Spaßprojekt? Wer hat sowas?

[Leonida]

[Stern]

[Nayeli Irkalla]

Mein letztes "Spaßprojekt", das eigentlich nur ein bisschen gnadenlos böse Entspannung bei oberflächlichen Charakteren und vorhersehbarer Handlung werden sollte, kriegt jetzt einen Vertrag von Droemer-Knaur Feelings (und verschafft mir bald eine neue Taufe unter den Namen June Firefly), nachdem sie ein anderes Projekt von mir wegen fehlendem männlichem Prota abgelehnt haben. Man sollte den Spaß an der Arbeit niemals unterschätzen .

Und jetzt fange ich an, richtig philosophisch in die Tiefe zu gehen, was denn eigentlich "das Böse" ist, mache Ausflüge in die Yin-Yang-Philosophie, recherchiere Apokryphen und überlege, ob die Hölle in Wahrheit von einer uralten Erdgöttin regiert wird, die lediglich das Ziel hat, den Menschen mehr Lebensfreude zu schenken - aber gleichzeitig liebe ich ja auch "das Böse" in meiner Geschichte und die herrlichen Abgründe, wenn ich einfach mal in den Kopf völlig gewissenloser, amoralischer, hochintelligenter und nahezu unverwundbarer dunkler Magier schlüpfen kann ... "Das Böse" macht Spaß! Jedenfalls als Autorin. Ich mach nur immer den Fehler, meine Bösewichte auch viel zu menschlich zu machen, da hab ich immer Angst, dass die Guten neben ihnen zu blass bleiben. Aber selbst das macht Spaß. Und weil ich kürzlich die Edda zu erforschen begonnen habe und begeistert entdeckt habe, was Stabreime sind, genieße ich es bei meinem Spaßprojekt obendrein, mit dem Klang von Sprache zu spielen, wenn es zum Inhalt passt.

Aber ehrlich gesagt fängt (bis auf eins, nein, zwei) jedes Projekt bei mir als Spaßprojekt an, etwas, wofür ich brainstorme und Charaktere bastele und bunte Linien auf meine Mindmaps kritzele, wenn ich an einem anderen Projekt nicht weiterkomme und da bestimmte Passagen erst noch in meinem Unterbewusstsein reifen müssen.

***

Mein Philosophielehrer brachte mir einst bei, dass Klavierüben und Technik unglaublich wichtig sind, auch wieder und wieder, Monat für Monat, Jahr für Jahr - aber nicht um ihrer selbst willen, sondern weil irgendwann der Moment kommt, an dem man einfach loslässt "und da ist nur noch Musik und die Finger wissen, was zu tun ist". Spaßprojekt heißt Loslassen, glaube ich. Der Moment, an dem man nicht mehr darüber nachdenkt, was man tut, sondern es einfach nur genießt, fertig. Und im Idealfall überträgt sich dieses "nicht denken, sondern genießen" hinterher sogar auf die Leser .

[Kris]

  Nayeli, das klingt alles nach großem Spaß.

Bei mir ist das Schundromanschreiben auch das reinste Vergnügen.
Ohne Ziel, nur zum Zeitvertreib.

So,so, bis in die Apokryphen steigst Du hinab. Eine meiner Figuren heißt Lilith.

[Nayeli Irkalla]

[Kris]

Ich genieße es total!

Viel Blut, Sex und Weltverschwörung.

Lilith war bei mir allerdings nur eine kleine Randfigur,
die sich recht willig einem Vampir hingab.
Da sie ein recht offenherziges Frauenzimmer war,
fand ich den Namen ganz passend.
War allerdings ein Tarnname, da sie zu einem verschworenen
Kreis von Nekromanten gehörte, die sich heimlich auf dem Friedhof
trafen, um Geister zu beschwören.

Naja, mein Vampir hat ihnen dann den Gefallen getan.

[Stern]

[Leonida]

[bibiro]

[meerenblau]

Ich habe gerade ein Spaßprojekt abgeschlossen - und wie es aussieht, ist es erfolgreicher als mein "ernsthaftes" Projekt. Das ist irgendwie frustrierend ...

 

[Willebroer]

[Stern]

[ingmardrewing]

Dadurch, dass ich den Lesern meines Webcomics (laut den Analysedaten gibt es tatsächlich welche) ein Versprechen gegeben habe Anfang und Mitte jeden Monats eine neue Seite hinzuzufügen, hat das natürlich schon so einen Art Pflichtcharakter.

Was mir in dem Fall hilft, ist eine Art "Puffer", also 4 bis 5 Seiten, die bereits fertig sind, zu haben, so dass ich an den Stellen arbeiten kann, die mir, je nach Tagesform, am ehesten zusagen. Leider ist der Puffer z.Zt. etwas leer ... muss ihn dringend wieder auffüllen

[Leveret Pale]

Ich hab immer mehrere Projekte parallel laufen, sonst wird es mit zu eintönig. Manchmal versinke ich aber zu sehr in ein Spaßprojket, sodass ich das Hauptprojekt vernachlässige. So sind meine letzten zwei Novellen entstanden, aber als die fertig waren, hab ich erstmal für ein Monat nur noch mein Hauptprojekt ( einen Roman) weitergeschrieben und überarbeitet. Der Roman ist jetzt fertig ( also hat schon die dritte Überarbeitung und die Testleser hinter sich ) und ich mach jetzt erstmal eine Verschnaufpause und widme mich meinen Spaßprojekten, bevor es an den finalen Feinschliff geht. Danach mach ich nochmal an eine Pause und mache mich nach ihr an den zweiten Band des Romans ( der Plot ist für 12 Romane a 400-600 Seiten ausgelegt... was habe ich mir da nur eingebrockt)
In den Pausen arbeite ich aber voller Freude wieder verstärkt an meinen Spaßprojekten, welche vor allem zynische und humorische Kurzgeschichten sind, als Kontrast zu meinen blutig-ernsten Horror und Fantasy Romanen / Novellen.

[ingmardrewing]

@Leveret Pale: Sicherlich Typsache. Es hat bei mir selbstdiszpliniatorische Effekte. Darüberhinaus hätte ich auch gern einen Habitualisierungseffekt bei der Leserschaft - schon allein wegen einer ggf. zukünftigen Monetarisierung über Werbung. Allerdings ist der Rhythmus 2x im Monat noch zu langsam.
Vom Format her sind funnies, also abgeschlossene 3-Panel-Stories natürlich besser dafür geeignet, da geb' ich dir Recht.

[Schluri]

Spaßprojekte sind für mich Fanfiktions. Damit bin ich groß geworden, habe die ersten Erfahrungen mit Herr der Ringe Fanfiktions gemacht und schreibe sie bis heute gerne (nicht mehr HDR, aber alles was mich inspiriert).

Für mich ist das ein Übungsplatz, da probiere ich Sachen aus, experimentiere mit der Sprache, mit Plots. Warum? Weil es so einfach ist, weil vieles eben schon gegeben ist, man sich eben nur auf das konzentrieren kann, was man jetzt "üben" möchte, weil der Rest schon gegeben ist. Schreibt man auch noch in einem beliebten Fandom, dann hat man ggf. auch viele Leser, die einem direkt Feedback geben können. Und die sind oftmals auch sehr anspruchsvoll, oftmals aber auch nicht
Von den Sachen werde ich nie was veröfffentlichen, versteht sich selbst. Aber dabei sind es reine Übungs- und Spaßprojekte...