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Wie werden Bücher erfolgreich?

 
 
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agu
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Beitrag18.10.2015 19:20
Wie werden Bücher erfolgreich?
von agu
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Heute bin ich über diesen - meiner Meinung nach sehr klugen und zutreffenden - Artikel zum Thema 'Erfolg im Buchmarkt' gestolpert:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/wie-werden-buecher-erfolgreich-zur-frankfurter-buchmesse-13862486.html

Auf die Frage nach den Kriterien für den Erfolg eines Buches wird viel zu selten auf den Verstärker-Effekt eingegangen, der durch die heutige Medienstruktur viel extremer ausfällt, als das noch vor ein paar Jahren möglich gewesen wäre. Die Mechanismen sind vollkommen klar, das Ergebnis gefällt den wenigsten, aber nichts davon lässt sich zurückdrehen.

SocialMedia und Instant-News in Echtzeit ist für den Buchmarkt ein bisschen das, was Hochgeschwindigkeitshandel für die Börse ist: Durch die mannigfaltigen Verstärkungseffekte verengt sich die Aufmerksamkeit extrem auf ein paar wenige Titel (nichts anderes, als das, was man z.B. von so ziemlich jedem Online-Shop kennt: Einmal populär - immer populär. Was zuerst sichtbar ist, wird am meisten gekauft und damit noch populärer, ergo behauptet es seine Top-Platzierung und bleibt weiterhin sichtbar).
Das heißt, grob vereinfacht:
- Verkaufserfolg bei einem Buch ist ein bisschen wie Lotto spielen; man kann jedoch die Risiko-Faktoren reduzieren, z.B. indem man von vornherein für viel Sichtbarkeit sorgt, oder der Autor bereits einen bekannten Namen hat.
- Winner takes it all - hat man es mal über die Barriere geschafft, gehts meist nur noch nach oben
- Gewinnchancen und Risiko steigen stark an: Bestseller spielen viel mehr Kohle ein als früher, dafür verdient das Mittelfeld viel weniger und rutscht viel leichter in die Flop-Ecke ab

Schöne Grüße,
Andrea


_________________
Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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Murmel
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Beitrag18.10.2015 19:53
Re: Wie werden Bücher erfolgreich?
von Murmel
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agu hat Folgendes geschrieben:
- Gewinnchancen und Risiko steigen stark an: Bestseller spielen viel mehr Kohle ein als früher, dafür verdient das Mittelfeld viel weniger und rutscht viel leichter in die Flop-Ecke ab

Danke, agu.

Und ja, das hört man unisono, vor allem aus der Midlist und Flop-Ecke.


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spinat.ist.was.anderes
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Beitrag20.10.2015 08:37

von spinat.ist.was.anderes
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Danke für den Link. Vor allem das Phänomen der Serien, bei denen alle Folgen einer Staffel auf einmal veröffentlicht werden, finde ich interessant.

(Zu dieser frühen Stunde bin über das Wort "Kapitalismusschelte" gestolpert bin: "musschelte", was soll das sein Laughing)
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SonjaB
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Beitrag20.10.2015 10:47

von SonjaB
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Interessanter Artikel, aber irgendwie auch eine traurige Botschaft Crying or Very sad

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Eine Geschichte über Toleranz, Freundschaft und Liebe.

Eine Geschichte über das Bestehen von Herausforderungen und das Überwinden von Grenzen.

Die Geschichte von Ben und Zita.

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freckle
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Beitrag20.10.2015 13:16

von freckle
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SonjaB hat Folgendes geschrieben:
Interessanter Artikel, aber irgendwie auch eine traurige Botschaft Crying or Very sad


Man muss auch nicht alles glauben, was in der FAZ steht. Wink
"Gute Bücher haben mehr Erfolg"?
Kann ich nicht teilen, diese Meinung. Ich bin von Bestsellern meistens enttäuscht.
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agu
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Beitrag20.10.2015 15:10

von agu
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freckle hat Folgendes geschrieben:
Man muss auch nicht alles glauben, was in der FAZ steht. Wink "Gute Bücher haben mehr Erfolg"?
Kann ich nicht teilen, diese Meinung. Ich bin von Bestsellern meistens enttäuscht.


Davon ist doch gar nicht die Rede, dass 'gute' Bücher mehr Erfolg haben Wink. Die haben da zwar die gleichnamige Zwischenüberschrift reingesetzt, aber scheinbar das Fragezeichen dahinter vergessen. Denn direkt drunter relativieren sie die Aussage schon wieder.
Jenseits dessen, ob das in der FAZ oder sonstwo steht, ist mir eigentlich wurscht ... ich war nur überrascht, dass endlich mal einer das Offensichtliche aufgreift und in einen Artikel packt.


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freckle
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Beitrag20.10.2015 16:23

von freckle
Antworten mit Zitat

agu hat Folgendes geschrieben:

Davon ist doch gar nicht die Rede, dass 'gute' Bücher mehr Erfolg haben Wink. Die haben da zwar die gleichnamige Zwischenüberschrift reingesetzt, aber scheinbar das Fragezeichen dahinter vergessen. Denn direkt drunter relativieren sie die Aussage schon wieder.
Jenseits dessen, ob das in der FAZ oder sonstwo steht, ist mir eigentlich wurscht ... ich war nur überrascht, dass endlich mal einer das Offensichtliche aufgreift und in einen Artikel packt.


Da habe ich das Ganze wohl etwas zu schnell überflogen? Wink

Den Einfluss der sozialen Medien sehe ich für den gesamten Buchmarkt eigentlich geringer an. Ich habe jetzt keine Zahlen da, aber war es nicht so, dass gut 70 Prozent der Bücher nach wie vor im Buchladen gekauft werden?
Bei den E-Books ist es natürlich anders. Wer da nicht wenigstens ab und zu mal in irgendeine Top 10 kommt, hat es wirklich schwer.

Da kann man es ja leider schlecht so machen wie bei den Printbüchern, wo es mit den "Überraschungserfolgen" doch meistens so abläuft:
In einer Zeitschrift (offline und online) werden einige Bücher empfohlen. In der nächsten werden dieselben Bücher schon wieder empfohlen. In der dritten dann zumindest noch unter "Auch noch lesenswert" wieder dieselben Bücher. Alles verdeckte Anzeigen der Verlage, vermute ich.
Dann hängen plötzlich in allen Buchhandlungen Plakate schon wieder derselben Bücher. Parallel dazu gibt es vermehrt Zeitschriften-Interviews und Auftritte der Autoren dieser Bücher in Talkshows.
Und dann heißt es plötzlich: Der Überraschungserfolg (z.B. "Altes Land"). Rolling Eyes
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Ruby Smith
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Beitrag20.10.2015 19:43

von Ruby Smith
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freckle hat Folgendes geschrieben:
agu hat Folgendes geschrieben:

Davon ist doch gar nicht die Rede, dass 'gute' Bücher mehr Erfolg haben Wink. Die haben da zwar die gleichnamige Zwischenüberschrift reingesetzt, aber scheinbar das Fragezeichen dahinter vergessen. Denn direkt drunter relativieren sie die Aussage schon wieder.
Jenseits dessen, ob das in der FAZ oder sonstwo steht, ist mir eigentlich wurscht ... ich war nur überrascht, dass endlich mal einer das Offensichtliche aufgreift und in einen Artikel packt.


Da habe ich das Ganze wohl etwas zu schnell überflogen? Wink

Den Einfluss der sozialen Medien sehe ich für den gesamten Buchmarkt eigentlich geringer an. Ich habe jetzt keine Zahlen da, aber war es nicht so, dass gut 70 Prozent der Bücher nach wie vor im Buchladen gekauft werden?
Bei den E-Books ist es natürlich anders. Wer da nicht wenigstens ab und zu mal in irgendeine Top 10 kommt, hat es wirklich schwer.

Da kann man es ja leider schlecht so machen wie bei den Printbüchern, wo es mit den "Überraschungserfolgen" doch meistens so abläuft:
In einer Zeitschrift (offline und online) werden einige Bücher empfohlen. In der nächsten werden dieselben Bücher schon wieder empfohlen. In der dritten dann zumindest noch unter "Auch noch lesenswert" wieder dieselben Bücher. Alles verdeckte Anzeigen der Verlage, vermute ich.
Dann hängen plötzlich in allen Buchhandlungen Plakate schon wieder derselben Bücher. Parallel dazu gibt es vermehrt Zeitschriften-Interviews und Auftritte der Autoren dieser Bücher in Talkshows.
Und dann heißt es plötzlich: Der Überraschungserfolg (z.B. "Altes Land"). Rolling Eyes


Ich würde Soziale Medien nicht unterschätzen. Damit geht nämlich all das, was du für Zeitschriften-Interviews und Auftritte von Autoren geschrieben hast wesentlich schneller. Im Internet liest man von dem neuen Buch von "Sowieso" und bekommt direkt die Rezension dazu geliefert und entscheidet sich dann, ob man es sich direkt bei Amazon oder beim Verlag selbst bestellt, oder ob man es sich beim nächsten Besuch im Buchladen kauft.
Nicht umsonst gibt es Facebook-Seiten und Websites von Autoren, auf welchen sie für ihr neues Buch werben, den Stand der Dinge verraten, Videos von Lesungen teilen und und und.


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I'd like to add some beauty to life. I don't exactly want to make people know more... though I know that is the noblest ambition, but I'd love to make them have a pleasanter time because of me... to have some little joy or happy thought that would never have existed if I hadn't been born.

(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery)
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agu
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Beitrag20.10.2015 22:32

von agu
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freckle hat Folgendes geschrieben:
Den Einfluss der sozialen Medien sehe ich für den gesamten Buchmarkt eigentlich geringer an. Ich habe jetzt keine Zahlen da, aber war es nicht so, dass gut 70 Prozent der Bücher nach wie vor im Buchladen gekauft werden?
Bei den E-Books ist es natürlich anders. Wer da nicht wenigstens ab und zu mal in irgendeine Top 10 kommt, hat es wirklich schwer.


Die sozialen Medien sind auch nur ein Baustein im ganzen Gefüge. Worum es im Kern geht, ist die extreme Bündelung öffentlicher Meinung und Wahrnehmung dadurch, dass sich - zusammengekittet durch Online-Medien - alle Kanäle gegenseitig verstärken.
Der gleiche Effekt entsteht auch durch die Konzentration des Buchhandels auf wenige große Punkte - Amazon als Online-Primus, Ketten wie Thalia und Hugendubel in den Buchläden.
Bestimmt wird irgendwann jemand eine vielbeachtete wissenschaftliche Publikation dazu schreiben und diesem Verstärker-Effekt (der nicht nur bei Büchern, sondern allen Produkten besteht) einen klangvollen Eigennamen geben.

Grundsätzlich ist es so, dass - trotz der vielgepriesenen Individualisierung als Produktfeature - die breite Käufermasse am liebsten das kauft, was andere auch kaufen. Das hat viele Gründe - Konformitätsbedürfnis (man will Teil einer größeren Gruppe sein, man will mitreden können), das Vertrauen auf Schwarmintelligenz (wenn alle es kaufen, muss es gut sein), Mangel an Zeit und Interesse (ich will schnell ein Buch, habe aber keine Zeit, mich eingehend mit der Materie zu beschäftigen).
Vor - sagen wir mal, ca. 20 Jahren, also vor Social Media / Web 2.0 und in einer Zeit, als Thalia und Hugendubel den Buchmarkt noch nicht komplett aufgerollt hatten, es also noch mehr unabhängige Buchgeschäfte gab, verteilte sich die Käuferaufmerksamkeit zwangsläufig auf eine größere Menge an Titeln. Weil jeder Buchladen andere Titel in die Auslage packte, weil es Buchbesprechungen nur in Print-Medien zu lesen gab und die immer einen gewissen Vorlauf brauchen, bis das nächste Magazin auf dem Markt ist. Hypes bauten sich deshalb langsamer auf, und sie waren kleiner. Empfehlungen ergaben sich über persönliche Gespräche, oder eben den Alltag - auch alles viel langsamer.
Bestseller gab es schon immer, aber daneben die große Midlist an ebenfalls erfolgreichen Titeln, die aber viel stärker gestreut waren - aus obengenannten Gründen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich zum einen das Angebot am Buchmarkt hochverdichtet. Grob vereinfacht heißt das Zauberwort Zentraleinkauf. Große Buchhandelsketten regeln zentral, was in den Regalen all ihrer Filialen steht, sie kaufen bei den Verlagen Masse, weil das finanzielle und logistische Vorteile hat, aka Kosten senkt und Profit steigert.  Es gab mal ein Interview mit dem Chefeinkäufer der Buchabteilungen einer großen Kaufhauskette, der erklärte, in den 20 Jahren auf dieser Position nicht ein einziges Buch gelesen zu haben.
Klar, es gibt auch immer noch ein bisschen Spielmasse, aber im Kern steht dann überall das gleiche Programm auf den begehrten Plätzen. Diese Titel werden fast automatisch zum Bestseller, einfach weil sie sichtbar sind.
Verlage schneidern ihre Programme so, dass sie den Bedürfnissen dieser Industrie perfekt entgegenkommen. Sie treffen eine Vorauswahl, in der sie 'Spitzentitel' deklarieren, die sie mit viel Werbung noch attraktiver gestalten.
Im Detail ist das alles noch etwas komplexer, würde aber jetzt den Rahmen sprengen - jedenfalls, das Ergebnis nach Jahrzehnten dieser Politik ist, dass die Verlage ihr Einkommen nicht mehr mit 50 oder 100 Midlist-Titeln sichern, sondern auf den kometenmäßigen Einschlag von 2 oder 3 Superbestsellern hoffen müssen - der sie entweder reich macht, oder sie ruiniert, weil der Markt manchmal irrational reagiert. Warum machen sie sich dann noch die Mühe, ihr Programm mit Newcomern und B-Autoren aufzufüllen, fragt man sich. Betriebswirtschaftlich gesehen deshalb, weil auch die Superbestseller mal klein angefangen haben, und bei jedem Buch die winzige Chance besteht, dass es ein Komet werden könnte. Und der Verlag, der dann die Erstrechte hat, das Geschäft seines Lebens macht. Deshalb ist es unklug, auf dieses Potential zu verzichten. Aber weil die Chance so klein ist, steckt man auch nicht viel Aufwand rein. Darunter leidet (finanziell) dann die große Armee an Autoren, die sich zwar das Verlags-Wappen ans Revers stecken kann, aber dann doch nur mit Honoraren zwischen 2 - 5.000 EUR pro Buch nach Hause geht. Wenn überhaupt.
Okay, das ist jedenfalls die Buchhandelsseite des Phänomens.

Von der anderen Seite kommen Web 2.0 und Social Media (bzw. tun sie das schon seit ein paar Jahren).
Wenn es heute Buchbesprechungen oder die Neuankündigung eines Titels gibt, bouncen sie quasi in Echtzeit durch sämtliche relevanten Platformen im Netz. Leute teilen Artikel wiederum in ihre Netzwerke usw., Verlage bekommen postwendend Leser-Echos, quer durch die Weltgeschichte wird bewertet und rezensiert. Zahlreiche Platformen wie Amazon haben ein 'Most Popular' Ranking, d.h. hier verstärken Algorithmen noch mal das Leserinteresse und ziehen damit wiederum noch mehr Interesse an.
Nur weil wir mit Unmengen von Informationen überflutet werden, heißt das aber nicht automatisch, dass wir sie alle aufnehmen. Die paar Themen, die herausleuchten, weil sie sowieso schon omnipräsent sind, werden nun von noch mehr Lesern aufgenommen und weiterverbreitet. Eine also ohnehin schon stark verengte Fokussierung wird auf diese Weise noch einmal verengt und das Ergebnis multipliziert.

Natürlich macht der SocialMedia - Teil vom Internet auch andere Dinge möglich, eröffnet neue Aufstiegschancen für Bücher, die früher schon viel eher durchs Raster gefallen wären.
Aber auch dort greift das gleiche Prinzip. Hat es ein Kandidat über eine kritische Masse der Aufmerksamkeit hinaus geschafft, wird er automatisch von den Verstärkermechanismen erfasst und immer weiter hochgezogen.


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Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
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Ruby Smith
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Beitrag21.10.2015 09:08

von Ruby Smith
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@agu: Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch Daumen hoch   Wirklich gut zusammengefasst! Genau das wollte ich nämlich eigentlich auch sagen, nur hab ich die Worte nicht so gut getroffen, wie du.

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(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery)
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SonjaB
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Beitrag21.10.2015 11:53

von SonjaB
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Ja, das ist wirklich gut zusammengefasst Daumen hoch²

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freckle
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Beitrag23.10.2015 17:40

von freckle
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Ja, danke, jetzt hat mich die traurige Botschaft auch erreicht. Wink
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agu
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Beitrag23.10.2015 20:17

von agu
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Ja, alles in allem ist das leicht deprimierend, wenn man sich mit der Absicht trägt, irgendwie gezielt Geld mit der Schriftstellerei zu verdienen Wink  ... weil es halt ungefähr so wie Pferdewetten ist.

Andererseits hilft es die Enttäuschung besser zu verkraften, wenn sich das eigene Buch nicht verkauft. Trotz Großverlag, schönem Cover und Vorschusslorbeeren von allen Testlesern. Weil man sich dann immer noch sagen kann, dass es halt nicht planbar ist ...


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Gerling
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G
Beitrag23.10.2015 20:43

von Gerling
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Und trotz allem ist es immer wieder schön, sein eigenes Buch in Händen zu halten. Und wenn dann noch ab und zu positive Reaktionen von vollkommen fremden Menschen kommen, die das Buch klasse fanden, entschädigt das für so manche Enttäuschung, die man vorher erlebt hat.
Ich lasse mir jedenfalls die Freude am Schreiben durch nichts nehmen.


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Die Ewigen (Juni 2018)
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Nayeli Irkalla
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Extrem Süßes!


Beitrag23.10.2015 21:36

von Nayeli Irkalla
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Bin ich die einzige, in der beim Lesen des Artikels so eine Art grimmige Überzeugung heranwuchs, die da lautet:

Spitzentitel. Okay, Spitzentitel. Memo: Spitzentitel lesen, analyiseren, den gemeinsamen Nenner finden. Arbeiten. Lernen. Besser werden. Überzeugen. Spitzentitel werden. Go on. Analysier die Gesellschaft. Frage die Menschen nach ihren Träumen. Träume selbst. Gehe noch tiefer in das hinein, was Geschichten ewig und wahr macht. Finde die Fragen, die sich im Bewusstsein der Gesellschaft zusammenballen, ohne ausgebrochen zu sein. Lerne. Wachse. Spitzentitel. Wachse weiter. Meditiere. Mach Yoga. Lausche den Sternen. Finde den gemeinsamen Nenner. Schleife deinen Stil. Verstehe noch besser, was Menschen zu Menschen macht. Träume. Fallhöhe. Was bewegt sie? Wohin wollen sie flüchten? Was wollen sie am Grund ihrer Träume finden? Lauschen. Wachsen. Spitzentitel. Weiter versuchen. Spitzentitel. Nächster Versuch. Ich will und werde es schaffen.

Ob diese Überzeugung der Realität entspricht, ist eine andere Frage, ich habe auch schon viele Ablehnungen bekommen, sowohl für Exposés wie auch für fertige Bücher. Aber immer, wenn ich so etwas lese, erwacht in mir dieses kleine Stimmchen, das ich von früher aus den Schachturnieren kenne: Noch ein bisschen. Noch ein bisschen mehr. Wachse über dich hinaus. Jede Herausforderung, jeder Rückschlag, ist eine einzigartige Chance, um noch ein bisschen mehr zu lernen, den Denkfehler zu analysieren und zu versuchen, nächstes Mal einen etwas anderen Weg zu gehen.

Geht euch das auch manchmal so? Dieses Gefühl, dass es gar nicht so wichtig ist, ob man die Spitze tatsächlich erreicht - aber dass die Tatsache, dass so etwas wie Vollendung und Perfektion (zumindest in den Augen derer, die davon eine Menge verstehen, weil sie davon leben müssen) existiert, einen mit stiller Freude und Aufregung erfüllt und der Sehnsucht danach, Buch für Buch (die Kitschromane für das Mietkonto mal rausgenommen) noch ein bisschen besser zu werden, weil es immerhin möglich ist, dass man auf diesem Weg früher oder später das gleiche Glück hat wie die anderen, die es eines Tages geschafft haben.


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preusse
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Beitrag24.10.2015 08:31

von preusse
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agu hat Folgendes geschrieben:
Ja, alles in allem ist das leicht deprimierend, wenn man sich mit der Absicht trägt, irgendwie gezielt Geld mit der Schriftstellerei zu verdienen Wink  ... weil es halt ungefähr so wie Pferdewetten ist.


Das würde ich so nicht unterschreiben.
Mit Pferdewetten KANN man Geld verdienen.
Da weiß ich, wovon ich spreche.
Vorausgesetzt, man kennt die Pferde, die Trainer, die Jockeys, die Vorlieben und Schwächen von allen dreien.
Kalkuliert das Wetter mit ein, steht am Führring und schaut den Beteiligten in die Augen - und geht erst dann an den Wettschalter, um 2,50 zu setzen. Very Happy

Geld mit Schreiben zu verdienen ist hingegen eher wie Lotto spielen.
Du hast absolut keinen Einfluss auf den Fall der Kugeln, sosehr du dich auch bemühst, hinter das Geheimnis zu kommen.
Irgendwann erkennst du - es gibt keins.
Jemand zieht da oben die Strippen - und wir tanzen daran.
Macht nix, auf der Rennbahn hatte ich immer viel Spaß - und beim Schreiben auch. Rolling Eyes


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Das Herz des Löwen, 06/2011
Das Blut des Löwen, 11/2012
Die Pranken des Löwen, 03/2014
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Babella
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Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag24.10.2015 09:35

von Babella
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Es ist das übliche "Wer hat, dem wird gegeben" und das, was neulich ein frischgewählter Bürgermeister sagte: "Auf einmal hat man viele Freunde".

Es mag sein, dass es richtig gute Bestseller gibt. Aber ich mache meist einen großen Bogen um diese Bücher, weil mich dieses ewige Gehype annervt.

Es gibt so viele gute Schauspieler, warum nimmt man immer dieselben?

Endlich ist Thomas Gottschalk aus dem Fernsehen verschwunden, warum in aller Welt sollte ich mir jetzt "Herbstblond" antun?

Viele Leute mögen offenbar gern hinterherrennen, und da wo sie rennen, finden sich immer welche, die daran verdienen. Na und?

Auch beim Schreiben muss man nicht die ganz großen Räder drehen - die kleinen machen auch Freude. Und wie Gerling schreibt: Die lassen wir uns doch nicht nehmen!

Und ehrlich, reich und berühmt sein, ist das wirklich so erstrebenswert?
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Nayeli Irkalla
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Extrem Süßes!


Beitrag24.10.2015 12:51

von Nayeli Irkalla
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Zitat:
Und ehrlich, reich und berühmt sein, ist das wirklich so erstrebenswert?


Wenn Reichtum und Berühmtheit der Preis dafür sind, jeden Tag unbegrenzt schreiben zu dürfen und trotzdem satt und warm zu sein und meine Zähne beim Zahnarzt behandeln lassen zu können, dann wäre ich bereit, ihn zu bezahlen, glaube ich. Cool


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Willebroer
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Beitrag24.10.2015 13:11

von Willebroer
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Nicht umsonst legen gerade die wirklich Reichen oft wenig Wert darauf, auch noch berühmt zu sein. Aber das nur am Rande. Berühmte Autoren haben es zumindest etwas leichter als berühmte Schauspieler.

Vielleicht liegt das Problem auch darin, daß das Mittelfeld immer dünner wird. Zumindest könnte man diesen Eindruck haben.
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agu
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Beitrag24.10.2015 14:53

von agu
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Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Und ehrlich, reich und berühmt sein, ist das wirklich so erstrebenswert?


Wenn Reichtum und Berühmtheit der Preis dafür sind, jeden Tag unbegrenzt schreiben zu dürfen und trotzdem satt und warm zu sein und meine Zähne beim Zahnarzt behandeln lassen zu können, dann wäre ich bereit, ihn zu bezahlen, glaube ich. Cool


Das ist der Knackpunkt.
Den ganzen Tag schreiben zu können, weil einem Leute auch noch Geld dafür bezahlen, erscheint unheimlich erstrebenswert. Aber natürlich hängt dahinter der ganze Rattenschwanz, den man so hinter sich her zieht, wenn man das Hobby zum Beruf macht.
Ich kann dazu nur beisteuern, dass ich das gleich mehrfach getan habe - mit meinem Brotjob, und beinahe vor 2 Jahren auch mit der Schreiberei - und damit zwangsläufig auch die weniger schönen Aspekte in den Vordergrund treten, die sich alle unter den Vorzeichen Erwartungsdruck & Zukunftsplanung versammeln. Wenn mit dem Schreiben (oder jeder anderen halbwegs idealistisch motivierten Tätigkeit) die Existenz gesichert werden muss, treten Aspekte in den Vordergrund, die mit der Freude am Geschichtenerzählen nur noch bedingt etwas zu tun haben.
Dann rechnet man sich aus, wie viele Bücher pro Jahr man schreiben muss, um das Grundeinkommen zu sichern. Man denkt darüber nach, lieber mehr als ein Eisen (aka Verlag) im Feuer zu haben. Man schraubt die Ansprüche an das, was man wirklich schreiben will, schrittweise nach unten, weil man den verdammten Vertrag mit dem Vorschuss braucht, da er die nächsten sechs Monatsmieten bezahlt. Und ist irgendwie sogar froh, dass man neben dem Herzensbuch auch noch einen Job als Heftroman-Schreiber bekommen hat, wo sie Festpreise zahlen. Das ist okay, wenn das Herzensbuch dann trotzdem halbwegs erfolgreich läuft und man danach einen Verlag findet, der das nächste Herzensbuch machen will. Es zerfrisst einen, wenn das, was man schreiben will, sich nicht verkauft und man eines Tages aufwacht und feststellt, dass das Schreibleben überwiegend aus Auftragsjobs besteht, unter die man den eigenen Namen nur zögerlich setzen würde. Dass man für unterirdisch wenig Geld etwas tut, an dem man nicht mal Spaß hat.

Ist man besser etabliert, gehen die Sorgen nicht automatisch weg, sie verlagern sich nur. Es sind dann die ganz normalen Sorgen eines Selbstständigen - jedes Buch MUSS ein finanzieller Erfolg werden, denn sonst beschädigt es die eigene Autorenmarke in der Verlagslandschaft. Gut, wenn die Kohle so gut ist, dass man sich nach vier Jahren zur Ruhe setzen kann, zieht man das durch. Aber ganz ehrlich, darauf zu setzen ist wirklich Lotto.

Was ich damit sagen will:
Die Dinge sehen komplett anders aus, wenn man sein Geld damit verdienen muss. Prioritäten verschieben sich. Der Inhalt (also das, was ich schreibe) muss im Zweifel hinter der Existenzsicherung zurückstehen. Manchmal geht das gut - wenn sich Publikumsgeschmack, Verlagswünsche und das, was der Autor ohnehin gern schreiben möchte, zufällig in einem Punkt treffen. Auch dann haftet Experimenten aber gleich ein Hauch von Existenzrisiko an. In der Realität ist es aber nur ganz selten so.
Natürlich hängt das alles auch von der Art Person ab, die ein Autor ist. Ich persönlich bin z.B. sehr sicherheitsbewusst, ich komme nicht damit klar, nicht zu wissen, wovon ich in einem halben Jahr meine Brötchen kaufe. Obwohl - oder gerade - weil ich selbstständig bin. Eine Freundin - hauptberuflich Autorin seit 3 oder 4 Jahren - ist da z.B. ganz anders drauf. Sie lebt eigentlich immer von der Hand in den Mund, aber wenn der Vorschuss dann kommt, haut sie die Hälfte davon erst mal für eine Reise auf den Kopf. Diese Unbefangenheit hilft sehr, wenn man in dem Markt überleben möchte.
Und ja, ein paar wenige von den Unbefangenen haben Glück. Und tun den großen Wurf.



Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Nicht umsonst legen gerade die wirklich Reichen oft wenig Wert darauf, auch noch berühmt zu sein.

Allerdings, weil berühmt sein nervig ist, aber halt einer von mehreren möglichen Wegen zum Reichtum. Also quasi eine notwendige Begleiterscheinung für eine Reihe von Berufen, mit denen sich großer Reichtum anhäufen lässt Wink[/quote][/quote]


_________________
Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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preusse
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Beitrag24.10.2015 15:12

von preusse
Antworten mit Zitat

Babella hat Folgendes geschrieben:
Und ehrlich, reich und berühmt sein, ist das wirklich so erstrebenswert?


Definiere bitte "reich und berühmt". Rolling Eyes


_________________
Das Herz des Löwen, 06/2011
Das Blut des Löwen, 11/2012
Die Pranken des Löwen, 03/2014
Das Banner des Löwen, 11/2015
Der Pirat - ein Francis-Drake-Roman, 07/2016
Der Herr der Bogenschützen, 08/2017
Der Sohn des Löwen, 03/2019
Der Herzog von Aquitanien, 11/2019
Die geteilten Jahre, 09/2019
Der englische Löwe, 12/2020
Sie nannten ihn Cid, 11/2021
Jack Bannister - Herr der Karibik, 11/2022
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Nayeli Irkalla
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Extrem Süßes!


Beitrag24.10.2015 19:39

von Nayeli Irkalla
Antworten mit Zitat

agu hat Folgendes geschrieben:
Nayeli Irkalla hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Und ehrlich, reich und berühmt sein, ist das wirklich so erstrebenswert?


Wenn Reichtum und Berühmtheit der Preis dafür sind, jeden Tag unbegrenzt schreiben zu dürfen und trotzdem satt und warm zu sein und meine Zähne beim Zahnarzt behandeln lassen zu können, dann wäre ich bereit, ihn zu bezahlen, glaube ich. Cool


Das ist der Knackpunkt.
Den ganzen Tag schreiben zu können, weil einem Leute auch noch Geld dafür bezahlen, erscheint unheimlich erstrebenswert. Aber natürlich hängt dahinter der ganze Rattenschwanz, den man so hinter sich her zieht, wenn man das Hobby zum Beruf macht.
Ich kann dazu nur beisteuern, dass ich das gleich mehrfach getan habe - mit meinem Brotjob, und beinahe vor 2 Jahren auch mit der Schreiberei - und damit zwangsläufig auch die weniger schönen Aspekte in den Vordergrund treten, die sich alle unter den Vorzeichen Erwartungsdruck & Zukunftsplanung versammeln. Wenn mit dem Schreiben (oder jeder anderen halbwegs idealistisch motivierten Tätigkeit) die Existenz gesichert werden muss, treten Aspekte in den Vordergrund, die mit der Freude am Geschichtenerzählen nur noch bedingt etwas zu tun haben.
Dann rechnet man sich aus, wie viele Bücher pro Jahr man schreiben muss, um das Grundeinkommen zu sichern. Man denkt darüber nach, lieber mehr als ein Eisen (aka Verlag) im Feuer zu haben. Man schraubt die Ansprüche an das, was man wirklich schreiben will, schrittweise nach unten, weil man den verdammten Vertrag mit dem Vorschuss braucht, da er die nächsten sechs Monatsmieten bezahlt. Und ist irgendwie sogar froh, dass man neben dem Herzensbuch auch noch einen Job als Heftroman-Schreiber bekommen hat, wo sie Festpreise zahlen. Das ist okay, wenn das Herzensbuch dann trotzdem halbwegs erfolgreich läuft und man danach einen Verlag findet, der das nächste Herzensbuch machen will. Es zerfrisst einen, wenn das, was man schreiben will, sich nicht verkauft und man eines Tages aufwacht und feststellt, dass das Schreibleben überwiegend aus Auftragsjobs besteht, unter die man den eigenen Namen nur zögerlich setzen würde. Dass man für unterirdisch wenig Geld etwas tut, an dem man nicht mal Spaß hat.

Ist man besser etabliert, gehen die Sorgen nicht automatisch weg, sie verlagern sich nur. Es sind dann die ganz normalen Sorgen eines Selbstständigen - jedes Buch MUSS ein finanzieller Erfolg werden, denn sonst beschädigt es die eigene Autorenmarke in der Verlagslandschaft. Gut, wenn die Kohle so gut ist, dass man sich nach vier Jahren zur Ruhe setzen kann, zieht man das durch. Aber ganz ehrlich, darauf zu setzen ist wirklich Lotto.

Was ich damit sagen will:
Die Dinge sehen komplett anders aus, wenn man sein Geld damit verdienen muss. Prioritäten verschieben sich. Der Inhalt (also das, was ich schreibe) muss im Zweifel hinter der Existenzsicherung zurückstehen. Manchmal geht das gut - wenn sich Publikumsgeschmack, Verlagswünsche und das, was der Autor ohnehin gern schreiben möchte, zufällig in einem Punkt treffen. Auch dann haftet Experimenten aber gleich ein Hauch von Existenzrisiko an. In der Realität ist es aber nur ganz selten so.
Natürlich hängt das alles auch von der Art Person ab, die ein Autor ist. Ich persönlich bin z.B. sehr sicherheitsbewusst, ich komme nicht damit klar, nicht zu wissen, wovon ich in einem halben Jahr meine Brötchen kaufe. Obwohl - oder gerade - weil ich selbstständig bin. Eine Freundin - hauptberuflich Autorin seit 3 oder 4 Jahren - ist da z.B. ganz anders drauf. Sie lebt eigentlich immer von der Hand in den Mund, aber wenn der Vorschuss dann kommt, haut sie die Hälfte davon erst mal für eine Reise auf den Kopf. Diese Unbefangenheit hilft sehr, wenn man in dem Markt überleben möchte.
Und ja, ein paar wenige von den Unbefangenen haben Glück. Und tun den großen Wurf.


Leicht ist es sicher nicht - aber jeden Tag Dinge zu tun, die nichts damit zu tun haben, zu schreiben, finde ich noch schwerer. Wenig essen? Gut für die Figur. Heizung niedrig, weil Geld sparen? Ist gut, macht man eher mal zwischendurch Gymnastik, und die alte Wärmflasche von Mama ist ohnehin kuscheliger. Kein Geld für Urlaub? Kein Thema, für eine Lesung oder ein kleines Bühnenprogramm im Kabarettstil kommt man immer mal wieder auf eine coole Party, wo man sich dann außerdem richtig den Bauch vollschlagen kann. Bei jedem Buch versuchen, noch ein bisschen besser zu werden? Herrlich. In anderen Jobs wird irgendwann nur noch Routine gefragt, Gleichmäßigkeit, Zuverlässigkeit jeden Tag um die gleiche Zeit das Gleiche tun ...

Ich bin diesen Schritt auch gegangen, und bislang bereue ich es noch nicht. Trivialliteratur handelt von Träumen und Emotionen, und wenn man mal hinter das Schema F guckt, geht es vor allem immer wieder um das, was uns eigentlich zu Menschen macht, wonach wir uns sehnen und, und, und. Diese Fragen kann ich mir (momentan noch) auch bei bei Heftromanen stellen und ihnen damit ein klein wenig Seele verleihen. Immer nur ein klein wenig hier, ein klein wenig da, dann mal auf einem Mittelaltermarkt sitzen, Karten legen und in die Träume fremder Menschen schauen, um neue zu finden ...

Ich mag diese Art des Lebens. Aber für mich ist Sicherheit eben auch schnell ein Synonym für Gefängnis und Freiheit viel, viel wertvoller (solange man keine Schulden machen muss und nicht verhungert, dann ist man ja auch nicht mehr frei). Es ist sicher eine Typfrage.

Jeden Tag schreiben können. Wenn der Preis dafür entweder ist, Heftromane zu schreiben, oder reich und berühmt zu sein ... Ich weiß, was ich wählen würde. Aber ich mag auch die Heftromane. Und bei Dominant Girl und Tanzen heißt Hingabe, bisher meinen zwei einzigen Titeln, die wirklich tief gingen und wirklich "ich" sind, habe ich von vielen Lesern gehört, dass ihnen gefallen hat, dass es eben so viel mehr ist als ein Porno, ein Buch über Träume, obwohl es eben mit viel Erotik war ... Da denke ich mir dann, dass es sich sicher lohnt, weiterzumachen, wenn ich alle ein bis zwei Jahre zwischendurch eben auch mal ein solches Buch schreiben kann. Oder irgendwann sogar noch bessere.

Wenn ich so in mich reinhorche, ist das Schreiben und Erzählen für mich eigentlich immer wichtiger als das Buch, das am Ende rauskommt, oder das Geld. ABER: Ich möchte beim Schreiben und Erzählen Jahr für Jahr besser werden. Natürlich braucht man dafür auch Eindrücke von jenseits des Laptopmonitors. Allerdings muss man dafür eben auch eins tun, und das verdammt häufig: Schreiben. Nicht nur eine halbe Stunde oder meinethalben zwei oder drei ganze jeden Abend nach einem langen und anstrengenden Jobtag mit stressigem Heimweg, wo man die Hälfte der Zeit benötigt, um wieder in die Geschichte zu finden, sondern RICHTIG schreiben. Lange, intensiv und jeden Tag. Terry Pratchett sagte mal, die beste Art, die Kunst des Schreibens zu erlernen, ist, wenn man davon leben muss und fürs Überleben darauf angewiesen ist, zu verstehen, was für Bücher die Leute lesen wollen.

Ich behaupte nicht, es schon zu wissen, im Gegenteil, auch wenn ich mit jedem Buch, aus jedem Lektorat und jeder Leserunde etwas mehr darüber gelernt habe. Aber ich behaupte, dass ich heute mehr weiß als am Anfang, und ich sehne mich danach, in fünf oder acht Büchern noch ein bisschen mehr darüber zu wissen. Und mich so, Stück für Stück, vielleicht tatsächlich zu den Spitzentiteln hochzuarbeiten. Die, mit denen ich darüber gesprochen habe, sagten alle, dass es neben Glück und dem richtigen Kontakt für das richtige Manuskript zum richtigen Zeitpunkt auch verdammt viel harte Arbeit und Ausdauer auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten brauchte.

In meiner Vorstellung lohnt es sich, für diesen Traum zu lernen und zu arbeiten. Auch, wenn der Blick aufs Konto manchmal echt bis zur Übelkeitsgrenze wehtut und meine Ersparnisse langsam weniger werden, sodass ich es wohl nicht schaffen werde, wenn ich nicht bald endlich eine Agentur finde, die mir die berühmten drei- bis vierstelligen Vorschüsse vermittelt ...

Aber da bin ich wohl ein bisschen wie die Kollegin, von der du erzählst, und weniger sicherheitsorientiert. Solange ich mir für die kommenden Monate noch keine großen Sorgen machen muss, kämpfe ich weiter. Im Notfall müsste ich eine Elternzeitvertretungsstelle in meinem alten Job suchen und wieder sparen, und da gibt es momentan recht viele, vielleicht gibt mir das auch ein bisschen Ruhe und Sicherheit?

So oder so zünde ich jeden Abend eine Kerze an und lächele, weil ich den Mut hatte, es wenigstens zu versuchen und weil es toll ist, jeden Tag zu schreiben. Natürlich zahle ich dafür einen Preis. Aber er ist es wert. Und wenn der Preis stattdessen Reichtum und Berühmtheit wäre ... Wäre sicher auch nicht leicht, im Gegenteil, gibt ja jetzt schon Leute, die mich kennenlernen und darüber witzeln, dass sie jetzt jemand Berühmtes kennen, das wäre garantiert in größerem Maßstab ein Alptraum. Aber trotzdem. Wenn das nötig wäre, um eben ein ausreichendes Maß an Sicherheit zu haben, um weiterschreiben zu können ... Wäre es das nicht auch wert?


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