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Offenes Hoffen

 
 
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 4996
Wohnort: Berlin


Beitrag13.09.2015 19:00
Offenes Hoffen
von Nina
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Offenes Hoffen

Ich frage ihn, aber er wird nichts sagen. Vielleicht wird er traurig aussehen, wie beim letzten Mal, aber er wird nichts sagen. Bestimmt nicht. Es könnte eine zugeschlagene Tür werden, denke ich. Sein Schweigen auf meine Frage.
So hat alles angefangen. So. Genau so. Wir stehen auf dem Sandweg und neben uns die Felder. Weizenfelder. Darüber Sonne und ein blauer Postkartenhimmel. Dies könnte täuschen, denke ich. Dass alles gut ausgeht, weil alles gut aussieht. Doch dazu gehören zwei. Da reicht ein Postkartenhimmel nicht. Oder Weizenfelder. Ich frage ihn, denke ich. Im richtigen Moment. Offene Türen. Man soll hindurch gehen, wenn ... Er wird bestimmt nichts sagen, befürchte ich. Zugeschlagene Türen. Zugeschlagenes Glück.
So hat alles angefangen. Dass wir hier stehen, auf dem Sandweg, darüber Sonne und neben uns die Weizenfelder. Es wird vielleicht alles gut, hoffe ich. Doch dann sehe ich dich vor mir und in mir hämmert meine Angst. Frage ich ihn, oder frage ich ihn nicht?
Das Fragenstellen. Das hast du immer schon geliebt, sagtest du und dass Fragen wie Türen sind. Die Räume öffnen. Doch dann, als ich dich zum ersten Mal etwas fragte, sahst du plötzlich traurig aus. Als hätte es dich verletzt. Danach habe ich nach Worten gesucht, die dich trösten können. Und später habe ich mich gefragt, ob es gut ist, dass ich meine Fragen stelle, wenn sie dich so verändern können.
Dann hast du mir von Thomas Bernhard erzählt. Dass du ihn gerade liest. Das hast du wirklich gesagt. Du hast nicht gesagt: Ich lese sein Buch. Du hast gesagt: Ich lese ihn. "Mein Tag ist ruiniert, wenn jemand die Tür zuschlägt. Aber hier schlagen sie die Türen immer zu". Das war aus dem Buch. Der beschreibt mein Leben, hast du gesagt, dieses Zitat, das ist mein Leben.
Da wollte ich wieder etwas fragen, doch mir saß deine Traurigkeit noch im Herzen. Sie schmerzte. Also habe ich genickt. Scheiß Türen, habe ich gesagt. Da hast du gelächelt und auch genickt. Aber Fragen sind gute Türen, hast du gesagt. Ja, habe ich gedacht, manchmal sind Fragen gute Türen. Doch wie missverständlich doch alles sein kann was man sagt oder fragt. Man meint etwas, doch es kommt etwas anderes beim andern an. Und wie viele Worte es manchmal braucht, sich dann zu erklären und wie es manchmal hilft und manchmal das Missverstehen bleibt. Ich wünsche mir so sehr, dass du mich verstehst und auch meine Fragen.
Ich möchte nicht, dass meine Frage zur Tür wird, durch die du flüchtest. Es ist besser, ich frage dich nicht, ich kann dich einfach nicht fragen. Nicht jetzt, nicht heute, nicht hier, hinter uns das Feld, über uns der blaue Himmel und du lächelnd. Ich will es wissen. Also frage, ermutige ich mich. Besser nicht, denke ich gleich danach.
Plötzlich nimmst du meine Hand. Komm, lass uns hinsetzen, sagst du. Wir setzen uns an den Feldrand und schweigen. Ich weiß nicht, was ich reden soll. Überall blühen Kornblumen. Wilde Kornblumen. Ich höre dich neben mir atmen und mein Herz klopft so laut, dass ich Angst habe, du könntest es hören.
Postkartenhimmel. Weizenfelder. Idylle. Es könnte sein, dass alles gut ausgeht, denke ich. Ich erzähle dir, dass wir gerade das Mendelsche Gesetz in Bio durchnehmen. Bio, sagst du nur. Nichts weiter. Ich nicke und der Weizen nickt auch, als der Wind hindurch streicht. Meine Schuhe sind schmutzig. Du siehst hin, als könntest du hören, was ich denke, ich sehe dich an und schnell wieder weg.
Ich pflücke einen Grashalm, nehme ich ihn zwischen meine Finger, halte ihn an meine Lippen und beginne zu pusten. Es macht ein seltsames Geräusch. Wir lachen. Vielleicht sollte ich ihn jetzt fragen, denke ich. Ich kann nicht sprechen. Da legst du mir eine Kornblume aufs Bein. Ich mag blau, sagst du. Ich auch, sage ich. Über uns der blaue Himmel und die Sonne und hinter uns das Weizenfeld. Es könnte alles gut werden ...
Komm, sagst du plötzlich, stehst auf und nimmst meine Hand. Komm! Und dann rennst du los, hinein ins Feld, unter diesem blauen Himmel. Du rennst in die Idylle und ich bin an deiner Hand und wir lachen, als die Halme brechen.  Wir ziehen eine Spur durchs Feld und der Himmel ist immer noch blau. Ich bin außer Atem und weiß nicht, ob es deinetwegen ist oder weil wir unentwegt laufen und lachen. Komm, sagst du, wir schreiben deinen Namen ins Feld. Und du läufst weiter und wir lachen und halten uns an den Händen. Türen. Unsere Hände sind Türen, denke ich. Und über uns der blaue Himmel. Wir schreiben meinen Namen ins Feld. Da lässt du dich fallen und ziehst mich zu dir. Der Himmel ist immer noch blau. Die Sonne scheint und im Weizenfeld steht ein halber Name. Du und ich, wir liegen auf abgeknickten Halmen, halten uns an den Händen und unsere Hände sind Türen und mein Herz wummert wild. Ich möchte dich was fragen, sagst du plötzlich. Shhhh, antworte ich flüsternd, shhhhhh. Und dann nicken wir beide, lachen und drehen uns auf den Rücken. Ich liege in deinem Arm und über uns Sonne und ein blauer Himmel. Wir, inmitten des Weizenfeldes. Alles ist gut, sagst du. Mit dir ist alles gut. Und ich nicke und alles fühlt sich richtig an.

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Tjana
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 63
Beiträge: 1786
Wohnort: Inne Peerle


Beitrag14.09.2015 00:13

von Tjana
Antworten mit Zitat

Hallo flinke Feder,

dein Text berührt mich auch nach dem vierten Lesen noch. Dieses verwirrte Fragespiel im Kopf einer jungen Liebenden. Auf wunderbare Weise eingefangen mit den kurzen Sätzen. Herrlich, wie sich die Fragen mit Übersprunghandlungen
Zitat:
Ich pflücke einen Grashalm,

oder - wahrnehmungen  
Zitat:
Überall blühen Kornblumen
jagen. Genau so läuft es ab!
Gefühle sind nicht ausdrücklich benannt, sie schwingen vielmehr über dem gesamten Text. Und das sehr intensiv.

Auch Bilder mit so wenigen Worten in Kinoklarheit entstehen zu lassen, ist eine Kunst, die ich gern beherrschen würde. Nur ein Beispiel:
Zitat:
Ich nicke und der Weizen nickt auch, als der Wind hindurch streicht.


Besonders schön, dass am Schluss  das Happy End nicht mit der bangen  Frage, Es könnte alles gut werden ... , gezogen wird.

Ich muss die Favoritenliste noch einmal korrigieren, glaube ich ...


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Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten (Albert Einstein)
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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag14.09.2015 14:51

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

die Metapher mit den Fragen halte ich für eine ungewöhnliche und gute Idee.
Der Text hat mich dennoch leider sehr schnell verloren. Die vielen Wiederholungen und die immer wieder gleichen Ausdrücke für die Umgebung - das Weizenfeld, der blaue Himmel, fand ich ermüdend, obgleich sie auch zm Charme des Textes beitragen.


LG,
Seraiya


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"Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces."
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

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Beiträge: 4290

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Beitrag14.09.2015 22:15

von hobbes
Antworten mit Zitat

Hm. Offenes Hoffen. Verstehe ich leider überhaupt nicht, die Anspielung. Falls es eine ist. Überhaupt ist das mit dem Verstehen hier so eine Sache. Zuerst dachte ich, hier wäre von Vater und Kind die Rede. Nun ja, ist wohl eher ein Paar.

Und was ist jetzt die Frage, die wichtige? Oder die Fragen?
Ich habe keine Ahnung. Ist das wichtig, müsste ich es wissen? Ist es egal? Keine Ahnung.
Und warum darf er am Ende nichts fragen?
Und warum fühlt sich auf einmal alles richtig an?
Verstehe ich alles nicht.

Anders gesagt: ich finde keinen rechten Zugang zu der Geschichte.

Und dann auch noch Weizenfelder zertrampeln. Mein Papa hatte auch mal Weizenfelder. Weizenfelder zertrampeln geht gar nicht.

Noch mehr Kleinkram:
Zitat:
Doch dann sehe ich dich vor mir und in mir hämmert meine Angst. Frage ich ihn, oder frage ich ihn nicht?

Von dich zu ihn -> ergibt Verwirrung. Ist das jetzt noch dieselbe Person? In dem Fall müsste es doch "Frage ich dich ... " heißen?

Ach, nun ja. Ich habe das gerade schon anderswo geschrieben: Das ist wohl einfach kein Text für mich, deshalb suche ich nach Gründen, ihn guten Gewissens nicht mögen zu dürfen.
Pech für dich.
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Rübenach
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Beiträge: 2836



R
Beitrag15.09.2015 11:54

von Rübenach
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Aufgabenstellung:
Zitat:
Bleibe thematisch sehr eng an den vorgegebenen Zeilen von Bernhard - der Bezug zum Zitat muss inhaltlich klar und deutlich zu erkennen sein
.

Zwar nutzt der Text die Vorgabe als wörtliches Zitat, aber sonst gibt es die Türen als offene, zugeschlagene, gute nur metaphorisch. Außerdem wird Bernhards Tag nicht durch zugeschlagene Türen ruiniert, sondern durch den Akt des Zuschlagens. Ich erkenn also keinen inhaltlichen Bezug zur Vorgabe, erst recht keinen klaren und deutlichen.

Zum Text:
Auffallend, dass der Ich-Erzähler. der vermutlich eine Ich-Erzählerin ist, von "ihm" mal in der dritten und mal in der zweiten Person spricht. Ein Muster ist aber nicht erkennbar, zumindest kann ich es nicht erkennen. Zunächst hatte ich die Idee, die dritte Person käme immer dann zu Anwendung, wenn es um das "Fragen" geht, aber auch das geschieht manchmal in der zweiten Person. Hm.

Im Prinzip ist der Text gut gemacht, sicherlich fehlt das letzte Feilen, aber ist ja fff.

Punkte?
Keine Ahnung, wie ich die eklatante Nichterfüllung der Vorgabe bewerten soll. Würde ich dies überhaupt nicht berücksichtigen (was ich ganz sicher nicht tun werde), dann wären schon ein paar Punkte drin.

Edit:
Nachdem ich mich entschieden habe, Texte, bei denen ich die Themenvorgabe als nicht erfüllt betrachte, nur massiv abzuwerten, sie aber bei der Puntvergabe zu berücksichtigen, sind es drei Punkte geworden.


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Drakenheim
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Beiträge: 386
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Wohnort: Burg Drakenheim Gelehrtenturm


Beitrag19.09.2015 21:47

von Drakenheim
Antworten mit Zitat

Das ist ein hübsches Stück, locker geschrieben und doch schwer im Gehalt. Liebe, so empfindsam und auch empfindlich.

Auch bei dir sind es metaphorische Türen, keine realen. Ich sehe auch nicht unbedingt, das sie zugeschlagen werden.
Mit einer Frage zur falschen Zeit hat sie bei ihm eine Tür in seinem Kopf geschlossen, aber dann traut sie sich nicht, mit Fragen eine Tür nach draußen zu öffnen. Das Bild ist leider inkonsequent.
Tatsächlich denke ich, ohne die Türen ist dein Text viel schöner.
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Nina
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Beiträge: 4996
Wohnort: Berlin


Beitrag19.09.2015 23:17

von Nina
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Die Zeit war knapp. Idee gehabt, geschrieben, ausgebaut, gelesen, überarbeitet, gestrichen, gestrichen, gestrichen, huch! Abgabetermin! Eigentlich müsste ich noch ... *absenden* Ist bestimmt nicht nur mir so ergangen.
Wörtliche Rede habe ich nicht extra gekennzeichnet, es fließt alles im Text. Mal sehen, ob diese Wechsel vom Kopf, ins Feld, ins Fühlen, in die Idylle usw. nachvollziehbar oder zu verwirrend waren.


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Liebe tut der Seele gut.
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag20.09.2015 16:43

von Constantine
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Bonjour!

Du baust das Bernhardzitat und Gedanken deiner Protas dazu in deine Geschichte ein. Soweit ok.

Aber laut Aufgabenstellung:
Zitat:
(1) Halte deine Metapherwut im Zaum. Bleibe thematisch sehr eng an den vorgegebenen Zeilen von Bernhard - der Bezug zum Zitat muss inhaltlich klar und deutlich zu erkennen sein. [...]

behandelst du die darin erwähnte Türthematik mit deiner Verknüpfung, dass Fragen wie Türen sind, Fragen öffnen Räume und Türen, oder schlagen sie zu, zu sehr auf eine metaphorische Ebene. Es geht hierbei leider nicht um reelle Türen, sondern um Emotionen und ob diese erwidert werden oder nicht.
Deine Prota wird von einer Frage geleitet und ist unsicher, ob sie diese ihrem Freund stellen soll. Diese Frage, die eine verbildlichte Tür öffnen oder zuschlagen könnte, ist ein grundlegendes Thema deiner Geschichte und ich finde, dadurch verwendest du das Zitat zu sehr auf metaphorischer Ebene.

zu deinem Text:
Zitat:
Ich frage ihn, aber er wird nichts sagen. Vielleicht wird er traurig aussehen, wie beim letzten Mal, aber er wird nichts sagen. Bestimmt nicht. Es könnte eine zugeschlagene Tür werden, denke ich. Sein Schweigen auf meine Frage.
So hat alles angefangen. So. Genau so. Wir stehen auf dem Sandweg und neben uns die Felder. Weizenfelder. Darüber Sonne und ein blauer Postkartenhimmel. Dies könnte täuschen, denke ich. Dass alles gut ausgeht, weil alles gut aussieht. Doch dazu gehören zwei. Da reicht ein Postkartenhimmel nicht. Oder Weizenfelder. Ich frage ihn, denke ich. Im richtigen Moment. Offene Türen. Man soll hindurch gehen, wenn ... Er wird bestimmt nichts sagen, befürchte ich. Zugeschlagene Türen. Zugeschlagenes Glück.
So hat alles angefangen. Dass wir hier stehen, auf dem Sandweg, darüber Sonne und neben uns die Weizenfelder. Es wird vielleicht alles gut, hoffe ich. Doch dann sehe ich dich vor mir und in mir hämmert meine Angst. Frage ich ihn, oder frage ich ihn nicht?
Das Fragenstellen. Das hast du immer schon geliebt, sagtest du und dass Fragen wie Türen sind. Die Räume öffnen. Doch dann, als ich dich zum ersten Mal etwas fragte, sahst du plötzlich traurig aus. Als hätte es dich verletzt. Danach habe ich nach Worten gesucht, die dich trösten können. Und später habe ich mich gefragt, ob es gut ist, dass ich meine Fragen stelle, wenn sie dich so verändern können.
Dann hast du mir von Thomas Bernhard erzählt. Dass du ihn gerade liest. Das hast du wirklich gesagt. Du hast nicht gesagt: Ich lese sein Buch. Du hast gesagt: Ich lese ihn. "Mein Tag ist ruiniert, wenn jemand die Tür zuschlägt. Aber hier schlagen sie die Türen immer zu". Das war aus dem Buch. Der beschreibt mein Leben, hast du gesagt, dieses Zitat, das ist mein Leben.
Da wollte ich wieder etwas fragen, doch mir saß deine Traurigkeit noch im Herzen. Sie schmerzte. Also habe ich genickt. Scheiß Türen, habe ich gesagt. Da hast du gelächelt und auch genickt. Aber Fragen sind gute Türen, hast du gesagt. Ja, habe ich gedacht, manchmal sind Fragen gute Türen. Doch wie missverständlich doch alles sein kann was man sagt oder fragt. Man meint etwas, doch es kommt etwas anderes beim andern an. Und wie viele Worte es manchmal braucht, sich dann zu erklären und wie es manchmal hilft und manchmal das Missverstehen bleibt. Ich wünsche mir so sehr, dass du mich verstehst und auch meine Fragen.
Ich möchte nicht, dass meine Frage zur Tür wird, durch die du flüchtest. Es ist besser, ich frage dich nicht, ich kann dich einfach nicht fragen. Nicht jetzt, nicht heute, nicht hier, hinter uns das Feld, über uns der blaue Himmel und du lächelnd. Ich will es wissen. Also frage, ermutige ich mich. Besser nicht, denke ich gleich danach.
Plötzlich nimmst du meine Hand. Komm, lass uns hinsetzen, sagst du. Wir setzen uns an den Feldrand und schweigen. Ich weiß nicht, was ich reden soll. Überall blühen Kornblumen. Wilde Kornblumen. Ich höre dich neben mir atmen und mein Herz klopft so laut, dass ich Angst habe, du könntest es hören.
Postkartenhimmel. Weizenfelder. Idylle. Es könnte sein, dass alles gut ausgeht, denke ich. Ich erzähle dir, dass wir gerade das Mendelsche Gesetz in Bio durchnehmen. Bio, sagst du nur. Nichts weiter. Ich nicke und der Weizen nickt auch, als der Wind hindurch streicht. Meine Schuhe sind schmutzig. Du siehst hin, als könntest du hören, was ich denke, ich sehe dich an und schnell wieder weg.
Ich pflücke einen Grashalm, nehme ich ihn zwischen meine Finger, halte ihn an meine Lippen und beginne zu pusten. Es macht ein seltsames Geräusch. Wir lachen. Vielleicht sollte ich ihn jetzt fragen, denke ich. Ich kann nicht sprechen. Da legst du mir eine Kornblume aufs Bein. Ich mag blau, sagst du. Ich auch, sage ich. Über uns der blaue Himmel und die Sonne und hinter uns das Weizenfeld. Es könnte alles gut werden ...
Komm, sagst du plötzlich, stehst auf und nimmst meine Hand. Komm! Und dann rennst du los, hinein ins Feld, unter diesem blauen Himmel. Du rennst in die Idylle und ich bin an deiner Hand und wir lachen, als die Halme brechen.  Wir ziehen eine Spur durchs Feld und der Himmel ist immer noch blau. Ich bin außer Atem und weiß nicht, ob es deinetwegen ist oder weil wir unentwegt laufen und lachen. Komm, sagst du, wir schreiben deinen Namen ins Feld. Und du läufst weiter und wir lachen und halten uns an den Händen. Türen. Unsere Hände sind Türen, denke ich. Und über uns der blaue Himmel. Wir schreiben meinen Namen ins Feld. Da lässt du dich fallen und ziehst mich zu dir. Der Himmel ist immer noch blau. Die Sonne scheint und im Weizenfeld steht ein halber Name. Du und ich, wir liegen auf abgeknickten Halmen, halten uns an den Händen und unsere Hände sind Türen und mein Herz wummert wild. Ich möchte dich was fragen, sagst du plötzlich. Shhhh, antworte ich flüsternd, shhhhhh. Und dann nicken wir beide, lachen und drehen uns auf den Rücken. Ich liege in deinem Arm und über uns Sonne und ein blauer Himmel. Wir, inmitten des Weizenfeldes. Alles ist gut, sagst du. Mit dir ist alles gut. Und ich nicke und alles fühlt sich richtig an.


Für mich liest sich dein Text sehr langatmig und anstelle, dass mich deine Szene gefangen nimmt, langweilt sie mich zusehens mit der steten Redundanz von Formulierungen, Umgebungswiederholungen, Gesten (ich habe die mMn häufigsten Redundanzen beispielhaft markiert). Dadurch verliert die besonders wichtige Szene für deine Prota für mich an Prägnanz und anstelle, dass ich bei ihr bin und am Ende an ihrem Glück teilhabe, bin ich schon längst raus aus ihrem Erlebnis, handhaltend im Weizenfeld, mit der Sonne und dem Postkartenhimmel über ihnen, den fragenden Fragen, dem Nicken und Lachen und Türen. Ich denke, in dieser verkürzten Verdichtung mit sehr vielen unterschiedlichen wiederkehrenden Formulierungen zu arbeiten, um die Bedeutung der Szene für deine Prota zu verdeutlichen, kann schon zu viel des Guten sein und da wäre mMn eine selektivere, wiederholende Verwendung besser gewesen (z.B. erscheint mir das "du bist gut", "alles ist gut" bzw. "alles geht gut aus" wichtiger, als die x-te Erwähnung, dass sie sich in einem Weizenfeld befindet, die Sonne scheint und der Himmel blau ist), als das wiederholte Breittreten von mindestens acht Bildern und Formulierungen.
Hier wünschte ich mir einen strengeren Fokus, anstelle alles im Bild und der Szene als wichtig zu betrachten und dementsprechend mit überfrachteten Wiederholungen eher zu verwässern, als einen Schwerpunkt zu verdeutlichen.

Es tut mir leid, du bist nicht in meiner Top Ten:zéro points.

Merci beaucoup.

Constantine
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Ynishii
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 47
Beiträge: 355
Wohnort: Erde


Beitrag21.09.2015 11:41

von Ynishii
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Der einzige Beitrag, der wirklich hoffen lässt, zwischen so vielen traurigen, verrückten und verwirrenden Geschichten. Ein leuchtender Lichtfleck am Ende eines schwarzen Tunnels. Ein Kontrapunkt in einem Meer aus Melancholie. Danke! smile

_________________
Verehrt mich nicht an dunklen Orten. Tretet hinaus in die Welt und macht sie bunt. - Arthamos, Gott der Künste (auch »Der Bunte« genannt)

Ich kann beweisen, dass dem Schöpfungsprozess eine gewisse kreative Eigeninitiative innewohnt. - Dr. Aurora Fleming
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Literättin
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 58
Beiträge: 1836
Wohnort: im Diesseits
Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
Lezepo 2015 Lezepo 2016


Beitrag21.09.2015 15:58

von Literättin
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Irgend etwas geht für mich hier nicht auf. Das fängt beim Titel an, unter dem ich mir nichts vorstellen kann. Hoffen ist an sich ja schon keine geschlossene Angelegenheit: wer hofft, der sieht noch Möglichkeiten, die werden könnten. Es ist also ein offenes Gefühl und keines, das dicht macht.

Die Geschichte, die folgt, dreht sich um eine Frage, die irgendwie nicht gestellt wird, aus Angst, dass das Gegenüber dann metaphorische Türen schließt. Das hinterlässt mich leicht unmutig bis ungeduldig.

Es geht mir zu viel hin und her mit diesem Fragen-Thema und dem Türen-Thema. Ich kann nicht wirklich folgen. Sie zweifelt, denkt ständig über das Fragen nach und ob sie es tut oder nicht und er redet ständig von Türen.

Was die beiden jetzt aber zusammen hält, oder wieder -bringt, das bleibt mir ein Rätsel. Ich bekomme nur mit, dass sehr viel Angst und Unsicherheit im Spiel zu sein scheint. Letztlich frage ich mich aber dann als Leser, wozu all dies als Geschichte aufgeschrieben wird, wenn mir nicht ein einziges Mal der Inhalt dieser vermaledeiten gestellten oder auch nicht gestellten Frage, um die sich alles dreht, verraten wird.

Mir ist das zu viel Rätselraterei bei all dem Hin und Her.

Leider kein Punkt von meiner Seite.
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Jenni
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Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag22.09.2015 11:19

von Jenni
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Eine Liebesgeschichte unter blauem Himmel im Weizenfeld. Offenes Hoffen, weil Fragen Türen öffnen können, während die Antworten sie allerdings auch wieder schließen können - oder das Schweigen, in diesem Fall. Der Zusammenhang zwischen diesen Weisheiten und dem Thema bleibt mir etwas vage, denn womit ist der Tag also ruiniert, mit dem Schweigen? Und schweigt das Gegenüber immer? Dann kommt das für mich nicht rüber, eher im Gegenteil. Und dann: das Gegenüber ist es ja, das sich mit den Zeilen identifiziert, behauptet es jedenfalls, ohne zu erklären, was ihn so traurig macht. Wenn das der einzige Bezug sein soll(te), dann wäre mir das zu wenig. Mir bleibt das zu verworren, ebenso wie mir der Text unfokussiert erscheint und unkonkret. Interessante Gedanken sind darin und auch sehr schön erzählte Stellen, aber dann kreist wieder alles um sich selbst und wiederholt sich, und ich verliere den Anschluss (oder die Lust).

Ja, ich weiß noch nicht. Am Ende ein - immer noch etwas unentschlossener - Punkt. (Und das anhaltende Gefühl, hier etwas übersehen zu haben - was ich aber leider nicht berücksichtigen kann, solange ich nicht weiß, was es ist.)
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Nihil
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Beitrag23.09.2015 12:01

von Nihil
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Leider strotzt der Text vor Allgemeinheiten, die nichts bieten, außer einem abstrakten Nachdenken über das Zitat, das auch ziemlich platt in die Geschichte integriert wurde. Die Geschichte selbst erzählt dann von einer Liebesgeschichte, die durch ihre Höhen und Tiefen geht, die Türen als Metapher verwendet, was konkret von den Vorgaben ausgeschlossen bzw. eingeschränkt worden ist, und am Ende öffnet sich eine wunderschöne Tür in ein kitschiges Landschaftsbild, das all die Wonne der Liebesbeziehung noch einmal verdeutlicht. Das reicht mir leider nicht. Du hättest den Text lieber auf einen Absatz reduzieren sollen, und den dafür konkreter und ideenreicher ausgestalten sollen. Dein Beitrag scheint mir so geschmack-los im eigentlichen Sinn des Wortes zu sein. Er bietet mir nichts, schmeckt nach nichts. Tut mir Leid für die harten Worte, aber bis auf den Gleichklang im Titel, mit dem und Ähnlichem man mich immer schnell ködern kann, kann ich wenig finden, das mir gefällt.
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Michel
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag23.09.2015 13:47

von Michel
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Lyrisch. Schon in der Überschrift ein Daktylus.
Offenes Hoffen - aber auch offene Angst, vor dem Verlassenwerden, um die Gemeinsamkeiten. Dem Text ist es in wenigen Zeilen gelungen, mich einzufangen und hinunterzuziehen in eine Stimmung, in der Postkartenhimmel grau werden. Und dann der Schluss. Weniger Angst, mehr Wagen, mehr Offenheit. Das Ganze in Wiederholungen, die mir manchmal etwas zu viel wurden, aber wahrscheinlich fehlen würden, wenn man sie ersetzte.
Schöner Text, ich kann nicht erklären, warum. Und schöner Schluss. Offen.
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shatgloom
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Beitrag23.09.2015 14:55

von shatgloom
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Ich komme nicht dahinter, was sie ihn eigentlich fragen will.
Die Stimmung der Geschichte wird in diesem Text gut zu mir transportiert.
Was mich ein bisschen irritiert ist, dass mit dem Gegenüber mal in der 2. Person mal in der 3. Person kommuniziert wird.
Sprachlich gefällt mir der Text sehr gut, der Titel passt auch, aber das Thema finde ich nicht so glücklich umgesetzt. Zwar kommt sogar das volle Zitat vor und es tauchen eine Menge "Türen" in Form von Fragen oder Händen auf, aber mir fehlt ein bisschen das ständige Zuschlagen dieser Türen und die daraus resultierende "Ruinierung" des Tages.
Der Text landet bei mir ganz knapp nicht in den Punkterängen.
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tronde
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Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag23.09.2015 23:46

von tronde
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Hallo!
Wunderschöner Text über das Frisch-verliebt-sein. Herzrasen, trockener mund, Angst vor der Antwort, hach ...
Zitat: Es geht zwar um Fragen als Türen und die Angst vor einer zugeschlagenen Tür, aber im Sinne der Aufgabenstellung trotz Einbau des Zitats für mich eher nicht getroffen. Das Zitat scheint mir eher von einer Regelmäßigkeit und einer miesen Stimmung auszugehen.
Titel/Text: naja.

Mist, bisher von der Geschichte und der Sprache der Favorit, aber die formalen Kriterien ...

Grüße
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Merope
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 716
Wohnort: Am Ende des Tals
Der Goldene Käse


Beitrag24.09.2015 10:51

von Merope
Antworten mit Zitat

- Thema erfüllt: Ja.
- Originalität: Gut.
- Form: Ok.
- Fehler: Ein paar Kommata ...
- Passt der Titel: Ja.
- Bleibt etwas davon im Gedächtnis: Bilder. Stimmung. Gefühl.
- Wie hat's mir gefallen: Gut. Vielleicht ein wenig viele Wortwiederholungen. Manchmal kreist es schon sehr.
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5986
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
Podcast-Sonderpreis


Beitrag24.09.2015 21:48

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Eine Geschichte, die mich in ihrer Zartheit stellenweise durchaus agerührt hat, dabei aber auch einiges an Kitsch riskiert, vor allem gegen Schluss - was wiederum nicht unbedingt meins ist. Muss es auch nicht sein. Was mich aber ab dem zweiten Lesedurchgang sicher sein ließ, dass ich hier keine Punkte vergeben werde, war die Unverbindlichkeit des Textes, die mich erneut - abseits des sattsam Bekannten, siehe oben - mit einer Art Leerstelle im Kopf zurückließ. Worum war es nun eigentlich gegangen? Um Liebe sicherlich, doch wohl nicht unendlich allgemein, sondern vielmehr ausgesprochen speziell, den was könnte spezifischer sein als jemand, der zwei Sätze aus einem Buch zitiert und sagt: "Das ist mein Leben."?
Ja, ich denke, es ist dieser Punkt und das Aufdecken des Geheimnisses, das er mir verspricht - wie er das wohl gemeint hat -, an der dieser Text sich selbst überfordert. Du konfrontierst mich mit einem knotigen Wust Metaphorik rund um Türen, der am Ende selbst nicht aufgeht. Fragen werden allgemein als gute = offene Türen bezeichnet.  Schweigen wären dann schlechte, weil zugeschlagene Türen? Aber was hat die Prota denn nun gefragt und warum hat er es nicht beantwortet, obwohl er selbst unter den zugeschlagenen Türen leidet, und warum spielt das am Ende gar keine Rolle mehr? Spätestens in dem Moment, wo auch die Hände plötzlich Türen sein sollen, wird die Fadenscheinigkeit überdeutlich. Es war davor gewarnt worden. Sowas schreibt sich kaum überzeugend in zwei Stunden ...
der Vollständigkeit weise ich noch auf den Wechsel zwischen 2. und 3. Person beim Angebeteten hin. Hat zwar das Verständnis nicht weiter gestört, aber ich konnte dem andererseits auch keine eindeutige Absicht zuordnen.
Ganz unabhängig davon herzlichen Dank für deinen Beitrag zu diesem Wettbewerb.


_________________
"You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson)
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halcyonzocalo
Geschlecht:männlichEinsamer Trancer

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Beiträge: 1202
Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo


Beitrag26.09.2015 17:42

von halcyonzocalo
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In meinen Augen ein ziemlich gelungener Text. Mir gefällt diese Art der Erzählweise sehr gut. Kurze Ein-Wort-Sätze spiegeln gut die innere Unsicherheit des/der ErzählerIn wider. Die Szenerie ist hier wirklich greifbar, der Text ist also irgendwie sehr "bildhaft" geschrieben. Woran das genau liegt, kann ich gar nicht sagen, aber er ist sehr authentisch und irgendwie intensiv. Ein kleiner Makel ist vielleicht, dass das Bild des Himmels, der Felder und der Sonne doch ein wenig arg oft wiederholt wird - da wäre weniger mehr gewesen. Doch das trübt den ansonsten gelungenen Gesamteindruck nur wenig. Gefällt mir!

Edit: Mein persönlicher Sieger stand direkt nach dem Lesen fest. Bei den weiteren Platzierungen habe ich mich erwartungsgemäß wieder sehr schwer getan. Letztendlich habe ich mich dafür entschieden, deinem Text 5 Punkte zu geben. smile


_________________
Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum.
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Nathan Pascal
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Beitrag27.09.2015 03:19

von Nathan Pascal
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Okay, fassen wir uns kurz - schreibe ich nun schon zum wievielten Mal, ohne mich daran gehalten zu haben? - und kommentieren:

1. Inhalt und Sprache

Nebulös.
Das ist ein passendes Wort.
Das subjektive Erzählen dieser Erzählerin ist eben ein Subjektives, als solches ganz erfolgreich umgesetzt, objektiv betrachtet dadurch allerdings etwas schwer zu verfolgen - oder eher nachzuvollziehen - und gespickt mit einigen Wiederholungen, die den Text nicht weiter vorantragen oder bereichern, außer um eine gewisse Länge, finde ich zumindest.

Leider bleibt das meiste offenstehend und unbeantwortet, so wie die Gedanken einfach durch den Kopf der Erzählerin streifen.
Schöne Beschreibung subjektiven Erlebens, aber als Leser bleibt mir leider nur diesem Satz auf den Text bezogen zuzustimmen:

"Und wie viele Worte es manchmal braucht, sich dann zu erklären und wie es manchmal hilft und manchmal das Missverstehen bleibt."
 

2. Thema und Titel

Thema sehr metaphorisch aufgegriffen, wieder gegen die Vorgabe, wie ich sie verstanden habe - vielleicht sehe ich das auch etwas zu eng -, aber zumindest ist klar und eindeutig inwiefern diese zugeschlagenen Türen Leid verursachen.
Schwierig.
Titel beschreibt den Gefühlszustand der Erzählerin sehr treffend und gleichzeitig ebenso nebulös, in dieser Hinsicht passend und leider gleichsam unzugänglich und wenig fassbar.
Wieder schwierig.

Wertung:
Erneut ein Text, der es mir fast unmöglich macht, ihm Punkte nach dem geltenden System zuzuteilen. Ist er schlecht? Nein. Ist er gut? Kein echter Vergleich.

Ratlos
Nathan Pascal
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2395
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag27.09.2015 14:12

von holg
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Das ist ein wunderschöner Schwurbeltext. Erinnert mich an die späten Achtziger. Nicht nur, weil ich da auch "den Bernhard" gelesen und gefühlt habe.
Es ist die Art, dieses kreisende Erzählen, die damals sehr angesagt war. Dieses Kreisen um den Kern, den Sinn, den Grund, Die Frage ohne sie nie zu nennen und somit immer im ungefähren, im Unfassbaren zu halten, wohl geschützt vor der Banalität des Konkreten.
Dieser Text erinnert mich daran, wie es war, zwanzig zu sein.

Es schlagen keine Türen zu (auch nicht metaphorisch). Es sind keine Tage ruiniert. Der Präsens scheint mir nicht durchgehalten. Der Titel kommuniziert nicht mit dem Text. Schade. Denn es ist ein schöner Text.


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Lilly_Winter
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 43
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Wohnort: Dortmund


Beitrag27.09.2015 15:05

von Lilly_Winter
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Hallo Inko,

mir gefällt die Stimmung in deinem Text. Die Wiederholungen empfinde ich nicht als störend, sondern unterstützen dieses Bild.
Die Frage, die zu einer Tür wird, die Hand die zu einer Tür wird, gefallen mir gut. Der Text lässt sich gut lesen und es entstehen schöne Bilder.

lg Lilly
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 4996
Wohnort: Berlin


Beitrag27.09.2015 23:56

von Nina
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Hallo zusammen,

ich möchte mich kurz bei Euch für die vielen freundlichen, konstruktiven Kommentare und auch detaillierten Anmerkungen zum Text bedanken, wovon mir einige hilfreich sein werden, wenn ich ihn überarbeite. Muss ich mir alles noch mal genauer anschauen. Danke auch fürs Befedern! (Von 1 - 12 war alles dabei, toll!). Auch wenn der Text bis zur letzten Sekunde von mir überarbeitet und geschrieben wurde, ist es doch ein schönes Ergebnis geworden. Die Geschichte hat nicht alle erreicht, ein paar Stellen blieben unklar. Ich hatte schon vermutet, dass der Wechsel der Perspektiven (Kopf, Landschaft, Gegenüber, Gefühl) Schwierigkeiten bereiten könnte. Vielleicht muss ich das klarer herausarbeiten. Das mal fürs Erste. Danke an Euch!

LG
Nina


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