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Teil 8 Die neue Idee


 
 
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teccla
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 66
Beiträge: 160
Wohnort: Costa Blanca


Was suchst Du in Madagaskar?
Beitrag22.03.2008 11:21
Teil 8 Die neue Idee
von teccla
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eines Nachmittags, wir waren mit Fanja im „Buffet d´Jardin“ verabredet, warteten wir unter den großen Sonnenschirmen. Mit einem kühlen Getränk konnten wir die Mittagshitze gut überstehen. Dem bunten Treiben auf der Hauptstraße zusehend, blieben wir auf der Terrasse des kleinen Cafes unbehelligt. Immer wieder kamen Händler an den Zaun, suchten Blickkontakt und machten auf ihre Waren aufmerksam.

An einigen Tischen saßen einzelne Damen, die nicht lang allein blieben. Sobald weiße Männer Platz nahmen, wurde Kontakt aufgenommen und das Gespräch gesucht.
“Das sind Professionelle.“ stellte Jan fest.
“Ja?“ Sebastian betrachtete sie aufmerksam. Als sich dann ein junges Mädchen mit maximal 18 Jahren zu einem fetten Herrn setzte, der locker ihr Opa sein konnte, verzog er angewidert das Gesicht. Fanja ließ auf sich warten.

Im Schatten saß es sich gut. Wir schnatterten aufgeregt. Die Bäume am Café blühten und der Himmel verwöhnte uns mit einem wolkenlosen Blau.
Endlich kam Fanja, sie hat Eva, eine Hamburgerin, getroffen und die Runde am Tisch wurde größer. Eva war Videoproduzentin in Hamburg und seit mehr als zehn Jahren sehr erfolgreich.
Auf den Nachbartisch achten wir nicht mehr.
Eva berichtete von ihrer Reise quer durch Madagaskar.

Ein Madagasse trat an unseren Tisch. Er war älter und Eva begrüßte ihn sehr erfreut. Sie stellte ihn vor. Es war Ravolo, ein Valihamusiker. Auf der Weltausstellung in Hannover hatte er mit seiner Musik die Präsentation von Madagaskar unterstützt.
Eine Valiha ist ein Zupfinstrument. Ein rundes Holz, auf dem Saiten gespannt sind. Die traditionelle Musik von Madagaskar bringt dieses Instrument sehr häufig zum Einsatz. Eva hatte von Ravolo und seiner Gruppe ein Video gedreht. Ravolo hatte noch andere Termine, bedankte und verabschiedete sich bald.

“Wie weit seid ihr mit der Firma? Wollt ihr nun in Tana bleiben?“ fragte Eva.
“Du, das wissen wir noch nicht. Wir wollen Kunsthandwerk exportieren. Ich habe noch keinen Plan, ob wir hier bleiben. Eigentlich bekommt man hier alles, was man braucht und man könnte das Kunsthandwerk auch von hier aus versenden.“
“Wir haben noch keine Preise, ich hab's ja schon vor einer Woche gesagt, dass wir auf den Artisanmarkt gehen müssen.“ Schaltete sich Jan ein. („Artisan“ ist Kunsthandwerk)
“Das Visum war erstmal wichtiger“ fuhr ich ihm über den Mund.

“Aber ich kann mir nicht vorstellen, hier zu leben. Ich würde mich am liebsten erstmal im Land umsehen.“
“Das kostet Geld und viel Zeit. Und immer mit drei Leuten herumreisen, das ist zu umständlich.“ meinte Jan lapidar. Ich horchte auf, schaute ihn an. Hätte er gesagt, mit Katze zu reisen und viel Gepäck, hätte ich ihm zugestimmt, aber „mit drei Leuten“? Seit wann waren wir ihm zu viel?

Eva war einige Tage in Mahajanga und erzählte begeistert: „Du, dort ist es richtig schön, das hat mir so gut gefallen. Diese Stadt hat was.Dort könnte man ein Internetcafe eröffnen. Das würde bestimmt laufen. Hier in Tana gibt es ja auch jede Menge. Also scheint es auch Bedarf zu geben.“
“Und wie viele Internetcafes gibt es dort bereits?“
“Ich habe dort nur eins entdeckt und das war sehr ungemütlich. So wie alle hier. Aber teurer als hier in Tana, ich glaube 400 FMG pro Minute und die Verbindung war ziemlich langsam.“
“Ja, das wäre eine gute Geschäftsidee. Hört sich auf jeden Fall interessant an. Das sollten wir mal durchrechnen.“ überlegte ich.

Dieser Gedanke ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Wir hatten 3 Laptops und noch 3 Computer im Transporter, der gerade mit dem Schiff unterwegs war. Damit hatten wir 6 PC´s für den Anfang, das war doch nicht schlecht. Aber für die Kalkulation musste ich die Kosten erfahren, die monatlich anfallen. Erst dann könnte man sehen, ob man davon leben kann.
“Also hier in Tana würde sich ein Internetcafe auch lohnen, es sind mehr Leute da, die sich das leisten können und auch mehr Touristen.“ meinte Jan.

“Aber Majunga ist viel schöner zum Leben, also hier in Tana würde ich nicht bleiben.“ entgegnete Eva.
“Ich möchte auch nicht in Tana leben, aber ich kenne Majunga noch nicht. Wir müssen uns die Stadt erst mal ansehen.“
“Glaub mir das lohnt sich. Ich finde diese Stadt ist im Gegensatz zu anderen Städten sehr sauber, viel ruhiger und gemütlich… Also ich finde es toll dort und an die Westküste wolltet ihr doch sowieso.“

“Also erst einmal selbst hinfahren und anschauen. Dann sehen wir weiter.“ Aber der Gedanke gefiel mir und ließ mich nicht mehr los.
Nach diesem Treffen mit Eva, kreisten die Gedanken immer wieder um diese Geschäftsidee.

“Die vielen kleinen Internetcafes in Tana sind gut besucht, Jan. Ist nicht mal schlecht die Idee. Der Bedarf ist anscheinend da.“
“Ja, hier in der Hauptstadt, aber ob es in der Provinz auch so ist?“ überlegte Jan.
“Computer können sich die wenigsten leisten. In den Internetcafes werden auch normale Texte geschrieben, ausgedruckt, selbst Semesterarbeiten habe ich gesehen.“ ergänzte Sebastian.
“Hat nicht Eva erzählt, dass es dort eine Universität gibt? Dann gibt es auch Studenten.“

“Aber Mama, von Semesterarbeiten kannst du nicht leben.“
“Sicher nicht, aber Studenten recherchieren vielleicht im Internet nach Informationen.“ Wenn schon die Universität selbst ein Internetcafe hat…
“Ist euch schon aufgefallen, dass hier jeder ein Handy hat?“
“Ja, sogar mit Kette um den Hals hängen“ lachte Sebastian.
“Aber du weißt ja selbst, die haben alle keine Credits. Die Handys sind nur zum Angeben da. Müssen schön blinken und auf dem Tisch liegen. Mehr nicht. Die Einheiten sind teuer und man lässt sich eben anrufen.“
“Genau“, stellte Jan fest. „deshalb wird die Kommunikation per Mail und per Chat wesentlich kostengünstiger und interessanter sein.“
“Auch ein Argument FÜR ein Internetcafe“ sagte ich. Wir waren alle der Meinung, dass wir diese Idee weiter verfolgen sollten. Nur blieb die Frage, WO wir uns niederlassen würden.

Die Westküste sollte es sein, denn das Klima dort versprach den ewigen ungetrübten Sommer. Es sollten dort weniger Zyklone vorbei kommen und wenn wir schon auf einer Insel leben, dann wollte ich unbedingt in die Nähe der Küste...ans Meer.
“Also lassen wir den Fred die Firma mit Kunsthandwerk noch nicht gründen?“
“Nein, besser wir warten noch ab.“ Sebastian nickte zustimmend.
“Damit ist auch die Wohnungssuche vom Tisch?“ fragte Sebastian.
“Ja, warum sollte ich jetzt hier eine Wohnung suchen?“
“Weil das Hotel auf Dauer zu teuer ist.“ sagte Jan in einem schroffen Ton.
“Das ist richtig, aber wenn ich in Tana nicht bleiben will, dann miete ich hier auch keine Wohnung!“ antwortete ich unwillig.
“Warum nicht? Das ist doch nur Sturheit und Bequemlichkeit!“

“Nein, so sehe ich das nicht. Wenn ich eine Wohnung oder ein Haus miete, dann brauche ich ein Bett für jeden usw. Stühle, einen Tisch usw. Das kostet auch erstmal Geld. Und wenn wir dann in eine andere Stadt ziehen, muss ich den Transport der Möbel auch bezahlen. Dann ist es doch besser, so schnell wie möglich, den Ort zu finden, an dem wir bleiben wollen und dort dann eine Bleibe zu finden. How, das war das Wort zum Donnerstag.“
Jan verzog das Gesicht und rollte die Augen. „Na, auf mich hört ja keiner.“ war sein abschließender Kommentar.

Wenige Tage später rief Eva an. Wir wollten uns treffen. Ihr Urlaub ging dem Ende zu. Der Rückflug stand vor der Tür. In der Stadt trafen wir uns in einem kleinen Café. Eva sah erholt und glücklich aus.
“Eva, mit welchen Gedanken wirst du heim fliegen?“
„Angela, ich komme auf jeden Fall wieder. Das Land ist so schön… Viel schöner und sauberer, als ich erwartet hatte. Auch moderner.“
Als sie mein ungläubiges Gesicht sah, ergänzte sie: „Du weißt doch, ich lebte eine Zeit lang in Afrika und habe dort einige Länder gesehen. Ich hatte den gleichen Maßstab an Madagaskar angelegt. Aber ich muss dir sagen, Madagaskar ist weit aus schöner als Afrika. Es hat viel mehr zu bieten. In Afrika hast du nie alles zusammen. Hier ist es schöner zum Leben und wesentlich sauberer. Außerdem ist es für einen Europäer doch nicht ganz so schlimm sich anzupassen.“
“Hm ... Was hast du dir denn alles angesehen?“

“Ich war kreuz und quer im Land unterwegs.“ berichtete sie aufgeregt. Überall, aber in Mahajanga hat es ihr am Besten gefallen. „Und eins verspreche ich dir: Ich komme zurück.“
Eva nahm Abschied. Von nun an blieben wir per Email in Kontakt.

Es war immer wieder ein seltsames Gefühl, wenn Freunde abreisten, weil der Urlaub endete und ich blieb hier. Es war für mich das neue Leben.
Kein Urlaub, sondern Alltag. Etwas Angst stellte sich ein, aber auch sehr viel Freude. Ich musste diesen Sommer nicht gegen den deutschen Alltag eintauschen.



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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag22.03.2008 17:57

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Trotzdem du mir meine Frage noch nicht beantwortet hast, lese ich deine Geschichte weiter. Von Rechtschreibung und was sonst noch dazu gehört, habe ich nicht viel Ahnung. Aber die Geschichte ist gut und es wird bestimmt noch mehr kommen. Der Ehrlichkeit halber, muss ich dir sagen, dass ich deine Geschäftsidee wahnwitzig finde. Glaube kaum, dass man damit Geld verdienen kann. Lasse mich gern eines Besseren belehren. Surprised

Hardy
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Gabi
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Wohnort: Köln


Beitrag22.03.2008 18:11

von Gabi
Antworten mit Zitat

Ich denke, der Text ist autobiographisch. Von daher werden wir ja noch erfahren, was es mit der Geschäftsidee auf sich hat. Wink
Lese auf jeden Fall mit Begeisterung weiter.

L.G.
Gabi


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teccla
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Was suchst Du in Madagaskar?
Beitrag22.03.2008 20:52

von teccla
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Hardy,

welche Antwort bin ich dir schuldig geblieben?
Ich dachte, ich hätte alle beantwortet?

Ich kann dir zu deinem Kommentar an dieser Stelle noch nichts sagen, denn ich würde einiges vorweg nehmen und damit auch die Spannung reduzieren, was ich verständlicher Weise nicht möchte.

Vielen Dank für dein Verständnis.

Viele Grüsse euch beiden!
Schönes Osterfest
angela


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Lore
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Code Philomele
Frauenschicksale in einer Großstadt
Beitrag27.03.2008 19:55

von Lore
Antworten mit Zitat

Oah, in dieser Folge sehe ich also endlich auch andere Kommentatoren, ich dachte schon, nur mir wäre diese unterhaltende und informative Geschichte aufgefallen. Laughing

Die Geschäftsidee wurde also kurzerhand aufgegeben.

Da habe ich dann Probleme mit der Unbedenklichkeit mit der das geschieht.
Ich dachte, die Protag. - also Du - sei mit einem festen Konzept ins kalte Wasser gesprungen, las sich bis hahin so.

Lore


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teccla
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Wohnort: Costa Blanca


Was suchst Du in Madagaskar?
Beitrag27.03.2008 20:12

von teccla
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ja hatte sie, aber nix ist aus Stein. Vor Ort ergeben sich andere Fakten.
Dann muss man flexibel bleiben.

Liebe Grüsse
angela


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Lore
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Code Philomele
Frauenschicksale in einer Großstadt
Beitrag27.03.2008 21:12

von Lore
Antworten mit Zitat

Das sind dann die Unwägbarkeiten des Lebens.

Sie widerfuhren mir eher selten, ich bin der Typ mit einem enormen Sicherheitsbedürfnis, wäre also als Auswanderer niemals zu brauchen.

Lore


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