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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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13.09.2015 19:00 Also – machen wir weiter von Jenni
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Der Erste ist immer Herr P. aus 8D. Postangestellter bestimmt oder Journalist. Ich kann die Sekunden zählen von vier Uhr dreißig an, stelle mir extra den Wecker. Wenn ich bei 47 bin, drüber, dann hasse ich ihn besonders, weil er mich hoffen lässt, eine um die andere Sekunde, und dann quietsch (er könnte die Tür auch mal ölen). Zwei, drei. Bumm. Heute nicht.
Ich koche Wasser auf dem Herd. Die ersten Luftblasen ertasten sanft die Beschaffenheit des metallenen Kessels, draußen ist es noch dunkel, nur in drei Fenstern Licht.
Aus 5B höre ich das Baby weinen, die ganze Nacht schon, das stört mich nicht. Ich mag Kinder. Sie nicht, sie mag das Baby nicht, sonst würde es sie nicht zu dunkler Stunde hinaus in die Kälte tragen, kein Wunder dass es da weint, bei der Aussicht. Heute aber nicht, ich mag Kinder.
Der Kessel pfeift, erst ganz zaghaft, noch unsicher ob es soweit ist. Ich höre meine nackten Schritte auf dem Küchenlaminat. Es ist soweit, ich fülle den Tee in das Sieb, lasse die Blätter einzeln hineinrieseln und gieße das Wasser darauf, das plätschert wie – ich spüre ein Bedürfnis.
Doch es ist soweit, im Flur halte ich inne, lausche. Es bleibt ruhig. Man wird im Elektrizitätswerk heute ohne 4D auskommen (müssen).
Im Bad ist es nicht ruhig, die Leitungen rauschen, jetzt stehen sie alle auf, alle auf einmal, stehen auf, stehen auf, duschen, putzen sich, stehen auf und strömen wie fleißige Ameisen in die Welt hinaus (heute nicht). Ich überspüle ihren Lärm und fliehe zurück in die Küche, an mein Fenster zum Hinterhof. Draußen Dämmerung und überall Licht, in allen Fenstern, wie eine Drohung. Nur im Treppenhaus bleibt es dunkel.
Frau D. aus 6A ist Lehrerin, am Gymnasium, da sollte man meinen, aber auch sie. Sechs Uhr fünfzig. Sechs Uhr einundfünfzig. Sieben Uhr zwei. Ein Lächeln breitet sich über mein Gesicht, das schmerzt, aber ich wehre mich nicht dagegen. Es geht mir nicht um Rache oder darum zu siegen (denn so fühlt es sich an, wie ein siegesgewisses Lächeln, aber das ist es nicht), über wen auch, es geht auch nicht um Freiheit, aber es geht schon um Gerechtigkeit. Gerechtigkeit, und wer sollte sie definieren. Ich nicht. Die Menschen sind nicht gleich (nur schlagen sie alle die Türen), wer sollte bestimmen, wie ihnen gerecht zu werden ist. Nicht ich. Darum geht es nicht. Vielleicht geht es nicht um Gerechtigkeit, eher um Diversität. Heute ist der Tag, an dem ihr die Türen nicht zuschlagt. Ich fülle meine Tasse noch einmal, der Tee ist jetzt lauwarm, und lade mir die aktuelle Ausgabe der Zeit herunter. Zeit. Zeitung lesen, Teetrinken und warten. Aber nicht darauf, dass die Türen schlagen, heute nicht, auch nicht 3B. Draußen ist es hell, ein schöner Tag. Nicht 3C. Nicht 4A.
Als ich im Treppenhaus Schritte höre, gehe ich zur Tür. Mein Blick fällt auf den Eimer mit der Silikonspritze. Ich räume ihn nicht weg. Ich öffne, bevor sie noch klingeln können. Ein Mann und eine Frau, sie haben immer eine Frau dabei, habe ich gehört, und diese schließt die Tür leise hinter sich. Ich lächle, siegesgewiss. Wo sie mich hinbringen, schließt man die Türen leise.
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
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14.09.2015 04:31
von Jack Burns
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Sorry, ich kriege keine guten Kommentare hin. Deshalb von mir nur die Wertung. Ich hab mich an den Vorgaben und meinem Geschmack orientiert. Wenn beides passt gibt es Punkte.
Viel Glück!
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2832
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R 14.09.2015 17:05
von Rübenach
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Psychiatrie/Psychotherapietext I*
(in alphabetischer Reihenfolge)
Die Themenvorgabe:
Es knallen keine Türen, aber knallende Türen spielen eine wesentliche Rolle. Intelligent gelöst. Metaphernwut: Keine. Titel: Naja
Die Story:
Prota, der/die sich immer an laut zugeschlagenen Türen störte, verschließt diese mit Silikon und hat - endlich - einen Morgen Ruhe, bis er/sie von zwei Personen abgeholt wird, die ihn/sie an einen Ort bringen, wo man die Türen leise schließt, also vermutlich in die Aufnahmestation eines psychiatrischen Krankenhauses.
Letzteres geht meines Erachtens zu schnell. Und zwar im doppelten Sinn. Sowohl, was die zeitliche Abfolge des Morgens betrifft (der Tee ist noch nicht ganz kalt, da weiß die Obrigkeit schon, wen sie abholen muss und wohin sie ihn/sie bringen muss) als auch inhaltlich. So schnell kommt niemand an den Ort, an dem die Türen leise geschlossen werden. In der Regel werden da zwei uniformierte Polizisten klingeln und erst mal feststellen, was überhaupt passiert ist. Ein paar Tage später kommt ein Schreiben von der Polizei und zunächst wird wegen groben Unfugs resp. Freiheitsberaubung ermittelt.
Die Sprache:
Nicht überzeugend. Die häufig verwendeten Klammern stören massivst, hier könnte man Gedankenstriche benutzen, oder Kommata, je nachdem. Zusammenhanglose Satzfolgen
(...) und gieße das Wasser darauf, das plätschert wie – ich spüre ein Bedürfnis.
Doch es ist soweit, im Flur halte ich inne, lausche. Es bleibt ruhig.
wechseln sich ab mit Schwurbeleien: Die ersten Luftblasen ertasten sanft die Beschaffenheit des metallenen Kessels Hier sehe ich nicht nur einen veritablen Perspektivbruch, sondern der Satz ist auch völlig unnötig für die Geschichte. Ein verschwurbelte Satz, der die Perspektive bricht und nichts wichtiges zum Text beiträgt. Also drei gute Gründe, ihn zu streichen.
Fazit:
Ein Text aus der Rubrik: So stell ich mir einen Irren vor.
Punkte: wahrscheinlich keine.
Edit: leider keine Punkte
*Grundsätzliche Bedenken:
Ist es legitim, einfach mal so in die Rolle eines Folteropfers, Gefangenen, Psychiatrieinsassen, Flüchtlings etc. reinzuschlüpfen, ohne diese Erzählhaltung in irgend einer Weise zu reflektieren? Ich habe damit meine Schwierigkeiten. Von der Legitimation abgesehen kann man an den Texten dieses Wettbewerbs gut sehen, dass dies auch nur in wenigen Fällen überzeugend gelingt.
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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14.09.2015 18:06
von Literättin
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Diese Geschichte vom verrückten Nachbarn, der die Türen der anderen Hausbewohner mit sanfter Silikongewalt verschließt, ist klar mein Favorit. Sprachlich gut gemacht, finde ich leicht den Einstieg in dieses kleine Drama, das sowohl spannend als auch amüsant und leichtfüßig daherkommt.
Sprache, Schreibstil und Inhalt passen gut zusammen. Runde Sache.
Das Thema der schlagenden Türen ist hier sehr gelungen verarbeitet und weder dem Zeitdruck geschuldete Notlösung, noch ins metaphorische abgedriftet. Im Gegenteil sind die schlagenden Türen der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, Anfang und Ende. Die Schlusspointe sitzt.
Allein der Titel schwächelt an der Stelle, wo ich ihn nicht schlüssig mit dem Inhalt, oder der Thematik verbinden kann. Für sich allen genommen gehört er meiner Ansicht nach aber zu den besseren Titeln im Wettbewerb, weil er weder verkrampft noch besonders erklärend ist, sonder so leichtfüßig, wie die Story selbst.
Eine Geschichte, die auch beim zweiten Lesen nicht verliert. Gerne mehrfach gelesen.
Von mir die volle Punktzahl.
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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14.09.2015 22:53
von hobbes
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Hm. Das ist also die Rätselgeschichte des Wettbewerbs. Na ja, ein klein wenig zumindest. Die vom Türenschlagen genervte Teetrinkerin (vielleicht auch ein Er?, wer weiß) spritzt die Türen der Nachbarn mit Silikon aus - oder macht irgendwas anderes mit dem Silikon, jedenfalls lassen sich als Folge die Türen nicht mehr öffnen. Und dementsprechend schlagen sie auch nicht mehr zu.
Jetzt das Rätsel: Woher wissen der Mann und die Frau (Polizisten?) bei wem sie klingeln müssen? Und woher diese Schlussfolgerung:
Zitat: | Wo sie mich hinbringen, schließt man die Türen leise. |
Weil die Frau die Tür leise schließt? Das wäre aber gewagt, vom Einzelfall aufs große Ganze zu schließen. Oder ist das "Türen leise schließen" ein mir unbekanntes Synoym für eine bestimmte Einrichtung?
Der Titel noch so ein Rätsel. Was will er mir sagen?
Dazwischen kleine Verwirrung. Hier zum Beispiel:
Zitat: | Heute aber nicht, ich mag Kinder. |
Erster Teil ist ja noch klar, heute wird sich die Tür nicht öffnen. Obwohl - so klar doch nicht. Bei "in die Kälte tragen" dachte ich zuerst an einen Balkontür. Aber wie soll Prota an die Balkontür rankommen?
Und was hat "ich mag Kinder" jetzt mit dem ersten Teil des Satzes zu tun? Ja, klar. Weil sie Kinder mag, verschließt sie die Tür. Aber das passt trotzdem nicht zusammen, von der Formulierung her. Und außerdem verschließt sie die Türen ja nicht, weil sie Kinder mag.
Komisch, wie das immer ist. Eigentlich mag ich Fragen, auch offene, aber das ist jetzt so ein Text, der quasi hauptsächlich aus Fragen besteht und kaum etwas verrät, jedenfalls nicht über die Prota.
Daher eher nichts für mich.
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Seraiya Mondsüchtig
Beiträge: 924
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14.09.2015 23:55
von Seraiya
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Hallo Inko,
der Text lässt mich etwas konfus zurück. Ich frage mich, ob er alle anderen einfach umgebracht oder nur die Türen bearbeitet hat.
Trotzdem, gefällt mir.
Der Titel ... hm. Dein Prota geht alles mit einer gewissen Ruhe an scheint mir. So auch das, was am Ende auf ihn zukommt und was er erwartet hat. Von daher passts.
LG,
Seraiya
_________________ "Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces." |
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Tjana Reißwolf
Alter: 63 Beiträge: 1786 Wohnort: Inne Peerle
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15.09.2015 00:40
von Tjana
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Den Text habe ich lange nicht verstanden. Weiß auch nicht, ob ich es jetzt tue.
Bis zur vorletzten Zeile stand die Frage: Was ist denn nun heute anders? Das klingt jetzt nach Spannung, war es aber nicht.
Siegessicher mit der Silikonspritze zu verbinden, hat ewig gedauert. Ah, ist er ihr Mörder oder so?
Schade, denn die Idee gefällt mir. (Nun, wo ich glaube, sie erkannt zu haben).
Der Titel klingt Viel versprechend, erfüllt sich im Text leider nicht.
_________________ Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein) |
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Lilly_Winter Eselsohr
Alter: 43 Beiträge: 250 Wohnort: Dortmund
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15.09.2015 20:15
von Lilly_Winter
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Hallo Inko,
ich werde meine Punkte erst verteilen, nachdem ich jeden Text gelesen habe. Ich versuche jeden Text unabhängig voneinander zu bewerten, wobei ich die Kriterien des Wettbewerbs beachten werde.
Negative Punkte bei meiner Kritik bedeuten also nicht automatisch, dass der Text von mir keine Punkte bekommt.^^
Zum Text:
Die anderen Mieter im Haus stören den Protagonisten, in dem sie jeden Morgen die Türen knallen. Das stört ihn so sehr, dass er sogar penibel sagen kann, wann wer das Haus verlässt. Beim ersten Mal lesen, dachte ich, er hätte sämtliche Mieter umgebracht, dadurch waren einige logische Fehler entstanden, aber dann habe ich begriffen (oder glaube es zumindest ^^), dass er die Türen lediglich zugeklebt hat. Jetzt bin ich kein Fachmann, kann also nicht sagen, wie effektiv Silikon dabei ist und nehme es einfach mal so hin.
Zitat: | Ich kann die Sekunden zählen von vier Uhr dreißig an, stelle mir extra den Wecker. Wenn ich bei 47 bin, drüber, dann hasse ich ihn besonders, weil er mich hoffen lässt, eine um die andere Sekunde, und dann quietsch (er könnte die Tür auch mal ölen). |
Das "drüber" hat mich verwirrt und ich habe einige Zeit gebraucht, um den Zusammenhang zu verstehen.
Zitat: | Die ersten Luftblasen ertasten sanft die Beschaffenheit des metallenen Kessels, draußen ist es noch dunkel, nur in drei Fenstern Licht. |
Ich bin hin und hergerissen, auf der einen Seite finde ich diese Beschreibung schön, auf der anderen Seite frage ich mich, woher weiß er das? Sehen kann er es nicht (Metallkessel), und das die Blasen sanft tasten?
Zitat: | Aus 5B höre ich das Baby weinen, die ganze Nacht schon, das stört mich nicht. Ich mag Kinder. Sie nicht, sie mag das Baby nicht, sonst würde es sie nicht zu dunkler Stunde hinaus in die Kälte tragen, kein Wunder dass es da weint, bei der Aussicht. Heute aber nicht, ich mag Kinder.
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Ich mag die Wiederholung, dass er Kinder mag^^
Zitat: | Der Kessel pfeift, erst ganz zaghaft, noch unsicher ob es soweit ist. Ich höre meine nackten Schritte auf dem Küchenlaminat. Es ist soweit, ich fülle den Tee in das Sieb, |
Das markierte ist für mich überflüssig.
Zitat: | Man wird im Elektrizitätswerk heute ohne 4D auskommen (müssen).
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Der Satz gefällt mir.
Zitat: | Frau D. aus 6A ist Lehrerin, am Gymnasium, da sollte man meinen, aber auch sie. Sechs Uhr fünfzig. Sechs Uhr einundfünfzig. Sieben Uhr zwei. Ein Lächeln breitet sich über mein Gesicht, das schmerzt, aber ich wehre mich nicht dagegen. Es geht mir nicht um Rache oder darum zu siegen (denn so fühlt es sich an, wie ein siegesgewisses Lächeln, aber das ist es nicht), über wen auch, es geht auch nicht um Freiheit, aber es geht schon um Gerechtigkeit. Gerechtigkeit, und wer sollte sie definieren. Ich nicht. Die Menschen sind nicht gleich (nur schlagen sie alle die Türen), wer sollte bestimmen, wie ihnen gerecht zu werden ist. Nicht ich. Darum geht es nicht. Vielleicht geht es nicht um Gerechtigkeit, eher um Diversität. Heute ist der Tag, an dem ihr die Türen nicht zuschlagt. Ich fülle meine Tasse noch einmal, der Tee ist jetzt lauwarm, und lade mir die aktuelle Ausgabe der Zeit herunter. Zeit. Zeitung lesen, Teetrinken und warten. Aber nicht darauf, dass die Türen schlagen, heute nicht, auch nicht 3B. Draußen ist es hell, ein schöner Tag. Nicht 3C. Nicht 4A. |
Dieser Abschnitt gefällt mir sehr gut.
Der letzte Abschnitt verwirrt mich etwas. Prota wird abgeholt. Polizei?Ärzte? Wahrscheinlich soll er in eine Klinik. Hier habe ich Probleme es zeitlich einzuordnen, sind wir noch beim selben Tag, oder ist bereits eine Zeit vergangen. Es erscheint mir auch ein wenig drastisch, jemanden gleich einzuweisen, weil er Türen zugeklebt hat (passt dann eher zu dem erst vermuteten Massenmord^^).
Dennoch gefällt mir Protas positive Einstellung am Schluss "Wo sie mich hinbringen, schließt man die Türen leise."
Der Titel gefällt mir gut und schließt für mich gut mit dem letzten Satz ab.
Ich konnte keine gravierenden Fehler entdecken, sauber gearbeitet.
Wenig Zeit, viel Text, Hut ab.
lg Lilly
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 715 Wohnort: Am Ende des Tals
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17.09.2015 17:24
von Merope
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- Thema erfüllt: Ja
- Originalität: Einfallsreich
- Form: Gut lesbar
- Fehler: Keine
- Passt der Titel: Überzeugt mich nicht wirklich: Bei etwas mehr Zeit wäre Dir sicher noch etwas Griffigeres eingefallen.
- Bleibt etwas davon im Gedächtnis: Mit dieser Silikonspritze auf jeden Fall
- Wie hat's mir gefallen: Gut!
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Drakenheim Eselsohr
Alter: 44 Beiträge: 389 NaNoWriMo: 50166 Wohnort: Burg Drakenheim Gelehrtenturm
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17.09.2015 19:03
von Drakenheim
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Thema gut eingehalten, Präsens stimmt auch.
Beim Titel bin ich mir nicht sicher, ob der passt. "Also - machen wir weiter". Stattdessen bricht deine Prota aus dem Alltagsgefüge aus, bis zur Abholung in die Klappse. Das ist so gar nicht die Kontinuität, die im Titel angedeutet wird.
Ich hab's trotzdem (und trotz Verständnisproblemen beim ersten Lesen) gern gelesen.
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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17.09.2015 23:15
von Nihil
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Deine Geschichte gefällt mir ganz gut. Die Protagonistin (ich sehe deutlich eine Frau vor mir, aber wird das Geschlecht überhaupt verraten?) ist von dem ständigen Türenschlagen ihrer Nachbarn genervt. Das hellhörige Apartmenthaus treibt sie gar in eine Zwangsneurose, den Tagesrhythmus jedes einzelnen Bewohners kennt sie. Ihre Lösung: Die Türen mit Silikon abdichten und so verriegeln. Das finde ich bis hierhin herrlich schrullig und sehr gut ausgeführt. Eine originelle Idee, die am Ende wohl leider irgendwie einen Abschluss brauchte, weil sich der Zeiger der realen Uhr nicht ohne Weiteres mit Silikon festkleben ließ, zumindest nicht mit sichtbarem Effekt. Dass das EI am Ende von zwei charmanten PflegerInnen abgeholt wird und auf eine ruhige Zukunft in der Gummizelle hoffen darf, schadet dem Einfall des Plots. Zudem wird sie wohl eher ins Gefängnis kommen, bei der Straftat und der zwar ausgeprägten, aber noch relativ milden Straftat. Dort wird sie dann eche Lautstärke erwarten. Ein Schönheitsfehler, aber keiner, der meine Wertung aber nicht zu sehr beeinflussen wird. Das Thema ist gut getroffen, dauerhaftes Türenschlagen, dass dem Erzähler an die Substanz geht. Hier als vergangenes Ereignis, aber treffender kann man das Thema nicht treffen. Den Titel sollte man auch übers Beglücken oder Bepechen entscheiden lassen. Naja, Schnellschuss um 20:58 Uhr nehme ich an. Ich nehme das Pech, dann halten die Punkte auch besser.(Für Silikon bin ich handwerklich zu unbegabt.)
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BlueNote Stimme der Vernunft
Beiträge: 7304 Wohnort: NBY
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19.09.2015 17:04
von BlueNote
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Nina Dichterin
Beiträge: 5012 Wohnort: Berlin
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19.09.2015 23:01
von Nina
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Zuerst dachte ich an ein Krankenhaus, dann ein Altenheim, dann eine Art "Irrenhaus". Es ist nicht klar, ob der, der erzählt, dort arbeitet oder selbst einsitzt. Ich vermute das zweite. (Der letzte Satz klingt sehr danach). So ganz steige ich nicht hindurch, vielleicht ist das Absicht. Eigenwilliger Stil. Schön, dass Du mitgemacht hast.
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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20.09.2015 16:26
von Constantine
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Bonjour!
Paranoia scheint den Prota anzutreiben und er macht den Eindruck, als würde er es ahnen, die ihn abholenden Personen erwartend, die ihn möglicherweise in eine Nervenklinik bringen werden.
Deinen Prota zeichnet ein sehr sensibles Gehör aus, er lauscht den Geräuschen der Leitungen, der zuschlagenden Türen, einem schreienden Baby und den nach und nach das Haus verlassenden Bewohnern, die sich waschen, putzen, duschen, bevor sie zur Arbeit gehen.
Spannend wird es bei er Andeutung, dass der Prota etwas geplant hat, um Gerechtigkeit wirken zu lassen. Worin sein Plan besteht, ist mir nicht klar geworden, wie er verhindern möchte, dass die Bewohner die Türen zuschlagen und da sehe ich leider etwas vergeudetes Potential der Geschichte.
Weiterer Kritikpunkt: Was ihm den Tag ruiniert, weiß ich leider nicht, denn wie gesagt, er scheint einen Plan zu haben, den er realisieren wird.
Mehr gaben die zwei Stunden nicht her und dennoch, was bis hierhin herausgekommen ist, ist für mich einen Platz in meiner Top Ten wert:
deux points.
Merci beaucoup.
Constantine
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2396 Wohnort: knapp rechts von links
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20.09.2015 18:06
von holg
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Ich habe keine Ahnung, was Prota mit der Silikonspritze gemacht hat, dass die Mitbewohner heute nicht mit den Türen schlagen. Da Prota abgeholt wird und an einem schönen, stillen Ort weiterleben darf, wohl etwas schlimmes.
Geschrieben ist das toll, die leicht verquere Sicht auf die Dinge bildet sich nach und nach immer weiter aus. Starke Geschichte, die nicht zuviel herausplappert.
Aber reden wir mal über die Spritze ...
_________________ Why so testerical? |
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tronde Klammeraffe
T
Beiträge: 522
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T 21.09.2015 23:06
von tronde
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Hallo!
Schöne Idee! ich sehe das Hochhaus vor mir, hellhörig. Es bleiben Fragezeichen beim mir, warum im den Haus alle die Türen so laut schlagen. Und wo bleibt das Geschrei der Eingeschlossenen? Hämmern gegen die Türen, auframmen etc.?
Den Philosophie-Teil hätte ich nicht bebraucht.
Mindestens ein Komma fehlt.
Titel/Text: Im Rahmen der Verneinung des Türenschlagens auch das Weitermachen verneint, also irgendwie schon.
Zitat: ja.
Der Idee wegen eher in der oberen Hälfte.
Grüße
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3373 Wohnort: bei Freiburg
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22.09.2015 12:59
von Michel
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Nie mehr Türenschlagen. Silikon dämpft den Lärm.
Den Text habe ich erst beim zweiten Lesen einigermaßen verstanden, und dann blieben für mich Logikfragen offen. Hat der/die Protag die Türen "zugeklebt"? Kein Türenknallen, weil niemand mehr die Tür aufkriegt? Dann müsste das Haus widerhallen vom Lärm der Eingeschlossenen. Oder hat er den Türen eine Art Stoßdämpfer verpasst? Wüsste nicht, wie das geht, bei geschlossener Tür. Vielleicht klingt das kleinkariert, aber das hat mich beim Lesen rausgeschmissen.
Sehr gern gelesen: Die knappe Zuordnung. Person A, 5B. Person B, 3C. Das hat einen schönen Rhythmus und erinnert mich an einen Text vom letzten Mal, in dem es um die Türen in einem Treppenhaus ging. Insgesamt gefällt mir der teils stakkatoartige Stil. Kurz, knapp, auf den Punkt.
Zwiespältiger Eindruck am Schluss. Ja, das ist eine schöne Eskalation der Situation, ein Gag und eine Auflösung des "heute nicht"-Rätsels, aber wegen des Silikons abgeholt werden? Das ist mir eine Nummer zu viel. Die Psychiatrie/das Abholen tauchen auch in anderen Geschichten oft auf, das wirkt abgedroschen.
Titel? Hm. Kriege ich nicht in Zusammenhang mit der Geschichte. Macht aber neugierig.
Fazit: Mich fangen der knappe Stil und die markante Zuordnung ein. Dafür punkte ich auch über Logikfragen hinweg. Gern gelesen.
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shatgloom Eselsohr
Beiträge: 372 NaNoWriMo: 27985 Wohnort: ja, gelegentlich
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23.09.2015 16:17
von shatgloom
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Was für ein bitterböser Gedanke, den Nachbarn die Türen zu verkleben, soweit ich das verstanden habe.
Offensichtlich hat hier jemand sehr unter dem Schlagen der Türen gelitten.
In dieser Geschichte weiß er sich zu helfen.
Die Sprache ist mir etwas zu blumig (Luftblasen ertasten sanft...), ist aber wohl so gewollt, vielleicht im Gegensatz zu dem harten Türenschlagen.
Jedenfalls eine außergewöhnliche Idee. Mir gefällt sie und deshalb landet der Text bei mir zumindest in der vorderen Hälfte.
Einzig der Titel kann mich jetzt nicht so überzeugen.
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Nathan Pascal Gänsefüßchen
N Alter: 30 Beiträge: 39
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N 25.09.2015 05:06
von Nathan Pascal
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Also - schreiben wir einen Kommentar, machen wir es kurz und subjektiv, viel zu bewerten und wenig Zeit:
1. Inhalt und Sprache
Sprachlich wie inhaltlich scheint mir der Text etwas wirr zu sein (wahrscheinlich dem Geisteszustand des Erzählers angemessen, dem Leser gegenüber macht es dies allerdings nicht einfacher, fürchte ich)
Beispielsweise: Das sanfte Ertasten von Luftblasen ist ein Eindruck, den ich dem Sehsinn zuordne, da ich es kaum hören oder riechen kann (fühlen wäre auch eher unpassend), allerdings lässt sich in einen Metallkessel der pfeifen soll, also unter Druck steht, meist schlecht hineinsehen, oder verstehe ich das falsch?
Dann: "das plätschert wie - ich spüre ein Bedürfnis".
Eh... mag ja wieder an mir liegen, aber ich werde daraus leider nicht klüger.
Und: Wieso ist es im Bad nicht ruhig? Welchen Lärm gibt es zu überspülen? Es läuft doch gerade darauf hinaus, dass niemand wach wird, oder?
Der letzte Abschnitt erklärt zwar einiges, was der Erzähler zuvor berichtet hat, aber vieles erscheint weiterhin wirr - sicher dem Erzähler angemessen, für den Leser aber, also zumindest mir, nur schwer nachzuvollziehen.
2. Thema und Titel
Der Erzähler hasst das Türenknallen. Definitiv. Soweit passt das Zitat, aber es fehlt ein wenig an Tiefe, warum und wie es diesen Charakter so sehr stört, dass er lieber zum Verbrecher wird, als es weiter zu ertragen (Gerechtigkeit - Diversität? Eh...?)
Der Titel? Sagt mir vor und nach dem Lesen des Textes nur wenig über den Text selbst und spricht von sich aus so ziemlich gar nichts aus. Ließe sich wahrscheinlich über grob 94% aller jemals geschriebenen Texte der Weltgeschichte setzen und es erlauben irgendetwas dahinein zu interpretieren. Entschuldigung.
Wirkt sogar für diesen speziellen Text eher kontraproduktiv (also den restlichen 6% zugehörig), da an diesem beschriebenen Tag die Dinge eben nicht weitergehen, sondern eher stehenbleiben oder einem endgültigen Zustand (zumindest einem längeren Stillstand hinter fest verschlossenen Türen) entgegenstreben.
Wertung:
Außerhalb der Konkurrenz gesehen irgendwo im guten unteren Punktebereich, innerhalb betrachtet wird es sich zeigen, unabhängig davon würdige ich die Mühe und Leistung des Verfassers / der Verfasserin unter dem Zeitdruck dieses Wettbewerbs.
Wertung von
Nathan Pascal
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Violet_Pixie Eselsohr
V
Beiträge: 410 NaNoWriMo: 20863
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V 25.09.2015 10:07
von Violet_Pixie
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Fazit: Not macht erfinderisch. Und alles im Leben hat Konsequenzen.
Kurz, knackig, angenehm zu lesen.
Thema gut umgesetzt.
Titel hätte stärker sein können.
LG
Violet
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halcyonzocalo Einsamer Trancer
Alter: 34 Beiträge: 1202 Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo
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26.09.2015 14:33
von halcyonzocalo
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Das ist ein merkwürdiger Text. Ich weiß ehrlich gesagt nicht so Recht, was ich damit anfangen soll. Besonders an der sprachlichen Gestaltung beiße ich mich. Die Struktubrüche in den Sätzen, die sich durch die ganze Geschichte ziehen - ich bin mir nicht sicher, ob ich das als gelungen empfinden soll (wenn es denn gewollt ist). Aber auch ansonsten finde ich den Schreibstil etwas "schizophren". Der flapsige Plauderton und zwischendrin dann plötzlich solch bildhafte Stellen (Stichwort Wasser kochen) - das beißt sich ziemlich.
Irgendwie bin ich auch nicht sicher, ob ich das Ende verstanden habe. Wo bringen sie den Typ denn hin? In die Klapse? Oder habe ich seinen Freitod übersehen? Wie gesagt: Ein sehr eigenartiger Text. Interessant, aber nicht so meins.
_________________ Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum. |
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Olifant Eselsohr
Beiträge: 417 Wohnort: München
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26.09.2015 15:14
von Olifant
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Das Zitat ist ersichtlich und wird am Ende sogar nochmals in abgewandelter Form zitiert wird. Zitat: | Wo sie mich hinbringen, schließt man die Türen leise. | Vorgabe für mich komplett erfüllt.
Mir gefällt die Art, wie das Zitat direkt in die Handlung eingebunden wurde und sogar irgendwie den Kern der Geschichte ausmacht.
Grammatik und Ausdruck werden recht gekonnt eingesetzt, wenn auch in einer etwas schwierig zu lesenden Form.
Das Kopfkino wird gerade zu Anfang sehr strapaziert. Man muss schon gut aufpassen, dass man nichts überliest und den Faden behält. Zitat: | von vier Uhr dreißig an, stelle mir extra den Wecker. Wenn ich bei 47 bin, drüber, dann hasse ich ihn besonders, weil er mich hoffen lässt, eine um die andere Sekunde, und dann quietsch (er könnte die Tür auch mal ölen). Zwei, drei. Bumm. Heute nicht | Hier ist gerade der Schluss der Sequenz kaum zu verstehen, wenn man das Ende der Geschichte noch nicht kennt.
Inhaltlich und von der Idee her insgesamt sehr gut gelungen. Auch formal natürlich. Dass ich geringfügig mit der Ausdrucksweise hadere, tut dem guten Gesamteindruck keinen großen Abbruch. Gefällt mir sehr
_________________ Liebe Grüße,
Olifant |
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