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Stiefvaterland


 
 
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uffjedn
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 42
Beiträge: 140
Wohnort: Berlin


Beitrag07.07.2016 00:03
Stiefvaterland
von uffjedn
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Braun und gelb, darüber ein aluminiumfarbener Himmel.
Mutterboden von seiner schönsten,
Vaterland von seiner hässlichsten Seite.
Stumme schwankende Kräne, Autofahrer als Stilikonen, Eichenalleen der Angst, jedes Schlagloch ein Krater des Krieges der Gemeinden. Leere Dörfer und volle Einkaufszentren. Ein Blick auf die Herzen, braun und gelb. Darüber - Aluminiumfolie.



“Mit dir sollte ich mich mal unterhalten”, sagen die einen. Und ich glaube, das wäre fruchtbar, liebe ich doch ihre Kunst.
Und auch wenn sie meine nicht kennen, ich kann sie ihnen zeigen. Ich weiß nur nicht, wo der Aufhänger sein soll, sie anzusprechen. Und so rutscht die Gesprächsjacke von der glatten Wand stets ab, und es bleibt hilfloses Lächeln.

Und dann gibt es die anderen, die einem den Atem rauben, den man dann nicht mehr braucht, denn das Herz nahmen sie schon vorher, mit hölzerner Hand.

Küssen will ich alle, also tue ich es. Mit Zunge, ohne, auf die Hand, mit den Augen, im Traum, im Bus, im Schnaps. Und nur wirklich selten ist ein Kuss zu viel. Nur dann, wenn ich soetwas wie eine Hand halte, im stillen und dunklen. Eine, die sich heimlich in die meine geschlichen hat, wie ein Kleinkind morgens um fünf in dein Bett, im Winter.

… Gleisbett. Winterweizen, Saatkrähen und Schwerlasttransport mit Windradflügel ziehen vorrüber. Ein Mann im Anzug springt vor seinen verspäteten Anschlusszug. Die Hundemarke des business professionals, seine Bahncard 100, an einer Kette um den Halsstumpf baumelnd, wird von seinen Kameraden geborgen. Der Personenschaden entlässt sie ins Homeoffice zu den Kindern. Der ICE 3 - Seelenlasttransport von Freitodfantasten. Und draussen: Saatkrähen, Winterweizen.

Die Mädchen die du Flittchen nennst, sie sind doch nicht anders als du. Sie richten ihre Suchscheinwerfer in die Dunkelheit, manchmal ist man der erste, mal der letzte, mal der einzige, mal einer von hunderten. Man wird angestrahlt in der Nacht, und blinzelt ins Licht.
Und wenn das was sie erkennen ausreicht, dann kommt eine herübergeflogen, flattert leicht im selbstangetrunkenen Rausch und taumelt - auf den Stuhl, die Couch, in die Arme, ins Bett.
Sie machen das, haben Zahnbürsten dabei und Wechselwäsche und manche sogar Oropax.
Sie legen das Prachtkleid ab und werden über Nacht zu Raupen. Kleine haarlose Körper, die sich an deine Äste klammern und die morgens nur in Haare und Haut gekleidet durch die Gänge füßeln, etwas Nektar zu sich nehmen oder eine Laus melken.
Voller Verwunderung betrachtet man im Anschluss ihre Verpuppung und wenn sie schlüpfen, nur Augenblicke später, dann stehen sie vor einem, den dunklen Mantel wie Flügel um sich gelegt und glitzern wie Nachtfalter im Sonnenschein und man fragt sich: Hab ich dich, oder du mich benutzt?

… oder du mich benutzt. Auf den Ackern dort ackert keiner mehr, bestellt wird das Sichtfeld oder Pizza. Eine gewisse Form von Gerechtigkeit lässt sich vermuten: Der Bauer steht mit dem Bussard gemeinsam auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Es heisst jetzt Landwirt_In und ist ein Diplomstudiengang in 9 Semestern.

"WEESTE WATT? Is mir neulisch unta der Dusche einjefalln. Mit Bier kooofen wa uns den Spaß des nächsten Tages schon heute. Fastehste?
Die Theke als Zeitmaschine der Freude. Das Yin und Yang der Suffsamurai. Een Hauch von Schwefel im Gin Tonic der Ethanolevangelen. Een Zeitbalanciertes Trinker-Feng-Shui. Oder auch: für alle BWL-Studenten, deren Eltern ma Punker jewesen waren: Een mikroökonomischet No Future."

… ökonomisches No Future. Ein Blick in den Spiegel zeigt unmissverständlich Eselsohren im zerlesenen Gesicht. Keine Gedichte mehr auf den Seiten, sondern enge, schmierige Lettern auf Bögen von benutztem Backpapier, nicht gesetzt, sondern gestanzt. Die Sprache in diesen Sätzen ist nicht unsere, aber sie liegt wie ein milchiger Film über dem Auge, überdeckt Begehren mit Lohnsteuerausgleich.

Hamburgs Nächte. Die langbeinigen Frauen, Touristen auf der Suche nach Koks und Analpenetration, betrunkene Kinder, Polizisten in Vollkampfanzug mit Nasenpiercing, Nicht-so-Hochkultur und zwischendrin Mütter mit ihren Neustgeborenen unter der Achsel. Es regnet nicht, aber der Boden ist nass. Zervix, Mexikaner, Kautabak, Dreiviertelverdautes, alle Blutgruppen, Motoröl, Tränen, Schweiss, Niederschlag der Nebelmaschinen, der Abfall der Suppenküchen, das Kerosin der Nacht. Jeder Schritt darauf auf Leder-, Gummi- oder Stahlnagelsohlen ein Streichholz auf der Reibefläche. Es braucht nur genug Schwung eines einzigen und die ganze Strasse steht in Flammen. Eine Stadt in Uniform, im besten Hemd, die Axt in der Hand, bereit jede Grenze einzuhacken, für die sich ein Duellant bietet.

… der Duellant bietet. Für Rohstoffe, seltene Erden an der Börse von Hong Kong. Und draußen liegt dieselbe Erde, genarbt vom Industriepflug und dem Braunkohlebagger. Roh ist das Begehren, welches unbefriedigt hinter dem Lohnsteuerfilm hervorflackert und mit geschlossener Schnapsfaust zwischen unseren Buchdeckeln wühlt. Leichenfledderei. Im Stiefvaterland.



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Stimmgabel
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Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag07.07.2016 01:29

von Stimmgabel
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-


Hallo uffjedn,





ad 1   dies ist ein Prosatext, hat also nix in der Lyrik verloren.


Hallo Mods, bitte den Text verschieben.

---------------------------------------------

ad 2 /  Ein Wortepaket ohne jeglichen Plot, ohne innere Linienführung, ohne jedwede kausale Bindungen, einzig versatzstückend schreib_Platz belegend, als wollten hier gefrustete Beliebigkeiten zusammenhanglos und fett und breit in ein gefrustetes Tagebuch gehämmert werden;

könnte mir gut vorstellen, dass hier ein bekiffter oder besoffener, zumindest gefrusteter Auktor [ als Inszenierung ] seine schreib_Plattform finden will und sich entladen will.

Ich nehme mal diesen Absatz als wahllos gewortetes wahllos_Gebilde als quasi Spiegelabbild des gesamten Textaufbaus:

Hamburgs Nächte. Die langbeinigen Frauen, Touristen auf der Suche nach Koks und Analpenetration, betrunkene Kinder, Polizisten in Vollkampfanzug mit Nasenpiercing, Nicht-so-Hochkultur und zwischendrin Mütter mit ihren Neustgeborenen unter der Achsel. Es regnet nicht, aber der Boden ist nass. Zervix, Mexikaner, Kautabak, Dreiviertelverdautes, alle Blutgruppen, Motoröl, Tränen, Schweiss, Niederschlag der Nebelmaschinen, der Abfall der Suppenküchen, das Kerosin der Nacht. Jeder Schritt darauf auf Leder-, Gummi- oder Stahlnagelsohlen ein Streichholz auf der Reibefläche. Es braucht nur genug Schwung eines einzigen und die ganze Strasse steht in Flammen. Eine Stadt in Uniform, im besten Hemd, die Axt in der Hand, bereit jede Grenze einzuhacken, für die sich ein Duellant bietet.

--------------------

Der gesamte Text addiert einzig Behauptungen, Worte und Bilder, die nur in ihrer eigenen Behauptung existieren ohne je vom Text in einem Kontext gestellt zu sein.

Wollte ich diesem Text einen Plot schenken, könnte dieser sein: der entmenschlichte Mensch hat sich mit seiner entmenschlichten Umgebung arrangiert  / so könnte ein angeahnter Plot aussehen, der natürlich erstmal geschrieben werden müsste, hi hi ...


Resümee: Warum man solch eine tagebuchende Kiff_tirrade [ ohne jegliche leser_Handführung und innerer Handlung, geschweige denk_Monologie auf einer Spur ] tatsächlich veröffentlicht, erschließt sich mir wohl nie Rolling Eyes




Gruß Stimmgabel


-


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Harald
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Beitrag07.07.2016 05:41

von Harald
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Also abgesehen von der Frage, ob man dies Wortkonstrukt ob der kursiven Abschnitte noch als Lyrik sehen kann oder das alles einfach zur Prosa verschiebt, mir als Bauernsohn, der nie Bauer war, gefällt dieser Aufbau, dieser Abstieg der fruchtbaren Erde zu im doppelten Sinn seltenen Erde …

Seltene Erden, das Spekulationsobjekt unserer neuen elektronischen Welt und die immer seltener werdende Erde, die zur Ernährung der explodierenden Weltbevölkerung der Generation "Kopf nach unten" (aber auch immer öfter "Kopf runter") dient, beides wird knapp werden, wie auch der Lebensraum. Und dieser knapp werdende Lebensraum und die seltener werdenden seltene Erden, schön verknüpft …


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Eredor
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Traumtagebuch
Beitrag07.07.2016 07:10

von Eredor
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Nur kurz ein Schrei im Halbschlaf, mittendrein: uffjedn hat den Text als Prosagedicht gekennzeichnet, also nicht versehentlich hier eingestellt. Ob ihr seine Auffassung teilt, dürft ihr gern argumentativ in euren Kommentaren unterbringen - den Text lasse ich vorerst hier und schaue, wie sich die Diskussion entwickelt.

LG und einen schönen Tag
Dennis


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Quadratschädel
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Q

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Q
Beitrag07.07.2016 08:23

von Quadratschädel
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Hallo uffjedn

ich lese den Text als Jeremiade auf die heutige Wirklichkeit, die ja in der Tat sehr wenig Erfreuliches zu bieten hat. Mir gefallen manche Wortbildungen, gerade ihre Gegenüberstellung, die für mich allerdings gleichzeitig einen Verweis auf entleertes bürgerlich-intellektuelles Gedankengut bieten. Der Text kommt nicht zum Kern, weist keine Höhepunkte oder gar Tiefe auf, ganz abgesehen davon, dass er zudem keine Handlungen aufweist, die die zahlreichen Behauptungen auch stützen würden. Ich lese heraus, dass der Niedergang der Welt bevorsteht, und da fängt der Text an, mir komisch vorzukommen, auch wenn er vielleicht gar nicht als Satire gemeint ist. Es wird gesaftelt, dass sich die Bretter biegen, was auch darauf verweist, auf welcher intellektuellen und politischen Höhe sich unsere Hirnakrobaten derzeit befinden. Nein, das ist kein aufklärerischer oder wenigstens nachdenklich machender Text, sondern er ist zum größten Teil Selbstdarstellung des Autors, der nach Aufmerksamkeit schreit.

Gruß, Quadratschädel
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uffjedn
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Wohnort: Berlin


Beitrag07.07.2016 10:56

von uffjedn
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Zum bisher gelesenen:
Ich bin schon früher in diesem Forum darauf angesprochen worden, dass die Unterschiede zwischen Prosa und Lyrik in meiner Arbeit schwer auszumachen sind. Ich selbst sehe sie eher als prosaische Lyrik als denn als lyrische Prosa.
Ich habe aufgegeben, mich an Definitionen zu versuchen und habe auch aufgehört, Texte anderer streng zu kategorisieren.

Ich bin überrascht, dass die Bilder in den Strophen von mehreren von euch als Behauptungen aufgegriffen werden, gepaart mit der Forderung, der Text müsse diese Behauptungen erklären, aufgreifen, untermauern. Es klingt fast so, als würde ein Recht eingefordert werden. Da muss ich müde lächeln. Von diesem Recht auf Erklärung, dass ein jeder Rezipient zu haben scheint, höre ich zum ersten mal.

Was mir gefällt ist, dass Gefühle rezipiert werden. Frust, Verwirrung, das Empfinden von Wahllosigkeit, Führungs- und Linienlosigkeit, Ärger.

Ich bin dankbar für jedes Wort, das ihr schreibt. Auch die unangenehm gemeinten.

Allerdings würde ich mir weniger Angriffe auf mich und mehr Angriffe auf den Text wünschen. Ersteres ist verschwendete Zeit.


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Stimmgabel
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Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag07.07.2016 12:32

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

uffjedn hat Folgendes geschrieben:

Zum bisher gelesenen:
Ich habe aufgegeben, mich an Definitionen zu versuchen und habe auch aufgehört, Texte anderer streng zu kategorisieren.

-------------------

Ich bin überrascht, dass die Bilder in den Strophen von mehreren von euch als Behauptungen aufgegriffen werden, gepaart mit der Forderung, der Text müsse diese Behauptungen erklären, aufgreifen, untermauern.

 Es klingt fast so, als würde ein Recht eingefordert werden.  <-- Rolling Eyes Rolling Eyes

Da muss ich müde lächeln.

------------------

Allerdings würde ich mir weniger Angriffe auf mich

und mehr Angriffe auf den Text wünschen. Ersteres ist verschwendete Zeit.
.


Hallo uffjedn,

lese ich deine Antwort, dann sehe ich doch mehr jemanden als beleisigte Leberwurat als jemanden, der tatsächlich über seinen Text kommunizieren will geschweige über die geführten Kritikpunkte von SG und Q. lächeln kann  / und dabei zusätzlich wohl seine Brille verlegt hat;

soll heißen:  wenn schon retouren, dann aber bitte auch sauber auf der Grundlage der Kommentare Wink

Wo hat hier jemand eingefordert, dass der Text deine zig zig hingeschriebenen [ von den Lesern derart empfunden ] Behautungen  "erklären, aufgreifen, untermauern" soll   / ja, du sprichst sogar davon, als forderten die Kommentierer dies als Recht des Lesers ein ???

Tatsächlich schreiben SG und Q: :
Stimmgabel hat Folgendes geschrieben:

Ein Wortepaket ohne jeglichen Plot, ohne innere Linienführung, ohne jedwede kausale Bindungen, einzig versatzstückend schreib_Platz belegend ...
Der gesamte Text addiert einzig Behauptungen, Worte und Bilder, die nur in ihrer eigenen Behauptung existieren ohne je vom Text in einem Kontext gestellt zu sein.
.

Quadratschädel hat Folgendes geschrieben:

Der Text kommt nicht zum Kern, weist keine Höhepunkte oder gar Tiefe auf, ganz abgesehen davon,
dass er zudem keine Handlungen aufweist, die die zahlreichen Behauptungen auch stützen würden.
.


Du unterstellst hier den Kommentatoren SG und Q etwas [ Quadratschädel, entschuldige, dass ich dich hier mit_einbeziehe ]. was in ihrem SchwarzaufWeiß nicht zu einer Sekunde zu finden ist.  / mMn gehst du mit Kritik genauso oberflächlich um wie dein Text mit einer inneren Aussage,

zumal als Text für einen fremden Leser hier eingestellt. Und da komme ich wieder auf meine Annahme zurück, dass es sich hierbei doch wohl einzig um einen hermetischen Tagebuch-Erguss handelt, den hier ein inszenbierter Auktor in die Welt greinen will, einen Welten-Frust wahllos hinausposaunt [ ungeachtet einiger flash_Bilder, die ohne Zweifel bedenkenswert sind, sein könnten, wären sie kontextal aufgefangen ... und nicht nur additiv hingeplatzt ].

Und da möchte ich gleich auch auf deine nächste, allgemeinplätzige Behauptung kommen [ wieder so'n Duktus_element der un_Kontur, das dir anscheinbar sehr nahe liegt ], nämlich dieser:

Allerdings würde ich mir weniger Angriffe auf mich ... wünschen

Scheinbar ist es die erneut entgangen [ liegt wohl an deiner selbstverliebten Lesebrille ], dass ich z.B. von einem inszenierten text_Auktor sprach und nirgends von dir als Autor sprach.

Zum Thema:  Lyrik oder Prosa?
uffjedn hat Folgendes geschrieben:

Zum bisher gelesenen:
Ich habe aufgegeben, mich an Definitionen zu versuchen und habe auch aufgehört, Texte anderer streng zu kategorisieren
.

Auch diese Haltung passt mMn sehe gut zu deiner Art  / diesen Text derart haltlos präsentiert zu haben, wie auch dein unsachlicher retour_Umgang mit Leser-Meinungen. Es gibt nunmal auch jenen ernsthaften Leser, der hier eine Lyrik im Text zu verorten versucht, die den Text als Gesamtes unter die Kategorie "Prosagedicht" bedeutet oder auch nicht.

Nehme ich wieder mein vorig benanntes Beispiel aus deinem Text:

------------------------------------

Hamburgs Nächte. Die langbeinigen Frauen, Touristen auf der Suche nach Koks und Analpenetration, betrunkene Kinder, Polizisten in Vollkampfanzug mit Nasenpiercing, Nicht-so-Hochkultur und zwischendrin Mütter mit ihren Neustgeborenen unter der Achsel. Es regnet nicht, aber der Boden ist nass. Zervix, Mexikaner, Kautabak, Dreiviertelverdautes, alle Blutgruppen, Motoröl, Tränen, Schweiss, Niederschlag der Nebelmaschinen, der Abfall der Suppenküchen, das Kerosin der Nacht. Jeder Schritt darauf auf Leder-, Gummi- oder Stahlnagelsohlen ein Streichholz auf der Reibefläche. Es braucht nur genug Schwung eines einzigen und die ganze Strasse steht in Flammen. Eine Stadt in Uniform, im besten Hemd, die Axt in der Hand, bereit jede Grenze einzuhacken, für die sich ein Duellant bietet.

----------------------

Meinst du hier z.B., dass der Text deswegen einem Prosgedicht entspricht, weil du sequentisch zerfetzt einen dahin_huschenden fließ_Gedanken, ein Bild nach dem anderen aufaddierst  / ... und deswegen sei es duktual lyrisch ??? Rolling Eyes   ... oder:  weil man hier mittels Umbrüche eine Umbruch-Prosa inszenieren könnte [ was natürlich mit jeder Prosa geht, sie deswegen aber allermeist aber auch nix mit einer Lyrik am Hute hat ]?

Worin siehst du also z.B. in dieser Textsequenz eine Lyrik verortet?

-----------------------------------------

Resümee:  Lieber uffjedn, da dir anscheinbar jedwede ernste Textkritik  [ inklusive Zeitaufwand für eine Textbefassung ] am lächelnden Arsch vorbeigeht, die wohl nicht pro_kuschelt, wird dies auch mein letzter Kommentar unter einen deiner zukünftigen Texte sein; aber Hallo lol


Gruß Stimmgabel ...


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Aranka
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Beitrag07.07.2016 14:51

von Aranka
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Hallo Uffjedn,

ich habe deinen Text gerade erst gelesen und heute auch keine Zeit tiefer einzusteigen. Dennoch ganz rasch ein paar Sätze und dieser Tage dann mehr.

Ich bin erfreut, einen solchen Text hier im Forum anzutreffen. Ich finde ihn (außerhalb jeglicher Bewertung) aus verschiedenen Gründen "interessant" und will mich mit der Einordnung „interessant“ nicht elegant einer konkreteren Betrachtung entziehen, brauche dazu nur mehr Zeit. Was mich hier interessiert ist einfach die „Machart“ des Textes.

Ich erkenne hier jedenfalls deutlich einen Autor (und ich meine damit den Hersteller dieses Textes), der „Dichtkunst“ als die Kunst des Entwerfens ansieht und der dabei eigene Wege erprobt. Ich bin hier neugierig auf die ästhetische Praxis des Autors und hoffe, dass die Aspekte dieser Praxis im Text so sichtbar werden, dass sie mir eine Lesart eröffnen werden. (Jedenfalls wäre das für mich ein interessanter Punkt für eine Diskussion.)

Der Autor ordnet den Text unter "prosaische Lyrik" ein: ich werde ihn als solchen betrachten und bin gespannt darauf, wie der Autor diesen „Grenzraum“ begeht und was er am Ende darunter versteht. (Was ich für mich hier finde, werde ich dann konkret benennen.) Nebenbei: Definitionen stehen mir nicht im Weg, wie oft beginnt ein Text in der Lyrik und verlässt diese dann im Schreibprozess in eine andere Richtung. Wie interessant sind gerade diese Prozesse.

Mir gefallen auf anhieb die Textpassagen, in denen Beobachtungen ohne Gewichtung ohne Wertung und ohne die Einmischung einer Stimme von Außen einfach gereiht werden. Da arbeitet der Text in mir weiter und die verdeckten Verknüpfungen (die im Text liegen) stellen sich in mir als Leser erst nach und nach her.  

Als „Ganzes“ kann ich den Text noch nicht fassen und Fragen habe ich auch an Text und Autor. Ich werde versuchen diese im Rahmen eines Feedbacks zu stellen.

Schön, dass ich den Text gefunden habe. LG Aranka


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"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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uffjedn
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Beitrag07.07.2016 14:55

von uffjedn
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Beste Stimmgabel,

du hast recht, die Aufforderung, der Text müsse seinen Behauptungen untermauern, ist lediglich zwischen den Zeilen, aber nicht explizit. Es gibt in dem Sinne keine Aufforderung, aber es wird sich beklagt, dass es nicht passiert. Das kommt in meinen Augen einer Aufforderung sehr nahe.

Generell ging es mir in dem Satz, auf den du eingehackt hast, viel mehr um den Aspekt, dass die Bilder als Behauptungen wahrgenommen werden, was mich weiterhin überrascht hinterlässt.

Ich habe schon nach deinem ersten Feedback verstanden, dass du den Text als Prosa rezipierst und deshalb anscheinend in deinen Augen vollkommen zu recht nach einem Plot verlangst. Es liegt mir fern, mich mit Großmeistern zu vergleichen, aber nehmen wir einfach mal dies hier:
Zitat:
Eine heulende Meute von Simopathen schwingt sich von Kronleuchtern, Balkons und
Bäumen. Sie scheißen und pissen auf die Vorübergehenden. (Ein Simopath – der Terminus
technicus dieser Krankheit ist mir entfallen – ist jemand, der davon überzeugt ist, ein
Menschenaffe oder ein anderer Simia zu sein. Es ist eine Krankheit, die besonders in der Armee
auftritt. Die Entlassung heilt sie.) Amokläufer trotten umher und schneiden Köpfe ab; sanfte
Gesichter mit einem verlorenen, träumerischen Lächeln ... Bürger mit beginnender Bang-utot
umklammern krampfhaft ihren Penis und rufen Touristen zu Hilfe ... Aufrührerische Araber
heulen und brüllen, kastrieren, schlitzen Bäuche auf und werfen brennendes Benzin ... Tanzende
Jungen zeigen Eingeweide-Striptease, Frauen stecken sich abgeschnittene Genitalien in die
Löcher, sie reiben, stoßen und klatschen sie gegen den Mann ihrer Wahl ... Aus Helikoptern
halten religiöse Fanatiker feierliche Ansprachen an die Menge und lassen Steintafeln, auf denen
bedeutungslose Botschaften eingemeißelt sind, auf ihre Köpfe regnen ... Hustend und grunzend
reißen Leopardenmänner mit eisernen Klauen Menschen in Stücke ... Mitglieder der KwakintlKannibalen-Gesellschaft
beißen Nasen und Ohren ab

Das ist ein Auszug aus Naked Lunch von William Burroughs, der unter anderem durch sein Fehlen von einem Plot und der Kraft seiner Bilder (entschuldige, Behauptungen!) berühmt/berüchtigt geworden ist. War ja lange genug auf dem Index, das Teil. Hier findest du die ganze Leseprobe.

Und ja, du bist wieder vermeintlich im Recht, denn Großteile von Naked Lunch wurden unter der Einnahme von härtesten psychoaktiven Drogen geschrieben. Wohlgemerkt vom Autor, nicht vom Auktor. (Ein Wort, das ich nachschlagen musste, ich finde es sehr undefiniert und ambivalent. Warum nicht das gute alte Lyrische Ich?).

Ich glaube dein Hauptfeedback ist weiterhin, dass das alles unter Prosa hätte einsortiert werden sollen und nicht als Lyrik für den ernsthaften Leser.

Zitat:
Worin siehst du also z.B. in dieser Textsequenz eine Lyrik verortet?

Aus Mangel an besseren Ideen hier ein Wikipediaauszug aus "Lyrik". Ich habe mir die Freiheit genommen, Dinge fett zu markieren, von denen ich glaube, dass sie auf mein(e) Text(e) zutreffen:
Zitat:
Lyrische Texte unterscheiden sich sprachlich-formal von epischen und dramatischen vor allem durch ihre Kürze, ihre strengere sprachliche Form, ihre semantische Dichte (Ausdruckskraft) und sprachliche Ökonomie (Prägnanz), ihre Subjektivität und ihren Bezug auf ein lyrisches Subjekt (z. B. ein lyrisches Ich, Du oder Wir). Dazu werden in erhöhtem Maße und auf verschiedenen Ebenen rhetorische und formale Ausdrucksmittel verwendet (siehe beispielsweise Reim, rhetorische Figur, Metapher), was nicht selten zu einer vom Gewohnten abweichenden Anordnung von Wörtern, Wortgruppen und Sätzen führt. Eine besondere Rolle spielen zudem die lautlichen Qualitäten des verwendeten Sprachmaterials, von einfachen Assonanzen bis hin zur Form der Onomatopoesie.


Vielleicht finden ja einige der Passagen deine Zustimmung.


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Stimmgabel
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Beitrag07.07.2016 16:30

von Stimmgabel
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-


Hallo uffjedn,

vielen Dank für deine Antwort  / und ja, lass uns unsere beiden Meinungen tauschen zu dem lyrisch höchst interessanten Sujet, Prosa mit der Lyrik in ein lyrisches Gesamtkonzept zu binden;

aber Hallo. ich bin der erste, der dabei ist  Smile , zumal ich ja selbst zu gerne Prosa-Elemente in meine Lyrik einbaue.

Auch werde ich auf deinen Beispiel-Text Naked Lunch von William Burroughs gerne eingehen insofern, wie ich ihn empfinde.


Lass mir etwas Zeit dafür; habe jetzt aber keine weitere Zeit mehr zu kommentieren [ will ja auch zeitweil durchdacht sein ] ... komme aber gerne auf unser Gespräch zurück; zumal dieses Thema echt lyrischen Background, Gehirn und Schreibtechnik einfordert [ außerhalb von schwebenden Textchen mit Blättern und Vögelchen, usw Wink ]

und noch etwas:  natürlich interessiert mich hier in deinem Faden keinerlei Wettstreit darum, wer nun richtiger liegt  / ist doch Quark mit Soße, dies machen doch zu genüge andere in anderen Fäden lol

also:  bis dann ... Gruß Stimmgabel ...


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menetekel
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Beitrag07.07.2016 17:03

von menetekel
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"Leider" ist mir Aranka mit ihrem Kommentar zuvorgekommen,
den auch ich finde deinen Text großArtig. Mit Betonung auf Art.
Selbstverständlich handelt es sich dabei (auch) um Lyrik, allerdings um eine Art, die in den Foren noch immer als verhaltensauffällig gilt. Warum? Das werde ich nie begreifen.
Zum Inhalt machte Harald bereits ein paar interessante Anmerkungen (seltene Erden), die ich teile. Es geht also keineswegs um "sinnentleertes Geschwafel bürgerlicher Intellektueller", vielmehr um eine Konstatierung des Ist-Zustands. Mal abgesehen davon, dass genau diese bourgoisen Intellektuellen in vielen Fällen die Kulturträger stellen. Aber das nur nebenbei.

Formal gefällt mir die Kontrastierung poetischer Beobachtungen (kursiv) mit dem eigentlichen, dem oft abscheuerregenden Leben.
Darüber Aluminiumfolie (superb!), die parallel und gleichzeitig eine Gegenüberstellung des "schönen Muttebodens" und "des hässlichen Vaterlands" ist.

Der Verfall dessen, was einmal als "blühende Landschaft" geplant war und die zunehmende Einbräunung der Bevölkerung.
Dies alles kommt bei mir n i c h t  als Jereminade an - im Gegenteil.

Zitat:
“Mit dir sollte ich mich mal unterhalten”, sagen die einen. Und ich glaube, das wäre fruchtbar, liebe ich doch ihre Kunst.
Und auch wenn sie meine nicht kennen, ich kann sie ihnen zeigen. Ich weiß nur nicht, wo der Aufhänger sein soll, sie anzusprechen. Und so rutscht die Gesprächsjacke von der glatten Wand stets ab, und es bleibt hilfloses Lächeln.


Hier zeigst du die Unfähigkeit, die Hilflosigkeit, noch eine tragfähige Sprache, noch einen Ansatz von Gemeinsamkeit zu entdecke.
So empfinde ich fast täglich.

Zitat:
Und dann gibt es die anderen, die einem den Atem rauben, den man dann nicht mehr braucht, denn das Herz nahmen sie schon vorher, mit hölzerner Hand.

Küssen will ich alle, also tue ich es. Mit Zunge, ohne, auf die Hand, mit den Augen, im Traum, im Bus, im Schnaps. Und nur wirklich selten ist ein Kuss zu viel. Nur dann, wenn ich soetwas wie eine Hand halte, im stillen und dunklen. Eine, die sich heimlich in die meine geschlichen hat, wie ein Kleinkind morgens um fünf in dein Bett, im Winter.


Es bleiben kurze Begegnungen der Liebe, die sich im Morgengrauen aber ebenfalls als Begegnungen anderer, unzugänglicher Welten entpuppen. Vielleicht käuflicher.


Zitat:
Sie legen das Prachtkleid ab und werden über Nacht zu Raupen. Kleine haarlose Körper, die sich an deine Äste klammern und die morgens nur in Haare und Haut gekleidet durch die Gänge füßeln, etwas Nektar zu sich nehmen oder eine Laus melken.


Zitat:
"WEESTE WATT? Is mir neulisch unta der Dusche einjefalln. Mit Bier kooofen wa uns den Spaß des nächsten Tages schon heute. Fastehste?
Die Theke als Zeitmaschine der Freude. Das Yin und Yang der Suffsamurai. Een Hauch von Schwefel im Gin Tonic der Ethanolevangelen. Een Zeitbalanciertes Trinker-Feng-Shui. Oder auch: für alle BWL-Studenten, deren Eltern ma Punker jewesen waren: Een mikroökonomischet No Future."

Im Letzteren fehlt mir (noch) der Zugang, bzw. die Bindung an das Vorherige. Scheint mir verzichtbar.

Und dann dieser furiose Schluss:


Zitat:
… der Duellant bietet. Für Rohstoffe, seltene Erden an der Börse von Hong Kong. Und draußen liegt dieselbe Erde, genarbt vom Industriepflug und dem Braunkohlebagger. Roh ist das Begehren, welches unbefriedigt hinter dem Lohnsteuerfilm hervorflackert und mit geschlossener Schnapsfaust zwischen unseren Buchdeckeln wühlt. Leichenfledderei. Im Stiefvaterland.
 


Ich bin tief beeindruckt, kann mir formal jedoch noch ein zusätzliches Schmankerl vorstellen (hab' ich neulich irgendwo gesehen):  Du könntest alles Nicht-Kursive im Blocksatz schreiben, das wirkt ungemein stark und kontrastierte vielleicht noch einen Tic besser.

Der Mittelteil ließe sich evtl. etwas kürzen, raffen, verdichten ...

Sicher bin ich mir nicht.

Hin und weg
m.
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firstoffertio
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Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag08.07.2016 01:42

von firstoffertio
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Das hat etwas Apokalyptisches.

Brauche da auch mehr Zeit dafür.

Aber für Prosa fehlt, wie schon gesagt,  der Plot, und als bloßer Tagebucheintrag ist das auch viel zu gestaltet.

Bin I'm Moment ziemlich fasziniert.
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
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Beiträge: 3106
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A
Beitrag08.07.2016 13:07

von Aranka
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Ich sammle einmal, was mir beim Lesen durch den Kopf gegangen ist und versuche es zu formulieren, setze einen Schwerpunkt auf das „Gemachtsein“, da dies mir hier selbst interessant erscheint und dem gegenüber ja durchaus Fragezeichen bereits in anderen Kommentaren gesetzt wurden.  

Zitat:
Braun und gelb, darüber ein aluminiumfarbener Himmel.
Mutterboden von seiner schönsten,
Vaterland von seiner hässlichsten Seite.
Stumme schwankende Kräne, Autofahrer als Stilikonen, Eichenalleen der Angst, jedes Schlagloch ein Krater des Krieges der Gemeinden. Leere Dörfer und volle Einkaufszentren. Ein Blick auf die Herzen, braun und gelb. Darüber - Aluminiumfolie.


Ein eingefrorener Bewusstseinsmoment, geschrieben wie ein Protokoll oder sollte ich besser sagen: eine Stenographie dessen, was wahrgenommen, gesehen, gedacht, empfunden wurde, an verschiedenen Tagen, an verschiedenen Orten und nun zusammenfindet in einem Nebeneinander des „gesetzten“ Zufalls.

Lyrik? Aber ja!

Die erste Zeile ein Bild, das durch sein „Dahinter“ meine Aufmerksamkeit einfängt.
Die nächsten Zeilen dann geben mir gleich einen „inhaltlichen Faden“ (Mutterboden / Vaterland ) in die Hand.
Dann die von mir bereits erwähnten Wahrnehmungszusammenfügungen, die eine hohe Intensität haben und in mir als Leser weiterarbeiten.
Dieses kurze Stück Lyrik, schafft es, die Leseraufmerksamkeit zu gewinnen und sie durchaus aufrecht zu erhalten bis zur letzten Zeile. Der Text verlässt sich selbst in Richtung einer tieferen Ebene.

Dann: Bruch // Cut-Up als Methode // vergleichbar der Collage // nichts Revolutionäres // aber immer noch ungewohnt???

Es folgen Teile (prosanäher im Stil) und optisch von den kursiv gesetzten Passagen unterschieden.In diesen Passagen tritt auch ein LI oder LD deutlicher hervor und bezieht Position.

Zitat:
“Mit dir sollte ich mich mal unterhalten”, sagen die einen. Und ich glaube, das wäre fruchtbar, liebe ich doch ihre Kunst.
Und auch wenn sie meine nicht kennen, ich kann sie ihnen zeigen. Ich weiß nur nicht, wo der Aufhänger sein soll, sie anzusprechen. Und so rutscht die Gesprächsjacke von der glatten Wand stets ab, und es bleibt hilfloses Lächeln.

Und dann gibt es die anderen, die einem den Atem rauben, den man dann nicht mehr braucht, denn das Herz nahmen sie schon vorher, mit hölzerner Hand.


Auch hier finde ich starke unverbrauchte Bilder und präzise gesetzte Worte, finde „Verbindungsstücke“ über Worte (Herz/Hand/..) zwischen den Textteilen.

Zitat:
Küssen will ich alle, also tue ich es. Mit Zunge, ohne, auf die Hand, mit den Augen, im Traum, im Bus, im Schnaps. Und nur wirklich selten ist ein Kuss zu viel. Nur dann, wenn ich soetwas wie eine Hand halte, im stillen und dunklen. Eine, die sich heimlich in die meine geschlichen hat, wie ein Kleinkind morgens um fünf in dein Bett, im Winter.


Neben mit Distanz addierten Wahrnehmungen stehen Sätze, die starke Emotionen transportieren.  

Zitat:
… Gleisbett. Winterweizen, Saatkrähen und Schwerlasttransport mit Windradflügel ziehen vorrüber. Ein Mann im Anzug springt vor seinen verspäteten Anschlusszug. Die Hundemarke des business professionals, seine Bahncard 100, an einer Kette um den Halsstumpf baumelnd, wird von seinen Kameraden geborgen. Der Personenschaden entlässt sie ins Homeoffice zu den Kindern. Der ICE 3 - Seelenlasttransport von Freitodfantasten. Und draussen: Saatkrähen, Winterweizen.


Ich finde die lyrischen Teile sehr beeindruckend, ganz dicht, hoch emotional und messerscharf im Wechsel und rhythmisch entsprechend gut geführt.

(Bei den „Prosateilen“ denke ich hier und da mal: Ist das wirklich nötig? Bin aber noch nicht ganz schlüssig. Es ist erst mal noch ein wenig überprüfter Gedanke, da etwas zu reduzieren. Da stolpere ich auch schon mal über ein Wort, wie „Suchscheinwerfer“ und frage mich: zu viel Effekt? Oder der Wechsel von DU in die MAN-Ebene? Notwendig? Textdienlich? ) Ich notiere dies erst einmal als Frage, habe für mich noch keine Antwort gefunden.

Zitat:
Die Mädchen die du Flittchen nennst, sie sind doch nicht anders als du. Sie richten ihre Suchscheinwerfer in die Dunkelheit, manchmal ist man der erste, mal der letzte, mal der einzige, mal einer von hunderten. Man wird angestrahlt in der Nacht, und blinzelt ins Licht.
Und wenn das was sie erkennen ausreicht, dann kommt eine herübergeflogen, flattert leicht im selbstangetrunkenen Rausch und taumelt - auf den Stuhl, die Couch, in die Arme, ins Bett.


Folgend nun eine sehr „erzählerische Phase“. Für meine Aufmerksamkeit gut, gibt etwas Luft und Entspannung. Auch diese Passage mit unverbrauchten Wendungen und Bildern.

Zitat:
Sie machen das, haben Zahnbürsten dabei und Wechselwäsche und manche sogar Oropax.
Sie legen das Prachtkleid ab und werden über Nacht zu Raupen. Kleine haarlose Körper, die sich an deine Äste klammern und die morgens nur in Haare und Haut gekleidet durch die Gänge füßeln, etwas Nektar zu sich nehmen oder eine Laus melken.
Voller Verwunderung betrachtet man im Anschluss ihre Verpuppung und wenn sie schlüpfen, nur Augenblicke später, dann stehen sie vor einem, den dunklen Mantel wie Flügel um sich gelegt und glitzern wie Nachtfalter im Sonnenschein und man fragt sich: Hab ich dich, oder du mich benutzt?


Ich ziehe hier erst einmal ein Zwischenfazit:

Für mich ein gelungener, interessanter Text. Ich vermisse weder Handlung, noch Plot.
Der Text schaffte es, mich zu interessieren und wunderbar mit meiner Leseraufmerksamkeit zu spielen, sie weder zu überfordern, noch sie zu verlieren.
Er bietet mir eine Collage von hoch emotional aufgeladene Textteilen, präzise nüchtern zusammengefügten Wahrnehmungen und weiter ausholend erzählten Textteilen.
Die dichten lyrischen Teile finde ich gut eingebettet und lose, aber dennoch erkennbar inhaltlich vernetzt.

Die letzte Passage finde ich inhaltlich wichtig und stark, formal bindet sie an die Texteröffnung an.

Das ist für mich kein „gewortetes wahllos_Gebilde“, auch kein gefrusteter Tagebucheintrag, auch keine Jeremiade, sondern eine sehr bewusst gesetztes Textgebilde, ein Stück Literatur im lyrisch-prosaischen Grenzraum, das sich durchaus etablierter Methoden des Schreibens bedient, jedoch auf eine frische und nicht abgenudelte Art und Weise.

Erst mal bis hier hin. Ich hoffe auf interessante Diskussionen unter diesem interessanten Text.

Liebe Grüße Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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uffjedn
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Alter: 42
Beiträge: 140
Wohnort: Berlin


Beitrag11.07.2016 10:44

von uffjedn
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Beste Aranka und menetekel,

vielen Dank vor allem für die Zeit, die ihr in eure Analysen gesteckt habt.

Ihr habt jeweils noch Schwachpunkte identifiziert, die mir noch nicht aufgefallen waren (Du-Man-Wechsel im "Raupenabschnitt" sowie der ansatzlose Sprung in das Kneipenkauderwelsch und andere).

Generell sind diese Perspektivwechsel natürlich gewollt.
Bei "Du-Man" handelt es sich einfach um einen Fehler.

Beim Trinker-Feng-Shui fehlt ein Rahmen oder eine Verknüpfung mit dem Rest.
Am Wochenende habe ich den Text vor etwa 150 Leuten gelesen und dabei genau diese Verknüpfungslücke gespürt. Da muss/will ich jetzt noch einmal dran arbeiten. Vielleicht ersetze ich diesen Teil auch komplett, in der Disziplin "Kill your darlings" bin ich leider noch totaler Anfänger, und als solcher gefällt mir der Absatz eigentlich ganz gut.

Des weiteren habt ihr auch Stilmittel identifiziert und als Stärken herausgestellt, die mir als (oft kritisierter) Instinktschreiber bisher nicht bewusst waren. Das gibt Rückenwind für zukünftige Arbeit.

Danke!

Ich hoffe noch auf einen Lyrik/Prosa-Diskurs von Stimmgabel, da würde mich ein abschließendes Meinungsbild sehr interessieren, vor allem aufgrund der starken Äußerungen vom Beginn der Diskussion.


_________________
sagt Paul.
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MosesBob
Geschlecht:männlichGehirn²

Administrator
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Beitrag11.07.2016 10:46

von MosesBob
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Übrigens geil, dass du mal wieder reinschaust, Paul. Wink

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Das Leben geht weiter – das tut es immer.
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(Laotse)
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James Blond
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 70
Beiträge: 448
Wohnort: HAMBURG


Beitrag11.07.2016 14:57

von James Blond
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Erstaunlicherweise habe ich als von Reim und Metrum besessener "Retro-Dichter" weniger Probleme mit dieser Prosalyrik als mit so manch anderem Text, der mir hier als 'moderne' oder  zeitgenössische Lyrik dargeboten wird. Was mich gänzlich für diesen Text einnimmt, ist sein Verzicht auf die sonst üblichen selbstreferenzierten Kryptografien, mit denen sich der Autor einem Verständnis und damit einer bewertenden Einordnung zu entziehen sucht.  

Hier ist es anders. Der rote, oder besser: gelb-braune Faden der seltenen Vaterlandsmuttererden zieht sich durch den gesamten Text, dessen Collagen aus Ökonomie und Ökologie sich zu einem Sittenbild gruppieren, wobei die präzise, ausgefeilte Sprache ihr Ziel nicht verfehlt. Man kostet den Gedankenschmalz, der die Wortkunst zu Dystrophien bindet, die, ohne ins Schablonenhafte abzugleiten, mit wunderbarer Anmut auf dem Grad ihrer Entsetzlichkeit balancieren.

Für einen adäquaten Vortrag wird man nicht umhin können, den Text auf zwei Sprecher verteilt vorzutragen. Anderenfalls erzeugt man anstelle der kontrastierenden Wirkung vermutlich nur Verwirrung. Denn der Text ist mit seinen vielfältigen Bezügen ohnehin schon zu komplex, als dass ihn ein zügiges Anhören so leicht verdauen könnte.

Wie ich den Text lese, erscheinen mir die kursiven Passagen die lyrischeren zu sein, denen ein Versumbruch nicht schaden könnte. Ihr Blick auf ökonomische Landschaften der Gegenwart wird mit einer Gegenschnitttechnik um die soziale Welt ergänzt, bzw. um die Spuren, die ihre Interaktionen in den Protagonisten hinterlassen.

Zugegeben: Wie der Verweis auf Burroughs (1959) zeigt, ist das Collagieren von Szenen nicht gerade neu, der Verzicht auf Handlung, auf Unterscheidung (drogeninduzierter) innerer und äußerer Welten, auf Schlussfolgerungen und formale Abschlüsse seither ein Kennzeichen moderner Literatur. Wir haben es hier demnach keineswegs mit einer Stilrevolution zu tun und auch das Streben des Autors nach einem möglichst expressiven Sittenbild kann auf eine über 100-jährige Tradition zurückblicken. Insofern handelt es sich hier um  einen Text, den ich auf einer Lesung zeitgenössischer Sprachkunst unbedingt erwarten würde und lediglich seine sorgfältige, ausgefeilte Machart bewahren mich vor der Langweile des Ostinatos der üblichen Kulturabgesänge. Glück gehabt! smile


Nichtsdestotrotz habe ich ein paar Vorschläge zu machen:
Zitat:

“Mit dir sollte ich mich mal unterhalten”, sagen die einen. Und ich glaube, das wäre fruchtbar, liebe ich doch ihre Kunst.
Und auch wenn sie meine nicht kennen, ich kann sie ihnen zeigen. Ich weiß nur nicht, wo der Aufhänger sein soll, sie anzusprechen. Und so rutscht die Gesprächsjacke von der glatten Wand stets ab, und es bleibt hilfloses Lächeln.


Dieser Teil scheint mir als Prolog bestens geeignet. Mit ihm sollte der Text ansetzen. Anschließend folgt der erste kursive Teil.

Zitat:

Und dann gibt es die anderen, die einem den Atem rauben, den man dann nicht mehr braucht, denn das Herz nahmen sie schon vorher, mit hölzerner Hand.


Würde ich ersatzlos streichen. Anschließend geht's weiter wie gehabt.
 
JB
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uffjedn
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Beiträge: 140
Wohnort: Berlin


Beitrag11.07.2016 17:23

von uffjedn
pdf-Datei Antworten mit Zitat

James Blond hat Folgendes geschrieben:

Dieser Teil scheint mir als Prolog bestens geeignet. Mit ihm sollte der Text ansetzen. Anschließend folgt der erste kursive Teil.


Absoluter Tophinweis!
Über den Streichvorschlag denke ich nach, für den Prologfall definitiv sinnvoll!

Bei den Gedanken zum Vortrag liegst du total richtig. Zwei Sprecher sind eine Variante, über andere Effekte denke ich noch nach. Die kursiven Teile flüstern ist eine Möglichkeit, jedoch leidet darunter die allgemeine Verständlichkeit. Flüsternd kristallklar artikulieren ist sehr zungenfordernd.
Die Komplexität finde ich persönlich vollkommen in Ordnung für einen Vortrag, wobei ich dazu sagen muss, dass es mir gefällt, ein wenig zuviel Butter auf's Brot zu schmieren. Das ist sicher Ansichtssache.

Danke, Mister Blond.


_________________
sagt Paul.
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Stimmgabel
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Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag12.07.2016 00:26

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

uffjedn hat Folgendes geschrieben:

Die Komplexität finde ich persönlich vollkommen in Ordnung für einen Vortrag, wobei ich dazu sagen muss, dass es mir gefällt, ein wenig zuviel Butter auf's Brot zu schmieren. Das ist sicher Ansichtssache.

Danke, Mister Blond.
.


Hallo uffjedn,

mit der generellen pro_Empfindung zu deinem Text im Faden und der nun intellektuellen Lobhymne von James Blond überdrüber über deinen Text, als sei er quasi ein lyrischer Lese-Klacks für Auge, Hirn und Ohr

und deine wegweisende Antwort auf J.B.

erscheint es mir nicht mehr sinnvoll, nun als quasi lyrischer Grump hier im Faden zum lyrischen Text_detail weitere Gedanken anzubringen ... wäre zudem eine high Arbeit von mir [ z.B. die Textvergleichge usw ... ], die letztlich einzig meinen Zeitverstrich kostete Wink

ungeachtet, dass mir der Text weiterhin zu allgemeinplätzig überladen und klischee'esk grein_klagend ist, teilweise nicht von der Stelle kommend [ da schnell ersichtlich was Sache ist ] und zudem in Fließtextpassagen zu fernab einer lyrischen Prosa liegt, um unter der gesamt_Kategorie 'Lyrik' zu fallen, mMn.

Z.B. gerade im Vergleich zu deinem Beispiel-Auschnitt von Burroughs, den ich persönlich als thematisierte prosaische Lyrik empfinde.

... ungeachtet:  alles ist ja hier im einvernehmlich Lob [ eine rezeptierte Wirklichkeit ], ergo bleibe ich leise in dieser pro_Stimmung und sage einen lieben Gruß, Stimmgabel ...


-


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