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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
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23.09.2015 20:15
von Jack Burns
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Hallo Carizard,
einerseits, denke ich, dass man die Bereiche SF und Fantasy nicht so hart trennen muss. Andererseits sollte man aber auch keinen Humbug in die Welt setzen. Und das ist vorprogrammiert, wenn Magie erklärt wird.
Beispiel X-Men: Das könnte ich problemlos als Fantasy Märchen genießen. Wenn aber genetische Mutationen dazu führen, dass physikalische Gesetze außer Kraft gesetzt werden, dann ist das schrecklich dummer Quatsch. Biophysiker bekommen Allergie, wenn ein Mensch auf einmal fliegen kann, weil ihm ein paar Federn wachsen. Oder jemand Feuer "erschafft" ohne die Ausgangsstoffe für eine chemische Reaktion zu haben. Science-Fiction zeichnet sich dadurch aus, dass zukünftige technologische, gesellschaftliche oder evolutionäre Veränderungen auf der Basis seriöser wissenschaftlicher Grundlagen stattfinden. Ohne Düsenantrieb oder aerodynamische Veränderungen kann ein organischer Klumpen nicht fliegen. Wenn er es in der Geschichte doch kann, dann, liebe Autoren, verschont uns mit "wissenschaftlichen" Erklärungen, sondern gebt der Hexe einen Besen! Oder Staubsauger.
Gerade auf dem Gebiet der Genetik, denkt mittlerweile jeder Laie, über die Zusammenhänge Bescheid zu wissen, weil er etwas in einem Film gelernt hat, der Ergebnisse jahrzentelanger Forschung in 90 Minuten packt und leicht verdaulich serviert. Das führt zu massiven Verzerrungen in der Einschätzung vielfältiger gesellschaftlicher Fragestellungen, wie Gendiagnostik und Gen-Food. Aber auch das Wiedererstarken eugenischer Rassentheorien hängt damit zusammen.
Ich denke nicht, dass jeder Roman auch unbedingt die Bildung fördern müsste. Quatsch! Ich liebe sinnfreie Unterhaltung. Aber ich bin strikt dagegen, Halbwissen zu verbreiten und die Bildung zu sabotieren.
Grüße
Martin
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Ynishii Eselsohr
Alter: 47 Beiträge: 355 Wohnort: Erde
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24.09.2015 11:29
von Ynishii
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Carizard hat Folgendes geschrieben: | Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Wenn ich aber sage, dass die Telekinese aufgrund eines Magnetfelds nicht durch ein Objekt kommt, ist das doch eigentlich schon eine wissenschaftliche Betrachtungsweise, da ich ja auch weiß, was ein Magnetfeld ist. und um diese Aussage treffen zu können, musste ich ja erst durch einen Test überprüfen, dass es nicht bloß Zufall war, sondern tatsächlich am Magnetfeld liegt. Das ist eine wissenschaftliche Vorgehensweise.
Was meinst du dazu?
Lieben Gruß
Carizard |
Naja, ich denke, dass man ein Magnetfeld auch nicht als Magnetfeld bezeichnen muss, sondern dieses ja auch nachweisen kann ohne dass man weiß, um was es sich handelt, nur durch einfache Beobachtung, die auch ein mittelalterlicher Alchemist treffen könnte. Mit Hilfe eines Eisenklumpens zum Beispiel kann man ein Magnetfeld nachweisen, wenn es stark genug ist. Dann könnte man auch wieder reproduzieren, dass es an dem Feld gelegen hat, wenn ein "Lehrling" nicht durch eine Metallplatte aus Magnetit "greifen" kann. Man vermutet einfach, dass es mit derselben Eigenschaft zu tun hat, die auch den Eisenklumpen anzieht. Wäre zumindest eine Möglichkeit.
Das ist eine teilweise wissenschaftliche Vorgehensweise, die aber nur auf einer oder mehreren Beobachtungen basiert. Jeder moderne Wissenschaftler würde sich aber schütteln bei derartigen Thesen, weil sie nicht systematisch belegt werden. Unter immer den gleichen Umgebungsbedingungen passiert immer das Gleiche. Ein richtiger Wissenschaftler würde alle nur erdenklichen Kombinationen durchprobieren, Anomalien aufspüren, Gesetzmäßigkeiten formulieren, Grafiken erstellen und Vorhersagen versuchen.
Bevor es die moderne Wissenschaft gab haben das die Leute aber so gemacht und sie sind recht gut damit gefahren. Sonst gäbe es heute keine riesigen Kathedralen, weil damals noch keiner wirklich die Statik eines Gebäudes berechnen konnte. Alles wurde abgemessen und in einfachen Formeln festgehalten oder nach Erfahrung gemacht. Funktioniert hat es dennoch. Nicht immer (Knickpyramide z. B.) aber meistens.
Ein weniger hochentwickelter Zeitgenosse könnte sagen: "Die unsichtbare Hand wird durch die dunkle Energie zurückgehalten, welche einen Magnetstein umgibt. Da dieser aus den tiefen der Welt stammt, ist dieser Zusammenhang logisch, denn dort unten gibt es viel dunkle Energie, weil dort keine Sonne scheint."
Soweit so gut. Für uns ein wenig merkwürdig aber für andere seiner Art und Stufe durchaus nachvollziehbar. - und auch reproduzierbar aber nicht unbedingt wissenschaftlich belegt.
LG Y.
_________________ Verehrt mich nicht an dunklen Orten. Tretet hinaus in die Welt und macht sie bunt. - Arthamos, Gott der Künste (auch »Der Bunte« genannt)
Ich kann beweisen, dass dem Schöpfungsprozess eine gewisse kreative Eigeninitiative innewohnt. - Dr. Aurora Fleming |
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Ynishii Eselsohr
Alter: 47 Beiträge: 355 Wohnort: Erde
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24.09.2015 11:50
von Ynishii
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Jack Burns hat Folgendes geschrieben: | Ich denke nicht, dass jeder Roman auch unbedingt die Bildung fördern müsste. Quatsch! Ich liebe sinnfreie Unterhaltung. Aber ich bin strikt dagegen, Halbwissen zu verbreiten und die Bildung zu sabotieren. |
Würde man nach diesem Satz verfahren, dann gäbe es praktisch überhaupt keine bekannte SciFi Umsetzung mehr, denn meist spielen Technologien eine Rolle, für die keinerlei wissenschaftliche Grundlage existiert.
Star Trek basiert auf Warp-Antrieben, deren Anwendung jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrt. Wenn es nach der Wissenschaft ginge, dann wären überlichtschnelle Reisen unmöglich (habe ich zumindest letzt erst wieder gelesen). Damit hätte sich die ganze Serie erübrigt.
Nicht nur, dass Star Trek weltweit viele Millionen Fans hat und Umsatz in Milliardenhöhe generiert, es hat auch viele Menschen (unter anderem auch Wissenschaftler) inspiriert nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Die Entwicklung des iPads wurde ebenfalls durch Star Trek inspiriert, denn da gab es solch mobile Geräte bereits Anfang der Neunziger.
Es ist als nicht richtig, dass SciFi (wie abgehoben auch immer) die Bildung beeinträchtigt. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Sie inspiriert Menschen die Grenzen zu überschreiten und neue Wege zu gehen und sich erst für eine höhere Bildung zu interessieren. Ich selbst habe mich auch deshalb für die Informatik entschieden, weil ich so gerne als kleiner Junge "Perry Rhodan" gelesen habe. Das hat mich fasziniert, obwohl es noch weniger wissenschaftlichen Gehalt hat als Star Trek, nämlich so gut wie gar keinen.
Im schlimmsten Fall ist SciFi einfach nur unterhaltend. Und auch das sollte einem Schriftsteller am Herzen liegen, nämlich seine Leser zu begeistern und zu unterhalten.
LG Y.
_________________ Verehrt mich nicht an dunklen Orten. Tretet hinaus in die Welt und macht sie bunt. - Arthamos, Gott der Künste (auch »Der Bunte« genannt)
Ich kann beweisen, dass dem Schöpfungsprozess eine gewisse kreative Eigeninitiative innewohnt. - Dr. Aurora Fleming |
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Carizard Eselsohr
Alter: 32 Beiträge: 449 Wohnort: Überall und Nirgendwo
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24.09.2015 16:46
von Carizard
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@Ynishii Da hast du Recht. Der technologisch rückständige Mensch könnte den Magneten als Ding aus der dunklen Welt unter der Erde analysieren. Klingt irgendwie merkwürdig, wenn ich mir das so vorstelle.
@Jack Burns Ich stimme Ynishii hier zu. Sehr viele technologische Objekte in, eindeutig als SciFi definierten Geschichten basieren nicht auf tatsächlichen Erkenntnissen oder gar den Naturgesetzen. Deswegen ja das "Fiction" in der SF.
Wirklich spannendes Thema!
_________________ Leben heißt, mehr Träume in seiner Seele zu haben als die Realität zerstören kann.
Phantasie ist viel wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben, aber jedem Tag mehr Leben. |
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Imaginatio Wortedrechsler
I
Beiträge: 66
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I 22.12.2015 12:56 Re: Übernatürliche Fähigkeiten erklären - Grenze zwischen Fantasy und SciFi? von Imaginatio
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Carizard hat Folgendes geschrieben: |
Ich lese in letzter Zeit aber immer wieder, dass in der Fantasy solche Dinge wie Magie und dergleichen nicht erklärt werden, weil die wissenschafltiche Herangehensweise an so eine Materie eigentlich unter Science Fiction fällt.
Jetzt frage ich mich, wo da die Grnezen ist. Wie sehr kann ich ein übernatürliches Phänomen erklären, ohne in die SF abzurutschen?
Ich bin gespannt auf eure Antworten.
Lieben Gruß und ein schönes Wochenende
Carizard. |
Nur weil die Herkunft von Magie im Fantasy sehr gut erklärt wird, fällt dies nicht gleich unter Science Fiction. Es zeigt eher die Liebe zum Detail des Autors.
Er sollte es aber nicht übertreiben, weil es Lesern die Illusion nehmen kann und die Geschichte dadurch auch an Magie verlieren kann.
Auch im Science Fiction müssen Wissenschaften nicht zwingend im Vordergrund stehen, aber eine fiktive Welt oder die Kernelemente sollten nicht an den Haaren herbei gezogen sein.
Ich denke das wichtigste ist, dass sich ein Autor über den Umfang im Klaren ist und die Spannung der Geschichte nicht aus den Augen verliert.
Ich möchte wenig Fragen offen lassen, ohne den Leser mit zu viel Hintergrundwissen zu langweilen.
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