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cindysherman Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 112 Wohnort: Berlin
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C 14.01.2016 12:16 Die Sucht von cindysherman
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(hier ein Text, den ich gerne überarbeiten will, abor noch nicht weiß in welche Richtung)
Ich fahre im Zug und sehe Häuser, Häuser, Häuser, Häuser, Häuser, Häuser,
Fenster, dahinter Wohnungen, vier Zimmer, Küche, Bad, Strassen, eng, viele Leute, Balkon! Balkon! Balkon! Freiraum für die freien Geister, äh, zum Rauchen, oder? Ich rauche aber nicht.
Ich verbrenne meine überschüssige Energie nicht mit Tabak, ich sediere mich nicht, putsche mich nicht auf, na gut, einen Kaffee am Tag, aber sonst –bin nicht Fernsehsüchtig, nicht Schokosüchtig, nicht Kotzsüchtig, nicht Adrenalinsüchtig, ich trinke ganz selten Alkohol, hab keinen Schuh-tick, konsumiere keine Glamourpresse, Boulevardblätter oder religiöse Schriften, von seriösen Nachrichten versuche ich mich regelmäßig fern zu halten, ich checke nicht ständig am Handy den Stand der Welt. Nein.
Ich bin CLEAN. Clean, sauber, nicht verseucht, keine Strahlungen, keine Altlasten im Boden, kein Sendemast gegenüber, keine Satellitenschüssel unterm Dach, Dach, Dach, Oh Gott, Dächer, was man alles beachten muss! Biberschwänze sind ja nicht wirklich Biberschwänze, wussten Sie das? Die gibt´s matt, glänzend, glasiert, darunter Holzwürmer im Gebälk, oder schlimmer: alte Pestizide gegen Holzwürmer, regnet´s rein, kann man es ausbauen, wird das genehmigt, wenn ja, wo kann man eine solche Genehmigung erhalten, wie teuer?
Und: will man die Ausbaureserve schon anknabbern oder als Reserve behalten, für schlechte Zeiten, nein, für gute Zeiten, wenn man Geld übrig hat und Platz braucht für die Kinder, die Oma, das Au-pair, für nen Mieter, der dann Miete zahlt, den Kredit für das Dach abbezahlt, man will ja nicht alles alleine stemmen, nicht wahr?
(Sie ahnen wonach ich süchtig bin? Ja?)
Fahr ich mit dem Zug, seh ich nur eins: Häuser, Häuser, Häuser. Die Leute, die mir gegenüber sitzen müssen auch irgendwo wohnen und irgendein Leben führen. Aber das interessiert mich nicht. Ich sehe Häuser OHNE Leute drin, leere Räume, Parkett, Stuck, Kachelofen, Küche, Kacheln, Einbauküche, keine Einbauküche, leere Räume ohne Vorhänge, Fenster mit Blick auf Grün, auf Grau, auf Weiß, überbelichtet, weil das ist am vielversprechendsten: da draußen ist nichts, keine Welt, keine störenden Details, keine Nachbarn, nein, nur Licht, das hinein fließt wie die Gnade Gottes, man wohnt und wird beschienen, beschissen, übers Ohr gehauen, Oh du liebe Güte! Nein!
Wenn man ein Haus kaufen will, kann ja viel schief gehen. Plötzlich steht der Keller unter Wasser oder es bricht gleich ne Leitung: die Hauptversorgungsader hat nen Schlaganfall, Zack, und schon wird’s duster, Intensivstation, Narkose, Infarkt. Dann hat man ein Haus, dessen Leben an Schläuchen hängt, ein teurer Patient, schlimmstenfalls ein Pflegefall lebenslang...
Also lieber nichts kaufen. Man kann so viel falsch machen. Man weiß ja nicht, was da alles schlummert, im Verborgenen. Lieber erben. Ja. Erben oder geschenkt kriegen wäre optimal, weil da muss man keine gefährliche Wahl treffen, sich festlegen, Fehler machen; auch noch selbst ausgesucht!
Nein, nein, ins geerbte Haus zieht man ein, man nimmt es wie es ist und hat das Haus wie ein Schicksal. Schlag.
Ist eh nur hypothetisch, ich erb nämlich kein Haus. Ich suche eins:
Immoscout, Immowelt, Immonet, Kalaydo, Süddeutsche, Tagesspiegel, Käseblatt, Salz&Brot, Nestoooooriaaaa!
Oh ja, die Landkarte abgrasen, grüne Googelfläche, grüner Rasen, ne Villa, Villa, Villa! Flughafen Einflugschneise?
Och nöö…
Geld hab ich übrigens keins. Hab ich das schon erwähnt? Aber dafür kleine Kinder. Und einen Mann. Und der hat ne Eigentumswohnung. Ha. Was für ein Potential! Man kann sie vermieten, verkaufen, als Ferienwohnung anbieten, AirBnB liebt uns, wir kriegen soviel Lob von unseren Gästen, great location, tolle Lage, super für Familien, die Lage ist hot, gegenüber die U Bahn, toller Kiez, we love Kreuzberg! Es fehlte bisher nur: ein Duschvorhang. Eine Mikrowelle. Aber dazu stehen wir. Ist ja schließlich eine echt Wohnung, von echten Leuten, da wird sie auch Macken haben dürfen. Aber die Macken sind nebensächlich: die Lage macht´s. Man kann dieses Potential getrost ausschlachten, zur Bank tragen, als Währung benutzen, denn diese Quadratmeter sind goldener Boden.
Ich spekuliere nicht. Ich BIN ein Spekulatius. Und ich wohne im Pfefferkuchenhaus.
Die Kinder habe ich im Pfefferkuchenhaus versteckt, zwei Stück. Die brauchen aber einen Garten. Man wählt ja schließlich die Eier auch aus Freilandhaltung, nicht wahr? Man befreit doch nicht die Hühner, um dafür die Kinder ins Gehege zu stecken. Spielplätze. Ich rede von Spielplätzen. In der Großstadt sind das die Gehege für Kinder. Doch anders als Hühner steckt man sie nicht rein und überlässt sie dann sich selbst, nein, man muss MIT rein!
Das bedeutet in den angesagten Ballungszentren, dass man da sitzt wie am Ballermann, Handtuch an Handtuch, Krabbeldecke an Krabbeldecke, lauter authentische Großstadtindividual-touristen um einen herum, man hört Englisch, Spanisch, Schwedisch, Italienisch, ab und zu Türkisch („Anneeee!“).
Keiner dieser gebildeten Elternpaare würde je so einen Urlaub buchen; doch kein Pauschaltourismus, niemals! Aber in Kreuzberg geht auf einmal, was man sich auf Fuerteventura verbitten würde. Alle klumpen auf einem Fleckchen Sand und beäugen sich die ganze Zeit.
Das macht mich krank. Ich kann auch nicht anders als Hinglotzen, ne Meinung haben, nicht mögen, vielleicht mögen, doof finden (die Allermeisten), mich anspannen innerlich vor soviel unlenkbaren, beliebigem menschlichem Treiben um mich herum. Akte der Fortpflanzung überall, fremder Leute Sex, Kinder werden nur deswegen geboren und danach aufgezogen, Flausen entwickeln sich, fliegen durch die Luft: ich glaub dagegen kann man ne Allergie entwickeln wie Heuschnupfen? Hatschi? Kratz, Juck? Asthma krieg, Atemnot, Japs, hächel, hächel!
Deswegen suche ich Immobilien wie ein gehetzes Trüffelschwein. Immer, wenn es mir zu eng wird, schau ich mir im Netz diese Fotos an: zu verkaufen, noch zu haben, bezugsfrei ab sofort, leere Räume, Licht, Ruhe, alles leer, noch nicht belebt, verheißungsvoll wartend. Man könnte diese Wand einreißen; oder diese? Oh, das hat `nen Garten… Dabei kann ich mich stundenlang weg träumen, jeder Klick ist eine neue Geschichte, vergiss Kino oder Fernsehen. Googel Maps ist ja soviel besser!
Oh, und dann wohnen wir DA. Da wär die Schule, da die Kita, da die S Bahn. Und der Preis? Egal, dafür ist dort noch ein Freihhhbad! Und der Bioladen gleich auf dem Weg zum Freibad! Da gibt’s dann Biolimonade und Biosüßigkeiten und das Freibad ist ganz ohne Wespen und der Rasen so flauschig wie in der Schweiz und keine Handyräuber, Schlägerkinder oder Leute, die ihre Frauen nur mit Ganzkörperbadeanzug ins Wasser lassen. Auch ein paar weniger von Meinesgleichen, nur ein ganz paar wenige Biokonsumenten mit Platzanspruch...?
Aber mittlerweile bin ich eh mehr zuhause im virtuellen Raum. Das Layout der Immoscout seite ist so beruhigend und vertraut wie das blaue Studio der Tagesschau mit den sonoren, immergleichen Sprechern. Daran hat man ganz bewusst seit 30 Jahren nichts geändert, weil es ein virtueller Raum ist, der unzähligen Zuschauern Sicherheit in einer unsicheren Welt bietet. Ein Anker. Und ich wohne jetzt eben im Immonet, äh, Internet. Scoute da rum wie ein Pfadfinder in seinem Lieblingswald. Und sehe vor lauter Bäumen, äh Räumen gar keinen Wald mehr. Ich meine Stadt. Land. Fluß. Wasserblick, Bootsteg, Townhouse, Dachterrasse, Südterrasse, natürliche Baumaterialien, nachhaltige Dämmung, Energieeffizient, Energieausweis, Baugruppe, Genossenschaft, gemeinnützige Stiftung.
Meine lahmarschigen Endorphine werden beim Anblick der Fotos ausgeschüttet, auch wenn sie sich sonst ganz unmotiviert fühlen. Sich verlieben, immer wieder, zweimal wöchentlich ein neuer Flirt, diesmal ist sie es aber, die perfekte, herzklopfend machende Wohnung! Diese aber wirklich!
Schlimmer geht es bestimmt nur den Leuten, die online einen Partner suchen. Arme Schweine. Echt. Man kann sich da völlig verlieren.
Gründet lieber ne Baugruppe und verliebt euch in den Nachbarn, die Architektin, den Bauleiter. Spielt mit den Biberschwänzen. Den glänzenden.
Weitere Werke von cindysherman:
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TZH85 Eselsohr
Alter: 39 Beiträge: 297 Wohnort: Essen
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17.01.2016 12:43 Re: Die Sucht von TZH85
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cindysherman hat Folgendes geschrieben: | (hier ein Text, den ich gerne überarbeiten will, abor noch nicht weiß in welche Richtung)
Ich fahre im Zug und sehe Häuser, Häuser, Häuser, Häuser, Häuser, Häuser,
Fenster, dahinter Wohnungen, vier Zimmer, Küche, Bad, Strassen, eng, viele Leute, Balkon! Balkon! Balkon! Freiraum für die freien Geister, äh, zum Rauchen, oder? Ich rauche aber nicht.
Ich verbrenne meine überschüssige Energie nicht mit Tabak, ich sediere mich nicht, putsche mich nicht auf, na gut, einen Kaffee am Tag, aber sonst –bin nicht Fernsehsüchtig, nicht Schokosüchtig, nicht Kotzsüchtig, nicht Adrenalinsüchtig, ich trinke ganz selten Alkohol, hab keinen Schuh-tick, konsumiere keine Glamourpresse, Boulevardblätter oder religiöse Schriften, von seriösen Nachrichten versuche ich mich regelmäßig fern zu halten, ich checke nicht ständig am Handy den Stand der Welt. Nein.
Ich bin CLEAN. Clean, sauber, nicht verseucht, keine Strahlungen, keine Altlasten im Boden, kein Sendemast gegenüber, keine Satellitenschüssel unterm Dach, Dach, Dach, Oh Gott, Dächer, was man alles beachten muss! Biberschwänze sind ja nicht wirklich Biberschwänze, wussten Sie das? Die gibt´s matt, glänzend, glasiert, darunter Holzwürmer im Gebälk, oder schlimmer: alte Pestizide gegen Holzwürmer, regnet´s rein, kann man es ausbauen, wird das genehmigt, wenn ja, wo kann man eine solche Genehmigung erhalten, wie teuer?
Und: will man die Ausbaureserve schon anknabbern oder als Reserve behalten, für schlechte Zeiten, nein, für gute Zeiten, wenn man Geld übrig hat und Platz braucht für die Kinder, die Oma, das Au-pair, für nen Mieter, der dann Miete zahlt, den Kredit für das Dach abbezahlt, man will ja nicht alles alleine stemmen, nicht wahr?
(Sie ahnen wonach ich süchtig bin? Ja?)
Fahr ich mit dem Zug, seh ich nur eins: Häuser, Häuser, Häuser. Die Leute, die mir gegenüber sitzen müssen auch irgendwo wohnen und irgendein Leben führen. Aber das interessiert mich nicht. Ich sehe Häuser OHNE Leute drin, leere Räume, Parkett, Stuck, Kachelofen, Küche, Kacheln, Einbauküche, keine Einbauküche, leere Räume ohne Vorhänge, Fenster mit Blick auf Grün, auf Grau, auf Weiß, überbelichtet, weil das ist am vielversprechendsten: da draußen ist nichts, keine Welt, keine störenden Details, keine Nachbarn, nein, nur Licht, das hinein fließt wie die Gnade Gottes, man wohnt und wird beschienen, beschissen, übers Ohr gehauen, Oh du liebe Güte! Nein!
Wenn man ein Haus kaufen will, kann ja viel schief gehen. Plötzlich steht der Keller unter Wasser oder es bricht gleich ne Leitung: die Hauptversorgungsader hat nen Schlaganfall, Zack, und schon wird’s duster, Intensivstation, Narkose, Infarkt. Dann hat man ein Haus, dessen Leben an Schläuchen hängt, ein teurer Patient, schlimmstenfalls ein Pflegefall lebenslang...
Also lieber nichts kaufen. Man kann so viel falsch machen. Man weiß ja nicht, was da alles schlummert, im Verborgenen. Lieber erben. Ja. Erben oder geschenkt kriegen wäre optimal, weil da muss man keine gefährliche Wahl treffen, sich festlegen, Fehler machen; auch noch selbst ausgesucht!
Nein, nein, ins geerbte Haus zieht man ein, man nimmt es wie es ist und hat das Haus wie ein Schicksal. Schlag.
Ist eh nur hypothetisch, ich erb nämlich kein Haus. Ich suche eins:
Immoscout, Immowelt, Immonet, Kalaydo, Süddeutsche, Tagesspiegel, Käseblatt, Salz&Brot, Nestoooooriaaaa!
Oh ja, die Landkarte abgrasen, grüne Googelfläche, grüner Rasen, ne Villa, Villa, Villa! Flughafen Einflugschneise?
Och nöö…
Geld hab ich übrigens keins. Hab ich das schon erwähnt? Aber dafür kleine Kinder. Und einen Mann. Und der hat ne Eigentumswohnung. Ha. Was für ein Potential! Man kann sie vermieten, verkaufen, als Ferienwohnung anbieten, AirBnB liebt uns, wir kriegen soviel Lob von unseren Gästen, great location, tolle Lage, super für Familien, die Lage ist hot, gegenüber die U Bahn, toller Kiez, we love Kreuzberg! Es fehlte bisher nur: ein Duschvorhang. Eine Mikrowelle. Aber dazu stehen wir. Ist ja schließlich eine echte Wohnung, von echten Leuten, da wird sie auch Macken haben dürfen. Aber die Macken sind nebensächlich: die Lage macht´s. Man kann dieses Potential getrost ausschlachten, zur Bank tragen, als Währung benutzen, denn diese Quadratmeter sind goldener Boden.
Ich spekuliere nicht. Ich BIN ein Spekulatius. Und ich wohne im Pfefferkuchenhaus.
Die Kinder habe ich im Pfefferkuchenhaus versteckt, zwei Stück. Die brauchen aber einen Garten. Man wählt ja schließlich die Eier auch aus Freilandhaltung, nicht wahr? Man befreit doch nicht die Hühner, um dafür die Kinder ins Gehege zu stecken. Spielplätze. Ich rede von Spielplätzen. In der Großstadt sind das die Gehege für Kinder. Doch anders als Hühner steckt man sie nicht rein und überlässt sie dann sich selbst, nein, man muss MIT rein!
Das bedeutet in den angesagten Ballungszentren, dass man da sitzt wie am Ballermann, Handtuch an Handtuch, Krabbeldecke an Krabbeldecke, lauter authentische Großstadtindividual-touristen (entweder zusammen schreiben oder das "t" groß) um einen herum, man hört Englisch, Spanisch, Schwedisch, Italienisch, ab und zu Türkisch („Anneeee!“).
Keiner dieser gebildeten Elternpaare würde je so einen Urlaub buchen; doch kein Pauschaltourismus, niemals! Aber in Kreuzberg geht auf einmal, was man sich auf Fuerteventura verbitten würde. Alle klumpen auf einem Fleckchen Sand und beäugen sich die ganze Zeit.
Das macht mich krank. Ich kann auch nicht anders als Hinglotzen, ne Meinung haben, nicht mögen, vielleicht mögen, doof finden (die Allermeisten), mich anspannen innerlich vor soviel unlenkbaren, beliebigem menschlichem Treiben um mich herum. Akte der Fortpflanzung überall, fremder Leute Sex, Kinder werden nur deswegen geboren und danach aufgezogen, Flausen entwickeln sich, fliegen durch die Luft: ich glaub dagegen kann man ne Allergie entwickeln wie Heuschnupfen? Hatschi? Kratz, Juck? Asthma krieg, Atemnot, Japs, hächel, hächel!
Deswegen suche ich Immobilien wie ein gehetzes Trüffelschwein. Immer, wenn es mir zu eng wird, schau ich mir im Netz diese Fotos an: zu verkaufen, noch zu haben, bezugsfrei ab sofort, leere Räume, Licht, Ruhe, alles leer, noch nicht belebt, verheißungsvoll wartend. Man könnte diese Wand einreißen; oder diese? Oh, das hat `nen Garten… Dabei kann ich mich stundenlang weg träumen, jeder Klick ist eine neue Geschichte, vergiss Kino oder Fernsehen. Googel Maps ist ja soviel besser!
Oh, und dann wohnen wir DA. Da wär die Schule, da die Kita, da die S Bahn. Und der Preis? Egal, dafür ist dort noch ein Freihhhbad! Und der Bioladen gleich auf dem Weg zum Freibad! Da gibt’s dann Biolimonade und Biosüßigkeiten und das Freibad ist ganz ohne Wespen und der Rasen so flauschig wie in der Schweiz und keine Handyräuber, Schlägerkinder oder Leute, die ihre Frauen nur mit Ganzkörperbadeanzug ins Wasser lassen. Auch ein paar weniger von Meinesgleichen, nur ein ganz paar wenige Biokonsumenten mit Platzanspruch...?
Aber mittlerweile bin ich eh mehr zuhause im virtuellen Raum. Das Layout der Immoscout seite (zusammen oder gekoppelt mit großem "s") ist so beruhigend und vertraut wie das blaue Studio der Tagesschau mit den sonoren, immergleichen Sprechern. Daran hat man ganz bewusst seit 30 Jahren nichts geändert, weil es ein virtueller Raum ist, der unzähligen Zuschauern Sicherheit in einer unsicheren Welt bietet. Übrigens hat die Tagesschau seit 2014 ein neues Studio. War nicht billig Ein Anker. Und ich wohne jetzt eben im Immonet, äh, Internet. Scoute da rum wie ein Pfadfinder in seinem Lieblingswald. Und sehe vor lauter Bäumen, äh Räumen gar keinen Wald mehr. Ich meine Stadt. Land. Fluß. Wasserblick, Bootsteg, Townhouse, Dachterrasse, Südterrasse, natürliche Baumaterialien, nachhaltige Dämmung, Energieeffizient, Energieausweis, Baugruppe, Genossenschaft, gemeinnützige Stiftung.
Meine lahmarschigen Endorphine werden beim Anblick der Fotos ausgeschüttet, auch wenn sie sich sonst ganz unmotiviert fühlen. Sich verlieben, immer wieder, zweimal wöchentlich ein neuer Flirt, diesmal ist sie es aber, die perfekte, herzklopfend machende Wohnung! Diese aber wirklich!
Schlimmer geht es bestimmt nur den Leuten, die online einen Partner suchen. Arme Schweine. Echt. Man kann sich da völlig verlieren.
Gründet lieber ne Baugruppe und verliebt euch in den Nachbarn, die Architektin, den Bauleiter. Spielt mit den Biberschwänzen. Den glänzenden. |
Ich versuch mich mal an einem generellen Feedback, obwohl ich ehrlich zugeben muss, dass mir so experimentelle Texte nicht so recht liegen. Triviale Spannungsliteratur schon eher
Ich find aber sehr gelungen, wie du diesen abgehackten, springenden Stil verwendest, um die Hektik und die Unentschlossenheit darzustellen - so hab ich's zumindest interpretiert.
Ich gehöre auch zu den Leuten, die einen Nachmittag bei ImmoScout verbringen können und in Gedanken Wohnungen einrichten, die sie nie beziehen werden und eigentlich auch gar nicht beziehen wollen. Das ist eine tolle Beobachtung in deinem Text, über die ich schmunzeln musste.
Was mir weniger gut gefällt sind die Passagen, die Zvilisations-Müdigkeit durchblicken lassen ("Es macht mich krank..."). Wahrscheinlich ist das reine Geschmackssache, aber ich finde, viele Texte ergötzen sich so ein bisschen an sich selbst. Moderne Technik, neumodische Wertvorstellungen - alles wird durch den Kakao gezogen, während der Erzähler relativ unkritisch sich selbst gegenüber ist.
Bei deinem Text sind das aber maximal ein oder zwei Passagen, die mich deshalb nicht so angesprochen haben. Gut möglich, dass ich einfach nicht zum Zielpublikum gehöre.
Die Gedankenketten und Assoziationen haben mir aber gut gefallen, sehr stimmig und nachvollziehbar. Hut ab!
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Zense Gänsefüßchen
Beiträge: 22
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18.01.2016 11:11
von Zense
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Hallo cindysherman,
Tipps zu Überarbeitung/Richtung habe ich keine; dein Text hat mir dennoch gut gefallen und ich habe ihn gerne gelesen...
LG,
Zense
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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19.01.2016 13:56
von BlueNote
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Zitat: |
hier ein Text, den ich gerne überarbeiten will, abor noch nicht weiß in welche Richtung
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Das ist doch ganz offensichtlich: Zuerst die vielen Schreibfehler rausbauen. Dann die vielen Aufzählungen, Aufzählungen, Aufzählungen reduzieren. Und letztlich das viele Geplapper in einen ernsthafteren Text überführen.
Manche Textpassagen sind zudem eine Zumutung: Ich spekuliere nicht. Ich BIN ein Spekulatius. Und ich wohne im Pfefferkuchenhaus. Vielleicht befreit dich ja so eine assoziierende Schreibe, mich (als Leser) verspannt sie eher.
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cindysherman Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 112 Wohnort: Berlin
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cindysherman Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 112 Wohnort: Berlin
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DieGunkel Leseratte
Alter: 64 Beiträge: 146 Wohnort: Zwischen Pegnitz und Regnitz
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20.01.2016 12:30 Re: Die Sucht von DieGunkel
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Hallo Cindyhermann,
mir gefällt:
cindysherman hat Folgendes geschrieben: | ...gehetzes Trüffelschwein. es mir zu eng wird, schau ich mir im Netz diese Fotos an: zu verkaufen, noch zu haben, bezugsfrei ab sofort, leere Räume ...Und ich wohne jetzt eben im Immonet, äh, Internet |
Warum nicht? ich kann mir sogar vorstellen, dass es viele Leute gibt, die so flüchten. Ich finde deinen Ansatz mal was anderes wie man seine Endophine ausschütten kann.
cindysherman hat Folgendes geschrieben: | Meine lahmarschigen Endorphine werden beim Anblick der Fotos ausgeschüttet, auch wenn sie sich sonst ganz unmotiviert fühlen. |
köstlich! Und besser als Alkohol oder rauchen.
cindysherman hat Folgendes geschrieben: | Gründet lieber ne Baugruppe und verliebt euch in den Nachbarn, die Architektin, den Bauleiter. Spielt mit den Biberschwänzen. Den glänzenden. |
Auch ein bisschen Zweideutig. Das darf es auch sein. Habe herzlich gelacht, hoffe das ist ok für dich.
Rechtschreibfehler, Grammatik, da sag ich nichts zu, das können andere besser. Ich würde deinen Text noch ein wenig "herum feilen" und ansonsten lassen. Der hat was.
LG
Gunkel
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weltensegler Wortedrechsler
Beiträge: 85 Wohnort: Nürnberg
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04.03.2016 19:37
von weltensegler
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Hallo nocheinmal,
dieser Text hat sich für mich auch gut gelesen. Wie im Schnee, gefällt mir hier auch deine feine Beobachtungsgabe wie du ebendiese in Worte fasst.
Mit dem Hinweis auf Bühnenarbeit lese ich deine Texte in einem ganz anderen Kontext und finde sie umso reizvoller.
Es sind ein paar Schreibfehler zu finden, aber die sind ja schnell korrigiert.
Danke und Gruß
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Rodge Klammeraffe
Beiträge: 845 Wohnort: Hamburg
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05.03.2016 11:40
von Rodge
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Moin,
ich hab mal gezählt: 20 mal schreibst du "Häuser". Gähn (1-mal). Also eine kleine Stadt. Wenn ich langsam Bahn fahre, sehe ich keine Häuser. Da ist dann ein ockergelb gestrichenes Haus mit einer verlassenen Schaukel im Hintergarten (also auf der Seite, wo der Zug vorbeifährt) und ein backsteinfarbenes Haus, wo gerade jemand den Hof fegt, und ein...
Grüße
Rodge
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cindysherman Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 112 Wohnort: Berlin
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cindysherman Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 112 Wohnort: Berlin
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Rodge Klammeraffe
Beiträge: 845 Wohnort: Hamburg
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07.03.2016 06:33
von Rodge
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Die Häusersuche kann man automatisieren, das Schreiben leider nicht...
Grüße
Rodge
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