Kurzgeschichte

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Eine Kurzgeschichte beschränkt sich auf die Erzählung eines Moments im Leben der Hauptfigur. Sie spiegelt alltägliches Geschehen wieder, präsentiert einen scheinbar gewöhnlichen Konflikt bis hin zu einer einschneidenden Situation im Leben der Hauptfigur/en. Eine Entwicklung der Figur findet nicht statt.

Die Einleitung

Auf einleitende Passagen sollte fast gänzlich verzichtet werden. In seltenen Fällen wird die komplette Geschichte auf einen kurzen Lehrsatz am Anfang aufgebaut. Generell aber wird der Leser direkt in die Handlung "geworfen".

Perspektive, Handlungsstrang

Die Kurzgeschichte erzählt sich selbst, beschreibende, erklärende Elemente haben keinen Platz. Das zu erzählenden Ereignis bzw. der erzählte Konflikt, wird durch Handlung bzw. Dialog vorangetrieben und verbleibt in einem Handlungsstrang, an einem Ort, in einer Zeitlinie. Gedanken finden wir so wenig wie möglich, Rückblenden gar nicht.

Der Leser sollte zu keinem Zeitpunkt mehr Einblick in das Geschehen haben, als der Erzähler. (guter Vergleich Film: beim Schreiben einer Kurzgeschichte führen wir Regie, bieten dem Leser weder unterstützende Untertitel noch den Erzähler aus dem Off. Der Zuseher erkennt die Geschichte und die Zusammenhänge nur aus Dialog oder Handlungen der Figur).

Beim Ich-Erzähler ist die Sicht sehr eingeschränkt und bietet sich somit gut an. Fällt die Wahl auf den Er-Erzähler, steht dieser in einer absolut neutralen Perspektive, er beschränkt sich auf die Wiedergabe seiner Beobachtungen und geht dabei nicht auf Gedanken oder Gefühle der handelnden Personen ein.

Spannungsbogen

Wie reagiert die Gattin darauf, dass eine fremde Frau in ihrer Küche steht? Der Leser muss von Beginn an, durchgehend bis zur Auflösung neugierig und gespannt sein, mitten in der Szene stecken. Lass den Leser teilhaben, wie die Hausherrin erst überrascht ist, langsam angespannt wirkt, unhöflich wird und schließlich hysterisch weint.

Die Klärung bzw. Auflösung der Situation wird in Handlung und Dialog gezeigt – es folgen keine Erklärungen.

Charaktere und Szenerie

Auf ausschweifende Charakterbeschreibungen wird ebenso verzichtet wie auf intensive Szeneriebeschreibungen. Lediglich die wichtigsten Informationen werden erläutert. Allerdings sollte der Autor bei einer Kurzgeschichte nicht auf die Regel "Zeigen, nicht beschreiben!" verzichten. Sie ist in der Kurzgeschichte ebenso wichtig wie in einem ausführlichen Roman. Bei Charakteren gilt die Regel:

So wenig wie möglich, aber nichts Wichtiges auslassen

In der Kurzgeschichte interessiert es niemanden, welchen Schulabschluss der Protagonist hat. Es sei denn, es ist für die Geschichte essenziell wichtig.

Offener Schluss / Pointe

Ein offener Schluss bzw. ein geistreicher überraschender Schlusseffekt (Pointe) kann den Leser zum Nachdenken über das Geschehene und zum Füllen jener (oben formulierten) "Lücken" (in Handlung, Charakter, etc.) anregen.