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Der erste Satz einer Kurzgeschichte


 
 
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stillnd
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 38
Beiträge: 24



S
Beitrag03.08.2016 09:55
Der erste Satz einer Kurzgeschichte
von stillnd
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

ich möchte euch um eure Kritik bitten.

Meine Kurzgeschichte beginnt momentan mit folgendem Satz:
"Martina blickt erschrocken auf die übergewichtige Holztüre, die mit einem Knall zugeschlagen wurde als habe sie die Schallmauer durchbrochen."


Irgendwie war mit das "blickt erschrocken" zu langweilig und ich bin nun zu folgendem Satz gekommen:
"Dunkle Fluten direkt aus dem Zentrum der Pupillen, überschwemmen schlagartig den Großteil ihrer Iris Oberfläche. Mit weit aufgerissenen Schleusen des Schreckens blickt sie auf sie übergewichtige Holztüre...."

Wirkt das gut so, oder zu gewollt?
Welcher der beiden Teile bietet für den Leser einen schnelleren, spannenderen und interessanteren Einstieg in meine Geschichte?

Vielen Danke schonmal.

Viele Grüße

Weitere Werke von stillnd:
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Die Drahthexe
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 17



Beitrag03.08.2016 10:10

von Die Drahthexe
Antworten mit Zitat

Ich versuche gerade, mir eine übergewichtige Holztüre vorzustellen.
"Wuchtige" Holztür würde ich wohl eher sagen.
Oder mächtig, massiv... oder vielleicht ist es eher ein Holztor?


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"The light works. The gravity works. Anything else we have to take our chances with." (Douglas Adams)
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


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Beitrag03.08.2016 10:21
Re: Der erste Satz einer Kurzgeschichte
von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo stillnd,

ehrlich gesagt finde ich beide Einstiege sprachlich (-> Wirkung) ziemlich übel.

Der erste
Zitat:
"Martina blickt erschrocken auf die übergewichtige Holztüre, die mit einem Knall zugeschlagen wurde als habe sie die Schallmauer durchbrochen."

erzeugt ein Minimum an Spannung (so wie jede Action, mit der es gleich losgeht), wirkt aber auch, sorry "gelabert". Vielleicht zu viel an angedachten Ideen, um sie in einen Satz zu packen.
Du merkst auch schon ganz richtig, das "blickt erschrocken" ist abgedroschen, weil mehr Tell als Show.
Warum übrigens "Türe" statt "Tür"? In welchem Jahrhundert passiert das?

Der zweite Satz
Zitat:
"Dunkle Fluten direkt aus dem Zentrum der Pupillen, überschwemmen schlagartig den Großteil ihrer Iris Oberfläche. Mit weit aufgerissenen Schleusen des Schreckens blickt sie auf sie übergewichtige Holztüre...."

Hier würde ich das Buch gleich weglegen. OK, das "blickt erschrocken" hast du so vermieden, aber wie ... überschwemmt werde ich hier von Metaphern in einer Pathetik, die schon albern wirkt. Warum z. B. aus dem Zentrum ihrer Pupillen? Wie klein ist ein solches Zentrum (weniger als stecknagelkopf-groß) und wie winzig ist entsprechend diese Flut(!), ach nein: die Fluten, auch noch Plural. Und dann noch "weit aufgerissene Schleusen des Schreckens" - wie viel Ähnlichkeit haben Augen mit Schleusen, na ja, es kann Wasser eindringen, aber in dieser Gewalt (wie das hier suggeriert wird), kann man danach nichts mehr "blicken", sondern heult wie ein Wasserfall auf den Boden.

Von daher muss ich bestätigen: Gewollt (aber nicht gekonnt) trifft es gut.


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stillnd
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
S

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Beiträge: 24



S
Beitrag03.08.2016 10:56
Re: Der erste Satz einer Kurzgeschichte
von stillnd
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo nebenfluss,

vielen danke erstmal für deine Kritik.

Zitat:

ehrlich gesagt finde ich beide Einstiege sprachlich (-> Wirkung) ziemlich übel.


Oh das ist hart für mich, aber in Ordnung.

Zitat:

Der erste
erzeugt ein Minimum an Spannung (so wie jede Action, mit der es gleich losgeht)


Aber für eine Kurzgeschichte ist so ein plötzlicher Einstieg doch ein typisches Merkmal oder?

Zitat:

, wirkt aber auch, sorry "gelabert".


Das Gefühl hatte ich eben auch beim x-ten mal durchlesen.


Zitat:
"blickt erschrocken" ist abgedroschen, weil mehr Tell als Show

Genau das war dann meine Herangehensweise für den zweiten Satz, mehr Show als Tell.


Zitat:

Der zweite Satz
... überschwemmt werde ich hier von Metaphern in einer Pathetik, die schon albern wirkt

Aber bei meinen Vorhaben hab ich es dann wohl eindeutig übertrieben Rolling Eyes

Es war mein Versuch bildlich darzustellen, dass sich ihre Pupillen vor Schreck weiten.

Zitat:

und wie winzig ist entsprechend diese Flut(!), ach nein: die Fluten, auch noch Plural


Vielleicht funktioniert es, wenn ich dem Satz etwas von der Übertreibung nehme. Der Grundgedanke das die Pupille die Iris überschwemmt bis diese kaum noch zu sehen ist gefällt mir eigentlich ganz gut. Oder ist die Vorstellung schon zu absurd?

Zitat:

Von daher muss ich bestätigen: Gewollt (aber nicht gekonnt) trifft es gut.


Danke für deine Sichtweise.

Viele Grüße
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stillnd
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
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Alter: 38
Beiträge: 24



S
Beitrag03.08.2016 10:58

von stillnd
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Drahthexe hat Folgendes geschrieben:
Ich versuche gerade, mir eine übergewichtige Holztüre vorzustellen.


"übergewichtig" ist nur ein Synonym für dick.
Also eine dicke Holztüre. Lässt sich das leichter vorstellen?
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Lilly_Winter
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Beitrag03.08.2016 11:06

von Lilly_Winter
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Hallo stillnd,
den zweiten Satz finde ich ganz schrecklich, danach würde ich nicht weiter lesen.
Ich stelle mir auch die Frage nach der Aktion/Reaktion.
Blickt Martina erschrocken, weil die Tür knallt, oder ist sie vorher schon erschrocken?
Wenn Ersteres zutrifft, sollte die Tür knallen, bevor Martina reagiert.
Aktion: Tür knallt  ----> Reaktion: Martina erschrickt sich

Auch ich kann mir nichts unter einer "übergewichtigen" Tür vorstellen, hier würde ich auch eher zu massiv tendieren.

LG Lilly
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Die Drahthexe
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 17



Beitrag03.08.2016 11:20

von Die Drahthexe
Antworten mit Zitat

Schreib doch die Kurzgeschichte erstmal fertig, dann kann man im Textzusammenhang viel besser erkennen, zu welchem Stil sie tendiert und wo noch Stellen sind, die angepasst werden müssen.
 Wink


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Muskat
Eselsohr


Beiträge: 343



Beitrag03.08.2016 11:31
stillnd
von Muskat
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Hallo stillnd,


Zitat:
"Martina blickt erschrocken auf die übergewichtige Holztüre, die mit einem Knall zugeschlagen wurde als habe sie die Schallmauer durchbrochen."


Schau dir mal an, wieviel du in den Satz gepackt hast!
Weiter rate ich ebenso wie Lilly dazu, dir die Reihenfolge der Handlung zu überlegen: Erst der Knall, dann der Schreck.

Weiter ist klar, dass sich Martina erschrecken kann, aber nicht erschrocken dreinschaut, außer ein anderer erzählt die Geschichte oder sie betrachtet sich gerade im Spiegel.

Die Tür kann nur übergewichtig sein, wenn es eine Norm für das Gewicht einer Türe gibt. Daher: Das ist Unsinn! Hier wird dir auch zur massiven Tür geraten, was auch ich für sinnvoll halte.

Das mit der Schallmauer ist eine strake Übertreibung, nicht?


Der zweite Satz ist dann mehr als übertrieben.

Zitat:
"Dunkle Fluten direkt aus dem Zentrum der Pupillen, überschwemmen schlagartig den Großteil ihrer Iris Oberfläche. Mit weit aufgerissenen Schleusen des Schreckens blickt sie auf sie übergewichtige Holztüre...."


Auch hier: Wer erzählt das? Martina? Betrachtet sie sich dabei im Spiegel? Sieht sie die dunklen Fluten usw?

Erschrickt ein Mensch wirklich derart, wenn eine Tür zuknallt?

Du willst den Schreck zeigen, dann lass sie zusammenzucken, den Kopf einziehen, etwas fallen lassen oder ähnliches.


Mein Rat: Lass die Übertreibungen weg und erzähle die Geschichte so natürlich wie einer Freundin oder einem Freund. Das läse sich dann angenehm.

Liebe Grüße

Muskat
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nebenfluss
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Beitrag03.08.2016 11:33
Re: Der erste Satz einer Kurzgeschichte
von nebenfluss
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stillnd hat Folgendes geschrieben:
Aber für eine Kurzgeschichte ist so ein plötzlicher Einstieg doch ein typisches Merkmal oder?

Definitiv!

Zitat:

Es war mein Versuch bildlich darzustellen, dass sich ihre Pupillen vor Schreck weiten.
Der Grundgedanke das die Pupille die Iris überschwemmt bis diese kaum noch zu sehen ist gefällt mir eigentlich ganz gut.

Hm, das ist bei mir so nicht bei mir angekommen.
Klar, den Satz "Ihre Pupillen weiteten sich vor Schreck." hat jeder schon hundertmal gelesen, den will man vermeiden.* Aber statt ihn nun in 20 Wörtern zu umschreiben, ist es oft besser, sich ein anderes Merkmal (hier: des Schreckens) auszudenken. Sonst wirkt das schnell künstlich.  
Z. B. fällt mir gerade ein: Was ist die natürlichste/authentischste Reaktion, wenn eine Tür zuknallt? Nicht das Weiten der Pupillen, sondern ein Zusammenzucken. Den Satz "Sie zuckte zusammen." haben wir natürlich auch schon hundertmal gelesen. Aber ein Zucken kann ja Folgen haben - statt das Zucken zu erwähnen, könnte Maria etwas aus der Hand fallen. Ein Fläschchen mit einer übelriechenden Flüssigkeit. Oder die Deckenlampe hängt zu tief, sie prallt dagegen, die Schatten an den Wänden beginnen Fangen miteinander zu spielen.
Weiß gerade nicht, ob du verstehst, was ich meine ... statt Floskeln zu umschreiben, eher sie gleich in weiterführende Handlung/Atmosphäre übersetzen (oder so, kriege das gerade nicht besser formuliert)

* außerdem bekommst du hier möglicherweise ein Perspektiv-Problem, weil der Leser die Augen von außen sieht, Maria aber vemutlich personlaer Erzähler sein soll.


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Aneurysm
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Beiträge: 462



Beitrag03.08.2016 11:37

von Aneurysm
Antworten mit Zitat

stillnd hat Folgendes geschrieben:
Die Drahthexe hat Folgendes geschrieben:
Ich versuche gerade, mir eine übergewichtige Holztüre vorzustellen.


"übergewichtig" ist nur ein Synonym für dick.
Also eine dicke Holztüre. Lässt sich das leichter vorstellen?


Dass »übergewichtig« ein Synonym für »dick« ist, bedeutet nicht, dass man es immer und überall synonym verwendet. Übergewichtig ist eine Bezeichnung für Menschen, manchmal Tiere.

Ich kann mich den anderen weitestgehend anschließen, was die beiden Sätze angeht: Die Sprache ist ein extrem unbeholfener Versuch, bildlich zu schreiben. Du beherrscht weder die Zeichensetzung noch die Rechtschreibung; deshalb ist es keine Überraschung, dass besonders der zweite Anfang vollgestopft mit schiefen Bildern ist. Der erste Satz ist besser, aber ebenfalls nicht gut.

Lilly_Winter hat Folgendes geschrieben:
Blickt Martina erschrocken, weil die Tür knallt, oder ist sie vorher schon erschrocken?


Das wird nicht explizit gesagt (man kann es sich denken), und es würde auch nicht explizit gesagt, wenn man den Satz nach deinen Vorstellungen umformulierte:

Die übergewichtige Holztüre knallt, als hätte sie die Schallmauer durchbrochen. Martina blickt erschrocken auf die Holztüre.

Auch hier könnte man fragen, ob Martina das Zuknallen der Holztür schon gesehen hat oder erst jetzt, nach dem Knall, auf die Holztür blickt. Außerdem ist unklar, ob sie, wenn sie schon vorher auf die Holztür geblickt hat, bereits im Vorhinein erschrocken geblickt hat oder ob das Erschrecken in ihrem Blick erst nach oder während des Knallens der Holztür dazukam; und selbst wenn es sicher wäre, dass sie erst nach dem Knallen der Holztür erschrocken geblickt hat, wüsste man noch nicht, ob das der tatsächliche Grund des erschrockenen Blickes war.

Du siehst also: Man kann vermeintliche Unklarheiten in fast jeden Satz hineinprojizieren; eine Begründung für Aktion/Reaktion bzw. das strikte Halten an eine zeitliche Abfolge lässt sich daraus aber nicht ableiten. Der Satz wird meiner Meinung nach nicht besser, wenn man irgendwelche »Regeln« aus Schreibratgebern auf ihn anwendet.
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Diamond
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Beiträge: 280



D
Beitrag03.08.2016 11:44
Re: Der erste Satz einer Kurzgeschichte
von Diamond
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stillnd hat Folgendes geschrieben:
Meine Kurzgeschichte beginnt momentan mit folgendem Satz:
"Martina blickt erschrocken auf die übergewichtige Holztüre, die mit einem Knall zugeschlagen wurde als habe sie die Schallmauer durchbrochen."

Irgendwie war mit das "blickt erschrocken" zu langweilig und ich bin nun zu folgendem Satz gekommen:
"Dunkle Fluten direkt aus dem Zentrum der Pupillen, überschwemmen schlagartig den Großteil ihrer Iris Oberfläche. Mit weit aufgerissenen Schleusen des Schreckens blickt sie auf sie übergewichtige Holztüre...."

Welcher der beiden Teile bietet für den Leser einen schnelleren, spannenderen und interessanteren Einstieg in meine Geschichte?


Hallöchen,

mich überzeugt weder Satz 1, noch die Überarbeitung im Vorschlag 2. Vielleicht liegt es daran, dass Du meiner Meinung nach zu viel auf einmal ausdrücken möchtest. Anstatt die Ereignisse nacheinander geschehen zu lassen, wirfst Du alles zusammen. Für meinen Geschmack funktioniert das vorne und hinten nicht. Das ist weder schnell noch spannend und interessant  ist es für mich leider auch nicht, weil ich keinen Protagonisten sehe. Du schreibst in Vorschlag 2 in der 3. Person und führst Deine Protagonistin mit "sie" ein. Was soll das bringen? Bringt es dem Text einen Nährwert? Meiner Meinung nach nicht. Für mich dürfte sie weiter Martina heißen.

Satz 1: Martina blickt erschrocken... würde ich ändern in: Martina zuckte zusammen. Als Reaktion auf ein Ereignis wäre der Schreck damit komplett abgedeckt.

die übergewichtige Holztüre... Übergewichtig? Warum eine Eigenschaft, die Lebewesen beschreibt? Ich würde Dir eine Tür aus Eichenholz vorschlagen, dann weiß der Leser: oh ja, die ist wirklich schwer, und auf das Adjektiv könntest Du verzichten.

die mit einem Knall zugeschlagen wurde... Woher weiß die Protagonistin, das sie zugeschlagen wurde? Zudem drückt würde den Passiv aus und zugleich raubt es die Spannung, weil ich als Leser sofort weiß: Aha, da ist noch jemand.

als habe sie... Richtig wäre: als hätte sie...

Jetzt sortiere ich mal neu.
Erst mal muss die Tür ins Schloss knallen, damit Martina sich erschrecken kann. Und in dieser Reihenfolge würde ich das auch im ersten Satz schreiben.
Der Vergleich: ob nun der Knall oder als Verb knallte lasse ich mal außen vor, es geht darum, dass damit schon alles gesagt ist und der Vergleich für meinen Geschmack überflüssig ist.

Zum zweiten Satz kann ich nur sagen: In ihm stecken nur mehr Details als im ersten, er verfehlt bei mir komplett die Wirkung. Da sehe ich bei Vorschlag 1 deutlich mehr Potenzial.

Und jetzt möchte ich noch etwas zu Martina loswerden: Ich selbst finde Protagonisten, die alles auf sich zukommen lassen, ermüdend, passiv. Ich würde sie von Beginn an handeln lassen.

Das war es von mir. Nimm Dir was Du brauchst.

VG Diamond
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nebenfluss
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Beitrag03.08.2016 11:50

von nebenfluss
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Aneurysm hat Folgendes geschrieben:

Auch hier könnte man fragen, ob Martina das Zuknallen der Holztür schon gesehen hat oder erst jetzt, nach dem Knall, auf die Holztür blickt. Außerdem ist unklar, ob sie, wenn sie schon vorher auf die Holztür geblickt hat, bereits im Vorhinein erschrocken geblickt hat oder ob das Erschrecken in ihrem Blick erst nach oder während des Knallens der Holztür dazukam; und selbst wenn es sicher wäre, dass sie erst nach dem Knallen der Holztür erschrocken geblickt hat, wüsste man noch nicht, ob das der tatsächliche Grund des erschrockenen Blickes war.

Das überfordert mich Shocked
Na ja, fast Laughing


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Willebroer
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Beitrag03.08.2016 11:55

von Willebroer
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Hallo Stillnd,

bei einzelnen Sätzen oder Formulierungen ist es wohl besser, die Frage unter Selbsthilfe -> Genre, Stil, Technik, Sprache zu stellen, aber du solltest dich trotzdem entscheiden, in welche Richtung es sprachlich und stilistisch gehen soll. Es gibt sonst einfach zu viele Möglichkeiten, wie du auch an den Antworten hier siehst.
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Lilly_Winter
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Wohnort: Dortmund


Beitrag03.08.2016 11:55

von Lilly_Winter
Antworten mit Zitat

Aneurysm hat Folgendes geschrieben:


Lilly_Winter hat Folgendes geschrieben:
Blickt Martina erschrocken, weil die Tür knallt, oder ist sie vorher schon erschrocken?


Das wird nicht explizit gesagt (man kann es sich denken), und es würde auch nicht explizit gesagt, wenn man den Satz nach deinen Vorstellungen umformulierte:

Die übergewichtige Holztüre knallt, als hätte sie die Schallmauer durchbrochen. Martina blickt erschrocken auf die Holztüre.


Ich frage mich, wo du meine Vorstellung herausgelesen hast Shocked
Ich habe nirgends gesagt, dass stillnd den Satz einfach drehen soll.

Zitat:
Ich stelle mir auch die Frage nach der Aktion/Reaktion.
Blickt Martina erschrocken, weil die Tür knallt, oder ist sie vorher schon erschrocken?
Wenn Ersteres zutrifft, sollte die Tür knallen, bevor Martina reagiert.


Natürlich gibt es mehrere Deutungsmöglichkeiten, die sich mit einfachen Mitteln vermeiden lassen. Hier steht nur ein Satz. Aber ich denke schon, dass ein Autor sich im Klaren darüber sein sollte, was er ausdrücken möchte, denn nur so kann ein Bild entstehen. Und Aktion/Reaktion habe ich nicht aus einem Schreibratgeber, ich halte es für eine normale Abfolge wink
Wenn Prota bereits vorher erschrocken ist, sollte das deutlich werden, denn das schafft gleich ein anderes Bild.

LG Lilly
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Aneurysm
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Beiträge: 462



Beitrag03.08.2016 12:20

von Aneurysm
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Lilly_Winter hat Folgendes geschrieben:
Ich frage mich, wo du meine Vorstellung herausgelesen hast Shocked
Ich habe nirgends gesagt, dass stillnd den Satz einfach drehen soll.


Ich bin von Ersterem aus deinem Selbstzitat ausgegangen, weil es mir beim Lesen klar war, dass er das meint – das muss natürlich nicht jedem so gehen und vielleicht hat er das auch gemeint, aber für mich war es eben beim Lesen klar. Und dann habe ich von meiner Vermutung ausgehend den Satz umgestellt und erklärt, warum damit meines Erachtens keine Unklarheiten beseitigt werden.

Lilly_Winter hat Folgendes geschrieben:
Und Aktion/Reaktion habe ich nicht aus einem Schreibratgeber, ich halte es für eine normale Abfolge


Klar, es ist die häufigste Abfolge beim Erzählen. Ich finde aber nicht, dass man sich deswegen immer daran halten muss und sehe bei diesem Satz auch (noch) keinen Grund dafür – auch deswegen, weil noch nicht klar ist, wo stillnd mit seiner Geschichte hin möchte.
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Corydoras
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Beitrag03.08.2016 12:43

von Corydoras
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Wenn du lieber personal schreiben möchtest als auktoral, dann kannst du die geweiteten Pupillen nicht nehmen, weil die sieht ja Martina selber nicht.
Was Martina aber selber fühlt sind ein schnellerer Puls, eine Gänsehaut, ein Zittern, etc....

Das mit der Aktion/Reaktion kann man natürlich als Stilmittel auch umdrehen. Etwas in der Art:

"Das Herz pochte Martina bis zum Hals. Immer noch konnte sie ihren Blick nicht von dem verschlossenen Tor nehmen."
Und dann eben erst erklären WARUM sie deswegen jetzt so aufgebracht ist. (weil sie eingesperrt ist, nehme ich an)

In jedem Fall ist das ein schönes Beispiel, warum gerade bei so schnellen Abfolgen "als" Sätze sehr unvorteilhaft sind.


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Lilly_Winter
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Beitrag03.08.2016 12:51

von Lilly_Winter
Antworten mit Zitat

Natürlich fehlt hier der Kontext. Deswegen hielt ich es für angebracht, stillnd darauf hinzuweisen, dass es mehrere Deutungsmöglichkeiten gibt.
Manchmal ergibt sich der Einstieg fast von selbst, wenn man darüber nachdenkt, was man ausdrücken möchte. Die Frage, welches Bild möchte ich hervorrufen.
Stelle ich mir diese Szene bildlich vor.
1. Die Tür fällt zu. Martina zuckt zusammen. Hat sie etwas falsches gesagt?
Wenn ich mir Martina als Schauspielerin vorstelle, würde ich auch erst das Knallen der Tür hören, und dann sehen, wie Martina zusammen zuckt.
2. Martina sieht erschrocken zur Tür. Mit einem Knall wird die Tür zugeschmissen.
Die Szenen ähneln sich, dennoch entstehen andere Bilder im Kopf. Ich stelle mir andere Fragen zu dem Wie und Warum.

Wie die Geschichte weitergeht, das weiß nur stillnd.
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Corydoras
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Beitrag03.08.2016 12:51
Re: Der erste Satz einer Kurzgeschichte
von Corydoras
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

Warum übrigens "Türe" statt "Tür"? In welchem Jahrhundert passiert das?


Ich weiß ja nicht, wo stillnd lebt, aber in Österreich (und demnach wahrscheinlich auch in Süddeutschland) ist "Türe" genauso gebräuchlich wie "Tür".

Mir kommts so vor als haben wir oftmals Ausdrücke, die in Deutschland gerne als veraltet angesehen werden.... siehe "Gewand".


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Muskat
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Beitrag03.08.2016 13:03
stillnd
von Muskat
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Zitat:
"Das Herz pochte Martina bis zum Hals. Immer noch konnte sie ihren Blick nicht von dem verschlossenen Tor nehmen."
Und dann eben erst erklären WARUM sie deswegen jetzt so aufgebracht ist. (weil sie eingesperrt ist, nehme ich an)


Bei dem Vorgehen ist darauf zu achten, dass nicht erklärt wird!
Martina sollte handeln, bspw. an der verschlossenen Türe rütteln oder ähnliches.

Zum anderen sollte der Grund für ihren Schrecken, so es nicht der Knall ist, sondern er zuvor bereits besteht, nicht in einer Rückblende erzählt werden. Zu Beginn einer Geschichte ist das nicht schön, meine ich.


Stillnd wird uns erleuchten, wohin die Reise gehen soll.


Liebe Grüße

Muskat
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Corydoras
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Beitrag03.08.2016 13:11

von Corydoras
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Ja natürlich nicht im Erklärmodus, sondern im "show, don't tell" Modus. Laughing

Ich merke ja immer wieder, dass ich zwar beim kreativen Schreiben nicht so schlecht bin, aber dafür kann ich es überhaupt nicht erklären. Das war schon wieder so ein Beispiel. Rolling Eyes


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Muskat
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Beiträge: 343



Beitrag03.08.2016 13:17
stillnd
von Muskat
Antworten mit Zitat

Zitat:
Ja natürlich nicht im Erklärmodus, sondern im "show, don't tell" Modus. Laughing

Ich merke ja immer wieder, dass ich zwar beim kreativen Schreiben nicht so schlecht bin, aber dafür kann ich es überhaupt nicht erklären. Das war schon wieder so ein Beispiel. Rolling Eyes


War es nicht! Ich wollte nur vorbeugend das Warnschild erheben.

So, nun schalte ich den Klugscheißermodus wieder aus. Laughing
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Diamond
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Beiträge: 280



D
Beitrag03.08.2016 13:20

von Diamond
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Corydoras hat Folgendes geschrieben:
Ich merke ja immer wieder, dass ich zwar beim kreativen Schreiben nicht so schlecht bin, aber dafür kann ich es überhaupt nicht erklären. Das war schon wieder so ein Beispiel. Rolling Eyes


Übung macht den Meister... Ist hier also kein Problem, sind ja auch Schreibübungen Rolling Eyes
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