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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig stiller Tod


 
 
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Satara Holmes
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
S

Alter: 24
Beiträge: 29
Wohnort: irgendwo im Nebel


S
Beitrag07.08.2016 23:38
stiller Tod
von Satara Holmes
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

An depressiven Tagen
Könnt ich
Aufmerksamkeit ertragen
Wenn mir nur die Stille innewohnt
Und mich zu erschlagen droht
Doch ich bin allein
Schweige still
Worte gefangen in meinem Kopf
Keine Chance auf Ausgang oder gar Entlassung
Verrotten leise vor sich hin
Die Sorgen meines inneren Kinds



_________________
"Eigentlich dürfte ja sowieso nichts existieren", meinte der Selbstmörder, "also stelle ich ganz einfach den normalen Zustand wieder her.
Wolfgang J. Reus
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BlueNote
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Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag08.08.2016 08:43

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Zitat:

An depressiven Tagen
Könnt ich
Aufmerksamkeit ertragen


Kein Problem! Here it is!

Die Assoziation ertragen/vertragen finde ich sehr geglückt, weil zutreffend. Ich könnte Aufmerksamkeit/Zuwendung vertragen, aber auch: heute kann ich sie im Gegensatz zu gestern auch "ertragen". Dass der Reim danach keine große Rolle mehr spielt, finde ich ein bisschen schade, waren doch gerade die Anfangszeilen mit ihrem Reim sehr einprägend. Das "innere Kind" am Ende gefällt mir gut, dazwischen sucht der Text ein wenig nach (eigenen) Worten. "gefangen" ist für mich beispielsweise in diesem Zusammenhang (und in fast alle anderen auch) nur noch eine Worthülse. Besser wäre es, die Zeilen mit Eigenem zu füllen und nicht auf den Fitting-Worte-Baukasten zurückzugreifen.

BN
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gold
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Beiträge: 4939
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Beitrag08.08.2016 09:52
Re: stiller Tod
von gold
Antworten mit Zitat

Satara Holmes hat Folgendes geschrieben:
An depressiven Tagen
Könnt ich
Aufmerksamkeit ertragen
Wenn mir nur die Stille innewohnt
Und mich zu erschlagen droht
Doch ich bin allein
Schweige still
Worte gefangen in meinem Kopf
Keine Chance auf Ausgang oder gar Entlassung
Verrotten leise vor sich hin
Die Sorgen meines inneren Kinds



Guten Morgen, Satara,

zunächst einmal finde ich die Depression gut ausgedrückt. Daumen hoch
Die Erwähnung des inneren Kindes ist klasse. Daumen hoch Wobei mir der Vers 10 "die Sorgen meines inneren Kinds" zu lang ist, so habe ich es als Vers 3 gesetzt.  
"Wenn mir nur die Stille innewohnt", habe ich umgestellt, liest sich für mich geschmeidiger.

"Und mich zu erschlagen droht" Das relative "die" gefällt mir hier besser als das konjunktive "und"

"Doch ich bin allein"

"Mit ihm" erscheint mir hier wichtig, weil es das innere Kind an dieser Stelle mit einbezieht.

M.E. könntest du das schweige still weglassen, wobei mir das "schweige still" als Ausdruck gefällt, nur nicht hier in diesem Kontext. Es ist redundant. Im weiteren Verlauf gehst du ja auf das Schweigen noch einmal ein.

Da habe ich gewagt, da du ja den "Ausgang" erwähnst, das "gefangen" als Substantiv zu setzen und ein "nur" hinzuzufügen,
passt m. E. aus rhythmischen Gesichtspunkten besser.

"Verrotten leise vor sich hin", das vor sich hin braucht´s m.Mn. nicht, daher: "verrotten sie leise"


Habe mal eine Version deines Gedichts lt. meiner Anmerkungen hier eingestellt:

Stiller Tod

An depressiven Tagen
Könnt mein inneres Kind
Aufmerksamkeit ertragen
Wenn in mir nur Stille wohnt  
Die mich zu erschlagen droht
Doch ich bin mit ihm allein
Habe nur Worte als Gefangene
in meinem Kopf
ohne Ausgang und Entlassung
Verrotten sie leise


Vielleicht kannst du ja mit dem einen oder anderen Vorschlag etwas anfangen.

Liebe Grüße Wink
gold


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Stimmgabel
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Beitrag08.08.2016 09:53
Re: stiller Tod
von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


Satara Holmes hat Folgendes geschrieben:
An depressiven Tagen
Könnt ich
Aufmerksamkeit ertragen
Wenn mir nur die Stille innewohnt
Und mich zu erschlagen droht
Doch ich bin allein
Schweige still
Worte gefangen in meinem Kopf
Keine Chance auf Ausgang oder gar Entlassung
Verrotten leise vor sich hin
Die Sorgen meines inneren Kinds



Hallo Satara Holmes,

mMn ein Text, der selbst SchwarzaufWeiß nicht weiß wohin er will, was er letztlich besagen möchte, insbesondere dem Leser sagen möchte.

Okay, da ist das Thema Depression. Desweiteren könnte ich mir vorstellen [  mal freundlich spekuliert ], dass der Text erzählen will, dass Li in seiner Abkapselung [ jener bewusst verschlossen zugehaltenen Tür nach einem Draußen, aus welcher Angst auch immer ... ] quasi sich selbst gefangen hält und gleichzeitig genau unter dieser Abkapselung leidet.

Nun zu den textalen Widersprüchen [ Inhalte, die zumindest hermetisch komplett verschlosssen bleiben ], die mMn vorliegen.

Einerseits spricht LI von  "Wenn mir nur die Stille innewohnt (die LI auch noch zu erschlagen droht)" und gleichzeitig im Folgenden spricht LI von  "Worte gefangen in meinem Kopf" ; mMn geht das irgendwie nicht, oder anders gesagt was denn nun? Sind nun gefangene Worte im Kopf, die gefangen herumschwirren oder ist da einzig Stille in LI?

Und am Textende verstehe ich diese plötzlich vom Himmel gefallenen "... verrotten die Sorgen meines inneren Kinds" nicht, was hat es denn damit plötzlich auf sich? ... scheinbar stehen hier LI-Kindheitserlebnisse in Zusammenhang zur heutigen LI-Depression????? ... und was soll das Verrotten???
als hätte LI [ wieder mal freundlich spekuliert ] um den Verlust seines Grundes seiner Depression Angst ????

und das einfach mal so in den letzten 1,5 text_Zeile rangeknäult  Wink und alles ist damit für den Leser gesagt, hi hi ....

Ehrlich gesagt ist dieser Text für mich mehr eine unausgegorene psycho_Melange, in paar klischee_Worten aufgebläht um wohl hieraus irgendeinen (gleichsam depressiven) Leser zum querbeet Spekulieren und Fantasieren anzupieksen, quasi kopfnickend sich selbst gegenüber zu behaupten: Ja ja, diese Situation kenne ich auch, ach ach ach ,,,

irgendwie wohl so Wink


ohne tatsächlich aus einer text_Kontur dem Leser irgendein konkretes Stück Holz in die Hand zu geben ... frage ich mich umso mehr, will hier der Autor nur psycho_gaukeln und psycho_rumtränen ?????????



Gruß Stimmgabel ...


-


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gold
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Beitrag08.08.2016 10:03

von gold
Antworten mit Zitat

Oh SG,

schon wieder destruktiv... meinst du, so hilfst du Satara?

An depressiven Tagen
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ich könnte mir vorstellen, dass das LI die Stille von außen in sich mit hinein nimmt.
Die Worte, die nicht rauskönnen und ihr Unwesen im LI treiben. Sich gegen das LI wenden. Das ist mir z.B. auch allzu gut bekannt in solchen Phasen...

sei gegrüßt vom Heidelbeerkuchen vertilgenden Eunuchennerd ...( Laughing )


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Stimmgabel
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Beitrag08.08.2016 10:15

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

gold hat Folgendes geschrieben:

ich könnte mir vorstellen,

dass das LI die Stille von außen in sich mit hinein nimmt.
Die Worte, die ... Sich gegen das LI wenden.
.


Hallo gold,

selbst dieses, deine Spekulieren über die Worte im Kopf ist zumindest mMn aus dem Text zu Null % ableitbar Wink

... wie ich's schon annahm, ein Text fürs psycho_Spekulieren in die quer_beetesten Felder, wie's gerade dem Leser in seine Befindlichkeit Kram_passt, hi hi ...


Gruß SG


-


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gold
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Beitrag08.08.2016 10:26

von gold
Antworten mit Zitat

Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
-

gold hat Folgendes geschrieben:

ich könnte mir vorstellen,

dass das LI die Stille von außen in sich mit hinein nimmt.
Die Worte, die ... Sich gegen das LI wenden.
.


Hallo gold,



... wie ich's schon annahm, ein Text fürs psycho_Spekulieren in die quer_beetesten Felder, wie's gerade dem Leser in seine Befindlichkeit Kram_passt, hi hi ...


Gruß SG


-



Spielt nicht bei der Interpretation von Gedichten die Subjektivität des Lesers zu einem nicht unwesentlichen Teil eine Rolle?


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gold
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Beitrag08.08.2016 10:27

von gold
Antworten mit Zitat

Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:
-

gold hat Folgendes geschrieben:

ich könnte mir vorstellen,

dass das LI die Stille von außen in sich mit hinein nimmt.
Die Worte, die ... Sich gegen das LI wenden.
.


Hallo gold,



... wie ich's schon annahm, ein Text fürs psycho_Spekulieren in die quer_beetesten Felder, wie's gerade dem Leser in seine Befindlichkeit Kram_passt, hi hi ...


Gruß SG


-



Spielt nicht bei der Interpretation von Gedichten die Subjektivität des Lesers zu einem nicht unwesentlichen Teil eine Rolle?


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Stimmgabel
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Beitrag08.08.2016 10:37

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

gold hat Folgendes geschrieben:

Spielt nicht bei der Interpretation von Gedichten die Subjektivität des Lesers zu einem nicht unwesentlichen Teil eine Rolle?
.


Sicher, die Subjektivität des Lesers ist das einzig nur Mögliche ... dennoch geht's beim Gedicht/Lyrik auch darum, dass es/sie die Leser-Subjektivität konturt an die Hand nimmt in die Autoren-Richtung mitnimmt [ die Funktion von Lyrik ], was hier im vorliegenden Text nunmal komplett ausbleibt,

also einzig ne text_Kiste fürs Spekulieren, mMn ... quasi im konkreten text_Fall mal zwei flash_Bilder zusammenhanglos in den Raum gewürfelt und nun Leser, mach was draus.


was ich ja oben schon text_nah angesprochen habe, und zwar mMn differenziert spekulativ und desweiteren fernab einer von dir empfundenen 'mal wieder SG Destruktion'  / ja sag doch mal, was ist an einer differenzierten Meinung destruktiv???

zumindest bin ich hier im S-Forum gewiss nicht um ein bißchen psycho zu kuscheln und zu muscheln, dafür gibt's mMn andere Foren.

Gruß SG


-


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gold
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Beitrag08.08.2016 12:35

von gold
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ehrlich gesagt ist dieser Text für mich mehr eine unausgegorene psycho_Melange, in paar klischee_Worten aufgebläht um wohl hieraus irgendeinen (gleichsam depressiven) Leser zum querbeet Spekulieren und Fantasieren anzupieksen, quasi kopfnickend sich selbst gegenüber zu behaupten: Ja ja, diese Situation kenne ich auch, ach ach ach ,,,
irgendwie wohl so Wink


ohne tatsächlich aus einer text_Kontur dem Leser irgendein konkretes Stück Holz in die Hand zu geben ... frage ich mich umso mehr, will hier der Autor nur psycho_gaukeln und psycho_rumtränen ?????????


Hallo SG,

es ist die Wahl deiner Worte (habe ich blau markiert), die ich destruktiv finde, Z.B. dieses ach, ach, ach und das psychorumtränen (das klingt alles ziemlich zynisch).

Für mich schwingt da ein ziemlich spöttischer Ton in deinen Anmerkungen mit. Und der ist bei diesem Thema mehr als kontraproduktiv, um nicht zu sagen völlig daneben.

LG gold


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firstoffertio
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Beitrag08.08.2016 22:55

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

An depressiven Tagen
 Könnt ich
 Aufmerksamkeit ertragen
 Wenn mir nur die Stille innewohnt
 Und mich zu erschlagen droht
 Doch ich bin allein
 Schweige still
 Worte gefangen in meinem Kopf
 Keine Chance auf Ausgang oder gar Entlassung
 Verrotten leise vor sich hin
 Die Sorgen meines inneren Kinds

Ich finde, Stimmgabel hat schon den wunden logischen Punkt dieses Gedichtes getroffen. Meint es im Grunde dies, kurz gefasst?

An manchen Tagen
bin ich still
weil keiner meine Worte
hören will.
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Perry
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Beitrag08.08.2016 22:57
Hallo Satara,
von Perry
Antworten mit Zitat

ich lese deinen Text als "Betroffenheitslyrik", mit der viele Schreiber versuchen ihre Probleme zu bewältigen. Dagegen ist nichts zu sagen, aber sie kann nur ein Ausgangspunkt für "künstlerische" Textarbeit sein. Deine Bilder beschreiben ein in sich gefangenes LI (inneres Kind), verharren aber in dieser Situation. Reflektiert am Titel hätte ich ein bevorstehendes Ende erwartet, bzw. ein Aufbrechen, Ausweiten des Themas in persönlicher oder metaphorischer Ebene.
LG
Perry
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Matthias Jecker
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Beiträge: 328



M
Beitrag08.08.2016 23:15

von Matthias Jecker
Antworten mit Zitat

Ich fände den Text an sich genauso "banal" wie andere ("Ach ja, schon wieder ein Kollege mit Depro, was soll's?"), wären da nicht zwei Stellen:

Einmal:
An depressiven Tagen könnt ich Aufmerksamkeit ertragen (obwohl das irgendwie der Realität widerspricht)
Und:
Gefangene Worte ohne Chance auf Ausgang oder gar Entlassung

Das hier nenne ich Sprachspiel, darauf muss man erst mal kommen, das finde ich originell und schön.

Das möchte ich doch gerne noch bemerkt haben.
MJ
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Aranka
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A
Beitrag09.08.2016 15:16

von Aranka
Antworten mit Zitat

Kurze Anmerkungen zum Text aus meinem Leserempfinden:

Zitat:
Stiller Tod


"Gewaltiger Titel"  //  schürt Erwartung und schafft Respekt: so mein Lesestart

Zitat:
An depressiven Tagen
Könnt ich
Aufmerksamkeit ertragen


Bin Überrascht: unerwartete Aussage, Gegenteil von üblicher Erwartung. Werde neugierig. Depression als Inhalt, klar benannt, ohne übertriebene Emotion, fast sachlich. Das kann was werden. Schwieriges Thema, aber der Ansatz und der Eingangston stimmt.

Zitat:
Wenn mir nur die Stille innewohnt
Und mich zu erschlagen droht


Nun rutscht der Text für mich in eine Schräglage: sprachlich und inhaltlich:

"Wenn mir nur die Stille innewohnt" Diese Zeile bläht sich ein wenig auf durch die Syntax und das Wort "innewohnt" (religiös/mystisch) Und dann soll es "massiv" werden und es werden gleich zwei Verben bemüht ("erschlagen droht"), die ihre Wirkung im Zusammenspiel für mich fast aufheben. Soweit das Sprachliche, was für mich hier nicht ganz stimmt.

Inhaltlich hätte für mich eine Stille, die wirklich "innewohnt" vielleicht die Eigenschaft sich auszudehnen, allen Raum einzunehmen, mich auszufüllen, mich das Außen vergessen zu lassen, aber nicht mich zu erschlagen.
Das liegt daran, dass das Wort "innewohnt" für mich eher positiv belegt ist. Wenn die Stille in mir haust, in mir tobt, oder gar in mir schreit, dann wäre sie bedrohlich. Fazit: diese zwei Zeilen sollten vielleicht noch mal überdacht werden.

Zitat:
Doch ich bin allein
Schweige still


Das ginge vielleicht auch etwas interessanter. Weiß auch nicht, ob ich diese Aussage brauche.

Zitat:
Worte gefangen in meinem Kopf
Keine Chance auf Ausgang oder gar Entlassung


Das sind wieder interessante Zeilen, sprachlich und inhaltlich.

Zitat:
Verrotten leise vor sich hin
Die Sorgen meines inneren Kinds


Dieses "innere Kind", es scheint sich seit geraumer Zeit aus der "Inneren Kind Therapie" befreit zu haben und sich massiv Zugang in den Gedichtraum verschafft zu haben. Ich finde es dort meist deplatziert, besonders wenn das Gedicht wie hier die Depression ausspricht, dann ist der Begriff "inneres Kind" so therapeutisch belegt und festgeschrieben, dass er für mich nicht lyrisch wirken kann.

Fazit: Das Gedicht steht in der Werkstatt und sollte überarbeitet werden. Es hat für mich einen guten Beginn und einen guten Eingangston und einen interessanten Gedankengang wenn es um die gefangenen Worte geht. Vielleicht könnte man den weiterdenken und dem Text dann eine Ausrichtung geben, damit er nicht in einer "Betroffenheitsschleife" hängen bleibt.

Satara, ich würde dran bleiben. LG Aranka


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