Tipps zum Schreiben

Aus Der DSFo.de Leitfaden
Zur Navigation springenZur Suche springen
Diese Tipps zum Schreiben sind keine ehernen Gesetze. Vielmehr sind sie eine Sammlung gut gemeinter Ratschläge, basierend auf Erfahrungen der Autorinnen und Autoren, die diese durch eigenes Schreiben sowie durch Analyse zahlloser Texte gesammelt haben. Jede Leserin und jeder Leser ist eingeladen, diesen Artikel zu verändern, zu verbessern und zu vervollständigen. Allerdings bitten wir vor umfassenden inhaltlichen Änderungen darum, die Änderungsvorschläge auf der Diskussionsseite vorzustellen und mit den anderen Autorinnen zu besprechen, um unnötigen Ärger zu vermeiden, ehe die Änderungen in den Artikel übertragen werden.
Euer Team DSFo.de

Dieser Artikel stellt eine Einführung in die handwerklichen Aspekte des Prosa-Schreibens dar. Es wird Wert darauf gelegt, wichtige Elemente des Schreibhandwerks kurz vorzustellen und übersichtlich zusammenzufassen. Dieser Artikel erhebt ausdrücklich nicht den Anspruch, allumfassend über das Thema zu informieren, sondern soll vielmehr dem Einstieg und der Übersicht dienen. Damit richten sich diese Tipps sowohl an Schreibanfänger, die eine Geschichte aus ihrem Kopf auf Papier (oder in eine Textdatei) bannen möchten, als auch an fortgeschrittene Schreiber, die sich bestimmte Kenntnisse in Erinnerung rufen möchten.

Die Tipps beziehen sich dabei ausschließlich auf das Schreiben selbst, nicht etwa auf das Plotten und Entwickeln einer Geschichte oder eines Protagonisten.

Perspektive

Die Perspektive definiert die Erzählsituation und damit den Blickwinkel, aus der eine Geschichte (bzw. eine Szene einer Geschichte) erzählt wird.

In der Belletristik werden heute vor allem zwei Arten von Perspektiven verwendet: die Ich-Perspektive sowie die personale Er/Sie-Perspektive, die auch intime dritte Person genannt wird. Die Ich-Perspektive und die intime dritte Person unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, dass bei ersterer das Pronomen ich und bei letzterer das Pronomen er bzw. sie verwendet wird. Daher wird nun die personale Perspektive erläutert, ohne einen Unterschied zwischen der Ich- und der Er/Sie-Perspektive zu machen.

In der personalen Erzählsituation schlüpft der Leser quasi in die Haut der Protagonistin (oder des Protagonisten). Die Autorin schildert die Handlung und die Umgebung so, wie die Protagonistin sie erlebt und sieht. Dazu gehört auch, Empfindungen oder Gefühle der Protagonistin wiederzugeben.

Nicht möglich ist es, Gedanken anderer Figuren zu schildern, weil die Protagonistin diese ja nicht lesen kann. Gefühle anderer Figuren können aber trotzdem eingebracht werden, indem die Protagonistin zum Beispiel Reaktionen, Äußerungen oder Mimik der betreffenden Figur interpretiert.

Wenn die die personale Perspektive eingehalten wird – das heißt, wenn die Autorin nicht mitten in einer Szene davon abweicht und Handlungen aus einer anderen Sichtweise als der der Protagonistin beschreibt –, so ermöglicht dies dem Leser, mit der Protagonistin mitzufieben und zu erleben, was diese erlebt.

In einem Roman ist es möglich, mehrere Protagonisten und damit mehrere personale Erzähler zu haben. (Dies wird häufig multipe Ich- bzw. Er/Sie-Perspektive genannt.) Jeder Protagonist kann dabei Geschehnisse und Handlungen aus seiner eigenen Sichtweise (Perspektive) schildern. Wichtig ist, nicht willkürlich innerhalb einer Szene zwischen den einzelnen Perspektiven der verschiedenen Protagonisten hin und her zu wechseln, sondern einen Wechsel der Perspektivperson zum Beispiel durch eine Leerzeile oder das Beginnen eines neuen Kapitels kenntlich zu machen.

Tipps

  • Schildere Empfindungen und Handlungen aus Sicht der Protagonistin.
  • Wechsle nicht mitten in einer Szene die Perspektive.

Weitere Artikel zum Thema

Kopfkino und der Grundsatz Zeigen, statt beschreiben

Als Kopfkino bezeichnet man ein bestimmtes Gefühl, das beim Leser während der Lektüre entsteht; das Gefühl, die beschriebene Handlung oder den beschriebenen Schauplatz wie in einem Kinofilm vor einem inneren Auge zu sehen. Kopfkino zu erzeugen sollte das Ziel eines Autors sein, der mit seiner Geschichte den Leser packen will. Hat ein Leser ein Kopfkinoerlebnis, ist dies ein Zeichen dafür, dass er völlig in die Geschichte eingetaucht ist und mit der Protagonistin mitfiebert.

Erreicht werden kann dies zum Beispiel dadurch, dass alle Sinne des Lesers angesprochen werden, aber auf eine objektive Bewertung und Erklärung der Geschehnisse verzichtet wird. Dazu müssen genau jene Möglichkeiten, die eine personale Erzählsituation bietet, ausgeschöpft werden, welche da wären: die Darstellung dessen, was die Protagonistin macht, sieht, hört, schmeckt, riecht und fühlt. Häufig wird dies auch mit der Empfehlung Zeigen, nicht beschreiben (englisch Show, don’t tell) in Verbindung gebracht. Damit ist gemeint, dass die Romanwelt nicht von der Autorin beschrieben oder erklärt werden soll, sondern dass zum Beispiel Details über Schauplätze in die Handlungen der Protagonistin eingeflochten werden. Der Leser erhält also die Sinneseindrücke der Protagonistin und muss daraus selbst gedanklich ein Gesamtbild konstruieren, um das Geschehen und die Umgebung der Protagonistin zu verstehen, was zu einem Kopfkinoerlebnis führt.

Wichtig ist dabei, konkrete Bilder zu verwenden. Die Schilderung von Allgemeinplätzen lässt beim Leser keine oder höchstens sehr unscharfe Bilder entstehen, die kein Eintauchen in die Geschichte zulassen. Dazu sind einige konkrete Details nötig, die die Ereignisse, die Handlungsorte und die Empfindungen der Protagonistin lebendig werden lassen. Häufig reichen dafür einige wenige Einzelheiten. Die Autorin zeigt dem Leser quasi die Geschichte, überlässt es aber dem Leser, aus den geschilderten Details gedanklich eine Geschichte, einen Charakter oder einen Schauplatz zusammenzufügen. Dadurch, dass der Leser selbst denken muss, wird er viel stärker in das Geschehen hineingezogen.

Tipps

  • Beschreibe nicht Handlungen und Schauplätze, sondern schildere, wie diese auf die Protagonistin einwirken und was sie dabei empfindet.
  • Benutze dabei alle Sinne deiner Protagonistin.
  • Verwende lieber einzelne konkrete kleine Details als umfassende, allgemein gehaltene Schilderungen.

Weitere Artikel zum Thema

Satzkonstruktion

Viele Autorinnen meinen, durch besonders ungewöhnliche oder originelle Formulierungen und innovative Bilder das Interesse des Lesers wecken zu können. Häufig erzielt dies aber genau den gegenteiligen Effekt. Ungewohnte Satzkonstruktionen lassen den Leser stocken, mitunter muss er die Lektüre sogar unterbrechen, um schräge, missverständliche oder ungewollt komische Formulierungen zu verstehen. Dies ist unbedingt zu vermeiden, schließlich soll der Leser vom Inhalt mitgerissen werden. Eine Autorin sollte sich daher darauf konzentrieren, die Handlung mithilfe einfacher Satzkonstruktionen zu vermitteln. Einfach muss dabei nicht langweilig heißen. Vielmehr können dem Leser insbesondere durch treffend gewählte, ausdrucksstarke Verben sehr gut Bilder vermittelt werden.

Verben

Verben drücken Bewegungen, Handlungen und Empfindungen aus und sind daher das sprachliche Mittel der Wahl, um ein Kopfkinoerlebnis zu erzeugen. Lebhafte, passende Verben zu finden ist daher eine wichtige Aufgabe der Autorin und eine gute Gelegenheit, den Text originell zu gestalten. Satzkonstruktionen mit den Hilfsverben war und haben sowie Verben wie stehen und (sich) befinden sollten dabei vermieden werden, weil die genannten Verben statisch sind und keine Identifikation des Lesers mit der Protagonistin veranlassen. Verben wie sehen und fühlen sind häufig überflüssig. In der personalen Perspektive ist alles, was geschildert wird, ein Erlebnis der Protagonistin. In vielen Fällen können treffendere Formulierungen mit stärkeren Verben gefunden werden, die konkreter auf das eigentliche Geschehen eingehen. Wendungen wie sie fühlte und sie sah verschieben nämlich das Geschehen, das eigentlich präsentiert werden soll, in einen Nebensatz. Streicht man die Wendungen wie sie sah und formuliert das Geschehen stattdessen als Hauptsatz, wirkt dies viel eindringlicher beim Lesen.

Adjektive und Adverbien

Adjektive sind dazu da, die Bedeutung eines Substantivs zu verändern bzw. zu konkretisieren. Genauso verändert ein Adverb die Aussage eines Verbs. Beim Schreiben geschieht es häufig, dass, statt nach dem passenden Substantiv oder dem passenden Verb zu suchen, ein Adjektiv oder ein Adverb zu Hilfe genommen wird, um dem Substantiv bzw. Verb, dass der Autorin als erstes eingefallen ist, die Aussage zu verleihen, die der Satz eigentlich braucht. Daher sollte bei Adjektiven und Adverbien immer darauf geachtet werden, ob sie wirklich nötig sind oder ob es nicht ein besseres Substantiv oder Verb gibt, dass die Handlung besser ausdrückt und dazu kein zusätzliches Adjektiv bzw. Adverb mehr benötigt. So kann die vielfach verteufelte Adjektivitis verhindert werden. An manchen Stellen sind Adjektive gut, um feine Details auszudrücken, dann sollte ein möglichst unverbrauchtes und konkretes Adjektiv gewählt werden. Der Verzicht auf unnötige Adjektive macht es aber möglich, dann solche Adjektive auch zu setzen, ohne dass der Text adjektivlastig wird.

Tipps

  • Vermeide unnötig komplizierte Konstruktionen und Bilder, die den Lesefluss stören.
  • Benutze ausdrucksstarke Verben, um Handlungen, Empfindungen und Gefühle auszudrücken.
  • Reduziere den Gebrauch von Adjektiven und Adverbien durch die Wahl treffender Substantive und Verben.

Weitere Artikel zum Thema

Hintergrundinformationen

Hintergrundinformationen machen aus einem mageren Plotgerüst eine interessante Geschichte. Es ist daher zweifellos sinnvoll, wenn die Autorin sich soviele Gedanken über Hintergründe und Zusammenhänge ihrer Geschichte macht wie möglich. Eine andere Frage ist allerdings, in welcher Form diese Informationen dann in der eigentlichen Geschichte auftauchen. Vor allem unerfahrene Autorinnen haben häufig das Gefühl, dem Leser gleich am Anfang eines Textes möglichst viele Informationen präsentieren zu müssen, damit der Leser die Geschichte überhaupt verstehen kann. Dies resultiert dann in regelrechten Informationsblöcken: ganze Absätze voll mit Beschreibungen von Personen, Gebäuden, Städten, der Wetterlage oder historischen Ereignissen.

Leser neigen dazu, solche Absätze zu überspringen oder – schlimmer noch – ganz mit dem Lesen aufzuhören, weil eine zu trockene Beschreibung von Hintergründen verhindert, dass der Leser in die Geschichte eintaucht. Daher sollten Hintergrundinformationen nie geballt vermittelt werden, sondern in die Handlung eingeflochten werden.

Ein Schauplatz kann dem Leser zum Beispiel veranschaulicht werden, indem die Protagonistin eine Handvoll Details des Handlungsortes ertastet, erkennt, riecht oder hört, und zwar während sie sich hindurch bewegt oder auf andere Weise handelt. Absätze mit Hintergrundinformationen über Personen können häufig ganz vermieden werden, wenn die Informationen stattdessen in eine Szene mit aktiv handelnden Protagonisten verpackt werden. So lassen sich zum Beispiel Charaktereigenschaften darstellen, indem eine konkrete Szene, in der die betreffende Person auf eine bestimmte Weise handelt, geschildert wird.

Viele geübte Autorinnen werfen ihre Leser gleich zu Beginn der Geschichte direkt in die Handlung. Es ist oftmals erstaunlich, wie wenig beschreibende Hintergrundinformationen nötig sind. Ein Name, vielleicht noch eine kurze Ort- oder eine Zeitangabe, sollten am Beginn stehen. Wenn der Leser die Protagonisten zu Anfang in einer Szene trifft, in denen diese handeln oder mit ihrer Umgebung interagieren, reicht dies meist völlig, um einen Einstieg in die Geschichte zu ermöglichen. Wichtige Informationen können dann häppchenweise eingestreut werden.

Tipps

  • Vermeide Informationsblöcke.
  • Bringe Beschreibungen von Schauplätzen und Personen in der aktiven Handlung unter.

Noch mehr Tipps zum Schreiben