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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig Kriegsgrab


 
 
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Aikaterini
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Beiträge: 14



Beitrag08.03.2016 01:48
Kriegsgrab
von Aikaterini
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Autorenkollegen und Kritikwütige,

ich möchte Euch einen experimentellen Text vorstellen mit dem Titel Kriegsgrab" und bin gespannt auf Eure Anmerkungen, ganz gleich ob zum Thema, dem Schreibstil, dem Aufbau oder anderem.

Ich stelle hier den ganzen Text ein, Ihr könnt aber gerne auch nur einen Abschnitt kommentieren. Danke im Voraus für Eure Zeit und Mühe.

***

Wie aus einer Kehle brüllen wir unsere Kampfeswut heraus. Die Kurzschwerter stechen in den Himmel, gleißend hell klebt das Sonnenlicht an den Rundschildern. Unter meinem Helm engen sich meine Augen zu glühenden Schlitzen.
Der Feind – er muss sterben.  
Wir laufen los, werden zu einer Woge aus Eisen und Fleisch. Unter unseren Füßen wirbelt der Staub auf und hüllt uns in eine Nebelwolke ein. Hinter uns schlagen unsere Umhänge blutrote Wellen.
Der Feind kommt näher und näher, wir schreien uns die Kehlen heiser. Ich muss kämpfen für mein Land. Muss kämpfen für meine Kinder. Ich strecke den Körper, spanne jeden Muskeln an und schmettere meinen Speer von mir. Wie ein Blitz leuchtet die Spitze auf, dann bohrt sie sich knirschend durch die Rippenknochen und zerfetzt das Herz.
Die Schwerter beider Fronten recken sich in die Höhe, unsere Augen werden schwarz. Der Tod harrt unser bereits in der Mitte und hebt die Arme empor. Dann krachen die zwei Wogen aufeinander. Blut spritzt hoch und tanzt in der Luft.
Es gibt nur noch ein Gebot: Töte! Töte! Töte!
Das Heft umklammert, stoße, ramme und schlage ich. Heiß rinnt der Schweiß zwischen meinen Schulterblättern. Schneller! Schneller! Feuer schießt durch meine Adern, das Herz wird zu einem Glutball. Mehr! Mehr! Die Risse der trockenen Erde füllen sich dunkelrot, der Staub wird zum Grab.
Ich werfe mich herum. Eine Klinge rast quer auf meine Kehle zu. Ich höre, wie das Eisen die Luft schneidet, höre mein letztes Luftholen, das letzte Pochen in der Brust.
Erst heißt es, töte – jetzt heißt es, stirb.

Ich tauche unter dem Hieb des Langschwertes und ramme mein Dreiecksschild dem Bastard mitten ins Stahlgesicht. Das Blut schießt aus den Schlitzen seines Helms und er fällt rückwärts in den Schlamm.
Weiter! Weiter! Der Regen glänzt wie Glasscherben und splittert auf den Harnischen. Ich schreie, brülle mir die Kehle wund. Mein Breitschwert taucht ein in Fleisch, trinkt sich satt am Blut. Das Mark erbebt.
Der Feind – er muss sterben.
Der Schlamm wird heute zum Grab. Keine Särge, kein Kreuz, nur die Krähen, die sich um unsere Gedärme streiten werden.
Grelles Wiehern zerfetzt die Luft. Ein Schlachtross kreuzt meinen Weg und steigt zu seiner vollen Größe. Die Augen drehen sich nach hinten, sind von weißer Angst umrandet.
Gier wurde vom Adel gesät, nun werden die Köpfe geerntet.
Ich schwinge die Klinge, um meine Pflicht zu tun, als ein Sausen von der Seite auf mich zusteuert. Ich reiße den Kopf herum. Der Pfeil fliegt auf mein Gesicht zu.
Kalt küsst der Tod meine Stirn.

Ich schwenke in letzter Sekunde herum. Die Kugel braust an meinen Augen vorbei und bohrt sich meinem Hintermann durch die Schläfe. Keuchend halte ich in die Parabellum-Pistole umklammert, während mein Herz gegen das Abzeichen an meiner Uniform trommelt.
Ich renne durch den zerklüfteten Schnee, laufe in den blutgefüllten Fußabdrücken meiner Kameraden. Beißend jagt die Luft durch meine raue Kehle. Ringsherum schlagen die Artilleriegranaten ein und schmettern feurige Erdfontänen in die Luft. Stahlsplitter reißen meine Wange auf, Erde zusammen mit Fleischfetzen bröckelt auf mich herab.
Der Feind – er muss sterben.
Mein verkrampfter Finger drückt wieder und wieder den Abzug. Blut spritzt mir ins Gesicht und rinnt heiß über meine kalte Haut. Es kracht in meinen Ohren, dröhnt in meinem Kopf und klagt in meiner Seele.
Keine Blumen werden an unserem Grab aus Schnee niedergelegt. Nur das Eis wird seinen Reif über die offenen Augen ausbreiten.
Ich höre neben mir einen dumpfen Aufprall, dann rollt eine Handgranate knirschend vor meine Stiefel.
Der Tod schlingt von hinten seine Arme um meine Brust, nimmt mich mit.

Ich trete die Handgranate mit meinem Stiefel fort und werfe mich sogleich mit den Armen über den Kopf in den Sand. Heiß drücken sich die Körner gegen meine Wange, im nächsten Moment erbebt der Boden unter mir. Die Druckwelle fegt über mich hinweg und versengt mir den freiliegenden Nacken. Meine Ohren werden vom Lärm betäubt, ich höre nur noch ein schrilles Pfeifen.  
Mit brennenden Lungen kämpfe ich mich auf die Beine; die glutrote Sonne sticht in meine Augen. Ringsumher ist die Luft mit Schießpulver geschwängert und gebärt eine Explosion nach der anderen. Ich schmecke Schweiß, schmecke Blut, schmecke Blei.
Der Feind – er muss sterben.  
Das Maschinengewehr rattert in meiner Hand, während der Rückstoß gegen meine Schulter stößt. Ich höre mein eigenes Schreien nicht mehr. Ich starre dem Tod in die Augen. Er starrt zurück.
Der Sand wird uns in sein düsteres Grab schlucken und in unsere Münder kriechen, die zuvor in Kampfeswut gebrüllt, vor Schmerz geschrien und in Todesangst gefleht haben.
Aus dem Krieg erhoffen sich die Großmächte Wasser, Gold und Öl, doch aus dieser Quelle wird stets nur Blut hervorsprudeln.
Ein Schatten huscht über mich hinweg. Ich lege den Kopf in den Nacken. Der Düsenjäger öffnet seinen Bauch und schüttet seine Streubomben über uns aus.
 Der Tod legt die Knochenhand über meine Augen und haucht mit kaltem Atem in mein Ohr.

Ich bin gefangen in einem Wirbelsturm aus Knochenstaub. Der Wind reißt an meinen Haaren und peitscht mir die Körner in das Gesicht. Vor mir türmt sich ein Berg aus Helmen in die Höhe. Ich kann die Spitze nicht sehen, doch ich weiß, ich muss hinauf.
Ich setzte meinen rußverschmierten Fuß auf den antiken Kopfschutz und beginne den Aufstieg. Unter mir gerät das Eisen ins Rollen, polternd springen die Schutzhauben übereinander hinweg. Ich laufe weiter, immer weiter und weiter.
Beinah bin ich bei der Mitte angelangt, als ich einen frühmittelalterlichen Nasenhelm umfasse und ihn zu mir drehe. Aus dem Stahl grinst mir ein gelbbrauner Schädel entgegen. Ich blicke empor und erkenne, dass jeder Kopfschutz mit einem gefüllt ist.
Ich kann nicht stehen bleiben, muss weiter! Unaufhaltsam rollen die Schutzhauben unter mir, es gibt für mich nur noch ein Hinauf oder den Sturz in die Tiefe.
Die spätmittelalterlichen Armets wechseln in Pickelhauben der Neuzeit über. Gleich. Gleich bin ich bei der Spitze angekommen. Ich klettere über Stahlhelme des ersten und zweiten Weltkriegs. Schießpulver brennt in meiner Nase und in der Kehle.
Erst jetzt bemerke ich, das schleimige Blut an meinen Händen. Plötzlich schmeckt es metallisch auf meiner Zunge. Ein Rinnsal läuft heiß seitlich meines Mundwinkels herab. Ich keuche, schwer und röchelnd. Irgendetwas stimmt nicht. Ich …
Die Spitze des Berges ist ganz nah. Jäh wird es still unter mir, kein Poltern und Stahlklirren mehr. Langsam und von kaltem Schweiß überzogen, kämpfte ich mich die letzten Meter empor.
Ich bin da.
Ein Mädchen kauert auf dem letzten Kopfschutz, einem modernen Gefechtshelm. Ihr Haar ist verfilzt und staubverkrustet und wird zur Seite geweht. Augen, groß und dunkel, sehen mich an voller Flehen, voller Pein.
 Ich strecke die bebende Hand nach ihr aus, doch wage ich nicht, diese spröden Lippen zu berühren. Ihre schmalen Schulterknochen drücken sich durch den Fetzen, den sie am Leib trägt. Sie ist so zart, so zerbrechlich.
Eine Träne fließt so rein wie flüssiges Glas über ihr Gesicht. Ich habe Bäche von Blut fließen sehen, doch diese eine Träne bricht mir das Herz.   
Jeder Speer, jeder Pfeil, jede Kugel und jede Bombe hat ihren Blutzoll erst bei den Hungernden und Frierenden gefordert. Jeder Helm, jeder Schild, jeder Harnisch und jede Uniform sind geraubtes Brot von Kindesmund. Der Krieg hat einen langen Arm, er greift weit und schürft tief. Und zuletzt reißt er uns alle in sein Grab.
Eine Woge aus krampfendem Schmerz breitet sich in mir aus. Ich presse die Hand auf meinen Bauch und krümme mich nach vorne. Als ich den Arm zurückziehe, leuchtet meine Handfläche rot. Langsam blicke ich auf, als mich die Erkenntnis durchpulst: Das Blut, es kam nicht von den Helmen. Es kam von mir.
Mein Blickfeld verschwimmt, wird zerrissen von allen Seiten. Die Kraft verlässt mich, ich sinke zu Boden. Das Mädchen versucht, mich zu fangen, und sackt mit mir nieder. Mit ihren dünnen Fingern hält sie meine Schultern umklammert. Kurz sehe ich die bleiche Sonne, dann wird sie wieder von Knochenstaub verdeckt. Die zitternde Hand des Kindes liegt auf meiner Brust, die sich nur langsam hebt und senkt.
Der Krieg ist eine klaffende Wunde im Herzen der Menschheit, die sie sich selbst immer wieder aufschneidet. Der Krieg selbst war, ist und wird stets der Feind selbst sein.
Der Feind – er muss sterben.
Der Feind – er muss sterben …

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simplify
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Beiträge: 7



Beitrag08.03.2016 21:33

von simplify
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Hallo Aikaterini

Zuerst einmal: danke, dass du deinen Text mit uns teilst. Wir sind beide neu, drum sag ich nicht "Willkommen", sondern einfach nur "Hallo". Laughing

Zu deinem Text: Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck sind sehr gut. Du kannst offensichtlich schreiben. In deiner Beschreibung sagst du, dass es ein experimenteller Text ist, und meiner Meinung nach ist das Experiment nur teilweise geglückt.

Der Reihe nach:
Mir gefällt die Idee. Und mir gefällt die Aussage. Ich hatte ganz zu beginn (als ich sehen wollte, wie lang der Text in etwa ist) die letzten beiden Zeilen gesehen, aber der Kontext war dann anders, als ich es mir vorgestellt hatte, und das hat mich positiv überrascht.

Eines der Probleme bei der Umsetzung ist für mich die schwer mitzuverfolgenden Zeitsprünge. Beim ersten Durchlesen des Textes fragte ich mich, wie oft der Protagonist dem Tod dermassen knapp entgehen kann. Er glaubt, er stirbt - und im nächsten Absatz weicht er dem Schlag knapp aus. Dass er tatsächlich gestorben ist wurde mir erst beim etwa dritten drüberlesen klar. Das kann einfach ein Problem des Textsatzes sein, aber so wie er sich hier präsentiert, ist dieser Bruch scheinbar nur temporär. Entsprechend verwirrt war ich, als aus dem staubigen Boden plötzlich ein schlammiger wurde, und dann aus dem Pfeil eine Kugel und (irgendwann zwischenzeitlich, off-screen) aus dem Kurzschwert eine Parabellum-Pistole.

Der letzte Absatz reiht sich thematisch von den anderen ab. Während vorher Kampfszenen beschrieben wurden, haben wir es jetzt plötzlich mit einer Verkörperung des Krieg zu tun (oder etwas ähnliches). Das ist ein Bruch mit der bisherigen Erzählung. Alleinstehend funktioniert der Knochenberg mit dem Mädchen, aber für mich reiht es sich nicht wirklich mit den vorhergehenden Paragraphen ein. Auch hier ist es möglicherweise ein Problem fehlender Überleitung - es gibt nichts, das diesen Absatz formal von den anderen unterscheidet, bis er wortwörtlich über die Leichen aller Kriege der modernen Menschheit steigt. Als ich bei diesem Absatz angekommen war hatte ich die Idee, dass er vorher eine Art metaphorischer Schlacht bestritten hatte, die mitten im Kampf von einer Epoche in die andere gewechselt hatte wie eine Filmmontage. (Wie gesagt, dass er tatsächlich gestorben ist, habe ich erst später beim nochmal drüberschauen erkannt. Da bleibt immer noch die Frage offen, ob alles derselbe Protagonist ist [reinkarniert?] oder ob es sich um verschiedene Ich-Erzähler handelt?).

Zur Sprache: Mir gefällt deine Ausdrucksart und deine cinematischen Beschreibungen. Aber sie stören den Lesefluss in den aktionsgeladenen Kampfszenen. Ich musste mehrmals innehalten um das detaillierte Bild mit den beschriebenen Details zu ergänzen. Es kommt mir ein bisschen vor, als würdest du eine epische Kampfszene aus einem Hollywoodfilm beschreiben. Das Resultat ist eine Beschreibung, statt einer Kampfszene. Auf dem Bildschirm helfen diese Details, die Handlung realistisch und glaubhaft zu machen, aber bei so vielen Adjektiven und Gedanken und Hinweisen zu Rüstung und Waffen und Umgebung wird in einer geschriebenen Szene das Tempo und die Spannung reduziert. Entsprechend brauchte ich mehrere Anläufe, um durch die ersten beiden Absätze hindurchzukommen. Kürzere Zeilen, direktere Handlung würden diese Abschnitte leichter zu lesen machen.

Über alles gesehen finde ich deinen Text spannend. In der Form und Ausführung sehe ich, wie oben beschrieben, noch einige Probleme; aber diese Form und das Konzept haben mich zum nachdenken gebracht und beschäftigt.

Ich bin gespannt auf weitere Experimente (und auch Nicht-Experimente) von dir.

Lieber Gruss
Sify
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Aikaterini
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Alter: 34
Beiträge: 14



Beitrag08.03.2016 21:56

von Aikaterini
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Liebe Sify,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Smile

Ich hatte ein bestimmtes Bild vor Augen, das sich allerdings schwer dem Leser vermitteln lässt, wie ich beim Schreiben selbst habe feststellen müssen. Wink Deswegen habe ich die Geschichte auch die Ecke "Experimentelles" geschoben, da jeder ihn wohl anders interpretieren wird.

Hier also nun meine Sicht der Dinge:
Jede Szene stellt eine Epoche da. Mit bestimmten Attributen habe ich versucht, das zumindest anzudeuten, wie die Speere und Rundschilder in der ersten Szene, das Langschwert in der zweiten, die Parabellum-Pistole in der dritten usw.

Die erste Szene sollte in der griechischen Antike spielen.
Die zweite im Mittelalter.
Die dritte im ersten Weltkrieg.
Die vierte in der Neuzeit, Irak oder Syrien.
Und zum Schluss, wie von dir richtig interpretiert, der Scheiterhaufen des Krieges.

Der Protagonist stirbt bei jedem Ende der Szene. Ob es sich bei den anderen Szenen um eine Reinkarnation handelt, ist möglich, aber nicht zwingend. Wichtig war für mich das endlose Töten herauszustellen.

Dass der Lesefluss teilweise stockt und allgemein langsam ist, muss ich selbst auch zugeben. Daran kann noch gearbeitet werden.

Vielen Dank auf jeden Fall für deine Einschätzung und konstruktive Kritik Very Happy
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simplify
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 7



Beitrag09.03.2016 00:22

von simplify
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Schlussendlich (nach einiger Dekonstruktion deines Textes) bin ich auf ganz ähnliche Gedanken gekommen, wie du sie beschreibst. Aber eben erst mit "Studium", beim Einfach-Nur-Durchlesen war der Text verwirrend und nicht leicht zu verstehen.

Ich bin nicht sicher, ob ich einfach mit gefestigten Vorstellungen in die Erzählung hineingegangen bin, oder ob die Darstellung mich zu dieser Verwirrung verleitet hat, aber dass die Krieger tatsächlich sterben wurde mir, wie erwähnt, erst im Nachhinein klar. Der Verständlichkeit würde es eventuell helfen, wenn du jeden Kampfabsatz mit einer Orts- und Zeitangabe beginnst, wie bei einer Zeitungsnachricht:
Griechenland, ca. 1000 v. Chr. - Wie aus einer Kehle ...
Frankreich, 1152 n. Chr - Ich tauche unter dem Hieb ...
u.s.w.
Das ist aber natürlich ein rechter Eingriff, vielleicht findest du eine bessere Möglichkeit. Wink

Übrigens, dieser Satz hat mir sehr gefallen:
Zitat:
Erst heißt es, töte – jetzt heißt es, stirb.

Mein Lieblingssatz nicht nur aus diesem Text, sondern überhaupt eindrücklich. Eine Formulierung, an die ich mich erinnern werde.
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Aikaterini
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 34
Beiträge: 14



Beitrag09.03.2016 00:54

von Aikaterini
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Das mit den Zeitnachrichten gefällt mir gut, das werde ich einbauen. Dann kann ich auch ein paar Details herausnehmen, um das Lesetempo zu beschleunigen.

Danke für den Tipp! Very Happy
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denLars
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Beitrag09.03.2016 17:52

von denLars
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Hi Aikaterini,

du weißt auf jeden Fall, was du tust. Das ist alles sehr routiniert, ruhig und sauber geschrieben. Allerdings würde ich vehement widersprechen, diese "Zeitungsnachrichten" - die ausdrücklichen Jahresverortungen - zu verwenden. Für mich funktioniert der Wechsel der Epochen im Moment recht gut, vor allem durch die Erwähnung der zeitgenössischen Waffen. Wenn nun die Jahreszahlen hinzukommen, würde der Text für mich an Eleganz einbüßen.

Ein Abschnitt, der mich ein wenig gestört hat, ist folgender:

Zitat:
Eine Träne fließt so rein wie flüssiges Glas über ihr Gesicht. Ich habe Bäche von Blut fließen sehen, doch diese eine Träne bricht mir das Herz.
Jeder Speer, jeder Pfeil, jede Kugel und jede Bombe hat ihren Blutzoll erst bei den Hungernden und Frierenden gefordert. Jeder Helm, jeder Schild, jeder Harnisch und jede Uniform sind geraubtes Brot von Kindesmund. Der Krieg hat einen langen Arm, er greift weit und schürft tief. Und zuletzt reißt er uns alle in sein Grab.


Hier traust du dem Leser zu wenig zu und legst ihm die Botschaft deines Textes praktisch vorformuliert auf die Zunge. Zumindest die letzten beiden Sätze würde ich überdenken, da sie echt alles andere als subtil deine Botschaft vermitteln. Das schafft der Text auch schon so und ein Leser mit mindestens zwei IQ-Punkten rafft sie gleich.

So viel zu dem Thema von mir. Ich hoffe, ich habe jetzt nicht nur Verwirrung gestiftet.

LG,
Lars


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Aikaterini
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 34
Beiträge: 14



Beitrag09.03.2016 22:09

von Aikaterini
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Danke Lars auch für deine Einschätzung!  

Was das einfügen der Zeiten betrifft, bin ich etwas hin und her gerissen. Ich glaub der einen Hälfte der Leser würde die Hilfestellung nützen, die andere Hälfte sie hingegen als störend empfinden. Schwer das abzuwiegen.

Danke auch für deine anderen Anmerkungen Smile

Liebe Grüße
Aikaterini
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Jack Burns
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Alter: 54
Beiträge: 1444



Beitrag09.03.2016 23:52

von Jack Burns
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Hallo,
Du hast die Epochen Wechsel  nachvollziehbar gestaltet.
Eine Erklärung vor jedem Absatz würde ich mich als Leser entmündigen.

Zum Text allgemein: Ich habe ein Problem damit, dass die Schlachten in Action-Manier beschrieben werden und am Ende die Moral-Keule kommt. Das gleiche schale Gefühl entsteht bei mir, wenn ich Filme wie "300 Spartans" (dort ohne Moral) sehe. Durch die Schilderung der Schlachten entsteht kaum ein Gefühl für die Abartigkeit des Krieges. Es wird rein mechanisch geschildert und von mir so empfunden. Damit widerspricht die Ausführung der beabsichtigten Aussage.
Hier wird die Betonung auf die Visual Effects gelegt. Mir fehlen Momente der Stille, die das Grauen erst spürbar machen. Das symbolhafte Erscheinen des Kindes geht in eine gute Richtung. Aber ich fände es passend, wenn es schon zeitiger und vielleicht wiederholt auftaucht (in jeder Szene?) um das Heroische mehr und mehr in Frage zu stellen.

Gruß
Jack


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Monster.
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Slaavik
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 509



Beitrag10.03.2016 00:59
Re: Kriegsgrab
von Slaavik
Antworten mit Zitat

Aikaterini hat Folgendes geschrieben:

gleißend hell klebt das Sonnenlicht an den Rundschildern.


Ich muss gestehen, ich weiß nicht so ganz, was ich unter klebendem Sonnenlicht verstehen soll.

Aikaterini hat Folgendes geschrieben:

Ich muss kämpfen für mein Land.


Da wir uns hier ja noch in der Antike befinden, empfinde ich diese Aussage als Anachronismus.

Aikaterini hat Folgendes geschrieben:

unsere Augen werden schwarz.


Was ist damit eigentlich gemeint? Es will sich mir nicht so ganz erschließen. Oder ist damit gemeint, dass die Augen sich schließen, weil die Besitzer tot sind? Wenn ja wäre mir persönlich zuviel um die Ecke denken erforderlich, um gut für das Lesetempo zu sein.

Aikaterini hat Folgendes geschrieben:

Der Tod harrt unser bereits in der Mitte und hebt die Arme empor.


Da bereits im Satz zuvor etwas nach oben  gereckt wird, nämlich Schwerter, fühlt es sich irgendwie merkwürdig an, dass der Tod dies nun mit seinen me­ta­pho­rischen Armen genauso macht. Außerdem ist mir immer noch recht frisch in Erinneurng, dass im zweiten Satz ebenfalls schon Schwester in den Himmel stechen.

Aikaterini hat Folgendes geschrieben:

das Herz wird zu einem Glutball.


Glutball. Gefällt mir wirklich gut dieses Bild.

Aikaterini hat Folgendes geschrieben:

Die Risse der trockenen Erde füllen sich dunkelrot, der Staub wird zum Grab.


Also bei der Staub wird zum Grab, erscheinen mir Fragezeichen über dem Kopf, was den an sich wirklich gut beginenden Satz ruiniert.

Aikaterini hat Folgendes geschrieben:

Ich tauche unter dem Hieb des Langschwertes und ramme mein Dreiecksschild


Finde ich tatsächlich schön gelöst, wie du nur mit dem Austauschen von Kurz- zu Langschwertern und Rund- zu Dreickschild, den Wechsel zum Mittelalter durchführst. Allerdings, es heisst nicht Dreiecksschild, es heisst ja schließlich auch nicht Schubslade, oder Schamslippen. Wink

Aikaterini hat Folgendes geschrieben:

Das Maschinengewehr rattert in meiner Hand, während der Rückstoß gegen meine Schulter stößt.


Also in der Hand würde ich nicht schreiben. Ein Maschinengewehr hält man nicht mit einer Hand und schon gar nicht, stößt gegen die Schulter. Zumindest nicht wenn dieser Soldat auch nur die geringste Ahnung, oder das kleinste Interesse an einer unversehrten Schulter besitzt. Schließlich beschreibt stoßen, eine Bewegung auf etwas zu. Was eben nicht möglich ist, wenn man es richtig bedient, was keine große Kunst darstellt.

Die Idee des Textes gefällt mir soweit eigentlich ganz gut, aber bei der Umsetzung gefällt mir der Einsatz des Moralvorschlaghammers gegen Ende nicht so wirklich. Bei so etwas reagiere ich persönlich, immer recht allergisch.


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Willebroer
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Beitrag10.03.2016 01:20
Re: Kriegsgrab
von Willebroer
Antworten mit Zitat

Slaavik hat Folgendes geschrieben:

Allerdings, es heisst nicht Dreiecksschild, es heisst ja schließlich auch nicht Schubslade, oder Schamslippen. Wink


Es gibt durchaus Begriffe wie "Dreieckstuch" oder "Mitternachtsmesse". Das Phänomen nennt sich Fugen-s und hat nichts mit Genitiv oder Mehrzahl zu tun, sondern soll die Aussprache erleichtern.
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Slaavik
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Beitrag10.03.2016 10:19
Re: Kriegsgrab
von Slaavik
Antworten mit Zitat

Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Slaavik hat Folgendes geschrieben:

Allerdings, es heisst nicht Dreiecksschild, es heisst ja schließlich auch nicht Schubslade, oder Schamslippen. Wink


Es gibt durchaus Begriffe wie "Dreieckstuch" oder "Mitternachtsmesse". Das Phänomen nennt sich Fugen-s und hat nichts mit Genitiv oder Mehrzahl zu tun, sondern soll die Aussprache erleichtern.


Meine Arme erinnern sich an zu viele Liegestütze, als dass ich die Existenz eines Wortes, wie Dreieckstuch akzeptieren könnte.


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nebenfluss
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Beitrag10.03.2016 11:20

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

@Slaavik:
Maßgeblich für die deutsche Sprache sind nicht deine Liegestütze sondern der Duden:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Dreiecktuch
http://www.duden.de/rechtschreibung/Dreieckstuch


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Slaavik
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Beitrag10.03.2016 13:06

von Slaavik
Antworten mit Zitat

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
@Slaavik:
Maßgeblich für die deutsche Sprache sind nicht deine Liegestütze sondern der Duden:


Du darfst mich gerne dafür geißeln, dass meine Finger es schon wieder geschafft haben, heißt als heisst zu tippen. Aber bei diesem s, redest du mit einer Wand.


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Willebroer
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Beitrag10.03.2016 14:19

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Slaavik hat Folgendes geschrieben:


Du darfst mich gerne dafür geißeln, dass meine Finger es schon wieder geschafft haben, heißt als heisst zu tippen. Aber bei diesem s, redest du mit einer Wand.


Was du mit deinen Texten machst, ist auch deine Sache.
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Wolfin
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Wohnort: Duisburg


Beitrag14.03.2016 19:10

von Wolfin
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Gute Geschichte, die für mich die Sinnlosigkeit des Krieges darstellt, weil er nur den Tod bereithält. Ich dachte zuerst, dass es sich um einen Zeitreisenden handelt. Die Geschichte hat aber eine klare Grundaussage: Jede Epoche kennt den Krieg.

Und noch eins zum Maschinengewehr. Das ist richtig beschrieben. Es wird natürlich mit der Hand geschossen, dabei drückt man die Stütze fest gegen die Schulter und spürt so auch die Feuerstöße. Ich habe es selbst erfahren.
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ReinhardStaupe
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Alter: 55
Beiträge: 64
Wohnort: Bremen


Beitrag26.05.2016 09:40
Re: Kriegsgrab
von ReinhardStaupe
Antworten mit Zitat

Aikaterini hat Folgendes geschrieben:

Ich stelle hier den ganzen Text ein, Ihr könnt aber gerne auch nur einen Abschnitt kommentieren. Danke im Voraus für Eure Zeit und Mühe.


Hallo Aikaterini!

Hier mal einige Anmerkungen von mir, vielleicht helfen sie Dir ja weiter.

Ich finde die einzelnen Kampfszenen gut geschrieben und schön formuliert, du hast Talent und insgesamt gefällt mir das alles durchaus, aber gerade in den schönformulierten Passagen liegt für mich ein Problem: sie nehmen die Authentizität. Das, was den Kampf im Krieg ausmacht, nämlich die wahnsinnige Raserei, das geradezu irreale Rennen und Springen und Halten und Warten und Atmen und Explodieren und Schreien und Bangen und Hoffen, die Aufhebung all dessen, was uns letztlich zum Menschen macht, das Zuruckgeworfensein auf das Ursprünglichste, sprich: das nackte und unbedingte Überlebenwollen, quasi ein inneres Implodieren während alles um einen herum explodiert, all das wird durch allzu wohlgesetzte Wort (für mich) nicht erreicht.

Vielleicht magst Du dir mal “Im westen nichts Neues” durchlesen. Da schildert Remarque unter anderem, wie auf einem Friedhof im ersten Weltkrieg urplötzlich die Bombenhölle losbricht, das ist atemberaubend – weil die Worte fast genauso rauschhaft herumfetzen wie die aufplatzende Erde. Einige sehr schöne solche Stellen finden sich übrigens auch in Autobiografie von Hildegard Knef “Der geschenkte Gaul” (die Knef konnte wirklich schreiben!). Hier mal eine Passage daraus:

“Da rast es los aus den Dächern, aus den Fensterhöhlen: Granatwerfer, Maschinengewehre, Flammenwerfer, der Panzer brennt, springt auseinander, es hebt mich hoch, trägt mich weg, lässt mich fliegen, schlägt mich gegen Eisenhartes, lässt mich liegen. Ich spür Blut, faß ins Gesicht, hab blutige Hand, denke: jetzt bin ich tot – bleib liegen, denke: so ist das also.
Ich seh sein Gesicht, es kommt näher, es blutet – sagt: Jetzt ist es soweit, gib mir die Pistole. Neben mir türmen sie sich, Körperberge, fallen übereinander, türmen sich höher und höher. Ich halt die Pistole, brülle: Nein – zieh ihn hinter mit her an dem brennenden Panzer vorbei, über die Körper hinweg.”

Deine Intension mag eine andere gewesen sein, aber für mich ist das überaus Lebendige, Emotionale, Unmittelbare sehr wichtig bei solchen Szenen. Wenn man hier Kopf und Intellekt ein wenig zurücknimmt und stattdessen dem eigenen pulsierenden Blut folgt, gewinnt es ungemein an Wirkung.

Liebe Grüße,
Reinhard
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