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sternvomrhein Gänsefüßchen
Alter: 75 Beiträge: 28 Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
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25.05.2016 20:11 Änderung der Erzählform - ICH-Form von sternvomrhein
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Inzwischen habe ich meinen Liebesroman von zwei Beta-Lesern mit entsprechenden Anmerkungen zurück erhalten und werde diese Änderungen einbauen. Ich habe die ersten Seiten außerdem einem Lektor zu einem Probe-Lektorat gegeben und den Hinweis erhalten, dass ich mich noch mehr in die Figur des Hauptprotagonisten hineinversetzen müsste, damit es nicht wie Bericht klingt. Nun überlege ich, diese Figur die ganze Geschichte in der ICH-Form erzählen zu lassen. Meint ihr, das kann man so machen? Parallel zur Geschichte, die die Hauptfigur erlebt, gibt es noch die Geschichte des Bruders, der sich auch in einen Mann verliebt und mit dem eine Beziehung eingeht. Beide leben irgendwann in der gleichen Stadt mit ihren Partnern, sie sehen sich öfter, beide müssen irgendwann die Untreue ihres jeweiligen Partners verarbeiten. Beide müssen mit ihrer durcheinander geratenen Gefühlswelt zurecht kommen. Wie schildere ich diese Geschichte? Der eine ist ja nicht dabei, wenn der Bruder verzweifelt heulend in seinem Zimmer sitzt. Verträgt es ein Roman, dass eine Figur aus dem eigenen Erleben berichtet (in der ICH-Form) und daneben der andere Erzählstrang in der Berichtsform wiedergegeben wird? Wäre für ein paar Anmerkungen sehr dankbar.
_________________ Wer Romane schreibt, ist Gott für seine Figuren. |
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Flar Eselsohr
Alter: 56 Beiträge: 406 Wohnort: Bei Halle, Sachsen-Anhalt
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25.05.2016 20:45
von Flar
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hallo, kenne Dein Romanprojekt nicht, könnte mir aber die Ich-Form vorstellen.
Das wird schwer für Dich, dann musst Du viel umarbeiten. Mit der Berichtsform tue ich mich da persönlich sehr schwer... So vom ersten Gefühl her unterscheidet sich für mich ein Berichtstext von einem Romantext u.a. durch Spannung, Action etc. Kannst Du Deine Hauptfigur ggf. wachsen lassen (klassische Heldenreise)?
Klar, die Handlungen können abwechselnd stattfinden. Immer so, dass sie auf den (gemeinsamen) Höhepunkt zustreben. Und der Leser muss am Ende / bei jedem Erzählwechsel bei der Stange gehalten werden. Wenn Du ihn gefesselt hast: prima.
Mit der Berichtsform stelle ich mir das schwer vor.
Ach so, der Lektor ist / hat eine Meinung. Was sagen denn Deine Beta-Leser? Hat es denen so gefallen, wie Du es geschrieben hast? Könntest ja auch diese mal nach der IchForm zurückfragen.
_________________ "Leute fragen mich, warum ich so grausame Sachen schreibe. Ich erkläre ihnen dann gerne, dass ich das Herz eines kleinen Jungen habe… und es in einem Einmachglas auf meinem Schreibtisch steht."
(King of Horror Stephen King) |
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3180 Wohnort: Frankenberg/Eder
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27.05.2016 13:40
von Taranisa
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Hallo Sternvomrhein,
manchen hilft es, in der Ich-Form zu schreiben, um sich besser einfühlen zu können.
Wenn es dir gelingt, dich in beide Hauptfiguren gleichermaßen hineinzuversetzen, würde ich persönlich die personelle Erzählform bevorzugen. Dann kannst du aus beiden Sichtweisen erzählen, die ja die Gedanken und Gefühle des jeweiligen Hauptakteurs beinhalten. Wenn sie sich begegnen, musst du entscheiden, aus wessen Perspektive du diese Szene/n schildern willst.
Entscheidend ist aber das Hineinfühlen bzw. Nachempfinden, was die Figur in der speziellen Situation fühlen und denken würde, und dies gut rüberzubringen.
Vielleicht meint dein Lektor mit "Bericht", es wäre zu wenig "zeigen" in deinem Text. Ohne den Text zu kennen ist es aber schwierig, genaueres dazu zu sagen.
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meerenblau Reißwolf
M
Beiträge: 1320
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M 27.05.2016 14:04
von meerenblau
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Du kannst doch die Ich-Form für die Hauptperson nehmen und dann Einschübe (wo sie nicht zugegen ist) in der 3. Person schreiben.
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c.tischler Schneckenpost
C Alter: 24 Beiträge: 8 Wohnort: Berlin-Umgebung
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C 05.06.2016 00:34
von c.tischler
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Es gibt noch eine andere, auf der Struktur basierende, Möglichkeit:
Du stellst bei jedem Wechsel der Erzählenden Person Unterüberschriften zusammen, welche aussagen, wer wo wann erzählt.
Das wurde so, meines Gedächtnisses nach, auch bei "Lee Raven" ausgeübt und das Buch hat's schließlich auch vertragen (obgleich es ein Roman war, es würde besser zu einem eher sachlichen Bericht passen, da jeder dort auf jedes Wort achten muss, um die ganze Sache zu verstehen).
Vielleicht mein der Lektor aber auch schlicht, daß in dein Buch mehr persönliche Dinge (Gefühle, abschweifende Momente, auführliche Momente etc.) reingehören
Aber generell gilt:
Es ist dein Werk, entstell es nicht komplett durch überarbeiten. Wenn du selbst damit zufrieden bist, dann gebe der ganzen Sache nur noch ein bisschen Feinschliff
_________________ Sie sind jetzt hier.
Gleich (oder irgendwann in der Zukunft = Morgen) nicht mehr. -> Dann woanders. |
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Ratzefatz Gänsefüßchen
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Beiträge: 26
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wabe Leseratte
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Beiträge: 149
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W 09.08.2016 19:45
von wabe
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wenn der Lektor eine "Berichtsform" diagnostiziert, lässt sich das m.E. nicht dadurch verbessern, indem man in der Ich-Form schreibt, sondern es fehlen wahrscheinlich Emotionen. Das ging mir anfangs auch so, weil ich von Sach- und Fachbüchern herkomme
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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09.08.2016 23:59
von Poolshark
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Ich würde mich auch nicht drauf verlassen, dass mit der Ich-Form automatisch alles tòfte wird. Schließlich kann man auch in der dritten Person seine Leser_innen emotional abholen.
Stell doch einfach mal einen repräsentativen Text im Prosa-Bereich ein und hol dir ein paar Meinungen zu diesem Problem ein. Vielleicht hängt es nur an Kleinigkeiten, die schneller ausgebügelt sind, als die Perspektive zu wechseln.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6123 Wohnort: Nullraum
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13.08.2016 23:25
von V.K.B.
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Wenn dir die Ich-Form hilft, von der Distanz wegzukommen, die eine Berichtform mit sich bringt, versuch es ruhig. Vielleicht mal eine Szene umschreiben und beide Versionen zusammen in die Werkstatt stellen und darum bitten, beides zu vergleichen, dann kriegst du viele (verschiedene, oft gar konträre) Rückmeldungen vieler verschiedener Leser. Auch wenn die nicht einer Meinung sein werden, sollte es helfen, sich ein Bild zu machen.
Zu deinen Brüdern sei noch angemerkt, dass man einen Roman auch mit mehreren verschiedenen Ich-Erzählern schreiben kann. Ist zwar etwas ungewöhnlich, aber durchaus machbar und kann auch gut werden. Schau dir mal "From a Buick 8" von Stephen King an. Dieser Roman arbeitet auch mit diversen wechselnden Ich-Erzählern und Berichtformen, und ich fand ihn eigentlich recht gelungen.
_________________ Let the cosmic muse I summoned forth inspire thee …
Warning: Cthulhu may still occasionally jumpscare people … |
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