typisierung der Personen, Neutralisierung der Umgebung, Ausarbeitung des Details, das metonymisch auf das Ganze verweist, Reduktion des ›unerhörten Ereignisses‹ […] auf einen Moment inmitten alltäglicher Begebenheiten, der dann allerdings in unerwarteter Wendung auf den Lebenszusammenhang verweist, u.a.m.

(aus: Metzler-Literatur-Lexikon, hrsg. von Günther u. Irmgard Schweikle, Stuttgart 1990)
Abgesehen davon, dass das alles ebenso schwammig gefasst ist wie der DSFoPedia-Artikel, haben sich auch diese Definitionen inzwischen aufgelöst:
Zitat:
Mit der Verwendung moderner Erzähltechniken wie Offenlegung des Erzählcharakters, Auflösung der linearen Handlung zugunsten mehr assoziativer Komposition, Aussparung des Narrativen, Montage etc., der Betonung der Brüchigkeit der Wirklichkeit […] folgt die dt. K. allgemeinen Tendenzen der modernen Literatur.

(aus: ebd.)

Kurzfassung: wir machen Literatur, keine Juristerei. Jede literarische Form unterliegt Metamorphosen und Literaturwissenschaft ist deskriptiv, nicht normativ.


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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Lilly_Winter
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 43
Beiträge: 250
Wohnort: Dortmund


Beitrag20.09.2016 20:16

von Lilly_Winter
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Hallo AKRamin,
ich mag so kleine Momentaufnahmen, Fragmente aus einem Leben, die ein bestimmtes Thema behandeln. Warum nicht auf diese Weise einen Text verfassen? Für mich war das Thema Demenz hier klar zu lesen, die Verbindung der Schnee, etwas, dass dem Protagonisten noch geblieben ist.
Mein Problem mit dem Text ist, dass er mir viel erzählt, aber mich nicht dran teilhaben lässt.
Der erste Satz nimmt mir schon zu viel vorne weg, den würde ich streichen.
Warum nicht direkt mit dem Blick aus dem Fenster beginnen. Klar, steht in jedem Ratgeber, fange niemals mit dem Blick aus dem Fenster an, aber ich denke, da hier der Schnee, der eine wichtige Funktion im Text übernimmt, nun einmal draußen ist, kann man diese Regel hier vernachlässigen.
Zitat:
Es gefällt ihm, wenn die Menschen hindurch laufen. Ihre Gesichter vergisst er schnell, aber ihre Fußabdrücke bleiben

Warum hier nicht jemanden direkt am Fenster vorbeigehen lassen? Der Protagonist könnte das Gesicht studieren, in dem Wissen, dass er es vergessen haben wird, bevor die Person um die nächste Häuserecke verschwunden ist, aber wenigstens die Fußspuren bleiben.
Zitat:
Nicht, weil sie ihm etwas getan haben, oder zumindest weiß er nichts davon. Es ist der Ausdruck in ihren Augen, der ihm Angst macht, dieses Gefühl darin, wenn er sie nicht erkennt. Und er schämt sich, denn dann sehen sie ihn wieder an, mit diesem Blick, und er fühlt sich falsch, fremd, als wäre er schuld. Vielleicht ist er das auch, er weiß es nicht mehr.

Hier fällt mir spontan ein, es könnte noch jemand anderes im Zimmer sein, dessen Anwesenheit er vergessen hat. In dieser Situation ist er direkt mit den Blicken konfrontiert, die ihn so verunsichern.
Zitat:
Es ist, als würden seine Erinnerungen Winterschlaf halten, bedeckt von einer weichen Decke aus Schnee. Vielleicht mag er den Schnee deswegen. Weil er weich und hell und leer ist, wie der Winter in seinem Kopf, und wenn die Sonne die Eiskristalle zum Leuchten bringt, werden sie selbst für einen Moment zu Lichtern, Lichtpunkte wie seine Erinnerungen, bevor auch diese erlöschen.

Dieses Bild mag ich.
Ich denke, der Text könnte noch näher gehen. Ich möchte mit dem Protagonisten diese Liebe zum Schnee spüren, die Bedeutung, die der Schnee für den Protagonisten hat erleben.
Noch ein Gedanke, was wäre, wenn der Protagonist im Laufe des Textes, den Schnee, der ihm so wichtig ist, vergisst, wenn er sich am Ende fragt, was das da draußen ist?
Das ist natürlich alles meine persönliche Meinung, aber ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.

LG Lilly
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AKRamin
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
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Alter: 25
Beiträge: 68



A
Beitrag23.09.2016 17:36

von AKRamin
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Erst einmal vielen Dank für eure Antworten! ^^
@Klemens_Fitte Es ist wirklich schwer zu definieren, da kann ich nur zustimmen. Vielleicht sollte "Kurzgeschichte" auch einfach als weiter gefächerter Begriff fungieren, in dem es mehrere Unterkategorien gibt, weil das schon ein ziemlich großes Genre ist - wenn man es denn so nennen will ^^
@Lilly_Winter Vielen lieben Dank! Das hilft mir sehr weiter, ich werde mich gleich mal an die Vorschläge machen ^o^


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rsonnberg
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Beitrag23.09.2016 19:07
Weiter. Jetzt geht es erst los mit der Arbeit
von rsonnberg
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Moin AKRamin.

Ich denke, dass ich sehr gut verstehen kann, was du sagen willst. Eigentlich auch sagst, denn ich denke, das ist hier ein - dein? - Problem. Bereits der erste Satz nimmt die eigentliche Pointe vorweg. Es ist wie Vorsagen in der Schule, du sagst dem Leser, worum es geht. Lass es ihn doch selbst herausfinden durch das, was du erzählst.

Den ersten Satz würde ich komplett streichen und weil wir schon dabei sind, auch den letzten. Wenn du die Geschichte gut erzählt hast, ist dieser Satz wie ein Hammer für den Leser, so nach dem Motto: „Also für die Dummen fasse ich noch einmal zusammen“.

Die gewählte Zeitform - Gegenwart - halte ich für überdenkenswert. Ein in der Gegenwart erzählter Text wirkt auf mich immer, als wolle der Autor aufs Tempo drücken, dem Geschehen Rasanz verleihen. Bei dem Thema deiner Geschichte halte ich das für verfehlt.

Trotzdem hat mich deine Geschichte zum Nachdenken gebracht, ist also nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Also ran an die Tasten. Und vielleicht, vor dem nächsten Einstellen sie sich einmal selbst laut vorlesen, dann stolperst du über - hm - stolperige Sätze? - wie den am Anfang ...

Noch eine Bemerkung zu den Kommentaren, die sich um das Genre Kurzgeschichte ranken und zu der es sehr viele unterschiedliche Meinungen, auch im Internet, gibt. Meine ist diese:
Zuerst ist da die Idee, verschwommen vielleicht noch. Mit jedem Tastenanschlag wird sie präziser, fülliger und in nur kurzer Zeit wird aus dieser Idee ein hübscher Text. Fertig, könnte man meinen und diese Meinung findet ihre Bestärkung in so einigen Traktaten, die im Web herumgeistern.

Doch ist das wirklich alles? Schnell etwas hingeschrieben, das einen Anfang, ein Ende, dazwischen einen Spannungsbogen hat und dann ist der Nobelpreis für Literatur nicht mehr fern wie für Alice Munro im Jahr 2013?

Ich denke, dass es nicht ganz so einfach ist. Eine wirklich gute Kurzgeschichte hat etwas von einem Eisberg. Das, was der Leser vor sich hat, ist nur die Spitze, doch unter der Oberfläche aus Buchstaben und Satzzeichen lauert ein ganzer Roman, der entdeckt werden will und den nur der Leser sich selbst erzählen kann. Es ist nicht mehr als das Fenster zum Hof, in dem die wirkliche Handlung spielt.

Was für jeden Roman gelten sollte, wird in einer guten Kurzgeschichte auf die Spitze getrieben – jedes Zeichen, jedes Wort und jeder Satz haben ihre Bedeutung. Nichts ist einfach so hingeschrieben, um nur da zu sein und gelesen zu werden. Weniger ist Mehr.

So bedeutet das Schreiben einer Kurzgeschichte vor allem eines: Arbeiten. Es ist das Ringen um die maximale Aussage mit so wenig wie möglich Worten. Sie ist ein Katalysator, der die Phantasie des Lesers zündet und ihn dazu bringt, hinabzutauchen unter die Oberfläche seines bewussten Denkens und dort zu erkunden, was sich unter der Spitze des Eisberges verbirgt.

Und wenn die Geschichte wirklich gut ist, wird er dort jemanden finden, den er kennt: sich selbst.

Einen schönen Abend Euch allen.
Rainer


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AKRamin
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Beitrag23.09.2016 19:35

von AKRamin
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@rsonnberg Zuallererst einmal vielen Dank für deine Hilfe!^^ Sowohl bei der Geschichte selbst als auch zu Kurzgeschichten im Allgemeinen - gut ausgedrückt, finde ich smile (Irgendwie motivierend XD)

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Fion
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Beitrag26.09.2016 11:58

von Fion
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Moin, liebe AKRamin.

Ja, du hast dir einen echt schweren Brocken ausgesucht.
Ich bin gespannt, wie du darin wächst.
Hast schon viele gute Tipps bekommen.
Ganz entspannt, du schaffst das.

Lieben Gruß
Fion
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AKRamin
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A
Beitrag26.09.2016 16:40

von AKRamin
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@Fion dankeschön ich hoffe ich bekomme es hin!^^

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Tjana
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Beitrag28.09.2016 19:18

von Tjana
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Hallo AKRamin
Hochinteressantes Thema und verdammt schwer, es in einer kurzen Momentaufnahme zu transportieren.
Ich verfolge deinen Einstand schon eine Weile, bisher fehlte mir aber die Zeit für einen Kommentar, der auch was helfen könnte. Inzwischen sind einige meiner ersten Gedanken schon von Anderen genannte worden.
Allem voran: Zu viel erzählt. Der erste Satz muss weg, er nimmt die  Pointe vorweg, was ja auch schon gesagt wurde.
Darüber hinaus empfehle ich, mehr mit Synonymen oder mit Sätzen zu arbeiten, die ein häufig verwendetes  Wort (z.B. vergisst, erinnern) gar nicht benötigen.  
Experimentiere einfach eine Weile vor dich hin, dadurch kann sich viel an der eigenen Schreibe entwickeln.  
Dieser Satz ist klasse (ohne den von mir gestrichenen Teil Laughing )
Zitat:
Es ist der Ausdruck in ihren Augen, der ihm Angst macht, dieses Gefühl darin, wenn er sie nicht erkennt. Und er schämt sich, denn dann sehen sie ihn wieder an, mit diesem Blick, und er fühlt sich falsch, fremd, als wäre er schuld. Vielleicht ist er das auch, er weiß es nicht mehr.

LGT


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In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein)
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AKRamin
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A
Beitrag29.09.2016 12:43

von AKRamin
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Vielen Dank! Ich bin auch gerade daran, ein bisschen zu experimentieren, sich wenn das vermutlich noch ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen wird smile

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