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Schreibelfe
Geschlecht:weiblichErklärbär
S


Beiträge: 3
Wohnort: München


S
Beitrag02.03.2016 11:49
Der Anfang
von Schreibelfe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Ihr Lieben, also gut, jetzt traue ich mich mal. Hier der Anfang meines Romans. Was muss ich Eurer Meinung nach noch tun, damit der Anreiz zum weiterlesen gegeben ist?

»Frau Beer, schön, dass Sie sich Zeit nehmen, bevor Sie in den wohlverdienten Feierabend verschwinden.«
Mit einer einladenden Geste bietet mir Dr. Michels, der Krankenhausleiter, den Platz vor seinem Schreibtisch an.
Warum weiß ich, das ich das, was jetzt kommt, nicht hören will?
»Wir haben neulich darüber gesprochen, dass sie gerne eine Weile in unserem Partnerkrankenhaus in den USA arbeiten würden. Wie versprochen, bin ich mit meinem Kollegen Dr. Darren, vom ›Good Samaritan Hospital‹ in Los Angeles in Kontakt getreten. Und wissen Sie was? Es gibt positive Nachrichten für Sie.«
Vor Kurzem ist mir zu Ohren gekommen, dass unser Krankenhaus hin und wieder die Möglichkeit bekommt, medizinische Fachkräfte in eine Klinik in Amerika zu entsenden. Ich war begeistert! Wozu hatte ich ein mit Auszeichnung abgeschlossenes ›Certificate in Advanced English‹? Genau. Für ein Jahr im ewigen Sommer Kaliforniens. Feierabend am Strand, einen Cocktail in der Hand und die Füße im Pazifik. Wohnen, Tür an Tür mit Filmstars, womöglich einen davon hautnah zur Behandlung. Wow, was für eine Vorstellung! Dazu klang es, wie die Gelegenheit endlich allen zu beweisen, dass ich in der Lage bin, auf eigenen Beinen zu stehen.
Also bin ich in einem Anfall von Übermut, direkt zur Klinikleitung gerannt. Zugegebenermaßen nicht darauf gefasst, dass das Thema so bald konkrete Formen annehmen würde.
»Dr. Darren braucht dringend eine Krankenschwester in der Notaufnahme. Da hat es ihn natürlich gefreut zu hören, dass hier eine fleißige und zuverlässige Kollegin auf ihren Einsatz wartet. Dienstbeginn ist allerdings bereits der 01.05. Was sagen Sie?«
Die leichte Schockstarre, in die mich seine Mitteilung versetzt, scheint er nicht weiter zu bemerken. Frohgemut nimmt er an, mir den Traum meines Lebens zu erfüllen. In gewisser Weise tut er das ja. Nur ist inzwischen die euphorische, entschlossene Patrizia Beer von vor ein paar Wochen, längst wieder dem ängstlichen, unsicheren Mäuschen gewichen.
»Puh! Ich finde es echt toll, dass sie sich so prompt darum gekümmert haben aber das es so ratzfatz losgehen soll ... Ich weiß nicht, ob ich das so auf die Schnelle organisieren kann«, versuche ich, ein bisschen Zeit zu gewinnen. Was hat mich bloß geritten, gleich zu Dr. Michels zu marschieren, Himmel noch mal!
»Möchten Sie nochmal darüber nachdenken?«
»Nein, es ist nur ...«
Herrgott Patrizia, was ist denn jetzt mit Deinen genialen Plänen? Es allen zeigen, wie? Ich bin doch schon wieder dabei den Schwanz einzuziehen, wie immer!
»Nein! Sagen Sie Dr. Darren, dass ich mich freue, ab Mai für ihn zu arbeiten.«
»Das freut mich! So ein Auslandsaufenthalt ist für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung von hohem Wert. Daher treffe ich solche Arrangements für ambitionierte junge Leute wie Sie stets gerne.«
Was er mir über den Ablauf der einjährigen Entsendung und die Rückkehr noch erklärt, nehme ich nur mit halbem Hirn wahr. Mit der anderen Hälfte überlege ich fieberhaft, wie ich die Angst vor meiner eigenen Courage niederkämpfen soll. Während Dr. Michels mich zur Tür begleitet, klopft er mir freundschaftlich auf die Schulter.
»Machen Sie sich wegen der Organisation keinen Kopf. Das wird ohnehin weitestgehend von uns übernommen. Sie müssen nur Koffer packen und los. Selbstverständlich spreche ich mit Ihrem Chef ab, dass Sie vor der Abreise zwei, drei Tage frei bekommen. Ein paar private Angelegenheiten sind allemal noch zu regeln.«
Wenn die Vorbereitung der Reise doch mein größtes Problem wäre.

Eins der Probleme ist, wie verklickere ich die Chose meinen Eltern und Fine? Bisher wissen sie weder von meinen Plänen noch von der Bewerbung für die Entsendung. Einfach, weil ich felsenfest überzeugt war, dass es sowieso nicht klappt. Warum unnötig Pferde scheu machen.
Das dringende Bedürfnis, jetzt sofort alles schon mal bei meiner besten Freundin und Kollegin Fine loszuwerden, treibt mich zurück zur Station. Es dauert ein paar Minuten, bis ich Sie am Medikamtenten-Richtplatz aufstöbere. Auf der Stelle sprudelt es ohne Punkt und Komma aus mir raus.
»Du hast hoffentlich gesagt, dass Du das keinesfalls machst, oder?«
Ihre verschränkten Arme und der ›Oder soll ich wieder die Karre aus dem Dreck ziehen‹-Blick, zeigen mir genau, was sie von der Sache hält.
»Nein! Außerdem ...«
»... hattest Du, wie immer, zu viel Schiss den Mund aufzumachen! Trizi, Du musst klarstellen, dass Du nicht in die Staaten gehst.«
Mit dem Fuß schubse ich einen Stuhl aus dem Weg und lasse mich gegen die Tischkante sacken.
»... außerdem ist es die Chance, endlich meine Frau zu stehen, Fine!«
Ungerührt wendet sie sich wieder ihrer Arbeit zu.
»Ja, genauso wie die sechswöchige Ferienbetreuung in Spanien, bei der ich für Dich eingesprungen bin, weil Dir die Zeit auf einmal zu lang war. Genauso wie das soziale Jahr im Johannes-Stift in Bochum, dass Dein Pa eine Woche vor Beginn für Dich abblasen durfte? Genauso ...«
Unterbrochen von dem Scheppern meiner Handtasche, die ich auf den Tisch klatsche, dreht sie sich um. Zu ihrer Verwunderung erreicht sie mit der Spöttelei dieses Mal keine sofortige Kapitulation meinerseits. Ich bocke, also ändert sie die Taktik.
»Mensch Trizi, Du bist doch einer Stadt wie Los Angeles gar nicht gewachsen. Du brauchst selbst hier jemanden, der Dein Händchen hält.«
Sanft lässt sie ihre Hand auf meinem Oberarm hin und her gleiten.
»Es ist ja absolut super, dass Du was tun willst. Aber ist es geschickt, am anderen Ende der Welt damit zu starten? Fang mit einer überschaubaren Herausforderung an, zum Beispiel einer eigenen Wohnung.«
Ruckartig ziehe ich meinen Arm weg.
»Denkst Du denn, ich bin stolz darauf mit Anfang 30 bei Mama und Papa zu wohnen? Vielleicht funktioniert bei mir nur die Hammermethode, um es aus dem behüteten Nest zu schaffen. Es wird Zeit!«
Gefrustet raffe ich meine Sachen zusammen, um zu gehen.
»Eigentlich hatte ich gehofft, dass Du mir einmal ein bisschen den Rücken stärkst. Stattdessen malst Du mir in den schillerndsten Farben aus, wie unfähig ich bin. Ich weiß schon, dass ich in mancher Hinsicht nicht die besten Voraussetzungen habe, um da durchzukommen. Aber ich werde es versuchen! Selbst, wenn ich nach drei Tagen reumütig wieder heimreise.«
Schniefend wische ich mir Tränen aus den Augen.
»Ich werde das diesmal Hinkriegen, Fine!«
Kopfschüttelnd hilft sie mir, den Mantel zuzuknöpfen.
»Bist Du Dir im Klaren, dass es nur fünf Wochen sind, bis Du abhauen willst?«
Oh Gott, sie hat Recht - nur noch fünf Wochen!

Was auf mich zukommt, wenn Mama erstmal erfährt, was ich anstrebe, war abzusehen. Nachdem sie ihr heulendes Elend überwunden hat, geht sie dazu über, mir mit allen Mitteln diesen ›Blödsinn‹ auszureden. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, sie besitzt eine kraftvolle, mentale Verbindung zu Fine. Doch je mehr sie mir zusetzen, mir zu verstehen geben, wie naiv ich bin und wie wenig sie mir zutrauen, desto stärker wird mein Kampfgeist.
»Vielen Dank Mama, dass Du mir so reichlich Mut zusprichst.«
Ich hänge an meiner Mutter. Bin dankbar für ihre aufopferungsvolle Liebe und alles, was sie tut, aber streckenweise würde ich sie gerne an die Wand klatschen.
»So einen Unsinn unterstütze ich nie und nimmer, Kind! Dein Vater wird später Dr. Michels anrufen und die Sache in Ordnung bringen.«
»Nein, das werde ich nicht tun!« Seufzend verlässt Paps seinen Beobachtungsposten. Wie so oft ist er es, der die Zankereien zwischen Mutter und mir herunterfährt.
»Auch wenn ich natürlich keineswegs glücklich bin, dass Du gleich so weit in die Ferne schweifst, finde ich gut, dass Du Dich dazu durchgerungen hast. Jetzt bist Du jung und unabhängig. Ich habe diesen Schritt nie gewagt und es immer bereut. Während des Studiums hätte ich auf eine Fakultät im Ausland wechseln können ...«
Schulterzuckend kommt er zu mir, streichelt zärtlich über meine Wange.
«... tja, schließlich kam Deine Mutter, dann Du.»
Theatralisch schmeißt meine Mutter ihre Arme in die Luft.
»Das ist ja wieder typisch, dass Du die Flausen von dem Fräulein tolerierst! Du bist auch ohne solche Faxen erfolgreicher Professor für innere Medizin geworden, hast eine gute gesellschaftliche Stellung. Statt Patrizia einmal mehr nach dem Mund zu reden, solltest Du lieber in der Klinik nach einer ordentlichen Partie für sie Ausschau halten. Da laufen doch genügend fesche Ärzte rum. Mit einem schmucken Mann an der Seite hätte sie gewiss keine Zeit, sich derlei Spinnereien auszudenken!«
Das Geplapper seiner Frau ignorierend, schließt er mich in die Arme.
»Und wenn es nicht klappt, setzt Du Dich einfach in den Flieger Richtung Heimat.«
Zumindest mein Papsi versucht mir das Gefühl zu geben, ein bisschen Vertrauen in mich zu besitzen. Obwohl er offensichtlich auch davon ausgeht, dass ich wie gehabt nachhausegekrochen komme. Mit einem Mal bin ich wild entschlossen, mein Ding gnadenlos durchzuziehen!


Danke für Eure Mühe!

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Gast







Beitrag02.03.2016 12:03

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Schreibelfe,

Zitat:
Hallo Ihr Lieben, also gut, jetzt traue ich mich mal. Hier der Anfang meines Romans. Was muss ich Eurer Meinung nach noch tun, damit der Anreiz zum weiterlesen gegeben ist?


Ich liste dir mal ein paar Punkte auf, die bei dir im engen Zusammenhang miteinander stehen:

- Authentizität der Dialoge
- Vermeidung von Infodump (gerade in Dialogen verpackt, kommt er ziemlich künstlich und störend 'rüber)
- du solltest durch deine Figur zum Leser sprechen, nicht als Autor

Und noch eine kleine Anmerkung:
Zitat:

Was er mir über den Ablauf der einjährigen Entsendung und die Rückkehr noch erklärt, nehme ich nur mit halbem Hirn wahr.

Das tut man tatsächlich immer.

LG
AC
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3211
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag02.03.2016 14:51

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Hallo Schreibelfe,

ja, es sind zu viele Infos auf einmal, gerade der Absatz ehe der Arzt die Nachricht verkündet fiel mir auf. Es kommt mir vor, als ließe er die Prota erst einmal fertig denken.
Lass dem Leser Zeit, um die Figuren und die Hintergründe kennenzulernen, und zeige diese möglichst, statt zu beschreiben. Der Leser muss nicht sofort alles wissen, was er auch später noch entdecken kann.

Auch fand ich manches irgendwie unpersönlich ausgedrückt, wie z.B. "seiner Frau", wenn die Prota ihre Mutter meint. Besser wäre hier vielleicht "Das mütterliche Geplapper ignorierend...".

Lass dir die Tipps, die du bekommst, mal durch den Kopf gehen und schaue, wie du das besser hinbekommst. Ich denke, dass schaffst du schon.

LG

Taranisa
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Miukumauku
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
M

Alter: 34
Beiträge: 74
Wohnort: Bayern


M
Beitrag02.03.2016 15:35
Re: Der Anfang
von Miukumauku
Antworten mit Zitat

Hallo Schreibelfe,

ich weiß nicht ob ich weiterlesen würde, was aber daran liegt, dass ich das Genre (ich vermute es wird ein Liebesroman) nicht mag und mir naive Protagonisten selten gefallen. Ob es wirklich glaubwürdig ist, dass eine deutsche Krankenschwester "einfach so" einen Job an einer amerikanischen Klinik bekommt, glaube ich nicht. Die Einreise- und Arbeitsbedingungen in die USA sind verdammt restriktiv. Und ein AG müsste sehr genau begründen, warum der Job nicht von einem US-Bürger gemacht werden kann. Da würde mir bei einer Krankenschwester spontan kein Grund einfallen. Und dass sich ein Arzt spontan um diesen ganzen bürokratischen Aufwand bemüht, für eine ihm unbekannte Krankenschwester...  Glaubwürdiger wäre eine Art von internationalem Austauschprogramm/Stipendium.

Ein paar Anmerkungen im Text. Ich hab mal alle "dass" unterstrichen bzw. bunt gemacht, weil sie sehr häufig vorkommen. Und es ist natürlich alles nur meine bescheidene Meinung, nicht verunsichern lassen smile
Schreibelfe hat Folgendes geschrieben:
Hallo Ihr Lieben, also gut, jetzt traue ich mich mal. Hier der Anfang meines Romans. Was muss ich Eurer Meinung nach noch tun, damit der Anreiz zum weiterlesen gegeben ist?

»Frau Beer, schön, dass Sie sich Zeit nehmen, bevor Sie in den wohlverdienten Feierabend verschwinden.«
Mit einer einladenden Geste bietet mir Dr. Michels, der Krankenhausleiter, den Platz vor seinem Schreibtisch an.
Warum weiß ich, dass ich das, was jetzt kommt, nicht hören will?
»Wir haben neulich darüber gesprochen, dass sie gerne eine Weile in unserem Partnerkrankenhaus in den USA arbeiten würden. Wie versprochen, bin ich mit meinem Kollegen Dr. Darren, vom ›Good Samaritan Hospital‹ in Los Angeles in Kontakt getreten. Und wissen Sie was? Es gibt positive Nachrichten - ist es eigentlich nicht nur eine positive Nachricht? für Sie.«
Vor Kurzem ist mir zu Ohren gekommen, dass unser Krankenhaus hin und wieder die Möglichkeit bekommt, medizinische Fachkräfte in eine Klinik in Amerika zu entsenden. Ich war begeistert! - Hier weiß ich nicht, ob das mit den Zeitformen so komplett richtig ist. "Ist zu Ohren gekommen" und "war begeistert" passt für mein Gefühl nicht zusammen. Man denkt auch irgendwie, dass man sich noch im Dialog befindet Wozu hatte ich ein mit Auszeichnung abgeschlossenes ›Certificate in Advanced English‹? Genau. Für ein Jahr im ewigen Sommer Kaliforniens. Feierabend am Strand, einen Cocktail in der Hand und die Füße im Pazifik. Wohnen, Tür an Tür mit Filmstars, womöglich einen davon hautnah zur Behandlung. Wow, was für eine Vorstellung! Dazu klang es, wie die Gelegenheit endlich allen zu beweisen, dass ich in der Lage bin, auf eigenen Beinen zu stehen.
Also bin (Zeitform?)ich in einem Anfall von Übermut, direkt zur Klinikleitung gerannt. Zugegebenermaßen nicht darauf gefasst, dass das Thema so bald konkrete Formen annehmen würde.
»Dr. Darren braucht dringend eine Krankenschwester in der Notaufnahme. Da hat es ihn natürlich gefreut zu hören, dass hier eine fleißige und zuverlässige Kollegin auf ihren Einsatz wartet. Dienstbeginn ist allerdings bereits der 01.05. Was sagen Sie?«
Die leichte Schockstarre, in die mich seine Mitteilung versetzt, scheint er nicht weiter zu bemerken. Frohgemut - das passt irgendwie nicht zum restlichen Stil des Textes nimmt er an, mir den Traum meines Lebens zu erfüllen. In gewisser Weise tut er das ja. Nur ist inzwischen die euphorische, entschlossene Patrizia Beer von vor ein paar Wochen, längst wieder dem ängstlichen, unsicheren Mäuschen gewichen.
»Puh! Ich finde es echt toll, dass sie sich so prompt darum gekümmert haben aber das[color=orange] s[/color]es so ratzfatz losgehen soll ... Ich weiß nicht, ob ich das so auf die Schnelle organisieren kann«, versuche ich, ein bisschen Zeit zu gewinnen. Was hat mich bloß geritten, gleich zu Dr. Michels zu marschieren, Himmel noch mal!
»Möchten Sie nochmal darüber nachdenken?«
»Nein, es ist nur ...«
Herrgott Patrizia, was ist denn jetzt mit Deinen genialen Plänen? Es allen zeigen, wie? Ich bin doch schon wieder dabei den Schwanz einzuziehen, wie immer!
»Nein! Sagen Sie Dr. Darren, dass ich mich freue, ab Mai für ihn zu arbeiten.«
»Das freut mich! So ein Auslandsaufenthalt ist für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung von hohem Wert. Daher treffe ich solche Arrangements für ambitionierte junge Leute wie Sie stets gerne.«
Was er mir über den Ablauf der einjährigen Entsendung und die Rückkehr noch erklärt, nehme ich nur mit halbem Hirn wahr. Mit der anderen Hälfte überlege ich fieberhaft, wie ich die Angst vor meiner eigenen Courage niederkämpfen soll. Während Dr. Michels mich zur Tür begleitet, klopft er mir freundschaftlich auf die Schulter.
»Machen Sie sich wegen der Organisation keinen Kopf. Das wird ohnehin weitestgehend von uns übernommen. Sie müssen nur Koffer packen und los. Selbstverständlich spreche ich mit Ihrem Chef ab, dass Sie vor der Abreise zwei, drei Tage frei bekommen. Ein paar private Angelegenheiten sind allemal noch zu regeln.«
Wenn die Vorbereitung der Reise doch mein größtes Problem wäre.

Eins der Probleme ist, wie verklickere ich die Chose meinen Eltern und Fine? Bisher wissen sie weder von meinen Plänen ,noch von der Bewerbung für die Entsendung. Einfach, weil ich felsenfest überzeugt war, dass es sowieso nicht klappt. Warum unnötig Pferde scheu machen.
Das dringende Bedürfnis, jetzt sofort alles schon mal bei meiner besten Freundin und Kollegin Fine loszuwerden, treibt mich zurück zur Station. Es dauert ein paar Minuten, bis ich Sie am Medikamtenten-Richtplatz aufstöbere. Auf der Stelle sprudelt es ohne Punkt und Komma aus mir raus.
»Du hast hoffentlich gesagt, dass Du das keinesfalls machst, oder?«
Ihre verschränkten Arme und der ›Oder soll ich wieder die Karre aus dem Dreck ziehen‹-Blick, zeigen mir genau, was sie von der Sache hält.
»Nein! Außerdem ...«
»... hattest Du, wie immer, zu viel Schiss den Mund aufzumachen! Trizi, Du musst klarstellen, dass Du nicht in die Staaten gehst.«
Mit dem Fuß schubse ich einen Stuhl aus dem Weg und lasse mich gegen die Tischkante sacken.
»... außerdem ist es die Chance, endlich meine Frau zu stehen, Fine!«
Ungerührt wendet sie sich wieder ihrer Arbeit zu.
»Ja, genauso wie die sechswöchige Ferienbetreuung in Spanien, bei der ich für Dich eingesprungen bin, weil Dir die Zeit auf einmal zu lang war. Genauso wie das soziale Jahr im Johannes-Stift in Bochum, dass Dein Pa eine Woche vor Beginn für Dich abblasen durfte? Genauso - ist vllt. so gewollt, liest sich aber unschön ...«
Unterbrochen von dem Scheppern - Handtaschen scheppern nicht, denke ich. meiner Handtasche, die ich auf den Tisch klatsche, dreht sie sich um. Zu ihrer Verwunderung erreicht sie mit der Spöttelei dieses Mal keine sofortige Kapitulation meinerseits. Ich bocke, also ändert sie die Taktik.
»Mensch Trizi, Du bist doch einer Stadt wie Los Angeles gar nicht gewachsen. Du brauchst selbst hier jemanden, der Dein Händchen hält.«
Sanft lässt sie ihre Hand auf meinem Oberarm hin und her gleiten.
»Es ist ja absolut super, dass Du was tun willst. Aber ist es geschickt, am anderen Ende der Welt damit zu starten? Fang mit einer überschaubaren Herausforderung an, zum Beispiel einer eigenen Wohnung.«
Ruckartig ziehe ich meinen Arm weg.
»Denkst Du denn, ich bin stolz darauf mit Anfang 30 bei Mama und Papa zu wohnen? Vielleicht funktioniert bei mir nur die Hammermethode, um es aus dem behüteten Nest zu schaffen. Es wird Zeit!«
Gefrustet raffe ich meine Sachen zusammen, um zu gehen.
»Eigentlich hatte ich gehofft, dass Du mir einmal ein bisschen den Rücken stärkst. Stattdessen malst Du mir in den schillerndsten Farben aus, wie unfähig ich bin. Ich weiß schon, dass ich in mancher Hinsicht nicht die besten Voraussetzungen habe, um da durchzukommen. Aber ich werde es versuchen! Selbst, wenn ich nach drei Tagen reumütig wieder heimreise.«
Schniefend wische ich mir Tränen aus den Augen.
»Ich werde das diesmal Hinkriegen, Fine!«
Kopfschüttelnd hilft sie mir, den Mantel zuzuknöpfen.
»Bist Du Dir im Klaren, dass es nur fünf Wochen sind, bis Du abhauen willst?«
Oh Gott, sie hat Recht - nur noch fünf Wochen!

Was auf mich zukommt, wenn Mama erstmal erfährt, was ich anstrebe, war abzusehen. - Sehr komische Satzkonstruktion. Und Zeitform verunsichert mich hier auch wieder.Nachdem sie ihr heulendes Elend - weiss nicht, ob man das so sagen kann überwunden hat, geht sie dazu über, mir mit allen Mitteln diesen ›Blödsinn‹ auszureden. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, sie besitzt eine kraftvolle, mentale Verbindung zu Fine. Doch je mehr sie mir zusetzen, mir zu verstehen geben, wie naiv ich bin und wie wenig sie mir zutrauen, desto stärker wird mein Kampfgeist.
»Vielen Dank Mama, dass Du mir so reichlich Mut zusprichst.«
Ich hänge an meiner Mutter. Bin dankbar für ihre aufopferungsvolle Liebe und alles, was sie tut, aber streckenweise würde ich sie gerne an die Wand klatschen.
»So einen Unsinn unterstütze ich nie und nimmer, Kind! Dein Vater wird später Dr. Michels anrufen und die Sache in Ordnung bringen.«
»Nein, das werde ich nicht tun!« Seufzend verlässt Paps seinen Beobachtungsposten. Wie so oft ist er es, der die Zankereien zwischen Mutter und mir herunterfährt.
»Auch wenn ich natürlich keineswegs glücklich bin, dass Du gleich so weit in die Ferne schweifst, finde ich gut, dass Du Dich dazu durchgerungen hast. Jetzt bist Du jung und unabhängig. Ich habe diesen Schritt nie gewagt und es immer bereut. Während des Studiums hätte ich auf eine Fakultät im Ausland wechseln können ...«
Schulterzuckend kommt er zu mir, streichelt zärtlich über meine Wange.
«... tja, schließlich kam Deine Mutter, dann Du.»
Theatralisch schmeißt meine Mutter ihre Arme in die Luft.
»Das ist ja wieder typisch, dass Du die Flausen von dem Fräulein tolerierst! Du bist auch ohne solche Faxen erfolgreicher Professor für innere Medizin geworden, hast eine gute gesellschaftliche Stellung. Statt Patrizia einmal mehr nach dem Mund zu reden, solltest Du lieber in der Klinik nach einer ordentlichen Partie für sie Ausschau halten. Da laufen doch genügend fesche Ärzte rum. Mit einem schmucken Mann an der Seite hätte sie gewiss keine Zeit, sich derlei Spinnereien auszudenken!«
Das Geplapper seiner Frau ignorierend, schließt er mich in die Arme.
»Und wenn es nicht klappt, setzt Du Dich einfach in den Flieger Richtung Heimat.«
Zumindest mein Papsi versucht mir das Gefühl zu geben, ein bisschen Vertrauen in mich zu besitzen. Obwohl er offensichtlich auch davon ausgeht, dass ich wie gehabt nachhausegekrochen komme. Mit einem Mal bin ich wild entschlossen, mein Ding gnadenlos durchzuziehen!


Danke für Eure Mühe!


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Neil Postman
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phronesis
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Beiträge: 135



Beitrag02.03.2016 16:01
Re: Der Anfang
von phronesis
Antworten mit Zitat

Miukumauku hat Folgendes geschrieben:
Hallo Schreibelfe,

ich weiß nicht ob ich weiterlesen würde, was aber daran liegt, dass ich das Genre (ich vermute es wird ein Liebesroman) nicht mag und mir naive Protagonisten selten gefallen. Ob es wirklich glaubwürdig ist, dass eine deutsche Krankenschwester "einfach so" einen Job an einer amerikanischen Klinik bekommt, glaube ich nicht. Die Einreise- und Arbeitsbedingungen in die USA sind verdammt restriktiv. Und ein AG müsste sehr genau begründen, warum der Job nicht von einem US-Bürger gemacht werden kann. Da würde mir bei einer Krankenschwester spontan kein Grund einfallen. Und dass sich ein Arzt spontan um diesen ganzen bürokratischen Aufwand bemüht, für eine ihm unbekannte Krankenschwester...  Glaubwürdiger wäre eine Art von internationalem Austauschprogramm/Stipendium.


Um in den USA als Krankenschwester praktizieren zu können, braucht sie, so weit ich weiß, eine licence - eine Bekannte (eine Amerikanerin mit amerikanischem Nursing Studium) musste eine Zulassung beantragen, um arbeiten zu dürfen, ähnlich wie ein Arzt, ich weiß aber nichts Genaueres.

Ich kann mir außerdem vorstellen, dass sie nachweisen muss, dass ihre Ausbildung dem amerikanischen Standard entspricht, also auch hier vermutlich ein Testverfahren und ggf. Aufbaustudien. Das ist nicht zwingend anerkannt. Außerdem bräuchte sie ein spezielles Arbeitsvisum, es gibt mehrere davon - meines Wissens nach ist das ohne akademischen Abschluss auch eher schwierig. Ich würde sie als Trainee dorthin schicken, das dürfte am einfachsten sein, ohne Verdienst und ohne Mietkosten. Es wird nämlich gerade Miete und Verdienst oft per Schecks bezahlt und dafür braucht man meines Wissens nach zwingend ein amerikanisches Konto, was wiederum organisatorischer Aufwand ist und es für sie generell erschwert, da überhaupt realistischerweise hinzugehen (dass sie sich um nichts selbst kümmern muss, kann ich mir nicht vorstellen). Zwecks der genauen Umstände am besten googlen.


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Miukumauku
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Beitrag02.03.2016 16:13
Re: Der Anfang
von Miukumauku
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phronesis hat Folgendes geschrieben:

Um in den USA als Krankenschwester praktizieren zu können, braucht sie, so weit ich weiß, eine licence - eine Bekannte (eine Amerikanerin mit amerikanischem Nursing Studium) musste eine Zulassung beantragen, um arbeiten zu dürfen, ähnlich wie ein Arzt. Ich kann mir außerdem vorstellen, dass sie nachweisen muss, dass ihre Ausbildung dem amerikanischen Standard entspricht, also auch hier vermutlich ein Testverfahren und ggf. Aufbaustudien.

Daran hatte ich im ersten Moment garnicht gedacht, aber das macht ebenfalls noch Sinn, da hast du absolut Recht. Gerade in Gesundheitsberufen kann ich mir absolut vorstellen, dass es einige Einstiegshürden gibt.
Ich weiß nur, dass die Berufsgruppen ja in verschiedene Klassen eingeteilt werden, wer überhaupt eine Chance hat, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen.

Mal ganz davon abgesehen, dass ein Visa inkl. Arbeitserlaubnis für die USA in 5 Wochen wirklich unrealistisch sind. Da muss man nämlich ziemlich viel Brumm-Summs nachweisen, Versicherungen, Vermögenswerte usw. und die Bearbeitung dauert echt ne ganze Weile. Und dann darf man nach Berlin fahren und im strömenden Regen stundenlang vor der Botschaft stehen, bevor man zu seinem Termin reingelassen wird. Den Spass hab ich nämlich schonmal miterlebt. Gut, dass wir den Regenschirm vergessen hatten, war unsere Schuld lol2


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Neil Postman
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phronesis
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Beitrag02.03.2016 16:22
Re: Der Anfang
von phronesis
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Miukumauku hat Folgendes geschrieben:

Mal ganz davon abgesehen, dass ein Visa inkl. Arbeitserlaubnis für die USA in 5 Wochen wirklich unrealistisch sind. Da muss man nämlich ziemlich viel Brumm-Summs nachweisen, Versicherungen, Vermögenswerte usw. und die Bearbeitung dauert echt ne ganze Weile. Und dann darf man nach Berlin fahren und im strömenden Regen stundenlang vor der Botschaft stehen, bevor man zu seinem Termin reingelassen wird. Den Spass hab ich nämlich schonmal miterlebt. Gut, dass wir den Regenschirm vergessen hatten, war unsere Schuld lol2


Ja, das kommt noch hinzu, da müsste sie sich ja ohnehin selbst drum kümmern. Das geht ja gar nicht stellvertretend meines Wissens.

Es ist übrigens bestimmt je nach Bundesstaat wieder anders mit den Auflagen für solche lincences und all das. Kommt also auch drauf an, wo sie hingeht. Ich geh mal davon aus, dass sie nicht auf's Land nach Pennsylvania möchte. Laughing (da könnte ich informationstechnisch bedingt helfen, aber wer will seine Protagonisten da schon wohnen lassen lol)

Und in Kalifornien ist es sicherlich wieder anders.

Nachtrag zum Textinhalt: Die Eltern behandeln sie noch stark als Kind; ich weiß nicht, inwieweit das mit Anfang 30 noch realistisch ist. Schreibelfe, du bist deutlich jünger als die Protagonistin, oder?


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Beitrag02.03.2016 17:59
Puh!
von Schreibelfe
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Da habe ich ja noch ganz schön Arbeit vor mir. Zumindest habe ich jetzt eine Ahnung, wo ich mein Augenmerk verstärkt drauflegen muss. Das hilft auf jeden Fall. Offensichtlich habe ich auch zuwenig Zeit in die Recherche investiert. Da gibt's nur eins - ran an die Arbeit smile extra

P.S. Liebe phronensis, vielen Dank für das Kompliment - ich fasse es jetzt mal so auf - nö, ich bin wesentlich älter als meine Prota ...

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Beitrag02.03.2016 19:52
Re: Puh!
von phronesis
Antworten mit Zitat

Schreibelfe hat Folgendes geschrieben:

P.S. Liebe phronensis, vielen Dank für das Kompliment - ich fasse es jetzt mal so auf - nö, ich bin wesentlich älter als meine Prota ...


Ich würde das "Babying" dann ein bisschen runterfahren. Es wirkt auf mich persönlich nicht glaubwürdig, dass eine über 30-Jährige ohne viel emotionalen Widerstand akzeptieren könnte, ein solches Eltern-Kind-Verhältnis leben zu müssen (und dadurch, dass sie bei ihren Eltern lebt, auch noch täglich!). Daher dachte ich zunächst, du selbst wärst einfach deutlich jünger. War aber nicht böse gemeint. Wink

Außer das ist einer deiner hauptsächlichen Konflikte der Protagonistin. Das gibt es ja, dass die Leute nicht merken, dass genau so ein Elternverhalten sie in ihrer persönlichen Entwicklung hemmt, wenn sie täglich damit aufgewachsen sind.


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S
Beitrag02.03.2016 21:37
Puh!
von Schreibelfe
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Der eigentliche Hauptkonflikt sollte der sein, dass sie sich durch diese drastische Maßnahme (weit weg ins Ausland) endlich dazu aufrafft, dieser kindlichen Abhängigkeit zu entkommen.
Aber, wahrscheinlich habe ich einfach zu tief in die "Baby-Kiste" gegriffen, um noch glaubwürdig zu bleiben. Oder, ich müsste mehr herausarbeiten, wie sehr sie diesen Zustand hasst.
Es fällt mir noch ein bisschen schwer,  meine Gedanken, so wie ich sie denke, zu Papier zu bringen.
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Beitrag02.03.2016 22:04
Re: Puh!
von phronesis
Antworten mit Zitat

Schreibelfe hat Folgendes geschrieben:
Der eigentliche Hauptkonflikt sollte der sein, dass sie sich durch diese drastische Maßnahme (weit weg ins Ausland) endlich dazu aufrafft, dieser kindlichen Abhängigkeit zu entkommen.
Aber, wahrscheinlich habe ich einfach zu tief in die "Baby-Kiste" gegriffen, um noch glaubwürdig zu bleiben. Oder, ich müsste mehr herausarbeiten, wie sehr sie diesen Zustand hasst.
Es fällt mir noch ein bisschen schwer,  meine Gedanken, so wie ich sie denke, zu Papier zu bringen.


Solch eine "kindliche Abhängigkeit" hat ja in der Regel Gründe, bzw. basiert auf bestimmten Persönlichkeits- und Biographiestrukturen der einzelnen Familienmitglieder, bzw. dadurch auch auf der Beziehungsdynamik, die sich ergibt.

War ein Elternteil vielleicht schwer krank, so sehr, dass sogar der Tod im Raum stand?
Waren die Eltern in ihrer Kindheit vielleicht kontrollierend und autoritär, wenn ja, wieso?
Waren beide vielleicht sehr helicopter-like / überbehütend? Wenn ja, wieso?
Wie geht es ihr mit dieser Abhängigkeit? Wie genau fühlt sich ihr "Hass" an?

Was ist ihre Geschichte? An sich finde ich das Thema sehr spannend.

Das ist übrigens in Anbetracht ihres Alters extrem grenzüberschreitend; grenzt fast an psychische Misshandlung, finde ich:

Zitat:
»So einen Unsinn unterstütze ich nie und nimmer, Kind! Dein Vater wird später Dr. Michels anrufen und die Sache in Ordnung bringen.«


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M
Beitrag03.03.2016 11:34
Re: Puh!
von Miukumauku
Antworten mit Zitat

Schreibelfe hat Folgendes geschrieben:
Der eigentliche Hauptkonflikt sollte der sein, dass sie sich durch diese drastische Maßnahme (weit weg ins Ausland) endlich dazu aufrafft, dieser kindlichen Abhängigkeit zu entkommen.
Aber, wahrscheinlich habe ich einfach zu tief in die "Baby-Kiste" gegriffen, um noch glaubwürdig zu bleiben. Oder, ich müsste mehr herausarbeiten, wie sehr sie diesen Zustand hasst.
Es fällt mir noch ein bisschen schwer,  meine Gedanken, so wie ich sie denke, zu Papier zu bringen.


Mit Hass wäre ich vielleicht vorsichtig, je nachdem, wo du hinwillst. Das würde der Geschichte nämlich noch eine andere, düstere Dimension geben. Außerdem musst du dann wirklich glaubhaft begründen können, warum ein 30-Jähriger Mensch bei seinen Eltern lebt, zu denen er ein schlechtes Verhältnis hat. Das wenn nicht gut ausgearbeitet ist, kann das schnell unglaubwürdig wirken. Ich bin jetzt noch ein paar Jährchen von der 30 entfernt, aber schon die Personen in meinem Umfeld, die noch im Hause Mama wohnen, werden ziemlich kritisch beäugt von vielen. Es sind auch zu 80 Prozent Männer.
Da muss man vermutlich noch ein paar Rädchen drehen, um eine glaubwürdige Situation zu schaffen. Vielleicht hilft es auch schon, bei den Eltern einen Gang zurück zu schalten.


_________________
Bleistift, Papier und Bücher sind das Schießpulver des Geistes.

Neil Postman
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