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Silberling

 
 
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Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3379
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag13.09.2015 19:00
Silberling
von Michel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Er hält den Schulterriemen seiner Tasche fest. Die Eiligen auf der linken Seite hasten die geriffelten Aluminiumstufen empor, als hinge ihr Leben davon ab, den ICE im Weichenvorfeld auftauchen zu sehen. Mit verbissener Miene rammen sie ihre Rollkoffer in hervorstehende Hacken. Oben drängeln sie sich durch die Menschentraube am Wagenstandsanzeiger, bevor sie in Richtung Erste Klasse verschwinden. Tacktack-tacktack. Das Klacken der Kofferrollen auf den Fugen durchschneidet den Lärmteppich aus aufgeregten Rufen, Lautsprecherdurchsagen, einfahrenden Zügen, Kindergeschrei und unzähligen Unterhaltungen. Das Pfeifen im Ohr wird wieder unerträglich sein, sobald er den Lärm hinter sich gelassen hat.
Noch bevor ihn die Rolltreppe auf den Bahnsteig spuckt, sieht er die Laufschrift direkt unter der Zuganzeige. Zugausfall. Lokschaden. Eine gelangweilte Lautsprecherstimme bahnt sich eine Schneise durch den Lärm. Er stellt sich etwas abseits und versucht, durch das Pfeifen im Ohr hindurch die Worte zu entziffern: Ersatzzug. Nahverkehr. Zweihundertvierzig Minuten. Er setzt sich auf eine der Bänke, die plötzlich frei geworden sind, und klammert sich an seine Tasche.
Schon die Hinfahrt war eine Tortur. Die bange Hoffnung, die ruhelos macht, und dicht unter der Oberfläche die Ahnung, dass es auch dieses Mal nichts wird. Die Anmeldung bei der unvermeidlich lächelnden Sekretärin, das Warten, die scheuen Blicke auf die Mitbewerber, Schümanns Stottern bei der dritten Frage und die Gewissheit, auch dieses Mal aussortiert zu werden. Erleichternd. Vernichtend.
Als er den Ersatzzug sieht, möchte er am liebsten auf der Bank sitzen bleiben. Er kennt diese Teufelswaggons. Schon als Schüler war er mit ihnen unterwegs. Die Beine unterhalb der kurzen Hose klebten an roten Kunstlederbezügen fest, und durch die weit geöffneten Schiebefenster toste die Sommerluft. Er saß abseits, verfolgte die verblassenden Linien des Holzimitats an der Stirnwand des Abteils und hoffte wider alle Vernunft, dass die Zugluft seine Peiniger von den Sitzen reißen und hinausblasen würde. Die Waggons sind längst verkehrsrot lackiert und die Sitze ausgetauscht, aber die Bauart 711 kann ihre Herkunft nicht verleugnen. Silberlinge bleiben Silberlinge, auch in rotem Kleid.
Die Passagiere springen auf, drängen sich in Trauben um die Eingänge, reißen die Türen auf und ergießen sich wie eine Sintflut in die Abteile. Bis Schümann zugestiegen ist, sind sämtliche Sitze belegt. Auch die Gänge dazwischen sind unpassierbar. So findet er sich im Zwischenabteil mit den Drehfalttüren wieder, eingekeilt zwischen einer Matrone mit zwei großen Koffern und einem Interrailer, von dessen Rucksack Kochgeschirr, Strohhut und zwei Turnschuhe baumeln. Als er das saugende Geräusch der pneumatischen Türschließung hört, ist es zu spät, die Ohren zuzuhalten. Mit dem Knallen von Niethämmern fallen die beiden Türflügel ins Schloss. Er zuckt zusammen. Zu dem Pfeifen in seinem Schädel gesellen sich ein zweiter Ton, eine etwas zu kleine Terz höher, und ein hohes Singen knapp unterhalb der Wahrnehmungsgrenze. Der Interrailer blickt sich ungerührt um. Zwei weiße Kabel führen zu seinen Ohren. Der Zug ruckt an.
Das ist kein Ersatzzug. Die Störungsstelle hat kurzerhand die Regionalbahn gekapert. Das wird Schümann klar, als der Zug nach sieben Minuten das erste Mal hält und ein Pendler hereindrängt. Im Zusteigen reißt er routiniert an dem rot lackierten Griff, der fünfundvierzig Grad nach innen zeigt. Drei Sekunden Abfahrtszeit gespart und keine Vorwarnung durch die Pneumatik. Die Tür knallt zu. Die Terz in Schümanns Ohr wird zum Tritonus.
Im Geist geht er die Strecke durch: Madern, Holzbach, Gütenfels, Eigenbach, Moorfeld, Teinhausen, Teinhausen-Nord, Überbach, Leifen, Oberholz, Hausen, Belan, Buckelfeld, Retingen, Heimersbach. Fünfzehn Pendlerstopps. Sein Magen krampft sich zusammen.
Durch die geöffnete Zwischentür sieht er die, die schneller waren. Sie umklammern ihre Taschen und blicken ins Leere. Der Pendler steigt in Holzbach aus und wird durch zwei Mädchen in knappen Tops ersetzt. Sie reißen beide Türflügel auf. Die Pneumatik zischt. Die Niethämmer schlagen. Das hohe Singen wird lauter. Noch dreizehn Halte.
Schümann fängt den Blick der Matrone auf. Hat sie ihn schon länger angestarrt? Sie sieht müde aus. Die Hängebäckchen ziehen ihre Mundwinkel nach unten, und die Haut über den Augen hat sich halb über die Lider gestülpt. Als sie sich in ihrer Beobachtung ertappt sieht, blickt sie reflexartig weg, aber dann greift sie in ihre Manteltasche. „Pfefferminz?“
Er starrt auf die angebrochene Packung. Weiße Großbuchstaben, Kursivschrift. Irgendwie anders als früher, vermutlich ein Relaunch. Aber unverkennbar lugt aus der bedruckten Banderole das zerknitterte Silberpapier, das er immer in Spiralen abzog, bis eins der Kaubonbons herausfiel.
„Gern. Danke.“
Sie reißt das Silberpapier spiralig ab. Das Kaubonbon ist warm und glatt. Er nimmt es in den Mund.. Wenige Augenblicke später hat seine Zunge den Belag aufgeraut und der frische Geschmack von Minze zieht durch seinen Rachen.
„Schmeckt gut.“
Ihr Lächeln schiebt die Hängebäckchen beiseite wie einen Vorhang. „Von der Arbeit zurück?“
Er schüttelt den Kopf. „Bewerbungsgespräch.“
Gütenfels. Die Mädchen steigen aus und öffnen beide Türen. Pneumatik. Dampfhammer.
„Und?“, fragt die Matrone nach. Ihre Augen haben eine undefinierbare Farbe, sie scheinen zwischen Braun und Grün zu changieren.
Schümann schüttelt den Kopf. „Nicht so gut.“
Sie verzieht das Gesicht, dann macht sie eine wegwerfende Bewegung. „Wer weiß, wozu es gut ist. Stellen Sie sich vor, Sie müssten jeden Tag hier fahren.“
Er nickt. War das Eigenbach? Der Sog, den die Zunge erzeugt, presst das Kaubonbon gegen den Gaumen, bis die Kruste aus Zucker und Minze zersplittert.
Als der Zug in Heimersbach einfährt, ist der hohe Ton verschwunden. Der Tritonus pfeift munter vor sich hin, aber irgendwie ist es egal. Vielleicht wird es eine große Terz, später.
Er nickt der Matrone zu und lässt sich durch die Doppelfalttür nach draußen spülen.

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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag14.09.2015 14:42

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

dein Text hat mir sehr gut gefallen!
(der Titel auch)

LG,
Seraiya


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Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
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Beitrag14.09.2015 18:29

von Literättin
Antworten mit Zitat

Der Silberling ist mein zweiter Favorit, weil er sprachlich sehr gut gearbeitet ist und in sehr reizvoller Weise detailgenau beschreibt, was geschieht.

Ein Highlight zum Beispiel stellt für mich der routinierte Pendler das, der ganz routiniert die Türmechanik austrickst. Das finde ich sehr schön beobachtet. Ohnehin macht es Spaß, diesen genauen Schilderungen zu folgen, die eine ganz eigene Atmosphäre erschaffen. Sehr dicht, sehr nachfühlbar und sehr gut in Szene gesetzt.

Die trübe Stimmung des Protagonisten ist deutlich und stimmig in dieser kleinen Alltagsszene.

Eine einzige Stolperstelle bildet für mich der Ausdruck Matrone in der Beschreibung der Pfefferminzfrau. Eine Matrone ist in meinen Augen eine ausladende, laute und in ihrer Art raumgreifende Frauenfigur, die dröhnend über andere hinweggeht und keine unscheinbare, alltagsmüde Frau in leicht vorgerücktem Alter, die ihn vielleicht versehentlich anstarrt und insgesamt doch eher freundlich zugewandt und verständnisvoll erscheint.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Pfefferminz, bei dem ich unfreiwillig schmunzeln musste, weil mir dieses Detail dann doch zu sehr wie ein Werbespot erschien.

Insgesamt zehn Punkte von mir für diese erstaunliche zwei-Stunden-Leistung.
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hobbes
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Moderatorin

Beiträge: 4292

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag14.09.2015 21:59

von hobbes
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Fange ich mal mit dem Titel an. Bisschen einfallslos, oder? Aber Moment, vielleicht ist das doppeldeutig gemeint? Der Zug versus die Silberlinge, die der Arbeitssuchende eben nicht hat? Aber hm, dazu ist es mir nicht zwingend genug.

Was vor allem auffällt: die Perspektive.
Hier
Zitat:
Schümanns Stottern bei der dritten Frage

fragte ich mich beim ersten Lesen: Aber wer ist jetzt Schümann?

Beim zweiten Lesen, ich wusste jetzt Schümann = Prota, fragte ich mich: Aber warum redet er jetzt von sich in der dritten Person?

Nein, das passt für mich nicht so recht zusammen. Wenn schon Schümann, dann muss er ganz am Anfang kommen.

Dann:
Zitat:
geriffelten Aluminiumstufen

Warum so kompliziert?

Und:
Zitat:
Das wird Schümann klar, als der Zug nach sieben Minuten das erste Mal hält und ein Pendler hereindrängt.

Woher weiß er (so sicher), dass das ein Pendler ist? Die haben ja nicht unbedingt ein Schild um den Hals hängen.

Ach, ich weiß nicht. Dass ich mich an so Zeug aufhänge, heißt eigentlich nur, dass ich den Text nicht mag. Und jetzt nach "Beweisen" suche, warum ich damit im Recht bin.

Vielleicht liegt es vor allem auch daran, dass vor lauter (Umgebungs)beschreibung der Prota in den Hintergrund rückt und Protas für mich nun mal das Wichtigste an einem Text sind.
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Rübenach
Geschlecht:männlichExposéadler
R


Beiträge: 2836



R
Beitrag16.09.2015 18:23

von Rübenach
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Trotz der Türen, die wie Dampfhämmer zuschlagen, eine leise Geschichte. Kein Spannungsbogen, keine typische Kurzgeschichte, eher eine Skizze oder ein hingehauchtes Aquarell. Themenstellung gut umgesetzt, auch der Titel passt.

Das einzige was mich stört, ist dieser Satz:
Zitat:
Die Anmeldung bei der unvermeidlich lächelnden Sekretärin, das Warten, die scheuen Blicke auf die Mitbewerber, Schümanns Stottern bei der dritten Frage und die Gewissheit, auch dieses Mal aussortiert zu werden.


Hier hab ich mich einen Moment gefragt, wo denn dieser Schümann plötzlich herkommt. Ich fände es besser, wenn ich entweder keinen Namen des Protagonisten erfahre oder ihn schon früher, vielleicht sogar im ersten Satz vorgestellt bekomme.

Fazit:
schöner Text, vermutlich 10 Punkte

Lustiges Autorenraten:
Kann es sein, dass diese Geschichte nicht nur im Personenzug spielt, sondern auch in einem geschrieben wurde?

Edit: Es blieb am Ende bei den zehn Punkten.


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Nihil
{ }

Moderator
Alter: 34
Beiträge: 6039



Beitrag17.09.2015 17:12

von Nihil
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Zitat:
sieht er die Laufschrift direkt unter der Zuganzeige. Zugausfall. Lokschaden.

Na da hätte die Bahn aber aufgerüstet, wenn sie seit Neuestem so genaue Gründe für die Verspätungen liefert, zumal auf der Anzeige. Da wird doch enthüllungsjournalistisch von „Störungen im Betriebsablauf“ gesprochen. Ne Kleinigkeit, versteht sich, denn insgesamt gefällt mir der Text ganz gut. Ein hypersensibler Mann kommt vom Bewerbungsgespräch, das er wohl wieder verhauen hat, und hat mit den Luftdruckunterschieden zu kämpfen, die bei ihm einen Tritonus Tinnitus erzeugen. (Tipp: Einfach nochmal mit der Bahn fahren, dann wirds ne Oktave.) Interessieren würde mich, wie Schümann bei Tunneln reagiert, die man hier vielleicht als Steigerung noch hätte nutzen können. Denn die Geschichte läuft am Ende ins Nichts. Das bisschen Pfefferminz wird Frust, Scham, Kopfschmerzen und Ohrensausen wohl nicht so einfach wegbügeln können. Klar, FFF, Zeit ist rar. Aber trotzdem wirkt es immer etwas eigenartig, wenn man nach einer gelungenen Problemvorstellung dann hört: Plötzlich war wieder alles tutti. Natürlich will ich nicht sagen, dass der Schümann mehr leiden müsste oder sowas. (Ich stelle ihn mir ohnehin als dünnen, aus Angst leicht gekrümmten Kerl tendenziöser Glatze vor. Das Leid ist implizit.) Aber der Tunnel könnte tatsächlich ein Klimax sein, der ihn an die Grenzen bringt und ihn dann vielleicht selbst erkennen lässt, dass die Absage ein Glücksfall war. Vielleicht hat er auch Platzangst, Angst im Dunkeln. Stelle ich mir nicht unlogisch vor. Auch der Titel scheint ihn zu beschreiben. Das macht die Überschrift zu einer der besseren im Wettbewerb.

Aber was gewesen sein könnte, ist vor allem bim FFF wenig entscheidend. Man merkt auch, dass du dich über die Beschreibung der Bahngleise in die Geschichte reingeschrieben hast und die es so nicht bräuchte, aber das sei doch glatt mal verziehen. Insgesamt ein entschiedenes: Joa.
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Drakenheim
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Beitrag19.09.2015 21:02

von Drakenheim
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Ohja, Abenteuerreisen Deutsche Bahn. Genießen Sie das Leben in vollen Zügen!
Ich erkenne den Zugtypen zwar nicht wieder, aber ich kenne den "Fensterplatz" zwischen den Gängen. Und ja, da nervt es, wenn die Türen gehen.

Themenvorgabe eingehalten, Präsens ohne Ich-Perspektive, obwohl ich mich bei der erste Erwhänung des Namens verwirrt gefragt habe, wer denn diser stotternde Schülman auf einmal ist.
Bei dem Titel hatte ich erst andere Erwartungen als einen umlackierten alten Zug.
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Nina
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Wohnort: Berlin


Beitrag19.09.2015 23:08

von Nina
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Dreiviertel der Geschichte dachte ich: Das hätte in der Ich-Form geschrieben sein sollen, anstelle der Er-Form. Es wirkt alles so distanziert und fremd. Dabei ist man ja mit ihm unterwegs, dem Schürmensch. Vielleicht war es ja so von Dir beabsichtigt. Möglich. Der oder die das hier geschrieben hat, kann beschreiben. Es liest sich flüssig. Gute Beschreibungen. Aber so richtig packt es mich nicht, ich vermute, das liegt an der distanzierten Perspektive. Dennoch eine gute Idee, die zu Ende erzählt wird. Thema ist entsprechend umgesetzt. Schön, dass Du mitgemacht hast!

Zitat:
Sie reißt das Silberpapier spiralig ab.


Das Papier, das von der Pfefferminzrolle abgerollt wird, dieser Satz, der hat mir sehr gefallen.


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Liebe tut der Seele gut.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag20.09.2015 16:45

von Constantine
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Bonjour!

Ich machs kurz:
Für mich der beste FFF-Beitrag im Prosa-Bereich. Du schreibst sehr nah an deinem Bewerber-Prota, lässt mich als Leser seinen ruinierten Tag mit der sehr anschaulich, detailreichen und dichten Szenerie am Bahnhof und während der Zugfahrt miterleben. Das Bernhard-Zitat ist prima in die Handlung eingeflochten worden und ich bin begeistert von deiner Idee, die zugeschlagene Türen-Thematik mit der pneumatischen Türschließung im Regionalzug zu verbinden. Sie fügt sich exzellent in deine Geschichte ein. Dir ist in der Kürze der Zeit eine runde, authentische und im positiven Sinne sehr alltägliche Geschichte gelungen, die mitzureißen vermag, fühlbare Charaktere besitzt und ich am Ende Schümann die Daumen drücke, dass sein Bewerbungsgespräch doch nicht so schlecht gelaufen ist, wie er annimmt.

Der im Titel erwähnte Silberling steht für den rot lackierten Regionalzug, mit dem dein Prota seine strapaziöse Rückfahrt-Tortur erlebt, und ist mMn eher unspektakulär gewählt, wobei ich dies eher als positiv ansehe. Du hast das "Symbol" gewählt, in welchem der Großteil der Handlung spielt, und für mich passt das sehr gut.

Du bekommst von mir die volle Punktzahl: douze points.

Merci beaucoup.

Constantine
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag22.09.2015 10:44

von Jenni
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Der Namenlose Protagonist (Tom? wink) fährt nach einem verpatzten Bewerbungsgespräch auf Probe im Pendlerzug und erlebt seine persönliche Hölle. Das und die Begegnung mit einer freundlichen Leidensgenossin trösten ihn über seinen Misserfolg hinweg.
Das Thema hast du gut umgesetzt, eine runde kleine Geschichte ist daraus geworden, und der Titel - wieder was gelernt und passt auch.

Ein paar Punkte wird das schon geben. Und zwar drei.
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Michel
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Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag23.09.2015 13:51

von Michel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hm. Ein Loser.  Ein Pfefferminz.
Die Zeit ist mir weggeglitten, sonst wären mir wohl einige Dinge aufgefallen: Dass der Name des Protag erst in der zweiten Hälfte auftaucht, beispielsweise. Dass die aufgereihten Türenknaller Längen haben. Dass die Geschichte noch nicht zusammengehalten wird wie Muskeln von ihren Faszien.
Doch, ich mag meinen Text, wie einen Freund, der ein wenig seltsam ist. Aber es ist sicher nicht mein bester Text.
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1444



Beitrag23.09.2015 14:10

von Jack Burns
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Sorry, ich kriege keine guten Kommentare hin. Deshalb von mir nur die Wertung. Ich hab mich an den Vorgaben und meinem Geschmack orientiert. Wenn beides passt gibt es Punkte.
Viel Glück!


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Monster.
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag23.09.2015 23:58

von tronde
Antworten mit Zitat

Hallo!
flüsiger Text, genaue Beobachtung; Innenleben und Tinnitus gut getroffen.
Zitat: Der Tag unabhängig vom Türenschlagen schon ruiniert, ist das tüpfelchen auf dem I.
Titel/Text: ja, Komt im Text raus, aber nachforschen musste ich trotzdem.

Tja, mal wieder ein guter Text, der für mich das Zitat nicht ganz trifft.

Grüße
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Merope
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 716
Wohnort: Am Ende des Tals
Der Goldene Käse


Beitrag24.09.2015 10:59

von Merope
Antworten mit Zitat

- Thema erfüllt: Knapp. Sehr knapp. Daher leider Punktabzug!
- Originalität: Sehr gut!
- Form: Sehr routiniert geschrieben. Ein paar Leerzeilen hätten mich aber trotzdem gefreut.
- Fehler: --
- Passt der Titel: Sehr prägnant
- Bleibt etwas davon im Gedächtnis: Text, Stimmung, Bilder
- Wie hat's mir gefallen: Sehr gut.
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag25.09.2015 12:07

von Piratin
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Hallo Inka,

In mir kommen Bilder auf von diesen alten Polstern und den Geräuschen - feines Kopfkino und detaillierte Umsetzung des Themas.
Sehr gerne gelesen,
Viele Grüße
Piratin


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Olifant
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Beiträge: 417
Wohnort: München


Beitrag26.09.2015 15:00

von Olifant
Antworten mit Zitat

Der Text wirkt auf mich technisch absolut einwandfrei. Mein Eindruck: da kann jemand richtig gut schreiben. Das Handwerkliche stimmt ganz eindeutig.

Der Text ist ja eher von der melancholischen Sorte. Wenn ich mich nicht komplett täusche, dann geht es darin tatsächlich „nur“ um ganz alltägliche Niederlagen, um’s Wiederaufrappeln und Weitermachen. Oder vielleicht auch darum zu erkennen, dass man schlechten Tagen noch Gutes abgewinnen kann.
Die Geschichte wird auf eine sehr dezente und subtile Weise erzählt.

Witzig finde ich auch, dass ich versucht habe herauszufinden, wo die Geschichte spielt und dabei entdecken musste, dass meine Suchmaschine die Ortschaften Madern, Holzbach, Gütenfels, Eigenbach, Moorfeld… im Zuglauf nicht findet.
Macht nichts, weil ich ja auch gleich nachschauen musste, welche Baureihe der Silberling ist. Und das ist nicht die 711. Ist aber Wurscht, weil’s darauf nicht ankommt.
Im Gegenteil. Der Autor glänzt hier mit Fantasie, die sich glaubwürdig echt anhört. Auch das will gekonnt sein.

Eine tiefere Botschaft erkenne ich nicht, aber die muss ja auch nicht immer sein. Richtige Ecken und Kanten, die eine Kurzgeschichte aufregend und spannend machen, fehlen, was ganz im Sinne des Autors war, nehme ich an. Der Text plätschert dadurch aber – sehr negativ ausgedrückt - so dahin. Auch das ist nicht unbedingt ein wirklicher Mangel.
Aber: Ein Mangel ist für mich leider trotzdem drin. Und zwar der, dass ich die Zitatvorgabe im Text nicht wiederfinde. Oder nur Rudimente davon.
Das finde ich schade, denn der Text hätte weit mehr Punkte verdient, als ich jetzt vergebe. Sorry Sad


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Liebe Grüße,

Olifant
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shatgloom
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Beitrag26.09.2015 16:38

von shatgloom
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Schöne Beschreibung einer nervigen Zugfahrt. Man kann sich gut hineinversetzen.
Das Thema kommt mir hier zu kurz. Das Pfeifen im Ohr hat der Prota schon, bevor irgendwo eine Tür schlägt. Scheinbar lösen auch andere Geräusche dieses aus.
Trotzdem ein Text, der mir gut gefällt. Reicht leider ganz knapp nicht in meine Punkteränge.
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halcyonzocalo
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Beitrag26.09.2015 18:20

von halcyonzocalo
Antworten mit Zitat

Hey, dieser Text gefällt mir ziemlich gut. In Hinblick auf die anderen Beiträge finde ich es beinahe erfrischend, mal einen Text in der dritten Person zu lesen. Besonders sprachlich empfinde ich diesen Beitrag als sehr gelungen. Das ist atmosphärisch sehr dicht und wird dem Bahnhofs- und Pendlertrubel sehr gerecht. Besonders das wiederkehrende Bild der Klänge im Kopf gefällt mir. Auch der nüchterne Titel passt sehr gut zum beschrieben Szenario, da er erstmal etwas Nichtssagendes, "Anonymes" an sich hat, was sehr gut zum beschriebenen Plot passt. Insgesamt also ein gelungener Beitrag, der bestimmt auch von meiner Seite aus bepunktet wird.

Edit: Ich habe deinem Text 8 Punkte gegeben. Mein Sieger stand mehr oder weniger direkt fest, bei den Plätzen 2-4 habe ich mich mit meiner Entscheidung sehr schwer getan. Letztendlich machst du mein persönliches Treppchen komplett. smile


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nebenfluss
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Beitrag26.09.2015 23:31

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Beeindruckend routinierte Schreibe. Da stecken eine Menge Details drin für nur zwei Stunden Schreibzeit. Den vom Lärm der Türen dirigierte Tritinus finde ich außerdem eine klasse Idee.
Der Titel ist aus meiner Sicht nicht der Rede wert, und natürlich ist das auch nicht gerade die aufregendste Geschichte in diesem Wettbewerb.
Insgesamt hat es für einen soliden sechsten Platz gereicht.
Gerne gelesen!


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Nathan Pascal
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Beiträge: 39



N
Beitrag27.09.2015 04:15

von Nathan Pascal
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Kommentar, kurz und subjektiv:

1. Inhalt und Sprache

Es ist kein Ich-Erzähler. Schockierend.
Wobei ich es als etwas unglücklich empfand, den Namen des Erzählers irgendwo mitten im Text einzustreuen, nachdem er lange Zeit nur "Er" war.

Ansonsten ein Text der mit starken Bildern und Impressionen das Leiden des öffentlichen Transportwesens heraufbeschwört, auch wenn es mir schwer fällt eine tiefere Bedeutung herauszulesen, die über diese Eindrücke herausgeht.
Die leichte Fixierung auf die akustischen Aspekte, im Zusammenhang mit dem Stottern des Erzählers könnte auf einen weiterführenden Gedanken hindeuten, der leider etwas an mir vorüberzugehen scheint.  

2. Thema und Titel

Eine etwas unkonventionelle Herangehensweise an das Zitat, dies auf Zugtüren anzuwenden, da diese nach meinem Verständnis nicht wirklich zugeschlagen werden, sondern sich selbst schließen (auch wenn man mit einem Hebel nachhilft.)
Die akustischen Signale als Leidfaktor sind nachfühlbar, aber auch nur bedingt auf ein Türenschlagen zurückzuführen.
Thema akzeptabel gestreift, würde ich sagen.

Der Titel ist da schon schwieriger. Klar, heute fährt der Erzähler mit diesem Modell, aber als Alltagsbeschreibung, die der Text für mich darstellt, gehören regelmäßige Zugfahrten zum Leben des Protagonisten und der Silberling ist mehr eine nebensächliche Anomalie, statt zentrales Thema.
Möglicherweise ist mein Wissen über Züge aber auch nur begrenzt, und die beschriebene Bauart gilt als besonders lautstark und hält damit doch mehr Relevanz?
Erscheint mir so leider relativ beliebig als Titel und nicht ausreichend auf den Text zugeschnitten, außerdem muss ich bei Silberling zuerst an Silbermünzen denken, nicht an Züge.

Wertung:
Im weiten mittleren Punktebereich, außerhalb der Konkurrenz gesehen, innerhalb betrachtet wird es sich zeigen aber in jedem Fall gilt meine Wüdigung für die starken Eindrücke des Textes.

So
Nathan Pascal
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag27.09.2015 14:21

von holg
Antworten mit Zitat

Gefällt mir. Die Beiläufigkeit. Die Art der Beobachtung. Schöner Text.

_________________
Why so testerical?
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Lilly_Winter
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 43
Beiträge: 250
Wohnort: Dortmund


Beitrag27.09.2015 17:16

von Lilly_Winter
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

mir gefällt wie du den Zug beschreibst und die Verbindung zum Prota schaffst, seine Abneigung. Während meiner Schulzeit musste ich auch mit diesen Dingern fahren (keine schönen Erinnerungen^^). Eine schöne kleine positive Wendung, wenn die fremde Frau ihm ein Pfefferminz gibt und durch den einfachen Satz „Wer weiß, wozu es gut ist. Stellen Sie sich vor, Sie müssten jeden Tag hier fahren.“ dem Ganzen einen neuen Blickwinkel verpasst. Gerne gelesen.

lg Lilly
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