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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 02/2016
Das Mädchen mit dem Violinkoffer

 
 
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Klemens_Fitte
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Beitrag20.03.2016 11:35

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

type hat Folgendes geschrieben:
Grundsätzlich noch: Jeder Teil der Realität darf auch thematisiert werden.

Thematisiert? Oder instrumentalisiert? Und sobald etwas instrumentalisiert wird, darf es sich dann überhaupt noch als "Teil der Realität" betiteln lassen?
"Das wird man ja wohl noch sagen dürfen …" – diese Rhetorik ist so vorhersehbar wie perfide.


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»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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hobbes
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Beitrag21.03.2016 15:37

von hobbes
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Puh, ausgerechnet hier habe ich meine zwölf Punkte gelassen. Das würde ich jetzt auch nicht mehr tun, nachdem ich mit Staunen die Kommentare gelesen habe*.

Tatsächlich ging es mir beim Lesen ähnlich wie gold - ich habe keine Verknüpfung zu "böse Fremden" vs. "gutes, deutsches Mädchen" gemacht. Was bei mir hängenblieb, war einzig dieses Gefühl der Bedrohung, von wem sie ausgeht und an wen sie gerichtet ist, war nichts, was bei mir als Leserin angekommen ist, sonst hätte ich auch keine zwölf Punkte hier gelassen.


* Ein ähnliches Staunen wie früher einmal, auf die Frage hin, ob mein Prota denn unbedingt polnischer Herkunft sein müsse, das würde doch alles** nur unnötig erschweren.
** die Verlagssuche, zum Beispiel.
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drusilla
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Beitrag21.03.2016 17:18

von drusilla
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Puh, da habe ich deutlich weniger, vielleicht zu wenig, in den Text hinein interpretiert. Die Reaktion von type, Violinspielerinnen gegenüber Herumtreiberinnen auszuspielen, gefällt mir überhaupt nicht. Ein Dementi zum Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit sieht auch anders aus. Im Nachgang würde ich wohl keine Punkte mehr vergeben.
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type
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Beiträge: 152



Beitrag21.03.2016 20:22

von type
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Ich spiele keine Violinspielerinnnen gegen Herumtreiberinnen aus.
Teufel nein, nichts liegt mir ferner!

Aber auf ein feinsinniges, musisches junges Mädchen wirkt die Szene vielleicht bedrohlicher als auf ein taffes, abgebrühtes Mädchen.
Das ist mein letzter Versuch; klarer kann ich mich diesbezüglich nicht ausdrücken.

Für ein Dementi sehe ich keinen Grund. Ich habe aber auch im Gegensatz zu dir nirgends den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit gelesen.
Nur dass ich Stereotype und Klischees bediene.

Dass sich jetzt alle öffentlich von diesem Text und dessen Autor distanzieren müssen, finde ich ein bisschen übertrieben.
So ein Hexer bin ich dann auch wieder nicht.
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nebenfluss
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Beitrag21.03.2016 21:11

von nebenfluss
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Na toll. Ich wollte diesen Text ja eigentlich "mit Missachtung strafen", zumindest so lange ich noch nicht auf die Kommentare zu meinem eigenen Beitrag eingegangen bin. Aber was hier gerade passiert, finde ich wirklich nicht ganz angemessen.

Am Text geblieben: Beschrieben wird hier über weite Strecke das Unbehagen eines Mädchens (oder einer jungen Frau), die alleine durch einen dunklen Park nach Hause muss, dabei auf zwei Männer stößt und erschrickt. Kurz darauf verpasst sie die Bahn.
"Die alte Frau im Innern" finde ich hier sehr effektiv eingesetzt, weil ihr Bedauern zweideutig ist: für sie selbst wahrscheinlich nur das übliche Kann man nichts machen, musst halt die nächste nehmen, für das Mädchen aber bedeutet es zwanzig weitere Minuten, in der sich die Angst zur Panik wenden kann, die Männer könnten ihr hinterherkommen und irgendwie ihre Unsicherheit ausnutzen, sie bedrohen oder Schlimmeres.
Was dann auch passiert (zumindest einer der beiden kommt an die Haltestelle).
Soweit finde ich das alles ganz mitreißend geschrieben, gutes Handwerk, hätte Punkte bekommen können. Auch dass das gebrochene Englisch des Mannes ihre Angst steigert, finde ich nachvollziehbar, wenn ich mich in die Situation eines solchen "Mäuschens" hineinversetze, das (Jetztzeit und Hierland angenommen) im Nachhall der Silvesterfurore in spezielle Alarmstimmung versetzt wird.
Und ja, natürlich ist das "Teil der Realität".
Mein Problem, das mich von einer Bepunktung absehen ließ, war an sich nicht das schlampige Englisch des Mannes, sondern das, was er sagt.
Und da wundern mich solche Kommentare:
Lapidar hat Folgendes geschrieben:
Es muss ja nichts schlimmes passieren, aber es könnte.
Der Schluss ist schön offen.

Babella hat Folgendes geschrieben:
Ein kurzer Text, [...] bei dem alles offen bleibt.

Ist das so - das alles offen bleibt? Vielleicht, wenn man unter "alles" versteht, ob er sie nun anmacht, beklaut, begrapscht, vergewaltigt oder auf die Schienen wirft. Aber eins wird doch klar: Ein Mann, der sich nachts an eine Haltestelle so dicht hinter eine wildfremde, ängstliche junge Frau stellt und raunt: "Hastn Problem, Süße?" (in welcher Sprache auch immer), führt nichts Gutes im Sinn. Denn dass sie außer ihm kein "problem" hat, muss auch für diesen Mann offensichtlich sein.
So lese ich das jedenfalls - es ist diese körperliche Nähe und Ansprache, die den Mann bereits zum Täter werden lässt, was - wenn auch zu einem weit geringeren Teil als die Angst davor - ebenso als Abbild der Realität taugt. Wobei die Literatur nicht nach Wahrheit, sondern nach Wahrhaftigkeit fragt. Da bekommt der Text durch die Nicht-Muttersprachlichkeit des Mannes eben dieses Geschmäckle. Neben dem Violinkoffer-Klischee.

AfD-Wahlspot - die Assoziation kann ich nachvollziehen, wobei natürlich die finale Werbung ("deshalb am xx.xx ein Kreuz bei ...) fehlt, was dann tatsächlich als Instrumentalisierung zu werten wäre. Aber so bleibt mir nur zu fragen: Instrumentalisieren wir nicht ständig die Realität für Geschichten? Ist eine an sich rein beschreibende Geschichte schon deshalb politisch, weil sie von der politischen "Nachtseite" ausgeschlachtet werden könnte?

Ich finde nicht, dass sich hier jemand entschuldigen müsste, weil er diesem Beitrag Punkte gegeben hat. Der Wettbewerb zeigt doch (mal wieder) exemplarisch, wie unterschiedlich die Sicht auf Texte sein kann. Dieser Beitrag hat hier einigen "das Fürchten gelehrt" und außerdem zur Auseinandersetzung angeregt. Das ist nicht das Schlechteste, was ein Prosatext leisten kann.  
Unangenehm finde ich aber nicht nur den Text, sondern auch, wenn die Auseinandersetzung sich nun auf den Autor verlagert, nach dem Motto "ach du bist das - was ich dir immer schon mal sagen wollte". Das ist auch eine Form der Instrumentalisierung.


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Jack Burns
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Beitrag21.03.2016 21:39

von Jack Burns
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Ich schließe mich der Aussage von Nebenfluss an.
Man kann den Text vielleicht in so eine unangenehme Richtung interpretieren, ich tat es nicht,  aber vielleicht sucht man auch genau danach.
Mein Beitrag hatte auch einen Leser gefunden, der etwas hineingelesen hat, was nicht von mir beabsichtigt war.
Passiert.

Jack


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hobbes
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Beitrag22.03.2016 00:08

von hobbes
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Ich finde nicht, dass sich hier jemand entschuldigen müsste, weil er diesem Beitrag Punkte gegeben hat.

Wer tut das denn? Mein Beitrag war jedenfalls nicht als Entschuldigung gedacht. Mehr als Distanzierung. Gar nicht mal unbedingt vom Text und/oder Autor, sondern von der ins Spiel gebrachten Auslegung des Textes bzw. dem Eindruck, diese Art der Auslegung auch noch mit Punkten belohnt zu haben.
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nothingisreal
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Beitrag22.03.2016 01:00

von nothingisreal
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Als ich den Text las, war das einfach irgendein Ausländer, der, vermutlich betrunken, glaubt, ein hilfloses Mädchen angreifen zu müssen. Groß habe ich mir dabei nichts gedacht. Das war einfach eine Geschichte für mich und ich hatte noch 46 andere zu lesen und zu kommentieren, für große Interpretation blieb da keine Zeit.

Und jetzt, nach dem Lesen der anderen Kommentare frage ich mich: Warum ist es denn ausgerechnet ein Ausländer? Warum konnte es nicht ein Deutscher sein, der sagt: "Ein Problem, Schätzchen?" Hätte doch gereicht?

Und da sind wir an dem Problem angekommen: Ist es ein stinklangweiliger Text, vielleicht nicht einmal bewusste Fremdenfeindlichkeit oder tatsächlich Propaganda?

Da nur type uns diese Frage beantworten kann, stelle ich sie an dich, type:

Warum ausgerechnet ein Ausländer?


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Rübenach
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Beitrag22.03.2016 06:46

von Rübenach
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nothingisreal hat Folgendes geschrieben:

Da nur type uns diese Frage beantworten kann, stelle ich sie an dich, type:

Warum ausgerechnet ein Ausländer?


type hat diese frage doch schon, wenn auch etwas verklausuliert, beantwortet.

type hat Folgendes geschrieben:


Der Mann spricht englisch weil er englisch spricht. Warum denn auch nicht? So realitätsfern?
Wenn sich deswegen jemand unwohl fühlt oder Stereotype bedient sieht, spricht das ja auch für sich.

Wohlfühlvorschlag: Die Geschichte in Bukarest verorten; das Roma-Mädchen mit der Violine (Antiklischee!) und ein paar biodeutsche Rucksacktouristen auf den Spuren realsozialistischer Vergangenheit. Oder Hooligans.


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Rübenach
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Beitrag22.03.2016 07:45

von Rübenach
Antworten mit Zitat

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Wobei die Literatur nicht nach Wahrheit, sondern nach Wahrhaftigkeit fragt. Da bekommt der Text durch die Nicht-Muttersprachlichkeit des Mannes eben dieses Geschmäckle. Neben dem Violinkoffer-Klischee.

AfD-Wahlspot - die Assoziation kann ich nachvollziehen, wobei natürlich die finale Werbung ("deshalb am xx.xx ein Kreuz bei ...) fehlt, was dann tatsächlich als Instrumentalisierung zu werten wäre. Aber so bleibt mir nur zu fragen: Instrumentalisieren wir nicht ständig die Realität für Geschichten? Ist eine an sich rein beschreibende Geschichte schon deshalb politisch, weil sie von der politischen "Nachtseite" ausgeschlachtet werden könnte?


Meiner Meinung nach geht es doch hier nicht um eine Instrumentalisierung einer wie auch immer gearteten Realität. Ich glaube, da verwechselst du Fiktion und Wirklichkeit. Ich sehe hier keine "reale" Wirklichkeit, die durch die Art und Weise, wie sie aufgeschrieben und damit erzählt wird, instrumentalisiert werden könnte. Also auch keine "rein beschreibende Geschichte", die von irgendjemandem "ausgeschlachtet" werden könnte. Ich sehe eine Geschichte, die von Anfang an auf genau diesen Effekt hin konstruiert wurde. Hilfloses, kleines, vermutlich deutsches Mädchen (Violinkoffer) versus bedrohlichen, englisch radebrechenden Nichtdeutschen. Das Mädchen im Licht, die Männer aus dem Dunkel. Rein technisch ist das schon verdammt gut gemacht. Auf eine subtil zu nennende Art und Weise greift der Autor das Narrativ vom sexuell bedrohlichen Fremden auf, ein Narrativ, welches übrigens viel älter ist, als das es auf die Verbrechen der Sylvesternacht in Köln zurückgeführt werden könnte. (In diesem Zusammenhang erinnere ich mich immer an einen "Witz" aus den späten 60ern oder frühen 70ern: "Bauknecht stellt tausend Italiener/Türken ein. Warum? Bauknecht weiß, was Frauen wünschen" [damaliger Werbeslogan von Bauknecht])

Mein Problem ist weniger die Klischeehaftigkeit des Textes, als die Art der verwendeten Klischees.

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

Unangenehm finde ich aber nicht nur den Text, sondern auch, wenn die Auseinandersetzung sich nun auf den Autor verlagert, nach dem Motto "ach du bist das - was ich dir immer schon mal sagen wollte". Das ist auch eine Form der Instrumentalisierung.


Nun ja, es ist schon ein Unterschied, ob solch ein Text von einer Dreizehnjährigen geschrieben wurde, der man nachsehen kann, es vielleicht nicht besser zu wissen, oder von jemandem, der auch in manch anderen Äußerungen hier im Forum dem Klischee des "besorgten Bürgers" (und zwar einer sehr schlauen - um nicht intelligent sagen zu müssen - Variante) entspricht.


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nebenfluss
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Beitrag22.03.2016 10:25

von nebenfluss
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rübenach, danke für die Klarstellung.
Ich meinte nicht, hier sei ein reales Ereignis nacherzählt worden - sondern "Realität" (oder Wirklichkeit) in dem Sinne, dass das Erzählte real vorstellbar ist.
Ich hatte den Eindruck, als wollten sich hier einige (nachträglich) vom Text distanzieren. hobbes und drusilla haben gesagt, dass sie im Nachhinein weniger Punkte vergeben würden, hobbes hat es mit dem Lesen der anderen Kommentare begründet, drusilla mit den Reaktionen des Autors.
Ich bin der Meinung, dass die Texte in einem Wettbewerb aus gutem Grund inkognito eingestellt werden, und man aus gutem Grund die Kommentare der anderen nicht sieht. Dass man zwischen Text und Autor unterscheiden sollte, auch wenn beides so zusammenpasst wie in diesem Fall. Ich will keine "Gesinnungspolizei" über was man schreiben darf.
Mit types politischen Ansichichten kann man sich ja weiterhin in den einschlägigen Diskussionsfäden auseinandersetzen.

EDIT:
Rübenach hat Folgendes geschrieben:
Auf eine subtil zu nennende Art und Weise greift der Autor das Narrativ vom sexuell bedrohlichen Fremden auf, ein Narrativ, welches übrigens viel älter ist, als das es auf die Verbrechen der Sylvesternacht in Köln zurückgeführt werden könnte.

Ich denke, ich habe nicht das Narrativ auf die Silvesternacht zurückgeführt, sondern die Angst des Mädchens, die sich an deine Bauknecht-Werbung oder die Tradition der "Angst vorm schwarzen Mann" nicht erinnern dürfte.


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nothingisreal
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Beitrag22.03.2016 13:10

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Rübenach hat Folgendes geschrieben:


type hat diese frage doch schon, wenn auch etwas verklausuliert, beantwortet.



Ich habe seine Antwort gelesen, aber sie reicht mir nicht, denn sie kratzt nur an der Oberfläche.
Insbesondere sein Wohlfühlvorschlag fühlt sich beliebig an, denn wäre es so geplant, hätte man etwas davon im Text spüren können. Zum Beispiel, in dem man der U-Bahn-Station einen bulgarischen etc. Namen verpasst.
Und dann kommt noch dieser Aspekt hinzu:

Zitat:
Nun ja, es ist schon ein Unterschied, ob solch ein Text von einer Dreizehnjährigen geschrieben wurde, der man nachsehen kann, es vielleicht nicht besser zu wissen, oder von jemandem, der auch in manch anderen Äußerungen hier im Forum dem Klischee des "besorgten Bürgers" (und zwar einer sehr schlauen - um nicht intelligent sagen zu müssen - Variante) entspricht


Daher stelle ich meine Frage noch einmal:

Warum ausgerechnet ein Ausländer?


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Gefühlsgier
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Beiträge: 421



Beitrag22.03.2016 14:40

von Gefühlsgier
Antworten mit Zitat

Ähm...

sollten alle, die sich "bedrohlich" verhalten, am besten nur noch deutsch sein, dass es bloß keinen Anstoß erregt? Finde ich für meinen Teil ziemlich unrealistisch, da es in der Realität Deutsche gibt, die sich "angemessen"/unauffällig/unaufdringlich etc. benehmen und eben die, die es nicht tun. Genauso bei den "Nicht-Deutschen" (unabhängig ihrer Kultur). Vielleicht bin ich nicht ganz die Ausgeschlafenste oder in Augen mancher anderer naiv, aber ich kann hier keine Instrumentalisierung oder gar Ausländerfeindlichkeit erkennen.

Es ist für mich einfach nur eine Szene aus dem Alltag, wie er beobachtet oder erlebt wurde - von der Protagonistin. Klar hätte sie auch auf deutsch angesprochen worden sein können, das ist schon richtig. Aber das hätte für mich trotzdem nicht viel geändert. Denn wo - eigene Interpretationen oder Adaptionen aus den vorangegangenen Kommentaren ausgelassen- steht bitteschön, dass das Mädchen:

- in Deutschland von einem Ausländer angesprochen wurde

- sie selbst Ausländerin in einem anderen Land war?

- ... und vielleicht nicht selbst ein Deutscher oder anderer Europäer sie in Deutschland oder in einem anderen europäischen Land angesprochen hat, und zwar auf Englisch, da sie vielleicht z.B. afrikanisch oder asiatisch aussieht.


Es wurde in den Kommentaren einfach zu viel für mich hineingepackt, was hier einfach nicht steht und type hier nahezu an den Pranger gestellt, sodass seine Erklärungen dazu auch nichts zählen. Das finde ich ungerecht. Ich kann es verstehen, wenn manche bezüglich "rechts" vielleicht einen wunden Punkt haben und da ein Trigger angesprungen ist, aber mMn sollte man auch das aushalten können, selbst wenn es noch "kontroverser", bzw. "wirklich kontrovers" geworden wäre - sofern niemand unmissverständlich nachweisbar diskriminiert wird. Aber es ist schwierig, da jeder seine Grenzen anders abgesteckt hat. Selbst bei dem, was schon unmissverständlich ist. Ich sehe das Hauptproblem in den unterschiedlichen Wahrnehmungen.

Ansonsten kann ich die Worte von nebenfluss so unterschreiben:

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ich hatte den Eindruck, als wollten sich hier einige (nachträglich) vom Text distanzieren. hobbes und drusilla haben gesagt, dass sie im Nachhinein weniger Punkte vergeben würden, hobbes hat es mit dem Lesen der anderen Kommentare begründet, drusilla mit den Reaktionen des Autors.
Ich bin der Meinung, dass die Texte in einem Wettbewerb aus gutem Grund inkognito eingestellt werden, und man aus gutem Grund die Kommentare der anderen nicht sieht. Dass man zwischen Text und Autor unterscheiden sollte, auch wenn beides so zusammenpasst wie in diesem Fall. Ich will keine "Gesinnungspolizei" über was man schreiben darf.


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Beitrag22.03.2016 15:14

von crim
Antworten mit Zitat

Gefühlsgier hat Folgendes geschrieben:
Denn wo - eigene Interpretationen oder Adaptionen aus den vorangegangenen Kommentaren ausgelassen- steht bitteschön, dass das Mädchen:

- in Deutschland von einem Ausländer angesprochen wurde

- sie selbst Ausländerin in einem anderen Land war?

- ... und vielleicht nicht selbst ein Deutscher oder anderer Europäer sie in Deutschland oder in einem anderen europäischen Land angesprochen hat, und zwar auf Englisch, da sie vielleicht z.B. afrikanisch oder asiatisch aussieht.


Es wurde in den Kommentaren einfach zu viel für mich hineingepackt, was hier einfach nicht steht [...].


Glaubst du nicht, dass die Annahmen:

- das Mädchen wurde nicht in Deutschland von einem Ausländer angesprochen

- das Mädchen ist selbst Ausländerin in einem anderen Land

- ein anderer Deutscher oder anderer Europäer sie in Deutschland auf Englisch angesprochen hat, da sie vielleicht afrikanisch oder asiatisch aussieht

sehr viel weiter von der Textrealität entfernt sind. Wenn solche Vermutungen anstellt worden wären, würde ich mir auch denken: Es wurde in den Kommentaren einfach zu viel für mich hineingepackt, was hier einfach nicht steht. Um dich mal zu zitieren.


Im Übrigen glaube auch ich nicht, dass sich irgendwer entschuldigen müsste, dass er den Text nicht so gelesen hat wie ich. Ich möchte gerne dasselbe für mich beanspruchen. Also mich nicht entschuldigen müssen, dass ich den Text so gelesen habe, und es mir nach wie vor nicht möglich ist, das irgendwie auch nur einen Tick anders zu lesen.
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Gefühlsgier
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Beitrag22.03.2016 15:31

von Gefühlsgier
Antworten mit Zitat

crim hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Im Übrigen glaube auch ich nicht, dass sich irgendwer entschuldigen müsste, dass er den Text nicht so gelesen hat wie ich. Ich möchte gerne dasselbe für mich beanspruchen. Also mich nicht entschuldigen müssen, dass ich den Text so gelesen habe, und es mir nach wie vor nicht möglich ist, das irgendwie auch nur einen Tick anders zu lesen.


Natürlich muss sich keiner für seine Sicht entschuldigen. Es tut mir ernsthaft leid, falls das so angekommen ist.

crim hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Glaubst du nicht, dass die Annahmen:

- das Mädchen wurde nicht in Deutschland von einem Ausländer angesprochen

- das Mädchen ist selbst Ausländerin in einem anderen Land

- ein anderer Deutscher oder Europäer hat sie auf Englisch angesprochen, da sie vielleicht afrikanisch oder asiatisch aussieht

sehr viel weiter von der Textrealität entfernt sind.


Vielleicht von der "medienunterstützten" Realität, der ich so, wie ich sie erlebe, sehr kritisch gegenüberstehe. Die ist hier von meiner Sicht betrachtet aus über die "Realität"(?) des Textes gestülpt worden und deswegen fand ich es durchaus diese Beispiele bringen, wissentlich, dass sie weit hergeholt sind, um das, was ich darüber denke, nochmal zu untermauern - ich sehe hier nicht mehr als das Beschriebene selbst. Der Kern der Geschichte liegt für mich bei dem Mädchen und nicht bei der Frage nach der ethnischen Herkunft des sie ansprechenden Mannes. Mal abgesehen davon, dass diese Beispiele Reaktionen auf die vorangegangenen Kommentare gewesen sind.


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Beitrag22.03.2016 16:01

von crim
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Mit Textrealität meine ich die Realität, die der Text generiert, und die sich erst mal nur innerhalb des Textes befindet. In der Textrealität von Herr der Ringe sind Hobbits Kleingewachsene aus dem Auenland. Nun kann man diesen Text hier, wenn man das möchte, zwar näher an der äußeren Realität verorten als Tolkiens, und doch bleibt es eine Wirklichkeitskonstruktion. Stereotype sind selbst Wirklichkeitskonstruktionen, ein besonderes davon ist das Feindbild. Ich denke, in diesem Text wird ein Feindbild erschaffen (oder wiedergegeben, oder unterstützend verstärkt), das es mir verunmöglicht zu bepunkten. So einfach ist das.
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Beitrag22.03.2016 17:17

von Nemo
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Ich sehe das wie crim. Deshalb flog der Text bei mir aus den Punkten. Ich merke der Geschichte an, dass sie jemand geschrieben hat, bei dem kein Element überflüssig ist. Und wenn man alle Elemente einen Kontext bilden lässt, ohne sie  naiv zu isolieren und dadurch interpretativ freizusetzen, wird - jedenfalls für mich - die Stoßrichtung ziemlich deutlich. Ich denke, wenn ich das unschuldige und verletztliche Violinenmädchen als deutsche Kulturrepräsentation interpretiere, von Ausländern bedroht, die an ihren krebserregenden Klimmstängeln ziehen, dann hat das durchaus eine Berechtigung. Wenn man diese Deutung für übertrieben hält, möge man mir das Gegenteil am Text beweisen, ebenso wie die Variante, dass der Text im Ausland spielt.

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firstoffertio
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Beitrag22.03.2016 21:39

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Mich hat die Geschichte nicht sehr interessiert, weil sie mir schon bald vorhersehbar vorkam. Deshalb las ich sie im Eifer des Wettbewerbs schnell und dabei fiel mir dass fehlende "a" nicht auf. Wenn ich annehme, dass das kein Fehler war, sondern bewusst weggelassen wurde, bekommt der Text schon eine ganz bestimmte Färbung.

(Also nicht durch die Tatsache, dass Englisch gesprochen wird, sondern dass es gebrochenes Englisch ist.)
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Nihil
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Beitrag23.03.2016 00:27

von Nihil
Antworten mit Zitat

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Mich hat die Geschichte nicht sehr interessiert, weil sie mir schon bald vorhersehbar vorkam. Deshalb las ich sie im Eifer des Wettbewerbs schnell und dabei fiel mir dass fehlende "a" nicht auf. Wenn ich annehme, dass das kein Fehler war, sondern bewusst weggelassen wurde, bekommt der Text schon eine ganz bestimmte Färbung.

(Also nicht durch die Tatsache, dass Englisch gesprochen wird, sondern dass es gebrochenes Englisch ist.)


Tatsächlich hatte ich genau diesen Punkt auch ganz anders wahrgenommen. Hab's auf den Autor geschoben, der einen Tippfehler gemacht hat. Nach dem Lüften des Inkognitos und dem Lesen der Kommentare kam ich mir dann auch ziemlich blind vor. Das fehlende „a“ verändert tatsächlich sehr, sehr viel.
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