Lektorat

Aus Der DSFo.de Leitfaden
Zur Navigation springenZur Suche springen

Das Lektorat ist ein Oberbegriff für mehrere Schritte, in denen Manuskripte von Autoren durch einen Lektor druckfähig gemacht werden.

Das Lektorat eines Manuskripts besteht aus mehreren Durchgängen, in der Regel vier, die zumeist von verschiedenen Personen durchgeführt werden. Das erste Mal wird das Manuskript für den Kaufentscheid gelesen. Nach Vertragsunterschrift wird das sogenannte Strukturlektorat durchgeführt, bei dem mit Hilfe des Autors Kapitel oder Szenen gekürzt, weggestrichen oder ergänzt werden. Die dritte Stufe heißt Redaktion, dabei wird Wortwahl und Stil betrachtet. Wenn das Manuskript die beiden letzten Phasen durchlaufen hat, wird es dem Kopierlektorat oder dem Korrektorat übergeben, bei dem das Manuskript Zeile für Zeile, Wort für Wort, noch einmal durchgearbeitet wird.

Das Strukturlektorat betrachtet Plot und die Dynamik der Story. Welche Figur sollte noch stärker herausgearbeitet werden, welche weniger? Soll die Liebeszene intensiviert werden oder lieber herausgestrichen? Das sind die Fragen, die das Strukturlektorat bearbeitet.

Die Redaktion betrachtet Stil und Sprache. Ist die Erzählung Alters- und Genregerecht? Schwankt die Sprache unangemessen, zum Beispiel von Umgangssprache in gehobenen Stil und zurück? Gab es das Wort zur Zeit des historischen Romans überhaupt schon?

Das Korrektorat letztendlich führt eine Grammatik und Rechtschreibprüfung durch.

Freie Lektoren bieten oftmals nur ein Korrektorat mit etwas Redaktion an, da ein volles Lektorat durch eine Person alleine kaum zu bewerkstelligen ist.

Lektorat heute

Die obige Darstellung stellt den Idealfall dar, der wahrscheinlich nur in großen Verlagen (und auch dort nicht generell) durchführbar sein wird. Die meisten kleineren Verlage, auch die mittleren und großen, werden im allgemeinen von einem Lektor oder einer Lektorin genau das erwarten, was hier oben als "kaum zu bewerkstelligen" bezeichnet wird, nämlich dass ein und dieselbe Person alle diese Lektoratsarbeiten durchführt. Und das für ein relativ geringes Entgelt.

Früher waren Lektorinnen oder Lektoren beim Verlag angestellt, heute gibt es solche Stellen kaum mehr, weil die Verlage sich das nicht leisten können. Deshalb nimmt die Anzahl freier Lektorinnen und Lektoren immer mehr zu, die für wenig Geld dasselbe oder mehr leisten müssen wie ihre fest angestellten KollegInnen früher.

Das hat Einfluss auf die Qualität der Lektorate, wie man in heutigen Veröffentlichungen, auch von großen Verlagen, mit Leichtigkeit überprüfen kann. Das aktuell bekannteste Beispiel ist wohl die schnell zusammengezimmerte und übersetzte und offenbar kaum bis gar nicht lektorierte Biographie von Steve Jobs, bei der selbst ein großer und renommierter deutscher Verlag nicht in der Lage war, eine akzeptable Erstfassung abzuliefern.

Lektorat benötigt eigentlich Zeit und (mindestens) eine qualifizierte Person, die sich mit dem Fachgebiet des Buches oder dem Genre auskennt. Das wird heute oftmals als unbezahlbar oder auch unnötig erachtet, so dass die Qualität aktueller Lektorate immer mehr nachlässt und sich oftmals wohl auf das Einsetzen der Rechtschreibprüfung des Textverarbeitungsprogrammes beschränkt - wenn überhaupt. Das kann man den Lektorinnen und Lektoren aber kaum vorwerfen, denn wenn man den Verdienst ausrechnet, liegt der bei manchen unter Hartz-IV-Niveau.

Quellen und empfohlene Literatur

Bücher machen: Ein Handbuch für Lektoren und Redakteure

Isa Schikorsky, Aus dem Lektorat: 50 Tipps zum Schreiben und Veröffentlichen

Thedel von Wallmoden, Seiltanz: Der Autor und der Lektor

Ute Schneider, Der unsichtbare Zweite. Die Berufsgeschichte des Lektors im literarischen Verlag

Lektor im Buchverlag: Repräsentative Studie über einen unbekannten Kommunikationsberuf